Brown-2006
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Das neue Jahrhundert begann mit einer inspirierenden Note, als die Mitgliedsstaaten der UNO es sich zum Ziel gesetzt haben, die Zahl derer, die in Armut leben, bis 2015 zu halbieren. Und im Jahr 2005 lag die Welt bei der Erreichung dieses Ziels mehr als gut im Zeitplan. Dafür gab es zwei Hauptgründe: China und Indien. Chinas Wirtschaftswachstum von jährlich neun Prozent in den letzten 25 Jahren und Indiens beschleunigtes Wachstum von fast sechs Prozent pro Jahr in den letzten 10 Jahren sorgen gemeinsam dafür, dass Hunderte Millionen Menschen nicht länger in Armut leben müssen.1
In China sank die Zahl derer, die in Armut leben, zwischen 1981 und 2001 von 648 Millionen auf nur noch 218 Millionen, das ist der wohl größte Rückgang der Armutszahlen in der Geschichte. Auch Indien macht beeindruckende Fortschritte im wirtschaftlichen Bereich. Unter der dynamischen neuen Führung von Premierminister Manmohan Singh, der das Amt im Jahr 2004 übernahm, und seines fähigen Teams wird der Kampf gegen die Armut direkt angegangen, indem man die Infrastruktur bereits von ganz unten an, in den Dörfern, modernisiert und gezielte Investitionen tätigt, um den Ärmsten der Armen zu helfen. Wenn die internationale Gemeinschaft diese Bemühungen im reformorientierten Indien aktiv unterstützen würde, könnten Hunderte Millionen Menschen mehr aus ihrem Leben in Armut befreit werden.2
Es ist an der Zeit, dass die internationale Gemeinschaft dafür sorgt, dass Indien die Ressourcen erhält, die es benötigt, um den entstandenen Impuls zu erhalten. Da Indien sich wirtschaftlich im Aufwind befindet, kann sich die Welt nun intensiv mit der Armut in anderen Ländern, besonders den afrikanischen Ländern südlich der Sahara und einer Reihe kleinerer Länder in Lateinamerika und Zentralasien, beschäftigen.
Mehrere Länder in Südostasien, Thailand, Vietnam und Indonesien, machen ebenfalls beeindruckende Fortschritte. Sollte es keine größeren wirtschaftlichen Rückschläge geben, so wären diese Fortschritte praktisch die Garantie dafür, dass das U.N. Millenium Development Goal (3) zur Senkung der Armutszahlen bis 2015 erreicht werden kann.4)
Das ist die gute Nachricht. Die schlechte ist, dass die afrikanischen Länder südlich der Sahara - in denen insgesamt 750 Millionen Menschen leben — immer tiefer in Armut versinken. Hungersnöte, Analphabetentum und Krankheiten sind auf dem Vormarsch und heben damit praktisch einige der in China und Indien gemachten Fortschritte zahlenmäßig wieder auf. Und Afrika, das beim G8-Gipfel im Juli 2005 Hauptthema war, bedarf besonderer Aufmerksamkeit.5
In einer immer stärker interdependenten Welt zählen die Bekämpfung der Armut und die Stabilisierung der Bevölkerungszahlen zu den Problemen der nationalen Sicherheit. Eine Verlangsamung des Bevölkerungswachstums könnte eine wichtige Rolle im Kampf gegen die Armut und ihre erschreckenden Symptome spielen, während die Bekämpfung der Armut wiederum zu einer Verlangsamung des Bevölkerungswachstums beitrüge. Da die Zeit langsam knapp wird, ist klar, dass wir an beiden Fronten gleichzeitig ansetzen müssen.
Neben dem Ziel der Halbierung der Zahl der in Armut Lebenden bis 2015 gehören zu den UN-Millennium Goals auch die Halbierung der Zahl der hungerleidenden Menschen weltweit, das Erreichen eines Zugangs zu Grundschulbildung für alle, Zugang zu sauberem Trinkwasser für alle Menschen und das Aufhalten der Ausbreitung von Infektionskrankheiten, besonders HIV und Malaria. Weitere Ziele, die eng mit diesen im Zusammenhang stehen, sind die Senkung der Wöchnerinnensterblichkeit um drei Viertel und die Senkung der Sterblichkeitsrate bei den unter 5-Jährigen um zwei Drittel.6
1) UN-Generalversammlung. "Millenniumserklärung der Vereinten Nationen", Resolution vom 8. September 2000; Vereinte Nationen, The Millennium Development Goals Report 2005 (New York: 2005); "More or Less Equal? Is Economic Inequality Around the World Getting Better or Worse?" The Eeonomist, 13. März 2004; Internationaler Währungsfond, World Economic Outlook, elektronische Datenbank, www.imf.org, Update 09/ 2005.
2) Weltbank, World Development Report 2005 (New York: Oxford University Press, 2004); Jeffrey D. Sachs, "lndia Takes the Lead," Korea Herald, 4. August 2004.
3) Artm. d. Übers.: Millenium Development Goals sind Ziele, auf die sich die UN-Mitglieder im September 2000 auf der 5. UN-Generalversammlung geeinigt hatten.
4) Vereinte Nationen, "Povetty, Percentage of Population Below $1 (1993 PPP) Per Dal Consumption (Weltbank)," Millennium Development Goals hidicators Databiise, Update 26.08.2005
5) Vereinte Nationen, World Population Prospects: The 2004 Revision (New York: 2005); G°i Führer, "Gleneagles Communique on Africa, Climate Change, Energy and Sustainabw Development," Dokument vom G8-Gipfel in Gleneagles, Scotland, Juli 2005.
6) UN-Generalversammlung, op. cit. Note 1.
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Während bei der Erreichung des Ziels der Halbierung der Armutszahlen bis 2015 ein leichter Vorsprung im Vergleich zum Zeitplan zu verzeichnen ist, ist dies bei der Reduzierung der Zahl der Hungerleidenden leider nicht so. Die Zahl der Kinder, die eine Grundschulbildung erhalten, scheint deutlich anzusteigen, doch dies ist größtenteils den Fortschritten in Indien zuzuschreiben. Und die Kindersterblichkeit bei den unter 5-Jährigen ist zwischen 1980 und 2003 von 15 auf 11 Millionen gesunken und es ist anzunehmen, dass sie auch weiter sinken wird.7
Grundlegende Bildung für alle Menschen
Eine Möglichkeit, die Kluft zwischen Arm und Reich kleiner werden zu lassen besteht darin, allen Menschen den Zugang zu grundlegender Bildung zu ermöglichen. Praktisch bedeutet das, 115 Millionen Kindern, die bisher nicht zur Schule gehen, die Möglichkeit zu geben, es zu tun. Kinder ohne jede schulische Bildung haben einen deutlichen Nachteil im Leben. Dieser ist sogar so groß, dass praktisch von vornherein klar ist, dass sie auch weiterhin in Armut und Elend leben müssen und dass die Kluft zwischen Arm und Reich immer größer wird. In einer immer stärker miteinander verknüpften Welt kann diese immer größer werdende Kluft zum Auslöser von Instabilität werden. Der Wirtschaftswissenschaftler und Nobelpreisträger Amartya Sen bringt es auf den Punkt: „Die Tatsache, dass viele Menschen nicht lesen, schreiben und rechnen können, stellt eine größere Bedrohung für die Menschheit dar als der Terrorismus."(8)
Die Vereinten Nationen haben erkannt, dass Bildung eine zentrale Rolle für den menschlichen Fortschritt spielt und den Zugang zu grundlegender Bildung für alle Menschen bis 2015 zu einem der Millennium Development Goals erklärt. Mit ihrem "Education for All"(9)-Plan, laut dem jedes Land, das einen gut durchdachten Plan zur Sicherung des Zugangs zu grundlegender Bildung für alle Anrecht auf finanzielle Unterstützung hat, hat die Weltbank dabei die Führung übernommen.
