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2.2  Die Zwietracht der Stände

Der Mensch ist dem Menschen ein Wolf.
Der römische Dichter Plautus

 

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Eine Kultur entsteht, wenn sich Möglichkeiten eröffnen, daß sich Menschen ganz den Betätigungen widmen können, für die sie besondere Befähigungen spüren. Das bedeutet aber auch, daß sie sich spezialisieren, absondern und neu gruppieren. Es kommt zu Zersplitterungen in Fachberufe und zu Konkurrenz- und Aufstiegs­kämpfen. Nicht nur im ökonomischen und politischen, auch im kulturellen Leben vervielfältigen sich damit die Anlässe, aus denen Zwistigkeiten entstehen. 

Mit der Qualität des Lebens steigt auch die Menge der Konfliktstoffe unter den Menschen und den neuartigen Gruppen. In der Urgesellschaft hatte es nur Konflikte um Territorien und solche persönlicher Art zwischen Stammes- und auch Familienmitgliedern gegeben. Über solch persönliche Konflikte berichtet die Historie nur dann, wenn es sich um herrschende Familien handelt, die übrigen interessieren nicht. 

Die Geschichte überliefert uns seit Sumer neben dem Kampf um Territorien auch den um die Alleinherr­schaft oder Vorherrschaft innerhalb der Staaten und Städte. In Sumer hat es nach Darstellung Toynbees13 in den 370 Jahren von 2113 bis 1743 nur über 130 Jahre eine Einheit des Reiches gegeben, dagegen 240 Jahre lang Zwietracht, Kämpfe und politisches Chaos. 

"Die Klassen­unterschiede, unterstrichen von einer örtlichen Trennung der Klassen zwischen Stadt und Land, waren das erste soziale Übel, der Preis für die Geburt der Zivilisation in Sumer. Das zweite war der Krieg; und die wirtschaftliche Voraussetzung für beide Übel war der Mehrertrag, der den neuen, nichtagrarischen Stand zur Folge hatte ... Der Mehrertrag, die Klassen­unterschiede, die Schrift, die Monumental­architektur, städtische Siedlungen und der Krieg — dies alles waren bestimmende Züge der neuen Zivilisation. Doch die entscheidende Veränderung lag im Wandel des Charakters und der Funktion der Götter."14

Es ist Arnold Toynbee zuzustimmen, daß damit auch eine andersartige Beziehung zwischen Mensch und Natur entstand.

"Der Mensch als geselliges Lebewesen hatte sich nun fähig gezeigt, einem bis dahin unzugänglichen und feindlichen Teil des Naturreiches seinen Willen aufzuzwingen; und in Erkenntnis dieses Triumphs ging er dazu über, seine eigene Kraft zu verehren neben den nichtmenschlichen Kräften, die er vorher für allmächtig gehalten hatte."15  

Die verschiedenen Götter der einzelne Städte erwiesen sich als eine Quelle der Zwietracht, und die Menschen benutzten ihre neu erworbene Macht nun auch zu Bruderkriegen zwischen den wohlorganisierten und wohlbewaffneten Städten. Kriege sind seitdem mit religiöser Überzeugung geführt worden. Man kämpfte und starb nicht nur für sein Land, sondern auch für seinen Gott. Dieses Motiv ist bis heute nicht erloschen. Das können wir nicht nur bei den Arabern, sondern auch an den häufig aufflackernden Gemetzeln in Indien und den Anschlägen in Irland noch erkennen. 

Mit der Entwicklung der Städte kam das Bürgertum als neuer Machtfaktor hinzu, allerdings von Anfang an wenig homogen; denn es war zweigeteilt in Handwerker und Kaufleute, wobei die bedeutend zahlreicheren Handwerker in diversen Sparten mit höchst unterschiedlichem Ansehen ausgestattet auftraten. Dennoch fühlte sich das Bürgertum einer Stadt solidarisch, zumal dann, wenn es seine eigenen Interessen gegen die staatliche und kirchliche Macht zu behaupten hatte. Die sogenannten Reichsstädte in Europa erhielten ohnehin ein hohes Maß eigener Zuständigkeiten.

