Bevölkerungsbuch      Start      Weiter 

1  Die Bevölkerungsexplosion 

Hiller-1994

    Der Verlauf   

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Vor 10.000 Jahren sollen zwischen 5 und 10 Millionen Menschen auf der Erde gelebt haben. Wo immer festes Land war, hatte sich der Homo sapiens bereits niedergelassen und Rassen herausgebildet.

Für die Zeit um Christi Geburt werden Bevölkerungszahlen zwischen 170 und 250 Millionen geschätzt. Das muß schon eine vergleichsweise große Zahl genannt werden, denn keine Tierart von der Größe des Menschen kam damals auf der Erde in einer derart starken Population vor.

Die aufstrebende Art mit einem besser ausgebildeten Gehirn als die Geschöpfe ihrer Umgebung trieb zwar schon damals Raubbau an der Natur, konnte diese aber nicht so weitreichend schädigen, daß sie Angst um ihre eigene Existenz hätte haben müssen. Die meisten Menschen lebten schon zu Beginn der Zeitrechnung in Asien. Amerika, Afrika und Australien waren mit insgesamt nicht mehr als 10 Millionen Bewohnern nur spärlich besiedelt.

Gehen wir von 250 Millionen Menschen aus, dauerte es 1650 Jahre bis sich ihre Anzahl auf 500 Millionen verdoppelte. In diesen Zeitraum fielen zwei Ereignisse von europäischer Bedeutung, die die Bevölkerungsentwicklung wie keine anderen Vorkommnisse in der Menschheitsgeschichte beeinflußten. Die Pest überzog Europa von 1348 bis 1352. Die Sterblichkeitsrate wird auf 30 bis 40 Prozent der Gesamtbevölkerung geschätzt. Bei 75 Millionen Einwohnern Europas bedeutet das, daß die Krankheit zwischen 25 und 30 Millionen Opfer forderte. 

Mehr als eine kurze Unterbrechung des ungezügelten Bevölkerungswachstums hatte aber die Pest nicht bewirken können. Schon Ende des 15. Jahr­hunderts hatte die europäische Bevölkerung wieder den Stand erreicht, der vor dem Ausbruch der Pandemie verzeichnet wurde. Auf die Gesamtheit gesehen, waren die Verluste ohnehin recht unbedeutend. Auf der ganzen Erde dürften um 1350 etwa 450 Millionen Menschen gelebt haben. 25 Millionen Opfer entsprechen nur 5,5 Prozent der Gesamtbevölkerung.

Der Dreißigjährige Krieg (1618-1648) wütete vorwiegend in den deutschen Ländern, in denen um 1620 etwa 15 Millionen Menschen lebten. Die Zahl der Opfer wird auf 30 bis 50 Prozent geschätzt. Die Bevölkerung von 15 Millionen Menschen konnte im Reich erst etwa 100 Jahre später, um 1720, wieder gezählt werden. Schon 200 Jahre nach der letzten Verdoppelung, also um 1850, lebten auf der Erde eine Milliarde Menschen. Anfang des 20. Jahrhunderts kletterte der Stand auf 1,6 Milliarden Menschen. Eine erneute Verdoppelung erfolgte nun innerhalb von nur 80 Jahren: Um 1930 lebten 2 Milliarden Menschen auf der Erde. Zur nächsten Verdoppelung auf 4 Milliarden kam es von 1930 bis 1974, also innerhalb eines Zeitraums von nur noch 44 Jahren, obwohl in diese Zeit der Zweite Weltkrieg mit seinen hohen Verlusten fiel.

Um 1950 war die Gattung Mensch auf 2,5 Milliarden angewachsen. Eine ernste Gefährdung der Natur und des Menschen selbst wurde zu dieser Zeit noch nicht gesehen. In vielen Staaten der Erde wuchs damals die Wirtschaft schnell an. Wesentliche Voraussetzungen dafür waren zwar die rücksichtslose Ausplünderung der Natur und die Zerstörung der Umwelt des Menschen, das wurde aber als notwendig und richtig hingenommen. Die Wachstumskurve der Erdbevölkerung verzeichnete nun aber einen rasanten Anstieg.

In den siebziger Jahren begannen die Menschen, eine Gefahr in der Übervölkerung zu erkennen. Trotzdem wurde im Jahr 1987 die 5-Milliarden-Grenze überschritten. Für 1994 beläuft sich die Weltbevölkerung nach Unterlagen der Vereinten Nationen auf 5,7 Milliarden Menschen!

