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4/2006  -  Unsere undichten Häuser 

Wer hat das Haus so schlecht gebaut, mit Schaufeln und mit Spaten?
Goethe, Faust 2, Akt 5

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Diskutieren Sie mit den Führungskräften jeder beliebigen Industrie, die ihre Kohlendioxidemissionen nicht ausreichend senkt, und Sie werden immer dasselbe Argument hören: Es spielt keine Rolle, weil sie die nötigen Emissionsrechte kaufen können. So funktioniert eben der europäische Emissionshandel, und so wird auch das Rationierungssystem funktionieren, das ich im 3. Kapitel vorgeschlagen habe. Es stimmt, dass der Emissions­handel billiger und effizienter ist als ein System, bei dem jeder dieselben Einsparungen in seinem jeweiligen Bereich realisieren muss.

Aber während die Delegation der Verantwortung — zumindest theoretisch — ganz gut funktioniert, solange die Reduktionsziele bescheiden sind, werden bei höheren Vorgaben immer mehr Unternehmen ihre eigenen Emissionen reduzieren müssen, statt sich mit den Emissionsrechten anderer ein reines Gewissen erkaufen zu können. Eine Reduktion von 90 Prozent über alle Wirtschaftszweige hinweg bedeutet, dass jeder Sektor sich ungefähr in dieser Größenordnung einschränken muss.

Wenn beispielsweise die Emissionen, die durch den Transport auf dem Landweg entstehen, nur um 50 Prozent verringert werden, dann müssten alle anderen Wirtschaftszweige ihre Emissionen zum Ausgleich um 98,2 Prozent reduzieren. Ich glaube zwar, zeigen zu können, dass eine Reduktion um 90 Prozent im Bereich des Möglichen liegt, aber 98,2 Prozent sind einfach nicht zu realisieren. Wenn meine Vorschläge also funktionieren sollen, dann muss ich belegen können, dass 90 Prozent überall zu erreichen sind und nicht nur in einigen ausgewählten Sektoren.

Ich habe mir diese Aufgabe etwas einfacher gemacht, indem ich nur einige Wirtschaftszweige prüfe. Büros, Gaststättengewerbe und öffentliche Dienst­leistungen habe ich beispielsweise ausgeklammert, weil die für diese Bereiche erforderlichen Lösungen denen sehr ähnlich sind, die ich in den folgenden Kapiteln untersuche, und ich Sie nicht durch Wiederholungen langweilen will. Ich habe nur das Potenzial zur Reduzierung von CO2-Emissionen einiger weniger Wirtschaftszweige in den reichen Nationen untersucht, denn wenn ich das umfassend hätte tun wollen, dann wäre dieses Buch ziemlich dick geworden. Trotzdem werden hier die Aktivitäten abgedeckt, die für 60 Prozent unserer Emissionen verantwortlich sind. Und dazu gehören auch einige Branchen, in denen eine Reduktion besonders schwierig ist.

Bei dem, was ich ausgelassen habe, ist das Militär wahrscheinlich besonders kritisch, denn der Treibstoffverbrauch der Streitkräfte ist — je nach Perspektive — besonders schwer oder, jedenfalls auf dem Papier, besonders einfach einzuschränken. Das Überschallflugzeug ist möglicherweise die umwelt­schädlichste Technologie, die je entwickelt wurde. Und es wird kein einziges umweltfreundliches F-35-Kampfflugzeug geben. Wenn wir weiterhin solche Maschinen einsetzen, werden sie das Klima ebenso effektiv zerstören wie ihre Ziele. 

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Aber ich gehöre zu den Leuten, die glauben, dass unsere Streitkräfte erheblich reduziert werden sollten. Der größte Teil unserer Truppen hat keine defensiven Aufgaben im engen Sinne des Wortes. Da uns überzeugende Feinde — in Gestalt gut bewaffneter und aggressiver Nachbarstaaten — fehlen, glaube ich, dass Länder wie Großbritannien ihre militärischen Operationen in Übersee auf Friedensmissionen beschränken sollten. Das ist ebenso im Interesse der Umwelt wie im Interesse der öffentlichen Finanzen und des Weltfriedens. Aber ich verzichte auf eine eingehendere Untersuchung dieser Frage, weil dafür ein weiteres Buch erforderlich wäre.

In diesem Kapitel geht es um unsere Häuser und das Ausmaß, in dem ihre Kohlendioxidemissionen durch eine bessere Energieeffizienz verringert werden könnten. Da das Potenzial für eine Effizienzverbesserung nicht so groß ist, wie ich gehofft hatte, untersuche ich in den folgenden drei Kapiteln die Möglichkeiten, wie die Kohlenstoffemission bei der Erzeugung der Wärme und Elektrizität, die wir in unseren Häusern und in der Wirtschaft brauchen, verringert werden können. Ich versuche, zu zeigen, dass eine Kombination aus mehr Energieeffizienz und neuen Technologien bei der Energieerzeugung es ermöglicht, die Emissionen um 90 Prozent zu senken und doch das elektrische Licht und die Zentralheizung weiter zu nutzen. 

Im 8. Kapitel prüfe ich dann, wie wir die Emissionen bei Transporten auf dem Landweg (Straße und Schiene) um 90 Prozent senken können, und im 9. Kapitel mache ich dasselbe für den Flugverkehr. Im 10. Kapitel untersuche ich das Potenzial für eine Einsparung von 90 Prozent der Emissionen in zwei Branchen, die sehr viel Kohlendioxid produzieren: im Einzelhandel und in der Zementindustrie. 

Beginnen werde ich aber mit dem eigenartigen Problem der Energieeffizienz.

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Der am weitesten verbreitete und verständlichste Fehler, den Leute machen, die sich mit dem Problem der Emission von Treibhausgasen beschäftigen, ist die Annahme, Energieeffizienz sei gleichbedeutend mit einem geringeren Energieverbrauch. Wenn ein neues elektrisches Gerät 30 Prozent weniger Energie verbraucht als das alte, dann meinen die meisten, sie hätten diese 30 Prozent gespart. Ich habe das selbst geglaubt, bevor ich das Pech hatte, dem Khazzoom-Brookes-Postulat zu begegnen.

Dieses Postulat funktioniert so: Wenn sich die Effizienz verbessert, können Unternehmen mit derselben Menge Energie mehr Dienstleistungen produzieren. Das bedeutet, dass die Energiekosten für die einzelne Dienstleistung gesunken sind. Daraus ergeben sich zwei Effekte: Erstens steht jetzt Geld, das sonst für Energie ausgegeben worden wäre, für andere Zwecke zur Verfügung. Zweitens werden nun Prozesse, die vorher durch ihren hohen Energieverbrauch finanziell unattraktiv waren, deutlich attraktiver. Bei der Frage, wofür man das zusätzlich verfügbare Geld ausgeben will, entscheidet man sich deshalb sehr viel eher für Investitionen in energieintensive Prozesse. 

Das überraschende Ergebnis ist, dass mehr Energieeffizienz auf einem freien Markt den Energieverbrauch steigern könnte. Das klingt lächerlich, und als ich zum ersten Mal darüber las, suchte ich instinktiv nach Gegenargumenten. Aber die Fakten ließen das nicht zu.

