Jürgen Dahl
Der unbegreifliche Garten
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wikipe Autor
*1929 dnb.Nummer (80) detopia D.htm |
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2001 Inhalt.pdf
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»Die Dezimierung der Welt ist mit ihrer Dezimalisierung eng verknüpft«, konstatiert Jürgen Dahl. Die modernen Wissenschaften haben die Natur zwar berechenbar und handhabbar gemacht, doch begreiflicher wurde sie uns nicht. Mit der zergliedernden Betrachtung der Natur geht ihre Zerstörung einher. Das Buch nimmt diesen Frevel in den Blick und stellt ihm eine andere, eine empathische Art der Naturbetrachtung gegenüber – die des pflegenden, bewahrenden Gärtners. Dahl war nicht nur einer der umtriebigsten deutschen Denker der Nachhaltigkeit, sondern vielleicht auch deren sprachmächtigster. Dieser Band versammelt seine gleichermaßen klugen wie zeitlosen Betrachtungen zu Themen wie Artenvielfalt, Atomenergie oder Gentechnik.
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aus wikipedia-2024
Der Sohn des Malers Oskar Dahl war nach einer Ausbildung in Buchhandel und Verlag von 1955 bis 1997 selbstständiger Buchhändler und Gründer der nach ihm benannten Krefelder Buchhandlung auf der Neuen Linner Straße 90. Danach arbeitete er als freier Schriftsteller und Journalist. Bekannt wurde er durch seine Gartenkolumnen in den Zeitschriften natur, kraut & rüben, Flora und dem ZEITmagazin sowie als Autor zahlreicher philosophischer und naturwissenschaftlicher Artikel und Bücher. Ab 1974 war er Mitherausgeber der Zeitschrift Scheidewege, einer Jahresschrift für skeptisches Denken, die von Friedrich Georg Jünger und Max Himmelheber gegründet worden war. Der Westdeutsche Rundfunk sendete Vorträge von Jürgen Dahl. Als Gärtner beschäftigte er sich viel mit naturkundlichen und ökologischen Fragen. Zuletzt lebte er mit seiner Frau Hella auf dem Lindenhof in Kranenburg bei Kleve am Niederrhein, dessen Zier-, Nutz- und Lehrgarten in den Sommermonaten an Samstagen für Besucher offenstand.
Dahl interessierte sich schon früh für die Sprache mit all ihren Ausformungen und sammelte Limericks, Rätsel oder alte Komplimente.
Ab 1958 veröffentlichte er Anthologien sowie kritische Abhandlungen über Autos, Atomenergie oder Astronomie, bis er dann ab Mitte der 80er Jahre vor allem über Pflanzen, Garten und Ökologie schrieb. Er ermunterte zu Staunen und Ehrfurcht gegenüber der belebten Natur, die er durch Pestizide und rücksichtslose Ausbeutung gefährdet sah.
Als skeptischer Umweltbeobachter und Kenner der Botanik erklärte er ökologische Zusammenhänge und forderte auf, nicht gegen die Natur zu arbeiten, sondern verantwortlich zu handeln.
Er hinterfragte die Ursachen der schleichenden Zerstörung und warnte vor gefährlichen Fortschrittsillusionen und vermeintlichen Verbesserungen.
Seine Schreibweise ist nüchtern aber fesselnd und oft humorvoll, zuweilen ironisch und polemisch mit bissigen Seitenhieben gegen Biologen, Ökologen, Physiker, Mediziner und Marktwissenschaftler. Seine Gartenbücher unterscheiden sich von den landläufigen Ratgebern und führen den Leser zu einer neuen Art von Naturbetrachtung. Das rein Dekorative der Gartengestaltung ist bei ihm nebensächlich. Er beschreibt nicht nur viele unscheinbare und kaum bekannte Pflanzen[8], sondern ermutigt zu undogmatischem Gärtnern, zum Überprüfen alter Regeln und zum Selbstexperimentieren.[9] Der Gebrauch aller Sinne ist ihm wichtig, indem er etwa einen Stinkgarten im Gegensatz zum Duftgarten vorschlägt oder aufzeigt, welche Pflanzen essbar sind.[10] Er trug neben anderen dazu bei, dass alte Obst- und Gemüsesorten vor dem Vergessen gerettet wurden.
