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Anmerkungen des Übersetzers 

 

 

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1)  Sitz der politischen Polizei (Tscheka, GPU, NKWD usw.) mit sogenanntem «Innerem Gefängnis».

2)  Die politischen Isolatoren wurden in den ersten Jahren nach der Revolution als Sondergefängnisse für Mitglieder anderer Parteien und kommunistische Abweichler eingerichtet; in den späten dreißiger Jahren gingen sie im übrigen Gefängnissystem auf.

3) Bekannte Autoren sowjetischer Spionageromane.

4) Kadetten wurden die Mitglieder der 1905 gegründeten bürgerlichen, konstitutionell-demokratischen Partei genannt, die in der ersten und zweiten Reichsduma (Volksvertretung) die Opposition stellte und nach der Februarrevolution 1917 unter Beteiligung der Sozialrevolutionäre die Provisorische Regierung bildete.

5) Alle Zitate deutsch nach Lenin, Werke, Berlin 1961, Bd. 26, S. 412 f.

6) Form der lokalen Selbstverwaltung im vorrevolutionären Rußland.

7) Komitee der Dorfarmut.

8 Attentat der Sozialrevolutionärin Kaplan auf Lenin.

9 Im zaristischen Rußland Bezeichnung für Zwangsarbeit in Sibirien; auch Synonym für jede Art Plage und Schwerarbeit.

10 Alle Zitate deutsch nach Lenin, Briefe, Berlin 1969, Bd. 6, S. 46 ff.

11 Umgangssprachliche Kurzbezeichnung für die Solowezki-Inseln im Weißen Meer und das gleichnamige Kloster darauf, in das schon im Mittelalter widerspenstige Untertanen verbannt wurden. Nach der Oktoberrevolution entstand hier das erste Zwangs­arbeits­lager der Republik.

12 Im Unterschied zum Gewohnheitsverbrecher wie auch zum politischen Häftling ein quasi «ziviler» Gesetzesbrecher, für dessen Bezeichnung es in der deutschen Sprache und Rechtsprechung kein Äquivalent gibt. Ein Geldbörsen stehlender Taschendieb ist ein Krimineller (Urka, Blatnoi, Blatarj), ein in die Kasse greifender Buchhalter ist ein Bytowik; die Unterscheidung ist somit nicht nur eine juristische, sondern auch eine psychologische. Über verschiedene Bytowiki-Delikte schreibt der Verfasser auf S. 88 ff.

13 Die 1922 gegründete Gruppe trat als Erneuerungsbewegung (Obnowlentschestwo) für engere Zusammenarbeit mit der Sowjetmacht auf und stand in Opposition zum damaligen Patriarchen Tichon. Sie löste sich im Zuge der Versöhnung zwischen Stalin und der Patriarchenkirche allmählich wieder auf.

14 Die in Paris erscheinende Zeitschrift der menschewistischen Emigranten.

15 Anhänger einer um 1870 entstandenen literarischen und politischen antizaristischen Richtung, die sich eine Änderung der gesellschaftlichen Verhältnisse durch Aufklärung des Volkes («ins Volk gehen») und durch Aufrechterhaltung der traditionellen russischen Dorfgemeinde (Mir) erhofften.

16 Schlüsselburg: Festung am Austritt der Newa aus dem Ladogasee, in der die prominentesten Gegner des Zarenreiches langjährige Kerkerstrafen verbüßten.

17 Hier heißt es in wörtlicher Übersetzung: «... und Abrechnung (bzw. Vergeltung)». - Alle Majakowski-Zitate in der Nachdichtung von Hugo Huppert aus dem Gedicht «Aufgebot» (1927), enthalten in Majakowski, Ausgewählte Werke, Berlin 1966, Bd. I, S. 265 f.

18 Bezeichnung für das Bauvorhaben des Weißmeer-Ostsee-Kanals (Belomorkanal) 1931/32, bei dem große Kontingente von Strafgefangenen eingesetzt wurden.

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19 Alexander Puschkin war einer der berühmtesten Absolventen des Lyzeums von Zarskoje Selo; der Ort selbst wurde 1937 in Puschkin umbenannt.

