Frau Dr.  Jill Jäger

 


Was verträgt
unsere Erde 
noch? 

Wege in die Nachhaltigkeit


 

2007 im Fischer-Taschenbuch
Original-Ausgabe

 

 

Herausgegeben und Vorwort
von Klaus Wiegandt

wikipe Wiegandt  *1939 in Stettin

und dem Institut für
Nachhaltigkeitsforschung
in Wien

2007    230 Seiten  

DNB Buch 

Bing Buch   Goog Buch


dnb.Autorin  *1949

bing Autorin


detopia  Umweltbuch

J.htm    Ökobuch 


Jäger im Planetenfilm  

Weeber zum Buch

Will Steffen 

Jorgen Randers 

Rolf.Kreibich 

Harald.Welzer 

 

 forum-fuer-verantwortung.de/autor/jaeger-jill 

wikipedia Nachhaltigkeitswissenschaft

In Zusammenarbeit mit Lisa Bohunovsky, Stefan Giljum,
Fritz Hinterberger, Ines Omann und Doris Schnepf


 

 Inhalt   Inhalt.pdf 

 

 

Vorwort des Herausgebers (Klaus Wiegandt):
Handeln - aus Einsicht und Verantwortung (9)

Vorwort der Autorinnen und Autoren (21)

Einleitung (23)

 

1. Der globale Wandel (29)

Bevölkerungswachstum (30) Wirtschaftliche Aktivitäten (35) Schwellenwerte (43)  Die Erde als System (44) Erste Warnungen der Wissenschaft (46)  Erste Handlungen (49)  Luftverschmutzung Der Abbau von Ozon in der Stratosphäre Die Forderung einer nachhaltigen Entwicklung Die UNO-Konferenz über Umwelt und Entwicklung von Rio de Janeiro Die Milleniumsziele Die Johannesburg-Konferenz 2002 Was ist erreicht worden? (64) Die Armut wächst weiter (64) Ressourcenverbrauch wächst weiter (66)  Resümee (67)

 

2. Das System Erde (71)

Was ist eigentlich ein System? (72)  Einfache Systeme 74 Komplexe Systeme 74 Das komplexe System Erde 80 DPSIR - ein Ansatz zur Beschreibung der Auswirkungen unserer Aktivitäten auf die Umwelt 82 Der Klimawandel 86 Die Geschichte vom Viktoriabarsch 99 Ein Staudamm in Ghana 104 Resümee: Vernetzt handeln (106)

 

3. Ressourcenverbrauch - wir leben über unsere Verhältnisse (109)

Der Mensch ist Teil der Natur (109) Wie wir die Natur nutzen: Zahlen und Fakten 120 Der Ressourcenhunger moderner Großstädte 122 Reich gegen Arm: die ungleiche Verteilung des Naturverbrauchs 124 Der globale Ressourcenverbrauch in der Zukunft 129 Wie effizient nutzen wir natürliche Ressourcen? 131 Die Antriebskräfte der gegenwärtigen Entwicklungen 133 Globale Ressourcengerechtigkeit (143)

 

4. Visionen einer nachhaltigen Zukunft (149)

Die Effizienzstrategie (150) Beispiele für materialeffiziente Produktion 156 Die Suffizienzstrategie 160 Wachsender Wohlstand bedeutet nicht immer wachsendes Glück 162 Erwerbsarbeit und Glück 170 Ein ganzheitlicher Arbeitsbegriff: Mischarbeit 173 Wie real ist die Vision einer nachhaltigen Gesellschaft? (178)

 

5. Wege in die Nachhaltigkeit (180)

Von der Umweltpolitik zur Ressourcenpolitik (181)

Die neue Umweltpolitik: Vorsorge statt Nachsorge 182

Die neue Wirtschaftspolitik 184

Bildung und Förderung 188

Freiwillige Vereinbarungen 188

Die richtige Mischung 189

Faire Spielregeln in der Weltwirtschaft 189

Die Macht der Suffizieriz 194

Die Umsetzung auf politischer Ebene 198

Die Umsetzung auf individueller Ebene 209

Einige Tipps für einen nachhaltigen Lebensstil 211

 