Kulturgesellschaften sind stets von außen bedroht, weil ihr Wohlstand den Neid anderer Völker weckt. Also brauchen sie eine Streitmacht zu ihrer Verteidigung viel dringender als arme Völkerstämme. Haben sie erst diese Armee, dann unterliegen sie stets der Verlockung, sich "offensiv zu verteidigen", wodurch der beherrschte Umkreis immer größer wird, so daß die Zahl der Gegner automatisch zunimmt, bis sie schließlich auf einen mächtigen Gegner stoßen, der vorher gar keine Notiz von dem Emporkömmling zu nehmen brauchte.16

Ein stehendes Heer — und erst recht ein durch Siege verwöhntes — gerät leicht in die Versuchung, selber Politik zu treiben, statt sich von irgendwelchen Politikern kommandieren zu lassen, oder es sucht sich in Ermangelung gestellter Aufgaben eigene. Noch kritischer wird es bei Söldnerheeren, die letzten Endes nur für sich selber kämpfen. Sie setzten im Rom des 3. Jahrhunderts mehrmals die Kaiser ab und ein, die man daraufhin als "Soldatenkaiser" bezeichnete. 

* (d-2015:)  wikipedia  Plautus  200 v.Chr., Dichter von Komödien in Rom. # Plautus ließ sich in seinem Schaffen von der neuen griechischen Komödie, vor allem durch deren berühmtesten Vertreter, Menander, inspirieren. Die dort vorkommenden Motive und Charaktere passte er der römischen Lebenswirklichkeit an. Das Sprechtheater wurde durch Lieder und Flötenspiel ergänzt.

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Im China des 2. Jahrhunderts siegten bei zwei Bauernrevolten gegen die Gutsherren weder diese noch jene, sondern die Feldherren. Als dann 220 bis 230 das Hanreich in drei Teile zerbrach, wurden diese von drei Generälen regiert, womit die Geschichte der "sechzehn Staaten" Chinas bis zum Jahre 420 in ihrer Struktur der römischen des 3. Jahrhunderts entspricht.17

Dies erleben wir besonders in Afrika und Südamerika noch heute fast monatlich. In dieser Beziehung agiert die gegenwärtige Staatenwelt nicht anders als in den Jahrtausenden vor uns.

Doch nicht nur Heere bemächtigten sich des Staates, auch ganze Völker lebten zeitweise von der Plünderung anderer. Das Mittelmeer, der überragende Standort menschlicher Kulturen, wurde oft von Seeräubern verunsichert, ja jahrzehntelang sogar beherrscht. Schon die keltischen Galater unternahmen um 300- von Kleinasien aus über ein halbes Jahrhundert ausgedehnte Raubzüge. Die Illyrierkönigin Teuta trieb die Räuberei so weit, daß sie römische Städte an der dalmatinischen Küste belagerte, so daß Rom sie nur mit einem aufwendigen Feldzug 228- wieder vom Meer verjagen konnte. Schließlich zerschlug Pompejus die Seeräuberei im Mittelmeer um 67-. 

In den nachchristlichen Jahrhunderten übernahmen dann germanische Stämme, wie die Vandalen und die Normannen, das Geschäft der Raubzüge über See. Unter die Seeräuberei müßte man auch die Vernichtungs­züge des Hernán Cortez und anderer gegen die amerikanischen Indianerkulturen einordnen. Und selbst im nördlichen Europa sind regelrechte Kriege der Hansestädte gegen berühmte Seeräuber wie Störtebeker bekannt.

 

Über Millionen Jahre war der Mensch nur Sammler und Jäger. Dann wurden vorausschauende Menschen­gruppen Bauern, trieben aber nebenbei auch noch Jagd und Sammelei. Im Laufe der Zeit bildeten sich die oben beschriebenen neuen Berufsstände, die sich von den Ackerbauern und Viehzüchtern radikal unterschieden. Obwohl selbst in den Hochkulturen 80 bis 90 Prozent und mehr in ihren landwirt­schaftlichen Berufen blieben, so verloren die Bauern doch den Einfluß auf die Geschichte, sobald sich eine Hochkultur ausbildete. Obschon ohne die nach wie vor mühsame Erzeugung von Nahrung überhaupt nichts gelaufen, ja sogar das Leben erloschen wäre, spielt der Bauer sehr bald keine politische Rolle mehr. 