 

  Natürliche Regelung    

 

Zu diesem schnellen Wachstum hat eine natürliche Eigenschaft des ansehen entscheidend beigetragen: Er kann sich nicht nur im Herbst oder im Frühling vermehren wie andere Säugetiere. Von der Geschlechtsreife bis zum natürlichen Ende der Gebär- und Zeugungsfähigkeit gibt es zu keiner Zeit eine natürliche Pause.

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Dieser Tatsache stand in der Vergangenheit die hohe Säuglingssterblichkeit als begrenzender Faktor gegenüber. Die Medizin konnte diese frühe Todesursache aber weitgehend ausschalten. In den Industriestaaten sterben Säuglinge heute nur noch selten, auch in den armen Ländern konnte die Sterblichkeit ganz erheblich verringert werden.

Zusätzlich steigt die durchschnittliche Lebenserwartung durch verbesserte Hygiene und ärztliche Versorgung. Damit hat der Mensch wesentliche Teile eines Lebensprinzips, dem auch er unterworfen war, außer Kraft gesetzt.

Während der langen Zeit evolutionärer und sozialer Entwicklung war die Vermehrung der Menschheit durch eine feindliche Umwelt, Krankheiten und Hunger beschränkt worden. Mit seiner im Laufe der Evolution erworbenen Intelligenz lernte es der Mensch, sich zu organisieren. Die in Stämmen, Banden, Staaten und Armeen organisierten Gruppen kämpften mit Waffen gegeneinander, bemüht, den Gegner zu töten. Diese radikale Form der Auseinandersetzung wird Krieg genannt und begleitet den Menschen schon von dessen Anfang an. Zahllos waren im Verlauf der menschlichen Geschichte die Opfer.

Der stetige Anstieg der Bevölkerungskurve würde daher bei genauerer Darstellung eine Sägezahnkurve zeigen, verursacht durch Kriege, Hungersnöte und die großen Epidemien auf der Erde, ihrerseits wiederum oft hervorgerufen durch Kriege und Hunger.

Der englische Nationalökonom Thomas Robert Malthus (1766 bis 1834) versuchte 1798, die geschichtliche Erfahrung einer andauernd wachsenden Bevölkerung wissenschaftlich zu beschreiben. Er behauptete: Die Bevölkerung auf der Erde vermehrt sich in geometrischer Folge, die Nahrung hingegen nur in arithmetischer Folge, etwa

geometrische Folge 1 4 9 16 25 ... Bevölkerung 
arithmetische Folge 1 2 3 4 5 ... Nahrung. 

Die Differenz zwischen benötigter und verfügbarer Nahrung muß daher immer größer werden, wodurch ein dauernder Mangel an Nahrung besteht. Dieses Mißverhältnis wird nach Malthus durch Seuchen, Kriege und Hunger zum Teil ausgeglichen. Dennoch wächst die Bevölkerung nach dieser Hypothese stetig an, wenn auch durch natürliche Mittel verlangsamt.

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Charles Darwin übertrug die Lehre des Thomas Robert Malthus auf die gesamte Natur und schuf so seine Theorie vom Kampf ums Dasein und die natürliche Auslese. Die Entwicklung läßt sich auch modern, vom Standpunkt der Kybernetik aus, betrachten. Die Kybernetik ist die Wissenschaft von Steuerungs- und Regelungsvorgängen in Technik, Biologie und Soziologie. Das sei an einem einfachen Beispiel aus der Natur erklärt. Die Zahl einer bestimmten Raubtiergattung wird durch die Zahl der Beutetiere geregelt und umgekehrt. Steigt die Zahl der Raubtiere innerhalb eines Gebiets, werden deren Freßgier entsprechend viele Beutetiere zum Opfer fallen. Die Verringerung der Anzahl der Beutetiere verursacht für das Raubtier Nahrungsmangel, so daß dessen Zahl in der Folge zurückgeht. Auf diese Weise stellt sich ein natürliches Gleichgewicht zwischen Raubtier und Beutetier ein. 