Werke-Auswahl
1965 Jugend der Maschinen. Bilder aus der Enzyklopädie von Diderot und d'Alembert, herausgegeben von Jürgen Dahl. Ebenhausen b. München : Langewiesche-Brandt 1965
1965 Wie man mit Sprache Stimmung macht. Ahrensburg, Damokles-Verlag 1965
1969 Mitteilungen eines Überlebenden. Kritische Artikel. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München 1969
1972 Der Anfang vom Ende der Autos. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München 1972
1974 Einrede gegen die Mengenlehre. Einrede gegen die Mobilität. Einrede gegen Plastic. Langewiesche-Brandt, Ebenhausen b. München 1974
1984 Der unbegreifliche Garten und seine Verwüstung: über Ökologie und über Ökologie hinaus. Klett-Cotta-1984 dnb Buch
1985 Wildpflanzen im Garten. Aussaat und Pflanzung, Pflege und Vermehrung. Gräfe und Unzer, München 1985
1987 Nachrichten aus dem Garten. Praktisches, Nachdenkliches und Widersetzliches / aus einem Garten für alle Gärten. Klett-Cotta-1987
1987 Neue Nachrichten aus dem Garten. Klett-Cotta-1987
1987 - Die Erde weint. Frühe Warnungen vor der Verwüstung. dtv-1987 dnb.de/opac/simpleSearch?query=Juergen+Dahl+erde+weint
1989 Die Verwegenheit der Ahnungslosen. Klett-Cotta-1989
1991 Zeit im Garten: zwölf Gänge durch den Garten am Lindenhof und anderswo. dtv-1991
1995 Vom Geschmack der Lilienblüten. Neueste Nachrichten aus dem Garten. dtv-1995
1997 Der Stinkgarten oder die Faszination des Gegenteils. Klett-Cotta-1997
1998 Der neugierige Gärtner. dtv-1998
2000 - Mein geliebtes Heu. Notizen zum Herbarium. Manuscriptum, Leipzig 2000
2001 - Bitteres Lachen im grünen Bereich. Essays und Glossen eines Skeptikers. Graue Edition, Zug 2001
dnb.de/opac/simpleSearch?query=Juergen+Dahl+Skeptikers bing Dahl+Bitteres+Lachen+im+gruenen+Bereich
https://www.perlentaucher.de/buch/juergen-dahl/bitteres-lachen-im-gruenen-bereich.html
zu Süddeutsche Zeitung, 10.10.2001
Christian Schütze hat Dahls Essays und Glossen über den Widerspruch, in dem das Subjekt lebt, ohne es zu merken, mit Vergnügen gelesen. Der Autor sei "wenig bekannt, weil er sich auf das unbeliebte Verbreiten von unangenehmen Wahrheiten verlegt hat". Mit Sprachwitz decke er den Rassismus des Hühnerzüchters auf, den Aberwitz unseres betriebslinden Gesundheitswesens und all die vielen Nötigungen zum Wohlverhalten (Joggen an bleiverseuchten Straßen, Mülltrennung angesichts strahlender Atomabfälle etc.), die im Grunde nur Beschäftigungstherapien seien. Dahls Texte: eine "Sammlung von Meisterstücken der Aufklärung", lobt Schütze.
zu Die Zeit, 30.08.2001
Nicht tröstlich, sondern aufrüttelnd und spannend findet Manfred Sack die gut zwei Dutzend Essays und Glossen des 61-Jährigen Skeptikers Jürgen Dahl, die allesamt, weiß der Rezensent, schon einmal - unter anderem auch in der "Zeit - erschienen sind, aber an Aktualität keineswegs eingebüßt haben. Sack bewundert die Sprachmächtigkeit und Sprachschönheit des Autors, mit denen der engagierte Schriftsteller die Absurditäten unseres Lebens aufs Korn nimmt. Seien es die Bemühungen, die Umwelt zu schonen, indem wir die Blumen mit dem Eierwasser gießen, obgleich allein für die Herstellung eines Autos 400.000 Liter Wasser verbraucht werden, sei es der Gebrauch einer energiesparenden Lampe, deren Produktion ein Vielfaches an Material und Energie verschlingt. Die Lektüre sei sperrig. Der Leser stutzt, staunt, geht in sich und lacht mal laut, mal leise - verkündet Sack, dem die facettenreichen Ausführungen Dahls überaus gut gefallen haben.
zu Süddeutsche Zeitung, 23.08.2001
Der Schriftsteller Jürgen Dahl, der dreißig Jahre lang die Zeitschrift "Scheidewege" redigierte, führt in seinen Essays und Glossen mit "phänomenologisch genauem, gelegentlich boshaftem" Blick die Dinge des totalen Industrialismus vor Augen, ihre Dialektik und den ganzen Irrwitz, der mit ihnen verbunden ist, inklusive, schreibt Matthias Greffrath. Etwa, indem er sich das achtbändige Jahrbuch "Wer liefert was?" vornehme und aus den 72.000 aufgeführten Gegenständen wie Landjägerportioniermaschine, audiovisuelle Kinderwartezone und Luftduschkabine ein Zivilisationsporträt erstelle oder auf die Sinnlosigkeit des gut gemeinten Ansatzes verweise, für den Umweltschutz die Blumen mit dem Eierwasser zu gießen, berichtet der Rezensent, der Dahl für einen "mikrologischen Moralisten" und "paläontologischen Kabarettisten" hält.So bitter und aporetisch Dahls Resümees auch sein mögen, Greffrath hat in ihnen auch eine Portion Optimismus erkannt, und zwar einen Optimismus "dritten Grades". Weder Fortschrittsgläubigkeit, noch die Kritik daran und die Suche nach Alternativen kennzeichneten Dahls Haltung, sondern die Erkenntnis, dass die Welt an ihr "natürliches Ende" gekommen ist und er sich vorgenommen hat, daraus in Würde das Beste für sich daraus zu machen, beschreibt der Rezensent das Anliegen des Autors.