20 Das Initialwort für dieses Sonderlager bedeutet im Russischen auch «Elefant» (Slon).

21 Fluß und Gebirge in Ostsibirien. In diesem Landstrich waren in der späteren Stalinära wegen der ergiebigen Goldfelder zahlreiche und äußerst grausame Arbeitslager konzentriert.

22 Hier und im folgenden Anspielung auf Lenins (von der offiziellen sowjetischen Lehre aufgegriffene) Definition der Intelligenz als einer «Zwischenschicht», das heißt, keiner «selbständigen ökonomischen Klasse».

23 Kulak bedeutet ursprünglich «Faust».

24 Selbst die Bezeichnung der Wochentage war damals abgeschafft worden. Es galt z. B. bei der Sechstagewoche jeder sechste, zwölfte, achtzehnte, vierundzwanzigste und dreißigste Tag eines Monats als Wychodnoi denj, als «Ausgangstag».

25 Bezeichnung für Feldmarschall Kutusows Strategie, Napoleon während des Rußlandfeldzugs 1812 tunlichst keine Schlacht zu liefern, sondern ihn statt dessen - sogar unter Preisgabe Moskaus - in die Tiefen des Landes zu locken und erst dann dem französischen Heer die entscheidende Niederlage zu bereiten.

26 Die sogenannte polnische Landesarmee, die im Unterschied zur zweiten polnischen Widerstandsarmee Armija Ludowa (Volksarmee) von der Londoner Exilregierung gelenkt wurde.

27 Die geleisteten Tagewerke (TrucWen - das sind die auf ca. einen Tag berechneten Arbeitsnormen der Kolchosbauern - wurden zwar in Listen vermerkt (Palotschki - Striche), doch die entsprechende Entlohnung mit Geld und Naturalien ließ meist auf sich warten. Die Kolchosernte wurde an den Staat abgeliefert; die Bauern lebten vom Ertrag ihres kleinen Hoflandes, das sie neben der Kolchosarbeit bebauten.

28) Der Dichter Nikolai Gumiljow wurde 1921 als angeblicher Teilnehmer an einer monarchistischen Verschwörung erschossen. Anna Achmatowa war seine erste Frau und die Mutter seines Sohnes.

29 Dieser Stalin-Artikel zu «Fragen der Kolchosbewegung», 1930 erschienen, kritisierte «linke Übertreibungen» bei der Kollektivierung.

30 «Russische Wahrheit»: Das von P. I. Pestel verfaßte Programmdokument des radikaleren Flügels der Dekabristen, jener revolutionären Offiziere, die im Dezember 1825 bei der Vereidigung auf Zar Nikolaus I. einen Putschversuch unternahmen.

31 Russifiziert vom deutschen Wort «Polizei»; ein Mitglied der von den deutschen Besatzungsorganen aufgezogenen einheimischen Polizeihilfstruppe.

32 Titelgestalt der Novelle Der Tod des Iwan lljitsch (1886).

33 In diesem Absatz wurden die russischen Namen in möglichst wortgetreuer Übersetzung wiedergegeben.

34 Von Operatiwnyj Upolnomotschennyj- operativer Bevollmächtigter, allgemein «Gevatter» genannt: ein Offizier des Sicherheitsdienstes bzw. Innenministeriums im Lager, dem die politische Beaufsichtigung aller Häftlinge des betreffenden Abschnitts mit allen vorhandenen Mitteln obliegt. Die Abwicklung politischer Untersuchungsverfahren innerhalb des Lagers gehört ebenfalls zu seiner Kompetenz, so daß er letztlich auch als ein mit Sondervollmachten ausgestatteter Untersuchungsrichter füngiert. Hingegen werden die «Operationen» - Verhaftungen, Haussuchungen und dgl. - von untergebenen Sergeanten durchgeführt.

35 Angehöriger der Sicherheitsorgane (abgeleitet von GB - Staatssicherheitsdienst). Dieser Ausdruck wird so oft gebraucht (in jüngster Zeit Kagehist, von KGB abgeleitet), daß wir ihn als Neologismus russisch-sowjetischer Herkunft belassen wollen.