Das Postulat hat seinen Namen von zwei Wirtschaftswissenschaftlern — Daniel Khazzoom und Len Brookes —, die ihre Theorie 1979 und 1980 aufstellten.2 Aber der Effekt selbst war schon lange vorher bemerkt worden. In seinem 1865 veröffentlichten Buch <The Coal Question> hatte Stanley Jevons Folgendes gezeigt: Nachdem für die Herstellung einer Tonne Eisen nur noch ein Drittel der bisher üblichen Kohlemenge benötigt wurde, »stieg der gesamte Kohleverbrauch in Schottland zwischen 1830 und 1863 um das Zehnfache«.3)

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Seit der Veröffentlichung von Jevons Buch hat sich die Energieeffizienz weltweit um rund 1 Prozent jährlich verbessert.4 Das ist nicht weiter überraschend. Die Dampfmaschine, die Thomas Newcomen 1712 baute, hatte eine Energieeffizienz von 0,5 Prozent.5 Ein guter Dieselmotor wandelt heutzutage 45 Prozent des zugeführten Brennstoffs in nützliche Arbeit um.6 Aber abgesehen von wenigen kleinen Ausnahmen bei Energiekrisen, die den Preis in die Höhe trieben, ist der gesamte Energieverbrauch während dieser Zeit stetig gestiegen. 

Zwischen 1980 und 2002 stieg der Energieverbrauch der dreißig reichsten Länder um 23 Prozent,7 sogar während sie ihre energieintensivsten Industrien in ärmere Länder verlagerten. Und es spricht einiges dafür, dass diese Entwicklung durch sinkende Energiekosten pro Dienstleistung verursacht wurde.8 Dass Khazzoom-Brookes-Postulat scheint zu erklären, warum Unternehmen bei ihren Bemühungen um Kosteneffizienz den Planeten nicht gerettet haben.

Betonen sollte ich dabei jedoch, dass es vorläufig nur ein »Postulat« ist, das von einigen Energieexperten stark angezweifelt wird. Aber ich will versuchen, meine Vorschläge so wasserdicht wie möglich zu machen. Und deshalb gehe ich von der Annahme aus, dass Khazzoom und Brookes recht haben. Wenn sie sich irren, schadet das meinen Vorschlägen nicht. Wenn sie aber recht haben und wir ihre Argumente ignorieren, dann besteht die Gefahr, dass wir ein System zur Reduzierung von Kohlendioxidemissionen einfuhren, das nicht funktioniert.

Das Postulat besagt etwas Ähnliches — wenn auch nicht genau dasselbe — wie das andere große Paradoxon der Energieeffizienz, der so genannte Rebound-Effekt. Während sich Khazzoom-Brookes auf die Wirtschaft als Ganzes auswirkt (die makroökonomische Ebene), macht sich der Rebound-Effekt nur bei Ihren individuellen Finanzen bemerkbar (die mikroökonomische Ebene). 

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Wenn Sie in einem gut isolierten Haus wohnen, brauchen Sie weniger Öl oder Gas, um eine bestimmte Zimmertemperatur zu erreichen. Aber bei geringeren Heizkosten werden Sie versucht sein, die Temperatur zu erhöhen. Automotoren sind weitaus effizienter als früher, aber während der vergangenen zwanzig Jahre ist der Benzinverbrauch kaum gesunken. Die insgesamt geringeren Spritkosten erlaubten es den Herstellern, größere, schwerere und schnellere Autos zu bauen und sie mit zusätzlichem Komfort auszustatten: Servolenkung, Klimaanlage und heizbare Heckscheiben.

Der Rebound-Effekt wirkt sich insgesamt nicht so stark aus wie die angenommenen Folgen auf makroökonomischer Ebene. Während das Khazzoom-Brookes-Postulat davon ausgeht, dass der Energieverbrauch als Folge der verbesserten Effizienz steigt, sorgt der Rebound-Effekt lediglich dafür, dass der Energieverbrauch nicht so stark sinkt, wie er es anderenfalls tun würde.51 Er wird auch weniger kontrovers diskutiert als das Postulat.

Diese Paradoxe werden von den meisten Umweltschützern einfach ignoriert. In ihrem Buch <Öko-Kapitalismus> machen sich — die in anderer Hinsicht durchaus innovativen und konsequenten — Autoren Paul Hawken sowie Amory und Hunter Lovins beispielsweise daran, »den lange gehegten Glauben zu zerstören, dass wichtige wirtschaftliche Werte und Verantwortung für die Umwelt nicht miteinander zu vereinbaren sind«.10) Eins der von ihnen angeführten Beispiele, mit denen sie zeigen wollen, wie mehr Energieeffizienz sowohl für die Wirtschaft als auch für die Umwelt gut sein könnte, ist der Luftverkehr

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Um »Flugsteige und die Nadelöhre im Luftverkehr zu monopolisieren«, zwingen im Moment viele Fluggesellschaften ihre Passagiere, an großen Flughäfen umzusteigen, um schließlich mit einer zweiten oder dritten Maschine an ihr Ziel zu gelangen. Würde man jedoch »kleinere Flugzeuge in größerer Zahl [einsetzen], die ihre Zielorte jeweils direkt vom Abflughafen ansteuern«, dann »würden Flugreisen weniger kosten, weniger Kerosin verbrauchen, weniger Lärm verursachen und die Fluggäste ungefähr doppelt so schnell von einem Ort zum anderen bringen«.11)

Das ist sicher richtig. Aber wenn Flugreisen billiger und schneller werden, dann gibt es noch mehr Leute, die sie nutzen wollen, und der Nettoeffekt wird wahrscheinlich ein Anstieg der Emissionen sein. Die Autoren erwähnen sogar ein gutes Beispiel von Southwest Airlines: Die Fluggesellschaft hat ihre Profite erhöht, weil sie ihre Kunden schneller befördert.12) Tatsächlich hat sie ihre Profite erhöht, weil sie jetzt als Folge der verbesserten Effizienz mehr Fluggäste befördert. Aber diese Konsequenz wird übersehen.

Das heißt natürlich keineswegs, dass wir uns nicht um mehr Energieeffizienz bemühen sollten. Die Paradoxe zeigen jedoch: Ohne eine angemessene Regierungspolitik ist sie nicht nur Zeitverschwendung, sondern kontraproduktiv. Im Januar 2006 haben beispielsweise die Regierungen von Australien, den Vereinigten Staaten, China, Indien, Japan und Südkorea ihre so genannte Asia-Pacific Partnership on Clean Development and Climate gestartet. Diese Partnerschaft, von Australien und den USA als Alternative zum Kyoto-Protokoll entwickelt, unterscheidet sich von jener Vereinbarung dadurch, dass sie keine bindenden Ziele für die Reduzierung der Kohlendioxidemissionen enthält. Stattdessen verlässt man sich vollständig auf die Entwicklung und den Austausch neuer Technologien, die Energie und Kohlenstoffsparen sollen.13 Das Khazzoom-Brookes-Postulat lässt befürchten, dass dieser Ansatz nicht funktionieren kann.

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Hier finden wir also ein weiteres starkes Argument für ein System der Rationierung. Wenn die Effizienz für uns statt gegen uns arbeiten soll, dann muss die von der Wirtschaft verbrauchte Kohlenstoffmenge eingeschränkt werden. Und das einzige faire Mittel besteht darin, jedem einen gleichen Anteil zuzugestehen. Nur dann ist Energieeffizienz wirklich sinnvoll.

