Karl Wilhelm Fricke
Opposition
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1984 250 Seiten detopia: |
Vorwort (9) Anmerkungen (221) • Abkürzungen (241) Ausgewählte Literatur (243) • Personenregister (251)
1984
bei Verlag Wissenschaft und Politik, Berend von Nottbeck, Köln
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1. Opposition und Widerstand: Begriff und Kausalität (11) Zur Dialektik von Opposition und Widerstand • Die Kriminalisierung der Opposition • Widerstand und »ideologische Diversion« • Politische Gegnerschaft systembedingt 2. Die historische Ausgangssituation (21) »Revolution von oben« kraft Okkupationsgewalt • Das Vehikel der Entnazifizierung • Opposition gegen die Bodenreform • Widerstand gegen Industrie-Enteignungen 3. Kommunisten gegen Sozialdemokraten (31) Drängen zur Einheitspartei • Der sozialdemokratische Widerstand • Die Rolle des SPD-Ostbüros • Das Stigma des »Sozialdemokratismus« • Die Säuberung der SED von Sozialdemokraten • »Sozialdemokratismus« als Trauma 4. CDU und LDP im Ringen um parlamentarische Demokratie (47) Bürgerliche Parteien im Aufwind • Herausforderung durch freie Wahlen • Die Christdemokraten in der Krise • Das Dilemma der Blockpolitik • Die Zerschlagung der CDU- und LDP-Hochschulgruppen • Die Nötigung zur Einheitsliste • Die Gleichschaltung von CDU und LDP • Die Zernierung der bürgerlichen Opposition 5. Widerstand aus religiöser Bindung (71) • Kirchenkampf und Opposition • Ein Oberschüler wehrt sich: Hermann Joseph Flade • Die Junge Gemeinde: »Spionage- und Agentenorganisation« • »Der letzte organisierte Feind« • Im permanenten Konflikt: »Jehovas Zeugen« 6. Zwischen Selbstbehauptung und Widerstand: Die Arbeiter (82) • Der FDGB als Erfüllungsgehilfe der SED • Arbeiteropposition im Betrieb • Aufbau des Sozialismus oder: Verschärfung des Klassenkampfes • Normerhöhung provoziert Streiks • Neuer Kurs oder: Entschärfung des Klassenkampfes • Der Juni-Aufstand in Ost-Berlin • Streiks, Demonstrationen, Unruhen in der Provinz • Ungebrochener Selbstbehauptungswille • Arbeiter für freie Wahlen 7. Opposition im Führungskern der SED (105) • Die Zaisser/Herrnstadt-Fraktion 105 • »Erneuerung der Partei« 108 • Schützenhilfe aus Moskau 111 • Die Schirdewan-Gruppe 112 • Rückversicherung bei Chruschtschow 116 8. Die revisionistische Opposition der fünfziger Jahre (117) • Das Prinzip Hoffnung und die Opposition 118 • Keimzellen des Revisionismus: Akademische Zirkel 120 • Die Harich/Janka-Gruppe 121 • Die Verfolgung der revisionistischen Opposition 123 • »Komplotte der Konterrevolution« 125 9. Bauern gegen die »Revolution im Dorf« ... 129 • Sabotage an der Bodenreform? 130 • Widerstand gegen Kollektivierung der Landwirtschaft 132 • Bäuerliche Gegenwehr unter neuen Bedingungen 136 • Brandstiftung als Protest 137 10. Fluchthelfer, Sperrbrecher, Verweigerer ... 138 • Rebellierende Jugend 139 • Widerstand durch Fluchthilfe 141 • Der Fall Michael Gartenschläger 143 • Verweigerer aus Gewissensgründen 144 • Politische Gegnerschaft und Spionage 146 • Solidarität mit dem »Prager Frühling« 148 11. Der Wechsel Ulbricht / Honecker — Zeit der Opposition? ... 150 • Der erzwungene Rücktritt 150 • Bürgerlicher Widerstand obsolet 153 • Einerseits Konzession - andererseits Repression 156 • Literatur ohne Tabus? 158 12. Die Reklamation der Bürger- und Menschenrechte ... 162 • »Abstimmung mit dem Ausreiseantrag« 163 • Der KSZE-Prozeß und die Opposition 165 • Kriminalisierte Westkontakte 167 • Die Bürgerrechtsinitiative von Riesa 169 • öffentlicher Protest und gewaltfreie Aktion 172 13. Opposition von links ... 175 • Der intellektuelle Aufstand des Robert Havemann • Der Exodus oppositioneller Schriftsteller • Rudolf Bahros Alternative • Ein Manifest demokratischer Kommunisten? • Die »Sektion DDR« der KPD/ML 14. Friedensbewegung und Opposition ... 189 • »Kirche im Sozialismus«: Weder Opposition noch Akklamation? • Ein Zeichen aus Zeitz: Oskar Brüsewitz • Basisinitiativen für sozialen Friedensdienst • »Frieden schaffen ohne Waffen« • Der staatsgefährdende Aufnäher • Zivilisationskritik, ökologischer Protest, grüne Opposition 15. Opposition und Widerstand: Möglichkeiten und Grenzen ... 205 • Zwischen Arrangement und Konfrontation • Sozialstrukturelle Aspekte politischer Gegnerschaft • Zur Taktik von Opposition und Widerstand • Die Wirkung der West-Medien • Ein neuer Aufstand möglich? • Die Relevanz der nationalen Frage • Das sowjetische Machtkalkül |
