detopia:  Stowasser: Ökologie    Umweltbuch  

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19. Umwelt und tschüß

 

 

(Ökologie)

 

(Titelgrafik)

 

 

312-321

Ozonloch oder Gruftiehölle

Die Sonne ist Quell des Lebens und des Todes zugleich. Auf der einen Seite spendet sie Wärme und Licht und ist Grundvoraussetzung für die Photosynthese auf der Erde. Damit ist die Sonnenenergie der Motor allen Lebens. Auf der anderen Seite schickt die Sonne auch tödliche Strahlen aus. Denn in ihrem elektromagnetischen Spektrum befinden sich Gamma-, Röntgen- und ultraviolette Strahlen, die höchst mutagen und kanzerogen sind. Das heißt, sie zerstören die DNA, sind krebserregend und genzerstörend.

Zum Glück für uns werden diese Strahlen in der Atmosphäre fast komplett herausgefiltert. Sie erreichen praktisch nicht die Erdoberfläche. Pflanzen, Tiere und Menschen bleiben somit von diesen Todesstrahlen verschont. Würden die Strahlen ungehindert auf die Erde treffen, gäbe es kein Leben. Die Erde gliche einer Marslandschaft.

Nehmen wir von diesen Strahlenarten einmal die ultravioletten Strahlen, kurz UV-Strahlen, näher unter die Lupe. Es gibt drei Arten von UV-Strahlen: UV-A-, UV-B- und UV-C-Strahlen, die verschiedene Wirkungen haben.

Die UV-A-Strahlung wird nur schwach von der Ozonschicht herausgefiltert. Sie trifft daher noch relativ stark auf die Erdoberfläche. Dies ist aber nicht so schlimm, denn die UV-A-Strahlung ist die harmloseste aller UV-Strahlenarten. Sie hat sogar einige positive Auswirkungen. Sie ist dafür verantwortlich, daß wir braun werden, wenn wir ein Sonnenbad nehmen. Außerdem erzeugt sie Vitamin D, wenn sie auf unsere Haut trifft. Sonnenscheue Menschen laufen somit Gefahr, infolge Vitamin-D-Mangels an Rachitis zu erkranken. Rachitiskranke sind vorwiegend bei Menschengruppen zu suchen, die selten oder nie in die Sonne gehen (Adlige, schleiertragende Muslime, Stubenhocker, Grufties).

Viel gefährlicher als die UV-A- ist die UV-B-Strahlung. Sie wird durch die Ozonschicht größtenteils herausgefiltert. Ein Bruchteil trifft aber immer noch auf die Erdoberfläche. Zum Glück hat der Mensch in jahrmillionenlanger Evolution Schutzmechanismen für diese leichte UV-B-Strahlung entwickelt. Bei Sonneneinstrahlung werden im menschlichen Schweiß UV-B-Filtermoleküle ausgeschieden, die sich wie eine natürliche Sonnenschutzcreme auf die Hautoberfläche legen. 

Außerdem gibt es die sogenannten Antioxidantien (Karotinoide, PAB, Tocopherole und andere) und Reparaturenzyme, welche UV-B-Schäden in der Haut schnell reparieren. Sie können allerdings nur bis zu einer normalen UV-B-Strahlungsstärke ihrem Dienst nachkommen. Ist die Sonnenstrahlung zu stark, verbrennt die UV-B-Strahlung die Haut und wir bekommen einen Sonnenbrand. Sonnenanbeter, die es mit dem Sonnenbräunen übertreiben, laufen erhöht Gefahr, Hautkrebs zu bekommen. Auf jeden Fall altert die Haut bei UV-B-Strahlung in Dosen, die das natürliche Maß übersteigen, unverhältnismäßig schnell. Obendrein schwächt starke UV-B-Strahlung das Immunsystem und kann die Augenlinse trüben.

Am fatalsten wirkt sich die UV-C-Strahlung aus. Sie erzeugt binnen kurzer Zeit gravierende Hautverbrennungen, sicheren Hautkrebs und bei längerer Aussetzung den Tod. Auch Pflanzen gehen bei UV-C-Strahlung schnell ein. Zu unserem größten Glück wird die schreckliche UV-C-Strahlung vollständig durch die Ozonschicht herausgefiltert.

Die schützende Ozonschicht ist eine Grundvoraussetzung, daß auf der Erde das Leben weiterexistieren kann. Sie filtert die UV-C-Stahlung praktisch total heraus und schwächt die UV-B-Strahlung auf ein verträgliches Maß. Was ist dieses gnädige Ozon?

