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1. Die heutige, vom Krieg heimgesuchte, Welt 

Toynbee-1950

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Anders als unsere Vorfahren haben wir heutigen Menschen im Grunde unseres Herzens das Gefühl, daß ein Weltfrieden nunmehr unumgänglich notwendig ist. Wir leben täglich in Angst vor einer Katastrophe und fürchten, daß diese bestimmt über uns herein­brechen wird, wenn es uns nicht gelingt, das Problem eines solchen Friedens zu lösen. Es wäre keine Übertreibung, zu sagen, daß diese Furcht, die wie ein Schatten dunkel über unserer Zukunft liegt, beginnt, uns selbst bei den gewöhnlichsten Verrichtungen des täglichen Lebens geistig zu lähmen. Ja, sofern wir den Mut aufbringen, dieser Furcht nüchtern ins Auge zu sehen, werden wir nicht dadurch belohnt, daß wir sie als bloße Panikstimmung mit Verachtung von uns weisen können. Das Schlimmste an dieser Furcht ist die unleugbare Tatsache, daß sie ihre Wurzeln nicht in unserem Gefühl, sondern in unserem Verstande hat.

Wir haben eine so schreckliche Angst vor der unmittelbaren Zukunft, weil wir in der jüngsten Vergangen­heit eine furchtbare Erfahrung gemacht haben. Und die Lehre, die uns diese Erfahrung als festen Besitz hinterlassen hat, ist in der Tat erschreckend. Unsere Generation hat durch Leiden zwei höchst bedeutsame Tatsachen erkannt; erstens, daß in unserer abendländischen Gesellschaft die Einrichtung des Krieges noch in voller Kraft ist; und zweitens, daß es unter den gegebenen technischen und sozialen Voraussetzungen in der abendländischen Welt keinen Krieg mehr geben kann, der nicht zu gegenseitiger Vernichtung führt. 

Diese beiden Wahrheiten haben wir durch unsere Erfahrungen in den Weltkriegen von 1914-18 und 1939-45 eingesehen. Aber das Unheilvollste an diesen Kriegen ist die Tatsache, daß sie weder für sich alleinstehen, noch etwas Erstmaliges sind. Sie waren vielmehr zwei Kriege in einer ganzen Reihe. Und wenn wir diese ganze Reihe in einer zusammenfassenden Übersicht betrachten, dann entdecken wir, daß es sich nicht nur um eine gewöhnliche, sondern um eine fortschreitende Reihe handelt. In der Geschichte unserer abendländischen Neuzeit ist Krieg auf Krieg mit immer größerer Heftigkeit gefolgt.

Und heute ist es schon erkennbar, daß der Krieg von 1939-45 noch nicht der Höhepunkt dieser ansteigenden Entwicklung war. Wenn sich die Reihe fortsetzt, wird auch diese Entwicklung unzweifelhaft immer weiter voran­getrieben werden. Und eines Tages werden die Schrecken des Krieges dermaßen ins Ungeheure gewachsen sein, daß ihnen die Selbstvernichtung der kriegführenden Gesell­schaft ein Ende setzen wird.

Wir wollen uns jetzt daran erinnern, daß diese fortschreitende Reihe abendländischer Kriege, von denen der Krieg von 1939-1945 der jüngstvergangene, aber vielleicht nicht der letzte war, eins von zwei Kapiteln einer Geschichte ist, die wir schon in anderem Zusammenhang betrachtet haben. Wir haben festgestellt, daß die Geschichte unserer abendländischen Kriege in der sogenannten Neuzeit in zwei Folgen aufgegliedert werden kann. Diese sind einmal rein zeitlich durch eine Ruhepause voneinander getrennt und zum andern durch einen Unterschied des Zieles — oder wenigstens des Vorwandes — ihrem Wesen nach verschieden.