Die Wirklichkeit zeigt allerdings nur selten so einfache und durchschaubare Regelkreise. Meist wirken noch andere Einflüsse mit, beispielsweise schlechtes Wetter im Frühjahr, wodurch die Zahl der heranwachsenden Beutetiere erheblich reduziert werden kann, was sich ebenfalls auf den Bestand der Raubtiere auswirkt. Vor allem aber ist das kybernetische System Raubtier — Beutetier nicht isoliert. Es ist vielfach mit anderen Regelkreisen verbunden. Die Aufdeckung natürlicher Regelkreise ist daher oft schwierig. Die Wirksamkeit regelnder Prinzipien in der Natur aber ist unbestritten. 

Auch in der Geschichte der Menschheit wirkten Regelprinzipien, die die Zahl der Individuen in Grenzen hielten, wenigstens aber das Wachstum der Art verringerten. Diese entsprechen genau der Theorie von Malthus, nur anders ausgedrückt.

Hunger, Seuchen und Kriege konnten das Wachstum der Weltbevölkerung zwar örtlich verlangsamen, sie konnten es aber nicht verhindern. Das natürliche System Mensch — Umwelt war somit instabil geworden. Wäre an die Stelle der selbsttätigen natürlichen Regelung der Bevölkerungsgröße aus der Ur- und Frühzeit der Menschen rechtzeitig die bewußte Steuerung getreten, hätte ein Überschwingen zunächst vermieden oder doch zumindest hinausgeschoben werden können. Das geschah aber nicht oder nur völlig ungenügend.

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   Das Wachstum    

 

1950 erreichte die Weltbevölkerung einen Stand von 2,5 Milliarden und nahm jährlich um 45 Millionen zu. Zwanzig Jahre später lauteten die entsprechenden Zahlen 3,7 Milliarden und 72 Millionen. Da mehr Menschen auch immer mehr Menschen hervorbringen, wächst ihre Zahl 1994 theoretisch um 96 Millionen. Das sind mehr Menschen, als Deutschland Bewohner hat. Derzeit bringt die Art Mensch in zweieinhalb Jahren so viele mehr hervor als sterben, wie zu Beginn der Zeitrechnung auf der ganzen Erde lebten: 250 Millionen. In jeder Sekunde werden drei Babys mehr geboren, als Menschen jeglichen Alters sterben. Da die Zeiträume, in denen sich die Menschheit verdoppelte, immer kürzer wurden, sprechen wir von einem exponentiellen Wachstum.

Jeden Tag wächst die Erdbevölkerung um eine Großstadt mit 263.000 Einwohnern! Jeden Tag müßten dafür Wohnungen, Geschäfte, Schulen, Krankenhäuser, Fabriken, Straßen, Spielplätze, Gaststätten und Gefängnisse neu gebaut werden. Leitungen für Wasser und Abwasser sowie Kabel für die Versorgung mit Elektrizität müßten in die Erde gelegt werden. In Abständen von Tagen müßten daher neue Kraftwerke erbaut werden. In den wenigsten Ländern der Erde jedoch werden diese Kraftwerke mit Anlagen zur Reinigung der Abgase ausgerüstet. Kohlendioxid aus der Verbrennung von Kohle oder Öl entweicht in verstärktem Ausmaß in die Atmosphäre und fördert den Treibhauseffekt. 

Menschen müssen essen, daher ist es notwendig, der Erde mit Unterstützung von Chemie täglich für 263.000 mehr Menschen Nahrungsmittel abzuringen. Chemische Verbindungen für Düngung und Schädlingsbekämpfung müssen industriell hergestellt werden, und nicht zuletzt müßte der Schmutz, den diese 263.000 Menschen mehr täglich erzeugen, beseitigt werden.

Im Jahr 2000 werden etwa 6,3 Milliarden Menschen die Erde bewohnen. Das bedeutet, daß sich im Vergleich zu Beginn dieses Jahrhunderts die Bevölkerung vervierfachen wird. Bei einer Wachstumsrate von 2 Prozent verdoppelt sich die Menschheit innerhalb von 35 Jahren. Höchste Zuwachsraten waren in den sechziger und siebziger Jahren zu verzeichnen, und in der ersten Hälfte der neunziger Jahre beträgt sie jährlich immer noch 1,73 Prozent. 

