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Die südlichen Länder werden am stärksten betroffen sein, in feuchten tropischen Gebieten kann schon ein geringer Anstieg der Temperaturen und der Feuchtigkeit sich mörderisch auswirken, selbst bei Temperaturen unter 30°C.(22) Und in subtropischen Zonen kann die Hitze noch höhere Spitzenwerte erreichen.

Laut dem Weltklimarat IPCC gibt es zwei Optionen für die Zukunft. Im ersten Fall, wenn der CO2-Ausstoß in den kommenden Jahren ganz gewaltig reduziert werden sollte (und, ehrlich gesagt, bei dem Rhythmus - nämlich null -, in dem er sich gegenwärtig vollzieht, zweifle ich sehr daran!), würde das unbewohnbar werdende Gebiet ein Viertel des Globus ausmachen und die halbe Menschheit betreffen.

Die Wissenschaft ist noch pessimistischer und schätzt, dass die zweite Option, wonach die Treibhausgas-Emissionen noch zunehmen werden, die wahrscheinlichere ist. In dem Fall, das sahen wir schon, wird der halbe Erdball betroffen23 und werden 75 Prozent der Weltbevölkerung in Lebensgefahr sein.

Dazu muss man wissen, dass, sogar wenn die Treibhausgas-Emissionen sich bis Ende dieses Jahrhunderts verringern sollten, dennoch 48 Prozent der Weltbevölkerung betroffen sein24 und es auch weiterhin bleiben würden, da CO2 in der Atmosphäre eine »Lebensdauer« von hundert bis zweihundert Jahren hat. Allein das CO2, das unaufhörlich zunimmt, hatte im Jahr 2017405,5 ppm erreicht (»Anteile pro Million« oder, anders ausgedrückt, Anzahl von Milligramm CO2 pro Kilogramm Luft) und war im April 2018 bereits auf 410 ppm gestiegen25. Nach anderen Forschern ist die ppm-Quote (der Gegenwert von CO2) in der Atmosphäre schon bei 490 bis 535 angekommen und wird gegen Ende des Jahrhunderts 855 bis 1130 ppm CO2 erreichen.26

Die Zeit drängt also, gelinde gesagt, dass wir unsere Treibhausgas-Emissionen so schnell wie möglich und definitiv stoppen, wenn wir wollen, dass die Menschheit überlebt.

Hier muss ich mal unterbrechen, doch keine Sorge, nicht für lange; ich muss etwas sagen zu dieser »Lebensdauer« eines Gases, ein Ausdruck, der sich überall findet. Es ist eine falsche Angabe, und ich weiß nicht, warum sie verwendet wird, sicher aus Gründen der Vereinfachung. Ich werde euch die Sache kurz erklären, und damit genug. Ein Gas ist kein Lebewesen, klar, und folglich wird das ausgestoßene CO2 nicht nach hundert oder zweihundert Jahren schlagartig sterben. Es wird in der Atmosphäre allmählich weniger werden, indem es sich in andere Milieus (Ozeane, Boden, Pflanzen) integriert, also im Grunde im Übergang begriffen ist. Die Dauer seiner »Reise« außerhalb der Atmosphäre hängt von vielen Augenblicksfaktoren ab, mit deren Aufzählung ich euch gern verschone.27 Tut mir leid, aber ich kann euch nicht genau sagen, in welcher Zeit ein Gas umgewandelt ist. Sagen wir der Einfachheit halber (die Chemie war während meines Studiums nicht meine größte Stärke), dass ...

Biep. Ihre persönlichen Leistungen in Chemie interessieren niemanden. Kommen Sie wieder zur Sache.
Mein Schreibzensor ist echt gnadenlos, nicht wahr? Einen Moment, ich will ihm nur mal antworten.
»Ich wollte dem Leser damit nur sagen, dass ich bin wie er, ich gehöre zu >Uns, den Leuten<.«

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Ich fahre fort. Sagen wir der Einfachheit halber, man spricht besser von »Halbwertzeit« oder vielmehr »Verweildauer«. Könnt ihr mir folgen? Aber nicht alle Gase »gehen über in etwas« oder »verschwinden« auf die gleiche Weise, das wäre ja viel zu einfach: Methan, zum Beispiel, verschwindet durch Oxidation in der Atmosphäre oder der Stratosphäre28 und ergibt am Ende ... CO2, aber auch Wasser. Bei den fluorierten Gasen (zu denen kommen wir noch, es ist unvermeidlich ...) bewirken die von der Sonne ausgehenden elektromagnetischen Strahlungen sowie die kosmische Strahlung, dass ihre Moleküle in der oberen Atmosphäre zerstört werden. Ein Teil der fluorierten Gase verschwindet auf diese Weise.29

Dennoch sei darauf hingewiesen, dass wenn ich von »Verweildauer« eines Treibhausgases sprechen werde, der Begriff mit Vorsicht zu genießen ist, denn die Zeit, in der ein Gas verschwindet oder das, was von ihm bleibt, umwandelt, ist bei jedem von ihnen eine andere. Und um noch weiter zu vereinfachen, sei gesagt, dass wir auch nach ihrer »Verweildauer« diese Gase nicht auf einen Schlag los sind. Wäre ja auch zu schön. Insgesamt, muss ich sagen, habe ich mich mit dieser Chemie-Passage doch ganz wacker geschlagen und atme erst einmal tief durch. Immerhin hat sie mich so viel Konzentration gekostet, dass ich darüber vergessen habe, meine Wäsche aufzuhängen. Seid so nett und wartet einen Moment, ich komme gleich wieder.

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Biep. Absolut deplatziert, diese Bemerkung. Unpassend, ja sogar etwas vulgär.
Dieser Zensor geht mir allmählich auf den Geist, ich begreife nicht, wieso Wäscheaufhängen etwas Vulgäres hat. Der Typ muss ein Asket sein oder etwas ähnlich Unangenehmes.
Ah, ich sehe, ihr habt auf mich gewartet, habt Dank für eure Engelsgeduld, und nun geht es weiter mit unserer gemeinsamen Reise um die Welt.

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In Asien könnte die zu erwartende, extrem feuchte Hitze einen Teil des Südens bis zum Ende des Jahrhunderts unbewohnbar machen, immer vorausgesetzt, es geschieht bis dahin nichts (Science Advances). In einigen Regionen Indiens, Pakistans und Bangladeschs, einschließlich der fruchtbaren Becken von Indus und Ganges, könnten sich diese tödlichen Hitzewellen schon in einigen Jahrzehnten ereignen.30, 31 Steppe und Wüste im Norden Chinas könnten zur heißesten Zone der Welt werden.32 In der Golfregion werden Spitzenwerte der Feuchtluft die kritische Schwelle fast erreichen oder überschreiten.

Der afrikanische Kontinent wäre in zahlreichen Ländern der Subsahara am härtesten betroffen, gefolgt von Mittel- und Südamerika. Und glaubt ja nicht, weil ihr Europäer seid, dass die Nordhälfte der Erde verschont bleiben wird. Die Vereinigten Staaten und Westeuropa werden gewaltige Hitzewellen erleben, während Nordeuropa und vier Länder Mitteleuropas annähernd verschont bleiben. In Südfrankreich aber, in Italien, auf dem Balkan und vor allem in

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Osteuropa wird die Situation wenig beneidenswert sein.33 Niemand wird vor extremen Wetterereignissen noch vor gegenwärtig nur in den heißen Ländern bekannten Epidemien geschützt sein (zum Beispiel dem Dengue-Fieber; ihr alle wisst, dass die Asiatische Tigermücke, ihr potenzieller Überträger, aber auch die das Chikungunya-Fieber auslösende Stechmücke bereits in Europa angekommen sind und 2015 schon in zwanzig französischen Departements nachgewiesen wurden).34 Und da haben wir noch nicht einmal vom Anstieg des Meeresspiegels gesprochen. (Wenn ihr davon geträumt habt, euch dereinst in einer sonnigen Küstenregion niederzulassen, muss ich euch sagen, dass ihr auf diesen Traum besser verzichten solltet ...)

Und da ich dieses Buch von französischer Warte aus schreibe, will ich erwähnen, dass 2018 das heißeste Jahr seit 1900 war.35 Seit dem Pariser Abkommen vor fünf Jahren, das so sehr begrüßt wurde, hat Frankreich es fertiggebracht, seine Treibhausgas-Emissionen weiter zu erhöhen. Bravo.