Die erste Folge machen die Religionskriege aus, die im 16. Jahrhundert begannen und im 17. aufhörten, die zweite die Volks­kriege, die im 18. Jahrhundert begannen und noch die Geißel unseres 20. sind. Diese grausamen Religions- und Volkskriege sind voneinander getrennt durch ein Zwischenspiel gemäßigter Kriege, die zum »Zeitvertreib der Könige« geführt wurden. Dieses Zwischenspiel begann offenbar auf dem Festland nicht vor dem Ende des Dreißigjährigen Krieges im Jahre 1648 und in Großbritannien nicht vor der Wiederherstellung der Monarchie in England im Jahre 1660; und es ist ebenso handgreiflich, daß die Ruhepause nicht über den Ausbruch des Französischen Revolutionskrieges hinausreicht, wobei wir die Frage offen lassen, ob sie den Amerikanischen Unabhängigkeitskrieg von 1775-1783 überdauerte.

Wenn wir die Sache genauer untersuchen, können wir das »Goldene Zeitalter« der Mäßigung auch auf die Zeitspanne von 1732 bis 1755 beschränken. In diesem Fall wäre die Vertreibung der protestantischen Minderheit aus dem geistlichen Fürstentum Salzburg in den Jahren 1731—1732 als der letzte wirkliche Akt religiöser Verfolgung in Westeuropa anzusehen; und die Vertreibung der französischen Bevölkerung aus Arkadien im Jahre 1755 hätte als der erste wirkliche Akt der Verfolgung um des Volkstums willen zu gelten, der in Nordamerika vorkam.

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Auf jeden Fall ist die Pause deutlich erkennbar. Und welche Daten wir auch als Anhaltspunkte für eine zeitliche Abgrenzung wählen mögen, das Spiel wird immer in dieselben drei Akte in derselben Reihenfolge zerfallen, und diese Reihenfolge der Akte wird dieselbe Handlung darstellen. Diese zugrunde liegende Handlung, und nicht eine oberflächliche Zeiteinteilung, ist das, worauf es bei unserer gegenwärtigen Untersuchung ankommt. Und können wir nicht in der Handlung dieses Dreiakters mit seinen beiden Gängen grausamer und seinem Zwischenspiel maßvoller Kriege das Muster einer auf einen Niedergang folgenden »Zeit der Wirren« mit ihren beiden Anfällen und einer dazwischenliegenden Atempause erkennen? Wenn wir die neuere Geschichte unserer abendländischen Welt unter diesem Gesichtspunkt genau untersuchen, werden wir finden, daß sich alles ganz genau so verhält.

Wenn man annimmt, daß der Ausbruch der Religionskriege im 16. Jahrhundert ein Zeichen sozialen Nieder­gangs war, dann ist die erste Erholung einer sich seitdem auflösenden abendländischen Gesellschaft in der Bewegung zugunsten religiöser Duldung zu sehen, die im Laufe des 17. Jahrhunderts die Oberhand gewann und den Religionskriegen ein Ende machte. Dieser Sieg des Grundsatzes der Toleranz auf religiösem Gebiet hatte für mehrere Generationen jenes Zwischenspiel der Mäßigung zur Folge, das der leidenden abendländischen Welt eine willkommene Atempause zwischen dem ersten und dem zweiten Anfall ihrer lebens­gefährlichen Erkrankung verschaffte. 

Und wir werden eine weitere Übereinstimmung finden, wenn wir die Tatsache feststellen, daß die Erleichterung nur vorübergehend und nicht von Dauer war, und wenn wir weitergehen und nach der Ursache forschen. Denn wie eine genaue Untersuchung zeigt, läßt der Verlauf eines Auflösungsprozesses erwarten, daß der Erholung ein Rückfall folgt; und er läßt uns ebenfalls erwarten, daß das stets wiederholte Versagen in jedem Fall durch ein besonderes Moment der Schwäche erklärt werden kann, das die verfrühte Erholung wieder verdirbt. 

Sind nun diese Erwartungen im Falle unseres Abendlandes erfüllt? Wir müssen auch in diesem Falle sagen, daß der Grund für die mangelnde Dauerhaftigkeit der Erholung ebenso deutlich, wie der bloße Tatbestand offensichtlich ist.

