Alexandra
Kollontai

 

 

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wikipedia  Alexandra Kollontai  *1872
in Petersburg  bis 1952 in Moskau (80)

dnb.Person    dnb.Name (55)

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Tagebuch 1914 - Ein Sommer in Berlin

1    Gestern noch schien der Krieg ein Alptraum - heute fühle ich seine Wirklichkeit  1914, Juli
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2    Was nun kommt, haben die Mauern des Reichstages noch nicht erlebt  1914, August 4
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3   Der Krieg hat die Partei restlos in eine Sackgasse getrieben  1914, August 15
 
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4   Die Gewerkschaften sind bemüht, Löcher zu stopfen  1914, September
 
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aus wikipedia-2022

Alexandra Michailowna Kollontai - geborene Domontowitsch - war eine russische Revolutionärin, Diplomatin und Schriftstellerin.

Sie war die erste Ministerin und Botschafterin der jüngeren Geschichte.

Kollontai setzte sozialreformerische Ideen in ihrer Zeit als Volkskommissarin um und engagierte sich für eine stärkere Bedeutung der Frau in der russischen Gesellschaft.

Sie kritisierte wiederholt die Führer Lenin und Stalin, dennoch blieb sie das einzige Mitglied des ZK der KPdSU des Jahres 1927, das die von Stalin initiierte große Säuberung überlebte.

 

Jugend und erste Ehe (1872–1898)

Die Tochter eines reichen russischen Generals ukrainischer Herkunft und einer finnischen Mutter erhielt ihre umfangreiche Schulbildung – dem Stand ihres Vaters entsprechend – durch Hauslehrer.

Das Abitur legte sie am Gymnasium in St. Petersburg ab. Bereits als Gymnasiastin hatte sie sich der sozialistischen Bewegung angeschlossen.

1893 heiratete sie gegen den Wunsch ihrer Eltern ihren Cousin, den sozial niedrigerstehenden Ingenieurstudenten Wladimir Kollontai.

Politisches Engagement und Exil (1898–1917)

Fünf Jahre später verließ sie ihren Mann und den Sohn und engagierte sich politisch. („Ich wollte frei sein“ – kommentierte sie diesen Schritt später.)

1898, im Alter von 26 Jahren, immatrikulierte sie sich an der Universität Zürich für die Fächer Sozial- und Wirtschaftswissenschaften.

Auch hier engagierte sie sich für die sozialistische Bewegung. Sie thematisierte in ihren Schriften vor allem die Situation der Frau und forderte von Anfang an die Gleichberechtigung der Geschlechter. Da sie in ihren Schriften vehement gegen die Regierung agitierte, drohte ihr die Verhaftung und Verurteilung.

Kollontai ging 1908 ins Exil zunächst nach Deutschland, dann Frankreich, später wieder nach Deutschland und ab 1914 nach Skandinavien.

Den Beginn des Ersten Weltkriegs erlebte Kollontai in Deutschland. Sie wurde bei Kriegsbeginn als feindliche Ausländerin interniert und wurde aufgrund des Einsatzes des deutschen Reichstagsabgeordneten Karl Liebknecht nach Dänemark und nicht nach Russland abgeschoben.

Sie musste aber bald ihrer marxistischen Schriften wegen auch Schweden verlassen und ging nach Norwegen.

Bis 1915 gehörte sie den Menschewiki an und wurde dann Anhängerin der Bolschewiki.

 

Volkskommissarin (1917–1918)

Kollontai kehrte im Februar 1917 von einer Vortragsreise in den USA nach Russland zurück und schloss sich Lenin an. Sie setzte sich für die Räte ein, agitierte gegen die provisorische Regierung (sie war u. a. die Urheberin der Kronstädter Meuterei im Verlauf des Juliaufstands) und gehörte noch im selben Jahr dem Exekutivkomitee des Petrograder Sowjets an.

Im Juli 1917 wurde sie von Alexander Kerenski, dem Ministerpräsidenten der provisorischen Regierung, des Landesverrats bezichtigt und daraufhin verhaftet. Durch Intervention Maxim Gorkis wurde sie gegen Kaution freigelassen.

Nach dem Sieg der Bolschewiki wurde sie kurz nach dem 7. November 1917 von Lenin in den Rat der Volkskommissare aufgenommen und mit der Leitung des Volkskommissariats für Soziale Fürsorge beauftragt.

