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4  Leserverstand  

Postman-1985

 

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Die erste der sieben berühmten Debatten zwischen dem Republikaner Abraham Lincoln und dem Demokraten Stephen A. Douglas fand am 21. August 1858 in Ottowa, Illinois, statt. Es war abgemacht, daß Douglas als erster sprechen sollte, eine Stunde lang; dann sollte Lincoln eineinhalb Stunden zur Erwiderung haben und schließlich Douglas noch einmal eine halbe Stunde, um auf Lincolns Erwiderung zu antworten. Diese Debatte war erheblich kürzer, als es die beiden Männer gewohnt waren. Schon mehrmals waren sie gegeneinander angetreten, und stets waren diese Begegnungen sehr viel länger und ziemlich ermüdend gewesen. 

 wikipedia  Abraham_Lincoln 1809-1865     wikipedia  Stephen_A._Douglas  1813-1861       wikimedia  Category:Lincoln-Douglas_debates 

In Peoria, Illinois, zum Beispiel hatte Douglas am 16. Oktober 1854 eine dreistündige Ansprache gehalten, auf die Lincoln verabredungsgemäß antworten sollte. Als er schließlich an der Reihe war, machte er sein Publikum darauf aufmerksam, daß es schon 5 Uhr nachmittags sei; er selbst werde für seine Rede wahrscheinlich ebensoviel Zeit benötigen wie Douglas, und es sei vorgesehen, daß dieser noch einmal Gelegenheit zur Erwiderung bekommen solle. Lincoln machte seinen Zuhörern deshalb den Vorschlag, sie sollten heimgehen, zu Abend essen und dann erfrischt zurückkommen, um weitere vier Stunden lang den Reden zu folgen.1 Das Publikum stimmte freundlich zu, und die Sache nahm ihren Fortgang, wie Lincoln es vorgeschlagen hatte.

Was für ein Publikum war das? Wer waren diese Leute, die sich freudigen Herzens sieben Stunden Redner­kunst gefallen ließen? Dabei muß man bedenken, daß Lincoln und Douglas zu dieser Zeit nicht etwa als Präsidentschafts­kandidaten auftraten; zur Zeit ihrer Begegnung in Peoria kandidierten sie nicht einmal für den Senat der Vereinigten Staaten. Aber ihre Zuhörer interessierten sich auch gar nicht sonderlich dafür, welche Ämter sie bekleideten. Es waren Leute, die in solchen Anlässen ein wesentliches Element ihrer politischen Bildung, einen integralen Bestandteil ihres sozialen Lebens sahen und die an ausgedehnte rednerische Darbietungen durchaus gewöhnt waren. Auf den Jahrmärkten der einzelnen Bezirke oder Bundesstaaten gehörten in der Regel auch Redner zum Programm, denen man für ihre Ausführungen meistens drei Stunden bewilligte. Und da man einen Redner nicht gern ohne Gegenredner ließ, gestand man diesem ebensoviel Zeit zu. (Es sei hinzugefügt, daß diese Redner nicht immer Männer waren. Während eines mehrtägigen Jahrmarkts in Springfield »hielt eine Frau an jedem Abend im Gerichtssaal Vorträge über den <Einfluß der Frauen auf die großen Fortschrittsbewegungen des Tages>«.2)

Und diese Leute begnügten sich nicht mit Jahrmärkten und besonderen Anlässen, um ihren Bedarf an Ansprachen zu decken. Die Tradition der stump Speaker, der »Baumstumpf-Redner«, war weit verbreitet, insbesondere in den westlichen Staaten. Um den Stumpf eines gefällten Baumes oder an einer anderen freien Stelle versammelte der Redner seine Zuhörer, um dann für zwei oder drei Stunden »auf den Stumpf zu steigen«, das heißt, eine öffentliche Rede zu halten. 

Das Publikum war zwar meist ehrerbietig und aufmerksam, aber keineswegs still oder teilnahmslos. Die Zuhörer bei den Debatten zwischen Lincoln und Douglas etwa feuerten die Redner immer wieder durch Zurufe an (»Sag's ihm, Abe!«) oder brachten mit knappen Einwürfen ihren Spott zum Ausdruck (»Darauf antworte mal, wenn du kannst!«). Beifall war häufig, vor allem bei witzigen oder gelungenen Wendungen oder bei einem zwingenden Argument.

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Bei der ersten Debatte in Ottowa indessen reagierte Douglas auf einen langanhaltenden Beifall mit einer aufschlußreichen Bemerkung: »Meine Freunde«, sagte er, »Schweigen würde mir bei der Erörterung dieser Fragen mehr zusagen als Applaus. Mein Wunsch ist es, Ihr Urteilsvermögen, Ihr Verständnis, Ihr Gewissen anzusprechen und nicht Ihre Leidenschaften und Ihre Begeisterung.«3) Über das Gewissen oder das Urteilsvermögen dieser Zuhörer läßt sich wenig sagen. Was jedoch ihr Verständnis angeht, so können wir einige Mutmaßungen anstellen.

 

Erstens war ihre Aufmerksamkeitsspanne nach heutigen Maßstäben offenbar außerordentlich groß. Gibt es heutzutage ein amerikanisches Publikum, das sieben Stunden lang Reden verkraften könnte, oder fünf Stunden, oder drei? Und das ohne irgendwelche Bilder? Zweitens muß dieses Publikum eine ebenso außergewöhnliche Fähigkeit besessen haben, lange und komplizierte Sätze durch bloßes Hören zu erfassen. Douglas' einstündige Ansprache in Ottowa enthielt drei in Juristensprache abgefaßte Resolutionen der Abolitionisten-Plattform. Lincoln las in seiner Erwiderung noch längere Abschnitte aus einer älteren, bereits veröffentlichten Rede vor. Trotz seines vielgerühmten knappen Stils war die Struktur von Lincolns Sätzen in den Debatten ebenso verwickelt wie feingesponnen, und für Douglas gilt das gleiche. Bei der zweiten Debatte in Freeport, Illinois, begann Lincoln seine Antwort auf Douglas mit folgenden Worten:

»Es wird Ihnen gewiß einleuchten, daß ich in einer halben Stunde nicht auf all das einzugehen vermag, was ein so tüchtiger Mann wie Richter Douglas in eineinhalb Stunden sagen kann; wenn er also etwas gesagt hat, worüber Sie auch von mir etwas hören möchten, worüber ich mich aber nicht weiter auslasse, so werden Sie, wie ich hoffe, daran denken, daß es hieße, etwas Unmögliches von mir zu verlangen, wenn ich hier auf alle seine Anschauungen eingehen sollte.«(4)

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Man kann sich kaum vorstellen, daß der gegenwärtige Bewohner des Weißen Hauses unter ähnlichen Umständen imstande wäre, solche Sätze zu konstruieren. Und wenn er es wäre, dann liefe er jedenfalls Gefahr, das Verständnis und die Konzentrationsfähigkeit seiner Zuhörer zu überfordern. In einer Fernsehkultur brauchen die Menschen für das Ohr ebenso wie fürs Auge eine Sprache, die »schlicht und einfach« ist, und bisweilen gehen sie sogar so weit, sie mit juristischen Mitteln einzufordern. Lincolns Gettysburg-Rede wäre für ein Publikum des Jahres 1985 wahrscheinlich weitgehend unverständlich gewesen.