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Daraus ergäbe sich theoretisch eine erneute Verdoppelung der Weltbevölkerung innerhalb von 40 Jahren, was im Jahr 2034 einer Bevölkerungszahl von 11,4 Milliarden Menschen entspräche. Es wird allerdings angenommen, daß die jährlichen Wachstumsraten weiter zurückgehen. Daher sollten im Jahr 2025 nach optimistischen Vorhersagen nicht mehr als 8,5 Milliarden Menschen auf der Erde leben. Eine stabile Bevölkerungszahl von 10 Milliarden wird bei einer Zuwachsrate null um das Jahr 2100 erwartet. Andere Schätzungen allerdings sprechen von 10 Milliarden Menschen schon um 2050 und von 12 Milliarden im Jahr 2100.

 

     Die Lage   

 

Zwischen Lebensstandard und Geburtenzahl besteht ein enger Zusammenhang. Der erreichbare Wohlstand wird durch eine hohe Kinderzahl eingeschränkt. Am langsamsten wächst die Bevölkerung in Europa, vor allem in Westeuropa. Da hier für Alte und Kranke durch ein soziales Versicherungssystem gesorgt wird, entfällt die Notwendigkeit, viele Kinder zu haben, die ihre Eltern im Alter versorgen können. 

In einigen Ländern Europas, z.B. in Deutschland, geht die einheimische Bevölkerung sogar leicht zurück. Da Deutschland aber das bedeutendste europäische Einwanderungsland ist, nimmt die Bevölkerung dennoch zu. 1950 waren 23,6 Prozent der Weltbevölkerung Europäer, 1990 waren es noch 15,9 Prozent, und im Jahr 2025 werden es nur noch 11,3 Prozent sein. Dabei ist in diesen Zahlen der asiatische Teil der ehemaligen Sowjetunion noch mit enthalten! Im Jahr 2000 werden etwa 80 Prozent der Weltbevölkerung in Entwicklungsländern leben.

Die höchsten Wachstumsraten sind gegenwärtig in Afrika mit 3 Prozent jährlicher Steigerung zu verzeichnen. Im Jahr 1994 leben auf diesem Kontinent nach statistischen Angaben 723 Millionen Menschen. Daraus folgt, daß alle 17 Tage 1 Million Afrikaner mehr ernährt werden müssen. Zwar wird den Menschen auch in Schwarzafrika seitens der Regierungen Empfängnisverhütung empfohlen, bisher aber mit wenig Erfolg. 

Während in anderen Teilen der Dritten Welt die Frauen eine Begrenzung der Kinderzahl durchaus begrüßen, streben afrikanische Familien immer noch möglichst viele Kinder an.

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Sie sind der Reichtum der Armen, da eine große Nachkommenschaft die Altersversorgung der Eltern sichert. In Schwarzafrika liegt die durchschnittliche Zahl der Geburten je Frau bei 6,5 Kindern. Innerhalb des Kontinents halten Kenia (3,74 Prozent), Sambia (3,80 Prozent), Tansania (3,76 Prozent) und Uganda (3,75 Prozent) bei den Wachstumsraten die Spitze. 

Eine Kenianerin bringt im Durchschnitt 8,1 Kinder zur Welt, wobei diese Kinder heute viel häufiger überleben als früher. Auch die durchschnittliche Lebenserwartung hat sich erhöht: von 1948 bis 1985 von 39 auf 55 Jahre. Theoretisch verdoppelt Kenia seine Bevölkerung innerhalb von 19 Jahren. Für das Jahr 2025 werden für Kenia fast 80 Millionen Menschen vorhergesagt. Diese Entwicklung vollzieht sich in einem Land, das zwar l,6mal so groß ist wie Deutschland, in dem aber nur 20 Prozent des Bodens fruchtbar sind. Da in Kenia die Menschen überwiegend auf dem Lande leben und Ackerbau betreiben, wird Ackerland daher schon bald sehr knapp sein.

Hohe Wachstumsraten weisen auch die meisten islamischen Länder auf; Irak 3,39 Prozent, Syrien 3,60 Prozent, Jordanien 3,34 Prozent und Saudi-Arabien 3,84 Prozent. Demgegenüber waren die Bemühungen um eine Geburtenbeschränkung in Tunesien recht erfolgreich. Die Wachstumsrate sank hier von 1980 bis 1990 von 2,57 auf 2,08 Prozent.