Ozon ist ein natürlicher, gasförmiger Bestandteil der Stratosphäre. Chemisch gesehen ist er dreiwertiger Sauerstoff. In der Stratosphäre, insbesondere in der Luftschicht, die sich in etwa zehn bis fünfzehn Kilometer Höhe befindet, bildet das Ozon ein natürliches Schutzschild gegen die zerstörerische UV-B- und UV-C-Strahlung der Sonne. Gäbe es dieses Ozonschutzschild nicht, gäbe es kein Leben auf der Erde.

Genau dieses Ozonschutzschild wird jedoch durch Zivilisationsprodukte zerstört. Vornehmlich sind hier die Fluorchlorkohlenwasserstoffe, kurz FCKWs, zu nennen. Sie werden verwendet als Löse- und Reinigungsmittel (vor allem in der Elektroindustrie), als Kältemittel in Kühlschränken und Klimaanlagen; sie dienen zum Verschäumen von Kunststoffen (zum Beispiel bei Matratzen, Polsterungen, Dämmplatten) und sind als Treibgase in antiquierten Spraydosen enthalten. Weitere Ozonkiller sind die bromierten Halone, die in Feuerlöschanlagen eingesetzt werden; Methan, das bei der Massentierhaltung entsteht; Tetrachlorkohlenstoff und das als Lachgas bekannte Distickstoffoxid.

Nach ihrer Freisetzung in die Atmosphäre werden die Ozonkiller zunächst von Winden über den gesamten Erdball verteilt und steigen dann allmählich in die Stratosphäre auf. Die meisten dieser Ozonkiller, wie die FCKWs und die bromierten Halone, werden dabei praktisch nicht abgebaut; andere, wie zum Beispiel Methan, nur bis zu einer gewissen Dosis.

Einmal in der Stratosphäre angekommen, können die Ozonkiller nicht mehr zurücksinken, da die Temperaturen hier wärmer sind als in der darunterliegenden Troposphäre. Durch einen Prozeß namens Photolyse entsteht durch die Ozonkillergase Chlormonoxid, ein Radikal, das als Katalysator für den Ozonabbau fungiert.

Dabei kann Chlormonoxid beliebig viele Ozonmoleküle zerstören, denn es wirkt nur als Katalysator und wird daher bei der Ozonzerstörung nicht selbst abgebaut. Selbst kleine Mengen der Ozonkillergase können große Zerstörungswirkungen haben.

Der Ozonabbau geht besonders schnell bei einer kalten Stratosphäre vonstatten, da sich bei Temperaturen unter 78 Grad Celsius großflächige Stratosphärenwolken aus feinen Eis- und Salpeterkristallen bilden, welche die Photolyse der FCKWs beschleunigen.

Durch diesen Prozeß entsteht das Ozonloch über der Antarktis. Dort zeitigt das Ozonloch keine so fatalen Folgen, da die Antarktis nur wenig Pflanzen und Tiere beherbergt. Aber nicht nur über der Antarktis hat die Ozonschicht eine solch “chlor-reiche” Zukunft vor sich. Nein, auch in unseren Breiten beträgt die durchschnittliche Ozonabnahme seit 1989 schon mehr als fünf Prozent im Winter und 2,1 Prozent im Sommer. 1991 betrug die über das ganze Jahr gemittelte Ozonabnahme in unseren Breiten ~10 Prozent! (1)

(1)  Quelle: Der Spiegel; 7. Februar 1992

Dabei ist zu beachten, daß eine geringe Ozonabnahme schon eine große Erhöhung der UV-Strahlungs­stärke bewirkt. Eine einprozentige Abnahme der Ozonschichtstärke führt etwa zu einer zwei Prozent effektiveren UV-Strahlung und zu einer sechsprozentigen Zunahme von Plattenepithel-Karzinomen. Eine zehnprozentige Abnahme der Ozonschicht würde gar bis zu einer achtzigprozentigen Zunahme dieser Krebsfälle führen.