(7) Vereinte Nationen, op. cit. Note 1; UNICEF, Childrai Under Threat: The State ofthe World's Children 2005 (New York: 2004). (8) UNICEF, Progress for Children: A Report Card on Gender Parity and Primary Education (New York: 2005), S. 3; Hilaire A. Mputu, Literacy and Non-Formal Education in the E-9 Countries (Paris: UNESCO, 2001), S. 5; Paul Blustein, "Global Education Plan Gains Backing," Washington Post, 22. 4. 2002; Gene Sperling, "Educate Them All," Washington Post, 20. 4. 2002; PollyCurcis, "Lack of Education 'a Greater Threat than Terrorism': Sen," The Guardian (London), 28. 10. 2003. (9) Anm. d. Übers.: Bildung für alle
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Dafür müssen die Länder drei Hauptvoraussetzungen erfüllen: sie müssen einen vernünftigen Plan zur Sicherung des Zugangs zu grundlegender Bildung für alle vorlegen, einen bedeutenden Teil ihrer eigenen Ressourcen in seine Umsetzung investieren und die Haushalts- und Buchführung muss transparent sein. Wenn dieser Plan der Weltbank vollständig wirksam wird, könnten alle Kinder in den armen Ländern bis 2015 Zugang zu grundlegender Bildung erhalten.10
Bildung hat viele Vorteile, besonders für Frauen. Das Leistungsniveau von Kindern steht in engem Zusammenhang mit dem Bildungsniveau ihrer Mütter. Die Kinder von Müttern, die selbst in den Genuss von Bildung gekommen sind, sind besser ernährt und das nicht nur, weil das Familieneinkommen höher ist, sondern auch weil ihre Mütter sich in Bezug auf die Ernährung besser auskennen und somit Lebensmittel sorgfältiger aussuchen und gesündere Zubereitungsarten wählen. Bildung für Frauen ist der Schlüssel zum Durchbrechen des Teufelskreises der Armut." Wenn Mädchen Zugang zu Bildung erhalten, führt dies wiederum zu kleineren Familien. In jeder Gesellschaft, für die Daten vorliegen, sinkt die Geburtenrate, je höher das Bildungsniveau von Frauen dort ist. Und Mütter, die zumindest fünf Jahre lang zur Schule gegangen sind, verlieren seltener ihre Kinder bei der Geburt oder durch Krankheiten im Säuglingsalter als Mütter, die eine geringere Bildung haben. Dies liegt unter anderem daran, dass diese Mütter die Packungsbeilagen von Medikamenten lesen können und es besser verstehen, während der Schwangerschaft auf sich achtzugeben. Der Wirtschaftswissenschaftler Gene Sperling kam bei einer 2001 durchgeführten Studie, bei der 72 Länder einbezogen wurden, zu dem Schluss, dass „die Verbesserung des Zugangs zu höherer Schulbildung das beste Mittel sein könnte, um die Geburtenraten deutlich zu senken."12
10) UN-Generalversammlung, op. cit. Note 1; Blustein. op. cir. Note 7; Sperling, op. cit. Note 7; Weltbank, "'World Bank Announces First Group of Countries for 'Education For AU' Fast Track," Pressenlitt. (Washington, DC: 12. 6. 2002); Weltbank, "Education for All the World's Children: Donors Have Agreed to Help First Group of Countries on Education Fast-Track," Pressemitt. (Washington. DC: 27. 11. 2002); Gene Sperling, "The G-8-Send 104 Million Friends to School," Bloomberg News, 20. "• 2005. Weitere Informationen zu den Millenniumszielen unter www.un.org/ millenniumgoals; weirere Informationen zur Beteiligung der Weltbank und der internationalen Gemeinschaft am Programm Education For All unter wwwl.worl" bank.org/education/ela.asp. 11) Siehe Kapitel "education "in Weltbank, Poverty Reduction Strategy Paper Sourcebook (Washington, DC: 2001), S. 2-4. 12) Gene B. Sperling, "Toward Universal Education," Foreign Aifairs, Sept JOm 2001, S. 7-13. 13) Anm. d. Übers.: Organisationen, die über ein breites Themenspektrum informieren: tu den landwirtschaftlichen Bereich z. Bsp. Düngemittel. Bewässerung, Agrarökononue c
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Der Zugang zu grundlegender Bildung erhöht auch die Produktivität in der Landwirtschaft. Landwirtschaftliche „Extension Services"13, die zur Verbreitung von Informationen über bessere landwirtschaftliche Praktiken keine Druckerzeugnisse verwenden können, sind deutlich benachteiligt — ebenso wie Bauern, die die Anweisungen auf einem Sack Dünger nicht lesen können. Und die Unfähigkeit, die Anweisungen auf einem Behälter mit Pestiziden lesen zu können, kann sogar lebensbedrohlich sein.
Zu einer Zeit, da HIV sich in der ganzen Welt immer mehr verbreitet, bilden Schulen die einzige institutionelle Möglichkeit, Kinder über die Risiken einer Infektion aufzuklären. Die Aufklärung über den Virus und die Lebensführung, die zu seiner Verbreitung beiträgt, muss beginnen, solange sie noch jung, nicht erst, wenn sie bereits infiziert sind. Außerdem können junge Menschen mobilisiert werden, um Aufklärungskampagnen unter Gleichaltrigen durchzuführen.
In den Entwicklungsländern, besonders dort, wo sich die Reihen der Lehrer durch AIDS immer mehr lichten, besteht eines der wichtigsten Erfordernisse in einer verstärkten Lehrerausbildung. Dabei könnten sich Stipendien für die Lehrerausbildung für vielversprechende Studenten aus armen Familien, die an die Bedingung geknüpft wären, für eine bestimmte Zeit, etwa fünf Jahre, als Lehrer zu arbeiten, als äußerst gewinnbringende Investition erweisen. So wäre gesichert, dass genug Humanressourcen vorhanden wären, um das Ziel einer grundlegenden Bildung für alle erreichen zu können, und gleichzeitig würde aufstrebenden Talenten aus den ärmsten Gesellschaftsschichten die Tür geöffnet.
Gene Sperling ist der Ansicht, jeder Plan sollte Möglichkeiten aufzeigen, die am schwersten zu erreichenden Gesellschaftsschichten, besonders die Mädchen in den ländlichen Gegenden, dennoch zu erreichen. Er merkt an, dass Äthiopien hier mit seinen Girls Advisory Committees vorbildliche Arbeit leistet. Vertreter dieser Gruppen wenden sich an Eltern, die ihre Töchter sehr früh verheiraten wollen, und ermutigen sie, ihre Kinder weiter zur Schule zu schicken. In einigen Ländern, darunter auch Brasilien und Bangladesch, gibt es sogar kleine Stipendien für bedürftige Mädchen, was dazu beiträgt, dass auch Mädchen aus ärmeren Familien eine grundlegende Bildung erhalten.14
Da die Welt wirtschaftlich immer stärker miteinander verknüpft ist, sind die weltweit fast 800 Millionen Analphabeten klar im Nachteil gegenüber anderen. Der wohl beste Weg, dieses Problem zu lösen, sind Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene, die größtenteils von Freiwilligen getragen werden.
14) Sperling, op. cit. Note 7,
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Die internationale Gemeinschaft könnte dort, wo es nötig ist, eine finanzielle Starthilfe anbieten, mit deren Hilfe Lehrmaterialien und ausländische Berater bezahlt werden könnten. Dabei könnten Bangladesch und der Iran, die beide sehr erfolgreiche Alphabetisierungsprogramme für Erwachsene vorweisen, können, als Vorbild dienen.15
Nach Schätzungen der Weltbank wären externe Finanzmittel in Höhe von jährlich zwölf Milliarden $ nötig, um in den mehr als 80 Ländern, bei denen es unwahrscheinlich ist, dass sie dieses Ziel bis 2015 erreichen werden, eine grundlegende Schulbildung für alle Menschen zu gewährleisten. Zu einer Zeit, da Bildung Kindern nicht nur den Zugang zu Büchern ermöglicht, sondern auch zu PCs und zu den riesigen Informationsquellen im Internet, ist es nicht länger hinnehmbar, dass einige Kinder überhaupt nicht zur Schule gehen.16
Der wohl effektivste Anreiz dafür, dass Kinder in die Schule gehen, sind Schulspeisungsprogramme, ganz besonders in armen Ländern. Seit 1946 hat jedes Kind in einer öffentlichen Schule in den USA Zugang zu einem solchen Programm, so dass gewährleistet ist, dass es zumindest eine ordentliche Mahlzeit am Tag erhält. Niemand kann die Vorteile dieses Programms bestreiten, das seit so vielen Jahren ununterbrochen funktioniert. George McGovern und Robert Dole, beides ehemalige Mitglieder des Landwirtschaftsausschusses des US-Senats und ehemalige Präsidentschaftskandidaten, setzen sich dafür ein, dass es bald auch in den ärmsten Ländern der Welt Schulspeisungsprogramme gibt, und zwar in allen.17
Kinder, die krank sind oder Hunger leiden, verpassen viele Schultage. Und selbst wenn sie in der Schule sind, können sie nicht so gut lernen wie andere Kinder. Jeffrey Sachs dazu: „Wegen der vielen Fehltage in der Schule und den kognitiven und physischen Beeinträchtigungen leiden Kinder, die häufig krank sind, oft lebenslang unter einer verminderten Produktivität." Doch wenn in Ländern mit geringem Einkommen Schulspeisungsprogramme eingeführt werden, steigt auch die Zahl der Kinder, die die Schule besuchen. Außerdem steigt die Aufmerksamkeitsspanne, ihre Leistungen sind besser, es gibt weniger Fehltage und die Kinder gehen insgesamt länger zur Schule.18
15 -The Education fbr All (EFA) Global Monitoring Report Team, EFA Global Monitoring Report 2005: The Quality Imperative (Paris: UNESCO. 2004), S. 21; U.N. Commissi«» on Population and Development, Thirty-sixth Session, Population, Education, and Development. Pressemitteilungen, 31. Mätz-4. April 2003; UNESCO, "Winners of UNESCO Literacy Prizes 2003," 27. Mai 2003. #16# - Blustein, op. cit. Note 7; Vereinte Nationen, "Progress Towards the Millenniu"1 Development Goals, 1990-2005." New York, 13. Juni 2005. #17# George McGovern, "Yes We CAN Feed the World's Hungry," Parade, 16. Dezember 2001; George McGovern, The Third Freedom: Enditig Hunger in Our Time (New >or Simon & Schuster: 2001), Kapitel 1.
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Besonders Mädchen profitieren davon. Nachdem die Schulspeisung dazu beigetragen hat, dass sie in die Schule gehen, bleiben sie länger in der Schule, heiraten später und haben weniger Kinder. Dies ist eine Situation, die für alle Beteiligten nur Vorteile bringt. Die Einführung von Schulspeisungsprogrammen in den 44 ärmsten Ländern der Erde würde geschätzte sechs Milliarden Dollar im Jahr zusätzlich zu dem kosten, was die Vereinten Nationen derzeit für ihre Bemühungen zur Bekämpfung des Hungers in der Welt ausgeben.19
Damit sie später von der Schulspeisung profitieren können, ist es aber auch notwenig, mehr für die Ernährung der Kinder zu tun, bevor sie das Schulalter erreichen. George McGovern merkt dazu an, es sollte auch in den armen Ländern „ein Programm für Frauen und Kinder aller Altersstufen" geben, „das bedürftige Schwangere und stillende Mütter mit nahrhaften Nahrungsergänzungen versorgt". In den USA werden solche Programme für Frauen und Kinder bereits seit 25 Jahren mit enormem Erfolg durchgeführt und aus dieser Erfahrung weiß man, dass sie sehr stark dazu beitragen, den Ernährungs- und Gesundheitszustand sowie die allgemeine Entwicklung von Vorschulkindern aus Familien mit geringem Einkommen zu verbessern. Wenn diese Programme auch auf Schwangere, stillende Mütter und kleine Kinder in den 44 ärmsten Ländern der Welt ausgedehnt würden, so könnte dies dazu beitragen, dass Millionen kleiner Kinder in einer Phase ihres Lebens, in der es einen großen Unterschied machen könnte, nicht länger hungern müssten.20
Obwohl die Ausgaben für diese Bemühungen sehr hoch sind, sind sie doch nichts im Vergleich zu den jährlichen Produktivitätsverlusten, die durch Hunger verursacht werden. McGovern und Dole sind der Meinung, diese Initiative könnte dazu beitragen, „den Sumpf des Hungers und der Verzweiflung trockenzulegen, der dem Terrorismus den Boden bereitet." In einer Welt, in der die Reichen Unmengen an Reichtümern anhäufen, macht es wenig Sinn, dass Kinder hungrig zur Schule gehen müssen.(21)
(18) Jeffrey Sachs, "A New Map of che World," The Economist, 22. Juni 2000; #(19)# McGovern, "Yes We CAN Feed che World's Hungry," op. cit. Nore 14. McGovern, "Yes We CAN Feed the World's Hungrv," op. cit. Note 14. #20#-Ebenda. #21#-Ebenda.