Naturkatastrophen werden vermutlich noch zahlreicher werden und Migrationsströme ganzer Bevölkerungsgruppen auslösen. Schon in einem 2012 veröffentlichten Bericht sagte die UNO für das Jahr 2050 über zweihundert Millionen Migranten in der Welt voraus.36 Und möglicherweise könnten bis zum Jahr 2080 Milliarden Menschen unter Unterernährung leiden.

Der letzte schockierende Bericht des Weltklimarats (der unanfechtbar ist, ich wiederhole es) stellt das Pariser Abkommen vom Dezember 2015 infrage: Es könne nicht mehr darum gehen, eine Erderwärmung von 2 °C zu akzeptieren, sondern sie auf 1,5 °C zu begrenzen.

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»Über einen Anstieg von 1,5 °C hinaus wird der gesamte Planet sein Antlitz verändern [...] Und beim gegenwärtigen Rhythmus könnten diese 1,5 °C zwischen 2030 und 2052 erreicht sein.«57 Die erste Maßnahme, immer noch laut Weltklimarat, müsste die Senkung der CO2-Emissionen bis 2030 (in zehn Jahren!) um 45 Prozent gegenüber 2010 sein. Um danach einen Null-Ausstoß bis zum Jahr 2050 zu erreichen. Was die erneuerbaren Energien angeht, so sollten sie bis zur Mitte des Jahrhunderts von 20 Prozent auf 70 Prozent der Elek-troproduktion steigen, die Transportmittel bis zu diesem Datum mit 35 bis 65 Prozent dekarbonisierter Energie betrieben werden und die Industrien ihren C02-Ausstoß um 75 bis 90 Prozent reduzieren. Die UN-Klimakonferenz COP24 in Katowice wäre darum verpflichtet gewesen, die Ziele der COP21 zu korrigieren. Und das hat sie nicht getan, sondern sich an das Ziel +2 °C geklammert.38

Zur Präzisierung sei hinzugefügt, dass der IPCC-Bericht die Auswirkung der tauenden Permafrostböden auf das Klima sowie der gewaltigen Mengen an Methan, die dabei freigesetzt werden, zwar erwähnt, aber nicht mit in seine Berechnungen zum Temperaturanstieg einbezieht. Das Pariser Abkommen und die COP24, so traurig es zu sagen ist, räumen explizit ein, dass man sich dafür entschieden hat, das gesteckte Ziel zunächst in Richtung 2°C zu »überschreiten«, um sich später zu bemühen, zu 1,5 °C zurückzukehren. Diese Strategie eines »Überschreitens« ist äußerst riskant, denn es wird fast unmöglich sein, in der Folge auf ein niedrigeres Niveau umzusteigen und die Phänomene unter Kontrolle zu behalten, die ein Temperaturanstieg von +2°C, und das heißt von +5 °C auf dem Festland, nach sich ziehen werden.

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Diese Entscheidung bedeutet - nicht »vorsätzlich«, aber doch implizit -, das Risiko in Kauf zu nehmen, dass drei Viertel der Menschheit dabei umkommen könnten. Eine unfassbare und wahnsinnig leichtfertige Entscheidung für das Sterben. Wenn bis 2030 nichts Grundsätzliches unternommen wird und dieser träge Kurs der kleinen Schritte sich bis 2050 fortsetzt, wird die ganze Menschheit untergehen. Genau dahin führt uns das unglaubliche Verhalten der Regierenden der reichen und die Umwelt verschmutzenden Länder des Planeten.
0 Prozent Kohlenstoff-Emissionen bis zum Jahr 2050 zu erreichen ist ein lebenswichtiges Gebot.

Sehen wir uns an, was in der Welt von heute die Auswirkungen dieser Erderwärmung und die Schädigung der Erde und ihrer Schöpfung sein werden:

In Afrika »sind Ländereien von etwa 500.000 km2 (was ungefähr der Größe Spaniens entspricht) bereits durch Abholzung, nicht nachhaltige Landwirtschaft, Überweidung, Bergbau oder die Erderwärmung geschädigt. Und dies, obwohl in ländlichen Gegenden der Lebensunterhalt von über 62 Prozent der Bewohner von einem intakten natürlichen Umfeld abhängt«. Zum Ende des Jahrhunderts könnten einige Arten von Säugetieren und Vögeln ihren Bestand um mehr als die Hälfte verringert haben, und der Fischreichtum der Seen könnte um 20 bis 30 Prozent gesunken sein.39

Beängstigend ist die Situation auch im Asien-Pazifik-Raum, wo die Biodiversität in großer Gefahr ist, »was von extremen Wetterphänomenen und dem Steigen des Mee-

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resspiegels bis zum Auftauchen invasiver exotischer Arten, der Intensivierung der Landwirtschaft, der Überfischung und der Zunahme von Plastikmüll und Umweltverschmutzung reicht«.40

All das stimmt uns nicht gerade froh, aber ich bin leider noch nicht am Ende meiner Rundumschau: Über die Hälfte der asiatischen Steppen sind verödet, ein Viertel aller endemischen Arten ist vom Aussterben bedroht, und 80 Prozent der Flüsse in Asien sind die von Plastikmüll am stärksten verschmutzten in der Welt ... Stellt euch vor ... Wenn die derzeitigen Fischfangmethoden unverändert fortgesetzt werden (und keiner weiß so wenig darüber wie die Fischer selbst), wird es in dreißig Jahren keine ausbeutbaren Fischbestände mehr geben.1 Das Schicksal der Korallen kennen wir schon: 90 Prozent von ihnen werden noch vor der Jahrhundertmitte gebleicht oder bereits abgestorben sein. Und über eine Million Tiere und Pflanzen haben ihren Lebensraum in den KorallenrifFen, die mehr als 25 Prozent aller im Meer lebenden Arten Schutz und Nahrung bieten.41

Schauen wir nach Amerika, wo, wenn nichts geschieht, die Auswirkungen des Klimawandels auf die Biodiversität sich in den nächsten dreißig Jahren verstärken werden. Das wird ein ebenso mächtiger Faktor des Untergangs sein wie die veränderte Landnutzung: Fast die gesamte Hochgrasprärie Nordamerikas, die Hälfte der tropischen Savanne und 20 Prozent des Amazonas-Regenwaldes werden heute vom Menschen dominiert. Der ihnen nichts Gutes will. Alle diese gewaltigen Veränderungen werden sich natürlich auf den weltweiten Handel auswirken, und die gegenwärtige Weltwirtschaft wird unvermeidlich davon erschüttert

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werden. Aber Donald Trump ist das egal, er hält Amerika für unverwundbar und sorgt sich um den Bau seiner riesigen Mauer zwischen Mexiko und den USA, während Bolso-naro in Brasilien damit beschäftigt ist, die Indianer zu vertreiben und das Amazonas-Gebiet wirtschaftlich zu nutzen.

In Europa und Zentralasien sieht es nicht besser aus, wo 42 Prozent aller Tiere und Pflanzen im Lauf der letzten zehn Jahre verschwunden sind (und Gott weiß, dass »Sie« es wusstenl), ebenso 71 Prozent der Fische und 60 Prozent der Amphibien.42 Die Hauptursache dieses Massensterbens liegt in der Intensivierung der Landwirtschaft (ich schreibe es bewusst kursiv, es ist wesentlich) und der Forstwirtschaft wie im exzessiven Einsatz von Pestiziden, Düngemitteln usw. Resultat: Die Region verbraucht mehr erneuerbare natürliche Ressourcen, als sie produziert, was sie zwingt, sie massiv aus anderen Gegenden der Welt zu importieren.43

Diese Berichte bestätigen, dass die Erde im Begriff ist, das sechste massenhafte Artensterben zu erleben. Die Wissenschaft meint, dass sich das Verschwinden ganzer Arten seit 1900 verhundertfacht hat, in einem seit dem Aussterben der Dinosaurier vor 66 Millionen Jahren unvergleichlichen Tempo (beiläufig sei erwähnt, dass Japan den Walfang wiedereröffnet hat44, und wir sagen: Bravo!).

Das also haben wir geschafft, wir Menschen. Uns in den Abgrund zu stürzen, ganz allein, wie die Großen. WIR, die LEUTE, mit geschlossenen Augen, gefühllos und desinfor-miert, SIE, die Regierenden, mit offenen Augen, aber als Geiseln des KAPITALS und des WACHSTUMS krankhaft machtlos, und im Übrigen nach dem Motto: Komme, was da wolle. Schon steigt die Wut wieder in mir hoch, aber ich sage nichts, sonst fährt mir mein Zensor erneut über den Mund, und wir verlieren nur Zeit.