 

Die Zuhörer bei den Lincoln-Douglas-Debatten waren mit den zur Diskussion stehenden Problemen offenbar gut vertraut, sie besaßen historische Kenntnisse und wußten über komplizierte politische Sachverhalte Bescheid. In Ottowa legte Douglas seinem Kontrahenten sieben Fragen vor, deren rhetorische Spitze das Publikum nur erfassen konnte, wenn es die Dred-Scott-Entscheidung des Obersten Gerichtshofes von 1857, den Streit zwischen Douglas und Präsident Buchanan, die Unzufriedenheit mancher Demokraten, das Programm der Abolitionisten und Lincolns berühmte Rede in der Cooper-Union kannte.

Und in seinen Antworten auf Douglas' Fragen bei einer späteren Debatte unterschied Lincoln sehr fein zwischen dem, was er zu vertreten »verpflichtet« sei oder nicht, und seiner Überzeugung, was er gewiß nicht getan hätte, wenn er nicht hätte annehmen können, daß die Zuhörer begreifen würden, was er meinte. Beide Redner, dies sei noch hinzugefügt, verwendeten zwar auch die gröberen Waffen des Wortgefechts (gegenseitige Beschimpfungen oder hochtrabende Redensarten etwa), aber immer wieder griffen sie auf komplexere rhetorische Mittel zurückSarkasmen, Ironie, Paradox, ausgefeilte Metaphern, feine Unterscheidungen, Aufdeckung von Wider­sprüchen, lauter Mittel, mit denen sie ihren Standpunkt nicht hätten untermauern können, wenn ihre Zuhörer nicht mitbekommen hätten, daß und wie sie sich ihrer bedienten.

Es wäre jedoch falsch, den Eindruck zu erwecken, die Zuhörer von 1858 seien Muster an intellektueller Redlichkeit gewesen.

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Alle Debatten zwischen Lincoln und Douglas fanden inmitten einer Karnevalsatmosphäre statt. Musik­kapellen spielten (wenn auch nicht während der Diskussion selbst), Straßenhändler verkauften ihre Waren, Kinder tollten umher, und es wurde Alkohol ausgeschenkt. Die Debatten waren eben nicht nur rhetorische Darbietungen, sondern zugleich wichtige gesellschaftliche Ereignisse; aber das machte sie keinesfalls belanglos. Die Zuhörer waren, wie ich schon gesagt habe, Menschen, deren intellektuelles Leben und deren Anteilnahme am öffentlichen Geschehen ein fester Bestandteil ihrer sozialen Welt waren. Selbst die camp meetings der Methodisten, die mehrtägigen Evangelisierungs-Veranstaltungen unter freiem Himmel oder in Zeltlagern, verbanden, wie Winthrop Hudson gezeigt hat, das Picknick mit der Gelegenheit, der Beredsamkeit der Prediger zu lauschen.5 

Die meisten Plätze, an denen diese ursprünglich der religiösen Erweckung dienenden Meetings abgehalten wurden — Chatauqua, New York; Ocean Grove, New Jersey; Hayview, Michigan; Junaluska, North Carolina —, wurden später in Konferenzstätten umgewandelt, die Bildungsaufgaben und andere intellektuelle Funktionen übernahmen. Mit anderen Worten, der Gebrauch der Sprache zur Vermittlung komplexer Gedankengänge war in fast sämtlichen Sphären der Öffentlichkeit eine wichtige, gern genutzte und weit verbreitete Diskursform.

Wenn wir das Publikum, an das sich Lincoln und Douglas wendeten, verstehen wollen, dann müssen wir uns vergegenwärtigen, daß diese Leute die Enkel und Enkelinnen der Aufklärung (in ihrer amerikanischen Spielart) waren: die Nachkommen von Franklin, Jefferson, Madison und Thomas Paine, die Erben des Reichs der Vernunft, wie Henry Steele Commager das Amerika des 18. Jahrhunderts genannt hat. Gewiß, zu ihnen gehörten auch die Siedler und Abenteurer an der Grenze im Westen, von denen manche kaum lesen und schreiben konnten, sowie die Einwanderer, für die Englisch eine Fremdsprache war. Es stimmt auch, daß 1858 die Photographie und der Telegraph schon erfunden waren, die Vorhut einer neuen Epistemologie, die dem Reich der Vernunft das Ende bereiten sollte. 

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Doch deutlich zeigte sich dies erst im 20. Jahrhundert. Zur Zeit der Lincoln-Douglas-Debatten stand Amerika in den mittleren Jahren seiner glanzvollsten literarischen Ära. Edwin Markham war 1858 sechs Jahre alt; Mark Twain war damals dreiundzwanzig; Emily Dickinson achtundzwanzig; Whitman und James Russell Lowell neununddreißig; Thoreau einundvierzig; Melville fünfundvierzig; Whittier und Longfellow einundfünfzig; Hawthorne und Emerson vierundfünfzig und fünfundfünfzig; Poe war neun Jahre zuvor gestorben.

Ich habe die Lincoln-Douglas-Debatten nicht nur deshalb an den Anfang dieses Kapitels gestellt, weil sie ein hervorragendes Beispiel für den politischen Diskurs um die Mitte des 19. Jahrhunderts sind, sondern auch, weil sie veranschaulichen, wie der „Buchdruck die Kraft hatte, diesen Diskurs zu kontrollieren.

Die Redner ebenso wie ihr Publikum waren an eine Beredsamkeit gewöhnt, die man als literarisch bezeichnen kann. Auch wenn es bei solchen Anlässen wie auf einem Rummelplatz zuging, konnten die Redner kaum anderes bieten und die Zuhörer kaum anderes erwarten als Sprache. Und diese Sprache war offenkundig nach dem Muster des geschriebenen Worts geformt. Wer einmal nachliest, was Lincoln und Douglas damals sagten, der erkennt das unschwer. Eröffnet wurden die Debatten von Douglas mit der folgenden Einleitung, die auch für alles, was er später sagte, höchst charakteristisch ist:

»Meine Damen und Herren, ich trete heute vor Sie, um die maßgeblichen politischen Fragen zu erörtern, die das öffentliche Bewußtsein in dieser Zeit erregen. Aufgrund einer Absprache zwischen Mr. Lincoln und mir sind wir heute hier, um als Repräsentanten der beiden großen Parteien des Staates und der Union gemeinsam über die zwischen diesen Parteien umstrittenen Grundfragen zu diskutieren, und daß so viele Menschen zusammengeströmt sind, ist ein Zeichen für die tiefe Anteilnahme, von der das öffentliche Bewußtsein im Hinblick auf die uns trennenden Fragen durchdrungen ist.«6

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Hier spricht einer wie gedruckt. Daß der Anlaß es gebot, mit lauter Stimme zu sprechen, ändert nichts an dieser Tatsache. Und daß das Publikum imstande war, diese Sprache mit dem Gehör zu verarbeiten, ist nur für jene erstaunlich, in deren Kultur das gedruckte Wort keine große Resonanz mehr hat. Lincoln und Douglas konzipierten nicht lediglich alle ihre Ansprachen, sondern auch ihre Erwiderungen zunächst auf dem Papier. Und selbst die spontanen Wechselreden zwischen ihnen bestanden aus Sätzen, deren Struktur, deren Länge und deren rhetorischer Aufbau von der geschriebenen Sprache bestimmt waren.

