8 Die Todesmechanismen Löbsack 1974
Erfolgreiche Art — Methoden, sich anzupassen — Drama im Reagenzglas — Wo die Ziegen der Hunde Tod waren — Risiken für das Überleben der Art sind überall —
Indizien für den stammesgeschichtlichen Tod — Brüllaffen — Säbelzahntiger — Höhlenbären — Saurier — Mungos — Die Inzucht-Depression besorgt den Rest — Das Großhirn als Exzessivorgan.
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Wenn die vorangegangenen Kapitel gezeigt haben, daß der Mensch mit dem, was er in den letzten Jahrhunderten auf der Erde tat und ließ, seine Überlebenschancen nicht verbessert, sondern fortschreitend verschlechtert hat — so stellt sich nun die Frage:
Welche Rechnung wird ihm die Natur dafür aufmachen?
Wie wird der Urteilsspruch jener prüfenden und richtenden Instanz lauten, als welche sich die Umwelt gegenüber allen Lebewesen noch immer erwiesen hat?
Wird der Mensch aussterben?
Und, wenn ja, wann wird ihn sein Schicksal ereilen, und wie?
Wird es eine wellenförmige Dezimierung des Menschengeschlechts geben?
Und welche Rolle wird das menschliche Großhirn dabei spielen?
Um auf diese Fragen zu antworten, müssen wir untersuchen, wie die Natur bei ähnlichen Fällen in früheren Erdepochen verfahren ist. Welche Ursachen — soweit rekonstruierbar — sind für den Untergang einer Art, einer Gattung oder eines Konstruktionstyps verantwortlich gewesen? Anschließend wird zu besprechen sein, wie das Aussterben im einzelnen vor sich ging oder gegangen sein könnte. Schließlich werden wir zu überlegen haben, inwieweit die gewonnenen Einsichten auf den Menschen anwendbar sind.
Welche Form des Abtretens von der irdischen Bühne könnte dem Homo sapiens beschieden sein?
Lassen wir die Möglichkeit beiseite, daß wir uns mit unseren Atombomben unmittelbar oder mittelbar durch eine radioaktive Verseuchung umbringen, wenngleich theoretisch auch dies möglich — für manche wohl gar wahrscheinlich — ist. Was also könnte geschehen?
Werden weltweite Hungersnöte zunächst einen großen Teil der Menschheit umkommen lassen?
Wird der Hunger den Bevölkerungsstand unter ein kritisches Niveau drücken, so daß ein Wiederaufstieg zu Milliardenzahlen unmöglich wird?
Wird es wieder große Seuchen geben oder neue Viruskrankheiten, gegen die die Medizin machtlos sein wird?
Oder werden als Folge des Menschengedränges auf der Erde psychische Faktoren zu hormonalen Störungen, zum schrittweisen Verlust der Fruchtbarkeit führen, ähnlich dem Geschehen im Mäusekäfig des Verhaltensforschers Calhoun?
Oder warten ganz andere Möglichkeiten auf uns, vielleicht eine spezifisch menschliche <way of extinction>? Wird dem Menschen, der soviel Umwälzendes auf der Erde sich hat einfallen lassen, eine ungewöhnlich neue Form des Verschwindens von seinem Heimatstern vorbehalten sein?
Auszusterben ist das Schicksal vieler Tier- und Pflanzengruppen gewesen. Die einen ereilte es früher, die anderen später, nachdem sie mehr oder weniger lange auf der Erde waren. Man mag zwar darüber streiten, ob die Dauer der Existenz eines bestimmten Konstruktionstyps auf der Erde oder die Zahl der Arten, die nach seinem Prinzip, entstanden sind, ein Qualitätsmerkmal ist — ob man hier mit dem Adjektiv erfolgreich (cum grano salis*) überhaupt eine Wertung einführen darf.
Immerhin läßt sich der Standpunkt vertreten, daß derjenige Typus <erfolgreich> sei, dem es gelingt, sein Überleben auf lange Sicht zu sichern, und weniger tüchtig der andere, dem dies nicht gelingt, so intensiv er in der kurzen Zeit seines irdischen Daseins auch gelebt haben mag. Denn die philosophische Frage nach der Intensität oder Qualität — wie relativ diese Begriffe hier auch sind und was immer man unter ihnen verstehen mag — stellt sich erst sekundär, weil die qualitative Ausfüllung zunächst einmal das quantitative Überleben voraussetzt.
detopia-2010: Insofern war der Mensch keine <erfolgreiche Art>, denn ich glaube an Dollingers Schwarzbuch der Weltgeschichte. Das bedeutet, dass die Menschheit während ihrer Zivilisation unglücklich war bzw. gelitten hat.°° Und vor der Zivilisation? Immerhin könnte man seit der Erfindung des Feuers sagen (also ca. 500.000 Jahre), dass der Mensch hierarchiefrei am Lagerfeuer saß, in die Sterne guckte und zufrieden war - mit sich und der Welt?
* cum grano salis: mit einem Körnchen Salz (= Verstand); nicht ganz wörtlich zu nehmen; mit gewisser Einschränkung
°° Zusätzlich zu Dollinger müssen wir denken, dass er nur die Extreme auf 500 Seiten erwähnt und beschreibt. Mittlerweile kann man auch das alltägliche Lebensgefühl der kleinen-armen Leute (also die eigentliche Menschheit) durch die Jahrtausende und Regionen rekonstruieren. Etwa mit dem Buch <Niemandmensch> von Stephani, dem offenen Lebensbericht einer 70jährigen, *1920. -- Und durch die einfühlsamen Historiker, die heute auch den normalen Alltag bis ins frühe Mittelalter rekonstruieren. Das reicht. (Für meine Beweis-Zwecke; aber auch für meine Mitleidkapazität).
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Die Quantität Leben hat also Vorrang, biologisch betrachtet, vor der qualitativen Ausfüllung. Darum ließe sich auch dem Menschen nur dann ein stammesgeschichtlich gutes Zeugnis erteilen, wenn er seine bisherige, kurze irdische Existenz wenigstens dazu benutzt hätte, die Bedingungen für das Überleben der nächsten zwanzig oder fünfzig Generationen zu schaffen.
Statt dessen hat er die Quantität Leben ziemlich enttäuschend mit Inhalt gefüllt: mit Streß, Umweltverpestung, permanenter Bedrohung der eigenen Existenz durch Massenvernichtungswaffen, Bevölkerungsexplosion und ethischen Wertvorstellungen, die ihm in der Stunde der Not wenig helfen. Zahlreiche Vorzüge seiner Sonderstellung unter den Lebewesen der Erde hat er zu seinem Nachteil werden und sogar zu seinem Schaden sich entwickeln lassen.
