Bert, Eugen, Bertolt Brecht
Die
Dreigroschenoper
Leben des
Galilei
Lob des
Kommunismus |
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Autor
*1898
in detopia: |
Nach
dem Aufstand des 17. Juni (1953)
„Im Falle meines Todes möchte ich nirgends aufgebahrt und öffentlich aufgestellt werden. Am Grab soll nicht gesprochen werden. Beerdigt werden möchte ich auf dem Friedhof neben dem Haus, in dem ich wohne, in der Chausseestraße.“ (1955)
Vater und Sohn Stefan in Berlin, 1931
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wikipedia Die_Dreigroschenoper
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Leben_des_Galilei wikipedia Kurt Weill 1900-1950 (50) wikipedia Helene Weigel *1900 in Wien bis 1971 (70) wikipedia Ruth Berlau *1906 in Kopenhagen bis 1974 (68) wikipedia Stefan Brecht *1924 in Berlin bis 2009 (84) Erste Aufführung von "Galileo Galilei" (1943)
im Schauspielhaus Zürich vor 70 Jahren DLF Kalenderblatt 2013 URL
Die Figur des Mathematikers, Physikers, Astronomen und Aufklärers Galileo Galilei beschäftigte Bertolt Brecht über mehr als zwei Jahrzehnte. 1943 wurde sein Stück unter dem Titel "Galileo Galilei" in Zürich uraufgeführt. "Die Erde ist nicht mehr allein. Wo ist nun noch Platz für die Kristallschalen, an der die Sterne festgeheftet sind? ... Da ist kein Halt am Himmel, da gibt es andere Sonnen." Wer - wie Galileo Galilei - die himmlische Ordnung anzweifelt, stellt auch die irdischen Machtverhältnisse auf den Kopf, was naturgemäß allerhand Aufregung befürchten lässt. "Und sie bewegt sich doch", hatte Georgi Dimitroff in Anlehnung an den berühmten - wenn auch nicht verbrieften - Satz Galileis seinen Anklägern im Leipziger Reichstagsbrandprozess 1933 entgegengehalten. Bertolt Brecht war tief beeindruckt von der Courage des bulgarischen Politikers - und des mehr als 300 Jahre älteren italienischen Wissenschaftlers, den er trotz des Widerrufs seiner Lehre vor dem katholischen Inquisitionsgericht als Widerstandskämpfer begriff - zunächst. Sein (episches) Stück "Das Leben des Galilei" schrieb Brecht im dänischen Exil 1938/39 nach Otto Hahns gelungener Uran-Kernspaltung, die er wohl durchaus als technischen Fortschritt sah. 14 Stationen einer Gelehrten-Biografie mit reichlich umstehendem Personal - mit Kirchenfürsten, Schülern und viel Volk. "Wenn etwas Brechts Glauben an die "sanfte Gewalt der Vernunft über die Menschen" beweisen konnte, dann war es der frappante Erfolg dieser Aufführung. Denn überall war es gelungen, uns vor die geistige Entscheidung, vor die freie Entscheidung aus der Vernunft zu stellen und uns dafür zu interessieren." Voll des Lobes war der Kritiker des ortsansässigen "Tages-Anzeigers" über die Uraufführung des "Galileo Galilei", wie das Stück damals noch hieß, im Schauspielhaus Zürich am 9. September 1943. Gleichwohl mochte mancher im Publikum den "Brecht-Stil" vermissen, die so typischen Songs, die Agitation von der Bühne herab. Hanns Eislers Musik kam erst später hinzu. Der Regisseur Leonard Steckel, der auch die Titelrolle spielt, zeigt den Mathematiker, Astronomen und Physiker Galilei noch als Apologeten eines "neuen Zeitalters", die Wissenschaft selbst ist ein Synonym für Vernunft, für den Dienst an einer "besseren Gesellschaft". Zum Zeitpunkt der Uraufführung lebt Brecht schon seit mehr als zwei Jahren in den USA. Im kalifornischen Santa Monica trifft er 1944 den britischen Schauspieler Charles Laughton, den er für eine amerikanische Theaterbearbeitung des "Galilei" begeistern kann. Der Hollywood-Star schreibt an der stark verknappten Fassung mit und spielt - bodenständig und eher genussfreudig als "durchgeistigt" - die Hauptrolle.
Listig erklärt der fast erblindete, als Gefangener der Inquisiton unter Hausarrest stehende Galilei seinem früheren Schüler Andrea, er habe seinen "Dialog über die zwei Weltsysteme" trotz ständiger Überwachung fertig gestellt. Doch vor der Premiere im kleinen Coronet Theatre in Beverly Hills am 30. Juli 1947, bei der sich das Who is Who der amerikanischen Filmbranche ein Stelldichein gab, hatte sich Entscheidendes ereignet: "Das "atomarische Zeitalter" machte sein Debut in Hiroshima in der Mitte unserer Arbeit. Von heute auf morgen las sich die Biographie des Begründers der neuen Physik anders." … notierte Brecht und kündigte seinem Galilei und der Naturwissenschaft endgültig die Solidarität (auf). Aus dem Widerruf als taktisch kluge Möglichkeit, das kopernikanische Weltbild vor dem Scheiterhaufen der Inquisition zu bewahren, wird Verrat. Galilei spricht sich und seiner Zunft das Urteil:
Die deutsche Erstaufführung erlebte der "Galilei", als "Berliner Fassung" nochmals vom Autor bearbeitet, am 16. April 1955 in Köln in der Regie Friedrich Siems'. Die Militarisierung beider deutscher Staaten war in vollem Gange, der kalte Krieg kroch auch in die Kultur: Brecht war der "SED-Dramatiker", der froh sein konnte, dass dieses "große Stück" wenigstens im Westen gespielt wurde. Dabei liefen die Vorbereitungen für seine eigene Inszenierung am Berliner Ensemble auf Hochtouren. Bei den Proben mit seinem Hauptdarsteller Ernst Busch wollte er sich von der Muse der Sternkunde nicht mehr küssen lassen.
Die Inszenierung, nach Brechts Tod von Erich Engel am 15. Januar 1957 zur Premiere gebracht, setzte, wie man so sagt, internationale Maßstäbe. Galileo Galilei wurde trotzdem vom Papst rehabilitiert: wenn auch erst 1992. # |
Bertolt Bert Brecht und Helene Weigel