Ganz besonders heimtückisch sind die Ozonkiller, da sie mit einer ungeheuren Zeitverzögerung wirken. Sie benötigen etwa ein Jahrzehnt, um von der Troposphäre in die Stratosphäre aufzusteigen. Dort angekommen, beträgt die Halbwertszeit der FCKWs zwischen ~50 und ~300 Jahren. Bromierte Halone haben eine kürzere Halbwertszeit. Sie beträgt aber immerhin noch über 20 Jahre. Wird von einer Zeitverzögerung von 40 Jahren der Wirkung in der Stratosphäre ausgegangen, was extrem optimistisch ist, kommen wir inklusive der Aufstiegszeit auf eine Zeitverzögerung von etwa einem halben Jahrhundert.

Der Ozonabbau, den wir heute beobachten, ist demnach die Folge jener Ozonkiller, die etwa in der Nachkriegszeit produziert wurden. Die Weltproduktion der beiden wichtigsten FCKWs F11 und F12 betrug 1945 nur 20.500 Tonnen.(2)

(2)  Summe der Nennungen von 21 berichtenden Unternehmen an die CMA ohne Ostblock, China, Argentinien und Indien.

Wenn wir uns vor Augen halten, daß 1984 die Weltproduktion ganze 694.500 Tonnen betrug, können wir schon den weiteren Ozonabbau erahnen. Im Klartext heißt dies, selbst wenn die Produktion aller ozonzerstörenden Stoffe sofort komplett weltweit unterbunden würde, ginge die Ozonzerstörung noch jahrzehntelang radikal weiter!

Die direkten Folgen für den Menschen können schon wortwörtlich unter die Haut gehen. Zu erwarten sind verstärktes Auftreten von Hautkrebs und allgemeine vorzeitige Hautalterung, die sich durch häßliche Runzeln und eine Pergamenthaut äußert. Auch die Augen bleiben (wiederum wortwörtlich) nicht unbehelligt. Katarakte (Alterstrübungen der Augenlinse) werden zunehmen. Insgesamt wird das Immunsystem vollends zerstört, das doch heute schon durch Fehlernährung und Umweltgifte geschwächt ist.

Aber diese medizinischen Folgen werden, so schlimm sie auch sind, relativ ertragbar sein. Denn gegen all diese direkten Folgen können wir uns noch schützen, indem wir die Sonne gruftiemäßig meiden und uns ansonsten eine Sonnenbrille, Vitamin-D-Pillen und Sonnencreme mit Lichtschutzfaktor 21 zulegen. Allerdings dürfte der Gedanke nicht gerade angenehm sein, beim alltäglichen Einkauf vermummt und mit sonnencremeverschmierten Händen durch die Straßen zu rennen. Auch nicht-schiitische Frauen und Männer werden sich bald ans Schleiertragen gewöhnen müssen.

Viel bedenklicher sind die indirekten Auswirkungen, wie Ernteverluste und im schlimmsten Fall sogar das Absterben der gesamten Vegetation. Denn schon bei einer leichten Erhöhung der UV-B-Strahlung wird eine Einschränkung der Photosynthese, eine Verkürzung der Sproßlängen, eine Verminderung der Blattfläche und eine allgemeine Schwächung der Widerstandskraft der Pflanzen erwartet. Auch die für die Stickstoffversorgung des Bodens notwendigen Mikroorganismen reagieren auf UV-Strahlen höchst empfindlich.

In den Weltmeeren wächst etwa doppelt so viel pflanzliches Material wie auf den Festlandflächen. Ganz besonders wichtig ist dabei das Phytoplankton, das etwa zwei Drittel des gesamten Kohlendioxids in Sauerstoff umsetzt, das weltweit von Pflanzen aufgenommen wird. An zweiter Stelle in der Sauerstoff­produktion stehen die Regenwälder. Gerade das Phytoplankton reagiert höchst sensibel auf minimale Veränderungen der ultravioletten Strahlen. Würde das Phytoplankton geschädigt, könnte sich das Kohlendioxid zunehmend anreichern, was den sogenannten Treibhauseffekt beschleunigt. Und damit sind wir beim nächsten Kapitel.

 

 

Treibhauseffekt oder Sister Hot and Brother Cool

 

Sie haben bestimmt schon einmal den gelblich-hellen Stern gesehen, der des öfteren kurz nach Sonnenuntergang über dem Westhorizont erstrahlt. Manchmal erscheint er auch morgens kurz vor Sonnenaufgang am Osthorizont. Er ist unter dem Namen Morgen- oder Abendstern bekannt.