Bleiben wir bei den Tieren, so heißt es zu Recht: »Erfolgreich« ist ein Konstruktionstyp dann, wenn er es versteht, sich immer wieder auch unter wechselnden Umständen seiner Umwelt — sprich den Eigenschaften seiner ökologischen Nische — anzupassen oder diese Nische zum für ihn Wohnlicheren hin zu verändern, ohne dazu langfristig umweltzerstörende Mittel einzusetzen.
In allen Stämmen und Klassen des Tierreichs finden wir erfolgreiche Typen, die diesen Kriterien entsprechen. Es gibt zahlreiche Beispiele für gelungene Versuche der Natur, Lebewesen hervorzubringen, die über lange Zeiträume hinweg elastisch und anpassungsfähig blieben, um allfällige Wandlungen ihrer Umwelten abzufangen und sich mit neuen Verhältnissen zu arrangieren. Umgekehrt gibt es Versager, Fehlschläge: Tiere oder Pflanzen, die aus irgendeinem Grunde mit ihrer Umwelt nicht zurechtkamen, die Schiffbruch erlitten und über kurz oder lang wieder ausstarben.
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Zu den besonders Erfolgreichen unter den Pflanzen zählen die Algen und Pilze, deren Entstehungsgeschichte bis tief ins Erdaltertum zurückreicht. Die Gruppe der Algen mag zwei bis drei Milliarden Jahre alt sein. Auch die vor 300 Millionen Jahren im Karbon entstandenen Moose und Schachtelhalme sind sehr alte und erfolgreiche Pflanzenklassen. Das gleiche gilt für die Bärlappgewächse und die Farne, die mindestens 270 beziehungsweise 350 Millionen Jahre überdauert haben. Schließlich die Nadelbäume, die seit 300 Millionen Jahren auf der Erde sind und die Blütenpflanzen, die sich, weil vielfach von Insekten bestäubt, zugleich mit diesen gerade jetzt, in der erdgeschichtlichen Gegenwart, stürmisch entfalten.
Unter den Tieren muß man auf die Urtiere, die Schwämme, die Hohltiere und die Tintenfische verweisen: Tierstämme, die schon tief im Kambrium vor rund 600 Millionen Jahren auftraten und sich seither mit ungebrochener Kraft auf der Erde behaupten. Nur die Tintenfische, deren große Zeit vor 350 bis 600 Millionen Jahren lag, nehmen seither allmählich ab. »Erfolgreich« neben anderen waren die vor 70 Millionen Jahren ausgestorbenen Ammonshörner, die mit ihren teils schneckenförmigen Kalkpanzern schätzungsweise 270 Millionen Jahre auf der Erde existiert haben. Die Insekten mit ihren zur Zeit mehr als einer Million Arten traten wahrscheinlich schon vor 375 Millionen Jahren im Devon auf und haben sich inzwischen nahezu alle irdischen Lebensräume erschlossen.
Auch die Krebse leben schon sehr lange. Man vermutet, daß die ersten im Kambrium vor fast 600 Millionen Jahren das Licht der Erde erblickten. Nur wenig im stammesgeschichtlichen Alter stehen den Krebsen die Fische nach. Sie erschienen vor rund 420 Millionen Jahren im Silur, machten zwar einen vorübergehenden Artenrückgang gegen Ende des Karbon vor 270 Millionen Jahren durch, entwickelten sich dann aber erfolgreich weiter. Die ersten Vertreter der Säugetiere dürften schon vor 225 Millionen Jahren gelebt haben. Auch sie sind noch heute, nachdem sie sich im Tertiär stürmisch zu großer Artenmannigfaltigkeit entwickelt haben, in reicher Zahl auf der Erde. Daß gerade unter den Säugetieren heute viele vom Ausgerottetwerden durch den Menschen bedroht sind, steht auf einem anderen Blatt.
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Alle diese Tier- und Pflanzengruppen haben, wenn man so will, durchweg schon ein älteres Hausrecht auf dem »blauen Planeten« als der Mensch mit seinen paar Millionen Jahren Erdendasein. Sie sind Meister in der Anpassung an ihre jeweiligen Umwelten gewesen und sind es noch heute, soweit ihnen der Mensch die Möglichkeit dazu nicht gewaltsam genommen hat. Nicht, daß sie in einer auch nur instinktiven Weise »gewußt« hätten oder »wüßten«, wie man sich zu verhalten hat, um ein gern geduldeter Gast, ein möglichst lange logierender Erdbewohner zu sein. Vielmehr war es bei allen diesen Organismen so, daß sie nicht aus dem natürlichen System von Umweltbedingungen ausbrachen, daß nichts sie bewegen konnte, an dem einen oder anderen Faktor Entscheidendes zu verändern, wie dies schließlich der Mensch getan hat.
Dort, wo sie neue Umwelten erschlossen oder dort, wo ihre angestammte Umwelt sich änderte, boten sie der Selektion einfach neue Angriffspunkte dar und überließen sich ihr, indem sie eine behutsame und schrittweise Veränderung erfuhren, bis ein neues Optimum erreicht war. Dort aber, wo sich ihre Umwelt, ihre ökologische Nische über lange Zeit nicht wesentlich änderte — wie etwa in der Tiefsee oder im Urwald — da blieben die erreichten Konstruktionstypen weitgehend konstant. Diese Lebewesen hatte die Evolution nicht etwa vergessen — Mutation und Auslese wirken ja überall. Nur bevorzugte die Selektion in diesen Fällen, da die Umweltbedingungen stagnierten, immer wieder die gleichen, schon optimal angepaßten Formen.
So stabilisierte sie das Bewährte, statt es zu verändern. Beispiele dafür sind die lebenden Fossilien wie der Quastenflosser, ein urweltlicher Meeresbewohner mit seltsam kräftigen, abstehenden Flossen, sind die auf einigen Inseln vor Neuseeland heimischen Brückenechsen, sind die Pfeilschwanzkrebse und einige mehr. Auch der Ginkgobaum gehört dazu.
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Wollte man vermenschlichen, so verhielten sich alle diese Gattungen, Ordnungen oder Konstruktionstypen weitsichtig. Sie kooperierten im Spiel jener Kräfte, die sie einst hervorbrachten. Und sie taten dies selbst dort noch, wo sie vor allzu raschen Umweltveränderungen oder einwandernden, konkurrenzüberlegenen Arten verschont blieben, wie etwa in der Tiefsee.
Beim Menschen dagegen ist alles anders. Legt man den Maßstab seiner geographischen Verbreitung zugrunde, so hat er sich zwar zum erfolgreichsten Säugetier neben der Ratte entwickelt, denn mit Hilfe seiner Technik als eines Produkts seiner kulturellen Evolution hat er selbst unwirtliche Lebensräume der Erde erschlossen. Man findet ihn auf, über und unter der Erde, auf und unter Wasser, im ewigen Eis und in der hitzeflimmernden Wüste, selbst im Weltraum. Auf Kosten von Tieren, Pflanzen und landschaftlicher Schönheit hat er seine Umwelt selber gestaltet. Aber ist er berechtigt, sich dieser seiner Taten wegen zu rühmen oder erfolgreich zu nennen?