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Der Grundsatz der Toleranz in unserer abendländischen Neuzeit hat deshalb keine endgültige Rettung bringen können, weil er — wie wir gestehen müssen — ungesund war. Der Geist, der zur Toleranz geführt hat, war ein Geist der Enttäuschung, der Furcht und des Hohnes, und nicht des Glaubens, der Hoffnung und der Liebe. Die Bewegung war in ihrem Wesen negativ, und nicht positiv. Und der Boden, auf den die Saat fiel, war unfruchtbar.

»Etliches fiel in das Steinige, wo es nicht viel Erde hatte, und ging bald auf, darum daß es nicht tiefe Erde hatte. Als aber die Sonne aufging, verwelkte es, und dieweil es nicht Wurzel hatte, ward es dürre.«

Als die sengende Glut des religiösen Fanatismus sich selbst verzehrt hatte, hüllte der Grundsatz der Toleranz das vertrocknete Christentum unseres neuzeitlichen Abendlandes plötzlich und unerwartet in frisches Grün. Aber auch dieses Grün ist — nicht weniger plötzlich und unerwartet — verdorrt, seitdem die heißere Glut des nationalen Fanatismus die Welt erfüllt. Im 20. Jahrhundert sehen wir, wie unsere aus dem 17. Jahrhundert stammende Duldsamkeit bedingungslos vor dem Dämon der Gewalt kapituliert, dessen Angriff sie nicht hat widerstehen können. Und die Ursache dieser unheilvollen Schwäche liegt auf der Hand.

Eine Toleranz, die nicht im Glauben wurzelt, kann deshalb keine Macht über den abendländischen Menschen ausüben, weil der menschlichen Natur ein geistiges Vakuum unerträglich ist. Wenn das Haus, aus dem ein unreiner Geist ausgefahren ist, leer und unbewohnt gelassen wird, wird der für eine Weile ausgewiesene Besitzer früher oder später mit einem Gefolge noch böserer Geister wieder seinen Einzug halten, und es wird nachher schlimmer sein, als es vorher war. 

Die Volkskriege sind deshalb noch verwerflicher als die Religionskriege, weil ihr Ziel — oder ihr Vorwand — weniger erhaben und weniger vergeistigt ist. Wenn man hungrigen Menschen, die um ein Stück Brot gebeten haben, einen Stein gibt, kann man sie nicht davon zurückhalten, ihren Hunger mit dem ersten besten Stück Aas zu stillen, das ihnen in den Weg kommt. Sie werden sich nicht abschrecken lassen, wenn sie der, der ihnen den Stein gegeben hat, warnt und ihnen sagt, daß das vom Himmel gesandte Aas vergiftet ist.

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Und selbst wenn der angedrohte Todeskampf schon in den Eingeweiden der Elenden wütet, werden sie fortfahren, das vergiftete Fleisch mit unvermindertem Appetit zu verzehren, bis der Tod ihrer Gier ein Ende setzt. So wurde einst in Sizilien ein geschlagenes athenisches Heer, als es in einem völlig ausgetrockneten Landstrich Ruhe suchte und keine fand, wahnsinnig vor Durst. Da tranken die gequälten Krieger unbesonnen aus dem Asinarus und ließen sich nicht dadurch beirren, daß die Feinde sie vom Ufer aus niederschossen, und das Wasser des Flusses sich schon rot färbte vom Blut der bereits hingeschlachteten Kameraden der noch im Sterben Trinkenden.

Es gibt jedoch noch einen anderen Punkt, in dem die Geschichte unserer abendländischen Neuzeit mit dem Muster der »Zeit der Wirren« einer sich auflösenden Gesellschaft übereinstimmt; und dies ist vielleicht der beunruhigendste von allen Überein­stimmungspunkten. Unsere Untersuchung hat uns gezeigt, daß der Anfall, der der eingeschobenen Atempause folgt, in der Regel heftiger ist als der, der ihr vorausgeht. Und diese Regel wird im Falle unseres Abendlandes sicherlich bestätigt, wenn wir die Volkskriege als den zweiten und die Religionskriege als den ersten Anfall unserer Krankheit ansehen.

