Markus Pössel
Phantastische
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2000 413 Seiten DNB Autor *1972 detopia Umweltbuch |
Poesselseite im Haus der Astronomie in Heidelberg https://www2.mpia-hd.mpg.de/home/poessel/
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Ein sehr informatives, interessantes und lebenswertes Buch, im besten Sinne populärwissenschaftlich 2006 Von Ron Der Autor Pössel versucht mit diesem Buch wissenschaftliche Fragestellungen auch der allgemeinheit verständlich zugänglich zu machen, in der er das "populärwissenschaftliche" Feld nicht alleinige den "phantastischen" Wissenschaften überläßt. Ein lobenswerter Ansatz, der hoffentlich erfolgreich sein wird. Das Buch kritisiert einige Thesen der phantastischen Autoren Däniken und Buttlar, in dem auf die Lücken, offensichtliche Fehler oder weggelassene Fakten eingegangen wird. Und davon gibt es genug, um mehrere Bücher zu füllen. Das Buch beginnt mit der Thesen von Däniken, daß im Altertum bereits Elektrizität, insbesondere Glühbirnen bekannt gewesen seien, sowie daß ein afrikanischer Stamm astronomische Kenntnis besessen hätte, die damals noch unbekannt gewesen seien. In beiden Fällen gelingt Pössel glaubhaft, diesen Thesen weitaus glaubwürdigere Thesen gegenüber zu stellen. Zu den Glühbirnen z.B. suchte sich Däniken nur eine Abbildung heraus, ignorierte die weiteren vorhanden sowie die Inschriften dazu, was alles zu einer komplett anderen Deutung der Abbildung führt. Diese Kapitel sind kurzweilig zu lesen, in den nun folgenden Kapiteln über das Alter der Erde, die Zeitbestimmung von Funden, die Evolution und Raum-/Zeitreisen schöpft der Autor jedoch aus dem Vollen. Er sagt, daß eine kurze Einführung in diese Themen unabkömmlich für das Verstehen der Widerlegung der phantastischen Thesen seien. Das stimmt natürlich, jedoch sind diese Kapitel, die für mich eine sehr informative, aber keineswegs zu kurze Einführung in die Themen waren, nun doppelt bis dreifach so lang, also erst einmal schwerer zu lesen. Wer sich allerdings darauf einläßt, wird wirklich mit einem Verständnis dieser Themen belohnt. Abgeschlossen wird das Buch mit knapp 80 (!) Literaturangaben, was wohl der Abgrenzung wegen geschieht, denn der Autor kritisiert die fast durchgängig fehlenden bzw. falschen Literaturangaben von Däniken und Buttlar. Wer möchte, kann die Aussagen des Autors also selbst überprüfen! Fazit: Das Buch stellt dar, dass Däniken und Buttlar im Prinzip auf allen Gebieten, die sie behandeln, Laien sind. Sie haben interessante und phantastische Thesen, die ihre Aussagen erst einmal interessant machen. Sie selbst haben dabei allerdings auch schon Scheuklappen auf und ignorieren fast durchgehend alle Fakten, die gegen ihre Thesen sprechen. Dieses Buch legt dies eindrucksvoll und interessant dar und es war lehrreich, aber auch ein Genuß, es zu lesen. Detailliert, kenntnisreich, aufklärerisch 2000 Von Andreas P. Rauch Däniken und Buttlar sind Auflagenmillionäre - trotz oder gerade weil ihren Thesen von der Fachwelt kaum Beachtung geschenkt wird. Der Physiker Markus Pössel hat sich einige zentrale Argumente beider Autoren herausgegriffen und untersucht sie kenntnisreich und kritisch. So erfährt der Leser, was Däniken und Buttlar verschweigen, wenn sie über altägypptische Glühbirnen, astronomisch hochgebildete afrikanische Stammeskulturen, außerirdische Genmanipulationen, UFOs und das Bermuda-Dreieck schreiben. Pössel nimmt die Argumente beider Seiten ernst, zeigt, was und wie die Wissenschaft Dänikens "Funde" erklärt und wie wenig konsequent die beiden untersuchten Autoren argumentieren. Fast 100 Seiten mit Fußnoten und Literaturangaben - 1/4 des Buches - zeigen, wie gründlich der Autor recherchiert hat. So gut das Buch am Beispiel zeigt, wie wissenschaftliches Arbeiten sich von pseudowissenschaftlichem Phantasieren unterscheidet, es geht etwas am Thema vorbei. Nicht, daß Pössels Ausführungen zu kompliziert wären, oder uninteressant, er schafft es allerdings nicht, so fesselnd und faszinierend wie die kritisierten Autoren zu schreiben. Däniken