Eher sieht es doch so aus, als habe sich der Mensch gerade wegen seiner Aktivitäten oder besser: wegen der Art seiner Aktivitäten auf diesem Planeten zu einem Wesen entwickelt, das an der Aufgabe, sich und späteren Menschengenerationen eine wohnliche Umwelt zu schaffen, gescheitert ist, ja, das durch seine unkontrollierte Massenvermehrung und seine Eingriffe in den stabilisierenden Selektionsprozeß seinen baldigen Abtritt von der Bühne des Lebens vorbereitet.
Stammesgeschichtlich gesehen ist der Mensch auf der Erde nicht »erfolgreich«. Allenfalls wäre von einer zugegeben bemerkenswerten Geschicklichkeit im »Passendmachen« zu sprechen, vergleichbar den Praktiken routinierter Bankräuber, die mit ihrer Überrumpelungstaktik große Beute erlangen, auf Kosten der Allgemeinheit davon eine Weile leben, um dann aber doch von der Polizei gefaßt zu werden.
Wie wird es mit uns weitergehen?
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Blicken wir zurück.
Von den Lebewesen früherer Erdepochen wissen wir durch Fossilien, durch Knochenreste, Abdrücke oder Versteinerungen. Deren Alter wird aus den Gesteinsschichten erschlossen, in denen die Funde gemacht wurden, oder mit Hilfe der Kohlenstoff-14-Methode. Diese sogenannte Kohlenstoff-Uhr beruht auf einem einfachen Prinzip. Sie macht sich den radioaktiven Zerfall des Kohlenstoff-14-Isotops zunutze, einem chemischen Zwillingsbruder des stabilen Elementes Kohlenstoff 12. Beide Kohlenstoff-Arten kommen in Pflanzen, Tieren und Menschen in einem bestimmten gegenseitigen Verhältnis vor. Dieses Verhältnis bleibt zu Lebzeiten des Organismus konstant, weil der eine wie der andere Kohlenstoff gleichermaßen über den Stoffwechsel in den Körper gelangt. Das Verhältnis ändert sich erst, wenn mit dem Tod der Kohlenstoff-Zustrom versiegt. Während von nun an das stabile Element Kohlenstoff 12 mengenmäßig unverändert im toten Gewebe erhalten bleibt, nimmt der Kohlenstoff-14-Gehalt laufend durch seine Strahlung ab. In welchem Ausmaß das geschieht, ist dank der physikalischen Gesetze voraussagbar.
Damit ist das Prinzip der »Kohlenstoff-Uhr« gegeben:
Je nach der vorgefundenen Menge von »C14« kann man bei der Untersuchung fossiler Lebewesen oder Pflanzenteile ziemlich genau deren Alter und damit auch das Alter der Erd- oder Gesteinsschichten ermitteln, in denen sie sich befanden. Man hat nur zu bedenken, und das ist als geringfügige zeitliche »Mißweisung« auch einkalkulierbar, daß das C14-Isotop nicht immer in gleichbleibender Menge in der Natur zur Verfügung stand, sondern sein mengenmäßiger Anteil im Lauf der Zeit gewissen Schwankungen unterlag.
Die Erforschung der Fossilien ergab neben Indizien für die Richtigkeit der Evolutionstheorie auch die Erkenntnis, daß viele Arten, Gattungen und Ordnungen, die früher einmal gelebt haben, nicht als Ahnen heutiger Lebewesen anzusehen sind, sondern ausgestorbene Seitenäste am Stammbaum des Lebens darstellen. Trotz zahlreicher ausgestorbener Arten und Gattungen ist die Vielfalt des Lebens im Lauf der geologischen Zeiträume aber immer größer geworden. An ihre Stelle traten entweder andere oder gänzlich neu konstruierte Typen, die es besser verstanden, sich mit den vorgefundenen Umweltverhältnissen zu arrangieren.
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In diesem Kapitel soll es nicht um jene Vorgänge gehen, in deren Verlauf sich aus der einen oder anderen Art im Zuge der Evolution neue Arten entwickelt haben — bestimmte Formen also zugunsten neuer und genetisch besser angepaßter von der Erde verschwanden —, sondern nur um das echte Aussterben.
Das heißt, wir wollen solche Fälle untersuchen, in denen Tiere aufgrund widriger Umstände ihre Fähigkeit einbüßten, als Art oder Gattung zu überleben. Das können schwerwiegende Anpassungsschwierigkeiten gewesen sein, so etwa die, daß Organe oder Verhaltensmuster den Anforderungen der Umwelt nicht mehr entsprachen. Anschließend an die Fallstudien werden wir prüfen, welche Formen des Aussterbens den Menschen gegebenenfalls ereilen könnten.
Grundsätzlich gilt:
Alle Tier- und Pflanzenarten sind dank ihrer erblichen Ausstattung, ihrer Eigenschaftskombination im Lauf der Zeit dahin gelangt, bestimmte Umwelten oder ökologische Nischen auf der Erde auszunutzen und als Art darin zu überleben. Geht die Nische verloren oder treten überlegene Konkurrenten auf, so stirbt die Art oder die Gattung aus, wenn sie sich nicht rechtzeitig umstellen kann.
Ein interessantes Beispiel für solche »Rettung aus der Not« hat ein Experiment geliefert, das wir dem Zoologen P. van den Ende vom University College of North Wales verdanken. Er war der Frage nachgegangen, wie sich das Verhältnis von Raubtier- zu Beutetier-Population verschiebt, wenn die Beutetiere den Raubtieren schutzlos ausgeliefert sind, also am Entkommen gehindert werden. Als Versuchstiere in der Rolle der Räuber dienten Einzeller der Art Tetrahymena pyriformis (ein Wimperntierchen), die »Beute« war das Bakterium Klebsiella aerogenes. Van den Ende brachte Kulturen beider Organismen in ein Reagenzglas und zählte von Zeit zu Zeit die Bestände.
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Zunächst verlief alles wie erwartet:
Die Wimperntierchen machten sich über die Bakterien her und dezimierten sie, während sie selbst an Zahl üppig zunahmen. Dann jedoch, als die Nahrung knapp wurde, änderte sich die Lage. Bei den Wimperntierchen zog Hungersnot ein, die alsbald die Reihen lichtete. Daraufhin nahm die Bakterienpopulation wieder etwas zu, und dies gab nun erneut den Wimperntierchen leichten Auftrieb. Es kam, wie der Fachausdruck lautet, zu einer »gedämpften Schwingung der Populationsdichte«. Gedämpft: So nennt man eine Kurve mit zunächst weiten, dann immer kleiner werdenden Amplituden.