Die vergleichsweise geringe Wachstumsrate von 1,84 Prozent für Asien ergibt sich, weil China, mit 1,2 Milliarden Menschen (1994) das bevölkerungs­reichste Land der Erde, eine Zuwachsrate von nur 1,41 Prozent hat. Seit den achtziger Jahren wird dort von der Staatsführung rigorose Familienplanung durch Empfängnis­verhütung durchgesetzt. Ein Kind ist genug! hämmern Plakate und mobile Propagandisten den Menschen ein. Die Techniken der Familien­planung werden offen dargestellt. Die Pille gibt es kostenlos. Abtreibungen werden bis zum 5. und 6. Schwanger­schaftsmonat praktiziert. Werdende Mütter werden hartnäckig bedrängt, ihre Schwangerschaft zu unterbrechen. Sowohl Abtreibung als auch Sterilisationen sind kostenlos und werden von den Ärzten wie am Fließband durchgeführt. Ein chinesischer Regierungsbeamter nannte die Zahl von 6,5 Millionen Sterilisationen für das Jahr 1992.

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In den Städten ist diese Kampagne äußerst erfolgreich. Schwieriger hingegen ist die Situation auf dem Lande. Hier herrscht traditionell die Großfamilie vor. Die Bauern brauchen nach wie vor Söhne für die Arbeit auf den Feldern und widersetzen sich einer Geburtenkontrolle. Daher dürfen Bauern in vielen ländlichen Gebieten zwei Kinder haben, ohne Sanktionen befürchten zu müssen, allerdings nur, wenn das erste Kind ein Mädchen ist. Frauen, die bereits einen Sohn zur Welt gebracht haben, laufen jedoch Gefahr, hart bestraft oder gar sterilisiert zu werden, wenn sie erneut schwanger werden.

Trotzdem wächst die Bevölkerung Chinas gegenwärtig täglich um 46.000 Menschen. Das entspricht einer jährlichen Zunahme von 17 Millionen Chinesen. Für das Jahr 2025 wird von der UNO die Bevölkerung Chinas auf 1,5 Milliarden Menschen taxiert.

Wie erfolgreich staatlich geförderte Geburtenbeschränkung sein kann, zeigt das Beispiel Indonesiens.

Die Kampagne begann offiziell 1970. Bis 1980 hatte die Regierung in über 40.000 Dörfern zentrale Verteilerstellen für Informationen sowie für empfängnisverhütende Mittel eingerichtet. Schulungsprogramme vermittelten das Ziel, eine Familie soll klein, glücklich und wohlhabend sein. Da der Islam gegen Geburtenkontrolle nichts einzuwenden hat, unterstützten seine Exponenten die Bemühungen der indonesischen Regierung. Noch im Jahr 1970 verzeichnete das Land eine Wachstumsrate von 2,41 Prozent, die bis 1990 auf 1,82 Prozent sank, obwohl während der gleichen Zeit die Säuglingssterblichkeit um 40 Prozent abnahm.

Mit einer Zuwachsrate von 2,08 Prozent wächst die Zahl der Menschen in Indien immer noch zu stark an. Für 1994 werden 926 Millionen Inder genannt. Fast die Hälfte von ihnen lebt unterhalb des amtlich ermittelten Existenzminimums. Nur 10 Prozent der Bevölkerung erreichen westeuropäischen Lebensstandard. Im Jahr 2025 wird es annähernd 1,5 Milliarden Inder geben, viel mehr also als heute Chinesen.

Mit den schlimmsten Befürchtungen muß die Entwicklung in Bangladesh verfolgt werden. Im Jahr 1994 leben 128 Millionen Menschen auf einer Fläche von etwa der doppelten Größe Bayerns, von 1970 bis 1993 war die jährliche Zuwachsrate nur geringfügig von 2,77 auf 2,69 Prozent zurückgegangen. Im Durchschnitt hat eine Frau in Bangladesh 4,9 Kinder. Die Regierung hat sich das Ziel gesetzt, diese Zahl bis zum Jahr 2000 auf 2,3 Kinder zu senken.

In Amerika ist der Unterschied zwischen dem Norden und dem Süden sehr stark ausgeprägt. In vielen lateinamerikanischen Ländern stellt sich das Bevölkerungs­wachstum prozentual ähnlich dar, wie dies im ostasiatischen Raum der Fall ist. Allerdings mit dem Hintergrund, daß die Bevölkerungs­menge insgesamt erheblich niedriger liegt. 

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Wachstum der Weltbevölkerung seit Beginn der Zeitrechnung

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Dr. Horst Hiller 1994  Der gequälte Planet  Die Bestandsaufnahme eines Wissenschaftlers