Wenn es um Häuser geht, glaube ich, ein drittes Paradox entdeckt zu haben: Gesetzliche Regelungen erhöhen insgesamt die menschliche Freiheit. Das war nichts, was ich finden wollte. Ich bin darüber gestolpert, als ich eine andere Entdeckung machte: dass mein Haus eine ökologische Katastrophe ist.

Nachdem wir dieses Haus zwei Jahre zuvor gekauft hatten, musste ich allmählich feststellen, dass es kaum eine Krankheit gibt, unter der es nicht leidet. Weder die Wände noch die Böden sind isoliert, die Fenster klappern, in der Dachisolation gibt es Lücken von 20 Zentimetern, und die Lampen sind in die Zimmerdecken eingebettet — was bedeutet, dass sie einen großen Teil der verbrauchten Elektrizität dafür verschwenden, die Unterseite der Bodenbretter zu erhellen.

Wir haben das Haus von einem Bauträger übernommen. Dieser hatte es dem Sohn einer alten Frau abgekauft, die dort gestorben war. Damals war das Haus eine Ruine, und der Bauträger muss ungefähr 60.000 Pfund für die Instandsetzung investiert haben. Hätte er nur 1000 Pfund mehr investiert, dann wäre meine Gasrechnung jetzt lediglich halb so hoch. Die Dachisolation richtig anzubringen hätte ihn fast nichts gekostet. Die Wände ordentlich zu isolieren wäre teurer geworden, aber einen Teil der Kosten hätte er durch die Installation einer Standardbeleuchtung statt der aufwendig in die Decke eingelassenen Lampen wieder einsparen können. Und da die Böden sowieso ausgetauscht wurden, wäre eine Isolierung darunter auch keine Affare gewesen.

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Aber wenn wir jetzt das tun wollten, was er versäumt hat, dann müssten wir das Haus wieder völlig auseinandernehmen. Decken und Böden müssten ausgetauscht, Einbauregale und Schränke von den Wänden gerissen werden; und für die Zeit der Bauarbeiten müssten wir ein anderes Haus mieten. Alles zusammen würde uns ungefähr 20.000 Pfund kosten, ohne dass der Marktwert unseres Hauses dadurch stiege. Wenn wir das Geld übrig hätten, wäre es sinnvoller in einem Windrad auf einem Berg angelegt.

Ironischerweise haben wir dieses Haus aus ökologischen Erwägungen gekauft. Es liegt nahe am Stadtzentrum und ist gut über Radwege und mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu erreichen, sodass wir kein Auto brauchen. Es hat reichlich Tageslicht und liegt keine 100 Meter von den nächsten Kleingärten entfernt, sodass ich Gemüse ohne zusätzliche Kohlendioxidemissionen anbauen kann. Aber weil die Entscheidungen des Bauträgers bei der Instandsetzung nicht eingeschränkt waren, hatten wir keine große Wahl. In meiner Stadt, wo die ältesten Häuser dem Zentrum am nächsten liegen, findet man fast kein energieeffizientes Haus, dessen Lage es uns ermöglichen würde, ein Leben zu führen, bei dem man wenig Kohlenstoff verbraucht.

Weil er das Haus instand gesetzt hat, statt es völlig neu zu errichten, brauchte der Bauträger nur wenige und keine besonders strengen Regelungen zu beachten.14 Und sogar die, nach denen er sich hätte richten müssen, wurden nicht durchgesetzt, wie wir inzwischen festgestellt haben.

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Wenn ein Haus auf einen hohen Standard nachgerüstet wird, dann sollte das Ergebnis zwanzig bis dreißig Jahre halten. Während dieser Zeit werden dort drei oder vier Familien leben, denn in Großbritannien ziehen die Leute durchschnittlich alle sieben Jahre um.15 Anders gesagt: Strengere Auflagen würden eine Familie verpflichten, das Haus ordentlich zu sanieren, während drei oder vier andere wesendich weniger für die Heizung zu zahlen hätten. Sogar innerhalb eines ansonsten wenig regulierten Systems, wie es bei einer Kohlenstoffrationierung möglich ist, würden strengere Bauauflagen zu einem Nettozuwachs an menschlicher Freiheit führen.

Aber die britische Regierung ist immer noch dabei, ihr ideologisches Loch zu graben, und beharrt darauf, strengere Auflagen seien ein »unbefugter EingrifFin den Markt«,16 der die Menschen daran hindern würde, nach ihren eigenen Vorstellungen zu leben. Als Bauministerin Yvette Cooper gedrängt wurde, für die Instandsetzung von Häusern angemessene Energieeffizienzstandards einzuführen, erklärte sie, das würde zu einer »unnötigen Vergoldung« führen.17 Daran erinnere ich mich jedes Mal, wenn ich meine Gasrechnung sehe.

Es hat einiges mit diesem massiven Versagen des Staates zu tun, dass unsere Häuser einen so großen Anteil an unserem Energieverbrauch haben. Der gesamte Energieverbrauch in Großbritannien stieg zwischen 1990 und 2003 um 7,3 Prozent, in unseren Häusern jedoch um 19 Prozent.18 Insgesamt verbrauchen die Haushalte 31 Prozent des nationalen Energiebedarfs.19 Davon werden wiederum 82 Prozent für Heizung und warmes Wasser benötigt.20 Seit 1970 ist dieser Anteil um 36 Prozent gestiegen.21

Ein Teil des erhöhten Energieverbrauchs für Raumwärme ist darauf zurückzuführen, dass wir die Durchschnittstemperatur gesteigert haben, zwischen 1991 und 2002 von 15,5 auf 19 Grad.22 Das ist eine gute Sache: Viele Leute, vor allem ältere, haben in Häusern gewohnt, die lebensgefährlich kalt waren.

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Aber es hätte ein Leichtes sein sollen, denselben Effekt mit sehr viel weniger Heizenergie zu erreichen. Später werde ich in diesem Kapitel noch zeigen, dass es Häuser gibt, die ohne jede Heizung eine Durchschnittstemperatur von mehr als 19 Grad halten können. Aber die meisten britischen Häuser sind wie Heißluft-tunnel: Sie wärmen uns fast zufällig, während die Hitze an uns vorbei auf die Straße strömt.

In Großbritannien gibt es siebzehn Millionen Gebäude mit Hohlwänden, aber nur bei sechs Millionen sind die Hohlwände isoliert.23 Wenn man nun davon ausgeht, dass das Einbringen von Mineralfasern zwischen die Ziegelsteine so billig ist, dass es sich binnen zwei bis fünf Jahren auszahlt,24 dann müssen jene 65 Prozent der Hauseigentümer, die darauf verzichten, so arm sein, dass sie kein Geld dafür übrig haben, so schlecht informiert sein, dass sie noch nie etwas davon gehört haben, in der Vorstellung leben, dass jemand anders (der Mieter) die Heizkosten zahlt, oder ein perverses Vergnügen daran haben, Geld durch den Schornstein zu jagen. Im Jahr 2002 hatten 10 Prozent aller Häuser noch überhaupt keine Isolation von Wänden, Böden oder Dächern.25 Dieser miserable Umstand war Anlass für die beste Untertreibung, die ich je im Radio gehört habe: »Im Bereich der Wärmedämmung von Häusern liegt Großbritannien zurück.«

Im Jahr 2004 verkündete die britische Regierung, sie werde jeden, der sein Haus erweitern wolle, zur Verbesserung der wärmedämmenden Eigenschaften des gesamten Gebäudes verpflichten.26 Die Logik war ziemlich klar: Wenn das Haus größer wird, sich sonst aber nichts ändert, dann wird es mehr Wärme verlieren. Mit einer besseren Isolation für den Rest des Hauses würde man den Effekt der Erweiterung kompensieren. 