Bevor sich freilich ein Endergebnis abzeichnete, geschah etwas Merkwürdiges. Die Bakterien lernten nämlich, den Wimperntierchen dadurch zu entgehen, daß sie sich an der Glaswand des Reagenzglases festhielten. So konnten die Wimpern ihrer Verfolger, deren Bewegung im Wasser eine Art Sog erzeugt, sie nicht mehr herbeistrudeln. Ein klebriges Sekret, eine zufällig aufgetretene Erbeigenschaft, hatte die Wende zugunsten der Bakterien herbeigeführt, so daß diese in der neugewonnenen ökologischen Nische überlebten. Nur diejenigen unter ihnen fielen jetzt den Wimperntierchen noch zum Opfer, die sich von der schutzbietenden Glaswand lösten und im Wasser umherschwammen. Damit entstand ein neues ökologisches Gleichgewicht.
Ein ähnliches Beispiel hat der Engländer J. Townsend beschrieben:
Bei ihm handelte es sich um ein Ziegenpaar. Die beiden Tiere wurden versuchsweise auf einer einsamen Atlantik-Insel ausgesetzt. Sie vermehrten sich zunächst ungehindert. Als die vorhandenen Weideflächen voll besetzt waren, verlangsamte sich das Vermehrungstempo. Ein Gleichgewichtszustand zwischen Ziegenzahl und Nahrungsquellen stellte sich ein. In diesem Stadium setzte man ein Windhundpaar auf der Insel aus. Für die Hunde waren die Ziegen anfangs leichte Beute, und so vermehrten sie sich, solange sie Ziegen fangen konnten. Das wurde erst anders, als der Ziegenbestand stärker zurückging.
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Townsend schreibt:
»Würden die Ziegen vollständig vernichtet, so müßten auch die Windhunde zugrunde gehen. Da jedoch viele Ziegen sich in die steilen Felsen der Insel zurückgezogen hatten, wo sie von den Hunden nicht verfolgt werden konnten, und die Felsen nur kurzfristig zur Nahrungssuche verließen, wurden nur wenige von ihnen erbeutet. Und nur die wachsamsten, stärksten und aktivsten Hunde konnten genügend Nahrung finden. Auf diese Weise kam ein neues Gleichgewicht zustande.«
Ein anderes Beispiel für eine stammesgeschichtliche schutzbietende ökologische Nische ist die Wirtsabhängigkeit der Parasiten. Die Spezialisierung des einen auf den anderen geht in diesen Fällen oft weit. Die ökologische Nische der Bettwanze ist neben anderen Warmblütern der Mensch. Stürbe der Mensch aus, so würde auch die Bettwanze von ihrem Schicksal ereilt werden, falls sie den Ausfall ihres »Haupternährers« nicht wettmachen und auf andere Wirte ausweichen kann.
Aus alledem folgt, daß stark spezialisierte Arten mit geringen Ausweichmöglichkeiten auch entsprechend gefährdet sind. Der Ratte als vermehrungsfreudiger Allesfresserin werden gelegentliche Umweltänderungen wenig ausmachen. Damit die Ratte ausstirbt, müßte schon Einschneidendes geschehen. Anders bei Spezialisten, etwa Bewohnern bestimmter Biotope im Korallenriff. Deren Überlebensnerv könnte schon durch eine geringfügige Änderung des Salzgehaltes oder durch einen vergleichsweise harmlosen Verschmutzungsfaktor im Meer tödlich getroffen werden.
Ein erhebliches Risiko für das Überleben ist also die Spezialisierung. Warum sie zustande kommt und wie sie sich äußert, darüber hat der deutsche Evolutionsforscher Professor Bernhard Rensch scharfsinnige Überlegungen angestellt. Rensch weist darauf hin, daß Spezialanpassungen, darunter extrem große Stoßzähne, Fühler, Schwanzfedern oder Geweihe häufig bei solchen Tieren anzutreffen sind, die man als Endstadien von Stammesreihen auffassen muß, Reihen, in deren Verlauf die Tiere immer größer werden.
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So haben zum Beispiel unter den Elefantenarten die größten auch die längsten Stoßzähne. Herkuleskäfer, Hirschkäfer und andere tragen extrem große wehrhafte Kau- oder Greifwerkzeuge an ihren Köpfen, während stammesgeschichtlich ältere Vertreter ihrer Familien keine derart großen Gebilde haben und auch sonst wesentlich kleiner sind. Da die Auslese immer das gefördert hat, was in der jeweiligen Situation nützlich war, könnten die vergrößerten Kiefer oder Kauwerkzeuge den Tieren Vorteile bei der Nahrungssuche gebracht haben oder bei ihren Scheinkämpfen während der Paarungszeit hilfreich gewesen sein. Auf die naheliegende Frage, warum nicht andere, noch lebende, stammesgeschichtlich ältere Vertreter der betreffenden Tierfamilie die großen Kauwerkzeuge bekommen haben, wird sich antworten lassen, daß im Rahmen ihrer jeweiligen Umwelt andere Merkmale für die Auslese Vorrang besessen haben und entsprechend bevorzugt gefördert worden sind.
Ähnlich ist es bei den Wapitis und den eiszeitlichen Riesenhirschen. Auch sie sind, beziehungsweise waren, Endglieder von Entwicklungsreihen mit besonders großen Organen, in diesem Fall mit Geweihen. Die Geweihe mögen bei ihnen als Exzessivorgane solange toleriert worden sein, wie sie in der Auseinandersetzung mit der Umwelt gerade noch tragbar waren, zumindest nicht störten, während das Merkmal Körpergröße mit seinen zahlreichen Vorteilen für die Auslese Vorrang besaß.
Rensch nennt weitere Beispiele, für die dies gelten könnte. Die außergewöhnlich langen und spitzen, zahnlosen Kiefer der Flugsaurier oder die beiden Reihen riesiger, senkrecht stehender Knochenplatten des Stegosaurus, der mit neun Metern Körperlänge in der frühen Kreidezeit lebte, oder der lange Hals der Giraffe und die stattlichen, nach oben gebogenen und zum Wühlen unbrauchbar gewordenen Hauer der auf Celebes heimischen Wildschweingattung Babirussa — sie alle gehören dazu.
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Überall treffen wir solche Extrembildungen bei den Endformen von Stammesreihen. Die übertrieben großen, »luxurierenden« Organe dieser Tiere haben, wie dies Hans Krieg einmal genannt hat, »den funktionell zweckmäßigen (nicht nur den notwendigen) Ausbildungsgrad überschritten, einen schädlichen aber noch nicht erreicht«. Dabei könnte laut Professor Krieg der Umstand, daß solche Organe am ausgeprägtesten bei den weniger von der Fortpflanzung belasteten Männchen auftreten, für ein »Abreagieren von Überschüssen in der Ernährungsbilanz« sprechen. Für Kriegs These sprechen auch die Brüll-Orgien der Brüllaffen und die Schrei-Tumulte mancher Kuckucksvögel und Papageien: Auch dies sind Exzessiv-Eigenschaften, wenn auch im Bereich des Verhaltens, die allein den Männchen vorbehalten sind.