Glossar 215        Literaturhinweise 225


 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

»Die Hauptmotivation, dieses Buch zu schreiben, liegt für uns Autorinnen und Autoren in der Tatsache, dass die Situation auf unserem Planeten viel dramatischer ist, als viele glauben. Wir wollen aber auch zeigen, dass es gute Handlungsoptionen gibt.« (in der Einleitung)


»Wir sind die erste Generation, die durch ihre ethischen Entscheidungen bestimmen muss,
ob sie zugleich auch die letzte sein wird.« (im Kapitel 1)


Englische Ausgabe:

Our Planet: How much more can Earth take? - 2008 bei Haus-Publishing in London

 

Jill Jäger

Senior Researcher am Institut für Nachhaltigkeitsforschung / Sustainable Research Institute in Wien.

Jill Jäger ist eine international tätige, selbstständige Beraterin und Senior Researcher am Sustainable Europe Research Institute. Sie arbeitet in mehreren FP7-Projekten (VISION RD4SD, CLIMSAVE, InContext und RESPONDER). 

Ihr Hauptinteresse liegt in den Verknüpfungen zwischen Wissen und Implementierung für eine nachhaltige Entwicklung. 

Mit ihrem Buch „Planet 2050“ herausgegeben in Zusammenarbeit mit Sarah Cornell hat sie eine Vision einer nachhaltigen Welt beschrieben.

 


 

Vortrag: Welche Welt wollen wir?

 

Eine Vision einer nachhaltigen Welt beschreibt nicht, wie die Welt in 2033 aussehen könnte, sondern die Welt, die wir wollen. Mit einer Vision werden gemeinsame Ziele gesetzt. Dann können wir überlegen, wie diese Ziele erreicht werden können. Es ist klar, dass Transformationen und nicht nur kleine Veränderungen gebraucht werden, um die Vision einer nachhaltigen Welt näher zu kommen. Auch Forschung und Bildung werden eine Transformation durchlaufen müssen.

 

Jill Jäger: Was verträgt unsere Erde noch?

Klaus Wiegandt (Ex-Topmanager der Metro) hat 2000 die Stiftung Forum für Verantwortung gegründet. Er hat sich zum Ziel gesetzt, die wichtigsten Umwelt- und Entwicklungsthemen zu popularisieren und dazu ein Großprojekt auf die Schiene gesetzt: „Mut zur Nachhaltigkeit“, ein Bildungsprojekt für Nachhaltigkeit für die nächsten fünf bis sechs Jahre.

Erster Teil dieses Projektes ist die verständliche Aufarbeitung des vorhandenen Wissens. 12 führende Wissenschaftler kommen in einer Buchreihe im Fischer Verlag zu Wort und beschreiben allgemeinverständlich den Stand der Dinge: Ressourcen, Klimaschutz, Welternährung, Energie, Wasser, Weltbevölkerung, Artenvielfalt, Ozeane, Wirtschaft, Weltordnung im Zeichen der Nachhaltigkeit.

In drei Etappen werden die 12 Taschenbücher der Öffentlichkeit vorgestellt, der erste Schwung wurde Mitte Januar 2007 in Berlin vorgestellt.

Den Anfang gemacht hat Jill Jäger, Senior Researcher am Sustainable Europe Research Institute (SERI) in Wien. Sie gibt in ihrem Buch „Was verträgt unsere Erde noch?“ Einblicke in das überaus dynamische „System Erde“, in die dort natürlicherweise stattfindenden Veränderungen. Der Mensch greift in diese komplexen Wirkungsmechanismen ein, meistens ohne die Auswirkungen seines Eingreifens verstanden zu haben. Dies führt zu nicht vorhergesehenen oder unerwünschten Auswirkungen. Sollen diese zukünftig verhindert werden, muss das System Erde mit all seinen komplex miteinander reagierenden Teilsystemen besser verstanden und in Entscheidungen berücksichtigt werden.