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Aber dieser Plan wurde zusammen mit verschiedenen anderen fortschrittlichen Maßnahmen in letzter Minute fallen gelassen, als man die neuen Bestimmungen im September 2005 veröffentlichte. Wie Andrew Warren, der Chef der Association for the Conservation of Energy, bemerkte: "Die Baubestimmungen werden spät in Kraft treten, und sie sind beachtlich und gezielt abgeschwächt worden".27) 

Sogar die Bestimmungen für den Bau neuer Häuser, deren Durchsetzung weitaus weniger politische Kopfschmerzen verursachen würde, sind nicht so streng wie von der Regierung ursprünglich vorgesehen. Ursprünglich sollte der Energieverbrauch um 25 Prozent gesenkt werden, aber jetzt werden es — sogar bei entsprechender Durchsetzung — bestenfalls 18 Prozent sein.28 Beide Ziele sind erbärmlich.

Häuser, die den Baubestimmungen in Norwegen und Schweden entsprechen, brauchen nur ungefähr ein Viertel der Energie von Häusern, welche die Standards in England und Wales erfüllen.29 In Schweden waren die Baubestimmungen schon 1978 strenger, als sie heute in Großbritannien sind.20 In Deutschland ist der Standard für die Luftdurchlässigkeit — der festlegt, wie undicht ein Haus sein darf — dreimal so streng wie in Großbritannien.21

Meist werden nicht einmal die kläglichsten Regeln durchgesetzt. Die ersten Bestimmungen zur Förderung der Energieeffizienz wurden 1985 eingeführt, aber seitdem hat es keine einzige Strafe wegen irgendwelcher Verstöße gegeben.32 Bei einer Untersuchung durch das Building Research Establishment wurde festgestellt, dass 43 Prozent der geprüften neuen Gebäude, denen ein Zertifikat bescheinigte, dass sie den Bestimmungen entsprachen, eigendich hätten durchfallen müssen.33 Professor David Strong, der Leiter des Establishment, beobachtet, dass in vielen neuen Häusern die Dämmstoffe auf dem Dachboden liegen, aber noch nicht einmal ausgepackt wurden, weil die Hauseigentümerwissen, dass niemand sie kontrolliert.34

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Das liegt zum Teil daran, dass die Regierung den Bauherren erlaubt hat, sich ihre Zertifikate von privaten Firmen zu besorgen. Während früher nur die örtlichen Behörden für die Durchsetzung der Bestimmungen zuständig waren, kann man jetzt einen »anerkannten Inspektor« dafür bezahlen, dass er das Haus zertifiziert. Die Inspektoren konkurrieren um Aufträge, und ihre Beurteilung der Energieeffizienz, so betont Strong, »ist rein subjektiv«.35 Das unvermeidliche Ergebnis ist, dass sie nicht als zu streng gelten wollen, weil sie sonst keine Aufträge mehr von den Bauherren bekommen.36 Nicht nur in Großbritannien hat sich dieses Verfahren als katastrophal erwiesen. Sogar in Schweden sind die Standards gesunken, seit die Inspektionen von privaten Unternehmen durchgeführt werden.37

Es ist tatsächlich schwer zu erkennen, welcher Anreiz die Bauherren bewegen sollte, sich an die Bestimmungen für Energieeffizienz zu halten. Das Risiko, erwischt zu werden, ist gering, und wenn es doch einmal passiert, gibt es keine Strafe. Während die Käufer eines neuen Hauses dagegen versichert sind, dass andere Bestimmungen nicht eingehalten werden, gibt es keine Versicherung, die das Risiko abdeckt, dass ein Haus nicht den Standards für Energie­effizienz entspricht; und deshalb brauchen die Bauherren auch keine Regressansprüche von Versicherungsgesellschaften zu befürchten.38 Und ein Haus schlecht zu bauen ist einfach billiger, als es gut zu bauen.

Während ich dieses Buch schreibe, läuft gegen Großbritannien ein Verfahren der Europäischen Gemeinschaft, weil das Land es bisher versäumt hat, die neue Richtlinie für Energieeffizienz in Gebäuden umzusetzen.39 

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Neben anderen vernünftigen Ideen hat die Richtlinie auch die Forderung nach einem Energiepass für Häuser zum Inhalt: Für den Käufer soll die Energie­effizienz eines Hauses erkennbar sein. Aber wir haben schon ein ähnliches System (die SAP oder Standard assessment procedure), das im Rahmen der Baubestimmungen durchgesetzt werden sollte. Bei einer Untersuchung von Forschern der De Montfort University stellte sich jedoch heraus, dass 98 Prozent der Bauherren den Käufern nicht die Informationen geben, auf die sie Anspruch haben.40

Der Grund für alle diese Missstände ist simpel. David Strong sagt, die niedrigen Standards seien »das Ergebnis einer sehr effektiven Lobbyarbeit in Großbritannien durch Organisationen ..., die kein Interesse daran haben, dass sich die Baupraktiken oder die Qualität der Häuser wirklich ändern«.41

Es gibt einige gute Bauträger in diesem Land, aber die Regierung hat sich auf die Seite der schlechten geschlagen; und das führt dazu, dass gutes Bauen fast unmöglich wird. Denn die Baubestimmungen sind zwar nicht geeignet, für einen Mindeststandard zu sorgen, aber sie schreiben sehr wohl einen maximalen Standard fest: Wenn der Kunde es nicht ausdrücklich fordert, wird kein Bauherr ein Haus besser ausstatten, als es die Bestimmungen vorschreiben.

Besonders frustrierend ist dabei, dass, noch während die britische Regierung unsere bescheidenen Standards festlegte, anderenorts neue Gebäude errichtet wurden, die zeigen, dass es ein erstaunliches Potenzial für Energieeinsparungen gibt. Der Prototyp ist das so genannte Passivhaus, das Ende der achtziger Jahre in Deutschland entwickelt wurde.

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Es gibt kein verbindliches Design für ein Passivhaus; äußerlich ist es von anderen modernen Häusern oft kaum zu unterscheiden. Aber wenn man solche Häuser betritt, stellt man bald etwas Merkwürdiges fest: Sie haben keine aktiven Systeme zur Heizung oder Kühlung.42 Es gibt keine Radiatoren, keine Klimaanlagen, ja nicht einmal einen Kaminofen. Die benötigte Wärme wird vom Sonnenlicht produziert und kommt durch die Fenster herein, und sie stammt von den Körpern der Menschen, die dort leben.

Das klingt nach einer Formel für Elend, aber eine Untersuchung von über hundert Passivhäusern hat gezeigt, dass sie während des kalten Winters in Deutschland eine mitüere Raumtemperatur von 21,4 Grad aufwiesen.43 Es war dort also wärmer, als es durchschnittlich in einem britischen Haus ist. Sogar in den nichtbewohnten Häusern der Studie lag die Temperatur im Winter bei 17 Grad, und im Sommer wurde es selten wärmer als 25 Grad.44)

Bei diesen Konstruktionen ist keine Magie im Spiel, und sie benötigen auch nur wenig an innovativer Technologie. Beim Bau muss man lediglich dafür sorgen, dass die »Hülle« des Hauses — der Teil, der das Wetter draußen hält — so luftdicht wie möglich ist und keine »Wärmebrücken« enthält. Eine Wärmebrücke ist ein Material, das die Wärme leicht vom Inneren des Hauses nach außen leitet. An jeder Stelle — sogar dort, wo die Wände auf den Boden oder das Dach treffen — muss der Kontakt mit den Außentemperaturen durch isolierende Stoffe unterbrochen werden.