Rensch hält dagegen, beide Auffassungen brauchten sich nicht unbedingt zu widersprechen. Man müsse nur davon ausgehen, daß auch die Weibchen ursprünglich die großen Organe gehabt hätten, es dann aber als Kompensation zu ihrer stärkeren Belastung im Fortpflanzungsgeschäft zu einer Verkleinerung gekommen sei. Immer jedenfalls, wenn Organe oder Verhaltensweisen ein Ausmaß erreichen, das die Gesamtbilanz positiver und negativer Eigenschaften zum Schädlichen hin verschob, waren auch die Tage dieser Tiere gezählt.
Das gilt nicht zuletzt für den berühmten Säbelzahntiger Smilodon, der während 35 Millionen Jahren in den Urwäldern des jüngeren Tertiärs jagte und dessen furchterregendes Gebiß die Besucher der Vorzeitmuseen noch heute erschauern läßt. Man nimmt an, daß der Säbelzahntiger vor allem dem schwerfälligen, elefantenartigen Mastodon nachstellte. Beide lebten unter anderem auf dem nordamerikanischen Festlande, wo erst im Jahre 1973 ein über zwei Meter langes, gut erhaltenes Smilodon-Skelett beim Bau eines neuen Bank-Gebäudes in der Stadt Nashville entdeckt und auf ein Alter von 9500 Jahren datiert worden ist.
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Als das pflanzenfressende Mastodon ausstarb, fingen auch für den Säbelzahntiger harte Zeiten an, denn er hatte weder die Behendigkeit noch die Schläue der heutigen Tiger, die über ein größeres Gehirn verfügen. Er war außerstande, in der kurzen Galgenfrist, die ihm vermutlich blieb, sich auf andere weniger plumpe Beutetiere umzustellen. So schlug ihm vor 9000 bis 10.000 Jahren die Todesstunde trotz oder gerade wegen seines gefährlichen Gebisses, das ihm nun, da er sich neu anzupassen hatte, im Wege war. Seine Unfähigkeit, als »Endform« auf veränderte Umweltfaktoren überlebensgerecht zu reagieren, also genetisch rasch genug neue, konkurrenzfähige Varianten zu bilden, wurde ihm zum Verhängnis.
Am Beispiel des Säbelzahntigers wird zugleich deutlich, welche Rolle die Zeit bei den Anpassungsvorgängen spielt. Sind Lebewesen noch nicht allzu spezialisiert, haben sie insbesondere noch keine Exzessivorgane, dann bleibt ihnen noch Reaktionsraum, dann können noch genügend erbliche Varianten entstehen, aus denen die Selektion solche Typen auslesen kann, die den neuen Umweltverhältnissen wieder gerecht werden. Ergebnis: Die betreffende Art oder Gruppe überlebt. Sind Lebewesen dagegen schon recht speziell an ein bestimmtes Biotop angepaßt und tritt eine Umweltänderung verhältnismäßig rasch ein, so wird es dem Mutations-Auslese-Mechanismus schon aus zeitlichen Gründen schwerfallen oder gänzlich versagt bleiben, eine Antwort in Gestalt neuangepaßter Formen zu finden.
Was den Menschen betrifft, so muß dieser Sachverhalt für ihn über kurz oder lang katastrophale Folgen haben. Der Homo sapiens macht ja insofern eine Ausnahme unter den Lebewesen der Erde, als er seine Umwelt selbst gestaltet. Doch findet dieser Vorgang nicht allmählich statt, wie es sinnvoll wäre — nämlich unter strikter Bewahrung des Bewährten — sondern in einer atemberaubenden Geschwindigkeit. Dem gefährlichen Trend dieses Gebarens könnte der Mensch selbst dann nicht entrinnen, wenn ihm das Risiko seiner Veränderungsmanie endlich klar werden würde. Denn es ist eine immanente Eigenart seines Großhirns, nach fortgesetzter Änderung seiner Umwelt zu streben, solange nur die Aussicht besteht, daß ein, wenn auch noch so geringer und noch so kurzfristiger Nutzen dabei herausspringt.
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Alvin Toffler, dem wir das bemerkenswerte Buch über den <Zukunftsschock> verdanken, weist darauf hin, daß die Veränderungssucht und das damit verbundene Beschleunigungsphänomen des technischen Fortschritts schon innerhalb einer Generation zu einer völligen Desorientierung des Menschen führen kann, weil die Maßstäbe, an denen wir uns in unserer Jugend zu orientieren begonnen haben, immer rascher fragwürdig würden und fortwährend neuen Maßstäben weichen müßten. In immer kürzeren Zeitabständen, betont Toffler, erlebten wir tiefgreifende Veränderungen, und doch sollten wir diese Veränderungen verarbeiten und uns immer neu an sie anpassen.
Aber zurück zu den Todesmechanismen, den »ways of extinction«, wie sie die Natur in der Vergangenheit der Erdgeschichte unter den Lebewesen praktiziert hat. Ein interessanter Lehrfall dazu sind die Höhlenbären, deren Knochen in großer Zahl unter anderem in der Mixnitzer Drachenhöhle in der Steiermark gefunden worden sind. Die Knochen zeigten Degenerationserscheinungen, was den deutschen Genetiker O. Abel zu der These veranlaßt hat, die Tiere könnten damals unter besonders günstigen Bedingungen gelebt haben. Möglicherweise hätte die Auslese unter ihnen dadurch an Schärfe verloren, so daß auch erblich benachteiligte Bären überlebten. Als Folge davon wären immer mehr nachteilige Erbanlagen erhalten geblieben, bis schließlich das große Bärensterben nicht mehr aufzuhalten war.
Haben wir hier eine Parallele zur Situation des modernen Menschen? Leben nicht auch wir — zumindest in den westlichen Industrieländern — unter optimalen Lebensbedingungen im Überfluß, wenn man von den Anpassungsproblemen absehen will, vor die die selbstgeschaffene Umwelt den Menschen stellt, darunter den psychischen Streß? Und tut nicht auch unsere Medizin alles, um nachteilige Erbanlagen zu erhalten und zu vermehren?
* (d-2015:) A.Toffler bei detopia
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Eine andere Art des Aussterbens haben die Dinosaurier demonstriert, die größten Tiere, die die Erde je bevölkert haben. Der Grund, weshalb sich die Natur von ihnen getrennt hat, lag zwar hauptsächlich ebenfalls darin, daß die mächtigen Kostgänger der Kreidezeit nicht mehr mit den Umweltgegebenheiten kooperieren konnten. Doch hatte ihr Aussterben eine besondere Note. Sehen wir uns dies einmal genauer an.
