Harald Welzer

Die smarte Diktatur

Der Angriff auf unserer Freiheit

 

2016 bei S. Fischer

Harald Welzer (2016) Die smarte Diktatur - Der Angriff auf unserer Freiheit

2016    319 Seiten

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Inhalt

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KLAPPENTEXT
Unsere Gesellschaft verändert sich radikal, aber fast unsichtbar. Wir steuern auf einen Totalitarismus zu. Das Private verschwindet, die Macht des Geldes wächst ebenso wie die Ungleichheit, wir kaufen immer mehr und zerstören damit die Grundlage unseres Lebens.

Statt die Chance der Freiheit zu nutzen, die historisch hart und bitter erkämpft wurde, werden wir zu Konsum-Zombies, die sich alle Selbstbestimmung durch eine machtbesessene Industrie abnehmen lässt, deren Lieblingswort "smart" ist.

Was heißt das für unsere Gesellschaft?

Harald Welzer analysiert in "Die smarte Diktatur", wie die scheinbar unverbundenen Themen von Big data über Digitalisierung, Personalisierung, Internet der Dinge, Drohnen bis Klimawandel zusammenhängen.

Daraus folgt: Zuschauen ist keine Haltung. Es ist höchste Zeit für Gegenwehr, wenn man die Freiheit erhalten will!

 

Kapital 1   ÜBERWACHUNG (9)

Über Heuhaufen im digitalen Zeitalter, warum man heute keine Verfolgten mehr retten kann, die Jagd nach Menschenfleisch und die Tatsache, dass wir heute, alle sichtbar sind, aber nicht füreinander.

Kapitel 2   ÖKOLOGIE UND DIGITALISIERUNG  (57)

Überwachung braucht Energie. Wissenschaft braucht ebenfalls Energie, Krieg auch. Darüber spricht man nicht. Auch nicht über die Geschichte der Produkte, die unser Leben bevölkern. Sie sind da, aber warum, ist unsichtbar.

Kapitel 3   Ist der Kapitalismus noch Kapitalismus  (85)

Vielleicht sollte man besser von Neo-Feudalismus sprechen. Die Gruppe der Herrschenden wird kleiner, die der Vertriebenen und Flüchtenden größer. Es gibt auch wieder Schicksal.

Kapitel 4  IST DIE FREIHEIT NOCH DIE FREIHEIT?  (105)

Zugriffsgedrängel sichert Freiheit, Alleinmacht schafft sie ab. Der Selflogger macht sich dauerkrank und unglücklich. Die Wale sind nicht geschaffen worden, damit Menschen Seines mit ihnen machen.

Kapitel 5  DIE ALLSEITS REDUZIERTE PERSÖNLICHKEIT UND IHR KONSUM  (129)

Das Selbst wird zur Redundanzmaschine und übersieht, dass das Leben analog ist. Sein Raum ist eine Spiegelhölle, in der es sich immer nur selbst sieht. In Wirklichkeit besteht das Leben aber aus Widerfahrnissen und Anderen, die anders sind. Deshalb kommt es darauf an, nicht das Naheliegende, sondern das Fernliegende zu sehen.

Kapitel 6   WILLKOMMEN IM KNETOZÄN  (175)

Die Marktmacht konzentriert sich und Arschlöcher werden neuerdings angehimmelt. Sie entwickeln nicht nur totalitäre Strategien, sondern sprechen auch darüber. Es hört aber niemand zu. Deshalb gebrauchen sie die Macht, die ihnen niemand streitig macht. Digital ist übrigens fossil..

Kapitel 7  ZURÜCK ZUR ZUKUNFT   (239)

Wunschhorizont gegen Effizienzhölle. Gebraucht werden Zukunftsbilder. Und eine Ästhetik des Widerstands.

Kapitel 8  VORWÄRTS ZUM WIDERSTAND  (259)

Widerstand muss dort sein, wo die Leute sind. Der Wurm muss dem Fisch schmecken. Ein Motiv ist nicht identisch mit der Richtung, die man einschlägt. Affirmation ist eine gute Strategie. Gegen sie haben die Gegner nichts in der Hand.