Gewiß, es gab auch rein mündliche Elemente in ihren Darlegungen. Und doch war die Resonanz des Buchdrucks allgegenwärtig. Hier gab es Argument und Gegenargument, Behauptung und Gegenbehauptung, Kritik maßgeblicher Texte und die äußerst sorgfältige Prüfung der Sätze, die der Gegner vorgetragen hatte. Kurz, man könnte die Lincoln-Douglas-Debatten als eine erörternde Prosa bezeichnen, die, ohne Schaden zu nehmen, von der Buchseite auf das Rednerpult versetzt wurde. In diese Richtung zielt auch der Vorwurf, den Douglas seinen Zuhörern macht. Er erklärt, daß er sich an ihren Verstand und nicht an ihre Leidenschaften wendet, so als seien sie schweigsame, nachdenkliche Leser und seine Rede der Text, den sie sich durch den Kopf gehen lassen sollen. Woraus sich für uns eine ganze Reihe von Fragen ergeben: Welche Auswirkungen auf den öffentlichen Diskurs hat es, wenn die geschriebene Sprache oder der Buchdruck die dominierende Metapher einer Kultur ist? Wie ist der Inhalt dieses Diskurses beschaffen? Was verlangt er vom Publikum? Welchen Gebrauch des Verstandes begünstigt er?

Zunächst einmal muß man auf die einfache Tatsache hinweisen. daß das geschriebene Wort und eine auf ihm beruhende Redekunst einen Inhalt haben: einen semantischen, mit anderen Wörtern wiederzu­gebenden, aussagekräftigen Inhalt. Dies klingt vielleicht merkwürdig, aber da ich sehr bald die These aufstellen werde, daß heutzutage ein großer Teil unserer Diskurse nur einen verschwindend geringen Aussagegehalt besitzt, muß ich diesen Punkt hier betonen.

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Überall, wo Sprache — und insbesondere eine von der Strenge des Buchdrucks kontrollierte Sprache — das vorrangige Kommunikationsmedium bildet, ist ein Gedanke, eine Tatsache, eine Behauptung das unvermeidliche Ergebnis. Der Gedanke mag banal, die Tatsache belanglos, die Behauptung falsch sein, aber wenn die Sprache das Denken lenkt, werden Sinn und Bedeutung unausweichlich. Zuweilen mag es ja gelingen, obschon es äußerst schwierig ist, mit einem geschriebenen Satz nichts zu sagen. Wozu sind sprachliche Darlegungen denn auch sonst da? Wörter empfehlen sich als Bedeutungsträger und durch wenig sonst. Der Anblick der äußeren Gestalt von geschriebenen Wörtern ist nicht sonderlich interessant. Selbst der Klang gesprochener Sätze ist selten erbaulich, es sei denn, jemand mit außergewöhnlichen poetischen Gaben hat sie konstruiert. Wenn ein Satz sich dagegen sperrt, eine Tatsache, eine Bitte, eine Frage, eine Behauptung, eine Erklärung zum Ausdruck zu bringen, dann ist er nichts als eine leere grammatische Hülse. Infolgedessen ist ein sprachbestimmter Diskurs, wie er im 18. und 19. Jahrhundert für Amerika charakteristisch war, in der Regel mit Inhalt befrachtet und ernsthaft, und dies um so mehr, wenn er seine Form dem Buchdruck entlehnt.

Ernsthaft ist er, weil Bedeutung verstanden werden will. Ein geschriebener Satz verlangt von seinem Verfasser, daß er etwas sagt, und von seinem Leser, daß er die Bedeutung des Gesagten erfaßt. Und wenn Autor und Leser sich mit dem Sinn und der Bedeutung von Sprache auseinandersetzen, dann stellen sie sich der ernsthaftesten Herausforderung an den Verstand überhaupt. Das gilt vor allem für das Lesen, denn Leuten, die schreiben, kann man nicht immer trauen. Sie lügen, sie geraten in Verwirrung, sie verallgemeinern zu sehr, sie mißbrauchen die Logik und manchmal den gesunden Menschenverstand. Der Leser muß sich mit intellektueller Wachsamkeit wappnen. Leicht ist das nicht, denn wenn er vor dem Text die Augen aufschlägt, ist er allein. Seine Reaktionen beim Lesen sind isoliert, sein Verstand ist ganz und gar auf sich selbst gestellt.

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Wer den kalten Abstraktionen gedruckter Sätze gegenübertritt, hat es mit der nackten Sprache zu tun, Schönheit oder Gemeinschaft kommen ihm nicht zu Hilfe. Deshalb ist Lesen seinem Wesen nach eine ernsthafte Tätigkeit. Und es ist eine ihrem Wesen nach rationale Tätigkeit.

Von Erasmus im 16. Jahrhundert bis hin zu Elizabeth Eisenstein im 20. Jahrhundert sind fast alle Gelehrten, die sich mit der Frage befaßt haben, wie sich das Lesen auf die geistige Verfassung eines Menschen auswirke, zu dem Schluß gelangt, daß es die Rationalität fördert; daß der sequentielle, aussagebestimmte Charakter des geschriebenen Wortes das unterstützt, was Walter Ong die »analytische Verarbeitung von Wissen« nennt. Wer sich auf das geschriebene Wort einläßt, der macht sich eine Denkweise zu eigen, die hohe Ansprüche an die Fähigkeit, zu klassifizieren, Schlüsse zu ziehen und logisch zu denken, stellt. Dazu gehört, daß man imstande ist, Lügen, Irrtümer und übermäßige Verallgemeinerungen zu erkennen oder eine mißbräuchliche Verwendung der Logik und des gesunden Menschenverstandes aufzudecken. Dazu gehört auch, daß man Gedanken zu gewichten, Behauptungen zu vergleichen und gegeneinander abzuwägen und eine allgemeine Aussage mit einer anderen zu verbinden vermag. Um dies zu erreichen, muß man einen gewissen Abstand von den Wörtern selbst gewinnen, was durch den isolierten, unpersönlichen Text selbst unterstützt wird. Deshalb bricht ein guter Leser nicht in lauten Beifall aus, sobald er auf einen treffenden Satz oder auf eine geistreiche Wendung stößt. Hierzu ist das analytische Denken zu konzentriert und zu distanziert.