Gemeint ist Venus. Sie ist von allen Planeten in unserem Sonnensystem der erdähnlichste. Besser gesagt, sie könnte es sein, denn sie hat

Daher wird die Venus oft als kleine Schwester der Erde bezeichnet. Die Erde hat damit aber eine echt heiße Schwester! Die Temperatur auf der Venus beträgt nämlich Tag und Nacht mehr als 470 Grad Celsius bei rund 90 bar. Leben existiert nicht. In so einem Hexenkessel wird’s selbst der coolsten Bakterie zu heiß. Wie kommt diese Extremtemperatur zustande?

Sie kennen bestimmt den Aua-Effekt, wenn Sie Ihr Auto in der prallen Sonne stehen lassen und sich nach dem Einsteigen wie in einer Mikro fühlen. Die Sonnenstrahlen dringen durch die Windschutzscheibe und erhitzen die eingeschlossene Luft, die Wärme kann aber nicht mehr durch die Windschutzscheibe entweichen. Dieser Effekt wird Treibhauseffekt genannt.

Ähnliches passiert auf der Venus. Die Sonnenstrahlen dringen in die Venusatmosphäre und heizen die Luft auf. Das Kohlendioxid verhindert aber, daß die Wärme wieder in den Weltraum entweicht. Das Treibhausgas Kohlendioxid ist in der Venusatmosphäre zu 96 Prozent enthalten. Die Venus ist sozusagen unser kranker Zwillingsplanet mit Treibhausfieber. Wäre die Venus nicht am Treibhauseffekt erkrankt, hätte sie gute Chancen gehabt, Leben zu beherbergen. Doch unter dieser Hitze ist nicht nur für den Hopfen das Malz verloren.

Ein ähnliches Schicksal droht der Erde. Auch bei unserem Heimatplaneten steigt die Fieberkurve durch den Treibhauseffekt stark an. Seit 1870 hat sich die durchschnittliche Erdbodentemperatur um weit mehr als einen halben Grad erhöht. Hauptsächlich infolge der Wärmeausdehnung des Wassers stieg der Meeresspiegel um mehr als 20 Zentimeter.

Ähnlich wie bei der Venus ist das Kohlendioxid der Hauptübeltäter. Es ist zu etwa 50 Prozent am Treibhauseffekt der Erde beteiligt. Neben dem Kohlendioxid spielt vor allem das Methan zu ~19 Prozent und die uns schon vom Ozonloch bekannten FCKWs zu ~17 Prozent eine Rolle. Die restlichen ~14 Prozent besorgen das bodennahe Ozon, Distickstoffoxid und diverse weitere chemische Gase. Woher stammen diese Treibhausgase?

Kohlendioxid wird hauptsächlich durch das Verbrennen von fossilen Brennstoffen wie Öl, Benzin, Kohle und Gas erzeugt. Weiterhin erhöht auch das Verbrennen von Holz den Kohlendioxidgehalt der Atmosphäre. Kohlendioxid ist ein natürliches Gas, das seit jeher in kleinen Mengen in unserer Luft vorhanden ist. In minimalen Mengen produzieren Menschen und Tiere Kohlendioxid. Sie atmen Sauerstoff ein und Kohlendioxid aus. Pflanzen atmen dagegen Kohlendioxid ein und Sauerstoff aus. Ein perfekter Kreislauf.

Heute wird Kohlendioxid jedoch in gefährlichen Mengen durch Industrie, Haushalte und Kraftfahrzeuge produziert. Auch durch das Abbrennen der Regenwälder werden gigantische Mengen Kohlendioxid freigesetzt. Gleichzeitig wird durch diese Regenwaldzerstörung eine wichtige Kohlendioxidsenke zerstört.

Regenwälder sind mit dem Phytoplankton im Meer der wichtigste Sauerstoffproduzent der Erde. Bis zum Jahr 2010 wird der Regenwald nahezu komplett zerstört sein, was besonders schlimm ist, da Regenwälder nie mehr aufgeforstet werden können. Regenwälder sind sogenannte autogenerierende Wälder. Das bedeutet unter anderem, daß die Humusschicht nur einige Zentimeter dick ist. Binnen einiger Monate ist diese dünne Humusschicht durch die starken Tropenregen weggeschwemmt. Wiederaufforstungsaktionen verlaufen wortwörtlich im Sande. Auch mit künstlicher Düngung oder mit importiertem Humus ist nichts zu machen, da die Regenwaldgewächse in unerforschter Weise gegenseitig voneinander abhängen. Myriaden von Pflanzenarten werden im “Sandumdrehen” durch den Abholzungsprozeß aussterben. 