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Die Wissenschaftler glauben, dass es noch möglich ist, diesen Untergang aufzuhalten. Sie fordern wahllos durcheinander dazu auf, geschützte Zonen zu entwickeln, die geschädigten Ökosysteme (vor allem die Wälder) zu regenerieren, die Subventionen für Intensiv-Land- und Forstwirtschaft einzuschränken, den Schutz der Biodiversität zum politischen Programm zu machen, ein größeres Publikum für alle diese Fragen zu sensibilisieren (recht haben sie, es wäre höchste Zeit!) oder auch versuchen zu bewahren, was noch nicht zerstört ist.45 Werden unsere Regierenden das tun?

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Ihr seid deprimiert, entsetzt? Ich auch. Das ist normal. Aber wartet, hofft, ich bin noch nicht am Ende mit meinem Buch. Und ich kann es nicht oft genug wiederholen: Wir haben einiges zu tun, und zwar ganz entscheidende Dinge. Damit meine ich nicht nur, das viele Plastikzeug im Alltag zu vermeiden, sondern auf direkte Weise auf den Klimawandel und die Umweltverschmutzung einzuwirken, indem wir die Industrielobbys, die deren Ursache sind, mitten ins Herz treffen. WIR allein, die nicht beachteten, namenlosen kleinen Leute, wir haben viele Waffen in der Hand, und ich hege die feste Hoffnung, dass, wenn wir alle gemeinsam handelten, wir sie auch unverzüglich einsetzen würden. Und wenn wir einfach anfangen würden, könnte man davon träumen, dass das Beispiel sich über Europa und die ganze Welt verbreitet.

Aber wir müssen bald damit anfangen, sehr bald, wie der ehemalige fran-

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zösische Umweltminister, Nicolas Hulot, nach seiner Demission erklärte. (Er hat übrigens auch unlängst wieder in aller Entschiedenheit darauf hingewiesen, dass die »Aktivität der Lobbyisten eine echte Umweltpolitik behindert, die aber die maßgebliche Voraussetzung für den Schutz unseres Planeten ist«.46 Und wer, wenn nicht er, musste es wissen? Ihr seht also, ich schwafele kein dummes Zeug.)

Nicolas Hulot fuhr fort: »Wir erleben die größte Tragödie, die die Menschheit je gesehen hat. Und wie Martin Luther King sagte, als es um die Sache der Schwarzen ging: Wir sind dazu verurteilt, gemeinsam zu handeln oder alle wie die Trottel unterzugehen^ Der Soziologe und Philosoph Edgar Morin formulierte es so: >Da wir alle verloren sind, seien wir Brüder.<«47 Klare Sätze, aus denen deutlich wird, dass wir zu globaler Solidarität absolut verpflichtet sind. Man könnte es auch anders sagen: Da wir nicht verloren sein wollen, seien wir Brüder.

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Ich will euch, getrennt nach Wirtschaftsbereichen, ein paar sehr beredte Zahlen über die Treibhausgas-Emissionen in der Welt geben, wie sie der IPCC-Report vom Oktober 2018 nennt (und diese Berichte vermitteln unwiderlegbare Daten, bestimmt für die UN-Klimakonferenzen): An der Spitze steht die Industrie mit einem Anteil von 32 Prozent, gefolgt von, ihr werdet es nicht glauben, Viehzucht, Landwirtschaft und der mit ihr verbundenen Entwaldung mit einem Anteil von 25 Prozent, danach dem Bauwesen mit 18,5 Prozent (Bau, Unterhaltung, Heizung), dem Transport mit 14 Prozent und weiteren Energien mit 9,6 Prozent -das wäre es im Wesentlichen.48 Da also die Klimaerwärmung gänzlich von menschlicher Aktivität hervorgerufen wird, müssen wir uns wohl unverzüglich ein wenig mit diesen scheußlichen Gasen beschäftigen.

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Man zitiert immer das CCh, das bei der Verbrennung fossiler Energien (Erdöl, Kohle, Gas), aber auch von Holz, entsteht. Das gute alte Holz, aber das kennen wir doch, wir reden so oft von ihm, dass es uns mit der Zeit ganz vertraut geworden ist, fast wie ein alter Kumpel. Irrtum! Es trägt zu 70 Prozent zu den Treibhausgas-Emissionen bei! Und die Länder mit dem größten Ausstoß sind, weit vor allen anderen, China, danach die USA, Indien, Russland, Japan und Deutschland.49

Aber es ist nicht das einzige Gas, wie man mal glaubte! Und damit sind wir beim Lachgas. Ich muss zugeben, ich kannte es gar nicht. Was uns schon wieder die ganze Macht der Desinformation vor Augen führt, in der wir gehalten wurden. Es gibt ja auch keine etwas weniger abstoßende Bezeichnung als dieses »Distickstoffmonoxid«, die uns den Umgang mit ihm erleichtern würde. Wenn man es zum Beispiel »Monoxo« nennen würde? Perfekt, schon angenommen. Aber Vorsicht! Es ist verantwortlich für 16 Prozent der Treibhausgase und - seht ihr, wie schnell wir wieder bei denen sind - rührt zu zwei Dritteln oder drei Vierteln aus den Aktivitäten der industriellen Landwirtschaft und Viehzucht (übermäßigem Einsatz von Mineraldünger, Mist, Gülle sowie Ernterückständen), aus chemischen Produkten wie Salpetersäure und dem Schadstoffausstoß der Autos;50 außerdem produziert dieses »Monoxo« Ammoniak, das zu 94 Prozent aus ebendiesem Sektor Viehzucht und Landwirtschaft stammt, es verursacht

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Übersäuerung und erhöht die Feinstaubbelastung. Man kennt es kaum, es wird wenig darüber geredet, aber sein Erwärmungspotenzial ist 300-mal stärker als das von CO2, was ja nicht gerade wenig ist, und seine Verweildauer in der Atmosphäre beträgt hundertzwanzig Jahre. Außer seinem Einfluss auf die Erderwärmung ist es zum Feind Nummer 1 der Ozonschicht geworden. Die Länder, die das meiste Distickstoffmonoxid freisetzen, waren im Jahr 2015 China, die Vereinigten Staaten, Indien, Brasilien.51 Die Reisfelder allein geben so viel davon ab wie zweihundert Kohlekraftwerke, weil die Praxis, sie im Wechsel zu fluten und trockenzulegen, ihre Emissionen hochschraubt. Darauf, ihr kennt mich ja inzwischen, ein Vorschlag zu möglicher Aktion: Den Wasserstand auf etwa fünf bis sieben Zentimeter unterhalb oder auch oberhalb des Bodens in den Feldern begrenzen. Was gleichzeitig die Methan-Emissionen reduzieren würde. Ach, das Methan, dazu kommen wir gleich noch.

Mit Reis ist ein anderes ernstes Problem verbunden: Er nimmt leicht Arsen auf. Seit dreißig Jahren werden zu seiner Bewässerung artesische Brunnen von geringer Tiefe gebaut, die sich aus kontaminiertem Grundwasser speisen: Arsen ist also im Reis selbst. In Bangladesch kommen jährlich eine Million Kilo Arsen neu in die kultivierten Böden des Landes! Aber nennen wir auch gleich eine Handlungsmöglichkeit: Reissetzlinge auf erhöhten Beeten stecken, etwa fünfzehn Zentimeter über dem Boden.52

Das Ideal wäre natürlich, die Reisfelder in ihrer Größe zu reduzieren, aber Reis ist nun mal das Grundnahrungsmittel der Hälfte der Erdbevölkerung.53 Was also tun? Wenigstens könnten wir in den Ländern, die nicht von ihm abhängig sind, unseren Reiskonsum ein wenig einschränken.