Damit will ich nicht behaupten, daß analytisches Denken vor dem Aufkommen des Schreibens nicht möglich gewesen sei. Es geht mir hier nicht um die Möglichkeiten und Fähigkeiten des individuellen Verstandes, sondern um die Prädispositionen der Geistesverfassung einer Kultur. In einer vom Buchdruck bestimmten Kultur zeichnet sich der öffentliche Diskurs in der Regel durch eine kohärente, geregelte Anordnung von Tatsachen und Gedanken aus. Das Publikum, an das er sich wendet, ist im allgemeinen in der Lage, einen solchen Diskurs zu verarbeiten.

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In einer vom Buchdruck bestimmten Kultur machen Schreiber Fehler, indem sie lügen, indem sie sich selbst widersprechen, indem sie ihre allgemeinen Aussagen nicht untermauern oder auf unlogischen Zusammenhängen beharren. Leser machen in einer solchen Kultur Fehler, wenn sie dies nicht bemerken oder, schlimmer noch, wenn es ihnen gleichgültig ist. Im 18. und 19. Jahrhundert brachte der Buchdruck eine Definition von Intelligenz hervor, die dem objektiven, rationalen Gebrauch des Verstandes Vorrang gab und gleichzeitig Formen eines öffentlichen Diskurses mit ernsthaftem, logisch geordnetem Inhalt förderte. Es ist kein Zufall, daß die Aufklärung, das Zeitalter der Vernunft, auch das Aufblühen einer vom Buchdruck geprägten Kultur erlebte, zunächst in Europa, dann in Amerika.

Die Ausbreitung des Buchdrucks entfachte die Hoffnung, die Welt und ihre mannigfaltigen Geheimnisse seien zumindest verstehbar, voraussagbar, beherrschbar. In diesem 18. Jahrhundert beginnt die Naturwissenschaft — hervorragendes Beispiel für die analytische Verarbeitung von Wissen — damit, ein neues Bild der Welt zu entwerfen. In diesem 18. Jahrhundert wird demonstriert, daß der Kapitalismus ein rationales, liberales System des Wirtschaftslebens ist; der religiöse Aberglaube gerät unter heftigen Angriff, das Gottesgnadentum der Könige wird als Vorurteil entlarvt, es setzt sich die Idee eines kontinuierlichen Fortschritts durch, und die Notwendigkeit der Verbreitung von Lesen und Schreiben durch allgemeine Schulbildung wird offenkundig.

 

Die dem Buchdruck innewohnenden Möglichkeiten fanden vielleicht nirgendwo einen optimistischeren Ausdruck als in dem folgenden Abschnitt der Selbstbiographie von John Stuart Mill:

»Mein Vater vertraute so unbedingt auf den Einfluß der Vernunft auf den menschlichen Geist, wenn ihr ein ungehemmter Zugang zu demselben gestattet wurde, daß er der Überzeugung lebte, es werde sich alles erringen lassen, sobald die ganze Bevölkerung lesen gelernt habe, alle Arten von Ansichten in Wort und Schrift an sie gerichtet werden dürfen und man es vermittelst des Stimmrechts ihr in die Hand gebe, eine Legislatur zusammenzubringen, die dem in ihr herrschenden Geist Nachdruck verschaffe.«7

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Diese Hoffnung ging natürlich nie ganz in Erfüllung. An keinem Punkt der Geschichte Englands oder Amerikas (oder irgendeines anderen Landes) war die Vorherrschaft der Vernunft so vollständig, wie der ältere Mill es im Zuge der Ausbreitung des Buchdrucks für möglich hielt. Dennoch kann man unschwer zeigen, daß sich im 18. und 19. Jahrhundert in Amerika die öffentliche Urteilsbildung, verwurzelt im gedruckten Wort und den ihm innewohnenden Tendenzen, durch Ernsthaftigkeit, durch eine Neigung zu rationaler Argumentation und Darstellung auszeichnete, kurz, daß er aus bedeutungsvollen Inhalten bestand.

Werfen wir, um uns dies klarzumachen, einen Blick auf den religiösen Diskurs. Im 18. Jahrhundert wurde der Gläubige durch den Rationalismus genauso stark beeinflußt wie der Atheist. Jedem bot die Neue Welt Religionsfreiheit, und das hieß, daß man sich auf keine andere Kraft als die der Vernunft stützen konnte, wenn man dem Ungläubigen die Erleuchtung bringen wollte. »Hier wird der Deismus seine große Chance haben«, erklärte Ezra Stiles 1783 in einer seiner berühmten Predigten. »Aber auch die Freigeister brauchen sich nicht zu beklagen, daß man sie mit anderen als den sanften, den starken Waffen des Arguments und der Wahrheit besiegt.«8

Lassen wir die Freigeister hier einmal beiseite — die Deisten jedenfalls, das wissen wir, bekamen tatsächlich ihre große Chance. Die ersten vier Präsidenten der Vereinigten Staaten waren wahrscheinlich allesamt Deisten. Jefferson glaubte mit Sicherheit nicht an die Göttlichkeit, Jesu Christi und schrieb, während er Präsident war, eine Fassung der vier Evangelien, in der er alle Hinweise auf »phantastische« Vorkommnisse tilgte und nur den sittlichen Gehalt der Lehren Jesu Christi bewahrte. Man erzählte sich, alte Frauen hätten bei der Wahl Jeffersons zum Präsidenten ihre Bibeln versteckt und Tränen vergossen.

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Was sie getan hätten, wenn Thomas Paine Präsident geworden wäre oder ein hohes Regierungsamt erlangt hätte, ist schwer vorstellbar. In seinem Buch The Age of Reason (Das Zeitalter der Vernunft) griff Paine die Bibel und die gesamte christliche Theologie in ihrer Nachfolge an. Er gab zu, daß Jesus Christus ein tugendhafter, liebenswürdiger Mensch gewesen sei, die Erzählungen von seiner Göttlichkeit jedoch verwarf er als unsinnig und lästerlich, wofür er nach Art der Rationalisten mit einer genauen Textanalyse der Bibel den Beweis anzutreten versuchte. »Alle nationalen Kirchen«, schrieb er, »ob jüdisch, christlich oder türkisch, sind für mich nichts anderes als menschliche Erfindungen, errichtet, um die Menschheit zu ängstigen und zu versklaven und alle Macht und allen Gewinn für sich zu beanspruchen.«

Wegen The Age of Reason verlor Paine seinen Platz im Pantheon der Gründerväter (und spielt in amerikanischen Geschichtsbüchern bis auf den heutigen Tag eine zweideutige Rolle). Aber Ezra Stiles hatte ja auch nicht behauptet, daß Freigeister und Deisten geliebt würden, sondern nur, daß sie vor dem Gerichtshof der Vernunft ihre Meinung frei äußern könnten. Und das taten sie. Gestützt auf die von der Französischen Revolution anfänglich geweckte Begeisterung, gewann der deistische Angriff auf die Kirchen als die Feinde des Fortschritts und auf den religiösen Aberglauben als den Feind der Rationalität große Popularität.10 Die Kirchen schlugen natürlich zurück, und als der Deismus kein Interesse mehr weckte, bekriegten sie sich untereinander. Um die Mitte des 18. Jahrhunderts führten Theodore Frelinghusen und William Tennent eine Erweckungsbewegung unter den Presbyterianern an. Ihnen folgten die drei großen Gestalten, deren Namen mit dem religiösen »Erwachen« in Amerika verbunden sind — Jonathan Edwards, George Whitefield und dann im 19. Jahrhundert Charles Finney.