* (d-2015:)  wikipedia  Teuta 

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Neben der nackten Gewalt der Heerscharen, die manchmal Land für Land überrollten, sind sogar die geistigen Auseinandersetzungen um irgendeine "reine Lehre" für den Gang der politischen Geschichte bestimmender als die Ereignisse in der bäuerlichen Bevölkerung, obwohl noch um 1800 jetziger Zeitrechnung selbst in Europa über 80 Prozent diesem Primärberuf jeder Kultur, ja des Lebens überhaupt nachgegangen sind.

Die Bauern hatten — ohne ein Wort mitreden zu dürfen — dreierlei zu stellen: Nahrung für die Städte, Soldaten für die Kriege und Nachwuchs für die städtischen Berufe, nicht zuletzt für die Priesterschaft. Bei dieser Mißachtung, die mit der Entwicklung der Zivilisation bis zum heutigen Tage laufend zugenommen hat, ist es nicht verwunderlich, daß Hungersnöte stets zu den normalen Ereignissen der menschlichen Geschichte gehören — auch bis heute. Wenngleich Mißernten, durch Naturkräfte verursacht, unvermeidlich sind, so hätte doch eine vorausschauende Vorratspolitik die Folgen öfter auffangen können. Wie früh man um die Gefahr der Hungersnöte wußte, beweist der Traum des Pharao von den sieben fetten und den sieben mageren Kühen (gleich Erntejahren), auf dessen Deutung durch Joseph hin er für die mageren Jahre Vorräte speicherte.

Die Bauern wurden zumeist herablassend behandelt, obwohl sie den Nachwuchs für die "besseren" und geistigen Berufe zu großen Teilen stellten. Die Begabten unter ihnen bekamen damit eine Chance, dem eintönigen Landleben zu entfliehen und in der Stadt ihren geistigen Neigungen zu folgen. Zu allen Zeiten erhofften sie dort "die Wahrheit" zu erfahren, um dann zu erkennen, daß sie da auch nicht zu finden war.

Wohl in allen Kulturen hat es ab und zu Aufstände der Bauern gegeben. Erdrückende Armut reichte als Ursache meist nicht aus, da mußten noch ungerechte Behandlung und Übervorteilung in Rechts- und Geldan­gelegen­heiten hinzukommen. In Ägypten erhoben sich die Bauern schon im 3. Jahrhundert v. Chr. sowohl gegen die ptolemäischen Fremdlinge als auch gegen die eigene Priesterschaft. In China wie auch im Römischen Reich hatten die Bauern in entfernten Provinzen Kriegsdienst zu leisten, was oft den Ruin der Familie zur Folge hatte; eine billige Gelegenheit für die Grundherren, deren Land aufzukaufen. Agrarreformen, die das Unwesen beheben sollten, scheiterten in Rom wie in China — und nicht anders in der Gegenwart von Südamerika bis zu den Philippinen. 

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Die Bauern erhoben sich schon im alten China; doch das "Mandarinat des Himmels" überlebte trotz Sturz des Kaisers Wang Mang die "Wut des Himmels" in den Jahren 9 bis 36.18 Die Mißstände führten in der zweiten Hälfte des folgenden Jahrhunderts zu zwei weiteren Bauernaufständen. Ein 1351 entfachter Aufruhr vertrieb den letzten mongolischen Kaiser und begründete die Ming-Dynastie.

Im Weströmischen Reich bauten die Grundbesitzer ihre Ländereien praktisch zu Fürstentümern aus. In den Kriegswirren einigten sie sich sogar mit den Feinden Roms, wenn es darum ging, ihre Güter zu retten. Im Oströmischen Reich existierte dagegen eine Beamtenschaft, die bei aller Verfolgung persönlicher Interessen doch dem Staat treuer diente.19

 

In Europa gab es freie und leibeigene Bauern nebeneinander. Sie trugen die Lasten des Staates und der Kirche, waren aber vom Kriegsdienst befreit; denn die Landesverteidigung war Sache der hochkultivierten Ritterschaft. Erst als diese sittlich verfiel, kam es zu den sogenannten Bauernkriegen

Im ersten großen Aufstand unter dem Namen "Bundschuh" ging es um die Rechte, wie schon 1430 und 1460 in Südwürttemberg, nicht um soziale Fragen, so daß sich unter den 20.000 Aufrührern auch Bürger befanden; sie wandten sich gegen Adel und Klerus im Bistum Speyer. Der Hauptkrieg vom August 1524 bis Juni 1525 erstreckte sich von Norddeutschland bis Südtirol, ohne daß es eine einheitliche Konzeption gegeben hätte. Soziale Forderungen waren hinzugekommen, und die durch die Reformation wachgerufenen neuen religiösen Anschauungen gipfelten in sozialstaatlichen Utopien bis hin zur Vielweiberei, die ohnehin eine sehr beliebte Vorstellung in den Anfangsstadien sozialer Revolutionen zu sein scheint. 