Ein einmal zerstörter Regenwald wird unwiederbringlich zur öden Steppe degradiert. Es wird Jahrmillionen benötigen, bis der Regenwald sich einigermaßen regeneriert hat. Die grünen Lungen der Erde werden binnen einer einzigen Generation vollständig für nachfolgende Generationen zerstört sein.

Es wäre aber falsch, mit dem Goldfinger auf die armen brasilianischen Brandrodungsbauern zu zeigen und ihnen mangelndes Umweltbewußtsein vorzuwerfen. Wer nichts im Bauch hat, wird sich naturgemäß einen Dreck um die globale Zukunft scheren. Es muß vielmehr tiefer gebohrt werden.

Die Schuld trägt der Kapitalimperialismus der Industrienationen, die Brasilien und andere Entwicklungsländer in immer höhere Verschuldung treibt und damit die Grundursache für die ganze Misere ist. Ebenso trägt der Kapitalismus in den jeweiligen Ländern zur ungleichen Verteilung bei. Es zeigt sich auch hier wieder, daß der wahre Übeltäter für den Treibhauseffekt das Geld ist, der schnöde Mammon.

Auch Methan ist ein natürlicher Stoff. Er wird hauptsächlich in Pansen von Wiederkäuern generiert und war schon immer in minimaler Konzentration in der Atmosphäre vorhanden. Durch die heutige Massentierhaltung wird allerdings das natürliche Maß der Methanproduktion vervielfacht. Es scheint fast so, als müßte die Menschheit auch die Tierquälerei bei der Massentierhaltung im Fegefeuer der Treibhaushitze sühnen.

Es ist schwer abzuschätzen, wie hoch der Treibhauseffekt in der nächsten Zeit ausfallen wird. Je nach Interessensgruppe wird ein durchschnittlicher Temperaturanstieg zwischen drei und neun Grad Celsius im nächsten Jahrhundert postuliert. Allein schon in den nächsten 40 Jahren soll die Erddurchschnittstemperatur um einundeinhalb bis vierundeinhalb Grad Celsius über den vorindustriellen Wert steigen, falls die Emissionen der Treibhausgase steigen wie bisher. Ganz sicher sind sich die Klimaforscher dabei nicht, denn es gibt zu viele Imponderabilien. Zu viele Fakten über die komplexen Rückkopplungsvorgänge im Erdklimamodell sind noch unerforscht.

Unbekannt ist beispielsweise die sogenannte Kohlendioxidadsorbsionsrate des Meeres. Sie gibt an, wieviel Prozent des emittierten Kohlendioxids von der Meeresvegetation, insbesondere dem Phytoplankton, aufgenommen werden. Es wird bei den meisten Klima­simulationenen eine Meeres­kohlen­dioxidadsorbtionsrate von 50 Prozent angenommen. Doch dieser Wert ist höchst unsicher. Es könnte durchaus sein, daß die Aufnahme­fähigkeit der Ozeane entsprechend dem Kohlen­dioxidgehalt in der Atmosphäre variabel ist. Ebensowenig ist über die Adsorptionsfähigkeit des Kohlendioxids in der zukünftigen Biosphäre bekannt. Einerseits steigt bei Temperaturerhöhung die Kohlendioxidemission aus Permafrostböden, andererseits wächst die Kohlen­dioxidadsorption intakter(!) Wälder.

Ebenfalls unbekannt ist die Wärmespeicher­kapazität der Ozeane. Ein Großteil der von den Treibhausgasen zurückgeworfenen Wärmestrahlen wird von den Ozeanen aufgenommen. Das Meer erwärmt sich dabei stärker als die Luft und es entsteht ein Temperaturungleichgewicht zwischen den Ozeanen und der Atmosphäre, das erst nach und nach ausgeglichen wird. Die Zeitverzögerung liegt zwischen zehn und fünfzig Jahren. Dieser Zeitverzögerungseffekt bedingt, daß, selbst wenn ab sofort keine Treibhausgase mehr freigesetzt würden, die Temperatur noch um Jahrzehnte steigen würde. Eine durchschnittliche Temperaturerhöhung zwischen drei und neun Grad Celsius klingt anfangs recht harmlos. Werden sich aber die Folgen visualisiert, sieht das Bild erschreckend aus. Insbesondere durch die Wärmeausdehnung des Wassers wird der Meeresspiegel um mindestens einundeinhalb Meter steigen. Sollte allerdings auch das westantarktische Schelfeis abschmelzen, ist ein Meeresspiegelanstieg von fünf Metern zu erwarten.