Diese Männer waren ungemein erfolgreiche Prediger, deren Appell in Bewußtseinsregionen vordrang, die der Vernunft nicht erreichbar waren. Von Whitefield berichtet man, er habe seine Zuhörer zu Tränen gerührt, indem er bloß das Wort »Mesopotamien« aussprach. So erklärt sich vielleicht, warum Henry Coswell 1839 entschied, die »religiöse Manie gilt als die vorherrschende Form von Geisteskrankheit in den Vereinigten Staaten«.11)

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Man muß indessen im Auge behalten, daß die Streitigkeiten über Lehrmeinungen zwischen den Erweckungs­bewegungen des 18. und 19. Jahrhunderts und den etablierten Kirchen, die ihnen erbitterten Widerstand entgegensetzten, in Streitschriften und Büchern und in einer weitgehend rationalen, logisch geordneten Sprache ausgetragen wurden. Es wäre völlig falsch, in Billy Graham oder irgendeinem anderen Fernseherwecker einen modernen Jonathan Edwards oder Charles Finney zu sehen. Edwards war einer der kreativsten Köpfe, die Amerika je hervorgebracht hat. Sein Beitrag zur ästhetischen Theorie war fast ebenso wichtig wie sein Beitrag zur Theologie. Seine Interessen waren größtenteils akademischer Natur; täglich verbrachte er viele Stunden in seinem Studierzimmer. Zu seinen Zuhörern sprach er nicht aus dem Stegreif. Er las seine Predigten, und diese waren sorgfältig konzipierte, logisch aufgebaute Erörterungen über die theologische Doktrin.12 

Möglicherweise erregte die Sprache Edwards' auch die Gefühle der Zuhörer, doch zuerst und vor allem sollten und mußten sie diese Sprache begreifen.

Tatsächlich beruht Edwards' Ruhm hauptsächlich auf einem Buch: Faithful Narrative of the Surprising Work of God in the Conversion of Many Hundred Souls in Northampton (Wahrhafter Bericht über das erstaunliche Wirken Gottes bei der Bekehrung vieler hundert Seelen in Northampton), erschienen im Jahre 1737.

Ein später, im Jahre 1746, veröffentlichtes Buch: A Treatise Concerning Religious Affections (Abhandlung über die religiösen Gefühle), gilt als eine der bemerkenswertesten psychologischen Untersuchungen, die jemals in Amerika geschrieben worden sind.

 

Anders als die Protagonisten des »großen Erwachens« von heute, anders als Oral Roberts, Jerry Falwell, Jimmy Swaggart und Co., waren die Führer der amerikanischen Erweckungsbewegungen von gestern gebildete Leute, die auf die Vernunft vertrauten und mit den Gaben des Erörterns und Darstellens reich gesegnet waren.

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Ihre Kontroversen mit den etablierten Kirchen betrafen die Theologie und das Wesen des Gewissens ebenso wie die religiöse Erleuchtung. Finney etwa war keineswegs der »Hinterwäldler«, als den ihn seine Gegner zuweilen hinstellten.13 Er war Rechtsanwalt, schrieb ein wichtiges Buch über systematische Theologie und beendete seine Laufbahn als Professor und schließlich als Präsident des Oberlin College.

Die doktrinären Streitigkeiten zwischen den Anhängern der verschiedenen religiösen Programme wurden nicht nur, wie es im 18. Jahrhundert geschah, in sorgfältig aufgebauten Erörterungen ausgefochten - im 19. Jahrhundert dann wurden sie mit dem ungewöhnlichen Mittel der Gründung von Colleges auch beigelegt. Man vergißt zuweilen, daß es die amerikanischen Kirchen waren, die die Grundlage für das System unserer Hochschulbildung geschaffen haben. Schon sehr früh, im Jahre 1636, wurde Harvard gegründet, um die Kongregationalistische Kirche mit gründlich gebildeten Geistlichen zu versehen.

Und fünfundsechzig Jahre später, als es unter den Kongregationalisten zu Lehrstreitigkeiten gekommen war, wurde das Yale College gegründet, um die laxen Einflüsse von Harvard zu korrigieren (eine Funktion, die Yale noch heute für sich in Anspruch nimmt). Hinter den ausgeprägten intellektuellen Tendenzen der Kongregationalisten standen die anderen Konfessionen nicht zurück, zumindest, was die Leidenschaft für das Gründen von Colleges anging. Die Presbyterianer gründeten neben anderen Schulen 1784 die University of Tennessee, 1802 das Washington and Jefferson College und 1826 das Lafayette College. Die Baptisten gründeten unter anderen die Colgate University (1817), die George Washington University (1821), die Furman University (1826), die Denison University (1832) und die Wake Forest University (1834). Die Episkopalen gründeten das Hobart College (1822), das Trinity College (1823) und das Kenyon College (1824). Die Methodisten gründeten zwischen 1830 und 1851 acht Colleges, darunter Wesleyan, Emory und Depauw. Neben Harvard und Yale gründeten die Kongregationalisten das Williams College (1793), das Middlebury College (1800), das Amherst College (1821) und das Oberlin College (1833).

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Wenn dieses Engagement für Bildung und Gelehrsamkeit eine »Form von Geisteskrankheit« ist, wie Coswell über das religiöse Leben in Amerika gesagt hat, dann kann man sich nur mehr davon wünschen. Im 18. und 19. Jahrhundert wurden das religiöse Denken und die religiösen Institutionen Amerikas von einer strengen, gelehrten und intellektuellen Diskursform beherrscht, die heute weitgehend fehlt. Für den Unterschied zwischen den älteren und den modernen Formen des religiösen Diskurses gibt es kein klareres Beispiel als den Kontrast zwischen den theologischen Erwägungen eines Jonathan Edwards auf der einen Seite und denen eines Jerry Falwell, eines Billy Graham oder eines Oral Roberts auf der anderen; unweigerlich fordert der substantielle Gehalt von Edwards' Theologie den Verstand heraus; sollte die Theologie der Fernseh-Evangelisten ebenfalls einen solchen Gehalt besitzen, so haben sie ihn jedenfalls bis jetzt noch nicht bekannt gemacht.

Die Unterschiede zwischen dem Charakter des Diskurses in einer auf dem Buchdruck gründenden Kultur und dem in einer Fernsehkultur zeigen sich auch sehr deutlich, wenn man das Rechtswesen betrachtet.