Das bedeutet nicht, dass ein solches Haus eine versiegelte Schachtel sein müsste. Unsere langsamen, aber stetigen Fortschritte bei der Abdichtung unserer Häuser stehen im Verdacht, Asthma zu fördern. Passivhäuser haben ein automatisches Belüftungssystem, welches sicherstellt, dass die Luft im Haus alle drei bis vier Stunden ausgetauscht wird.45 

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Sie benutzen dazu ein Wärmeaustauschsystem: Die kalte Luft, die nach drinnen gelangt, wird über die Warmluft geleitet, die das Haus verlässt, und nimmt dabei 80 Prozent von deren Wärme auf. (Dieser Prozess verbraucht Energie, aber sehr viel weniger als eine konventionelle Heizung.) Um das System noch effektiver zu machen, kann man die Frischluft durch Rohre im Boden leiten,46 der im Winter wärmer und im Sommer kühler als die Luft ist. Entscheidend ist in jedem Fall, dass die Wärmeaustauschsysteme die einzigen Stellen sind, an denen der Luftaustausch stattfindet.

Ebenfalls wichtig sind die Fenster. In der nördlichen Hemisphäre sollten sie überwiegend auf der Südseite des Hauses liegen und dessen Größe sorgfältig angepasst sein. Wenn sie zu klein sind, wird es im Haus zu kalt; wenn sie zu groß sind, wird es zu warm. Die Fenster sollten für ungefähr ein Drittel der Raumwärme sorgen.47 Damit sie mehr Wärme aufnehmen, als sie abgeben, müssen sie dreifach verglast und optimal isoliert sein. Das Haus sollte außerdem eine hohe »thermische Masse« haben: Die Materialien sollten Hitze speichern können, sodass die tagsüber aufgenommene Sonnenwärme auch während der Nacht weiterzirkulieren kann.

Effizient ausgestattet, sollten Passivhäuser alles in allem ungefähr drei Viertel der Energie einsparen, die ein gewöhnliches modernes Haus derselben Größe braucht.48 Die zusätzlichen Baukosten belaufen sich auf höchstens 10 Prozent der üblichen Summe.49 Die zwanzig Passivhäuser einer Siedlung in Freiburg mit einer Energieersparnis von 79 Prozent haben beispielsweise nur 7 Prozent mehr gekostet als ein typisches Haus derselben Art.50 Einige Architekten behaupten, sie hätten die zusätzlichen Baukosten auf null reduziert.51 Die Kosten können trotz der höheren Standards und einiger teurer Elemente (wie etwa die Fenster oder die Isolation) deshalb so niedrig gehalten werden, weil man keine Heizung und keine Klimaanlage benötigt.

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Würde jedes Haus bis 2030 auf magische Weise in ein Passivhaus verwandelt, dann könnten wir das Ziel einer Verringerung der Kohlendioxidemissionen um 90 Prozent im Haushalt schon fast erreichen, noch bevor wir uns dem restlichen Energieverbrauch in diesem Bereich zuwenden. Das wäre natürlich nur möglich, wenn wir dafür nicht alle vorhandenen Häuser abreißen und neu bauen müssten (weil dabei eine riesige Menge Kohlenstoff verbraucht wird). Aber es ist schockierend zu sehen, wie lange es dauert, bis die Energieeffizienz wenigstens bei Neubauten verbessert wird.

Es gibt inzwischen 4000 Passivhäuser in Deutschland, 1000 in Österreich52 und einige hundert anderswo. In Großbritannien sind sie, von wenigen möglichen Ausnahmen abgesehen, auf eine Siedlung im Süden Londons beschränkt und wurden von Bill Dunster errichtet, dem Mann, den ich in der Einleitung zu diesem Buch kritisiert habe. Zum Glück ist seine Architektur zuverlässiger als seine Behauptungen über Windräder. Das Beddington Zero Energy Development (BedZed), das er entworfen hat, braucht zwar noch Heizenergie, aber nur ungefähr 10 Prozent der Menge, die gewöhnliche Häuser derselben Größe benötigen würden,53 und diese Energie stammt aus Holzschnitzeln von Bäumen, die von der Gemeinde beschnitten werden.54 (Wenn die Holzschnitzel verbrannt werden, erzeugen sie auch einen Teil der von BedZed benötigten Elektrizität.)

Dunster hat einige geschickte Problemlösungen entwickelt und eingebaut: Die Isolierung für die Heißwassertanks wird beispielsweise nicht direkt um die Tanks selbst gewickelt, sondern kleidet die Schränke aus, in denen sich die Tanks befinden. Die Leute können diese Schränke benutzen, um ihre Kleidung zu lüften, ohne dass dabei viel Wärme von den Tanks verloren geht.

Wenn man längere Zeit weg war und das Haus nun schnell

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aufheizen will, kann man die Lüftungsschlitze für ein oder zwei Stunden offen lassen.55

Dunster hat auch versucht, Wasser zu sparen (indem er Regenwasser von den Dächern sammelt), und er empfiehlt den Leuten, ihre Autos so wenig wie möglich zu benutzen. Zur Siedlung gehören auch Büros (die ebenfalls dem Passivhausstandard entsprechen), ein Wagenpark zum Carsharing sowie Geh- und Radwege. Obwohl zu jeder Wohnung ein eigener Garten gehört, ist BedZed (mit 99 Wohnungen und Arbeitsräumen für hundert Personen) genauso dicht bebaut wie alle Wohngebiete im Zentrum von London. Häuser wie diese könnten fast überall stehen.

Wie die Regierungen in vielen anderen reichen Nationen fordert auch die britische möglichst viele Neubauten — 1,2 Millionen bis 2016 —, um genügend Wohnraum für Leute zu haben, die ihre Familien verlassen wollen. Es ist schwer einzusehen, warum alle diese neuen Häuser nicht nach dem Passivhausstandard gebaut werden können. Wenn das nicht geschieht, dann wird der Energieverbrauch in Wohnräumen den Klimawandel bis 2030 wahrscheinlich mächtig anheizen,56 denn — vorausgesetzt, es ändert sich sonst nichts — mehr Häuser bedeuten einen höheren Energieverbrauch. Aber eine weite Verbreitung von Niedrigenergiehäusern kann es nur geben, wenn die Baubestimmungen das zwingend vorschreiben. Man müsste also einen Termin für die Einführung allgemein verbindlicher Passivhausstandards fesdegen — ich schlage 2012 vor — und bis dahin jedes Jahr die geltenden Standards entsprechend höherschrauben. Das wäre ein massiver Anreiz für die Bauindustrie, in Forschung und Entwicklung zu investieren und ihre Arbeiter entsprechend auszubilden. Derzeit werden Häuser noch auf eine Weise gebaut, die schon um 1900 üblich war, als mein eigenes Haus errichtet wurde.