und Buttlar schaffen es, dem Leser zu vermitteln, daß sie etwas ungemein Revolutionäres, Spannendes, Neues zu präsentieren hätten - die meisten Wissenschaftler, auch populär schreibende, können das anscheinend nicht. Zudem ist es viel bequemer, Wissenschaftler betrieben eine geheime Verschwörung, bedienten sich einer elitären Floskelsprache und hätten im Grunde nicht viel Interessantes zu bieten, als sich einzugestehen, daß man den Aufwand des Nachvollziehens scheut. Wer Argumente gegen Dänikens und Buttlars Thesen sucht, wird hier fündig - wer verstehen will, warum echte Wissenschaft viel faszinierender ist als alle Phantasterei, wird es hier nur zum Teil vermittelt bekommen |
Eine faire Kritik der Grenzwissenschaften 2000 Von Ein Kunde
Der Physiker Markus Pössel nimmt sich in seinem Buch "Phantastische Wissenschaft" auf unterhaltsame und informative Weise einige Thesen Erich von Dänikens und Johannes von Buttlar vor und prüft sie mit den Mitteln der Wissenschaft auf Herz und Nieren. Sicher wird das, was Pössel schreibt, nicht jedem begeisterten Anhänger Dänikens oder Buttlars gefallen, doch wer sich ernsthaft und kontrovers mit den Thesen, die diese Autoren vertreten, befassen möchte, wird um dieses Buch nicht herumkommen.
Pössel gliedert sein Buch in zwei Teile, die sich eingehend mit Erich von Däniken und Johannes von Buttlar beschäftigen. Zuerst werden die beiden Autoren kurz vorgestellt, sodann nimmt sich Pössel einige ihrer Thesen vor und kommt zu dem Ergebnis, daß die Aussagen Dänikens und Buttlars sehr oft auf Mißverständnissen, Irrtümern, Fehldeutungen oder ungenauer Arbeit beruhen und so überspannt und wenig realitätsbezogen wirken. Markus Pössel geht ehrlich und fair vor, zumal er selbst dem Themenbereich Paläo-SETI zugetan war, denn lange Jahre hat er aktiv auf einer entsprechenden Mailingliste mitdiskutiert und schon damals seine Neigung gezeigt, das, was in den Grenzwissenschaften geschrieben wird, nicht einfach nur zu glauben, sondern kritisch zu hinterfragen.
Den Anfang machte der Autor Ernst Meckelburg und seine Darstellung der Physik, doch um ihn geht es in "Phantastische Wissenschaft" nicht. Zunächst geht Pössel auf drei Thesen Erich von Dänikens ein: Elektrisches Licht im alten Ägypten, das Sirius-Rätsel und die Frage, ob Außerirdische in unsere Evolution eingegriffen haben. Elektrisches Licht - hier bezieht er sich auf ein Relief in Dendera, das angeblich eine ägyptische Glühbirne zeigen soll. So jedenfalls haben es die Autoren Krassa und Habeck in ihrem Buch "Licht für den Pharao" beschrieben. Pössel weist nach, daß hier ungenau gearbeitet wurde, und zwar nach dem Grundprinzip "Sieht aus wie, also könnte es so sein." Hätte man jedoch die Hieroglyphen gelesen, die ebenfalls auf dem Relief stehen, wäre man schnell zu dem Ergebnis gelangt, daß es hier um die Vorname kultischer Handlungen geht, jedoch nicht um Elektrizität.
Das zweite Thema ist das Sirius-Rätsel. Hier geht Pössel genauestens auf die astronomische und ethnologische Sachlage ein und stellt interessante Fragen: Wissen die Dogon wirklich etwas über Sirius? Wenn ja - von wem haben sie dieses Wissen erlangt? Waren Außerirdische im Spiel oder doch eher eurpäische Besucher, die vor Griaule zu den Dogon kamen? Griaule und seine Assistentin Dieterlen zeichneten geheimes Wissen der Dogon auf, daß auf Kenntnisse eines mit bloßem Auge unsichtbaren Begleiters des Sirius hinzudeuten schien, auf Sirius B, einen weißen Zwergstern. Doch der belgische Ethnologe van Beek, der Jahrzehnte nach Griaule und Dieterlen bei den Dogon weilte, fand heraus, daß Griaule Fehler bei der Befragung seiner Informanten machte, Allgemeinwissen nicht von Mythen und Religiösem unterscheiden konnte, und daß er die Dogon im Hinblick auf Sirius möglicherweise völlig mißverstanden hat. Doch selbst wenn die Dogon etwas von Sirius B wissen - dieses Wissen könnte auch von Europäern stammen, das ist zwar auch spekulativ, aber nicht ausgeschlossen, da die Dogon bereits seit Anfang des 20. Jahrhunderts Kontakt mit der französichen Kolonialverwaltung hatten.
