Wolfgang Kessler
Die
Kunst,
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2019 125 Seiten
dnb
Person *1953
detopia |
Leseprobe
mit 34 Seiten:
Verlag:
Megakonzerne
und Großinvestoren erobern Innenstädte, Der rasende globale Kapitalismus bedroht Mensch, Demokratie, Natur und Klima. Wirtschaft und Konsum müssen grundlegend anders werden.
Die
Kunst wird sein, am offenen Herzen des kapitalistischen Systems so zu
operieren,
»Der
erfahrene Journalist Wolfgang Kessler präsentiert
2020 Transparenz-TV mit Kessler: youtube XzZ9GEZ6Eko
versoehnungsbund.de/2020-cr-05-27
Inhalt pdf Buch-2019 |
Inhalt Geleitwort von Christian Felber: Ein Feuerwerk an Alternativen (8) Das Kapitalismus-Tabu oder: Was mich bewegt (10) Abgründe Der Kampf aller gegen alle (15) Glanz und Elend des globalen Kapitalismus Wem gehört die Welt? (32) Auf dem Weg in die kapitalistische Diktatur Viele Lobbys und ein Fetisch (45) Das Elend der Wirtschaftspolitik Bürger zwischen Angst, Anpassung und Aufbruch (53) Einblicke in die zerrissene Gesellschaft Alternativen Die Kunst, das Kapitalismus-Tabu zu brechen (63) Eine Annäherungen in fünf Alternativen Alternative 1: Ein gutes Leben für alle (67) Plädoyer für eine Steuerreform mit Grundeinkommen Alternative 2: Befreiung vom Diktat der Rendite (74) Gesundheit, Alter, Internet: Mensch vor Profit Alternative 3: Eine Umweltdividende für alle (82) Die Klimarevolution für Wirtschaft und Leben Alternative 4: Freier Welthandel nur für öko-faire Waren (89) Die Alternative zu Freihandel und Protektionismus Alternative 5: Schenkt den Menschen Vertrauen - und Einkommen (96) Die Befreiung der Welt von Hunger und Armut Aufbrüche Auch wir sind Wirtschaft (109) Keine Veränderung ohne unsere Veränderung Und plötzlich geht es doch (113) Wie sich Politik verändern lässt Und die Moral von der Geschicht' ... (119) Über Mut, Glaube und was wir sonst noch brauchen Bücher, die mich inspiriert haben (124) |
Lesebericht von attac
Vieles im globalen Kapitalismus läuft heute nicht nur falsch, sondern wird geradewegs in die Katastrophe führen, wenn sich nicht rasch Einiges gründlich ändert.
Obwohl es in der öffentlichen Darstellung so erscheint, als hätten erst Fridays for Future diese Einsicht formuliert und auf die Tagesordnung gesetzt, mangelt es an ausgearbeiteten Alternativvorschlägen seit Jahren keineswegs.
Ich habe in einer Reihe von Besprechungen zur Europapolitik (Karl-Martin Hentschel), zur Verkehrswende (Winfried Wolf), zur Umweltpolitik (Kathrin Hartmann) oder zur Rentenversicherung (Holger Balodis/Hühne, Dagmar) immer wieder auf entsprechende Veröffentlichungen hingewiesen.
Sollte es immer noch Leser geben, denen das nicht ausreicht, so liefert das neue Buch von Wolfgang Kessler den erneuten Beweis.
Ein bedingungsloses Grundeinkommen, umfassende Sozialversicherungen, eine andere Umwelt- und Klimapolitik, ein freier Welthandel nur für „öko-faire Waren“ (S. 89) und ein Mindesteinkommen gegen den Hunger sind hier und jetzt sofort möglich.
Diese Maßnahmen würden zwar die Lebensverhältnisse von wahrscheinlich einigen Milliarden Menschen mehr oder weniger stark verbessern. Aber selbst wenn sie alle gleichzeitig rasch umgesetzt würden, wäre der Kapitalismus damit noch nicht abgeschafft. Das aber, so warnt der langjährige Chefredakteur von <Publik-Forum>, könne nicht mit einem Schlag geschehen und solle man auch nicht anstreben.