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Die Stabilisierung der Bevölkerungszahlen
Derzeit gibt es etwa 42 Länder mit grundlegend stabilen oder leicht rückläufigen Bevölkerungszahlen und in den Ländern mit niedrigen Geburtenraten, darunter Japan, Russland, Deutschland und Italien werden die Bevölkerungszahlen höchstwahrscheinlich innerhalb de nächsten 50 Jahre zurückgehen.22
Einer noch größeren Anzahl von Ländern ist es gelungen, die Gebt tenraten auf das Bestandserhaltungsniveau oder sogar leicht darunter zu senken. Nachdem viele junge Leute dort ihre zur Fortpflanzung geeigneten Jahre hinter sich gelassen haben, werden sich die Bevölke rungszahlen dort bald stabilisieren. Zur Gruppe dieser Länder gehören auch China, das bevölkerungsreichste Land der Erde, und die Vereinigten Staaten, das Land mit der weltweit drittgrößten Bevölkerungszahl. Bei einer weiteren Gruppe von Ländern, darunter Äthiopien, die Demokratische Republik Kongo und der Sudan, ist davon auszugehen, dass sich ihre Bevölkerungszahlen bis 2050 mehr als verdoppeln.23
Die UN hat - in Abhängigkeit von den Fruchtbarkeitsraten — drei unterschiedliche Prognosen über das Wachstum der Weltbevölkerung gemacht. Laut der mittleren Vorhersage, die am häufigsten benutzt wird, wird die Weltbevölkerung bis 2050 auf 9,1 Milliarden Menschen ansteigen. Im Falle der ungünstigsten Vorhersage wären es 10,6 Milliarden, laut der günstigsten, bei der davon ausgegangen wird, dass die Geburtenraten weltweit sehr schnell unter das Bestandserhaltungsniveau auf 1,6 Kinder pro Paar sinken werden, wird die Weltbevölkerung 2041 mit 7,8 Milliarden Menschen ihren Höchststand erreichen und dann beginnen zurückzugehen. Wenn unser Ziel darin besteht, Armut, Hunger und Analphabetentum auszurotten, haben wir keine andere Wahl, als auf die günstigste Variante hinzuarbeiten.24
Wenn das Anwachsen der Weltbevölkerung verlangsamt werden soll, müssen alle Frauen, die ihr Familienleben planen wollen, Zugang zu den Möglichkeiten der Familienplanung haben, die sie dazu benötigen. Leider haben derzeit 201 Millionen Paare keinen Zugang zu Möglichkeiten, die Größe ihrer Familie zu beschränken. Die Überbrückung der Kluft im Bereich der Familienplanung könnte das wichtigste Problem der globalen Agenda sein. Die Kosten dafür wären minimal, der Nutzen jedoch enorm.25
22) Bevölkerungszahlen aus Vereinte Nationen, op. cit. Note 4; Population Reference Bureau (PRB), 2004 World Population Data Sheet. Schautafel (Washington, DG August 2004).
23) Vereinte Nationen, op. cit. Note 4; PRB, 2005 World Population Data Sheet. SchautaWj (Washington, DC: August 2005).
24) Vereinte Nationen, op. cit. Note 4.
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Die gute Nachricht ist, dass Länder, die Paare dabei unterstützen wollen, die Größe ihrer Familie zu beschränken, dies schnell tun können. Meine Kollegin Janet Larsen schreibt, dass es dem Iran in nur zehn Jahren gelungen ist, die Wachstumsrate seiner Bevölkerung von einer der höchsten weltweit in eine der niedrigsten unter den Entwicklungsländern zu verwandeln. Als Ayatollah Khomeini 1979 die Macht im Iran übernahm, verbot er sofort die vom Schah 1967 eingeführten Programme zur Familienplanung und sprach sich für große Familien aus. Im Krieg mit dem Irak zwischen 1980 und 1988 wollte Khomeini, dass die großen Familien möglichst viele Soldaten für den Islam stellten, wobei sein Ziel in einer Armee von 20 Millionen Mann bestand. Als Reaktion auf seine Forderungen stiegen die Geburtenraten, so dass das Bevölkerungswachstum im Iran Anfang der 80er Jahre mit 4,2 Prozent seinen Höchststand erreichte — ein Niveau dicht am biologischen Maximum. Als dieses enorme Bevölkerungswachstum langsam zur Belastung für die Wirtschaft wurde, erkannte die Führung des Landes, dass Überbevölkerung, Verschlechterung der Umweltbedingungen und hohe Arbeitslosigkeit die Zukunft des Iran gefährden könnten.26
1989 machte die iranische Regierung dann eine Kehrtwendung und die Programme zur Familienplanung wurden wieder eingeführt. Im Mai 1993 wurde ein nationales Gesetz zur Familienplanung verabschiedet. Die Mittel verschiedener Regierungsministerien, darunter die Ministerien für Bildung, Kultur und Gesundheit, wurden mobilisiert, um für eine Hinwendung zu kleineren Familien zu werben. Dem nationalen iranischen Nachrichtennetzwerk wurde die Verantwortung dafür übertragen, die Menschen über demographische Probleme und über die Verfügbarkeit von Möglichkeiten zur Familienplanung zu informieren. Außerdem wurden etwa 15.000 „Gesundheitshäuser" und Kliniken eingerichtet, um die Gesundheitsfürsorge und die Bereitstellung von Angeboten zur Familienplanung für die ländliche Bevölkerung zu sichern.27
25) U.N. Population Fund (UNFPA), The State of World Population 2004 (New York: 2004), S. 39; Die 201 Millionen Frauen, die sehr gern die Größe ihrer Familien begrenzen würden, aber keinen Zugang zu irgendeiner effektiven Form von Empfängnisverhütung haben, gliedern sich auf in erwa 137 Millionen Frauen, deren Bedarf an Verhütungsmittel bisher nicht gedeckt ist und 64 Millionen Frauen, die weniger zuverlässige, traditionelle Formen der Famiiienplanung nutzen.
26) Janet Larsen, "Irans Birth Rate Plummeting at Record Pace," in Lester R. Brown, janer Larsen und Bernie Fischlowitz-Roberts, The Earth Policy Reader (New York: W.W. Norton & Company, 2002), S. 190-94; siehe auch Homa Hoodfar und Samad Assadpour, "The lolitics of Population Policy in the Islamic Republic of Iran," Svudies in Family Pfenning, März 2000, S. 19-34, sowie Farzaneh Rotidi, "Irans Family Planning Program: Responding to a Nation's Needs," MENA Policy Brief, Juni 2002; Bevölkerungswachstum in Iran aus Vereinte Nationen, op. cit. Note 4.
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Religiöse Führer waren in diesen Prozess, der geradezu ein Kreuzzug für die Etablierung kleinerer Familien war, direkt eingebunden. Der Iran bot eine ganze Palette von empfängnisverhütenden Maßnahmen an, darunter auch die Sterilisierung von Männern — ein absolutes Novum in den islamischen Ländern. Alle Formen der Geburtenkontrolle, auch Kontrazeptiva wie die Pille oder Sterilisation, waren kostenlos. Tatsächlich leistete der Iran hier Pionierarbeit — er war das einzige Land, in dem Paare sich über moderne Empfängnisverhütung informieren lassen mussten, bevor sie eine offizielle Heiratserlaubnis erhielten.28
Zusätzlich zu den direkten Interventionen der Gesundheitsfürsorge gab es auch großangelegte Bemühungen zur Bekämpfung des Analphabetentums unter Frauen, wodurch der Anteil der Frauen, die lesen und schreiben konnten, zwischen dem Jahr 1970 und dem Jahr 2000 von 25 Prozent auf 70 Prozent anstieg - eine beeindruckende Leistung. Und der Anteil der weiblichen Schulbesucher stieg von 60 auf 90 Prozent. Man machte sich auch zunutze, dass 70 Prozent der Haushalte in ländlichen Gegenden über einen Fernseher verfügten und benutzte das Fernsehen, um Informationen über Familienplanung im ganzen Land zu verbreiten. Infolge der eindrucksvollen Bemühungen, die im Jahr 1989 begannen, sank die Kinderzahl pro Familie im Iran von sieben auf weniger als drei. Zwischen 1987 und 1994 gelang es dem Iran, sein Bevölkerungswachstum zu halbieren. Mit 1,2 Prozent lag die Gesamtwachstumsrate der Bevölkerung für 2004 nur geringfügig höher als die in den Vereinigten Staaten.29
Wenn ein Land wie der Iran, wo der islamische Fundamentalismus traditionell sehr stark ist, seine Bevölkerungszahl so schnell stabilisieren kann, können andere Länder das auch. Überall auf der Welt hat man kaum eine andere Wahl, als darauf hinzuarbeiten, dass Paare durchschnittlich nicht mehr als zwei Kinder haben, da es keine sinnvolle Alternative gibt. Es ist nicht möglich, eine Bevölkerung zu erhalten, die über einen längeren Zeitraum fortdauernd anwächst oder zurück' geht. Es ist an der Zeit, dass die Führer der Welt - unter ihnen auch der UN-Generalsekretär, der Präsident der Weltbank und der Präsident jer Vereinigten Staaten - öffentlich anerkennen, dass die Erde nicht so einfach in der Lage ist, mehr als zwei Kinder pro Familie zu erhalten.