Furchterregende Fleischberge vom zwanzigfachen Gewicht heutiger Elefanten, so stapften die Saurier durch die Sumpfwälder des Erdmittelalters und ließen den Boden unter ihrem Schritt erzittern. Das große Rätsel, warum sie gegen Ende der Kreidezeit sozusagen über Nacht von der Erde verschwanden, hat der Wissenschaft keine Ruhe gelassen. Bis vor kurzem war ungewiß: Fanden die Tiere nicht mehr genug Nahrung? Wurde es ihnen zu kalt oder zu heiß auf der Erde? Aber die damalige Klima-Änderung, von der wir wissen, lag ziemlich lange vor ihrer Todesstunde — sie kann es kaum gewesen sein. Auch starben die Dinosaurier damals nicht allein. Mit ihnen ereilte die großen Meeresechsen und die fliegenden Reptilien ihr Schicksal. Auch die Ammoniten und Belemniten starben aus.
Der merkwürdige Vorgang hat inzwischen mehrere, wenn auch noch keine verbindlichen Deutungen gefunden, auf die wir eingehen müssen, weil sich auch aus ihnen vielleicht Hinweise auf einen für den Menschen zutreffenden »Killer-Faktor« ergeben könnten.
Einen wichtigen Beitrag zur Aufklärung des Saurier-Rätsels lieferten die Paläontologen, als sie in Südfrankreich, bei Aix-en-Provence, auf engem Raum zahlreiche Eier aus der letzten Generation der Tier-Riesen entdeckten; Eier, die sowohl außergewöhnlich dicke, als auch — und vor allem — extrem dünne Kalkschalen besaßen. Beide Abnormitäten müssen für die Saurier-Embryonen tödlich gewesen sein. Im Falle der zu dicken Eischalen blieben die Schalenporen geschlossen und blockierten damit den Gasaustausch des Keimlings mit der Außenwelt: Das heranwachsende Tier erstickte, bevor es schlüpfen konnte. Im Fall der zu dünnen Schalen trocknete der Inhalt der Eier aus — auch dies führte unweigerlich zum Tode.
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Den Beweis dafür, daß die Saurier-Embryonen tatsächlich gar nicht erst geschlüpft sind, bevor sie starben, sehen die Wissenschaftler im Fehlen von Ätzspuren auf der Innenseite der Eischalen. Normalerweise verwenden die Embryonen nämlich einen Teil des Eischalenkalks zum Aufbau ihres eigenen Skeletts, und dieser Vorgang hinterläßt charakteristische Merkmale, sogenannte Resorptionskrater, auf den Innenschalen. Da die Krater bei den dünnschaligen Eiern fehlen, dürften diese schon in einem verhältnismäßig frühen Entwicklungsstadium zu Grabkammern des Saurier-Nachwuchses geworden sein.
Zwei Fragen dazu verlangen Antwort.
Erstens: Welche Vorgänge im Körper der Saurier führten dazu, daß die Muttertiere Eier sowohl mit zu dicken als auch zu dünnen Schalen legten? Zweitens: Welche Umweltfaktoren lassen sich gegebenenfalls dafür verantwortlich machen? Die Antwort auf die erste Frage ist verhältnismäßig einfach: Es dürften Hormonstörungen gewesen sein. Wir wissen zum Beispiel, daß Entgleisungen des Hormonhaushaltes auch durch das Schädlingsgift DDT ausgelöst werden, wenn es in hinreichender Menge in den Vogelkörper gerät. Das ist zum Beispiel der Fall, wenn die Tiere DDT-verseuchte Fische oder Regenwürmer gefressen haben. Als Folge davon kommt ihr Kalkstoffwechsel in Unordnung. Die betroffenen Vögel können nicht mehr genügend Kalk für die Eierschalen bilden und die Eier zerbrechen dann häufig beim Bebrüten unter dem Gewicht des Weibchens. Auch für die zu dünnen und zu dicken Eierschalen der Saurier dürften Hormonstörungen die Ursache gewesen sein, wenn sie im einzelnen auch noch unklar sind. Möglicherweise spielt dabei das Vasotocin-Hormon eine Rolle.
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Die zweite, interessantere Frage nach der Ursache solcher Störungen im Hormonhaushalt läßt weit mehr Spekulationen zu, nicht zuletzt deshalb, weil wir uns von den Umwelt-Gegebenheiten gegen Ende der Kreidezeit, also vor rund 70 Millionen Jahren, nur vage Vorstellungen machen können. Der deutsche Paläontologe Heinrich K. Erben vermutet, es sei vielleicht ein ungewöhnlicher psychischer Streß für die hormonale Entgleisung des Saurier-Organismus verantwortlich gewesen. Er weist dazu auf Befunde hin, wonach Südfrankreich in der ausgehenden Kreidezeit mehr und mehr zu einem wüstenähnlichen Gebiet geworden sein soll. Außerstande, nach Norden oder Süden hin auszuweichen, könnten sich die Tiere gezwungen gesehen haben, in den kleiner werdenden Oasen auf immer engeren Raum zusammenzurücken. Tatsächlich deutet die große Zahl der bei Aix-en-Provence gefundenen Dinosaurier-Eier auf einen bevorzugten Nistplatz der Tiere während dieser Zeit. Die Pferchung, meint Erben, könnte zu einem psychischen Streß geführt haben, der die Hormonstörungen auslöste und damit auch die tödlich dicken oder dünnen Eierschalen verursacht hat.
Eine andere Deutung des großen Sterbens hört sich zwar unverbindlicher und pauschaler an, doch verdient sie deshalb nicht weniger, erwähnt zu werden.
Man muß dazu wissen, daß Störungen im Kalkstoffwechsel zur selben Zeit, da die Dinosaurier ausstarben, auch bei anderen Tieren aufgetreten sind, und zwar auch bei solchen, deren Nervensysteme — soweit vorhanden — gegenüber psychologischen Belastungen gewiß unempfindlicher gewesen sind. Bohrproben aus dem Meeresgrund nämlich, die während der Challenger-Expedition in 4500 Meter Tiefe aus dem äquatorialen Pazifik zutage gefördert worden sind, erwiesen, daß gegen Ende der Kreidezeit auch zahlreiche kleinere Meerestiere mit Kalkgehäusen von der Erde verschwanden, unter ihnen allein 26 Plankton-Arten.
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Ein Zusammenhang mit dem Saurier-Tod erscheint vorstellbar, wenn man die damalige »Umpolung« des Erdmagnetfeldes bedenkt. Solche Umkehr-Epochen haben während der Erdgeschichte mehrmals stattgefunden. In ihrem Verlauf ist das magnetische Kraftfeld der Erde wahrscheinlich vorübergehend gänzlich oder fast ganz zusammengebrochen. Da das unversehrte Magnetfeld wie ein schützender Schirm über der Erde zahlreiche harte Strahlenarten aus dem Weltraum abfängt, könnte sein Ausfall zu einer starken Strahlenbelastung der Erdoberfläche geführt haben. Der Strahlenschock könnte die Mutationsrate unter den Lebewesen erhöht haben, was die hochspezialisierten Arten naturgemäß am härtesten getroffen haben dürfte. Ihnen könnte der einsetzende hohe Mutationsdruck tödlich viele Erbänderungen beschert und auf dem Wege über das empfindliche Hormonsystem alsbald den stammesgeschichtlichen Garaus gemacht haben.