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Wenn unsere Regierungen sich weigern, auf die Einhaltung der Baubestimmungen zu achten, werden sie nicht nur jedes Rationierungssystem zunichtemachen, auf das wir vielleicht hoffen, sondern auch jede sinnvolle Einschränkung von Kohlendioxidemissionen. Wenn die Menschen in Häusern wohnen, in denen es ihnen nicht möglich ist, ihren Kohlenstoffverbrauch massiv einzuschränken, werden sie es nicht einmal akzeptieren, ihre Emissionen um 30 Prozent zu reduzieren, ganz zu schweigen von 90 Prozent. Eine Einschränkung des Kohlenstoffverbrauchs ohne vernünftige Baubestimmungen läuft letztlich auf die Forderung hinaus, dass die Leute sich um einen glimmenden Holzscheit hocken sollten, um sich daran zu wärmen.

Aber das Problem, neue Häuser mit mehr Energieeffizienz zu bauen, ist leicht zu lösen — verglichen mit der Frage, was wir mit den existierenden Häusern anfangen sollen.

Nur wenige Neubauten in Großbritannien ersetzen bereits vorhandene Häuser. In diesem Land werden jedes Jahr rund 160.000 Neubauten errichtet, aber nur 15.000 alte Häuser — 0,06 Prozent des Gesamtbestandes von 25,5 Millionen — werden abgerissen.57 Das bedeutet, wir würden ungefähr 1700 Jahre brauchen, um die heute existierenden Häuser zu ersetzen. Das Environmental Change Institute der Oxford University hat 2005 vorgeschlagen, diese Rate auf das Vierfache zu steigern, damit wenigstens eine gewisse Hoffnung besteht, das bescheidenere Ziel (eine Verringerung der Kohlendioxidemissionen um 60 Prozent bis 2050) zu erreichen, das sich die Regierung gesetzt hat.58 Das führte zu einer erheblichen Kontroverse, denn es gibt durchaus Leute, die behaupten, dass der zusätzliche Kohlenstoffverbrauch für den Abriss und Neubau dieser Häuser größer ausfallt als die Kohlenstoffersparnis durch neue Häuser mit verbesserter Energieeffizienz. 

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Aber irgendetwas müssen wir unternehmen, weil ungefähr zwei Millionen britische Häuser offenbar nicht mehr kosteneffektiv saniert werden können (ihr SAP-Index liegt bei weniger als 30 von 120 möglichen Punkten).59

Es gibt kaum einen deutlicheren Hinweis auf die geringe Priorität, die energieeffiziente Häuser haben, als das vollständige Fehlen jeglicher Forschung zu der Frage, welche Energiekosten es verursachen würde, ineffiziente Häuser entweder abzureißen oder sie stehen zu lassen. Der Bericht des Environmental Change Institute erwähnt zwei Papiere, die seine eigene Behauptung stützen, dass »sich beim Ersatz eines alten, ineffizienten Hauses durch ein neues effizientes die ... in den Bauprozess investierte Energie innerhalb weniger Jahre amortisieren wird«.60 Aber in keiner der beiden genannten Quellen steht etwas davon (eine bietet einen direkten Vergleich nur für »Material aus Holz«, die andere untersucht lediglich die Energiekosten der Wärmedämmung).01,62

Auf alle Fälle müssen wir von der Annahme ausgehen, dass die überwiegende Mehrheit der heute existierenden Häuser auch 2030 noch stehen werden, sodass der größte Teil der Arbeit samt allen damit verbundenen Schwierigkeiten innerhalb dieser vorhandenen Häuser anfallt. Ich habe schon vorgeschlagen, aufweiche Weise man das schaffen könnte: Wir brauchen Baubestimmungen für die Sanierung. Darin müsste beispielsweise geregelt werden, dass bei jeder Erneuerung von Böden, jedem neuen Verputzen der Wände und bei jeder Dachrenovierung gleichzeitig für die erforderliche Wärmedämmung gesorgt wird, um undichte Stellen zu stopfen und Kältebrücken zu beseitigen. Zwar kann keine Sanierung unsere vorhandenen Häuser auf einen Passivhausstandard bringen, aber die Regierung schätzt das »technische Potenzial« für die Energieeinsparung auf durchschnittlich 40 bis 42 Prozent für den gesamten Hausbestand.63

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Diese Zahlen bezeichnete das House of Lords bei einer Untersuchung der betreffenden Fragen als »relativ konservativ«.64

Eine unbeabsichtigte Konsequenz sehr viel strengerer Baubestimmungen für die Sanierung von Häusern wäre natürlich die Möglichkeit, dass die Eigentümer auf jede Art von Renovierung verzichten, sodass die Häuser letztlich noch weniger energieeffizient blieben, als sie es bei nicht so strengen Auflagen wären. Ein System der Rationierung von Kohlenstoff würde einen starken Anreiz für die Sanierung darstellen, aber im Hinblick auf die hohen Kosten könnten einige ergänzende Maßnahmen notwendig werden. Die Regierung könnte beispielsweise einen Nachlass auf die Stempelsteuer gewähren — das ist die Steuer, die britische Bürger beim Verkauf ihrer Häuser zahlen müssen —, um einen Teil der Sanierungskosten aufzufangen.65

Die britischen Gas- und Elektrizitätsversorger sind verpflichtet, mit einem Teil ihrer Profite den Haushalten zu helfen, ihre Energierechnungen zu senken (das bezeichnet man als »Energy Efficiency Commitment«).66 Zwar ist nicht ganz klar, ob das zu nennenswerten Ersparnissen führt, aber es ist ein gutes Beispiel für einen Anreiz, der die Regierung nichts kostet. (Theoretisch werden dadurch die Kohlendioxidemissionen um 0,7 Millionen Tonnen reduziert — von 40 Millionen Tonnen, die unsere Häuser produzieren.67 Das ist leider nicht mehr als die Hälfte der zusätzlichen Kohlendioxidemissionen, die jedes Jahr durch neue Häuser entstehen. Aber selbst diese Ersparnis könnte eine Illusion sein: Die Regierung hat keine Möglichkeit festzustellen, wie viel davon durch den Rebound-Effekt verloren geht.68)

Verglichen mit den Programmen anderer Länder, sind unsere Maßnahmen jedoch hoffnungslos. Kurz nachdem Angela Merkel im November 2005 Bundes­kanzlerin geworden war, verkündete sie, die deutsche Regierung würde 1,4 Milliarden Euro pro Jahr ausgeben, um sicherzustellen, dass 5 Prozent der vor 1978 gebauten Häuser so saniert werden könnten, dass sie den hohen Standards für Energieeffizienz entsprechen: Binnen zwanzig Jahren soll jedes deutsche Haus luftdicht und gut isoliert sein.

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Ein besonderes Problem sind die angespannten Beziehungen zwischen Vermietern und ihren Mietern. Weil gewöhnlich die Mieter für Strom und Heizung zahlen, haben die Vermieter wenig Interesse daran, in den Häusern für mehr Energieeffizienz zu sorgen. Deshalb würde ein System der Rationierung den Mietern gegenüber extrem unfair sein: Sie hätten dann vielleicht einen starken Anreiz, möglichst viel Energie im Haushalt zu sparen, aber nicht die Möglichkeit, entsprechend zu handeln.