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Und mit den Reisfeldern kommt das berüchtigte Gas Methan, uns allen bekannt durch die zahlreichen Witze über die »Kuhfürze«. Witze reißen ist gut, das soll unbedingt auch so bleiben, und trotzdem muss gesagt werden, dass dieses Methan durchaus nichts Amüsantes hat. Es ist vor allem der Viehzucht, dem Abbau und der Verbrennung fossiler Energien (wieder einmal) sowie den Reisfeldern geschuldet, und sein Einfluss auf die Erderwärmung ist 25-mal stärker als der von CO2! Ebenso ist es sehr schädlich für die Ozonschicht. Seine Verweildauer in der Erdatmosphäre ist zum Glück sehr viel kürzer, sie beträgt etwa ein Dutzend Jahre (allerdings erinnere ich daran, selbst wenn ich uns damit auf den Keks gehe, dass ein Kilo Methan sechs bis sieben Kilo CO2aufwiegt)54. Und dieses Drecksgas ist verantwortlich für 13 Prozent der Treibhausgas-Emissionen.55' 56 Die Hälfte dieser Emissionen kommt aus dem tropischen Südamerika (die Viehzucht, immer wieder diese verdammte Massentierhaltung und die daran angeschlossene Landwirtschaft), aus Südostasien und China.57 Da sieht man, dass dieses Methan gar nicht so lustig ist wie ein Kuhfurz. Und sofort stürze ich mich auf Handlungsmöglichkeiten, die ich genauso dringend erfahren möchte wie ihr. Ihr werdet sagen: Und wie kann man eine Kuh daran hindern, Blähungen zu haben? Gute Frage! Aber seid unbesorgt, dazu komme ich noch, und zwar sehr bald, ver-lasst euch drauf.

Und die Aktion? Die Methanisierung, die außerdem die Produktion von Stickstoffdünger reduzieren würde.58 Die

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Methanisierung ist ein natürlicher Vorgang, der es erlaubt, organische Materie für die Erzeugung von Biogas zu verwerten. UfF, man atmet gleich ein wenig leichter (obgleich manche Nutzungen dieses »Biogases« mich beunruhigen, doch dazu später). Darüber hinaus wird die eingefüllte organische Materie in geruchsfreies (!) Düngemittel verwandelt, das ähnlich dem Kompost direkt auf die Kulturen ausgebracht werden kann.59

Eine andere mögliche Aktion gegen dieses Scheißmethan (ihr seht, ich habe noch mehr Tricks auf Lager. Aber nein, jetzt gebe ich an! Es sind die Tricks der Forscher!) wäre es, die Ernährung der Tiere umzustellen, um ihre Fürze und Rülpser, die man höflich als »enterogene Fermentation« bezeichnet, zu reduzieren. Zum Beispiel durch Beigabe einer Mischung aus Knoblauch und Orangenschale,60 die 2018 auf den Markt kommen sollte. Wie weit es heute damit ist, weiß ich nicht. Oder indem man Leinsamen in ihr Futter gibt. Oder auch durch einen Inhibitor genannten Enzymhemmer, der die Methanproduktion im Magen drosselt (aber fragt mich nicht nach Einzelheiten). Ali das würde erlauben, ihre Emissionen um 37 Prozent zu verringern, was schon nicht schlecht wäre.61 Ja sogar unumgänglich, denn die Methanproduktion der Wiederkäuer ist dreimal höher als die der Reisfelder!

Aber die wirklich entscheidende Konsequenz wäre, unseren wahnsinnigen Fleischkonsum einzuschränken. Und darüber möchte ich unbedingt mit euch reden, auch wenn uns das ein bisschen betrübt, vielleicht sogar sehr. Nur noch ein paar Seiten, dann komme ich zu diesem Problem.

Zu eurem, meinem und dem Unglück der Erde (wir ge-

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hören ja alle zusammen) gibt es noch eine Gruppe weiterer, sehr gefährlicher Gase, die ich ebenfalls nicht kannte und die die harmlose Bezeichnung »fluorierte Gase« tragen. Ich sprach schon mal kurz von ihnen. Kanntet ihr sie, diese schrecklichen verborgenen Feinde? Für diejenigen, die es unbedingt noch genauer wissen wollen: Es handelt sich um die Fluorkohlenwasserstoffe (FKW), die zwar nur eine recht kurze Verweildauer in der Atmosphäre haben (aber Achtung, was diese Verweildauer angeht ...), und die perfluorierten Kohlenwasserstoffe (PFC), deren Laufzeit Tausende von Jahren beträgt! Aber wir dürfen mal wieder kurz aufatmen: Ihre Emissionen nehmen seit 1990 ab. Und um eure unersättliche Neugier zu befriedigen, füge ich noch das Schwefelhexafluorid (SFc) hinzu, dessen Zeitdauer in der Luft 3 200 Jahre beträgt! So viel hatten wir gar nicht von ihm verlangt, aber so ist es nun mal. Diese drei Gase zusammen sind verantwortlich für 2 Prozent aller Emissionen.62 Ihr werdet mir sagen, na, das geht doch, was sind schon 2 Prozent, nicht weiter gefährlich. Achtung, denn ihr Aufheizeffekt ist enorm! Ein Kilo dieser Gase hat die 1300-fa-che bis 24 000-facheWirkung von einem Kilo unseres guten alten CO2! Unauffällig, okay, so gut wie unbekannt, okay, aber verdammt viel giftiger als die anderen Gase ...

Diese Gase (nennen wir sie unter uns doch einfach die »Fluos«) hat der Mensch selbst hervorgebracht (und wieder mal: Bravo!). Und sie sind alle in Verbindung mit der Kühltechnik entstanden - was man nicht ahnte, wenn man seine Butter in den Kühlschrank stellte oder ihr eure Klimaanlage einschaltetet (ich sage »eure«, denn ich habe keine), oder wenn man einen Kühltransporter durch die Straßen

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fahren oder den Fleischer in seine Kühlkammer gehen sah. Genau so ist es aber. Schlimme Nachricht. Außerdem werden diese Gase in Form von Isolierschäumen im Bauwesen verwendet, den Rest erspare ich euch. Das Problem ist, dass sie da sind und wir sie wieder loswerden müssen! Womit wir, laut amerikanischer Regierung, die Emission von hundert Milliarden Tonnen CO2 bzw. ihrem Gegenwert bis zum Jahr 2050 einsparen würden.63 Aber das war, bevor Donald Trump an die Macht kam, einem weiteren Verhängnis für die Umwelt!

Damit sind wir noch nicht am Ende, bitte entschuldigt: Es kamen noch weitere »Fluos« hinzu, die FCKW (oder Fluorchlorkohlenwasserstoffe für alle, die es gern etwas komplexer mögen, das fühle ich doch), und die kennt ihr in der Tat alle: Es waren die in Aerosol-Produkten verwendeten Gase. Sie wurden 1987 verboten und verschwanden 2009 gänzlich vom Markt. Und zur allgemeinen Erleichterung begann sich die Ozonschicht zu erholen. Doch seit 2012 verschlechtert sich ihr Zustand erneut. Und man zeigt mit dem Finger auf China, das die alten »Fluos« insgeheim weiter produziert. Es ist also höchste Zeit, da es ja Alternativen gibt, dass die Chinesen (die chinesischen »Leute«) über die Gefährlichkeit dieser geheimen Aktivität informiert werden.

Bleiben wir noch einen Moment bei dem »Fluo« SF6, denn ich will euch alles sagen, auch, dass es sich dabei laut Weltklimarat um das Gas mit dem allerhöchsten Treib-hauseffekt handelt. Der 23 900-mal höher ist als der von CO2 (oder 22800-mal höher nach anderen Quellen)! Genial, was? Wenigstens sollt ihr wissen (den Rest erspare ich

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euch), dass es in der Elektrotechnik gleichfalls als Isoliergas und zur Kühlung in Hochspannungsanlagen verwendet wird. Im Normalfall wird es ständig überwacht, sodass nichts ausströmt, und seine Konzentration ist äußerst gering, sie liegt unter 0,1 Prozent des Gesamteffektes der Gase. Ein australisches Unternehmen hat ein ökoeffizientes Recycling-Verfahren von SFö »durch Kryogenisierung« entwickelt. [ ...] »Das recycelte SFr,hat eine Reinheit von annähernd 99,99 Prozent. [...] Diese Innovation wird dazu beitragen, die fluorierten Treibhausgase zu reduzieren.«64

Ich kann euch nicht verheimlichen, dass es noch ein letztes Treibhausgas gibt, NF3 (Stickstofftrifluorid für die Bildungsbeflissenen unter euch), das 17000-mal stärker wirkt als CO2. Also wirklich ... Und haltet euch fest, es wird nicht nur für die Herstellung von Sonnenmodulen der neuen Generation verwendet (aber hier gibt es auch Alternativen, ich sage euch gleich mehr dazu), sondern auch für unsere Fernseher mit Flachbildschirm und alle unsere Touchscreens (warum, so wage ich anzuregen, kehren wir eigentlich nicht zu unseren guten alten Röhrenfernsehern zurück?), kurz, in der Mikroelektronik. Immerhin schätzt man, dass die Digitaltechnik (von ihrer Fabrikation bis zu ihrer intensiven Nutzung) ebenso viel Treibhausgas emittiert wie der Flugverkehr, und das will schon was heißen.65 Und wieder einmal wussten wir es nicht. Wir haben unsere Computer und unsere Smartphones wie gute kleine Genies benutzt (ich nicht, ich habe kein Smart-phone!), ohne auch nur das Geringste zu ahnen.