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36 Das hier vom Verfasser gebrauchte Propagandawort Rowesnik Oktjabrja heißt wörtlich «der Altersgenosse des Oktobers», gemeint ist, der Oktoberrevolution -1917.

37 Gemeint sind Zuwendungen aus den Sonderläden für Parteifunktionäre, von denen bereits die Rede war.

38 Bis zur Einführung der Achselklappen während des Krieges waren die Rangabzeichen der Offiziere der Roten Armee an den Kragenspiegeln angebracht:

Quadrate («Würfel») für die niederen, Rhomben für die höheren Offiziersgrade.

39 Häuptling der berüchtigten Opritschnina, der Ordnungsmacht und Leibwache von Zar Iwan dem Schrecklichen.

40 Russisch t^amordnik. Im Häftlingsjargon der Schild vor den Fenstern der Zelle, der dem Gefangenen den Blick ins Freie versperrte, das Tageslicht hingegen durchließ. In der zweiten Bedeutung: der vom Gericht ausgesprochene, an die verbüßte Haftzeit anschließende Verlust der Bürgerrechte.

41 Im Volksmund wurde (und wird) Lenin einfach «lljitsch», also mit seinem zweiten Vornamen (Vatersnamen) genannt.

42 Richtiger Monomachsmütze: Krönungsreliquie der Moskauer Großfürsten und Zaren bis 1724. Sie geht der Legende nach auf den Kiewer Fürsten Wladimir Monomach (1053-1125) zurück. Das Zitat aus Puschkins Boris Godunow: «Oh, wie schwer bist du, Mütze des Monomach!» steht als geflügeltes Wort für die Bürde der Macht.

43 Dekabristen-Aufstand in St. Petersburg, zehn Jahre nach dem europäischen Feldzug der russischen Armee.

44 Spitzname von William Joyce, eines Führers der Faschistischen Partei in England. Er verließ seine Heimat kurz vor Kriegsausbruch und war von September 1939 an Sprecher und Redakteur der England-Abteilung des «Auslandsdienstes» im Reichsrundfunk in Berlin. 1945 wurde er in London des Hochverrats angeklagt und am 3.1.1946 hingerichtet.

45 Nach bis heute bestehender sowjetischer Rechtsgepflogenheit das Verbot, sich in bestimmten Städten und Gebieten anzusiedeln, bzw. die Zwangsausweisung eines dort Wohnhaften (vgl. Seite 45).

46 Revolutionäre Geheimorganisation zum Sturz des Zarentums. Die 1879 begonnene Serie aufsehenerregender Terroranschläge gegen hohe Würdenträger gipfelte in der Ermordung des Zaren Alexander II. am l. 3. 1881. Andrej Scheljabow, ein Führer der Organisation, wurde zusammen mit anderen vor Gericht gestellt und hingerichtet. - Nicht zu verwechseln mit der Naroduifri-Bewegung, siehe Anmerkung 15.

47 Siehe Anmerkung 6.

48 Mitglieder des während der Revolution von 1905 gegründeten extrem rechtsorientierten «Bundes des russischen Volkes», einer Organisation, die vor allem bei antijüdischen Pogromen und bei der «Befriedung» von Arbeiterunruhen in Aktion trat; synonym für «Erzreaktionäre» oder auch für «militante Antisemiten».

49 Oberbefehlshaber der russischen Armee unter der Provisorischen Regierung. Wurde, weil er sich den Befehlen des Sownarkom nicht beugte, Ende November 1917 von Soldaten gelyncht.

50 Hier verwendet der Verfasser das Wort hun-wei-bin, die chinesische Bezeichnung für die Rotgardisten, die Träger der chinesischen Kulturrevolution.

51 Arthur Koestler setzte sich vor allem in zwei Werken mit den Methoden der GPU auseinander: Sonnenfinsternis (deutsch 1948) und Der Yogi und der Kommissar (deutsch 1950). 

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52 Stalins Deckname in der Illegalität. 