27) Larsen, op. cir. Note 23.
28) Ebenda.
29) Ebenda.; Bevölkerungswachstum aus PRB, op. cit. Note 20; Vereinte Nationen, op. cit. Note 4.
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Die Kosten für Fortpflanzungsmedizin und Programme zur Famili-eI1planung sind nicht besonders hoch. Auf der International Conference on Population and Development 30 1994 in Kairo kam man zu dem Schluss, dass ein voll finanziertes Programm zur Bevölkerungseindämmung und zur Bereitstellung von Fortpflanzungsmedizin für die nächsten 20 Jahre im Jahr 2000 jährlich etwa 17 Milliarden Dollar und 2015 schon etwa 22 Milliarden Dollar kosten würde. Die Entwicklungsländer willigten ein, zwei Drittel dieser Summe aufzubringen, das letzte Drittel sollten die Industrieländer tragen. Obwohl bereits mehr als zehn Jahre seit der Konferenz in Kairo vergangen sind, sind die Entwicklungsländer bisher um etwa 20 Prozent hinter ihren Verpflichtungen zurückgeblieben, die Geberländer sogar um fast 50 Prozent, wodurch insgesamt eine Fehlmenge von 6,6 Milliarden Dollar pro Jahr entstanden ist.31
Die Vereinten Nationen schätzen, dass jährlich etwa 52 Millionen ungewollter Schwangerschaften, 22 Millionen damit in Zusammenhang stehender Abtreibungen und 1,4 Millionen Todesfälle bei Säuglingen verhindert werden könnten, wenn man den weltweit 201 Millionen Frauen, die keinen Zugang zu effektiven Methoden der Empfängnisverhütung haben, diesen Zugang verschaffen würde. Außerdem könnten so 142.000 Todesfälle im Zusammenhang mit Schwangerschaften verhindert werden. Der Preis, den die Gesellschaft für die Nichtüberbrückung der Kluft im Bereich der Familienplanung zahlen muss, ist inakzeptabel hoch.32
Die Berechnungen der UNO werden gestützt durch Daten von der Basis, an denen abzulesen ist, dass der Zugang zu Möglichkeiten der Familienplanung Paaren dabei hilft, die von ihnen angestrebte Familiengröße zu erreichen. So haben beispielsweise Untersuchungen in Honduras gezeigt, dass Frauen aus ärmlichen Verhältnissen — die häufig keinen Zugang zu Möglichkeiten der Familienplanung haben — doppelt so viele Kinder haben wie sie es wollen würden, während Frauen aus den höheren sozioökonomischen Gruppen sehr erfolgreich dabei sind, nur so viele Kinder zu bekommen, wie sie wirklich wollen.33
30) Anm. d. Übers.: Internationale Konferenz zum Thema Bevölkerung und Entwicklung
31) Janet Larsen, "World Population Grevv by 76 Million People in 2004-3 Million Added in the Industrial World and 73 Million in che Developing World," Eco-Economy lndicator (Washington, DC: Earth Policy Institute, 21. Dezember 2004); UNFPA, "Meeting the Goals of the ICPD: Consequences of Resource Shortfalls iip to the Year 2000," Abhandlung vorgestellt vor dem Executive Board of the U.N. Development Programme and the UNFPA, New York, 12-23. Mai 1997; UNFPA. Population Issues Briefhg Kit (New York: Prographics, Inc., 2001), S. 23; UNFPA, op. cit. Note 22, S. 89-90.
32) UNFPA, op. cit. Note 22, S. 39.
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Der Übergang zu kleineren Familien bringt auch enormen wirtschaftlichen Profit. Im Fall von Bangladesch kamen Analysten zu dem Schluss, dass die Regierung, wenn sie nur 61 Dollar zur Verhinderung einer ungewollten Geburt ausgeben würde, dafür 615 Dollar an Ausgaben für andere Sozialdienstleistungen einsparen könnte. Eine Investition in die Fortpflanzungsmedizin und Programme zur Familienplanung würde dazu führen, dass pro Kind mehr finanzielle Mittel für Ausbildung und Gesundheitsfürsorge zur Verfügung stünden, wodurch sie der Armut schneller entfliehen könnten. Die Geberländer würden große soziale Renditen in Form einer besseren Bildung und Gesundheitsversorgung erhalten, wenn sie die gesamten 6,6 Milliarden Dollar aufbrächten, die nötig sind, um Paaren weltweit Zugang zu den Planungsmöglichkeiten zu verschaffen, die sie wollen und brauchen.34
Mehr Gesundheit für alle
Während in den Industrieländern Herzkrankheiten und Krebs (hauptsächlich bei älteren Menschen), Fettsucht und Rauchen zu den wichtigsten Gesundheitsproblemen zählen, sind es in den Entwicklungsländern die Infektionskrankheiten. Neben AIDS sind Diarrhöe, Atemwegserkrankungen, Tuberkulose, Malaria und Masern die häufigsten Erkrankungen.
Viele Länder können sich die Impfstoffe für Kinderkrankheiten, wie Masern, nicht mehr leisten und geraten mit ihren Impfprogrammen in Verzug. Dafür, dass ihnen heute die finanziellen Mittel für Investitionen in diesem Bereich fehlen, werden sie in der Zukunft einen sehr hohen Preis zahlen. Es gibt nur wenige Situationen, in denen ein paar Cents pro Kind einen so großen Unterschied machen können wie im Fall von Impfprogrammen.35
33) Gesundheitsmmisterium von Honduras, Encuesta National de Epidemiologia y Salu» Familiär (National Survey of Epidemiology and Family Health) (Tegucigalpa: 1996). zitieit in George Martine und Jose Miguel Guzman, "Population, Poverty, and Vulnerabilit)'-Mitigating the, Effects of Natural Disasters," in Environmental Change and Secnrity Profi" Report (Washington, DC: Woodrow Wilson International Center tot Scholars, 200*)> S. 45-68.
34) "Bangladesh: National Family Planning Program,1' Family Planning Programs: Diver» Solutions for a Global Chaüenge (\Xashington, DC: PRB, 1994).
35) John Donnelly, "U.S. Seeks Cuts in Health Programs Abroad," Boston Globe, 5. 2. 2003-
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Neben der Ausrottung des Hungers ist die Sicherung des Zugangs zu einer sauberen verlässlichen Wasserversorgung für die geschätzte eine »Milliarde Menschen, denen es genau daran fehlt, mit entscheidend für die Gewährleistung eines besseren Gesundheitszustandes für alle Menschen. Eine realistische Option für viele Städte könnte darin bestehen, die Errichtung kostspieliger Abwasserbeseitigungs- und -aufberei-tungssysteme auf Wasserbasis zu umgehen und sich stattdessen für Abfallbeseitigungssysteme zu entscheiden, die praktisch ohne Wasser auskommen und keine Krankheitserreger verbreiten. (Siehe Beschreibung von Trockenkompost-Toiletten in Kapitel 11) Ein solcher Wechsel würde gleichzeitig den Wassermangel mindern, die Verteilung von Krankheitserregern in Wassersystemen reduzieren und dazu beitragen, den Nährstoffkreislauf zu schließen - eine weitere Situation, die allen Seiten nur Vorteile bringt.
Einer der beeindruckendsten Fortschritte im Gesundheitsbereich wurde durch eine von UNICEF geführte Kampagne zur Behandlung der Symptome von Diarrhöe mit einer oralen Rehydratationstherapie erreicht. Diese bemerkenswert einfache Praxis, bei der dem Patienten eine leichte Kochsalzlösung zu trinken gegeben wird, hat sich als ausgesprochen effektiv erwiesen - die Todesfälle bei Kindern infolge von Diarrhöe sind zwischen 1980 und 1999 von 4,6 Millionen auf 1,5 Millionen gesunken. Wenige Investitionen haben bei so geringem Kostenaufwand so viele Menschenleben gerettet. In Millions Saved beschreibt Ruth Levine, dass in Ägypten durch die Einführung der oralen Rehydratationstherapie die Todesfälle bei Kindern infolge von Diarrhöe zwischen 1982 und 1989 um 82 Prozent zurückgegangen sind.36
Einige der Hauptursachen für einen frühen Tod stehen im Zusammenhang mit dem Lebenswandel. Zigaretten fordern hier einen besonders hohen Tribut. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) schätzt, dass 2000 4,9 Millionen Menschen - mehr als bei jeder Infektionskrankheit — an Erkrankungen gestorben sind, die durch ihren Tabak-genuss hervorgerufen wurden. Heute gibt es etwa 25 Erkrankungen, darunter Herz- und Atemwegserkrankungen, Hirnschläge, verschiedene Formen von Krebs und Impotenz bei Männern, von denen man Weiß, dass sie im Zusammenhang mit dem Genuss von Tabak stehen. Jedes Jahr sterben mehr Menschen an den Folgen von Zigarettenqualm als durch alle anderen Giftstoffe in der Luft zusammengenommen - fast fünf Millionen im Vergleich zu drei Millionen.37
36) Jeffrey D. Sachs und die Commission on Macroeconomics and Health, Macyoeconomics and Health: Investing in Health for Economic Development (Genf: World Health Organization (WHO), 2001); Ruth Levine und die Arbeitsgruppe What Works, Millions Saved: Proven Successes in Global Health (Washington, DG Center for Global Development, 2004).