In einer vom Buchdruck geprägten Kultur waren Rechtsanwälte im allgemeinen gründlich gebildet, der Vernunft verpflichtet und imstande, ihren Standpunkt in erörternder Argumentation darzulegen. In Darstellungen zur Geschichte Amerikas wird häufig übersehen, daß die juristischen Berufe im 18. und 19. Jahrhundert »auf der Stufenleiter des Verstandes eine Art privilegierte Gruppe« darstellen, wie es Tocqueville formulierte. Einige Anwälte wurden Volkshelden, Sergeant Prentiss aus Alabama etwa oder der »ehrenwerte« Abe Lincoln aus Illinois, der zur Beeinflussung von Geschworenen große schauspielerische Qualitäten entfaltete, nicht unähnlich den Anwälten, die uns heute das Fernsehen vorführt. Aber die bedeutenden Gestalten der amerikanischen Jurisprudenz — John Marshall, Joseph Story, James Kent, David Hoffman, William Wirt und

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Daniel Webster - waren Muster intellektueller Eleganz und Hingabe an Rationalität und Gelehrsamkeit. Sie waren der Ansicht, daß die Demokratie, bei all ihren offenkundigen Vorzügen, die Gefahr in sich barg, einen ungezügelten Individualismus freizusetzen. Sie waren bestrebt, in Amerika die Zivilisation durch »die Schaffung eines Verständnisses für Recht und Gesetz« zu erhalten.14 Aus diesem erhabenen Projekt ergab sich ihre Auffassung, der Beruf des Juristen solle nicht lediglich ein gelehrter, sondern ein freier Beruf sein. Der berühmte Juraprofessor Job Tyson meinte, ein Rechtsanwalt müsse mit den Werken Senecas, Ciceros und Platons vertraut sein.15

George Sharswood hatte vielleicht schon den Niedergang der Juristenausbildung im 20. Jahrhundert vor Augen, als er im Jahre 1854 bemerkte, das ausschließliche Studium der Rechtswissenschaft schädige den Verstand, fessele ihn »an die fachlichen Einzelheiten, die er sich mühsam angeeignet hat, und macht ihn unfähig, selbst jene Fragen, die in sein Fachgebiet gehören, aus einem erweiterten, umfassenderen Blickwinkel zu betrachten«.16

Die liberale, rationale und artikulierte Denkungsart, auf die man bei Juristen großes Gewicht legte, wurde dadurch bestärkt, daß Amerika genauso wie alle seine Teilstaaten eine geschriebene Verfassung besaß und daß sich das Recht nicht zufällig entwickelte, sondern ausdrücklich formuliert wurde. Der Rechtsanwalt mußte ein Schreiber und Leser par excellence sein, denn die Vernunft war die eigentliche Autorität, die den Maßstab bei der Entscheidung von Rechtsfragen bilden sollte. So war John Marshall der »Inbegriff der Vernunft und in der Vorstellungswelt der Amerikaner ein ebenso lebendiges Sinnbild wie Natty Bumppo«.17 

Er war das Muster des Homo typographicus, des vom Buchdruck geprägten Menschen — unvoreinge­nommen, analytisch, der Logik verpflichtet, logische Widersprüche verabscheuend. Man hat gesagt, er habe seine Argumente nie auf Analogien gestützt. Die meisten Entscheidungen leitete er mit der Wendung ein: »Es wird allgemein zugegeben, daß...« Und hatte man seinen Prämissen zugestimmt, so mußte man meist auch seine Schlußfolgerung akzeptieren.

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In einem heute nur schwer vorstellbaren Maße waren die Amerikaner der damaligen Zeit nicht nur mit den großen juristischen Fragen ihrer Zeit, sondern ebenso mit der Sprache vertraut, derer sich die berühmten Anwälte bei ihren Plädoyers bedienten. Das gilt vor allem für die Sprache von Daniel Web-ster, und es war nur natürlich, daß Stephen Vincent Benet ihn in seiner bekannten Erzählung The Devil and Daniel Webster (Daniel Webster und die Seeschlange) auftreten und sogar den Teufel durch seine Eloquenz bezwingen ließ. Wie auch hätte der Teufel einen Mann besiegen sollen, dessen Sprache sich nach den Worten von Joseph Story, Richter am Obersten Bundesgerichtshof, durch folgende Merkmale auszeichnete:

»[...] die Klarheit und unzweideutige Einfachheit seiner Erklärungen, sein großes Verständnis für die verschiedensten Probleme, der Reichtum seiner Beispiele aus dem praktischen Leben; seine eindringliche Analyse und die Art, wie er auf Schwierigkeiten aufmerksam macht; seine Fähigkeit, eine komplizierte Sache zu entwirren und in so klare Bestandteile zu zerlegen, daß sie noch dem einfachsten Verstand zugänglich wird; die durchschlagende Wirkung seiner Verallgemeinerungen, mit denen er die eigenen Argumente unvermerkt hinter die Geschütze bringt, die seine Gegner aufgefahren haben; die Sorgfalt und Umsicht, mit der er es vermeidet, sich in eine unhaltbare Position zu manövrieren oder die eigenen Kräfte am falschen Ort zu vergeuden.«18 

Ich zitiere diese Passage deshalb ausführlich, weil sie für das 19. Jahrhundert besser als jeder andere Text, den ich kenne, beschreibt, welche Art von Diskurs man von einem Menschen erwartete, dessen Verstand vom gedruckten Wort geformt war.

Sie bezeichnet genau jenes Ideal und Musterbild, das James Mill bei seinen Prophezeihungen über die wunderbare Wirkung des Buchdrucks im Sinne hatte. Und auch wenn dieses Muster nicht ganz erreichbar war, so war es doch das Ideal, dem jeder Anwalt nachstrebte.

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Die Wirkung eines solchen Ideals ging über den Anwaltsstand und die Geistlichkeit weit hinaus. Sogar im Wirtschaftsalltag konnte man auf die Resonanzen des rationalen, vom Buchdruck geprägten Diskurses stoßen. Betrachtet man die Werbung als die Stimme des Handels, so zeigt ihre Geschichte ganz deutlich, daß im 18. und 19. Jahrhundert jene, die etwas zu verkaufen hatten, ihre Kunden für Leute hielten, die einem Daniel Webster nicht unähnlich waren — sie gingen davon aus, daß potentielle Käufer gebildet, rational und kritisch waren.

