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Ben-Alexander Bohnke Stichwort Esoterik
Esoterik
1991
by ECON Verlag
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1991 260 (280) Seiten DNB.Buch Google Buch Bing.Buch
detopia: Bohnke Start (d-2005): |
Inhalt Vorwort (7) Anmerkungen (261) Literatur-verzeichnis (274) Personen- und Sachregister (277) Die Esoterik erlebt seit einigen Jahren einen gewaltigen Boom, aber viele finden keinen Zugang dazu. Dem möchte Ben Alexander Bohnke abhelfen. Er gibt in seinem Buch einen Überblick über das esoterische Weltbild und die Geschichte der Geheimwissenschaften von Astrologie bis New Age. Er untersucht, welche Beziehung die Esoterik zur Medizin und Psychologie sowie zur Gesellschaft, Wissenschaft und Religion hat und was sie mit Okkultismus, Magie, Mystik, Spiritualismus, Spiritismus oder Psi gemeinsam hat. Eine Übersicht für jeden, der an der Esoterik interessiert ist. Ben Alexander Bohnke, 1951 geboren, hat sich nach einem interdisziplinären Studium auf New Age in Zusammenhang von Psychologie, Philosophie und Systemtheorie spezialisiert. Er leitet Seminare und arbeitet als Journalist für Hörfunk und Presse. |
1.
Eintritt in das esoterische Universum (11) 2.
Mensch, Gott und die Welt in der Esoterik (53) 3.
Gegensatz und Ähnlichkeit - Die Smaragdtafel des Hermes
(85) 4.
Mystik - Die Vereinigung mit dem Göttlichen (101) 5.
Magie - Der Wille zur Macht (129) 6.
Wahrsagen - Der Blick in die Zukunft (143) 7.
Psi - Okkultismus und »sechster Sinn« (183) 8.
Spiritismus - Geister, Götter und Gespenster (201) 9.
Bedeutung der Esoterik für Gesundheit und Krankheit (217) 10.
Esoterik zwischen Gesellschaft, Religion und Wissenschaft (235) 11. Ausblick: Die Zukunft der Esoterik - Lichtzeitalter oder finsteres Mittelalter? (255-260) |
Vorwort
7
Die Esoterik erlebt derzeit einen gewaltigen Boom. Aus kleinen Grüppchen und Zirkeln ist sie seit einigen Jahren in die breite Öffentlichkeit vorgedrungen: in die Wohnzimmer ganz normaler Bürger, in Schulklassen und selbst in kirchliche Kreise, unterstützt von einem Siegeszug durch die Medien. Immer mehr Menschen richten sich heute nach den Sternen oder befragen Geister; sie glauben an die Macht ihrer Gedanken oder sind auf der Suche nach Erleuchtung.
Zwar gab es in der breiten Masse schon immer eine gewisse Okkultgläubigkeit — und wenn auch nur als Horoskoplesen. Aber die wenigsten nahmen solchen »Aberglauben« wirklich ernst und bekannten sich auch dazu. Und vor allem die Intellektuellen hielten es mit dem Philosophen Adorno, der den Okkultismus als »die Metaphysik der dummen Kerle« verspottete.
Doch inzwischen ist die Esoterik salonfähig geworden: bei Herrn und Frau Jedermann — ohnehin in der Therapieszene bei den »Psychos« —, aber auch gerade bei den (ehemals) kritischen Intellektuellen, ganz besonders bei Feministinnen. Galt Okkultistisches früher als verstaubt, antiquiert, lächerlich, so sieht Mann/Frau es heute vielfach als »in«, schick, sogar progressiv an — voll im Trend des Zeitgeistes.
Hier bahnt sich eine Revolution der Esoterik an. Seit Jahrhunderten wurde sie als Geheimlehre begriffen, als ein inneres Wissen, nur für Eingeweihte zugänglich und bestimmt. Dies besagt schon der Begriff »Esoterik«, der vom griechischen »eso«: innen, geheim abgeleitet ist. Aber jetzt wendet sich die esoterische Botschaft nach außen, wird exoterisch. Das Geheime wird aufgedeckt, die inneren Einsichten werden geäußert, dringen an das Licht der Öffentlichkeit.
Damit ist jetzt auch die Stunde der Veröffentlichungen gekommen. Nicht nur Funk, Film und Fernsehen betreiben eine Entschleierung des Okkulten, sondern vor allem eine Flut von Büchern versucht, die esoterischen Geheimnisse zu lüften. Doch bisher wurde diese neue Offenheit selbst nur wenig beachtet und analysiert.