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Biep. Dem Leser ist es wurscht, ob Sie ein Smartphone haben oder nicht. Jede Anspielung auf Ihr Privatleben hat mit dem Thema nichts zu tun, kommen Sie augenblicklich wieder zur Sache.

Sieh an, mein Zensor ist aufgewacht. Dass ich euch die ganze Zeit pausenlos mit den Gasen auf den Sack gegangen bin, hat ihm offensichtlich nichts ausgemacht.

Biep. »Auf den Sack gehen« ist kein umgangssprachliches Vokabular, es ist einfach vulgär.

Mir wäre es lieber gewesen, er hätte weitergepennt. Bei Ausdrücken wie »Monoxo« oder »Fluo« hat er nicht mit der Wimper gezuckt. Dennoch habe ich, verdammt, das Recht, euch zu sagen, dass ich mein gutes altes Mobiltelefon noch immer benutze, schon um mir zu ersparen, dass ich den ganzen Tag von E-Mails überschwemmt werde. Aber es stimmt natürlich, das ist von keinerlei allgemeinem Interesse.

Zurück zum Thema.

Da also der Markt für Informationstechnologie unaufhörlich größer wird, steigt auch die Konzentration von NF3 in der Atmosphäre, und zwar um jährlich 11 Prozent.^ Aber während wir noch darauf warten, dass eine Alternative zu diesem Gas gefunden wird, können wir schon mal anfangen, uns zu sagen (es ist wie beim Sport, man muss sich ganz allmählich steigern), dass mehrere Fernsehgeräte für eine einzige Familie in keiner Weise unerlässlich sind,

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noch gar ein zusätzlicher Fernseher im Schlafzimmer, und auch kein Tablet pro Person. Dasselbe gilt für Computer, es ist durchaus nicht nötig, vier Stück davon im Haus zu haben, und ebenso wenig muss man ständig sein Smartphone wechseln, um sich den neuesten Prototyp zu kaufen, den uns die Werbung dringend empfiehlt. Und da die ganze Elektronik in Asien zusammengebaut wird, reisen die Bauteile eines Telefons dreimal um die Welt, bevor sie bei uns ankommen. Was uns verdammt nachdenklich machen sollte, bevor wir uns auf ein neues Modell stürzen, findet ihr nicht?

Ihr fürchtet die Reaktion eurer Kinder? Aber die Jungen, die sich weit mehr, als wir denken, um die Zerstörung unserer lebenden Umwelt sorgen, obwohl sie genauso des-informiert sind wie wir, werden sich schneller, als ihr euch vorstellen könnt, dafür entscheiden, die Anzahl der Bildschirme im Haus zu reduzieren. Denn sie sind es, die den Konsequenzen des Klimawandels mit voller Wucht ausgesetzt sein werden, und das wissen sie.

Und um euch ein paar kleine Verhaltensmaßregeln - obwohl mir so was eigentlich gar nicht liegt - zum Umgang mit der Kältetechnik zu geben (nun haltet das auch noch aus, wir sind gleich fertig), so schaltet eure Klimaanlage nur bei äußerster Hitze ein und stellt sie eher auf 25 °C als auf 19 °C ein. Was die Tiefkühltruhe oder einen Riesengefrierschrank angeht, fragt euch, ob ihr nicht auf ihn verzichten könnt (obwohl es natürlich stimmt, dass solche Möbel einem die unaufhörlich wiederkehrenden Einkaufswege ersparen).

Und da ich gerade bei Haushaltsdingen bin: Waschen wir unsere Wäsche und unser schmutziges Geschirr

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bei niedrigen Temperaturen, um Energie zu sparen — bei 40 °C statt bei 90 °C, das spart 70 Prozent Energie. Und das ist eine Menge!

Jetzt also, wo wir endlich Bescheid wissen über diese versteckten Gase, die dennoch unser Überleben bedrohen, sollten wir anfangen zu handeln oder doch wenigstens nachzudenken. Jetzt können wir schon mal (wartet, ich erzähle euch auch gleich noch was über die Lithium-Batterien, ohne die unsere Rechner, Tablets und Telefone nicht funktionieren würden) an unser Gewissen appellieren und uns sagen, dass unser ganzer elektronisch hochgerüsteter Haushalt uns in Gefahr bringt. Alles ist eine Frage des Übermaßes, und wie unser großer Diplomat Talleyrand sagte, alles Exzessive ist bedeutungslos. Wir werden sehen, dass viele unserer Probleme von exzessivem Gebrauch herrühren.

Dennoch, es fällt einem schwer, sich bei dem Gedanken an diese fluorierten Gase zu entspannen. Gewiss, seit dem 1. Januar 2015 (ach, die berühmten Entschlüsse vom Neujahrstag ...!) ist eine neue EU-Verordnung über die Treibhausgase prinzipiell in Kraft, mit dem Ziel, diese »schrittweise« zu reduzieren. Ich erwähnte es weiter oben. »Schrittweise«, ich mag dieses Wort nicht sonderlich, ich gebe zu, ich vertraue ihm nicht. Immerhin wird in diesem Text daraufhingewiesen, »dass sichere und energieeffiziente alternative Technologien mit niedrigen oder keinen Klimaauswirkungen schon verfügbar oder in der Entwicklung sind«. Also auch ein bisschen Hoffnung. Die europäische Verordnung peilt an, »den Einsatz dieser Techniken und Ersatzgase zu beschleunigen«.67

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Das ist schon mal eine gute Nachricht. Aber es gelingt mir nicht, neuere Beschlüsse zum Thema aus anderen Weltgegenden zu finden. Außer der Tatsache, dass 2016 ein weltweit gültiges Abkommen über die Reduzierung von Fluorkohlenwasserstoff, FKW, unterzeichnet wurde.68

Natürlich würde man gern wissen, welches diese »alternativen Technologien« für die »Fluos« sind, die die Europäische Union erwähnt. Also ich würde es gern wissen. Aber da kommen wir bald auf ein Gebiet, wo Begriffe und Zusammenhänge noch sehr viel komplexer werden. Greenpeace spricht im Jahr 2016 von Kühlmitteln wie Kohlenwasserstoffen, Ammoniak, Wasser und Luft. Andererseits weiß man, dass die ADEME (die französische Agentur für Umwelt und Kontrolle des Energieverbrauchs) 2015 eine Studie über Alternativen zu den kühlenden »Fluos« veröffentlicht hat. »Alle Arten von Kältemitteln, synthetische (FKW, HFO) [genau jenes HFO, gegen das Greenpeace zu Felde zieht] und nicht halogenierte, sogenannte »natürliche« wie Ammoniak und CO2, können dabei in Betracht gezogen werden.« Dennoch sei zu den Vorschlägen von Greenpeace wie zu denen der ADEME bemerkt, dass Ammoniak ein Umweltgift ist!69 Ich hatte Einblick in den Jahresbericht 2016 der ADEME, der, muss ich zugeben, mich darüber auch nicht aufklären konnte.70 Und da ich nicht Wissenschaftlerin bin, lasse ich es dabei bewenden, es ist besser so für uns alle.

Halten wir aus dieser Studie die immerhin etwas ermutigende Tatsache fest, dass die Reduzierung der Treibhausgase auf dem Programm steht und die Forschung, so unvollkommen sie noch ist, wirklich im Gange ist.

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Fügen wir unseren Untaten auf der Erde, durch die wir die Luft verschmutzt und das Klima aufgeheizt haben, noch alle weiteren hinzu: die Verödung ganzer Landstriche, den Wassermangel, die Eisschmelze in der Arktis und der Antarktis, das Schmelzen der Gletscher, das Tauen der Permafrostböden, das Steigen des Meeresspiegels, die geradezu erschreckenden Auswirkungen von Viehzucht und Bodenkultur zur Ernährung des Viehs (das hat mich umgehauen, und auch ihr werdet verblüfft sein), die Abhol-zung der Wälder, insbesondere der großen, so lebensnotwendigen Urwälder am Amazonas, in Indonesien und in der Demokratischen Republik Kongo, der Verlust natürlicher Kohlenstoffreduzierer, den sauren Regen, die Versalzung der Böden, ihre Verarmung, die Verschmutzung der Gewässer - der Quellen, des Grundwassers und des Meeres -, die Verschmutzung der Böden, die Pestizide, Unkraut- und Pilzbekämpfungsmittel, die Schadstoffbelastung von Obst, Gemüse und Getreide durch diese Pestizide, die Belastung von Fischen mit Schwermetallen (Blei, Quecksilber, Arsen, Strontium), die Vermüllung der Meere durch Plastikabfälle, an denen Fische und Vögel sterben, die aber auch in unseren Organismus eindringen, die Erschöpfung der Phosphatminen und das Ende zahlreicher anderer Rohstoffe, und so weiter und so fort.