53 Im Moskauer Gewerkschaftshaus fanden die großen Schauprozesse der Jahre 1936-38 statt.

54 Ehemalige exklusive Erziehungsanstalt für höhere Töchter, ab August 1917 Sitz des Petrograder Sowjet und des Allrussischen Exekutivkomitees (WZIK) sowie des bolschewistischen militärischen Revolutionskomitees, das den bewaffneten Aufstand am 25. iq. 1917 leitete. Danach und bis zur Verlegung der Hauptstadt nach Moskau (März 1918) auch Sitz der Regierung, des Sownarkom.

55 Nach seiner Rückkehr aus der Schweiz im April 1917 konzipierte Lenin die Thesen von der Überleitung der bürgerlichen (Februar-) Revolution in eine proletarische. Daraus die Losungen: «Keinerlei Unterstützung der Provisorischen Regierung!» und «Alle Macht den Sowjets!»

56 Anspielung auf Stalins «Kurzen Lehrgang der Geschichte der KPdSU», den obligaten Lehrstoff ebenso obligater unzähliger Schulungskurse.

57 Das Wort Regime ist hier im Sinne des sowjetischen Strafrechts gebraucht. Es bezeichnet die Art des Lagers, die innere Ordnung darin, somit den Härtegrad der zu verbüßenden Strafe. Auch heute noch unterscheidet das sowjetische Recht Lager mit gewöhnlichem, mit strengem und mit Sonderregime.

58 Auch die deutsche Gaunersprache kennt das Wort freier, doch bezeichnet es, im Unterschied zum Russischen, nicht nur den Nicht-Dieb, den Naivling, den Uneingeweihten (Freier-ursprünglich für Bauer), sondern laut Sigmund Wolfs Wörterbuch des Rotwelschen auch noch den «Aufgestocherten», denjenigen, der zur Begaunerung, zum Bestohlenwerden ausgewählt wurde. Wegen dieses Bedeutungsunterschieds wollen wir im folgenden die russische Schreibform Frajer verwenden.

59 Die russische Endsilbe -lag steht als Abkürzung für «Lager», so z. B. Kargopol-Lag - Lager in Kargopol, Osob-Lag - Sonderlager (Osoby;) usw.

60 Surikow zeigt Alexander Menschikow, den ehemaligen Favoriten Zar Peters I., in seiner Verbannung in Berjosowo.

61 Zitat aus Wladimir Majakowskis «Versen vom Sowjetpaß»; deutsche Nachdichtung von Hugo Huppert, in Majakowski, Ausgewählte Werke, Berlin 1966, Bd. I, S.344.

62 Deutsch: «Rote Presnja»; hieß früher nur Presnja. Industriebezirk von Moskau, Zentrum des Dezemberaufstands während der Revolution von 1905.

63 Die Angesprochenen sind Verfasser von unter Chruschtschow noch zulässigen «parteitreuen» Lagerberichten, das heißt, sie hielten sich an den von der Parteilinie abgezirkelten, amtsbeglaubigten Personenkultrahmen.

64 Das Wort stammt von Pridurjatsja - sich dumm stellen und bedeutet in diesem Kontext, sich mit allen Mitteln vor den allgemeinen Lagerarbeiten drücken. Die Pridurki selber aber gaben dem Wort als Versuch einer Selbstrechtfertigung eine andere Deutung: «Wer bei einem Durak (Dummkopf) im Dienst steht.» Dem deutschen Wort «Drückeberger» fehlt die spezifische Färbung, auch gibt das Wort nicht genau den Sachverhalt wieder, Vergleiche die Erläuterungen des Verfassers in diesem und in anderen Kapiteln.

65 Es handelt sich - analog zum rotwelschen Begriff der faulen jungen - um Verräter, hier im Konkreten um Kriminelle, die das Gesetz der Unterwelt verletzt haben, indem sie in die Dienste der Gefängnis- oder Lager Verwaltung traten bzw. sich überhaupt zu irgendeiner Arbeit herbeiließen.

66 Vom talmudischen Aschmedai: böser Geist, König der Dämonen; steht in der russischen Gaunersprache synonym für Aufseher, Kerkermeister.

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