Unsere Vorfahren, die die frühere Folge der grausamen abendländischen Kriege führten, haben uns an Vernichtungswillen wahrscheinlich nicht nachgestanden. Aber zum Glück für sie und ihre Nachkommen fehlten ihnen die Mittel, über die wir jetzt zu unserem und unserer Kinder Schaden verfügen. Ohne Zweifel waren die Religionskriege viel schlimmer als die der voraus­gehenden Zeiten, in denen unsere abendländische Christenheit fraglos noch im Wachsen begriffen war; und zwar in Hinsicht sowohl auf die Erbitterung, mit der sie geführt wurden, als auch auf die zur Verfügung stehenden Mittel und die technische Fähigkeit, diese zur Anwendung zu bringen. Den Religionskriegen waren die Erfindung des Schießpulvers und die großen Entdeckungsreisen voraufgegangen, die, zumindest äußerlich, die Reichweite der abendländischen Gesellschaft von einem kleinen Winkel des eurasischen Kontinents bis in das Hinterland aller befahrbaren Meere ausgedehnt hatten. 

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Und als die mittelamerikanische und die Andenwelt von den spanischen Konquistadoren entdeckt, erobert und ausgebeutet waren, wurden die Gold- und Silberbarren, die in den Schatzkammern von Tenochtitlan und Cuzco aufgehäuft worden waren, schließlich dazu verwandt, Söldner für die Schlachtfelder der europäischen Religionskriege zu bezahlen. Gerade so hatten einst nach der entsprechenden Ausweitung der hellenischen Welt durch die Heldentaten Alexanders die von den Achämeniden in Ekbatana und Susa aufgestapelten Schätze ihren Weg in die Hände der Söldner gefunden, die die Kriege der Diadochen und Nachfolger Alexanders auf den Schlachtfeldern Griechenlands ausfochten. 

Ferner waren die Berufssoldatenheere, die in der abendländischen Welt des 16. und 17. Jahrhunderts von dem plötzlich gewaltig vermehrten Vorrat der Fürsten an Edelmetall unterhalten wurden, nicht nur zahlen­mäßig stärker als die alten Ritterheere Westeuropas nördlich der Alpen. Sie waren auch fürchterlicher bewaffnet und, was noch schlimmer ist, heftiger erregt gegen einen Feind, der jetzt in der Regel nicht mehr nur als Gegner im Kampf, sondern als Ungläubiger angesehen wurde. Wenn Ludwig der Heilige oder Kaiser Friedrich II. hätten ins Leben zurückgerufen werden können, um Augenzeugen der abendländischen Kriege des 16. und 17. Jahrhunderts zu werden, wären sie zweifellos entsetzt gewesen über die Grausamkeit, mit der die Religionskriege infolge der vereinigten Wirkung dieser verschiedenen Ursachen geführt wurden. 

Aber wir können als ebenso sicher annehmen, daß der Herzog von Alba und Gustav Adolf nicht weniger entsetzt gewesen wären, wenn sie ihrerseits ins Leben hätten zurückkehren können, um die späteren Volks­kriege in Augenschein zu nehmen. Diese neuere Folge der grausamen abendländischen Kriege, die im 18. Jahrhundert begann und im 20. noch nicht beendet ist, ist durch zwei gewaltige Triebkräfte zu ihrem noch nicht dagewesenen Grad der Heftigkeit gebracht worden: Demokratie und Industrialisierung

Diese beiden Mächte haben in der jüngsten Zeit begonnen, die Kriege unserer abendländischen Welt zu erfassen; in einer Zeit, in der diese Welt die erstaunliche Leistung vollbracht hat, die ganze Erdoberfläche und die gesamte lebende Generation der Menschheit in sich aufzunehmen. Unser jetziger Zustand ist schlimmer als der vorige, weil wir in diesem gewaltig vergrößerten Hause von Teufeln besessen sind, die schrecklicher sind als alle, die je — selbst im 16. und 17. Jahrhundert — unsere Vorfahren gequält haben.

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Sollen diese Teufel in unserm leeren und ausgefegten Hause wohnen, bis sie uns zum Selbstmord getrieben haben? Wenn die Übereinstimmung zwischen der neueren Geschichte unserer abendländischen Kultur und der Geschichte der »Zeit der Wirren« anderer Kulturen sich bis auf die Chronologie erstreckt, dann ist anzunehmen, daß die abendländische »Zeit der Wirren«, die allem Anschein nach im 16. Jahrhundert begonnen hat, im 20. zu Ende gehen wird. Diese Aussicht kann uns zittern lassen. 

