Jewgenia GinsburgEugenia Ginzburg
Marschroute eines LebensKrutoi Marschrut I - 1967 GratwanderungKrutoj Marschrut II - 1991
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Wikipedia.Autorin *1904
detopia: Solschenizyn |
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Aus Wikipedia 2011:
Jewgenija Ginsburg wurde als Tochter einer jüdischen Apothekerfamilie in Moskau geboren. Kurz danach siedelte die Familie nach Kasan um. 1920 studierte sie an der Universität Kasan, zuerst Sozialwissenschaften, dann Pädagogik. Sie arbeitete als Lehrerin, dann als assistierender Professor. Bald heiratete sie Pawel Aksjonow, den damaligen Bürgermeister von Kasan und Mitglied der kommunistischen Partei. Nachdem sie Mitglied der kommunistischen Partei geworden war, setzte sie ihre Karriere als Lehrerin und Journalistin fort. Sie gebar zwei Söhne, Alexei Aksjonow (1926-1944) und Wassili Aksjonow (1932-2009), der ein bekannter Autor wurde. Im Februar 1937 wurde sie aus der Partei ausgeschlossen und bald wegen angeblicher Verbindung zu den Trotzkisten verhaftet. Ihre Eltern wurden ebenfalls verhaftet, jedoch nach zwei Monaten wieder freigelassen. Ihr Mann wurde im Juli verhaftet und zu 15 Jahren Zwangsarbeit und zur Abgabe seines gesamten Eigentums verurteilt. Im August wurde sie zu zehn Jahren Haft verurteilt. Ginsburg musste mehrere berüchtigte Gefängnisse, Deportationen und Arbeitslager, u.a. das Frauenlager Alschir bei Karaganda, erdulden. Zeitweise durfte sie "normale" Arbeit in der Gefangenschaft verrichten. Zu dieser Zeit lernte sie den Russlanddeutschen Anton Walter kennen, der als Arzt im Lager arbeitete und wegen seiner Herkunft interniert worden war. Später heirateten Jewgenija und Anton. Im Februar 1949 wurde Ginsburg offiziell aus der Haft entlassen, jedoch musste sie noch fünf weitere Jahre in der Magadan-Zone bleiben. Sie fand Arbeit in einem Kindergarten und schrieb heimlich ihre Memoiren. Im Oktober 1950 wurde sie wiederum verhaftet und in die Region Krasnojarsk verbannt, anschließend wurde ihr Zielort in Kolyma geändert. Nach Stalins Tod 1953 erlaubte man Ginsburg, nach Moskau zu reisen. 1955 wurde sie vollständig rehabilitiert. Ihr Schicksal teilten Millionen von ebenso zu Unrecht verurteilten Menschen. Zurück in Moskau arbeitete sie als Journalistin und veröffentlichte autobiografische Schriften, welche die 1920er-Jahre in der Sowjetunion beschreiben. Der Teil der Erinnerungen, welcher dem Leben im Gulag gewidmet ist, <Krutoi marschrut> (wörtlich: <Harte Marschroute>; im Deutschen in zwei Teilen unter den Titeln <Marschroute eines Lebens> und <Gratwanderung> erschienen) wurde in der Sowjetunion erst 1988 publiziert. Er kursierte dort im Samisdat. Ohne Wissen von Ginsburg wurde der erste Teil ihrer Memoiren auf ein Audioband gesprochen und in die DDR geschmuggelt. Sie wurden 1967 im Tamisdat — in diesem Fall in dem in Frankfurt am Main beheimateten Verlag Possev und im Mailänder Verlag Mondadori — in russischer Sprache veröffentlicht. Eine weitere russischsprachige Ausgabe erfolgte 1985 in New York. Verfilmt wurden ihre autobiographischen Werke 2009 von Marleen Gorris. Jewgenija Ginsburg wird in der Verfilmung von Emily Watson gespielt, ihr späterer Ehemann, der Lagerarzt Anton Walter, von Ulrich Tukur. Das Biopic kam am 5. Mai 2011 unter dem Titel <Mitten im Sturm> in die deutschen Kinos. Der Filmtitel lehnt sich an Titelgebung der englischsprachigen Ausgabe der Biographie an, deren erster Band als <Journey into the Whirlwind> und deren zweiter als <Within the Whirlwind> firmiert. |
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Sohn: Aus wikipedia Wassili_Pawlowitsch_Aksjonow 1932-2009 (77)
Aksjonows Mutter war Jewgenija Ginsburg, die 18 Jahre ihres Lebens in stalinistischen Lagern und in der Verbannung verbrachte. Ihre Geschichte schilderte sie in ihren 1967 erschienenen Memoiren <Krutoi marschrut>. Ab dem 16. Lebensjahr lebte Aksjonow bei der Mutter in Magadan. Später studierte er Medizin in Leningrad. 1958 übersiedelte er nach Moskau.
Von 1956 bis 1960 arbeitete er als Arzt, hatte jedoch schon während des Studiums begonnen, Skizzen und Erzählungen zu schreiben. Seine ersten Erzählungen veröffentlichte er in den 60er Jahren und war vor allem bei jungen Lesern bald sehr beliebt. 1979 geriet er wegen seiner Mitarbeit am Untergrund-Literaturalmanach Metropol gemeinsam mit Andrei Bitow, Fasil Iskander, Wiktor Jerofejew und Jewgeni Popow unter Druck.