Damit wären riesige Küstengebiete von Überschwemmung bedroht. Holland, Dänemark und Norddeutschland müßten beispielsweise Milliardensummen für gigantische Staudämme ausgeben, wollten sie nicht untergehen. Die Halligen in der Nordsee müssen dann endgültig Land unter melden, und werden von der Landkarte verschwinden. Bedroht von dem Meeresanstieg sind fast alle Küstenstädte, wie Hamburg, Bremen, Bremerhaven, Emden, Greifswald, Oldenburg, Kiel, Lübeck, Wilhelmshaven, Stralsund, Rostock, Amsterdam, Den Haag, Kopenhagen, Lissabon (tiefgelegener historischer Stadtkern), Göteborg, Oslo, New York, Miami, New Orleans, Boston, Tokio, Stockholm, Helsinki, Edinburgh, Venedig, Rio de Janeiro, Sydney, Kuwait, Haifa, Tel-Aviv-Jaffa, Valencia, Barcelona und Myriaden anderer Städte und Dörfer, aber auch tiefgelegene Städte im Landesinneren, zum Beispiel London und Bordeaux.

Dies ist nur ein kleiner x-beliebiger X-trakt von Tausenden bedrohter Städte. Schlimmer sieht die Situation für die Entwicklungsländer aus, die sich keine Billiardenbeträge für Megastau­dammprojekte an ihren langen Küstenstreifen leisten können. Denken wir insbesondere an Java, Bangla Desh oder Nordostindien.

Der Meeresanstieg wird Völkerwanderungen und Flüchtlingsströme auslösen, deren Größenordnung jegliche menschliche Vorstellungskraft übersteigt. Allein die Überflutung dieser beiden Regionen würde eine halbe Milliarde Menschen zu Flüchtlingen degradieren. Es ist abzusehen, daß andere Länder angesichts solcher Menschenmassen ihre Schotten endgültig dicht machen würden. Dies gilt um so mehr, da ihnen infolge der Überschwemmungsgefahr der eigenen Küstenregionen das Wasser selbst wortwörtlich bis zum Halse steht. 

Internationaler Humanismus und interethnische Nächstenliebe werden dann endgültig über Bord ins steigende Wasser geworfen. Für Milliarden von Menschen könnte dies der qualvolle Tod bedeuten.

Für diese Ärmsten der Armen wäre ein panokratisches Inselland Tjo die einzige Rettung. Da Tjo infolge der Parzellierung modular aufgebaut ist, kann es flexibel beliebig viele Flüchtlinge als neue Bürger aufnehmen.

Aber nicht nur der Meeresanstieg wird der Menschheit künftig zu schaffen machen, sondern auch die Ausbreitung der Trocken- und Wüstenregionen nach Norden. Die Sahara könnte auf Europa übergreifen und Italien, Südfrankreich und -spanien zur Wüste transformieren. Die wichtigsten Kornkammern der Welt wie der Mid-West-Belt in Amerika würden zur ariden Steppe. Hungersnöte in verschiedenen Ländern wären die Folgen. 

Auch das globale Windsystem wird sich ändern, denn die Stürme entwickeln sich über Meeren, deren Oberflächenwasser mindestens 27 Grad Celsius warm ist. (3)

(3) Quelle: Harenberg, Bodo; Die Bilanz des 20. Jahrhunderts; Harenberg Kommunikations-, Verlags- und Mediengesellschaft, Dortmund 1991; Seite 279

Da sich durch den Treibhauseffekt die Meeresoberfläche erwärmt, dürfte die Häufigkeit und Intensität der Stürme zunehmen. Starke Orkane könnten daher ganze Landstriche verwüsten. Die Klimazonen der Erde werden sich allzuschnell polarwärts verschieben. Fast alle Wälder der gemäßigten Zonen könnten vernichtet werden, da ihre Vegetationszusammensetzungen nicht mit der hohen Klimaveränderung Schritt halten können. Die Taiga müßte sich innerhalb ein paar Jahrzehnten zu Mischwald und die Tundra zur Taiga umwandeln, falls sie überleben wollten. Das ist jedoch ein Ding der Unmöglichkeit, da sich die Komposition der einzelnen Baumsorten nicht binnen Jahrzehnten derart verändert und die neu benötigte Humusstruktur nicht in dieser Geschwindigkeit transformiert. Die Folgen für die Landwirtschaft würden verheerend sein. Holz und damit auch Papier könnte schon bald zum Mangelrohstoff werden. Holzmöbel könnte sich dann nur noch der Jet-set leisten. Die Normalbevölkerung müßte sich mit einer simplen Plastikeinrichtung begnügen. Waldspaziergänge würden zur nostalgischen Legende.