Tatsächlich kann man die Geschichte der amerikanischen Zeitungsanzeige selbst als Sinnbild für den Niedergang des vom gedruckten Wort geprägten Geistes nehmen, der von der rationalen Argumentation zum Entertainment führt. In seiner klassischen Untersuchung The History and Development of Advertising erörtert Frank Presbrey den Verfall der ans gedruckte Wort gebundenen Werbung und datiert ihr Ende auf die späten sechziger und frühen siebziger Jahre des 19. Jahrhunderts. Die Zeit davor bezeichnet er als das »dunkle Zeitalter« der typographischen Werbung.19)

Die finsteren Zeiten, die er meint, begannen im Jahre 1704, als erstmals bezahlte Annoncen in einer amerikanischen Zeitung, im Boston News-Letter, erschienen. Es waren drei an der Zahl, die zusammen zehn Zentimeter einer Spalte einnahmen. Eine von ihnen bot eine Belohnung für die Ergreifung eines Diebes; eine zweite bot eine Belohnung für die Rückgabe eines Ambosses, den Unbekannte »sich zu eigen gemacht« hatten; die dritte bot tatsächlich etwas zum Verkauf an und unterscheidet sich nicht allzusehr von den Immobilienanzeigen, die man heute in der New York Times liest:

»In Oysterbay auf Long Island im Bezirk von N. York. Dort ist eine sehr gute Walkmühle zu verkaufen oder zu vermieten, sowie eine Plantage, auf der ein großes neues Ziegelhaus steht, daneben ein anderes gutes Haus mit Küche & Werkstatt, mit Scheune, Stall, ein junger Obstgarten und 20 Morgen freies Land. Die Mühle kann mit der Plantage oder ohne sie vermietet werden; Grundbesitzer ist Mr. William Bradford, Drucker in N. York, Näheres bei ihm.«20

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Mehr als anderthalb Jahrhunderte lang hatten Inserate, von geringen Abweichungen abgesehen, diese Gestalt. Vierundsechzig Jahre nachdem Mr. Bradford sein Anwesen in Oysterbay annonciert hatte, rückte der legendäre Paul Revere das folgende Inserat in der Boston Gazette ein:

»Viele Menschen haben das Unglück, durch Unfälle oder auf andere Weise ihre Vorderzähne zu verlieren, was nicht nur ihrem Aussehen, sondern auch ihrem Sprechen, sei es in der Öffentlichkeit oder im privaten Kreis, höchst abträglich ist:

Ihnen allen sei hiermit kundgetan, daß sie sich ihre Zähne durch falsche, die genauso aussehen wie die natürlichen und dem Zweck, das Sprechen zu ermöglichen, in jeder Hinsicht genügen, ersetzen lassen können durch PAUL REVERE, Goldschmied, am oberen Ende von Dr. Clarke's Pier, Boston.«21

In einem weiteren Absatz erklärte Revere, diejenigen, die sich von John Baker falsche Zähne hätten einpassen lassen und bei denen sie sich peinlicherweise gelockert hätten, könnten zu ihm kommen, um sie befestigen zu lassen. Wie dies gemacht werde, habe er von John Baker selbst gelernt. Erst hundert Jahre nach Reveres Annonce gab es die ersten ernsthaften Versuche von Anzeigenkunden, aus der linearen, von gedruckten Worten und Sätzen bestimmten Form, die die Zeitungsverleger forderten, auszubrechen.22 Und erst gegen Ende des 19. Jahrhunderts ging die Werbung zu der modernen Form ihres Diskurses über. Noch 1890 galt die Werbung, die in aller Regel nur aus Wörtern bestand, als ein im wesentlichen ernsthaftes, rationales Geschäft, dessen Zweck es war, Informationen zu vermitteln und in Aussagesätzen bestimmte Behauptungen aufzustellen. Die Werbung sollte, wie es Stephen Douglas in einem anderen Zusammenhang formuliert hatte, den Verstand und nicht die Leidenschaften ansprechen. Ich will damit nicht sagen, daß in der Zeit der typographischen Anzeigen die aufgestellten Behauptungen immer zutrafen. Wörter können ihren Wahrheitsgehalt nicht garantieren. Aber sie erzeugen einen Kontext, in dem die Frage »Ist das wahr oder falsch?« relevant ist. In den neunziger Jahren des 19. Jahrhunderts zerbrach dieser Kontext, zunächst unter dem massiven Druck von Illustra-

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tionen und Photographien, sodann durch die Verwendung einer nicht mehr auf Aussagesätze konzentrierten Sprache. In den neunziger Jahren erlernten Reklamefachleute die Technik der Werbeslogans. Presbrey behauptet, man könne den Beginn der modernen Werbung auf die Zeit datieren, in der zwei solcher Werbesprüche aufkamen: Youpress the button; we do the rest (Sie drücken auf den Auslöser; wir besorgen das übrige - Kodak) und See that hump? (Die vierzeiligen Reklameverse für Delongs Haken-Kleiderverschlüsse endeten stets mit dieser Frage, wörtlich: Siehst du den Buckel? = Haken.)

Etwa um die gleiche Zeit fing man an, gereimte Verse zu verwenden, und 1892 forderte Procter and Gamble das Publikum auf, Verse für die Werbung von Ivory-Seife einzusenden. 1896 benutzte Calkins & Holden zum ersten Mal das Bild eines kleinen Jungen in einem Lehnstuhl, der mit begeisterter Miene, einen Löffel in der Hand, vor sich die Schale mit Haferflockeri hat. Um die Jahrhundertwende änderte sich das Reklame-Verfahren - Werbung bestand fortan aus einem Teil Tiefenpsychologie und einem Teil ästhetischer Theorie. Die Vernunft mußte sich in andere Bezirke zurückziehen.

Will man verstehen, wie das gedruckte Wort früher in Amerika die Vorstellung von Intelligenz, von Wahrheit und von der Beschaffenheit des Diskurses geprägt hat, so muß man berücksichtigen, daß dem Akt des Lesens im 18. und 19. Jahrhundert ein ganz anderer Rang zukam als heute. Das gedruckte Wort besaß, wie gesagt, im Hinblick auf Aufmerksamkeit und Intellekt eine Monopolstellung, gab es doch, von der mündlichen Überlieferung abgesehen, kein anderes Mittel, um sich öffentliches Wissen zugänglich zu machen. Personen des öffentlichen Lebens zum Beispiel waren insbesondere durch das bekannt, was sie geschrieben hatten, und nicht etwa durch ihr Aussehen Und auch nicht so sehr durch ihr rednerisches Talent. Höchstwahrscheinlich wären die ersten fünfzehn Präsidenten der Vereinigten Staaten vom durchschnittlichen Bürger auf der Straße nicht erkannt worden. Das gleiche gilt für die bedeutenden Anwälte, Geistlichen und Wissenschaftler dieser Epoche.

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Wer an diese Leute dachte, der dachte an das, was sie geschrieben hatten, und beurteilte sie nach ihren öffentlichen Stellungnahmen, ihren Argumenten, ihren Kenntnissen, soweit sie im Druck Gestalt angenommen hatten. Wie weit wir uns von diesem Bewußtsein entfernt haben, kann man sich klar machen, wenn man an einen unserer Präsidenten aus neuerer Zeit denkt — oder auch an Prediger, Rechtsanwälte oder Wissenschaftler, die in der Öffentlichkeit einen Namen haben oder hatten. Man denke an Richard Nixon oder Jimmy Carter oder Billy Graham oder auch an Albert Einstein — was einem einfällt, ist ein Bild, ein Bild von einem Gesicht, und sehr wahrscheinlich ein Gesicht auf einem Bildschirm (im Falle Einsteins eine Photogra-phie von einem Gesicht). Worte kommen uns dabei kaum in den Sinn. Das ist der Unterschied zwischen dem Denken in einer wortbestimmten und in einer bildbestimmten Kultur.