 

Anmerkungen (291)   Bibliographie (302)   Bildnachweise (308)    Register (309)

 

 

perlentaucher.de/buch/harald-welzer/die-smarte-diktatur.html

 

zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 12.07.2016
Fridtjof Küchemann hat einiges gegen Harald Welzers Studie einzuwenden: Zunächst einmal ärgert sich der Kritiker darüber, dass der Soziologe und Sozialpsychologe seine Leser offenbar für derart ignorant hält, dass sie den Zusammenhang zwischen Konsum, Ausbeutung und Überwachung gar nicht sehen wollen beziehungsweise sich alles aus dem Silicon Valley vorkauen lassen. Dass Welzer im weiteren Verlauf des Buches ansetzt, nicht nur zu "predigen", sondern darüber hinaus auch noch unterhalten zu wollen, stört den Rezensenten ebenfalls: Anekdotenreich, aber mit "dünner" Argumentation, schwankendem Ton und inkonsequenter Haltung fordere der Autor zu "medienwirksamem" vergnüglichen Widerstand gegen Konsum und Widerstand auf, informiert der Kritiker, der hier Ernsthaftigkeit und Differenzierung vermisst.

 

zu Die Zeit, 02.06.2016
Der Soziologe Harald Welzer ruft in seinem Buch "Die smarte Diktatur" zum Widerstand gegen die Weltverschwörung auf, was im Rezensenten Adam Soboczynski zuallererst Misstrauen gegenüber dem Autor weckt. Neue Schuldige gibt es bei Welzer nicht, erklärt der Rezensent, angeprangert würden die üblichen Verdächtigen: Internet, Kapital und die dummen Menschen. Welzers "Hermeneutik des Verdachts" findet, was sie sucht, weil sie fragt, wie sie fragt, erklärt der Rezensent. Der Autor missbraucht das so richtige wie schwammige Credo, dass alles irgendwie mit allem zusammenhängt, um komplizierte und sehr unterschiedliche Phänomene in simpelste Ursache-Wirkungs-Ketten aufzulösen, kritisiert Soboczynski, und natürlich bleibt auch die Drohgebärde mit der Keule des Dritten Reichs nicht aus, mit dem der Autor seine smarte Diktatur der Internetkonzerne vergleichen muss, ärgert sich der Rezensent.

 

zu Süddeutsche Zeitung, 30.05.2016
Dorion Weickmann kann sich nicht entscheiden, wie sie Harald Welzers Streitschrift "Die smarte Diktatur" finden soll. In ihrer Kritik geht es hin und her. Wenn Welzer die digitale Selbstversklavung, Hyperkonsum und emotionale Defizite anprangert, dann findet die Rezensentin das zwar richtig, aber auch nicht neu. In einem Satz honoriert sie Welzers "griffigen Botschaften", im nächsten kritisiert sie seine drastischen Ausfälle. Interessant findet sie, dass Welzer "gesellschaftspolitische Sichtachsen" freilege ("totalitäre Systeme"), vermisst jedoch tiefergehende Analysen und Gegenstrategien. Am Ende ertappt sie ihn noch bei einigen Widersprüchen, hat aber "mächtig viel Spaß" beim Nachdenken.

 

zu Frankfurter Rundschau, 07.05.2016
Harald Welzers Buch "Die smarte Diktatur" tut weh - und gerade deshalb sollte es möglichst viele Leser finden, schreibt der hier rezensierende Geoökologe Richard Harnisch. Denn hier wagt endlich jemand die durch "hyperkonsumistischen" Überfluss sedierte Gesellschaft aufzurütteln, fährt der Kritiker fort, der bei dem Sozialpsychologen etwa nachliest, wie gefährdet die Demokratie durch digitale Selbstentmündigung und Datenabsaugung von Facebook, Google und Co. ist.
Welzer beobachte mit großer Sorge, wie der Mensch durch immer weiter personalisierte Informationsangebote zur "Redundanzmaschine" werde, wie sich angesichts von Shit Storms im Web 2.0 mittelalterliche Zustände ausbreiten und sich die Gesellschaft immer weiter von den sozialen und biologischen Voraussetzungen des Lebens entfremde, informiert der Rezensent.
Die Beispiele des Autors, etwa den Verweis auf das chinesische "soziale Kreditsystem", das parteikonformes Verhalten mit Reisevisa oder Karrieresprüngen belohnt, findet der Kritiker klug gewählt.
Darüber hinaus begrüßt Harnisch Welzers Analyse der menschenfeindlichen Geschäftspraktiken von "smarten Diktatoren" wie Jeff Bezos, Oliver Samwer oder Nicolas Berggruen.
Wer die Lektüre durchhält, wird zum Schluss mit Tipps für eine effektive Rebellion belohnt, schließt der mächtig durchgerüttelte Kritiker.

 

 

 

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