Start      Weiter

9. Kreis: Die Zerstörung der Natur 

Vico — Chateaubriand — Rolland — Klages — Carson — Gruhl — Global 2000  

 

 

188-202

Obwohl die Naturzerstörung in den letzten zwei Jahrhunderten rasende Fortschritte machte, wurde sie zunächst kaum beachtet. Dem deutschen Philosophen Ludwig Klages gebührt das Verdienst, rücksichtslose Anklage gegen die moderne Art der Barbarei erhoben zu haben. Er hatte die großen ökologischen Zusammenhänge erkannt und verglich unseren Planeten bereits mit einer Arche, so wie er heute als Raumschiff begriffen wird. Er nennt uns auch einige Vorläufer seiner Erkenntnisse und zitiert Joseph v. Eichendorff (1788-1857).   wikipedia  Joseph_von_Eichendorff 

Klages sieht zugleich die Verflachung der Kultur, die sich den freudlosen Kalkulationen der Ökonomie mit ihrem Kosten/Nutzen-Denken beugen mußte. Die erweiterte Macht des rationalen Willens endet in der Verheerung der Mutter Erde, »bis alles Leben und sie selbst dem Nichts überliefen ist«.    Ludwig Klages: Mensch und Erde 

Was 1913 noch als emotionaler Aufschrei verklang, wurde 50 Jahre später von Rachel Carson erhärtet. Die Daten verdichteten sich dann bald zu den Unheilskurven des Club of Rome. Dessen Alarmruf über <Die Grenzen des Wachstums> fand erstmalig weltweite Verbreitung.

Alle Parlamente und Regierungen wurden völlig unvorbereitet mit der Problematik konfrontiert. Der Deutsche Bundestag setzte 1970 zum erstenmal in seiner Geschichte eine Umweltdebatte auf die Tagesordnung, die ich dort zu einem globalen Aufriß nutzte, der 1975 mit meinem Buch <Ein Planet wird geplündert - Die Schreckensbilanz unserer Politik> aufgefächert und 1982 in <Das irdische Gleichgewicht - Ökologie unseres Daseins> aktuell weitergeführt wurde.

Ein weiterer Bericht über die ruinierte Erde wurde vom amerikanischen Präsidenten Carter 1977 in Auftrag gegeben und 1980 fertiggestellt. Er sollte den voraussichtlichen Zustand der Welt im Jahre 2000 ermitteln. Das hier wiedergegebene Ergebnis <Der Schritt ins 21. Jahrhundert> enthält alle wichtigen Aspekte. Sie sind in ihrer Nüchternheit vernichtend. Kein Zweifel mehr: Alles läuft auf die Explosion zu, die Explosion der Erdbevölkerung und die Zerstörung der Natur, die sich wie ein Waldbrand ausbreitet. Es bedarf nicht einmal der verheerenden Wirkung explodierender Atombomben, um apokalyptische Prophetien vergangener Zeiten heute als drohende Realität zu erkennen.

#


189

Dies ist die Entwicklung der menschlichen Dinge: erst waren die Wälder, dann die Hütten, dann die Städte und zuletzt die Akademien. 
......
Zuerst fühlen die Menschen das Notwendige, dann achten sie auf das Nützliche, darauf bemerken sie das Bequeme, weiterhin erfreuen sie sich am Gefälligen, später verdirbt sie der Luxus, schließlich werden sie toll und zerstören ihr Erbe.
Giambattista Vico (1668-1744)

#

Die Wälder gehen den Völkern voran, die Wüsten folgen ihnen.
Francois René Chateaubriand (1768-1848)

#

Künftige Generationen werden den Vandalismus verfluchen, mit dem wir ein kurzes Jahrhundert Raubbau an der Tierwelt getrieben haben, zu deren Vervollkommnung die Natur fünfzig Millionen Jahre brauchte.  
Romain Rolland (1866-1944)

#


 

 

202

#

 

www.detopia.de     ^^^^ 

 Herbert Gruhl -- Zeugnisse ökologischer Weltsicht  aus vier Jahrtausenden