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Bei der Reduzierung des Rauchens sind beachtliche Fortschritte zu verzeichnen. Nachdem sich die Gewohnheit des Tabakrauchens über Jahrhunderte aufgebaut hatte, wendet sich die Welt inzwischen auch dank der Tobacco-Free-Initiative der WHO von den Zigaretten ab. Diese Initiative gewann zusätzlichen Auftrieb durch die im Mai 2003 in Genf einstimmig verabschiedete Framework Convention on Tobacco Control, 38 das erste internationale Abkommen, in dem es ausschließlich um ein Gesundheitsproblem geht.39
Ironischerweise ist das Land, in dem der Tabak seine Wurzeln hat, nun führend in der Abkehr davon. In den Vereinigten Staaten ist die Zahl der gerauchten Zigaretten pro Person von einem Höchststand von 2.872 Zigaretten im Jahr 1976 auf 1.374 im Jahr 2003 gesunken - ein Rückgang um 52 Prozent. Die Welt hinkt den USA in der Abwendung vom Rauchen zwar um zehn Jahre hinterher, doch der weltweite Verbrauch ist zwischen 1986 und 2003 um 17 Prozent zurückgegangen - von einem historischen Höchstwert von 1.035 gerauchten Zigaretten pro Person auf 856. Die Berichterstattung der Medien über die Folgen des Rauchens, die obligatorischen Warnungen vor den Gesundheitsrisiken auf den Schachteln und der deutliche Anstieg der Besteuerung haben sehr zu dem stetigen Rückgang beigetragen.40
Tatsächlich sinkt die Zahl der Raucher in fast allen größeren Ländern, in denen Zigaretten geraucht werden, selbst in solchen Hochburgen des Rauchens wie Frankreich, China und Japan. In Frankreich ist die Zahl der pro Kopf gerauchten Zigaretten seit der Erreichung ihres Höchststandes 1984 um 22 Prozent gesunken, in China sind es 5 Prozent seit 1989 und in Japan 20 Prozent seit 1991.41
37) WHO, World Health Report 2002 (Gent: 2002). S. 10; "The Tobacco Epidemie: A Crisisj of Stareling Dimcnsions," in Message Ftom the Directot-General of rhe World Health Organization for World No-Tobacco Day 1998, auf www.who.int/archives/ntday/ntday98/ ad98e_l.htm; Luftverschmutzung aus WHO, "Air Pollution" Datenblatt 187 (Gent: überarbeitet September 2000).
38) Anm. d. Übers.: Rahmenkonvention zur Tabakkontrolle 39-Alison Langley, "Anti-Smoking Treaty Is Adopted by 192 Nations," New York Times, 22. Mai 2003; Information zur Tobacco Free-lnitiative der WHO auf www5.who.int/tobaccoj I index.cfm.
40) Zigarettenkonsum aus U.S. Department ot Agriculture (USDA), Production, Supply- " Distribution, elektronische Datenbank, Washington, DC, Update 31. Mai 2005, Schätzungen über Pro-Kopf-Verbrauch auf Grundlage der Bevölkerungszahlen aus Vereinte Nationen, op. cit. Note 4; Daniel Yee, "Smoking Declines in U.S.—Barely, <--#> News, 10. November 2004.
41) USDA, op. cit. Note 35; Schätzungen über Pro-Kopf-Verbrauch auf Grundlage d£ Bevölkerungszahlen aus Vereinte Nationen, op. cit. Note 4.
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Nach der Anerkennung der Framework Convention on Tobacco Control hat eine ganze Reihe von Ländern 2004 strikte Maßnahmen zur Reduzierung des Rauchens ergriffen. Irland hat ein landesweites Rauchverbot für Arbeitsplätze, Bars und Restaurants verhängt, in Indien darf an öffentlichen Orten nicht mehr geraucht werden, Norwegen hat das Rauchen in Bars und Restaurants untersagt und in Schottland sind öffentliche Gebäude jetzt rauchfreie Zonen. Und in Bhutan, einem Land im Himalaja mit einer Million Einwohnern, direkt zwischen Indien und China, ist der Verkauf von Tabak ganz verboten.42
Seit 2005 ist das Rauchen an öffentlichen Orten in Bangladesch und in Italien verboten und in Neuseeland in Bars und Restaurants. In den Vereinigten Staaten, wo es bereits strikte Restriktionen für das Rauchen gibt, hat sich die Union Pacific Corporation dafür entschieden, als Maßnahme zur Senkung der Kosten für die Gesundheitsfürsorge in sieben Bundesstaaten bereits keine Raucher mehr einzustellen und bei General Mills müssen rauchende Mitarbeiter 20 Dollar im Monat mehr an Krankenversicherungsprämien zahlen. Jede dieser Maßnahmen trägt dazu bei, dass der Markt die tatsächlich durch das Rauchen verursachten Kosten genauer wiedergibt.43
Der Krieg gegen die Infektionskrankheiten wird auf breiter Front geführt. Die wohl wichtigste privat finanzierte Maßnahme zur Rettung von Menschenleben weltweit ist das Immunisierungsprogramm für Kinder. Um die Kluft in diesem weltweiten Programm zu überbrücken hat die Stiftung von Melinda und Bill Gates im Jahr 2005 insgesamt 1,5 Milliarden Dollar investiert, damit Kinder vor Infektionskrankheiten geschützt werden können.44
Einer der schönsten Momente für die internationale Gemeinschaft war der, als dank der von der WHO angeführten Bemühungen die Pocken ausgerottet werden konnten. Durch diese erfolgreiche Eliminierung einer gefürchteten Krankheit, zu der ein weltweites Immunisierungsprogramm nötig war, konnte nicht nur der Tod von Millionen von Menschen verhindert werden, sondern auch mehrere Millionen Dollar jährlich für Pockenimpfungen und mehrere Milliarden Dollar für Ausgaben im Gesundheitswesen eingespart werden.
42) Smoking Bans Around the World," Reuters, 10. Januar 2005.
43) Bangladesh Bans Smoking in Many Public Placcs," Reuters, 15. März 2005; "New Zealand Stubs Out Smoking in Bars, Restaurants," Reuters, 13. Dezember 2004; Bernard Wysocki, Jr., "Companies Get Tough With Smokers, Obese to Trim Costs," Wall Street Journal, 12. Oktober 2004.
44) Bill und Melinda Gates Foundation, " Vaccine-Preventable Diseases," auf
www.gatesfoundauon.org/GlobalHealth/Pri_Diseases/Vaccines/ default, angesehen 9. September 2005.
45) Sachs und die Commission on Macroeconomics and Health, op. cit. Note 32; WHO, Smallpox," Datenblatt auf www.who.int, angesehen 10. Oktober 2005.
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Allein diese Leistung wäre ausreichend, um die Existenz der Vereinten Nationen zu rechtfertigen.45 In ganz ähnlicher Weise führt eine von der WHO angeführte internationale Koalition, zu der auch Rotary International, UNICEF, die amerikanischen Centers for Disease Control and Preven-tion46 und die UN-Stiftung von Ted Turner gehörten, eine weltweite Kampagne zur Ausrottung von Polio. Seit 1988 hat Rotary International die immense Summe von 500 Millionen Dollar zu diesen Bemühungen beigesteuert. Dank der von der Koalition finanzierten Initiative zur Ausrottung von Polio ist die Zahl der Polio-Fälle weltweit zwischen 1988 und 2003 von etwa 350.000 pro Jahr auf nur noch 800 gesunken.47 Mitte 2003 gab es nur noch in Nigeria, Niger, Ägypten, Indien, Pakistan und Afghanistan vermehrte Fälle von Polio. Doch dann haben einige muslimisch dominierte Bundesstaaten im Norden Nigerias die Impfungen gestoppt, da es Gerüchte gab, die Impfung mache die Menschen unfruchtbar oder verursache AIDS. Ende 2004, als diese Fehlinformation richtiggestellt wurde, wurden die Polio-Impfungen im Norden Nigerias zwar wieder aufgenommen, doch in der Zwischenzeit war Polio in mehreren anderen Ländern wieder aufgetreten, was offensichtlich durch die jährliche Pilgerfahrt der nigerianischen Muslime nach Mekka begünstigt worden war. Es gab Neuinfektionen in Saudi-Arabien, Jemen, Elfenbeinküste, Burkina Faso, der Zentralafrikanischen Republik, Tschad, Mali, Sudan, Indonesien und Somalia.48
Diese Länder, in denen die Krankheit eigentlich bereits ausgerottet war, kämpfen nun darum, den Neuausbruch, bei dem die Zahl der Fälle bis September 2005 bereits auf 1.260 angestiegen war, einzudämmen und die Krankheit wieder auszurotten. Vor einiger Zeit wurden zwei neue Fälle aus Somalia gemeldet, einem gescheiterten Staat, und die Angst wächst, dass sich das Virus nicht nur dort weiter ausbreiten, sondern auch auf andere Länder übergreifen könnte, wodurch die Ausrottung außerordentlich erschwert werden würde.49
46) Anm. d. Übers.: Die CDCs sind eine staatliche Behörde in den USA, die dem Schutz d< Bevölkerung vor Krankheiten und Epidemien dient, vergleichbar mit dem deutsche! Bundesgesundheitsamt.
47) United Nations Foundation, "The United Nations Foundation Honors Ganadia Government for Contributions in Fight Against Polio," Pressemitteilung, 27. Januar 200^ United Nations Foundation, "Donate: Polio," aufwww.unioundation.org/donate/poUoM angesehen 9. September 2005.
48) David Brown, "A Blow to Anti-Polio Campaign," Washington Post, 10. Mai 2005: Globi Polio Eradication Initiative, "Polio Eradication Situation Report—September 2001 Pressemitteiluug (Genf: September 2005).
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In einer WHO-Studie von 2001 zu den wirtschaftlichen Aspekten der Gesundheitssysteme in Entwicklungsländern kam man zu dem Schluss, dass bereits die Bereitstellung der grundlegendsten Gesundheitsdienstleistungen, die Art, die bereits in jeder Dorfklinik angeboten werden könnte, den Entwicklungsländern selbst und der Welt als Ganzes enorme wirtschaftliche Gewinne bringen würde. Die Autoren der Studie schätzen, dass für die Gewährleistung einer grundlegenden Gesundheitsfürsorge für alle in den Entwicklungsländern ein finanzieller Zuschuss von insgesamt 27 Milliarden Dollar im Jahr 2007 nötig wäre, der bis 2015 auf 38 Milliarden Dollar ansteigen würde, was einen Durchschnitt von 33 Milliarden Dollar pro Jahr ergäbe. Neben den grundlegenden Gesundheitsdienstleistungen schließen diese 33 Milliarden Dollar auch die finanzielle Ausstattung des Global Fund to AIDS, Tuberculosis and Malaria sowie universelle Impfprogramme für Kinder mit ein.50
Die Eindämmung der HIV-Epidemie
Der Schlüssel zur Eindämmung der HIV-Epidemie, die den wirtschaftlichen und sozialen Fortschritt in Afrika so nachhaltig gestört hat, liegt in der Aufklärung über Präventivmaßnahmen. Wir wissen, wie diese Krankheit übertragen wird, das ist kein medizinisches Geheimnis. In Afrika, wo es einst schon verpönt war, die Krankheit auch nur zu erwähnen, beginnen die Regierungen inzwischen mit dem Aufbau effektiver Aufklärungsprogramme. Das wichtigste Ziel besteht dabei darin, die Anzahl der Neuinfektionen so schnell wie möglich soweit zu senken, dass sie unter die Zahl der an der Krankheit Verstorbenen sinkt, wodurch die Zahl derer, die andere anstecken könnten, minimiert würde.
