Reinhold Zippelius 

Geschichte 
der Staatsideen

 

1971 bei Beck
1989 6. Auflage
2003 10. Auflage

1971    214 Seiten 

wikipedia.Autor  *1928 in Ansbach

DNB.Buch    qwant.Buch

bing.Buch   Goog.Buch

detopia

Z.htm    Utopiebuch 

K.Heinisch.1960 

M.Berneri    Helmut Willke

Die Frage nach der bestmöglichen Ordnung menschlichen Zusammenlebens hat sich im Wandel der Geschichte immer von neuem gestellt und fand mehr oder minder phantasievolle Antworten. 

Diese hielten zum Teil einer kritischen Prüfung stand, teils wurden sie in ihrem Geltungs­anspruch eingeschränkt oder auch ganz aufgegeben und durch andere Lösungsversuche ergänzt oder ersetzt. 

So kann man sich die Geschichte der Staatsideen rückschauend als einen großen Prozeß von trial and error vorstellen, in welchem der menschliche Geist nach einer friedensichernden, wirksamen und
gerechten Ordnung menschlichen Zusammenlebens und nach deren anthropologischen Bedingungen gesucht hat und weiterhin sucht. 

Einige wichtige Positionen dieser Ideengeschichte werden hier umrissen.

 Reinhold Zippelius ist Professor für Rechtsphilosophie und öffentliches Recht an der Universität Erlangen-Nürnberg und Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur in Mainz.

 

Inhalt

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   Vorwort (7)

Umschlagbild: 
Sachsenspiegel, Antwerpen 1506

Quellennachweis (201)

Namenregister (203)

Sachregister (205)

 

Wie würde dich die Einsicht kränken:
Wer kann was Dummes, 
wer was Kluges denken,
Das nicht die Vorwelt schon gedacht?

Faust II

 

Widmung:

  VIKTORIA STOESSEL (1904-1983)
 in Dankbarkeit

 

Teil 1     Die Antike 

1. Die Sophisten  (13)

2. Platon  (17)   a) Die Misere der bestehenden Staaten  b) Der Idealstaat c) Der Gesetzesstaat

3. Aristoteles  (28)  a) Die Soziallehre  b) Fragen der Eugenik und Erziehung c) Die Staatsverfassung d) Die Gerechtigkeit

4. Epikureer und Stoiker (41) 
   a) Die Lehre Epikurs  b) Grundgedanken der stoischen Ethik c) Das stoische Naturrecht d) Die Staatsphilosophie

 

Teil 2     Von Augustinus bis Calvin 

5. Der Einbruch des Christentums in die antike Welt  (52)   
a) Die Abkehr vom ethischen Intellektualismus b) Die Gesinnungsethik  c) Die irdischen Güter  d) Die Konfrontation mit dem antiken Staat

6. Augustinus (56)   a) Die Zwei-Reiche-Lehre  b) Das Naturrecht

7. Thomas von Aquin    a) Naturrecht und Gerechtigkeit  b) Die Soziallehre  c) Die Staatslehre

8. Zwischen Mittelalter und Neuzeit   a) Die Auflösung des Thomistischen Weltbildes  b) Marsilius von Padua  c) Dante

9. Die Rechts- und Staatsauffassungen der Reformatoren   a) Luther  b) Zwingli und Calvin

 

Teil 3:  Von der Entstehung des souveränen Staates bis zur Französischen Revolution (83)

10. Utopische Modelle (83)    a) Thomas Morus  b) Spätere Utopisten  

11. Die Staatsgewalt als technisches Problem (Machiavelli) (89) 

     a) Der Denkstil Machiavellis  b) Das Menschenbild  c) Der Herrscher

12. Die Staatsgewalt als Ordnungsmacht (Hobbes) (97)  

    a) Wegbereitende Erwägungen Bodins  b) Homo homini lupus  c) Der Staat  d) Das Recht

13. Die Idee der Demokratie (105)  a) Althusius  b) Spinoza  c) Rousseau  d) Die Idee der repräsentativen Demokratie

14. Die Kontrolle der politischen Gewalt und die Rechte der Einzelnen (118)  a) Locke  b) Montesquieu

15. Das neuzeitliche Naturrecht  (128)    a) Grotius  b) Pufendorf  c) Thomasius  d) Leibniz  e) Christian Wolff

 

Teil 4:  Die Staats- und Rechtsphilosophie seit Kant  

16. Die Rechtsgemeinschaft als System geordneter Freiheit (Kant)  (147) 
a) Das Sittengesetz  b) Moralität und Legalität  c) Das Prinzip des Rechts  d) Der Staat  e) Die geschichtliche Hoffnung

17. Der Staat als Institution objektiver Vernünftigkeit (157)    a) Fichte  b) Hegel

18. Der Staat als gesellschaftliche Tatsache  (167)  

    a) Comte  b) Marx  c) Max Weber  d) Gemeinschaft als Gefüge sinnorientierten Verhaltens