Nicht einfach von der Hand zu weisen ist schließlich eine Spekulation, die Rensch angestellt hat.
Er bezieht sich auf die sogenannte Ozonschicht, die in 30 bis 40 Kilometer Höhe über der Erde die kurzwelligen Strahlen absorbiert und starken Intensitätsschwankungen unterliegt. Obwohl es an konkreten Beweisen fehle, meint Rensch, könne zumal bei den großen Wasserwirbeltieren ein zeitweiliger Mangel an Vitamin D aufgetreten sein, wenn vorübergehend zu wenig ultraviolettes Licht einstrahlte. Man weiß, daß das Vitamin D vorwiegend unter dem Einfluß des ultravioletten Lichts im Körper entsteht. Wird zu wenig gebildet, so führt dies zu Rachitis unter den Jungtieren.
Wie immer nun die Saurier um ihre irdische Existenz gekommen sein mögen — es läßt sich generell die Ursache »Anpassungsschwierigkeiten« für ihr Aussterben nennen. Dies gilt ja gleichermaßen für alle Tier- und Pflanzenarten mit ähnlichem Schicksal, besonders aber für die spezialisierten Formen, wenn sie ohne längere Vorwarnzeit einschneidenden Umweltänderungen preisgegeben waren.
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Auch unerwartet auftretende Feinde gehören natürlich zum Repertoire der Umwelt. Auch sie können einer Tierart oder -gattung das Leben schwer, ja unmöglich gemacht haben. Als Seeleute im Jahre 1872 neun indische Mungos — eine Schleichkatzenart — auf der Insel Jamaika aussetzten, ahnten sie nicht, welche Folgen dies haben würde. Die Mungos vermehrten sich ungewöhnlich rasch und rotteten in kurzer Zeit Eidechsen, Landkrabben, Schildkröten, zahlreiche Schlangenarten und nahezu alle Ratten, Tauben und Sturmvögel auf der Insel aus. Ähnlich erging es dem australischen Beutelwolf, der dem Dingo weichen mußte.
Auf dem südamerikanischen Kontinent lebte einst eine artenreiche originelle Säugetierfauna mit Urhuftieren, Gürteltieren, Faultieren, Ameisenbären und einer Reihe von Beuteltieren. Als dann im frühen Tertiär die mittelamerikanische Landbrücke die Verbindung zu Nordamerika herstellte, wanderten konkurrenzüberlegene Arten ein und vernichteten nicht nur die Urhuftiere und den größten Teil der sogenannten Zahnlücker (Edentaten), sondern auch die Beuteltiere bis auf die Beutelratte.
Für unser Problem spielt diese Art des Aussterbens allerdings keine nennenswerte Rolle, es sei denn, wir glaubten an die Invasion von Marsbewohnern, Astronautengöttern oder an die »Kleinen grünen Männchen« ferner Milchstraßen, die uns mit überlegenen Waffen heimsuchen und ins Jenseits befördern könnten.
Viel interessanter ist dagegen das Aussterben »durch eigenes Verschulden«.
Hierfür liefert die Zoologie Beispiele genug, und zwar wiederum unter den spezialisierten Arten. Die Spezialisierung ist, wie wir wissen, ein verbreitetes Ergebnis von Mutation und Auslese, sofern beide Kräfte in einer Stammesreihe lange genug wirken konnten. Ist beispielsweise ein einfaches lichtempfindliches Organ entstanden und hat es sich als nützlich erwiesen, so werden diejenigen Individuen bevorzugt, bei denen via Mutation funktionelle Verbesserungen dieses Organs auftreten. Das kann eine Steigerung der Lichtempfindlichkeit sein, oder es kann sich um Zusatzeinrichtungen zum Farben- und Formensehen handeln. So erwirbt eine Art immer neue vorteilhaftere Anpassungen und entwickelt zugleich ein immer komplizierteres Instrumentarium von Organen und Verhaltensweisen.
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Beispiele dafür sind die Sinnesorgane schlechthin, die vielzitierte Entwicklung der mehrzehigen, urtümlichen Huftiere zum einzehigen, schnell laufenden Pferd, aber auch innersekretorische und immunbiologische Systeme zählen dazu. All dies trägt zu einem möglichst erfolgreichen Verhalten innerhalb der ökologischen Nischen bei. Die Gefahr solcher Spezialisierung ist die wachsende Empfindlichkeit gegenüber Umweltveränderungen.
Wir müssen uns vorstellen: Was die primitiven, nach vielen Entwicklungsrichtungen hin noch offenen Typen stammesgeschichtlich eher verkraften können, dem fallen die Spezialisten leichter zum Opfer. Es geht ihnen wie den Menschen: Wie tüchtig ein Facharbeiter auch sein mag, solange es darum geht, in seiner zivilisierten Umwelt sein Können zu erweisen, seine Spezialkenntnisse wären nutzlos, wenn ihn ein Schiffsunglück auf eine einsame Insel verschlüge und er dort als Robinson sich selbst überlassen bliebe. Hier hätte ein einfacher, robuster Menschentyp, der »hart im Nehmen ist«, die größten Chancen.
Noch unbefriedigt beantwortet ist nun die Frage, warum es so oft zum völligen Aussterben einer Tiergruppe kommt und kommen kann. Anders gesagt: Warum können — nachdem das Gros dezimiert ist — nicht wenigstens einige Vertreter der betroffenen Arten in kleinen Populationen weiterleben? Forscht man in der Stammesgeschichte des Lebens nach solchen Fällen, so findet man auch sie — allerdings nur vereinzelt. Der Quastenflosser als Urvater der landbewohnenden Wirbeltiere und andere »lebende Fossilien« wie der Ginkgobaum, gehören dazu. Aber das ist wirklich selten.
Denn je kleiner eine überlebende Gruppe wird, um so mehr droht ihr eine neue Gefahr: die Inzucht. Wenn die betroffenen Tiere dann auch noch auf engem Raum, zum Beispiel einer Insel, gemeinschaftlich wohnen und die Selektion wegen der konstanten Umwelt immer wieder die gleichen Typen bevorzugt, so ist ihr Schicksal meist rasch besiegelt.
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Inzucht führt, wie wir das von den Haustieren her kennen, über kurz oder lang zu verringerter Lebenstüchtigkeit. Vorhandene Leiden, Neigung zu Krankheiten und Schwächen aller Art können potenziert und per Saldo meist nicht wettgemacht werden von der Verstärkung positiver Eigenschaften, die natürlich auch stattfindet. Versiegt bei einer solchen isolierten Gruppe von »letzten Mohikanern« der Zustrom neuer Gene von außen, dann führt die Inzucht-Depression bald das restlose Ende herbei.