Es ist auch der Unterschied zwischen dem Leben in einer Kultur, die wenig, und einer, die viel Freizeit bietet. Der Farmerjunge, der mit einem Buch in der Hand dem Pflug folgt, die Mutter, die ihrer Familie am Sonntagnachmittag etwas vorliest, der Kaufmann, der die Meldungen über die zuletzt eingelaufenen Clipper liest - sie waren andere Leser als die von heute. Flüchtiges Lesen dürfte es kaum gegeben haben, dazu fehlte die Zeit. Lesen geschah in einem täglichen oder wöchentlichen Ritual, dem eine besondere Bedeutung zukam. Denn wir müssen bedenken, daß es in dieser Kultur keine Elektrizität gab. Bei Kerzen- oder später bei Gaslicht las es sich nicht besonders gut. Und ohne Zweifel wurde sehr viel in der Zeit zwischen Morgengrauen und dem Beginn des Tagewerks gelesen. Was man las, das las man ernsthaft, intensiv und mit einem bestimmten Ziel. Die moderne Vorstellung, man könne das »Auffassungsvermögen« eines Lesers im Unterschied zu anderen Fähigkeiten, die ein Leser außerdem noch besitze, testen, wäre 1790 oder 1830 oder 1860 absurd erschienen. Was war denn Lesen anderes als Auffassen? Soweit wir wissen, gab es so etwas wie »Leseschwäche« damals nicht, außer natürlich bei denen, die keine Schule besuchen konnten.

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Eine Schule besuchen hieß lesen lernen, denn ohne diese Fähigkeit konnte man sich nicht am Austausch innerhalb der Kultur beteiligen. Und die meisten Menschen konnten lesen und beteiligten sich. Für sie war das Lesen sowohl ein Modell der Welt wie auch die Verbindung zu ihr. Wort für Wort, Zeile für Zeile, Seite für Seite zeigte das Buch oder die Zeitung, daß die Welt ein ernsthafter, kohärenter Ort war, der sich mit Vernunft einrichten und durch verständige, angemessene Kritik verbessern ließ.

Wohin man auch blickt, fast überall stößt man im 18. und 19. Jahrhundert auf die Resonanzen des gedruckten Wortes und vor allem auf seine unauflösliche Beziehung zu den Formen des öffentlichen Ausdrucks. Es mag zutreffen, was Charles Beard geschrieben hat: daß der eigentliche Beweggrund der Autoren der amerikanischen Verfassung der Schutz ihrer eigenen wirtschaftlichen Interessen gewesen sei. Es trifft jedoch auch zu, daß ihnen die Fähigkeit, mit dem gedruckten Wort umzugehen, als Voraussetzung für die Teilnahme am öffentlichen Leben erschien. Für sie war ein reifes Staatsbürgertum ohne entwickelte Bildung unvorstellbar; deshalb wurde das Wahlalter in den meisten Bundesstaaten auf 21 Jahre festgesetzt; deshalb heftete Jefferson an die allgemeine Bildung Amerikas größte Hoffnung; und deshalb ließ man, worauf Al-lan Nevins und Henry Steele Commager hingewiesen haben, die Wahlrechtsbeschränkungen gegenüber Besitzlosen häufig unberücksichtigt, nicht jedoch die gegenüber denen, die nicht lesen konnten.

Es mag zutreffen, daß es, wie Frederick Jackson Turner dargelegt hat, vor allem die immer weiter nach Westen vorgeschobene »Grenze« war, die den amerikanischen Geist anspornte. Aber es trifft auch zu, was Paul Anderson festgestellt hat: es sei »nicht bloß eine Redensart, wenn man sagt, daß der Farmerjunge dem Pflug mit einem Buch in der Hand folgte, ob von Shakespeare, Emerson oder Thoreau«.23) Es war nämlich nicht nur die Grenzermentalität, die Kansas dazu bewog, als erster Bundesstaat den Frauen die Teilnahme an Schulwahlen zu gestatten, oder die Wyoming veranlaßte, mit der Gleichheit beim Wahlrecht wirklich ernst zu machen.

Die Frauen waren wahrscheinlich bessere Leser als die Männer, und auch in den Grenzstaaten war das gedruckte Wort das wichtigste Organ des öffentlichen Diskurses. Es war unumgänglich, daß jene, die lesen konnten, an diesem Austausch tatsächlich teilnahmen.

Es mag auch zutreffen, daß, wie Perry Miller behauptet hat, viel von der Energie der Amerikaner aus ihrem religiösen Eifer herrührt, oder daß, wie es frühere Historiker gesagt haben, Amerika aus einer Idee geschaffen wurde, deren Zeit gekommen war. Ich will alle diese Erklärungen nicht bestreiten. Ich stelle bloß fest, daß das Amerika, das sie zu erklären versuchen, von einem öffentlichen Diskurs bestimmt wurde, dessen Form den Erzeugnissen der Druckpresse entlehnt war. Um seine Absichten zu erklären, seine politischen Ideen zu erläutern, seine Gesetze zu entwerfen, seine Produkte zu verkaufen, seine Literatur zu schaffen und seine Gottheiten anzurufen, bediente sich Amerika zwei Jahrhunderte lang kleiner schwarzer Schnörkel auf weißem Papier. Was es zu sagen hatte, das sagte es im Druck, und mit diesem wichtigsten Merkmal seiner symbolischen Umwelt errang es einen hervorragenden Platz in der Kultur.

 

Ich möchte diese Zeit, in der der amerikanische Geist unter der Souveränität der Druckpresse stand, das Zeitalter der Erörterung nennen. Die Erörterung ist zugleich Denkweise, Lernmethode und Ausdrucksmittel. Fast alle Eigenschaften, die wir einem entfalteten Diskurs zuordnen, wurden durch den Buchdruck verstärkt, der die stärkste Tendenz zu einer erörternden Darstellungsweise aufweist: die hochentwickelte Fähigkeit zu begrifflichem, deduktivem, folgerichtigem Denken; die Wertschätzung von Vernunft und Ordnung; der Abscheu vor inneren Widersprüchen; die Fähigkeit zur Distanz und zur Objektivität; die Fähigkeit, auf endgültige Antworten zu warten. Aus Gründen, die ich nun gern erläutern möchte, neigte sich das Zeitalter der Erörterung mit dem ausgehenden 19. Jahrhundert seinem Ende zu, und erste Anzeichen dafür, daß etwas anderes an seine Stelle trat, wurden sichtbar. Es kam das Zeitalter des Showbusiness. 

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