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Einleitung

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Alle fragen nach der Zukunft der Industriegesellschaft. Der Papst und der Politiker, der berühmte Philosoph und der unbekannte Fernsehzuschauer - jeder möchte die Gegenwart verstehen und die Zukunft voraussehen. Irgendwo ist etwas nicht in Ordnung; die große Weltmaschine läuft nicht rund. Optimistisch sind die meisten, wirklich zuversichtlich die wenigsten. Viele würden am liebsten den Kopf in den Sand stecken, so mißtrauisch sind sie geworden. Die Menschheit durchlebt schwierige Zeiten.

Was hat ein Journalist in dieser Unsicherheit zu bieten? Ganz gewiß keine fertigen Antworten. Er kann nur seine gegenüber anderen privilegierte Stellung ausnutzen. Denn in einer Welt der Spezialisierung des einzelnen und des Erfolgsdenkens der Gemeinschaft hat er eine geradezu anachronistisch anmutende Stellung. Weil er nicht selber Forschung betreibt, ist er nicht gezwungen, sein Interesse auf einen bestimmten Gegenstand zu beschränken. Er kann beobachten, wie die wissenschaftsgeprägte Gesellschaft entsteht.

Natürlich ist seine Betrachtungsweise um so oberflächlicher, je weiter er seine Blicke schweifen läßt. Sie kann falsch sein, aber auch nützlich. Sie ermöglicht es, manche Beziehungen, manche allgemeinen Züge heraus­zuarbeiten, die bei einer enger angelegten und eingehenderen Untersuchung nicht unbedingt zum Vorschein kommen. Auf diese Weise könnte er seinen bescheidenen Teil zu den vielen Erwägungen, Analysen und Synthesen beitragen, zu denen die Entwicklung unserer Welt schon angeregt hat.

Es kann hier nicht darum gehen, einmal mehr darzulegen, wie groß der Einfluß des Fortschritts auf die heutige Gesellschaft in den verschiedenen Ländern ist. Diese Feststellung ist inzwischen zum Gemeinplatz geworden. Es kommt vielmehr darauf an, die Mechanismen zu beobachten, über die unsere modernen Erfindungen und Neuerungen das Leben des einzelnen und der Gesellschaft verändern.

Eine solche Beobachtung zeigt eine stets vorhandene Ursache-Wirkung-Beziehung zwischen Wissenschaft und Technologie einerseits und den Umwälzungen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft andererseits. Daß diese Beziehung unbedingt und immer gegeben und gänzlich unvermeidlich ist, das bedenken nur die Allerwenigsten, selbst wenn sie es sich gelegentlich in nachdenklichen Augenblicken klarmachen. Sollte es nicht möglich sein, unsere heutigen Probleme einmal zu betrachten, indem man grundsätzlich vom wissenschaftlich-technischen Aspekt ausgeht und nach diesen Ursache-Wirkung-Beziehungen sucht?

Würde ein solches Verfahren nicht bessere Grundlagen für die Suche nach Lösungen schaffen? So lautet unsere Frage. Wissenschaftliche oder technische Fakten sind für die ganze Welt gültig; denn physikalische Gesetze und Grundprinzipien der Mechanik haben nichts mit ideologischen Meinungsverschiedenheiten zu tun. Aber inwieweit sind die Auswirkungen dieser Fakten in der ganzen Welt gleich? Inwieweit zwingen sie alle politischen Systeme zu einem gewissen Maß an Gemeinsamkeit im Handeln? Oder, anders gefragt, inwieweit führen ideologisch begründete Entscheidungen bei gleicher Ausgangslage zu völlig verschiedener Politik?

Will man eine solche Studie versuchen, muß man zunächst zurückblicken. Es gilt festzustellen, ob die schweren Krisen, die in der Industrie, im Unterrichtswesen und auf dem Arbeitsmarkt eingetreten sind, ihren Ursprung wirklich in der wissenschaftlich-technischen Entwicklung haben. Die Wirkungen kennen wir alle. Wissen aber sollten wir, ob die Ursachen tatsächlich da liegen, wo wir sie vermuten, oder ob die Krisen nicht vielmehr durch die mangelnde Kenntnis der Vorgänge entstanden sind.

Andererseits kann man in der heutigen Wissenschaft schon eine ganze Reihe von Fakten finden, die vermutlich zu weiteren Krisen in der Zukunft führen. Da geht es also nicht mehr um die Suche nach den Ursachen in der Vergangenheit, die ihre Wirkungen in der Gegenwart haben, sondern um das Bemühen, das vorauszusehen, was solche Ursachen erst noch bewirken könnten.

Die Absicht des vorliegenden Buches ist denkbar bescheiden. Hier sollen keine Patentlösungen für alle Probleme angeboten, kein allgemeingültiges Regierungsprogramm vorgeschlagen werden.

Das Ziel ist einzig und allein, an einigen konkreten Beispielen Grundzüge des Handelns aufzuzeigen, wie sie von den wissenschaftlich-technischen Fakten notwendig gemacht werden, und zwar unabhängig von allen politischen Erwägungen. Aus diesen Einzelbeispielen läßt sich eine sehr allgemein gehaltene Darstellung der notwendigen Denk- und Handlungsweise ableiten: so etwas wie eine Bedienungsanleitung für den Fortschritt.  {Buckminster Fuller}

Aber mit diesen Regeln ist die Absicht auch schon erreicht. Das Eigentliche bleibt dann erst zu tun, wenn es nämlich darum geht, die Probleme unter den im Einzelfall gegebenen Bedingungen nun auch wirklich zu lösen. Und das geht weit über die Kompetenzen eines Wissenschaftsjournalisten hinaus.

Jedes politische Engagement würde dem Geist eines solchen Vorhabens zuwiderlaufen, das ja nur dann sinnvoll sein kann, wenn es die allen politischen Systemen gemeinsamen Grundlagen für das Handeln herauszuarbeiten bemüht ist. Würde es sich herausstellen, daß die Methode einer bestimmten Ideologie verpflichtet ist, so hätte sie ihren Zweck verfehlt.

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