Jedenfalls flackerte sie auch im 20. Jahrhundert mit den kommunistischen Lehren wieder auf. Die Folge war damals, daß selbst Luther sich gegen die im Ursprung berechtigten Forderungen der Bauern wandte, die durch Thomas Münzer und "Wieder­täufer" verschiedenster Couleur ins Abwegige abgeglitten waren. Die Unternehmungen endeten in mehreren Blutbädern, die mehr als 100.000 Menschen das Leben kosteten.

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Die Sklaverei war in den meisten Hochkulturen mehr oder weniger verbreitet. Die Energie der mensch­lichen Muskeln war eben neben der Muskelkraft der zunehmend eingespannten Tiere die einzige, die für kultivierende Leistungen zur Verfügung stand. Man setzte infolgedessen Sklaven bei der Feldbestellung und Viehwirtschaft, in den städtischen Haushalten und schon in den wenigen frühen Bergwerken ein. 

Enorme Konzentrationen von handarbeitenden Menschen erforderten die monumentalen Bauwerke, die schon damals in keiner Kultur fehlten. Die Bewegung der dazu nötigen Materialmassen ließ sich nur mit dem Einsatz entsprechender Menschenmassen bewerkstelligen. Diese richtig einzusetzen, unterzubringen und zu ernähren, verlangte Leistungen, an die keine geringeren Anforderungen gestellt gewesen sind als an das heutige Management in der industriellen Welt. Bei einigen Bauwerken weiß man bis heute nicht, wie sie überhaupt technisch bewältigt werden konnten: die Köpfe auf der Osterinsel, Stonehenge; in Mittelamerika erfolgte der Transport der Steinblöcke über Dutzende von Kilometern, in Stonehenge (England) über 32 Kilo­meter.

Auch Sklaven mußten zumindest so ernährt und untergebracht werden, daß sie leistungsfähig blieben. Und trotz beinahe pausen­loser Kriege fehlten oft diese Arbeitskräfte, so daß sich Sklavenmärkte rund um das Mittelmeer etablierten, auf denen Angebot und Nachfrage den Preis regulierten. Das östliche Mittelmeer wurde in der Zeit vor Christi Geburt "zu einem ergiebigen Jagdgrund für Sklavenhändler".20 Die Sklaven waren nie ganz billig, zuweilen sehr teuer, folglich war der Kauf eines Sklaven eine Investition, die nur dann Gewinn versprach, wenn der Käufer einen langfristigen Nutzen daraus ziehen konnte. 

So kam es, daß auch das Einfangen von Sklaven zu einem Geschäftszweig der antiken Welt wurde, bis dann wieder die Portugiesen 1441 die ersten Negersklaven aus Afrika importierten. Der Handel nahm gigantische Ausmaße an, seit die Kolonisten Amerikas ihre Arbeitskräfte in Afrika einfangen ließen. 50 Millionen, möglicherweise auch 100 Millionen Schwarze sollen es nach Ermittlungen des afrikanischen Historikers Joseph Ki-Zerbo zwischen dem 15. Jahr­hundert und dem Jahr 1863 (!) gewesen sein.21)

"Die Aufhebung der Sklaverei kostete Haiti eine zehnjährige Revolution und die Vereinigten Staaten den Bürgerkrieg von 1861 bis 1865. Überall — ob die Befreiung friedlich erfolgte oder gewaltsam — hinterließ die Sklaverei ein Erbe von wirtschaftlichen und sozialen Krankheiten."22) 

Die Kultur Europas ist, ausgenommen die der iberischen Halbinsel, eine der wenigen, die sich rühmen kann, ohne Sklaven an die Spitze gerückt zu sein.