In diesem Zusammenhang hat es sich als besonders effektiv erwiesen, sich auf die gesellschaftlichen Gruppen zu konzentrieren, bei denen es am wahrscheinlichsten ist, dass sie die Krankheit weiterverbreiten. In Afrika nehmen LKW-Fahrer, die über längere Zeiträume unterwegs sind und sich dabei weit von ihrem Wohnsitz entfernen oft die Dienste von Prostituierten in Anspruch und verbreiten so das HIV-Virus über die Landesgrenzen hinaus, sie sind also eine Zielgruppe für Bemühungen zur Reduzierung von Neuinfektionen.
49) Global Polio Eradication Initiative, op. cit. Note 42; Global Polio Eradicaüon Initiative, Global Case Count," auf www.polioeradicatton.otg/casecount.asp, 20, September 2005.
50) Sachs und die Commission on Macroeconomics and Health, op. cit. Note 32.
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Auch Prostituierte spielen eine zentrale Rolle bei der Verbreitung der Krankheit. Die zwei Millionen weiblichen Prostituierten in Indien haben beispielsweise durchschnittlich zwei Kunden pro Tag, so dass auch sie zur Zielgruppe für eine Aufklärung über die Risiken von HIV und den lebensrettenden Wert eines Kondoms gehören.51
Eine weitere Zielgruppe ist das Militär. Nachdem sich Soldaten infiziert haben, meist durch Kontakt mit Prostituierten, kehren sie heim und verbreiten das Virus zu Hause weiter. In Nigeria, wo die HIV-Infektionsrate unter Erwachsenen bei fünf Prozent liegt, hat Präsident Olusegun Obasanjo angeordnet, kostenlos Kondome an das Militärpersonal auszugeben. In den ehemaligen Sowjetrepubliken hat eine vierte Zielgruppe, die der Drogenabhängigen, die ihre Spritzen miteinander teilen, großen Anteil an der Verbreitung des Virus.52
Auf der untersten Ebene sind zur Eindämmung der Bedrohung durch das HIV-Virus jährlich zehn Milliarden Kondome für die Entwicklungsländer und die Länder in Osteuropa nötig. Wenn man die zur Schwangerschaftsverhütung benötigten Kondome dazunimmt, sind das weitere zwei Milliarden. Doch statt der benötigten 12 Mrd. Kondome werden nur 2,5 Mrd. ausgegeben, es bleibt eine Fehlmenge von 9,5 Mrd. Dabei wären die Kosten für die Rettung vieler Menschenleben durch die Ausgabe von Kondomen mit nur drei Cents pro Kondom, oder insgesamt 285 Mio. Dollar, verschwindend gering.53
Die Kondomkluft ist groß, doch die Kosten zu ihrer Überbrückung sind nur sehr gering. In der großartigen Studie Condoms Count: Meeting the Need in the Era of HIV/AIDS von Population Action International heißt es: „die Kosten dafür, dass die Kondome in die Hände der Verbraucher gelangen - darunter die Verbesserung des Zugangs zu Kondomen, die Kapazitäten für Logistik und Verteilung, das Wecken eines Bewusstseins für das Problem, und die Werbung für die Benutzung von Kondomen - sind um ein Vielfaches höher als die für die eigentliche Versorgung." Wenn man nun davon ausgeht, dass diese Kosten sechsmal höher sind als die für die Kondome selbst, so würde die Überbrückung der Kluft immer noch nur zwei Milliarden Dollar kosten.54
51) Nita Bhalla, "Teaching Track Drivers About AIDS," BBC, 25. Juni 2001; Hugh Ell« "Track Drivers Targeted in New AIDS Offensive," The Namihian, 17. März 2003; C. B. S. Venkataramana und P. V. Sarada, "Extent and Speed of Spread of HIV Infecrion in India Through the Commercial Sex Networks: A Perspective," Tropica! Mediane and International Health, Vol. 6, Nr. 12 (Dezember 2001), S. 1,040-61, zitiert in "HIV Spread Via Female Sex Workers in India Set to Increase Significantly by 2005," Reuters Health, 26. Dezember 2001.
52) Mark Covey, "Target Soldiers in Fight Against AIDS Says New Report," Pressemitteilunj (London: Panos Institute, 8. Juli 2002); "Free Condoms for Soldiers," South Ajrica P™iS Association, 5 August 2001; Angaben über Verbreitung von HIV aus Joint United Nation' Programme on HIV/AIDS (UNAIDS), 2004 Report on the Global AIDS Epidemie (Genf: July2004), S. 191.
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Obwohl Kondome nach wie vor die einzige Möglichkeit darstellen, die Ausbreitung von HIV zu verhindern, spielt die US-Regierung ihre Benutzung immer wieder herunter und besteht stattdessen darauf, dass der Enthaltsamkeit absolute Priorität einzuräumen ist. Es ist natürlich wichtig, zur Enthaltsamkeit zu ermutigen, doch eine effektive Kampagne zur Eindämmung der HIV-Epidemie kommt nicht ohne Kondome aus.55
Uganda ist eines der wenigen afrikanischen Länder, in denen es gelungen ist, die HlV-Infektionsraten zu senken, nachdem die Epidemie sich schon recht weit ausgebreitet hatte. Unter der starken persönlichen Führung von Präsident Yoweri Museveni ist der Anteil der infizierten Erwachsenen von einem Höchststand von 13 Prozent Anfang der 90er Jahre auf nur noch vier Prozent 2003 zurückgegangen. Infolge einer gut organisierten landesweiten Kampagne unter Führung kirchlicher Gruppen scheint auch Sambia seit kurzem Fortschritte bei der Senkung der Infektionsraten unter jungen Menschen zu machen. Und im Senegal, wo man sehr früh reagiert und entschlossene Maßnahmen zur Eindämmung des Virus eingeleitet hat, liegt die Infektionsrate unter Erwachsenen heute unter einem Prozent. Damit ist der Senegal ein Vorbild für andere afrikanische Länder.56
53) Nada Chaya und Sarah Haddock, Condoms Count: Meeting the Need in the Em of HIV/ AIDS, 2004 Data Update (Washington, DC: Population Action Internationa!, 2004): Nada Chaya und Kai-Ahset Amen, mit Michael Fox, Condoms Count: Meeting the Need in the Era of HIV/AIDS (Washington, DC: Population Action International, 2002); Population Action International, "Counting Condoms: Donors Coming Up Short," Pressemitteilung (Washington, DC: 14. Juli 2004); Schätzungen darüber, dass etwa zwei Milliarden Kondome zur Empfängnisverhütung benötigt würden, basieren auf Schätzungen in Robert Gardner et al., Closing the Condom Gap (Baltimore, MD: Johns Hopkins University School of Public Health, Population Information Program, April 1999); "Who Pays for Condoms," in Chaya und Amen, mit Fox, op. cit. diese Note, S- 29-36; Communications Consortium Media Center, "U.N. Special Session on Children Ends in Acrimony," PLANetWlRE.org, 14. Mai 2002; Adam Clymer, "U.S. Revises Sex Information, and a Fight Goes On,'' New York Times, 27. Dezember 2002.
54) Chaya und Amen, mit Fox. op. cit. Note 47.
55) Who Pays for Condoms," op. cit. Note 47, S. 29-36; Communications Consortium Media Center, op. cit. Note 47; Clymer, op. cit. Note 47.
56) UNAIDS. op. cit. Note 46; UN AIDS, AIDS Epidemie Update (Genf: Dezember 2004), S. 13; UNAIDS, Report on the Global HIV/AIDS Epidemie (Genf: Juni 2000), S. 9-11.
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Im Vergleich zum tatsächlichen Bedarf sind die finanziellen Ressourcen und das medizinische Personal, die derzeit zur Betreuung von bereits mit HIV infizierten Menschen zur Verfügung stehen, sehr begrenzt. So wurden im Juni 2005 von den 4,7 Millionen Menschen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara, bei denen sich bereits Symptome von AIDS zeigten, nur 500.000 mit den antiretroviralen Medikamenten behandelt, die in Industrieländern praktisch überall erhältlich sind - und das waren schon dreimal mehr Menschen als im Vorjahr. Der Anstieg ist auf eine als „3 bis 5-Initiative" bekannt gewordene weltweite Kampagne zurückzuführen, mit der die Weltgesundheitsorganisation versuchte, bis Ende 2005 drei Millionen Menschen in Ländern mit geringem und mittlerem Einkommen zu erreichen.57
Es gibt immer mehr Beweise dafür, dass die Aussicht auf eine Behandlung die Menschen dazu bewegt, sich auf HIV testen zu lassen. Außerdem rückt die Krankheit so stärker ins Bewusstsein der Menschen und das Wissen um die Krankheit und ihre Übertragungsmechanismen wird erweitert. Und wenn die Menschen wissen, dass sie sich infiziert haben, können sie versuchen zu vermeiden, andere anzustecken. Da eine Behandlung das Leben eines Infizierten deutlich verlängern kann — in den USA sind es im Durchschnitt 15 Jahre -ist es nicht nur eine Frage der Humanität, sie zu gewähren, es bringt auch wirtschaftlich gesehen Vorteile. Wenn eine Gesellschaft einmal in das Heranwachsen, die schulische und auch die berufliche Ausbildung eines Menschen investiert hat, ist jede Verlängerung der Zeit, in der dieser Mensch arbeiten kann, äußerst wertvoll.58
Auch wenn die Behandlung von HlV-Infizierten sehr kostspielig ist, wäre es schon deshalb ein strategischer Fehler, die Notwendigkeit einer Behandlung zu ignorieren, weil eine Behandlung die Bemühungen zur Prävention stützt. Afrika zahlt inzwischen einen sehr hohen Preis dafür, dass es so lange nichts gegen die Epidemie unternommen hat. Hier zeigt sich die Zukunft anderer Länder, wie Indien und China, sollten diese nicht schnellstens handeln und versuchen, das Virus einzudämmen, das sich innerhalb ihrer Länder bereits weit verbreitet hat.59
57) UNAIDS und WHO. Progress on Global Access to HIV Antiretroviral Therapy: An Update on "3 by 5" (Genf: 2005), S. 7. 13.