Sie ist aber von größter Wichtigkeit, bedeutet einen Wendepunkt für die einstige Geheimlehre — mit allen Chancen und Risiken: der Chance, viel mehr Menschen als bisher zu erreichen und somit größeren Einfluß zu gewinnen, aber auch dem Risiko, daß so die Attraktivität des Exklusiven und Elitären abnimmt und durch die Erhellung und Durchleuchtung der Reiz des Dunklen und Geheimnisvollen schwindet. Ja, die Esoterik als — per Definition — »innere Lehre« kann durch die Öffnung ihre Identität einbüßen.
Jetzt muß es sich zeigen, muß das esoterische Wissen sich beweisen: Wuchsen im Schutz der Dunkelheit und Abgeschiedenheit kostbare Blüten heran, oder gediehen in stickiger Luftabgeschiedenheit nur Sumpfblumen, die — nun bei Licht betrachtet — ihre Armseligkeit nicht mehr verheimlichen können.
Es geht aber nicht nur um die Frage, was die neuartige Popularität für die Esoterik selbst bedeutet, sondern welche Bedeutung sie für uns alle, die Gesellschaft, hat. Die einen sehen dieses Coming out und die Expansion der Esoterik als New Age, als ein neues Zeitalter an, das unserer Welt eine Bewußtseinsevolution beschert, zu mehr Harmonie und Frieden führt, gerade indem man sich rückbesinnt auf die alten Weisheitslehren.
Andere befürchten umgekehrt einen Rückfall ins »finstere Mittelalter«, in Aberglauben und Unglauben, eine Flucht vor der Krise unserer modernen technologischen Zeit in den Irrationalismus. Und sogar Esoteriker warnen davor, daß die für den Eingeweihten segensreichen geheimen Kräfte in der Hand eines »Zauberlehrlings« viel Schaden anrichten könnten, für ihn selbst wie für andere,
Gerade hier, beim Wendepunkt der Esoterik, möchte ich ansetzen und fragen: Was ist wirklich dran an der neuen/alten Esoterik? Wieweit paßt sie noch in unser heutiges Weltbild? Wie steht sie zu den Wissenschaften? Welche Folgen wird ihre Öffnungsrevolution haben? Wohin geht ihre Entwicklung?
Die Beantwortung dieser Fragen verlangt zunächst eine genaue und gründliche Darstellung des Esoterischen. Und das ist bei einem so umfangreichen Gebiet gar nicht leicht; es fangt schon an bei dem Problem, das Verhältnis von Esoterik zu Okkultismus, Magie, Mystik, Spiritualismus, Spiritismus, Psi, New Age u.a. zu klären.
Ich möchte in den Kapiteln 1 bis 3 vorwiegend die esoterische Theorie, ihr Weltbild verständlich machen, in den Kapiteln 4 bis 8 vor allem die Praxis von Meditation bis Geisterbeschwörung veranschaulichen und in den Kapiteln 9 bis 10 die Beziehung von Esoterik zu Medizin und Psychologie sowie zu Gesellschaft, Wissenschaft und Religion behandeln.
Mein Buch soll sowohl den Anfänger in Sachen Esoterik wie auch den esoterisch Fortgeschrittenen ansprechen, den neugierigen Skeptiker und den überzeugten Esoteriker. Das Ziel ist, einen klaren Überblick zu geben, das Labyrinth Esoterik überschaubar zu machen; einerseits das Wesen, die Grundgesetze der Geheimlehren herauszustellen und andererseits ihre Vielfalt zu schildern, und zwar von einer fairen, ausgeglichenen Position her: nicht — wie so häufig — entweder eine naiv-unkritische Schönfärberei oder einen mit Vorurteilen gespickten Verriß, sondern ich möchte ein ganzheitliches, neues Bild der Esoterik vermitteln.
Es geht heute nicht mehr an, mit dem Besen der Wissenschaft und des Rationalismus alles Esoterische in die Ecke zu kehren oder unter den Teppich, wo sich dann womöglich — im Untergrund — aus einem »normalen Okkultismus« ein ungesunder und gefährlicher entwickelt. Aber wir müssen schon den Staub der Jahrhunderte aus der Esoterik herausklopfen. Wir sollten nicht Kopf und Verstand verlieren und jeden Aberglauben gleich für eine höhere Weisheit halten.
8-9
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