Sie gehörte als erste Frau dem revolutionären russischen Kabinett an und war damit gleichzeitig die erste Ministerin der Welt.

Am 23. März 1918 trat sie als Ministerin für öffentliche Wohlfahrt zurück. Als Grund vermutete man die Inhaftierung ihres Verlobten, des Marineministers Pawel Dybenko. Ihre Demission deutete man ferner als Zeichen für einen zunehmenden „Abbröcklungs-Prozeß der Bolschewikiregierung“.

Kollontai, alleinerziehende Mutter und Volkskommissarin für soziale Fürsorge, setzte in der jungen Sowjetunion durch, dass das Eherecht gelockert und der Mutterschutz verbessert wurde.

Sie erkämpfte das Recht auf Schwangerschaftsabbruch und schlug Volksküchen und kollektive Kindererziehung vor.

Als sie 1917 während des Juliaufstands auf einem Kreuzer der Roten Flotte in Kronstadt lebte, lernte sie den Matrosen Pawel Dybenko kennen, mit dem sie Kronstadt verließ, um ihn auf der Krim zu heiraten.

Während Kollontai Stalin-Anhängerin wurde, wurde ihr Mann, obwohl mittlerweile Admiral, 1938 als Trotzkist erschossen.

 

Politische Differenzen und Funktionen innerhalb der Partei (1918–1923)

Alexandra Kollontai lehnte den Friedensvertrag von Brest-Litowsk ab, da er ihrer Meinung zu große Zugeständnisse an Deutschland beinhaltete. Sie trat deshalb im März 1918 von ihrer Funktion als Volkskommissarin für Soziale Angelegenheiten zurück. Daraufhin wurde sie mit Aufgaben innerhalb der Partei betraut. 1920 übernahm sie als Nachfolgerin von Ines F. Armand den Vorsitz der Frauenabteilung beim ZK der KPdSU.

Sie geriet mit ihrer bereits 1920 öffentlich geäußerten und auf dem X. Parteitag im März 1921 wiederholten Kritik an der Bürokratie in den Ruch der parteifeindlichen Opposition, was wohl ebenfalls gefördert hat, dass sie Funktionen im Ausland übernahm.

 

Botschafterin (1923–1945)

1923 wurde sie Gesandte der Sowjetunion in Norwegen. Kollontai war somit die erste akkreditierte Diplomatin weltweit. Hier war es ihr Verdienst, dass Norwegen nicht nur die Sowjetunion anerkannte, sondern auch 1925 einen sehr wichtigen Wirtschaftsvertrag abschloss. Im November 1926 wechselte sie nach Mexiko und ein Jahr darauf zurück nach Oslo. Seit November 1930 arbeitete Kollontai in Stockholm. Als 1935 die Sowjetunion in den Völkerbund aufgenommen wurde, gehörte Kollontai der sowjetischen Delegation in Genf an.

Wie sie in ihren Tagebüchern berichtet, kritisierte sie 1927 in einem Zeitungsartikel die von Leo Trotzki und Leo Kamenew angeführte „Parteiopposition“ als „schädlich“. Zu den Säuberungen in der Sowjetunion seit 1937 schwieg sie. Auch als ihr ehemaliger Ehemann Pawel Dybenko wegen „trotzkistischer Einstellungen“ verhaftet und erschossen wurde, äußerte sie sich nicht (nach den vorhandenen Dokumenten). Allerdings setzte sie sich, ihren Tagebüchern zufolge, intern für die Freilassung verhafteter Freunde ein.

Bei den Friedensverhandlungen mit Finnland 1939/40, die zum Frieden von Moskau führten, war sie beteiligt, worauf sie von Stalin 1943 den Botschaftertitel verliehen bekam. Kollontai war bis 1945 Botschafterin in Schweden.

Letzte Jahre (1945–1952)

Kollontai zog sich mit dem Ende des Zweiten Weltkrieges von allen Ämtern zurück, blieb aber bis zu ihrem Tode am 9. März 1952 eine wichtige Beraterin des sowjetischen Außenministeriums. Ihr Grab befindet sich auf dem Moskauer Friedhof des Neujungfrauen-Klosters.

 

Politische Einstellungen

Alexandra Kollontai war zeitlebens überzeugte Feministin und Sozialistin. Bereits 1905 hatte sie sich für autonome Frauenabteilungen innerhalb der Kommunistischen Partei eingesetzt. Sie grenzte sich aber scharf von der bürgerlichen feministischen Bewegung ab, da sie die These vertrat, alleine im Sozialismus könne eine Gleichberechtigung von Frau und Mann verwirklicht werden.