Doch die schlimmste Folge ist, daß mit dem Wald auch eine wichtige Kohlendioxidsenke verschwindet. So akkumuliert sich das Kohlendioxid noch stärker in der Atmosphäre und der Treibhauseffekt erhöht sich weit über das postulierte Maß hinaus. Daher könnte die berechnete durchschnittliche Temperaturerhöhung von drei bis neun Grad um einiges überschritten werden. Das polare Schelfeis könnte dann doch schneller und umfassender abschmelzen als bisher angenommen. 

Normalerweise würden die gigantischen Eismassen in der Arktis und der Antarktis Jahrhunderte benötigen, um abzuschmelzen. Würde sich aber die polare Durchschnittstemperatur um mehr als 30 Grad Celsius erhöhen, erscheint ein großflächiges Abschmelzen der Gletschermassen nicht mehr ausgeschlossen. Dies gilt umso mehr, wenn die Gletscherabkalbungsprozesse während des Abschmelzungsvorganges mitberücksichtigt werden, der die Gesamtoberfläche der Eismassen erhöht und der Hitze damit eine größere Angriffsfläche bietet. Ein polarer Durchschnittstemperaturanstieg von über 30 Grad Celsius ist durchaus möglich, da sich der Treibhauseffekt in der Polarregion am stärksten auswirkt.

Eine großflächige Polareisschmelze würde fatale Folgen haben. Ein Anstieg des Meeresspiegels von bis zu 40 Metern wäre die Folge. Staudämme gegen solche Wassermassen sind selbst von den Industrienationen nicht mehr bezahlbar. Ganze Länder und Regionen würden vom Meer verschlungen. Die überfluteten Kernkraftwerke würden die Ozeane auf Jahrtausende radioaktiv verseuchen. 

Eine weitere Folge wäre die Herabsetzung des Albedos der Erde, durch die fehlenden Eisflächen. Dies könnte die Erdtemperatur nochmals erhöhen und die letzten Vegetationsreste vernichten.

Wenn Sie heute abend in der letzten Abendröte des Abendlandes den Abendstern erblicken, soll er Ihnen als Mahnung dienen, daß bald auch unser Heimatplanet Erde am Treibhausfieber krepieren kann. Dann wäre er genauso wie Venus, nur noch ein toter Planet im unbarmherzigen All, der sinnlos seine Runden um die strahlende Sonne dreht.

 


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Globaler Ökokollaps oder Unser täglich Erdenquark

 

Ganz besonders gravierende Auswirkungen bekommt der Treibhauseffekt in Kombination mit dem Ozonloch und anderen Umweltfaktoren. Das UV-B-Licht zerstört das Phytoplankton der Meere und schädigt die kontinentale Biosphäre. Zu einem unbestimmten Zeitpunkt läßt die dünne Ozonschicht so viel UV-Licht auf die Erdoberfläche passieren, daß die Vegetation schrittweise eingeht. Dies gilt ganz besonders unter dem Aspekt, daß die Erdvegetation parallel mit dem Treibhausklima zu kämpfen hat und die Pflanzen weiterhin durch die mannigfaltigen Schadstoffe geschwächt sind. Sogar die Meeresvegetation, die schon durch sauren Regen und der schleichenden Schwermetallvergiftung des Wassers stark geschwächt ist, könnte infolge dieser beiden Faktoren, ultraviolette Strahlungserhöhung und rasche Klimaveränderung, endgültig absterben.

Mit dieser Vernichtung der wichtigsten Teile der Erdvegetation wird auch eine wichtige Kohlendioxidsenke zerstört. Das Kohlendioxid kann durch Wälder und Ozeane nicht mehr absorbiert werden. Es akkumuliert sich in der Atmosphäre, so daß sich der Treibhauseffekt nochmals verstärkt und eine Rückkopplung entsteht. Der Treibhauseffekt erhöht sich ab einer gewissen Stärke selbst. Er entzieht sich dann vollends der Kontrolle durch die Menschheit. 