Es sind schon verschiedene Maßnahmen vorgeschlagen worden, mit deren Hilfe man die Vermieter bewegen könnte, die Energie­effizienz ihrer Häuser zu verbessern, und die Regierung hat sogar einen Steuervorteil für sie eingeführt (sie können die Kosten für Wärmedämmung von der Einkommensteuer abziehen69). Aber ich glaube nicht, dass wir allzu viel Mitgefühl haben sollten. Private Eigentümer sind bereits verpflichtet, für verschiedene Sicherheitseinrichtungen (wie feuersichere Türen und Feuertreppen) zu sorgen, bevor sie ein Haus vermieten, und niemand bestreitet, dass sie für die betreffenden Kosten aufzukommen haben. Ich finde, jedes Haus, das vermietet werden soll, müsste erst einmal bestimmten Energiestandards entsprechen, und der Eigentümer sollte verpflichtet sein, die Kosten für eine eventuell notwendige Nachrüstung zu übernehmen.

Aber wie sehr wir auch die Bausubstanz unserer Häuser verbessern, es besteht immer noch die Gefahr, dass der Stromverbrauch in ihrem Inneren steigt, weil wir uns immer mehr elektronische Geräte anschaffen.

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In den 31 Jahren zwischen 1974 und 2005 ist der Stromverbrauch für Beleuchtung und elektrische Geräte in den privaten Haushalten um 2 Prozent jährlich gestiegen.70 Die privaten Haushalte verbrauchen jetzt ein Viertel der gesamten Elektrizität in Großbritannien. Das hat teilweise damit zu tun, dass wir mehr technische Geräte als früher besitzen (zwischen 1990 und 2003 ist die Zahl der Haushalte, in denen ein Videorekorder steht, von 59 auf 88 Prozent gestiegen71), teilweise hängt es damit zusammen, dass unsere Fernseher, Kühlschränke und Waschmaschinen immer größer werden, und teilweise damit, dass ständig neue Arten von technischen Geräten angeboten und gekauft werden. 

Zwar hat sich die Energieeffizienz einiger Geräte — wie Kühlschränke und Gefriertruhen — erheblich verbessert, aber bei anderen ist das Gegenteil der Fall. So verbraucht etwa ein großer Plasmafernseher fast fünfmal so viel Strom wie ein herkömmliches Gerät mit einer Kathodenbildröhre.72 Bis vor kurzer Zeit brauchten unsere Telefone keinen Strom, abgesehen von den wenigen Milliampere, welche die Telefongesellschaften durch die Leitung schickten. Heute bekommt man kaum noch ein Telefon, das nicht sowohl Batterien als auch einen Stromanschluss benötigt.

 

Der unsinnigste Stromverbrauch ist der, für den es nicht den geringsten Grund gibt: Er fließt auch dann noch, wenn die Geräte ausgeschaltet sind. Nach Angaben der britischen Regierung werden rund 1 Million Tonnen Kohlendioxidemissionen jährlich durch Geräte im Haushalt oder Büro verursacht, die sich im »Standby«-Modus befinden: Sie sind zwar ausgeschaltet, aber der Stecker befindet sich in der Steckdose.73 Auf diese Weise werden 2 Prozent unseres gesamten Stroms verbraucht.*74 

* 2004 betrugen die Kohlendioxidemissionen der britischen Kraftwerke 47 Millionen Tonnen.

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Und das Problem könnte sich noch verschärfen, wenn die digitalen Decoder für unsere Fernseher, wie es zunehmend üblich wird, so konstruiert sind, dass man sie nicht mehr aus der Steckdose ziehen kann.75

Der einzige Bereich, wo der Energieverbrauch deudich gesunken ist (um 15 Prozent zwischen 1990 und 200376), ist das Kochen, und das bedeutet keine wirkliche Ersparnis: Im Haushalt verbrauchen wir zwar weniger Strom für die Zubereitung von Mahlzeiten, aber nur deshalb, weil diese Energie bei der industriellen Zubereitung schon anderswo verbraucht wurde.

Die Tabelle77 liefert eine Übersicht über unseren Stromverbrauch im Haushalt (die Zahlen gelten für den gesamten nationalen Verbrauch).

Gerät     

Stromverbrauch (TWh pro Jahr)

Elektronische Geräte (Fernseher, Computer, Telefon etc.) 

10,4

Waschmaschinen, Trockner, Geschirrspüler 

11,8

Herde, Backöfen, Wasserkocher, Mikrowellen 

11,9

Beleuchtung 

17,4

Kühlschränke und Gefriergeräte 

17,5

Insgesamt 

73,0

Quelle: Environmental Change Institute, Oxford University.

Die Energieverschwendung in jedem dieser Bereiche ist kaum zu glauben. Energiesparbirnen, die es schon seit über zwanzig Jahren zu kaufen gibt, verbrauchen nur ein Viertel des Stroms, den gewöhnliche Glühbirnen benötigen, aber bisher werden davon durchschnitüich 0,9 pro Haushalt benutzt.78 

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Es ist bis heute fast unmöglich, LED- (light-emitting-diode) Glühbirnen zu kaufen, obwohl sie noch effizienter sind als die herkömmlichen Energiesparbirnen. Ein Kühlschrank oder Gefrierschrank mit vakuumisolierten Verschalungen benötigt ungefähr 12 Prozent der Energie, die ein durchschnittliches herkömmliches Modell heute braucht,79 wird aber in Großbritannien vom Handel nicht angeboten. Weil Strom immer noch so billig ist und die Anreize zum Stromsparen so gering sind, bleibt das große Potenzial neuer Technologien weitgehend ungenutzt.

Ein System der Rationierung würde einen permanenten Anreiz setzen, nach effizienteren Geräten zu suchen, und die Hersteller würden auch ohne entsprechende Verordnungen versuchen, diese Nachfrage zu befriedigen. Aber die Leute können nur dann vernünftige Entscheidungen treffen, wenn sie genau wissen, was sie kaufen. Innerhalb der Europäischen Union ist die Kennzeichnung von elektrischen Geräten zwar verbessert worden, aber die Hersteller haben ihr Bestes getan, die Sache so verwirrend wie möglich zu machen.

So sind beispielsweise Firmen, die Kühlschränke und Gefriergeräte in der EU verkaufen, verpflichtet, deren Stromverbrauch zu kennzeichnen. Anfangs gab es die Kategorien A bis G, wobei A die effizienteste war, und man ging davon aus, dass der Standard für jede Kategorie im Laufe der Zeit ständig verbessert würde. Stattdessen hat die Europäische Kommission jedoch unter dem »politischen Druck der Hersteller«80 das Schema einfach um zwei neue Kategorien erweitert: A+ und A++. Demnach müssten die Geräte, die jetzt als Kategorie A verkauft werden, eigentlich als C gekennzeichnet sein, aber die echte Kategorie A (A++) wird nirgendwo angeboten. Energiebewusste Verbraucher, von denen die meisten nichts über diese Entwicklung wissen, kaufen Geräte der Klasse A und meinen, sie hätten damit ein Spitzenprodukt erworben. Für Geräte wie Fernseher oder Computer gibt es offiziell überhaupt keine Kennzeichnung des Energieverbrauchs.

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Aber sogar diese bescheidenen Richtlinien sind keineswegs gesichert. Im Oktober 2005 versuchte eine Gruppe von Herstellerländern, darunter die Vereinigten Staaten, China und Südkorea, die Welthandelsorganisation davon zu überzeugen, dass jede Art von Kennzeichnung des Energieverbrauchs eine »Behinderung des freien Handels« darstellt und für illegal erklärt werden sollte.81

In Europa gibt es nicht nur eine Kennzeichnungspflicht, sondern auch einige verbindliche Minimalstandards für Produkte wie Kühlschränke und Gefriergeräte. Wie kläglich sie sind, zeigt sich daran, dass — trotz gegenteiliger Prognosen der Hersteller — die Preise für solche Geräte weiterhin sinken.82 Anders gesagt: Die Unternehmen konnten die neuen Standards zu sehr geringen Kosten erfüllen, und der Markt hätte weitaus strengere Anforderungen verkraftet.

