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Inhalt

 

Vorwort 1951
(7)
Von B. Russell

1. Teil

1. Witebsk – Leningrad – Wologda  (11)

2. Nächtliche Jagd  (30)

3. Arbeit  (41)

1. Ein Tag wir jeder andere (41)

2. Den Wölfen zum Fraß hingeworfen (53)

3. "Stalins Mörder" (59)

4. Drei Kameraden (64)

5. Der Eisbrecher (73)

6. Das Haus ded Wiedersehens (94)

7. Auferstehung (104)

8. Der Ruhetag (119)

2. Teil

9. Hunger (139)

10. Wenn die Nacht anbricht (151)

11. "Das Totenhaus"

12. "Die Heimatfront im Kriege für das Vaterland" (182)

1. Eine Partie Schach (182)

2. Heumachen (191)

13. Märtyrer des Glaubens (199)

14. Die "Leichenhalle" (219)

15. Im Ural, 1942 (236)

Epilog:
Der Fall von Paris (252)

 

Anhang (259)

1. Nachtrag zu den Moskauer Prozesen (259)

2. Zwei Briefwechsel (mit Stachonow und Trainin) (263)

 

Anmerkungen (275-276)

Vorwort 1951 von Bertrand Russell

7-8

Unter den vielen Büchern über die Erlebnisse in russischen Gefängnissen und Arbeitslagern, die ich gelesen habe, ist Gustav Herlings <Welt ohne Erbarmen> das eindrucksvollste und bestgeschriebene.

Herling besitzt in hohem Maß die Gabe ungeschminkter und farbig-lebendiger Schilderung. Seine Wahrhaftigkeit steht außerdem völlig außer Frage.

In den Jahren 1940-1942 war er zuerst im Gefängnis und dann in einem Zwangs­arbeitslager in der Nähe von Archangelsk. Der Hauptteil seines Buches berichtet von dem, was er in jenem Lager gesehen und gelitten hat.

Im Anhang des Buches sind Briefe von bekannten Kommunisten veröffentlicht, in denen behauptet wird, daß derartige Lager überhaupt nicht existieren.

Die Schreiber dieser Briefe ebenso wie alle die Rußlandfahrer, die den dortigen Sirenen­gesängen glauben, sind gleichermaßen verantwortlich für die fast unvorstellbare Grausamkeit, mit der Millionen hilfloser Menschen, Männer und Frauen, durch harte Arbeit und Hunger in der arktischen Kälte langsam zu Tode gequält werden.

Nur Menschen, denen jede Menschlichkeit fremd ist, können die Wahrheit solcher Bücher, wie dieses von Gustav Herling, leugnen, denn, hätten sie irgendeine Menschlichkeit, würden sie die darin geschilderten Tatsachen nicht einfach abtun, sondern sich die Mühe machen, ihnen nachzugehen.

Kommunisten ebenso wie Nazis haben den schmerzlichen Beweis erbracht, daß der Trieb, andere zu quälen, in sehr vielen Menschen schlummert und nur auf eine Gelegenheit wartet, um sich in seiner nackten Grausamkeit zu offenbaren.

Aber ich glaube nicht, daß das Böse durch blinden Haß gegen jene, die es verüben, ausgerottet werden kann. Wir würden damit nur genau so werden wie sie. Obgleich das gewiß nicht leicht ist, sollte man, wenn man ein Buch wie dieses liest, versuchen, die Umstände zu verstehen, die Menschen in Teufel verwandelt haben, und zu begreifen, daß blinder Zorn ein schlechter Ratgeber ist, wenn man all dieses Entsetzliche verhindern will.

Ich will nicht sagen, daß Verstehen Verzeihen ist; es ist da vieles, das ich für mein Teil nicht verzeihen kann. Aber nach meiner Meinung ist Verstehen unbedingt notwendig, wenn verhindert werden soll, daß Schrecken dieser Art sich über die ganze Welt verbreiten.

Ich hoffe, Herlings Buch wird viele Leser finden und in allen, die es lesen, nicht sinnlose Rachsucht wecken, sondern ein tiefes Mitgefühl für die jämmerlichen Verbrecher ebenso wie für ihre Opfer. Man möge die Ursachen der Grausamkeit in der durch schlechte soziale Systeme entstellten menschlichen Natur erkennen und aus dieser Erkenntnis alles daran setzen, diese Ursachen zu beseitigen.

Aber von dem allem abgesehen, ist dies ein ungewöhnlich fesselndes und psychologisch interessantes Buch, dessen Lektüre jeden Leser bereichern wird.

8

Bertrand Russell O. M.

O. M. = britischer Orden = wikipedia Order of Merit

detopia-2017:  Die Ordensangabe wohl deshalb, weil man ihn in Deutschland noch nicht kannte.

 

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