Dieser Teufelskreislauf wird um so stärker ausfallen, da durch das Auftauen der sibirischen Permafrostgebiete weitere Tonnen von gebundenem Kohlendioxid in die Atmosphäre entweichen. Weiterhin wird sich der Wasserdampfgehalt der Atmosphäre erhöhen. Wasserdampf verstärkt ebenfalls den Treibhauseffekt. 

Durch Abschmelzen großer Teile des polaren Schelfeises könnte die Erdkruste physikalisch instabil werden. Durch die Aufhebung des polaren Eisgewichtes kann die deformierte Erdkruste sich wieder redeformieren und auf der ganzen Erde Erdbeben und Vulkanausbrüche von nie gekannter Stärke auslösen.

 

Ökologische Verbände und grüne Parteien versuchen auf legalem Wege, die Umweltzerstörung aufzuhalten. So gut gemeint und nobel diese Aktionen auch sind, sind sie doch sinnlos. Die Quacksalberei der Regierungen an den ökologischen Symptomen eines kranken Weltsystems, das an der Infektion namens chronische “Marktwirtschaftittis” leidet, kann die Erde nicht mehr retten. 

Nötig sind Radikalkuren, welche die Krankheitsursache bekämpfen. Und dieses Grundübel ist das Virus Geld. Weltbank, IWF, Regierungen und viele Industriekonzerne müßten entmachtet und die Menschheit durch eine Weltrevolution gerettet werden.

Aber auch eine Weltrevolution wäre ein Nonsense-Unterfangen. 

Nicht nur, daß...

...die Weltrevolution würde darüber hinaus viel zu spät kommen!

Durch den Zeitverzögerungseffekt des Ozonlochs und des Treibhauseffektes führe selbst bei einem sofortigen Stop aller Ozonkiller und Treibhausgase die Erde unausweichlich in den globalen Ökokollaps. Der point of no return ist schon längst überschritten.

Die Hoffnung auf die Rettung der Menschheit durch eine Weltrevolution ist daher illusorisch.

Die einzige Rettung, die uns bleibt, ist Tjo. Nur das panokratische Kunstinselland Tjo wird die zu erwartenden Flüchtlingsmassen aufnehmen können, um ihnen ein menschenwürdiges, lebenswertes Dasein zu bieten, trotz der widrigen und lebensfeindlichen Situation auf unserer zukünftigen Erde.

Die Kunstinsel Tjo wird eine Art High-Tech-Arche-Noah für Pflanzen, Tiere, Menschen und Kulturen sein. Nur in Tjo können höhere Lebensformen den globalen Ökokollaps überstehen. Von dieser Rettungsinsel aus wird es vielleicht möglich sein, die Erde schrittweise wieder bewohnbar zu machen.  

Für die kommenden Jahrhunderte werden wir uns jedoch auf das Überleben auf einem lebensfeindlichen Planeten einstellen müssen. Tjo ist die einzige Möglichkeit, zukünftigen Generationen ein Überleben in Würde zu garantieren.

 

Vielleicht sollten wir, trotz der verheerenden Fakten, die Zukunft nicht allzu schwarz sehen. Irgendwie geht’s immer weiter! Dieses geflügelte Wort gilt nicht nur für persönliche, sondern ebenso für globale Schicksalsschläge. Die Menschheit hat bislang mehrere Eiszeiten, eine Sintflut, fünf Pestepidemien, zwei Weltkriege und sogar Schönbergs Zwölftonmusik überstanden. Wir können daher zuversichtlich sein, daß sie auch die zukünftigen Probleme meistern wird. Die entscheidende Frage ist jedoch, wieviel Tonnen Schweiß und Blut dabei in die gebeutelte Erde sickern werden. Somit bleibt die Panokratie als einziger tränenfreier Lösungsweg!

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Grafik: Der Todesstrudel des Geldes

Todesstrudel des Geldes

Erklärungen zum obigen Bild auf Seite 320

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detopia-2019:

Blubb hat vielleicht vor der mehrfachen Erwähnung des Wortes "Weltrevolution" (aus öko-Gründen)  Wolfgang Harichs Artikel "Weltrevolution jetzt!" (1991) gelesen. Mir kam die Idee, weil das Wort eher an rot (denn an grün) gebunden ist (benutzt wird).

Breiner macht am Ende "Zuversicht". Das ist kritikwürdig, aber verständlich. Er kann aber nicht wissen, ob es "irgendwie immer weitergeht".

Es geht nur für die weiter, die überleben. Und das werden wenige sein.Und es werden nicht unsere Besten sein.

 

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