Unsicher freilich ist, wann der kritische Punkt dieser Entwicklung erreicht wird, der »Point of no return«: bei 1000, bei 500, bei 100 oder noch weniger Individuen? Hier bestimmen arteigene Merkmale wie Fortpflanzungsrate, Nachkommenzahl und ähnliches den Lauf des Geschehens mit.
Ein Schutz vor dem Aussterben ist nach alledem nur gegeben, wenn der Konstruktionstyp und Funktionsplan eines Organismus sich möglichst lange in ausgewogener Harmonie, in Balance mit sich selbst und seiner Umgebung befindet, und wenn es nicht zur Überspezialisierung kommt.
So könnte man mit einigem Vorbehalt folgern:
Überspezialisierungen wie Exzessivorgane sind Zeichen des nahenden Art- oder Gattungstodes. Und ich möchte nun die These wagen, daß auch das menschliche Großhirn ein solches Exzessivorgan ist, ein Organ, das von der Auslese zunächst längere Zeit gefördert worden ist, dann aber — seit etwa 100.000 Jahren — nur noch toleriert wurde. Ohne anatomische oder funktionelle Fortschritte zu machen, ist es zu einer stammesgeschichtlichen Belastung seiner Träger geworden, die unter seiner Regie eine zunehmend überlebensfeindliche Aktivität auf der Erde entfalten.
Für das Großhirn als Exzessivorgan, vergleichbar den zweckwidrig gekrümmten Stoßzähnen des Mammuts oder dem Verhalten der Brüllaffen, spricht einiges. Einmal verkörpert der Homo sapiens wie die meisten Tiere mit solchen Organen das körperlich nahezu größte Endglied einer stammesgeschichtlichen Entwicklungsreihe. Nur der Gorilla mit 1,90 Meter Körpergröße übertrifft ihn noch — aber der Mensch ist dabei, auch diesen Vorsprung aufzuholen. Seine durchschnittliche Körpergröße nimmt zu, die Pubertät tritt zunehmend früher ein und die endgültige Körpergröße wird heute im Leben des einzelnen infolge eines Vorganges, den wir Akzeleration nennen, eher erreicht.
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Eine in der Göttinger Frauenklinik unter Professor Heinz Kirchhoff durchgeführte Studie ergab, daß dieses Größerwerden schon im Mutterleib beginnt. Untersuchungen Kirchhoffs an rund 27.000 Geburten im Zeitraum von 35 Jahren zeigten eine Zunahme des durchschnittlichen Neugeborenen-Gewichts in dieser Zeit um 114,5 Gramm. Entsprechend verhielt sich die Kurve der Durchschnittslängen. Der Anteil der Babys mit Überlangen zwischen 57 und 59 Zentimetern stieg um 12 Prozent.
Die Akzeleration (vom lateinischen accelerare = beschleunigen) demonstrieren auch die für heutige Begriffe relativ kurzen Betten früherer Zeiten und die auffällig kleinen Ritterrüstungen aus dem Mittelalter. Unseren heutigen Frauen hat das alles eine unerfreuliche Belastung beschert. Laut Kirchhoff haben die akzeptierten Babys die Häufigkeit der Kaiserschnitt-Entbindungen deutlich ansteigen lassen.
Wir haben also ein Indiz dafür, daß der Mensch dabei ist, das vorläufig größte Endglied der Hominiden-Entwicklungsreihe zu werden, um damit ein wichtiges Begleitmerkmal für den Besitz von Exzessivorganen auszubilden.
Doch damit nicht genug. Der Homo sapiens hat — so peinlich es für uns sein mag — ein weiteres Exzessivorgan in Gestalt seines Penis. Nirgendwo unter seinen äffischen Verwandten finden wir ein Kopulationsorgan von solchen Ausmaßen, und wenn man die These Professor Kriegs im Hinblick auf Extrembildungen anwenden will, so läßt sich zumindest vermuten: Auch der menschliche Penis hat den funktionell notwendigen Ausbildungsgrad überschritten, einen schädlichen aber noch nicht erreicht. Darum wird er vergleichsweise noch »geduldet«. Dies nebenbei.
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Wichtiger für unser Problem ist das Gehirn, genauer: das Großhirn. Für das Exzessivverhalten des Großhirns spricht nicht nur seine Fähigkeit zum Abstrahieren, die weit über seine ursprüngliche Bestimmung als Überlebensorgan hinausgeht. Ein Hinweis dafür ist auch sein luxurierendes, sein unmäßiges Verhalten im geistig-seelischen Bereich. Stichpunktartig seien erwähnt die Extremformen des Hasses, wie man sie bei politischen und religiösen Fanatikern gegenüber Andersdenkenden findet, Formen der leidenschaftlichen wie der leidenden Liebe, wenn der eine für den anderen unerreichbar ist. Erwähnt seien die Exzesse der Strafjustiz wie die Hexenverbrennungen im Namen der Kirche, die wissenschaftlichen Leistungen wie die Konzeption der Allgemeinen Relativitätstheorie, die Entwicklung von Massenvernichtungswaffen, oder die imaginären Kräfte des Gehirns, wie sie sich etwa in der Kunst offenbaren.
Seinen eigentlichen Stempel als stammesgeschichtlich gefahrbringende Exzessivbildung erhält das Gehirn jedoch von anderswo. Es erhält ihn durch seine Eigenschaft als ruheloser Motor, der den Menschen zu überschießenden, umweltverändernden Aktionen antreibt, die — anfangs noch maß- und sinnvoll — jetzt auf eine Zerstörung der menschlichen Lebensgrundlagen hinauslaufen. Es erhält ihn aus seiner Unfähigkeit, die menschliche Massenvermehrung als gefährlichste Existenzbedrohung einzudämmen und aus seinem Unvermögen, die immer undurchsichtiger werdenden Verstrickungen im politischen, wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und technologischen Bereich zu entwirren und harmonisch zu steuern.
Die Konsequenzen daraus liegen auf der Hand.
Da der Mensch die natürliche Auslese überspielt hat und dem Kampf ums Dasein seiner biologischen Vorfahren entronnen ist, werden ihn Mechanismen zu Fall bringen, die nur bedingt Parallelen zu den historischen Beispielen aus dem Tierreich zulassen.
Grundsätzlich wird für den Menschen gelten, daß er auf die Dauer außerstande sein wird, unter jenen Umweltverhältnissen zu leben, die sein Großhirn auf der Erde geschaffen hat. Er wird eines Tages von der Erde verschwunden sein, nicht, weil ihm überlegene Konkurrenten erwachsen wären oder natürliche Umweltänderungen ihn bedroht hätten, sondern weil er sich mit seiner Massenvermehrung und seiner selbstgeschaffenen Umwelt systematisch in eine tödliche, unentrinnbare Gefahr begeben hat. Mit einem Satz: Er wird am Exzessiv-Verhalten seines Großhirns scheitern.
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Theo Löbsack 1974