In Japan und Australien gehen die Regierungen anders vor: Sie suchen das effizienteste Modell und verordnen einfach, dass alle anderen zu einem bestimmten Zeitpunkt genauso ausgerüstet sein müssen. Das House of Lords behauptet, dass Europa wegen seiner furchtsamen Regelungspolitik jetzt zur »Müllhalde für weniger effiziente Produkte« wird.83

Es ist schwer zu verstehen, warum man uns nicht sehen lässt, wie viel Strom unsere Geräte verbrauchen. Es würde die Hersteller so gut wie nichts kosten, ihre Geräte mit einem Element auszustatten, das — ähnlich wie das digitale Thermometer im Kühlschrank — den Stromverbrauch anzeigt. Eine Untersuchung von Haushalten, deren Kochplatten mit solchen Messgeräten ausgestattet wurden, kam zu dem Ergebnis, dass sie den Stromverbrauch beim Kochen durchschnittlich um 15 Prozent senkten.84

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Zwei Untersuchungen zeigen, dass ein »Smartmeter« zum Messen des Stromverbrauchs im gesamten Haus den Verbrauch um etwa 12 Prozent senkt.85 Dabei handelt es sich um eine kleine Anzeigetafel, die an einer Stelle angebracht wird, wo sie leicht zu sehen ist — vielleicht auf der Innenseite der Haustür —, ein gut lesbares digitales Display hat und den Verbrauch beispielsweise in Cent pro Stunde anzeigt. Manche zeigen den Stromverbrauch sogar nach Geräten aufgeschlüsselt an. Im Augenblick gibt es solche Messvorrichtungen nur für die Stromversorger. Sie sind generell nicht zugänglich, und wenn man sich durch den Müll durchgewühlt hat, unter dem sie vergraben sind, ist die Anzeige meist unverständlich. Eine Untersuchung kam zu dem Ergebnis, dass mehr als 50 Prozent aller Erwachsenen nicht wissen, wo im Haus ihre Gas- und Stromuhren angebracht sind, und 45 Prozent können sie nicht lesen, wenn sie sie gefunden haben.86

So wie Geschäfte ohne die Preisauszeichnung mehr Geld verdienen würden, profitieren auch die Stromversorger davon, dass wir keine Ahnung haben, welche Mengen wir verbrauchen. In Ontario, Kanada, hat die Regierung entschieden, dass bis Ende 2010 in jedem Haus Smartmeter installiert sein werden.87 Sie kosten pro Stück umgerechnet etwa 150 Euro. Im Gegensatz dazu hat die britische Regierung — wahrscheinlich unter dem Druck der Elektrizitätsversorger — einen Versuch der Europäischen Union abgeblockt, solche Geräte einzuführen.88 Im Juli 2006 gab es jedoch Hinweise darauf, dass sich diese Politik geändert hat.

Eine Firma, die sich <More Associates> nennt, hat die Idee einen Schritt weiter geführt. Ein Messgerät auf der Innenseite der Haustür zeigt nicht nur den Stromverbrauch im Haus an, sondern hat auch einen Schalter. Wenn man das Haus verlässt, kann man den Strom komplett abschalten, außer für die vorher ausgewählten Geräte, die rund um die Uhr eingeschaltet bleiben sollen.89

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Und warum sollten wir nicht auch sehen können, wie viel Kohlendioxid wir verbraucht haben? Nahrungsmittelhersteller sagen uns jetzt schon, wie viel Kalorien ihre Produkte enthalten. Es wäre für die Energieversorger sicher nicht schwieriger, auf ihren Gas- und Stromrechnungen den Verbrauch an Kohlendioxid auszuweisen.

Wie weit und wie schnell können wir nun also den Kohlenstoffverbrauch in unseren Haushalten reduzieren? Das Environmental Change Institute wollte wissen, ob das Ziel der britischen Regierung, die Kohlendioxidemissionen bis 2050 um 60 Prozent zu reduzieren, erreichbar ist. Die Untersuchung ergab, dass es sogar dann möglich ist, wenn wir unsere Räume besser heizen und die Zahl der Elektrogeräte noch leicht wächst. Es ist möglich — aber nur knapp: »Was die praktische Umsetzung angeht, stoßen wir mit diesen Zielen fast an die Grenze des politisch Machbaren: Es wäre nahezu unvorstellbar, noch strengere Standards zu planen ... innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens.«90

Bei dieser Einschätzung war das Institut schon von der Voraussetzung ausgegangen, dass es in fast jedem Haus zwei »Energiequellen, die sehr wenig oder gar keinen Kohlenstoff verbrauchen«, gäbe. Gemeint sind damit Solarzellen, die beispielsweise für warmes Wasser sorgen, Wärmepumpen, Holzfeuerung, Windräder oder kombinierte Anlagen zur Erzeugung von Wärme und Strom (all das wird in Kapitel 6 genauer erklärt).

Ich halte diese Einschätzung für etwas zu pessimistisch. Der Bericht geht beispielsweise davon aus, dass man nichts gegen die wachsende Zahl der Haushalte tun kann. Aber wie der Klimaschutzaktivist George Marshall dargestellt hat, könnte man  ein Programm entwickeln, das alleinstehenden älteren Leuten helfen würde, ihre großen, zugigen Häuser zu verlassen und in kleinere, wärmere Wohnungen umzuziehen. Das würde einerseits den Bedarf für neue Häuser und andererseits die Zahl der Todesfälle im Winter verringern.91 

Gleichwohl muss man die Einschränkungen, die das Institut festgestellt hat, ernst nehmen. Es gibt einfach materielle Grenzen für die Sanierung der vorhandenen alten Häuser. Aufgrund eines weiteren Fehlers, den die Regierung gemacht hat — Versäumnisse bei der Ausbildung von Bauarbeitern92) —, wird vieles auch bei den richtigen Anreizen daran scheitern, dass wir nicht genügend Fachleute für die notwendigen Arbeiten haben. Und so gut die neuen Möglichkeiten zum Energiesparen auch erklärt werden mögen, einige Leute werden ihnen trotzdem einfach nicht folgen.

Insofern gibt es tatsächlich Grenzen für die Energieeffizienz, sogar innerhalb eines Systems der Rationierung. Die Zahlen des Environmental Change Institute lassen den Schluss zu, dass die maximale Reduktion des Stromverbrauchs in Haushalten bis 2030 bei etwas über 30 Prozent liegen wird — das ist ungefähr ein Drittel meiner Zielmarke.

Dies bedeutet, dass die meisten Einsparungen dort stattfinden müssen, wo es um die Produktion der Energie für unsere Häuser geht: Wir brauchen Quellen für Wärme und Elektrizität, die bei der Produktion so wenig Kohlendioxid wie möglich freisetzen. Diese Quellen zu erschließen wird sehr viel schwieriger sein, als manche Leute — vor allem die Befürworter erneuerbarer Energien — uns glauben machen wollen. Um die damit verbundenen Fragen und Probleme geht es in den nächsten drei Kapiteln.

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George Monbiot 2006 Heat Hitze Burning