19. Anthropologische Theorien (184)   a) Ältere Ansätze  b) Die menschliche Triebstruktur  c) Biologische Vorgegebenheiten

20. Kritische Theorien  (191)    a) Ideologiekritik  b) Der kritische Rationalismus (Popper)

21. Experimentierende Praxis (196)   a) Grundsätzliches  b) Tentative Suche nach Gerechtigkeit 

  

Vorwort des Autors (1989)

7

Es gehört zur politischen Kultur, daß man nicht kurzerhand den eigenen Gerechtigkeitsstandpunkt und die eigene Staatsauffassung absolut setzt, sondern sich mit der Möglichkeit anderer Vorstellungen vertraut macht. Eine solche Umschau fördert eine Fülle von Gesichtspunkten, Argumenten und Teilwahrheiten zutage. Sie zeigt aber auch das Fragmentarische, Vorläufige, Überholbare vieler Einsichten, gerade auch solcher, die sich sehr grund­sätzlich nehmen.

Schon Grotius wollte deshalb dem Brauche derer folgen, die auf keines Philosophen Sekte schworen, "weil sie meinten, daß keine Sekte alle Wahrheit besessen habe und daß auch keine gewesen sei, die gar nichts Wahres erkannt hätte". Deshalb sei es darum gegangen, "die im einzelnen zerstreute und unter die Sekten verteilte Wahrheit in ein Ganzes zu sammeln" (De jure belli ac pacis, Vorrede, Nr. 42).  wikipedia  Hugo_Grotius  1583-1645

Die Unfähigkeit, die politischen Tatbestände und Fragen in ihrer Differenziertheit zu sehen, ist die Mutter des Radikalismus. Er will alles und jedes auf eine Wurzel, auf eine Grundtatsache oder ein einfaches Prinzip zurück­führen, statt in diesen bloße Teilmomente und Teilaspekte des Ganzen zu sehen. Er entstammt dem Unvermögen, das Sowohl-als-auch zu erwägen und einen maßvollen Ausgleich zu suchen, wie er etwa zwischen den Prinzipien der Freiheit und der Ordnung immer wieder gefunden werden muß.

Vorliegende Darstellung soll zugleich eine ideengeschichtliche Ergänzung zu meiner <Rechtsphilosophie> und zu meiner <Allgemeinen Staatslehre (Politikwissenschaft)> liefern, in denen der Schwerpunkt auf der Auseinandersetzung mit der rechtsphilosophischen und staatstheoretischen Literatur der Gegenwart liegen mußte. 

In diesem historischen Überblick wurden auch aus dem Denken der Gegenwart nur einige wichtige Züge herausgehoben. Der Titel des Buches bedarf einer Einschränkung: Behandelt werden nur die wichtigsten Staatsideen des abendländischen Kulturkreises, nicht auch die anderen großen Kulturen und deren Staatsdenken. 

 

 

 

aus   wikipedia  Zippelius   2022

Reinhold Zippelius (* 19. Mai 1928 in Ansbach) ist ein deutscher Jurist und Rechtswissenschaftler. Er ist emeritierter Professor für Rechtsphilosophie und Öffentliches Recht an der Universität Erlangen-Nürnberg.

Zippelius studierte Rechtswissenschaften ab 1947 in Würzburg und Erlangen und von 1949 bis 1951 als Stipendiat des Maximilianeums an der Ludwig-Maximilians-Universität München, an der er 1953 promoviert wurde. Nach dem juristischen Staatsexamen war er von 1956 bis 1963 im bayerischen Ministerialdienst, zuletzt als Oberregierungsrat im Innenministerium. Daneben habilitierte er sich 1961 an der Universität München bei Karl Engisch.

1963 wurde er auf den Lehrstuhl für Rechtsphilosophie, Staats-, Verwaltungs- und Kirchenrecht in Erlangen berufen. Weitere (von ihm nicht angenommene) Rufe erhielt er an die Hochschule für Verwaltungswissenschaften in Speyer (1966) und an die Universitäten Köln (1966), München (1968) und Göttingen (1972).

Seit 1995 ist er emeritiert. Zu seinen Schülern und späteren Fachkollegen zählen Ursula Köbl, Thomas Würtenberger und Joachim Lege.

Zippelius ist ordentliches Mitglied der Akademie der Wissenschaften und der Literatur zu Mainz[2] und Ehrendoktor der Fakultät für Wissenschaftstheorie der Nationalen Universität Athen.

 

Arbeitsgebiet

Die wissenschaftlichen Schwerpunkte seiner Arbeit liegen auf den Gebieten des Staatsrechts, der Allgemeinen Staatslehre, der Rechtsphilosophie und der Methodenlehre. Mehrere seiner Bücher wurden in andere Sprachen übersetzt.