 

Der globale Wandel

Im ersten Teil ihres Buches beschreibt Jill Jäger den globalen Wandel. In einem breiten Ansatz bringt sie, Bevölkerungswachstum, Wirtschaftswachstum, Ressourcenverbrauch und Emissionen mit dem Zustand des Planeten und den internationalen Bemühungen um einen Wandel zum Besseren in Beziehung, schildert Erfolge und Misserfolge im Bemühen um eine nachhaltige Entwicklung. Ihr Resümee des ersten Teils ist einfach: „Nachhaltige Entwicklung ist möglich, wir können nicht abwarten, bis Klimawandel und die Verschmutzung von Luft und Wasser katastrophale Wirkungen zeitigen werden...“

 

Das System Erde

 

Im zweiten Kapitel gibt Jill Jäger eine Einführung in die Systemwissenschaften. Einfache Systeme mit vorhersehbaren Ursache-Wirkungs-Beziehungen, die in sich geschlossen und von ihrer Umgebung isoliert sind, statisch und meist vom Menschen erdacht. Im Gegensatz dazu die realen Systeme, komplex, aus einer Vielzahl von Teilsystemen bestehend. 

Meist sind es offene Systeme, die mit ihrer Umgebung in Wechselwirkung treten: Sie werden von ihrer Umgebung beeinflusst, beeinflussen aber gleichzeitig auch ihre Umgebung. Diese Systeme sind nie für längere Zeit in einem stabilen Gleichgewicht, sie verändern sich dynamisch. Systeme zeigen häufig ein nicht-lineares Verhalten. Bis zu einem Schwellenwert läuft alles ganz normal, dann verändert sich etwas sprunghaft. Wie zum Beispiel beim frierenden Wasser. Wasser zieht sich beim Kälterwerden zusammen, bei 4°C hat es seine größte Dichte. Plötzlich verändert es bei 0°C seine Form: Es friert. Und es dehnt sich sprunghaft aus, denn Eis ist leichter als Wasser. 

Reale Systeme haben Rückkopplungsschleifen. Positive Rückkopplungen, die sich gefährlich aufschaukeln können, oder negative Rückkopplungen, die ein Aufschaukeln wirkungsvoll verhindern. Zeitliche und räumliche Verzögerungen: Eine Ursache hat eine Wirkung, aber nicht notwendigerweise sofort und am selben Ort. Beispiel Ozon in der Atmosphäre. In der Vergangenheit wurde in den Industrieländern FCKW in die Luft geblasen, das Ozonloch ist jedoch heute über der Antarktis. Weitere „Boshaftigkeiten“ natürlicher Systeme verschlechtern deren Vorhersehbarkeit: Es gibt Prozesse, die sich nicht umkehren lassen, wenn sie einmal abgelaufen sind, selbstorganisierende Prozesse, stetige und unstetige Veränderungen. Das Fazit daraus: Wir müssen lernen, komplexer zu denken, vernetzt zu denken und ebenso vernetzt zu handeln. Das Vorsorgeprinzip im Auge behalten.

 

Ressourcenverbrauch - wir leben über unsere Verhältnisse

 

Die Menschheit braucht zu viele Ressourcen, besonders die in den industrialisierten Ländern. Das Verbrauchsniveau kann nicht mehr lange in dieser Höhe gehalten werden, es ist nicht nachhaltig. Die Gründe liegen einerseits in den unerwünschten Veränderungen des Systems Erde, andererseits im Verbrauch des Naturkapitals (erneuerbare und nicht erneuerbare Ressourcen), der uns früher oder später an die Grenzen bestimmter Ressourcen bringt.

Seit Anbeginn der Menschheit ist die Nutzung des Naturkapitals das zentrale Thema von Zivilisationen. Naturkapital bringt Zivilisationen zur Blüte, wie derzeit die in den Industriestaaten. Sie bringt aber auch Zivilisationen zum Kollaps, wenn eine rücksichtslose Ausbeutung des Naturkapitals erfolgt. Beispiele gibt es in der Geschichte der Menschheit genug, Osterinseln, Maya.