Und von astronomischer Seite gibt es derzeit keine Bestätigung für weitere Begleiter des Sirius A - außer Sirius B. Es handelt sich lediglich um Indizien. Pössels Fazit ist aber nicht, daß nichts an dem Sirius-Rätsel dran ist, sondern er drückt sich vorsichtiger aus: Außerirdische könnten die Dogon besucht haben, aber es ist nicht die einzige und schon gar nicht die plausibelste Erklärung. Dänikens Fehler: er vertraute nicht den Primärquellen, sondern der phantasievollen Ausweitung durch Robert Temple.
Das dritte Rätsel ist die Frage nach der Entstehung des Menschen und seiner Intelligenz. Ist es denkbar, daß hier Außerirdische im Spiel waren, wie Erich von Däniken behauptet? Pössel schließt dies aus, und er belegt es in einer ausführlichen und brillanten Darstellung. Zunächst macht er Däniken zu recht den Vorwurf, sich in seinem Buch "Beweise" mit Argumenten der Kreationisten gegen die Evolutiontheorie zu äußern, ohne diese überhaupt richtig begriffen zu haben, denn: Für die Evolution gibt es wissenschaftliche Beweise, der Kreationismus hingegen ist eine reine Glaubensrichtung, die die Schöpfung der Welt mit Gott erklären will, und die sich nicht nur in den USA, sondern auch in Europa bemerkbar macht.
Nicht richtig begriffen oder recherchiert hat Erich von Däniken auch die Forschungsergebnisse zur menschlichen Evolution, denn hier gibt es zwar interessante Rätsel, doch keines deutet auf eine außerirdische Einflußnahme hin. Bei aller Kritik, die Pössel an Däniken übt, merkt man doch, daß ihm der Mann symphatisch ist, nicht zuletzt deshalb, weil Däniken sich selbst als Wissenschaftsamateur sieht und sich sogar selbst als "Sonntagsforscher, der Fragen stellt" bezeichnet hat. Ganz anders Johannes von Buttlar: Er muß sich in den Augen des Naturwissenschaftlers an einer höheren Meßlatte bewerten lassen, bezeichnet sich Buttlar doch als Astrophysiker und gibt vor, er habe Astronomie, Physik und Mathematik studiert.
Pössel findet schnell heraus, daß dies alles Augenwischerei ist: Astrophysiker kann sich hierzulande jeder nennen, der Titel ist nicht geschützt, die Fächer, die Buttlar studiert haben will, hat er nicht studiert, und einen Doktortitel, den er kurzzeitig führte, hatte er sich käuflich erworben.
Doch Pössel bleibt fair: entscheidend ist, was Buttlar schreibt. Und hier sind es drei Themenbereiche: Der erste behandelt das Bermuda-Dreieck, das Pössel demystifiziert. Insbesondere an dem Mysterium mit Flug 19 ist nichts dran. Als nächstes geht Pössel ausführlich auf ein in der UFO-Forschung nur am wenig behandeltes Thema ein: Den Wert von Zeugenaussagen. Auch hier gelingt ihm Demystifizierung, insbesondere im Hinblick auf die angebliche UFO-Sichtung durch Jimmy Carter.
Zuguterletzt kommt Pössel auf sein Fachgebiet zurück, die Physik, und an ihr mißt er die Qualität physikalischer Aussagen des angeblichen Naturwissenschaftlers Buttlar. Das Ergebnis ist für Buttlar-Fans niederschmetternd: Buttlar hat entweder nicht richtig begriffen, worüber er schreibt, oder er hat Fakten falsch wiedergegeben oder ganz einfach abgeschrieben. Eindrucksvoll wird das beispielsweise erklärt am Beispiel der "Einstein-Rosen-Brücke", für Buttlar ein Weg zu anderen Zivilisationen, für den echten Fachmann ein theoretisches Modell, das eine Durchquerung nicht zuläßt. Natürlich hat Pössel bei seinen Nachforschungen nicht bei "Null" angefangen, sondern konnte auf zahlreiche Informationen zurückgreifen, unter anderem Fritz Rumler, Rudolf Henke (Buttlar), Robert Sheaffer (Carter-UFO-Sichtung), Lawrence Kusche (Flug 19), Ian Ridpath (Dogon) und andere. Insgesamt eine äußerst lohnenswerte Lektüre, die zu einem konstruktiven und kritischen Umgang mit grenzwissenschaftlichen Hypothesen anregt.
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Markus Pössel (2000) Phantastische Wissenschaft Über Erich von Däniken und Johannes von Buttlar