1980 folgte Aksjonow der Einladung einer amerikanischen Universität und nahm seinen ständigen Wohnsitz in den Vereinigten Staaten, wo er seine schriftstellerische Tätigkeit fortsetzte. Bis 2003 lehrte er als Professor für Russisch an der George Mason University in Fairfax (Virginia). Seinen Ruhestand verbrachte er in Frankreich.
Werk:
Erste Erzählungen Aksjonows erschienen in der Zeitschrift Junost, deren Redaktionskollegium er angehörte. In seinen Werken verarbeitete Aksjonow die Erfahrungen seiner Familie in der Stalin-Zeit. Die im politischen und geistigen Leben der UdSSR einsetzende Tauwetterperiode der 1960er-Jahre erlaubte es ihm, sich dieses Themas anzunehmen.
Im englischsprachigen Westen wurde Aksjonow mit „The Burn“ (russisch: „????“, 1975; deutsch: „Gebrannt“, 1986) und der Trilogie „Generations of Winter“ (russisch: ?????????? ????, 1989–1993) bekannt, in denen er sich mit dem Tabuthema der stalinistischen Verfolgungen auseinandersetzt.
„Generations of Winter“ erzählt die Geschichte der Arztfamilie Gradow in den Jahren 1925–1953. Der Roman wurde in Russland 2004 als mehrteilige Fernsehserie aufwändig verfilmt.
Für seinen 2004 erschienenen Roman „Voltarianer und Voltarianerinnen“ erhielt Aksjonow den mit 15.000 US-Dollar dotierten Literaturpreis <Booker – Offenes Russland>. Aksjonows Bücher wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Verfilmungen seiner Bücher entstanden in Russland und Frankreich. Außerdem schrieb er Theaterstücke.
Leseberichte
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Der Archipel Gulag aus weiblicher Sicht #2003, Von Nicole, Aschaffenburg
Das Besondere an dem Buch ist in meinen Augen, dass es ein Dokument menschlicher Größe darstellt, geschrieben vor dem Hintergrund unvorstellbaren Grauens; das Bemerkenswerte daran: ohne jegliche Verbitterung berichtet Ginsburg darüber, wozu Menschen in der Lage sind, sofern sie nur die Mittel erhalten.
Biografien gibt es viele, solche die auf hohem Niveau reflektieren und allgemein Menschliches darlegen, in dem man sich wiederfinden kann, sind eine Seltenheit. Ginsburg ist genau das gelungen und man kann ihr nur eine große Leserschaft wünschen, die das zu würdigen weiß.
Ein sehr bewegendes Buch über die Stalin-Zeit #2001
Jewgenija Ginsburg's „Gratwanderung" und „Marschroute eines Lebens" - das sind zwei Bücher, die ich jedem wärmstens empfehlen kann, der sich etwas für Russland und insbesondere die Stalin-Ära interessiert. Indem sie ihre eigenen Erlebnisse und Empfindungen schildert, beschreibt sie sehr detailliert das System des Stalin'schen Terrors der 30er bis 50er Jahre.
Das Erschütternde daran ist, das Jewgenija Ginsburg eigentlich überzeugte Kommunistin ist und das Buch auch aus der Sicht eines von der Sache immer noch überzeugten Kommunisten schreibt. Dennoch wird sie denunziert und vom NKWD verhaftet; es folgen mehr als 15 Jahre Folter und Untersuchungshaft, Gefängnis und Arbeitslager ... Die o.g. Bücher von Jewgenija Ginsburg haben mir persönlich viel besser gefallen als andere zum gleichen Thema, auch z.B. von Alexander Solschenyzin.
Die (fast) Vergessenen #2006, Von New Inside
Eugenia Ginzburgs Erzählungen ihrer schrecklichen Erlebnisse in sowjetischen Gefängnissen ist ein fast vergessener historischer Schatz. Selbst als überzeugte Kommunistin wird Eugenia im Rahmen der Stalinistischen Dekrete grundlos inhaftiert. Ein Martyrium von über anderthalb Dekaden beginnt. Es ist bemerkenswert dass selbst im Jahre 2006 stalinistische Verbrechen nur mäßig aufgearbeitet sind und diesem Thema unzureichende Bedeutung beigemessen wird.
Äußerst empfehlenswert für Ostler und Westler aller Art #2001, Von Skibba aus Blankenburg
Ich suche seit längerer Zeit erfolglos den 1.Teil "Marschroute eines Lebens", nachdem ich den daran anschließenden Teil "Gratwanderung" gelesen habe. Dieses bewegende Buch ist sehr gut geeignet dafür, einen Ostler wie mich auf den Boden der Realitäten zurückzuholen, wenn man in nostalgischer Rückschau geneigt ist, die Vergangenheit im Ostblock zu schönen, zu idealisieren, durch die rosarote Brille zu sehen und die jetzigen Zustände und Verhältnisse zu beschimpfen. Typisch menschlich: man merkt sich das Gute aus der Vergangenheit und verdrängt rasch das Üble.
Mich hat das Buch, als individueller persönlicher Erlebnisbericht, viel mehr angesprochen als alle allgemeinen Geschichtsbetrachtungen oder mehr umfassenderen Darstellungen über die stalinistischen Verfolgungen, die ich bisher gelesen habe. ("Archipel Gulag" - zu dick, anderes zu cool, zu trocken, zu wissenschaftlich in der Betrachtung, aber das muß ja auch sein.)
Jewgenia Ginsburg Eugenia Ginzburg Marschroute eines Lebens Krutoi marschrut 1967 Gratwanderung