Jill Jäger zeigt die ungleiche Verteilung des Ressourcenverbrauchs, Arm gegen Reich, Nord gegen Süd. Indien, Nigeria, Bangladesh, dies sind Länder, die sich mit ihren Pro-Kopf-CO2 Emissionen noch in einem nachhaltigen Bereich bewegen, deutlich unter 2 Tonnen CO2 pro Kopf und Jahr. Die USA liegen um den Faktor 10 über diesem Niveau, Deutschland um den Faktor 5. Damit ist die Herausforderung schon beschrieben: Nicht ein Rückfall in Armut und Not ist nötig, vielmehr müssen die Industrieländer eine wahre Effizienzrevolution durchleben, damit sie auf dieses nachhaltige Verbrauchsniveau kommen. Die Frage ist nur wie.

 

Visionen einer nachhaltigen Zukunft

 

Eine zentrale Forderung von Jill Jäger ist eine global gerechtere Verteilung der Ressourcen. Die Industrieländer müssen den Ressourcenverbrauch drastisch reduzieren, um den Entwicklungsländern die Möglichkeit zu geben, innerhalb nachhaltiger Nutzungsgrenzen aufzuholen und Wohlstand zu entwickeln. Dazu bedarf es zweier Entwicklungen: Zum einen ist es nötig, aber auch möglich praktisch alle Güter und Dienstleistungen mit einem deutlich geringeren Verbrauch an Energie, Material oder Fläche zu produzieren und so die ökologischen Fußabdrücke und Rucksäcke zu reduzieren. Zum anderen ist aber auch eine Auseinandersetzung mit der Frage der Genügsamkeit erforderlich: Wie viel Wohlstand ist genug? Die Frage der Suffizienz. Beide Strategien bringen nur gemeinsam eine nachhaltige Zukunft, jede für sich genommen kann sie nicht erreichen.

 

Wege in die Nachhaltigkeit

 

Ebenso komplex wie das System Erde ist der Weg in die Nachhaltigkeit. Es bedarf einer Kombination aus einer neuen Umweltpolitik, einer neuen Wirtschaftspolitik, fairer Spielregeln in der Weltwirtschaft und besserer Bildung. „Die richtige Mischung machts“ bringt Jill Jäger die Anforderungen auf den Punkt.

Aus der Output-orientierten Umweltpolitik muss eine Input-orientierte Ressourcenpolitik werden. Statt der seit Jahrzehnten betriebenen teuren Nachsorge muss eine Vorsorgeorientierung treten, die Probleme, die man später aufwändig beseitigen muss, erst gar nicht entstehen lässt. Das geht mit ökonomischen Anreizen, mit freiwilligen Maßnahmen. Aber es erfordert auch Ordnungspolitik: Beispielsweise durch Deckelung des Ausstoßes bestimmter Schadstoffe, wie es jetzt die EU mit dem CO2 Ausstoß von Autos in Angriff zu nehmen scheint.

In der Wirtschaftspolitik müssen die richtigen Signale gesetzt werden, Emissionshandel, korrekte Preise, die Knappheiten widerspiegeln, eine ökologische Steuerreform mit Energie- und Materialinputsteuern. Nichts Neues, deswegen aber nicht weniger richtig.

Schließlich widmet Jill Jäger dem Zusammenhang von Wohlstand und Glück einen langen Abschnitt ihres Buches. Quintessenz: Je reicher, desto glücklicher, das ist Quatsch. Reichtum und Wohlstand bedeutet nicht zwangsläufig auch glücklich zu sein. Ganz andere Dinge als der materielle Wohlstand spielen eine wichtige Rolle: Zeit, soziale Kontakte, eine befriedigende Arbeit, Natur und vieles mehr. Die soziale Seite der Nachhaltigkeit.

 

 

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