Vorwort
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Im 35. Jahr ihrer Existenz hat die Deutsche Demokratische Republik mit Eigenlob und Selbstverklärung wahrhaftig nicht gegeizt. »Das Werden und Wachsen der DDR entspricht dem Gesetz der Weltgeschichte.« Diesem Schlüsselsatz aus einem offiziellen Aufruf zum 35. Jahrestag der DDR-Gründung – in seinem Anspruch auf besondere Weise »deutsch« – entsprachen Agitation und Propaganda im Jubeljahr des sozialistischen Staates deutscher Nation, dem Orwell-Jahr 1984. In seiner Grundtendenz ließen sie den Weg der DDR als eine Straße des Sieges erscheinen, ohne Krisen und Konflikte, ohne innere Widersprüche, ohne Opposition und Widerstand.
Zur Korrektur dieser Legende will der Autor mit seinem hier vorliegenden Buch beitragen.
»Manches war doch anders« — betitelte Ernst Lemmer einst seine Memoiren. Manches war auch anders im Werden und Wachsen der DDR, anders, als es die SED und ihre beamteten Historiker heute wissen wollen oder wissen dürfen. Da für sie Opposition und Widerstand in der Geschichte der DDR noch immer tabu zu sein haben, entschloß sich der Autor zu diesem Buch, das er als Report niederschrieb mit dem Instrumentarium des politischen Journalismus. Sein Anliegen besteht darin, manches dem Vergessen zu entreißen, was hierzulande als Vergangenheit verdrängt wird, obwohl es die Gegenwart oft schwer begreiflich macht. Denn viele jener Gegensätze, die heute das Verhältnis beider deutscher Staaten zueinander bestimmen, die ihr Neben- und Miteinander belasten, wurzeln in politischen Geschehnissen einer Vergangenheit, die durch Verschweigen nicht bewältigt wird.
Der vorliegende Report ist die bisher einzige Publikation, die politische Gegnerschaft in der DDR während der dreieinhalb Jahrzehnte ihrer Existenz zusammenfassend skizziert. Vorausgeschickt sind Kapitel über die historische Ausgangssituation und die Nachkriegszeit von 1945 bis 1949, ohne deren Kenntnis DDR-Geschichte unverständlich bliebe. Eine wissenschaftliche Arbeit wollte der Verfasser nicht schreiben. Gleichwohl war er bemüht, sein Buch auch für Historiker und Politologen lesenswert zu machen. Dazu dienen nicht zuletzt die Belege wichtiger Aussagen durch Quellenangaben, die auf das verfügbare Material verweisen. Eine umfassende wissenschaftliche Erforschung der Geschichte von Opposition und Widerstand in der DDR steht indes noch aus.
Einige Kapitel seines Buches gingen aus einer Schrift hervor, die der Verfasser 1964 unter dem Titel »Selbstbehauptung und Widerstand in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands« in der Reihe »Bonner Berichte aus Mittel- und Ostdeutschland« veröffentlicht hat. Die Idee dazu war seinerzeit in Gesprächen mit Herrn Roland Bude entwickelt worden, was kein Zufall war; er war selbst als Student in Rostock einst im mitteldeutschen Widerstand aktiv. Sein beharrliches Drängen trug zum Entstehen auch dieses Buches bei. Dafür gebührt ihm Dank!
Frau Dr. Gisela Helwig, Redakteurin der Kölner Zeitschrift »Deutschland Archiv«, schuldet der Verfasser Dank für eine kritische Diskussion der Gliederung zu diesem Buch. Ohne sie wäre manches ungeschrieben geblieben. Ebenso dankt der Verfasser der Publizistin Gunhild Bohm, München; sie hat das Manuskript mit großer Sorgfalt lektoriert. Dank zu sagen hat der Verfasser nicht zuletzt seiner Frau Friedelind! Wie bei seinen früheren Büchern hat sie unermüdlich und geduldig die Reinschrift des Manuskriptes zu Papier gebracht.
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Köln, im Juni 1984, Karl Wilhelm Fricke