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In der Antike wurden sogar Kriegszüge mit dem erklärten Ziel unternommen, eine ganze Bevölkerung zu erbeuten, um sie auf den Sklavenmärkten anzubieten.

So ließ um 335- der große Alexander Theben plündern und die Bewohner verkaufen. 223- erlitten die Bürger Mantineas das gleiche Schicksal seitens des Antigonus Doson von Mazedonien, während Agrigent und andere große Städte von Nichtgriechen ebenso behandelt wurden.23  

Philipp V. von Mazedonien griff 202- fünf friedliche griechische Städte an, nur um die Bewohner zu verkaufen.24

Die Römer begnügten sich 168- nach dem Sieg über Griechenland mit der Deportation der jeweiligen Führungsschichten nach Italien. Die Molosser - die neutral geblieben waren - und die Ätoler - die sogar den Römern Waffenhilfe geleistet hatten - wurden dafür besonders "belohnt", indem man sie samt und sonders in die Sklaverei abführte, womit ihr Hab und Gut natürlich den Siegern zufiel.25

Es trifft sich auch zeitlich, wenn der tyrannische chinesische Kaiser Huang-ti nach seinem Sieg 221- die Führungs­kräfte von sechs der eroberten Staaten in das "Land hinter den Pässen" verbannte.26 Die Assyrer hatten schon im 10. und 9. Jahrhundert die Methode eingeführt, die Eliten unterworfener Völker in die entferntesten Winkel des Reiches zu deportieren, dazu die geschicktesten Handwerker, während man die Bauern ungeschoren ließ. 

Die Deportation von nahezu 30.000 Israeliten in die sogenannte "babylonische Gefangenschaft" im Jahre 721- hat ihr Ziel nicht erreicht; denn diese hielten an ihrer Identität eisern fest, bis sie der Perserkönig Kyros II. 539- freiließ.27  

Welche Grausamkeit die kriegerischen Auseinander­setzungen der Völker zu allen Zeiten annehmen konnten, beschreibt das 4. Buch Mose, Kapitel 31, mit der "Rache des Herrn" an den Midianitern.

Nach diesen wenigen, aus der Geschichte herausgegriffenen drastischen Beispielen sollen ebensolche aus den Sklaven­aufständen das Bild abrunden.

Sklaven sind sicher beteiligt gewesen, als der erste aus der Geschichte bekannt gewordene Streik ausbrach. Im Jahre 1156-, unter der Regierung Ramses III. streikten die Grabarbeiter von Deir el-Medine, weil ihre Naturalien seit zwei Monaten ausgeblieben waren. In Sparta kam es 464- zu einem Aufstand der Heloten. 135- gab es Revolten auf der Insel Delos und in Attika.

Aristonikos, der den Thron von Delos beanspruchte, proklamierte mit den Sklaven ein "Reich der Sonne"; da die göttliche Sonne über Freie und Sklaven, Reiche und Arme scheine, symbolisiere sie auch die Gerechtigkeit.28 Ob ein Zusammenhang mit den Aufständen auf italienischem Boden bestand, ist nicht geklärt. Dort war es schon im Jahre 198- zur Rebellion der südöstlich Roms auf dem Lande arbeitenden Sklaven gekommen. In Sizilien ergriff 136- ein Aufstand die ganze Insel, bis er 132- niedergeschlagen werden konnte. Von 104 bis 101 tobte der zweite Sklaven­aufstand auf Sizilien. 

Schließlich gelang es dem berühmten Gladiator Spartakus, selbst ein Nachkomme des thrakischen Königs­hauses, von 73 bis 71 die Stadt Rom zu beherrschen. Er mobilisierte 70.000 Sklaven verschiedenster Herkunft, darunter Kelten und Germanen. Bezeichnenderweise wurde der größte Sklavenhändler Roms, der Feldherr Crassus, mit der Nieder­schlagung beauftragt. Spartakus fiel im Kampf, und 6000 Sklaven wurden entlang der Via Appia ans Kreuz geschlagen. — Niemals ist es den Sklaven gelungen, für längere Zeit einen Staat in ihrer Hand zu behalten.

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 wikipedia  Aristonikos     wikipedia  Heloten     wikipedia  Midian      wikipedia  Mantineia  

 

 

 Literatur  (402)    www.detopia.de     ^^^^ 

Himmelfahrt ins Nichts - Von Herbert Gruhl 1992