58) Clive Bell, Shantayanan Devarajan und Hans Gersbach, "The Long-run Economic Cost OJ AIDS: Theory an Application to South Africa," Policy Research Workisig Paper Serie (Washington, DC: Weltbank. 2003); "AIDS Summit: The Economics of Letting Peoplfl Die," Star Tribüne, 16. Juli 2003; Deborah Mitchell, "HIV Treatment: 2 Million Years of Lite Saved," Reuters Health, 28. Februar 2005.
59) "AIDS Summit," op. cit. Note 52.
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Die Reduzierung von Schulden und Subventionen für Bauern
Zur Ausrottung der Armut ist weit mehr nötig als internationale Hilfsprogramme. Für viele Entwicklungsländer könnten die Abschaffung der Subventionen für Bauern in den Ländern, aus denen sie Entwicklungshilfe erhalten, und ein Erlass ihrer Schulden weitaus wichtiger sein. Oft bietet ein erfolgreicher, exportorientierter Landwirtschaftssektor - der die geringen Lohnkosten und die natürlichen Gegebenheiten in Bezug auf vorhandene Land- und Wasserreserven sowie ein günstiges Klima ausnutzt, um das Einkommen in ländlichen Gegenden zu erhöhen und ausländische Devisen ins Land zu holen -einen guten Weg aus der Armut. Leider versperren die eigennützigen Subventionen für Bauern in den wohlhabenden Ländern vielen Entwicklungsländern diesen Weg. Ingesamt ist die Summe dieser Subventionen in den wohlhabenden Ländern mit 279 Milliarden Dollar etwa viermal so hoch wie die der Entwicklungshilfe, die die entsprechenden Regierungen in die Entwicklungsländer senden.60
Die Größe des Landwirtschaftshaushalts der EU ist beeindruckend, er macht mehr als die Hälfte des jährlichen Gesamthaushalts der EU aus. Und auch international spielt er eine große Rolle. Wie die Financial Times schreibt, sind die finanziellen Subventionen für eine Milchkuh in der EU höher als der Pro-Kopf-Anteil der Entwicklungshilfe der EU für die Länder südlich der Sahara.61 Unter den wohlhabenden Ländern entfielen 2004 allein auf die 25 EU-Mitgliedsstaaten 133 der 279 Milliarden Dollar für Landwirtschaftssubventionen. Die USA haben zur gleichen Zeit 46 Milliarden Dollar für derartige Subventionen ausgegeben. Dies führte dazu, dass die Bauern zu einer Überproduktion von landwirtschaftlichen Produkten ermutigt wurden, die dann mit Hilfe weiterer Exportsubventionen ins Ausland verkauft wurden. Die Folge sind gedrückte Weltmarktpreise, vor allem bei Zucker und Baumwolle, den beiden wichtigsten Gütern, bei denen die Entwicklungsländer am meisten zu verlieren haben.62
60) Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD), Agricultural Polwies in OECD Countries: Monitoring and Evaluation 2005, Highlights (Paris: 2005); U.S. Bureau of International Information "Programs (IIP), "Official Aid to Developing Countries Rose 4.6 Percent in 2004." Pressemitteihmg, (Washington, DC: 11. April 2005): The Hypocrisy oi Farm Subsidies," Neiv York Times, 1. Dezember 2002.
61) Roger Thurow und GeofF Winestock, "Addiction to Sugar Subsidies Chokes Poor Nations' Exports," Wall Street Journal, 16. September 2002: Mark Turner, "African Nations 'Off 'lack' in Reducing Poverty," Financial Times, 9. Juli 2003.
62) OECD, op. cit. Note 54; "The Hypocrisy of Farm Subsidies," op. cit, Note 54.
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Obwohl mehr als die Hälfte der insgesamt 78 Milliarden Dollar Entwicklungshilfe auf die EU entfallen, wurde ein Großteil der wirtschaftlichen Fortschritte, die daraus erwuchsen, dadurch zunichte gemacht dass die EU jährlich etwa sechs Millionen Tonnen Zucker auf den Weltmarkt wirft. Zucker ist eines der landwirtschaftlichen Erzeugnisse bei denen die Entwicklungsländer einen starken Wettbewerbsvorteil haben und man sollte ihnen die Möglichkeit geben, davon auch zu profitieren. Glücklicherweise hat die EU 2005 erklärt, sie würde den Stützpreis für Zucker um 40 Prozent senken, um so die exzessive Überproduktion einzudämmen, die beim Export den Weltmarktpreis für Zucker extrem gedrückt hatte. Der wohlhabende Teil der Welt kann sich eine Landwirtschaftspolitik, durch die Millionen von Menschen ständig in der Armutsfalle gefangen bleiben, weil ihnen der Ausweg daraus durch diese Politik versperrt ist, einfach nicht mehr leisten.63
Hilfe bei der Hebung des Zuckerpreises könnte von ganz unerwarteter Seite kommen. Es ist zwar noch zu früh, um es mit Sicherheit sagen zu können, doch die steigenden Ölpreise könnten dazu führen, dass auch die Zuckerpreise steigen, weil immer mehr Raffinerien für Ethanol auf Zuckerrohrbasis gebaut werden. Tatsächlich könnte der Zucker- dem Erdölpreis bei seinem Anstieg direkt folgen, wodurch die Wirtschaft in den Entwicklungsländern, in denen fast das gesamte Zuckerrohr weltweit produziert wird, massiven Auftrieb erhielte.64
Neuere Entwicklungen könnten auch zu einem Anstieg des Baumwollpreises führen. Obwohl die US-Regierung keine expliziten Exportsubventionen dafür vorsieht, wird es den Baumwollproduzenten durch die Subventionen ermöglicht, ihre Baumwolle zu sehr niedrigen Preisen zu exportieren. Diese Subventionen für die insgesamt nur 25.000 Baumwollproduzenten in den USA sind in ihrer Summe größer als die gesamte finanzielle Unterstützung der USA für die 750 Millionen Menschen in den afrikanischen Ländern südlich der Sahara. Und da die USA der führende Exporteur von Baumwolle sind, drücken ihre Subventionen die Preise für alle Baumwollexporteure.65
63) U.S. IIP, op. cit. Note 54; "South Africa: Weaning States Off Subsidies," Afiica News, 19. August 2005.
64) Weitere Informationen zu Erdölpreisen und Ethanol siehe Kapitel 2.
65) Kevin Watkins und Joachim von Braun, "Time to Stop Dumping on the Worid's Poor, n| Trade Policies and Food Security (Washington, DC: International Food Policy Research Institute: 2003); Bevölkerungszahlen aus Vereinte Nationen, op. cit. Note 4.
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Es gab starken Widerstand gegen die US-Subventionen für Baumwolle aus vier baumwollproduzierenden Ländern in Zentralafrika: Benin, Burkina Faso, Tschad und Mali. Außerdem hat auch Brasilien sich innerhalb des Rahmenwerks der Welthandelsorganisation (WTO) erfolgreich gegen die US-Subventionen für Baumwolle gewehrt. Dazu hatte die brasilianische Regierung eigens einen führenden amerikanischen Agrarökonom engagiert. Mit Hilfe der Daten des amerikanischen Landwirtschaftsministeriums überzeugte Brasilien die WTO davon, dass die US-Subventionen für Baumwolle den Weltmarktpreis drücken und den brasilianischen Baumwollproduzenten schaden. Daraufhin entschied die WTO, dass die Vereinigten Staaten ihre Subventionen stoppen müssen.66
Neben der Eliminierung schädlicher Agrarsubventionen ist der Schuldenerlass eine weitere entscheidende Komponente der großangelegten Bemühungen zur Ausrottung der Armut. So könnte ein Schuldenerlass im Falle der afrikanischen Länder südlich der Sahara, die viermal mehr Geld für die Bedienung ihrer Auslandsschulden ausgeben als für ihr Gesundheitswesen, dazu beitragen, den Lebensstandard in dieser letzten Bastion der Armut zu heben.67
Im Juli 2005 einigten sich die Staatsoberhäupter der G-8 im schottischen Gleneagles darauf, einigen der ärmsten Länder der Welt ihre multilateralen Schulden gegenüber der Weltbank, dem Internationalen Währungsfond und der Afrikanischen Entwicklungsbank zu erlassen. Diese Initiative, die 18 der ärmsten, von Schulden geplagten Länder (14 in Afrika und 4 in Lateinamerika) direkt betraf, bietet diesen Ländern eine neue Chance. Bis zu 20 weitere Länder, die zu den ärmsten der Welt gehören, könnten von dieser Initiative profitieren, wenn sie sich dafür qualifizieren. Der Schlüssel zu diesem Durchbruch im Kampf gegen die Armut war eine Kombination aus starkem Druck seitens der Nichtregierungsorganisationen, die sich in den vergangenen Jahren massiv für einen Schuldenerlass einsetzen, und der starken Führung der britischen Regierung.68
Obwohl es sich hierbei um einen riesigen Schritt in die richtige Richtung handelt, ist doch nur ein kleiner Teil der Gesamtschulden der armen Länder gegenüber den internationalen Finanzinstitutionen erlassen worden. Neben den 18, denen bisher ein Schuldenerlass gewährt wurde, gibt es noch mindestens 40 weitere Länder mit geringem Einkommen, die dringend auf Hilfe angewiesen sind. Die Gruppierungen die sich für einen Schuldenerlass einsetzen, wie beispielsweise Oxfam International, sind der Ansicht, dass es unmenschlich ist, jene, die von gerade einmal einem Dollar am Tag leben müssen, zu zwingen, einen Teil davon auch noch auf die Bedienung ihrer Schulden zu verwenden Sie haben geschworen, solange weiter Druck zu machen, bis diesen ärmsten Ländern der Welt all ihre Schulden erlassen wurden.69)
66) Elizabeth Becker, "Looming Battle Over Cotton Subsidies, New York Times. 24. Januar 2004; Elizabeth Becker, "U.S. Will Cut Farm Subsidies in Trade Deal," New York Times, 31. Juli 2004.