„Wer den Kapitalismus verändern will, operiert am offenen Herzen eines Systems, in das Millionen, ja sogar Milliarden Menschen als Unternehmer, Beschäftigte, Sparer, Eigentümer, Mieter, Erwerbslose oder Verbraucher eingebunden sind.“ (S. 11)
Und weiter:
„Wer – mit guten Gründen – allzu radikal in dieses Geflecht von Produktion und Konsum eingreift, schwächt möglicherweise die Volkswirtschaft, bevor sie neue Stärken entwickeln kann. Wer – aus ökologischen Gründen berechtigt – den Ausstieg aus der Autogesellschaft forciert, trägt die volle Last des Klumpenrisikos. Denn in einer Wirtschaftskrise werden Millionen verunsicherte Beschäftigte oder gar Erwerbslose kaum zur Vorhut einer antikapitalistischen Revolution, sondern eher zur Reservearmee für rechte Rattenfänger...Notwendig ist eine Politik, der langsamen, aber konsequenten Übergänge, um Krisen und Brüche zu vermeiden...Diese Politik der Übergänge wird nur dann akzeptiert, wenn sie die individuelle Wahlfreiheit der Menschen respektiert und ein möglichst dichtes soziales Netz knüpft, das niemanden durchfallen lässt und allen die Chance eröffnet, das eigene Leben neu zu gestalten.“ (S. 65)
Niemand möge angesichts dieses vorgeschlagenen vorsichtigen Vorgehens denken, Kessler wolle letztlich gar nicht aus dem Kapitalismus hinaus oder übersehe seine strukturell gravierenden Auswirkungen.
Ehe er die erwähnten Alternativen entfaltet, beschreibt er sehr wohl, wie „das Ziel des Wirtschaftswachstums zu einem Fetisch geworden“ ist (S. 48), dass „der globale Kapitalismus“ den „Kampf aller gegen alle“ durch „Konkurrenz“ und „Spaltung“ „anstachelt und verschärft“ und damit zur „Bedrohung für demokratische Systeme weltweit“ wird (S. 31) und dass „zentrale Zukunftsprobleme strukturell bedingt“ sind (S. 50).
Ihm geht es darum, die große Zahl Menschen bei den notwendigen radikalen Veränderungen mitzunehmen. Das wird nicht gehen, ohne dass man „zunächst kritische Fragen an sich selbst zulässt: Brauche ich alles, was ich kaufe? Müssen wir unser Leben am reinen Materialismus ausrichten? Wann wird Selbstverwirklichung zu Egoismus?“ (S. 110)
Auch dies ist wieder kein Versuch, die Verantwortung an Einzelne abzuschieben. Kessler weiß, dass es Ziele gibt, „die die vielen Einzelnen nicht beeinflussen können – wie eine gerechte Verteilung des Volkseinkommens, ein faires Rentensystem oder etwa eine Reform des Finanzsystems. Dafür braucht es eine andere Politik.“ (S. 112)
Seine Schlussfolgerung deckt sich mit dem, was wir auch in der Attac-AG „genug für alle“ im Zusammenhang eines bedingungslosen Grundeinkommens immer wieder betonen, dass ohne eine demokratische Debatte um die Ziele des Wirtschaftens keine Zukunft denkbar ist:
„Deshalb braucht der Übergang, die Transformation hin zu einer humanen und ökologischen Wirtschaftsweise eine breite und offene Diskussion über die Werte, auf denen das Zusammenleben in Zukunft beruhen soll.“ (S. 122)
Das Buch sei allen nachdrücklich empfohlen, die Zweifel haben, ob die Umkehr der fatalen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte gelingen kann. Es vermittelt Mut und Hoffnung, ohne die realistischen Möglichkeiten aus dem Blick zu verlieren.