Denn in anderen Fällen ist der große Abschluß, der eine »Zeit der Wirren« beendet und einen Universal­staat eingeleitet hat, ein selbst beigebrachter Todesstoß gewesen, von dem sich die betroffene Gesellschaft niemals wieder hat erholen können. Müssen auch wir unseren Weltfrieden für diesen schrecklichen Preis erkaufen? Diese Frage können wir nicht selbst beantworten; denn das Schicksal einer lebenden Kultur ist für ihre Träger so verhüllt wie für die Gelehrten eine ausgestorbene Kultur, von der nur unentzifferte Schriftstücke oder stumme Artefakten übriggeblieben sind. Wir können nicht mit Sicherheit sagen, daß unser Urteil gesprochen ist; aber auch das Gegenteil ist uns nicht verbürgt. Denn dann würden wir annehmen, daß wir nicht wie andere Menschen sind; und eine solche Annahme würde im Widerspruch stehen zu allem, was wir von der menschlichen Natur durch Betrachtung der Dinge um uns herum oder unseres eigenen Inneren wissen.

Die beklemmende Dunkelheit unseres Nichtwissens ist eine Herausforderung, der wir nicht ausweichen können; und unser Schicksal hängt von unserem Verhalten ab.

»Ich träumte; und siehe, ich sah einen in Lumpen gekleideten Mann; er stand auf einem bestimmten Platz, hatte das Gesicht von seinem Hause weggewendet, ein Buch in der Hand und eine große Last auf dem Rücken, Ich schaute ihn an und sah, daß er sein Buch öffnete und darin las. Und da er las, weinte und zitterte er; und als er sich nicht länger halten konnte, brach er aus in den jammervollen Ruf: <Was soll ich tun?>«

Nicht ohne guten Grund war Christ in so arger Bedrängnis.

»Ich habe die gewisse Mitteilung erhalten, [sagte er,] daß unsere Stadt mit Feuer vom Himmel verbrannt werden wird, und in diesem entsetzlichen Untergang werde ich selbst und auch du, mein Weib, und ihr, meine lieben Kinder, elendiglich zugrunde gehen, wenn nicht — aber noch sehe ich ihn nicht — ein Weg zu finden ist, auf dem wir aus unserer Lage befreit werden können.«

Wie wird sich Christ auf diese Herausforderung hin verhalten? Wird er bald nach diesem, bald nach jenem Weg schauen und doch nicht von der Stelle kommen, weil er nicht weiß, wohin er gehen soll? Dann wird das Feuer vom Himmel auf die Stadt der Zerstörung herabsteigen, und er wird als armseliges Opfer in einer Massenvernichtung umkommen, die er in böser Ahnung vorausgesagt hat und der er doch nicht entfliehen konnte. Oder wird er anfangen zu laufen — und immer weiter laufen und rufen: »Leben! Leben! Ewiges Leben!« — und dabei unverwandt nach einem hellen Licht schauen und auf eine ferne Pforte zueilen? 

Wenn die Antwort auf diese Frage nur von Christ selbst abhinge, dann könnte unser Wissen von der Einheitlichkeit der menschlichen Natur uns geneigt machen anzunehmen, daß Christ dem Tode, und nicht dem Leben geweiht ist. Aber in der klassischen Wendung des Mythus, so erfahren wir, bleibt der Vorkämpfer des Menschengeschlechts nicht ganz auf sich allein gestellt. Nach John Bunyan wurde Christ durch seine Begegnung mit Evangelist gerettet. Und da wir nicht annehmen können, daß Gott in seinem Wesen weniger beständig ist als der Mensch, können und müssen wir flehen, daß Gott die Frist, die er unserer Gesellschaft einmal gewährt hat, uns auch ein zweites Mal nicht verweigert, wenn wir mit zerknirschtem Geist und gebrochenem Herzen darum bitten.

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