Das klingt hart, ich weiß, mich hat es genauso schockiert wie euch. Aber bei allem, was folgen wird, werde ich beharrlich wie der Zugochse, der stur seine Furchen zieht, immer auch nach den Handlungsmöglichkeiten Ausschau haken, das verspreche ich euch.

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Da ich gerade vom Phosphor sprach, dessen Vorkommen sich allmählich erschöpfen, muss ich auch gleich auf ein Thema zu sprechen kommen, das uns ebenso unbekannt ist (mir war es das auf jeden Fall): Dass uns nämlich im Lauf dieses Jahrhunderts, und bei einigen Rohstoffen schon sehr bald, die nicht erneuerbaren Ressourcen ausgehen werden. An erster Stelle das Wasser: »Die Hälfte bis zwei Drittel der Menschheit dürften im Jahr 2025, der von der UNO festgehaltenen Alarmschwelle, in einer Situation sein, die man als water stress bezeichnet. Der Mangel an Süßwasser ist somit eine reale Gefahr.«71 Verantwortlich dafür: die Klimaerwärmung, die intensive Landwirtschaft und Viehzucht, die 70 Prozent des verfügbaren Wassers (!) verbrauchen, die Industrie (mit ungefähr 20 Prozent) und die Privathaushalte (10 Prozent). Klar, dass ich darauf noch zurückkommen werde.

Was Rohstoff- und Kohlenwasserstoffreserven angeht, so werden 16 von ihnen zwischen 2021 und 2040 vollständig abgebaut sein:

2021 und 2022, das heißt, in den nächsten zwei, drei Jahren die Silbervorkommen (verwendet in der Kernphysik, der Solartechnologie und Photovoltaik, für Touch-screens, Wasserreinigung ...) und Antimon.

In den darauffolgenden Jahren 2023 bis 2025 dann Chrom, GolH, Zink (in der Elektronik verwendet), Indium (unter anderem gebraucht für feinschichtige Solarmodule und Flachbildschirme, die folglich in vier bis sechs Jahren auslaufen könnten; man erwägt, es durch Graphen zu ersetzen,72 aber Graphen verändert sich unter dem Einfluss von Feuchtigkeit), danach Neodym (verwendet für Magnete) und Strontium (gleichfalls Magnete).

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Zwischen 2028 und 2039 werden die Vorkommen von Zinn, Blei, Diamant, Helium (Magnete, Bildschirme, bildgebende Verfahren in der Medizin, Kühlkreisläufe in Atomkraftwerken) und Kupfer (Elektroindustrie!) erschöpft sein.

2040 läuft Uran aus (Atomenergie natürlich, das weiß jeder) sowie Cadmium; gegen 2047 Tritium (Atomwaffen: eine ausgezeichnete Nachricht!) und Scandium (unentbehrlich als Legierungszusatz für Aluminium); 2048 dann Nickel (Computerbatterien), 2050 Erdöl und Lithium (Batterien).

Zwischen 2052 und 2062 werden die Vorkommen von Niob (Verstärkung des Stahls für den Bau von Pipelines) zu Ende gehen, von Beryllium (Atomreaktoren, aber es gibt dann ja ohnehin kein Uran mehr!), von Quecksilber und Graphit (Lithium-Ionen-Batterien).

2064 sind Platin (Elektronik und Elektrik) sowie Mangan zu Ende, dann, Achtung!, gegen 2072 Erdgas und gegen 2087 Eisen! Zwischen 2110 und 2350 der lebensnotwendige Phosphor (ja, die Zeitspanne ist lang ... denn alles hängt von seinem Raubbau für die Düngemittel-Herstellung ab ... Andere Quellen sprechen von einem Zeitraum von 2050 bis 2110), um 2120 Kobalt (Flugzeuge, Kraftwerke), um 2139 Aluminium und 2158 Kohle (auch das eine gute Nachricht, aber noch sehr weit weg).73

Man wird also voll und ganz auf Messfühler setzen müssen, die das auch weiterhin von den Kohlekraftwerken ausgestoßene CO2 zu hundert Prozent erfassen, es sei denn, es gelingt endlich, auf Kohle zu verzichten, und dasselbe bei Erdöl. Letzteres hat seinen Spitzenwert in der Förderung im Jahr 2006 erreicht, seine unwiderrufliche Abwärtsentwicklung hat also schon begonnen.

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Sicher, selbst wenn der Höhepunkt überschritten ist, »verbleibt in tieferen Erdschichten noch immer die Hälfte des einmal entdeckten Erdöls«. Aber dieses Erdöl werden wir nie fördern können, denn dazu braucht es ... Energie, und zwar weit mehr als bisher. Denn »man muss immer tiefer graben und immer weiter ins Meer hinausgehen«. Sodass der Energiegewinn im Verhältnis zu der für die Förderung verbrauchten Energie keinen Sinn mehr macht. Und was ist, sagen sich die Optimisten, mit den »unkonventionellen« Erdölen, mit Teersand, Schiefergas und Schieferöl, um das konventionelle zu ersetzen? In der Realität sieht es so aus, »dass solche Bohrunternehmen [...] katastrophale finanzielle Bilanzen aufweisen«. Dieser Weg - der verhängnisvoll für die Umwelt wäre — wird also nicht durchführbar sein.74

Ich bitte um Verzeihung für diese lange Liste. Aber sie hilft uns zu begreifen, dass der Umbau unserer gesamten Produktionssysteme in der ersten Hälfte dieses Jahrhunderts unvermeidlich geworden ist! Die Welt wird nicht mehr wie vorher sein, sie kann es nicht sein. In sieben Jahren wird die elektronische Industrie in große Schwierigkeiten geraten, in einundzwanzig Jahren die Magnetherstellung (Batterien für erneuerbare Energieträger), die bildgebenden Verfahren in der Medizin (die letzten Reste von Helium werden für sie reserviert bleiben, ergänzt durch neue Verfahren, die den Bedarf der Maschinen stark reduzieren werden), die elektrische Industrie und die Kernenergie, mit der es dann zu Ende gehen wird. Und wenn 2087 die Eisenvorräte erschöpft sind, kann man auch nichts mehr bauen, und schon gar keine Autos!

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Es ist wichtig, diese Daten im Kopf zu haben, wenn ihr dieses Buch lest, damit ihr euch voll bewusst werdet, warum wir verpflichtet sind, den erneuerbaren Sektor zu entwickeln (allerdings ohne Energiespeichersysteme, weder magnetischer noch lithiumbasierter Natur).
Angesichts dieser Lawine von Themen frage ich mich ratlos: Aber womit fange ich an?

Mein Zensor unterbricht mich:
Biep. Ihre Unsicherheiten und Probleme interessieren uns nicht. Kehren Sie um und machen Sie weiter.
Sehr gut. Wenn Sie es so sehen.

Und wenn ich nun, nach Methan und Lachgas, mit dem Auffangen des CO2-Austoßes beginnen würde, angefangen bei den Techniken, die absolut zu verurteilen sind, bis hin zu den ermutigenden Innovationen?

Kein einfaches Thema, aber versuchen wir's. Es ist ziemlich öde, ich warne euch, aber von grundsätzlicher Bedeutung, wir kommen nicht drum herum.

Zunächst muss man wissen, dass von allen bisher vorgeschlagenen Techniken, um dieses verfluchte CO2 aus der Atmosphäre zu fischen, der Weltklimarat Vorstellungen nicht billigt (und ich ganz entschieden auch nicht), die darauf hinauslaufen, das Klima zu manipulieren. »Geo-En-gineering« nennt sich diese neue Idee, darunter vor allem Methoden, die die Sonnenstrahlung beeinflussen wollen

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(das »Solar Radiation Management«, SRM). Diese haarsträubenden Projekte planen, über Versuchsballons oder auch Flugzeuge reflektierende Partikel in der Atmosphäre zu verstreuen, die einen Teil der Sonnenstrahlung von der Erde fernhalten, sie also kühlen sollten! Und damit wäre die Sache geritzt! Ohne dass man auch nur die geringste Ahnung von den Auswirkungen dieser Gleichgewichtsverschiebung im Weltraum hat! So was sollte man absolut verbieten - ich weiß nicht, was ihr davon haltet, aber ist es nicht geradezu unheimlich? Die Begeisterung für die Techniken des Geo-Engineering erklärt sich aus politischen Präferenzen und nicht aus ökologischer Notwendigkeit.75 Hopp, man pustet ein paar Schwefelpartikel zu den Sternen hoch, und schon kann man das Problem vergessen: Geste eines Irren.