Kollontai, alleinerziehende Mutter und Volkskommissarin für soziale Fürsorge, setzte in der jungen Sowjetunion durch, dass das Eherecht gelockert und der Mutterschutz verbessert wurde. Sie erkämpfte das Recht auf Schwanger­schaftsabbruch und schlug Volksküchen und kollektive Kindererziehung vor.

Sie schloss sich mit der von Magnus Hirschfeld geleiteten Weltliga für Sexualreform zusammen.

Sie propagierte sogenannte Kommunehäuser sowie freie Liebe (und Sexualität). Diese Ideale versuchte sie in einer Zeit zu verwirklichen, zu der es noch darum ging, die Revolution gegen die Weißen Garden und die Interventionsarmeen zu sichern. Dadurch stieß sie bei Lenin auf Kritik, der ihre sexualpolitischen Ansichten als Glas-Wasser-Theorie bezeichnete.

„Nicht die sexuellen Beziehungen bestimmen das moralische Ansehen der Frau, sondern ihr Wert im Arbeitsleben, bei der gesellschaftlich-nützlichen Arbeit.“

 

– Alexandra Kollontai: Der weite Weg. Erzählungen, Aufsätze, Kommentare.

„Angesichts der im Auslande geübten Kritik an unserem Ehescheidungsgesetz möchte ich fragen: Wie verhält es sich denn in Wahrheit mit dem Bestand und der Dauer einer Ehe in anderen Ländern? Niemals hat ein Ehegesetz zur Aufrechterhaltung der Ehegemeinschaft geführt, sobald die Liebe der beiden Ehegatten Schiffbruch erlitten hatte. Was übrig bleibt, ist keine Ehe, sondern Heuchelei.“

– Alexandra Kollontai: Interview mit Thelma Nurenberg, abgedruckt in Frauenfreude – Mädchenglück 38. Jahrgang 1930, Nr. 246[20]

 

In Kunst und Film

1969 wurde ihre Rolle als erste Diplomatin der Welt unter dem Titel Botschafter der Sowjetunion in der Sowjetunion verfilmt. Der Film wurde innerhalb eines Jahres von 38,9 Millionen sowjetischen Zuschauern gesehen und auch im Fernsehen, u. a. in der DDR, gezeigt.

 


 

Werke


Literatur
Barbara Evans Clements: Bolshevik feminist. The life of Aleksandra Kollontai. Indiana Univ. Pr., Bloomington 1979, ISBN 0-253-31209-4
Beatrice Farnsworth: Aleksandra Kollontai. Socialism, feminism and the Bolshevik revolution. Stanford Univ. Pr., Stanford CA 1980, ISBN 0-8047-1073-2
Cathy Porter: Alexandra Kollontai. A biography. Virago Press, London 1980, ISBN 0-86068-013-4
Gabriele Raether: Alexandra Kollontai zur Einführung. Junius, Hamburg 1986, ISBN 3-88506-822-2
Sinowi Schejnis: Alexandra Kollontai. Das Leben einer ungewöhnlichen Frau. Verlag Neues Leben, Berlin 1984, ISBN 3-88012-696-8
Edith Laudowicz: Alexandra Kollontai: Zwischen Pragmatismus und Utopie S. 148–169, in: J.S. Hohman, Hrsg. Sexualforschung und -politik in der Sowjetunion seit 1917, Verlag Peter Lang GmbH, Frankfurt 1990, ISBN 3-631-40802-1
Dietrich Geyer: Von der Emanzipation zur Weltrevolution: Die adelige Kommunistin Alexandra Kollontai und ihr Weg ins Sowjetreich. In: Die Zeit, Nr. 10/2002
Alexandra Kollontaj, Internationales Biographisches Archiv 26/2002 vom 17. Juni 2002, im Munzinger-Archiv (Artikelanfang frei abrufbar)
Antje Leetz: „Amazone“ der Revolution – Aus dem Leben der Alexandra Kollontai. Radiofeature, SFB/ORB/SR/NDR 2003 (erneut gesendet von WDR3 2019, online, abg. 3. August 2019)
Katharina Volk (Hrsg.): Alexandra Kollontai oder: Revolution für das Leben. Dietz Verlag, Berlin 2022, ISBN 978-3-320-02393-5.


 

 

   

 

 

 

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