67) "Ending the Cyele of Debt," New York Times, 1. Oktober 2004.
68) G8 Leaders, "G8 Financc Ministers' Conclusions on Development," Erlärung der Finanzminister der G(-Staaten vor dem Gipfel, London, 10.—IL Juni 2005; Oxfarn International, "Gleneagles: Whar Really Happened at the G8 Summit?" Oxfam Briefing Note (London: 29. Juli 2005).
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Ein Haushalt zur Ausrottung der Armut
Viele Länder, in denen die Bevölkerungszahlen mehrere Jahrzehnte lang stark angestiegen sind, zeigen Symptome einer demographischen Ermüdung. Diese Länder stoßen im Kampf mit der Herausforderung, gleichzeitig Bildungsmöglichkeiten für die wachsende Zahl der Kinder bereitzustellen, Arbeitsplätze für die stetig wachsende Zahl junger Arbeitssuchender zu schaffen und sich mit den Umweltproblemen auseinanderzusetzen, die durch das starke Bevölkerungswachstum verursacht wurden, langsam an ihre Grenzen. Wenn dann noch eine neue große Bedrohung auftritt — wie im Falle der HIV-Epidemie — können die Regierungen damit häufig nicht mehr umgehen.
Probleme, die in den Industrieländern quasi routinemäßig gelöst werden, wachsen sich in den Entwicklungsländern zu großen humanitären Krisen aus. Der Anstieg der Todesrate in vielen afrikanischen Ländern stellt eine tragische neue Entwicklung in der weltweiten Demographie dar. Ohne organisierte gemeinsame Bemühungen der jeweiligen Regierungen und der internationalen Gemeinschaft zur Beschleunigung des Übergangs zu kleineren Familien könnten die Ereignisse in einigen Ländern außer Kontrolle geraten, was zu noch mehr Todesfällen sowie politischer Instabilität und wirtschaftlichem Rückgang führen könnte.
Es gibt allerdings eine Alternative zu diesen trostlosen Aussichten. Sie besteht darin, Länder, die ihr Bevölkerungswachstum bremsen wollen, dabei zu unterstützen, dass ihnen dies so schnell wie mög lieh gelingt. Dies würde zu dem führen, was Ökonomen einen demographischen Bonus nennen. Wenn Ländern ein schneller Übergang zu kleineren Familien gelingt, sinkt die Zahl der zu versorgenden Kinder — also derer, die noch ernährt und zur Schule geschickt werden müssen — im Verhältnis zur Anzahl arbeitsfähiger Erwachsener. In dieser Situation steigt die Produktivität, Ersparnisse und Investitionen steigen und das Wirtschaftswachstum wird beschleunigt.70
Japan, das sein Bevölkerungswachstum zwischen 1951 und 1958 um die Hälfte gesenkt hat, war eines der ersten Länder, das in den Genuss des demographischen Bonus kam. Es folgten Südkorea und Taiwan und seit einiger Zeit können auch China, Thailand, Vietnam und Sri Lanka von dem vorher in Gang gebrachten deutlichen Rückgang der Geburtenraten profitieren. Dieser Effekt dauert zwar nur wenige Jahrzehnte an, doch dies reicht normalerweise aus, um ein Land in die Moderne zu katapultieren.71
Es ist klar, welche Schritte notwendig sind, um die Armut auszurotten und den Übergang zu kleineren Familien zu beschleunigen. Unter anderem gehört die Ausfüllung einiger Finanzierungslücken dazu, darunter auch die zur Erreichung des Ziels einer grundlegenden Bildung für alle; außerdem die Bekämpfung von Infektionskrankheiten, wie AIDS, Tuberkulose und Malaria; die Bereitstellung von Möglichkeiten der Fortpflanzungsmedizin und die Eindämmung der HIV-Epidemie. Zusammengenommen würden die in diesem Kapitel beschriebenen Maßnahmen geschätzte 68 Milliarden Dollar pro Jahr zusätzlich kosten. (Tabelle 7-1)72
Die größten Investitionen beträfen die Bereiche Bildung und Gesundheitsfürsorge, die Eckpfeiler sowohl für die Entwicklung des Humankapitals als auch für die Stabilisierung der Bevölkerungszahlen. Zum Bereich Bildung gehört sowohl der Zugang zu grundlegender Bildung für alle als auch eine weltweite Kampagne zur Bekämpfung des Analphabetentums unter Erwachsenen, und zum Bereich Gesundheitsfürsorge gehören grundlegende Interventionen zur Kontrolle von Infektionskrankheiten, angefangen mit Kinderschutzimpfungen. Wenn das im Bericht der Kommission für Makroökonomie und Gesundheit der WHO aus dem Jahr 2001 beschriebene grundlegende Gesundheitsfürsorgeprogramm angenommen würde, so könnten bis 2010 geschätzte acht Millionen Menschen jährlich vor dem Tod bewahrt werden. Das ist der Schlüssel, um sich aus der Armutsfalle zu befreien.73)
Tabelle 7-1 # Zusätzlich benötigte jährliche Finanzmittel zur Erreichung grundlegender sozialer Ziele # Quelle: Siehe Fußnote 72.
Ziel
Benötigte Mittel
(Milliarden Dollar)Allgemeine grundlegende Schulbildung
12
Bekämpfung des Analphabetentums bei Erwachsenen
4
Programme für Schulspeisung in den 44 ärmsten Ländern
6
Unterstützung für Vorschulkinder und
Schwangere in den 44 ärmsten Ländern4
Fortpflanzungsmedizin und Familienplanung
7
Allgemeine grundlegende Gesundheitsfürsorge
33
Schließen der Kondom-Kluft
2
Gesamt
68
Wie Jeffrey Sachs immer wieder sagt, haben wir erstmals in der Geschichte der Menschheit die technischen und finanziellen Möglichkeiten, um die Armut auszurotten. Wie bereits angemerkt, haben wir in den letzten 15 Jahren beeindruckende Fortschritte gemacht.
China beispielsweise hat nicht nur die Zahl derer, die in diesem Land in Armut leben, drastisch gesenkt, es unterstützt mit seinen Handels- und Investitionsinitiativen auch ärmere Länder in ihrer Entwicklung. China investiert große Summen in Afrika, wobei diese Investitionen häufig im Zusammenhang damit stehen, die afrikanischen Länder dabei zu unterstützen, ihre Vorkommen an Mineralien und an Energierohstoffen zu erschließen — Ressourcen, die China dringend benötigt.(74)
Ländern mit geringem Einkommen dabei zu helfen, sich aus der demographischen Falle zu befreien, ist eine höchst profitable Investition für die wohlhabenden Länder. Die Investitionen der Industrieländer in die Bereiche Bildung, Gesundheitsfürsorge und Schulspeisung sind in gewissem Sinn die humanitäre Antwort auf die Notlage der ärmsten Länder der Welt. Doch noch viel mehr sind es Investitionen, die die Welt formen, in der unsere Kinder leben werden.
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69) - Abid Aslam, "18 Pool Countries to See Debt Slate Wiped Clean, Saving $ 10 Million Per Week," One World US. 26. September 2005.
70) - UNFPA, op. cit. Note 22, S. 14-15.
71) - Bevölkerungszahlen aus Vereinte Nationen, op. cit. Note 4; UNFPA, op. cit. Note 22.
72) - Kosten zur Erreichung der sozialen Ziele in Tabelle 7-1 berechnet durch das Ennl) Policy Institute auf der Grundlage folgender Quellen: grundlegende Bildung für alle - Weltbank; zitiert in Blustein, op. cit. Note 7; Schätzungen bzgl. der Bekämhing des Analphabetentums bei Erwachsenen - Schätzung des Autors; Schulspeisung - McGovern, "Yes We CAN Feed the Worlds Hungry," op. cit. Note 14; Unterstützung von Vorschulkindern und schwangeren Frauen - Schätzung des Autors auf Grundlage einer Ausdehnung der US-Programme zu diesem Zweck, Ebenda.; Fortprlanzungsmedizin und Familienplanung — Grundlage sind die Ziele der International Conference on Population and Development von 1994 und die seither gemachten Fortschritte (UNFPA, "Meeting the Goals of the ICPD," op. cit. Note 27), wobei das Defizit von 5 iMrd. Dollar in den Entwicklungsländern und den Industrieländern zusammengefügt wurden; grundlegende Gesundheitsversorgung - Sachs und die Commission on MacToeconomics and Health, op. cit. Note 32; Schließung der Kondomkluft geschätzt nach Chava und Amen, mit Fox, op. cit. Note 47. und aus Gardner et al., op. cit. Note 47.
73) Sachs und die Commission on Macroeconomics and Health, op. cit. Note 32.74) Ebenda.; U.N. Development Programme, "World on Track to Meet Millennium Goal on Extreme Poverty Thanks to India: Report," Pressemitteilung (New York: 8. Juli 2003); Wu Xiaoling, "Statement of Madam. Wu Xiaoling, Deputy Governor oi die People's Bank °f China,'' Rede auf der 39. Jahresversammlung des Direktoriums der Afrikanischen Entwicklungsbank (Gruppe), Kampala, Uganda, 25-26. Mai 2004.
wikipedia Jeffrey_Sachs *1954 in Detroit