Ebenfalls im Rahmen solcher Techniken schlägt man vor, eine Eisenlösung in die Ozeane zu schütten, die ja arm an Biomasse sind, um ihre biologische Funktion als KohlenstofFpumpe zu stimulieren, sodass es gelänge — ich erspare euch die einzelnen Etappen des chemischen Vorgangs -, CO2 am Meeresboden abzulagern.76 Aber auch die Auswirkungen dieser »brillanten Idee« auf die Umwelt sind unbekannt, bis auf die Tatsache, dass sie ein tödliches Nervengift hervorbringen kann.77 Na toll. Die internationale Gemeinschaft hat darum 2008 diese Art Eingriff untersagt (uff, immerhin das).

Eine Variante davon wäre es, Gesteinsmehl aus Kalkstein und Baukalk auf den Grund der Ozeane zu kippen, um ihre Übersäuerung zu verringern. Dann könnten sie wachsende Mengen von CO2 binden und eine globale Störung des Meeres-Ökosystems verhindern. Aber das bedeutet

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wiederum Veränderungen im chemischen und biologischen Gleichgewicht, deren Konsequenzen nicht absehbar sind!78 Es sollte also auch verboten werden, vergessen wir es.

Eine Technik des Abfangens von Kohlenstoffdioxid, wie es das Geo-Engineering vorsieht, scheint allerdings die Zustimmung des Weltklimarats gefunden zu haben: Sie würde darin bestehen, das von stationären Industrieanlagen wie Kohlekraftwerken ausgestoßene CO2 aufzufangen, um es in unterirdische Speicher zu pressen.79 Gut, warum nicht? Freilich muss man es erst mal aufgefangen haben, nicht wahr?

Und wie? Die bisher entwickelten »Filtermembranen« sind nicht sehr effektiv, und ihr Preis ist hoch. Sehr interessant dagegen ist die Innovation einer Gruppe von Forschern aus Albuquerque, New Mexico, die eine ultrafeine, von Nanoporen durchzogene Membran entwickelt haben, und diese Nanoporen sind ihrerseits mit einem Wasser gefüllt, das ein biologisches Enzym enthält (mehr dürft ihr mich dazu nicht fragen!). Dieses Enzym verwandelt CO2 in Hydrogenkarbonat-Ionen. Bilanz des Verfahrens: 90 Prozent des ausgestoßenen Kohlendioxids können gespeichert werden. Ich muss sagen, das beeindruckt mich. Diese Technik würde nur vierzig Dollar pro aufgefangener Tonne CO2 kosten.80 Und die gleiche Membran könnte auch bei Methan eingesetzt werden, wodurch das Gas in Methanol umgewandelt würde.

Ein weiteres innovatives Verfahren haben sich zwei indische Studenten ausgedacht (sie sind ganz schön aktiv, diese jungen Leute, was? Ich habe immer meine Hoffnung auf sie gesetzt, und ich hatte recht). Es gibt kleinen Unternehmen

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die Möglichkeit, ihre CCh-Emissionen zu noch geringeren Kosten aufzufangen: ein Lösungsmittel, basierend auf denaturiertem Alkohol, das für dreißig Dollar eine Tonne C02 in Natriumhydrogenkarbonat (Natron) verwandelt. Und so sieht es in der Praxis aus: Ihre Firma (die es verdient, namentlich genannt zu werden: »Carbon Clean Solutions Limited«) hat ihr Verfahren bei ihrem ersten Kunden, einem Kohlekraftwerk in Indien, installiert, das damit das erste Unternehmen wurde, das seine Emissionen zu 100 Prozent abfängt (nämlich eine Menge von sechzigtausend Tonnen jährlich). Carbon Clean Actions schätzt, dass sie die Emissionen weltweit um 5 bis 10 Prozent reduzieren könnten. Das ist wenig, aber sie sind auf dem richtigen Weg.81 Worauf wartet man, um diese Technik weiterzuentwickeln und alle kleinen Unternehmen damit auszustatten?

Das System »Direct Air Capture«, eine weitere erstaunliche Initiative, saugt das CO2 direkt aus der Atmosphäre. Es ist fast unglaublich. Das kanadische Unternehmen Carbon Engineering erklärt, dass ihre Technik »das Kohlendioxid auf die gleiche Weise absorbiert wie Bäume, aber noch Plünderte Male mehr auf einer entsprechend größeren Fläche abfangen kann«. Enorm, was? Das Unternehmen setzt sich das Ziel, CO2 in industriellem Maßstab abzufangen, um es unterirdisch zu lagern, als jederzeit zugänglichen reinen Rohstoff oder für die Herstellung C02-neutraler Brennstoffe (0 Prozent Emissionen). Das System funktioniert über riesige Ventilatoren, die die Luft ansaugen und mit einer wässrigen Lösung in Kontakt bringen, die das CO2 auffängt und bindet. Carbon Engineering hat 2017 sein erstes Werk in Betrieb genommen, man hofft dort,

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in Zukunft eine Million Tonnen CO2 jährlich auffangen zu können.82 Aber man müsste Hunderttausende solcher Werke bauen, wenn wir das ganze CO2 abfangen wollten, das wir jedes Jahr ausstoßen83 ... Und man würde auch gern den CO2-Fußabdruck kennen, den der Bau solcher Fabriken und ihrer Ventilatoren hinterlässt, und erfahren, mit welcher Energie sie betrieben werden.

Wieder eine andere Erfindung zielt darauf ab, die unterirdische Lagerung des CO2 zu verbessern. Die gegenwärtigen Speichermethoden haben einen großen Nachteil: Das Gas kann in die Atmosphäre entweichen. Schlecht, so was. Die Idee des Projekts »Carbfix« besteht darin, diese Gase abzufangen, sie im Wasser aufzulösen und sie dann in die Basaltschicht in einer Tiefe von über vierhundert Metern zu pumpen. Das CO2 wird dabei in festes Carbonat umgewandelt, in ein Gestein sozusagen. Die Carbfix-Methode kann in Kohlekraftwerken angewandt werden, wenn sie sich in einer Gegend mit reichen Basaltvorkommen befinden, einer Ressource, mit der unser Planet gesegnet ist.84

Ich finde solche Nachrichten sehr ermutigend, schließlich stehen wir ja auch erst am Anfang, und ich bin voller Hoffnung, dass all das sich ausweiten wird. Ihr findet, ich sei zu optimistisch? Vielleicht, aber wenn ich sehe, wie viele Initiativen da im Gange sind, fühle ich mich gleich entspannter.

Der Energieversorgungskonzern Engie in Frankreich meint, sich an seine letzten vier Kohlekraftwerke klammern zu können, indem er ihre Funktionsweise ändert: Er will die Kohle nach und nach durch »grüne« Abfälle ersetzen und das von den Kraftwerken freigesetzte CO2 abfangen.

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Bei den in Cordemais (Pays de la Loire) unternommenen Versuchen konnte das Kraftwerk mit 80 Prozent vor Ort produzierter »Pellets« - das sind Holzpresslinge aus Sägemehl, Hobelspänen, Baumrinde und Abfällen der holzverarbeitenden Betriebe - und 20 Prozent Kohle betrieben werden, ja sogar mit einem Anteil von bis zu 87 Prozent Pellets. Ich frage mich wie ihr, wie es um den CCh-Aus-stoß bei der Verbrennung dieser Pellets aussieht, denn natürlich wird welches ausgestoßen. Aber alle Quellen geben an, dass die Bilanz »klimaneutral« sei: »Die Pellets verbrennen auf neutrale Weise zu CO2. Wenn bei ihrer Verbrennung in der Tat CO2 freigesetzt wird, so wurde dieses schon im Vorfeld durch die Bäume kompensiert, die es im Lauf ihres Wachstums absorbiert und in Sauerstoff umgewandelt haben. Es gibt also keine zusätzliche Belastung für die Luft und das Klima.«85 Ich bin perplex, wenn ich so etwas lese, und möchte nun umso mehr wissen, wie hoch die CCh-Emissionen bei einem derartigen Verbrennungs-prozess sind. Und auf die Pellets komme ich später noch einmal zurück.