Wissenschaftlich steht er der Wissenschaftstheorie von Karl Popper nahe, mit dem er auch in persönlichem Gedankenaustausch stand. Er erweiterte das Anwendungsfeld von Poppers Methode auf das Recht. So ist er der Ansicht, dass viele Fortschritte des Rechts und des juristischen Denkens sich nach der Methode des Kritischen Rationalismus vollziehen und „die Suche nach dem Begriff des Rechts, nach seinen Bezügen zur Wirklichkeit und nach der Gerechtigkeit experimentierend voranschreitet, indem wir Problemlösungen versuchsweise entwerfen, überprüfen und verbessern“.[3]

Aus seiner Sicht ist eine Rechtsordnung nicht ein Gefüge „abstrakter“ Normen, die vom Leben abgelöst (abs-tractae) sind, sondern law in action, das durch menschliches Handeln „zur Geltung gebracht“ wird und sich hierbei in die Lebenswirklichkeit der jeweiligen Kultur und deren Zeitgeist fügt.

In der Rechtstheorie behandelt er unter anderem den Begriff des Rechts, ferner die Strukturierung rechtlicher Erwägungen durch Schlüsselbegriffe, den Gleichheitssatz als Leitfaden der Rechtsfortbildung und die Frage der Rechtsgeltung, insbesondere die Geltung ungerechter Gesetze.

In der Staatstheorie gehören zu seinen Themen u. a. „Staat und Gesellschaft“, sodann die Legitimation und die Kultivierung der Demokratie (insbesondere die Rechtsstaatlichkeit), ferner die oligarchischen Komponenten der pluralistischen Demokratie, der Föderalismus (Abgrenzungsfragen, Funktionen und demokratische Ambivalenz des Föderalismus) und die Problematik der Bürokratie.

 

Veröffentlichungen (Auswahl)
Wertungsprobleme im System der Grundrechte. Beck, München 1962.
Recht und Gerechtigkeit in der offenen Gesellschaft. 2. Auflage, Duncker & Humblot, Berlin 1996, ISBN 3-428-08661-9.
Rechtsphilosophie. 6. Auflage, Beck, München 2011, ISBN 978-3-406-61191-9.
Allgemeine Staatslehre. Politikwissenschaft. 17. Auflage, Beck, München 2017, ISBN 978-3-406-71296-8.
Grundbegriffe der Rechts- und Staatssoziologie. 3. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2012, ISBN 978-3-16-151801-0.
Juristische Methodenlehre. 11. Auflage, Beck, München 2012, ISBN 978-3-406-63668-4.
Die experimentierende Methode im Recht. Akademieabhandlung Mainz, Mainz 1991, ISBN 3-515-05901-6.
Einführung in das Recht. 7. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2017, ISBN 978-3-8252-4795-9.
Kleine Deutsche Verfassungsgeschichte. Vom frühen Mittelalter bis zur Gegenwart. 7. Auflage, Beck, München 2006, ISBN 978-3-406-47638-9.
Staat und Kirche. Eine Geschichte von der Antike bis zur Gegenwart. 2. Auflage, Mohr Siebeck, Tübingen 2009, ISBN 978-3-16-150016-9.
Das Wesen des Rechts. Eine Einführung in die Rechtstheorie. 6. Auflage, Kohlhammer, Stuttgart 2012, ISBN 978-3-17-022355-4.
Geschichte der Staatsideen. 10. Auflage, Beck, München 2003, ISBN 978-3-406-49494-9.
Verhaltenssteuerung durch Recht und kulturelle Leitideen. Duncker & Humblot, Berlin 2004,
Neubearbeitungen des Deutschen Staatsrechts von Theodor Maunz von der 24. (1982) bis zur 30. Auflage (1998), zunächst unter dessen Mitwirkung; jetzt bearbeitet von Thomas Würtenberger. 33. Auflage, Beck, München 2018

 

Literatur
Richard Bartlsperger: Reinhold Zippelius zum 70. Geburtstag. In: Neue Juristische Wochenschrift 1998, Heft 21, S. 1542 f.
Thomas Würtenberger: Reinhold Zippelius zum 75. Geburtstag. In: Neue Juristische Wochenschrift 2003, Heft 21, S. 1503.
Thomas Würtenberger: Reinhold Zippelius zum 80. Geburtstag. In: Juristenzeitung, Bd. 63 (2008), Heft 10, S. 509.
Matthias Jestaedt: Reinhold Zippelius zum 80. Geburtstag. In: Neue Juristische Wochenschrift 2008, Heft 21, S. 1502.
Joachim Lege: Reinhold Zippelius zum 90. Geburtstag. In: Juristenzeitung, Bd. 73 (2018), Heft 10, S. 508 f.

 

 

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Reinhold Zippelius (1971) Geschichte der Staatsideen