Man findet noch andere überraschende Initiativen: In Xi'an in China steht seit 2016 ein sechzig Meter hoher Turm (oder, nach anderen Quellen, hundert Meter hoch), der mittels Sonnenenergie funktioniert und durch aufeinanderfolgende Filterprozesse 19 Prozent des Feinstaubs von weniger als 2,5 Mikrometer Durchmesser absorbiert. Ein solcher Turm kann bis zu zehn Millionen m3 Luft pro Tag auf einer Fläche von zehn Quadratkilometern in seiner Umgebung filtern.86 Aber auch da fragt man sich, wie groß der CO2-Fußabdruck beim Bau des Turms ist.

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Eine ähnliche Frage stellt sich bei dem »Smog Free Tower« in Rotterdam, dem Prototyp eines sieben Meter hohen Turms mit Lamellenfassade, aufgestellt 2015, dessen Funktionsweise auf der Ionisierung der Luft beruht. Er arbeitet gleichfalls mit Solarenergie und reinigt pro Stunde dreißigtausend Kubikmeter Luft von Feinstaub, indem er zwei Typen davon (deren Bezeichnung ich euch erspare) zu 50 bis 70 Prozent herausfiltert. Erste vergleichbare Konstruktionen wurden in Polen (Krakau) und China (Peking, Shanghai und Tianjin) errichtet. Kolumbien und Mexiko sollen folgen.87

Das Problem bei diesen Türmen ist, dass sie die Luft nur in ihrer unmittelbaren Nachbarschaft reinigen. Darum hat ein Ingenieurbüro mit Sitz in Dubai unlängst ein Projekt von hundert Meter hohen »umweltreinigenden« Türmen vorgestellt (das »Smog Project«), die schon bis zum Jahr 2020 den Bedarf ganzer Städte in Indien abdecken könnten.88 Betrieben mit Wasserstoffbatterien und Solarpaneelen, könnte der so gewonnene Kohlenstoff »verwendet werden, um daraus Graphen, Beton, ja sogar Tinte herzustellen«.89

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Da wir nun schon in diesen Wolken aus Gas versunken sind, die uns die Luft zum Atmen nehmen, müssen wir uns wohl oder übel auch mit der Welt des Verkehrs beschäftigen, die ja ein großer Verursacher von CO2 ist, und prüfen, wie es um die Alternativlösung mit den Elektroautos und ihrer noch unsicheren Zukunft aussieht.

Zunächst einmal: Wir müssen, so weit es irgend möglich ist, den Gebrauch unserer Autos einschränken, was mehr als problematisch ist in Gesellschaften, wo alles auf sie ausgerichtet ist.

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In den Dörfern gibt es keine nahegelegenen Einkaufsmöglichkeiten mehr - die man unbedingt wieder einrichten müsste, selbst mit der Konsequenz, dass der Handel sie subventioniert. Eisenbahnlinien, die Kleinstädte, ja sogar Dörfer an das große Netz anschlossen, sind stillgelegt — sie müssten zwingend wieder in Betrieb genommen werden. Und da die Bahnhöfe des RER-Netzes oft weit von der Arbeitsstelle entfernt sind, fehlt es an Busverbindungen, die uns näher heranbringen. Kurz, alles zwingt uns, ob wir wollen oder nicht, dieses umweltschädigende Vehikel zu benutzen, und sei es, auf dem Land, um schlicht unsere Einkäufe erledigen zu können.

Aber darüber hinaus sei gesagt, dass wir unser Auto auch benutzen möchten, so sehr sind wir schon von ihm abhängig, sodass selbst in der Stadt viele von uns für eine Strecke, die man mit öffentlichen Verkehrsmitteln in einer überschaubaren Zeit zurücklegen könnte, lieber das Auto nehmen, auch, wenn das teurer ist und sie sich am Abend dann durch verstopfte Straßen heimwärts quälen müssen. Aus Gewohnheit, aus dem Bedürfnis, ihre Ruhe zu haben, auch aus Faulheit. So verbringen die Erwerbstätigen in den sitzenden Berufen bereits ihren Arbeitstag in sitzender Haltung, wogegen die Benutzung öffentlicher Verkehrsmittel sie zwingen würde, immerhin ein paar Schritte zu laufen, ein Minimum an Bewegung zu absolvieren, ja sogar die bescheidene Anstrengung, ein paar Treppen rauf- und runterzugehen, bescheiden zwar, aber auch sehr willkommen angesichts der Notwendigkeit, dass wir uns jeden Tag ein bisschen bewegen sollten.

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O wie gut kann ich alle verstehen, die am Wochenende in ihr Häuschen auf dem Land fahren, um mal wieder frische Luft zu atmen. Wenn sie es können, wenn sie den Mut dazu aufbringen, wäre es gut, sie würden dieses wöchentliche Hin und Her etwas einschränken, dessen Auswirkungen man in den riesigen Staus jeden Freitag- und Sonntagabend beobachten kann. Oder aber den Zug nehmen statt Auto oder Flugzeug: Für eine vergleichbare Entfernung verbraucht das Flugzeug sechsmal mehr Energie als der Zug. Und in Frankreich bleiben 40 Prozent aller Flugreisen bei Entfernungen unterhalb von achthundert Kilometern, für die der TGV entschieden praktischer wäre. (Die SNCF sollte ihre Tarife für die Benutzung des Hochgeschwindigkeitszuges senken, damit sie ebenso wettbewerbsfähig wird wie die Billigfluggesellschaften!) Für die Strecke Paris-Marseille beträgt der CO2-Ausstoß pro Reisendem im Zug zehn Kilo, im Flugzeug hundertfünfzehn und hundertsechsunddreißig Kilo im Auto, wenn einer allein reist. Und wenn wir schon den Flieger nehmen, dann sollten wir versuchen, mit leichtem Gepäck auszukommen: Laut einem UNO-Dokument »könnte die Welt zwei Millionen Tonnen CO2 jährlich einsparen, wenn jeder Passagier sich auf ein Gepäck von maximal zwanzig Kilo beschränken würde«.90 Buchen wir nach Möglichkeit auch Flüge ohne Zwischenlandung, denn gerade beim Start ist der CO2-Ausstoß sehr hoch.

Also fangen wir an, nehmen wir unseren Mut in beide Hände und, mit dem steten Gedanken an die Treibhausgas-Emissionen, bemühen wir uns, mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu fahren, unsere Beine zu gebrauchen und es mit der Promiskuität in diesen Verkehrsmitteln aufzunehmen, die zwar nervig sein kann, aber, wenn auch ungewollt, unsere Neugier anregt.

Und natürlich bleibt die Hoffnung darauf, dass der flächendeckende Einsatz elektrisch betriebener Fahrzeuge zumindest zu einem Teil das Problem des CCh-Ausstoßes regeln wird.

Die Wissenschaft hat die komplette CO2-Bilanz aller Elektrofahrzeuge in Europa analysiert. Allein bis zum Jahr 2030 werden die Elektroautos 66 Prozent weniger CO2 ausstoßen als ein Dieselfahrzeug, und bis 2050 sogar 80 Prozent weniger. Ihre Umweltbilanz wird also sehr positiv sein, aber nicht wirklich neutral ...,91 während man doch annimmt, dass E-Autos die absolut saubere Alternative sind.

Und die meisten negativen Umwelteinflüsse ergeben sich in der Phase ihrer Fabrikation, für die sehr viel Elektrizität gebraucht wird. Alles kommt folglich auf die Quelle an, die diesen Strom liefert: In Polen stammt er zu 80 Prozent aus Kohlekraftwerken. In diesem Fall beträgt der CO2-Ausstoß bei der Herstellung eines E-Autos nur 25 Prozent weniger als bei der eines Diesels.92 Ebenso kritisch ist die Lage in China, dem Leitmarkt der E-Mobilität, wo die Elektrizität zu 73 Prozent aus Kohlekraftwerken bezogen wird. In Frankreich ist die Situation wieder eine andere. Hier stammt der Strom zu 77 Prozent aus Kernreaktoren (mit denen es in zwanzig Jahren zu Ende gehen wird), sodass ein E-Auto in der Herstellung 80 Prozent weniger CO2 ausstößt als ein Dieselauto.

Und selbst ohne Auspuff bleiben Elektrofahrzeuge Autos, die, sobald sie fahren, Feinstaub erzeugen, der vom....

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