Ben-Alexander Bohnke

Abschied von der Natur 
Die Zukunft des Lebens ist Technik

 

1997 by Metropolitan Verlag Düsseldorf
ISBN 3-89623-074-3

Ben-Alexander Bohnke :  Abschied von der Natur  (1997)  Die Zukunft des Lebens ist Technik   

1997  303 Seiten 

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detopia:  

Bohnke Start

Umweltbuch  Berufsoptimist 

Horx.1997    Maxeiner.1996  

Lovelock 2006    Randers 2012 
Mike Davis 2008    Lauterburg 1998  
Spengler 1931  

 

detopia-2011:

Über Ben seine Brücke konnte ich als Links-Grüner lange nicht gehen. Zwar gibt es mittlerweile ähnliche Bücher, aber "Bens Buch" ist immer noch nicht das selbe wie "Öko-Optimismus", 1996 von Maxeiner. Letzterer preist den Abschied von der Natur als total richtig an, während bei Ben der Schwerpunkt liegt, dass er schon traurig ist, aber aus der Not eine halbe Tugend machen will. Leider: "Bens Abschied" wird nicht lange funktionieren - er ist kein langfristiger Weg welcher uns hundert Jahre weiterführt. Aber könnte Zeit damit gewissen. (Vgl. Lauterburgs 5 Szenarien ab S. 283)

 


 

Ben-Alexander Bohnke im März 2000 bei Amazon  Amazon1 

Seit langem vollzieht sich ein Wandel in unserer Gesellschaft: von einer Natur-Orientierung hin zu einer Technik-Orientierung. Aber diese Entwicklung spitzt sich jetzt zu, eine WENDE steht bevor: LEBEN IN EINER TECHNO-WELT.

Diese Wende ist dringend notwendig. Denn die Natur ist krank, unheilbar krank. Auch wenn es in letzter Zeit wenig über Umweltverschmutzung zu lesen gibt, der Prozeß der Naturzerstörung schreitet voran. Die Natur wird untergehen, jedenfalls ein großer Teil von ihr. Viele Tiere, Pflanzen, Landschaften und Gewässer werden aussterben bzw. absterben. Wir Menschen brauchen also eine neue Lebensbasis – und das ist die Technik.

Der Niedergang der Natur ist einerseits eine Tragödie. Aber er bietet der Menschheit auch die Chance zu einem Evolutions-Sprung. Denn die Natur hat den Menschen in vielem eingeschränkt und bedroht. Es ist ein Irrtum zu glauben, ein sogenanntes natürliches Leben sei besonders gesund und befriedigend. Wir werden uns stattdessen mittels High-Tech eine andere, künstliche Welt schaffen und gestalten, eine Welt, die sicherer, komfortabler, reizvoller und vielfältiger ist.

Dabei muß man auch über die "innere Natur" des Menschen sprechen, z.B. über die Aggressivität, die er von seinen tierischen Vorfahren geerbt hat. Von dieser Natur in uns, von ihren destruktiven Seiten, können wir uns ebenfalls emanzipieren. In der Zukunft werden wir die Evolution in unsere eigenen Hände nehmen und nicht nur unserer Welt, sondern auch uns selbst eine neue, überlegene Identität verleihen.

Vor allem durch innovative Technologien wie Gentechnik, Biomedizin und Computertechnik wird sich unser Lebensstil radikal ändern. "Abschied von der Natur" ist DAS Buch zu dieser technologischen Wende. 

Als mein Buch vor drei Jahren (Anfang 1997) erschien, gab es viele Reaktionen in Presse, Funk und auch Fernsehen. Die meisten waren jedoch abwehrend, teils hysterisch. Man konnte und wollte sich diese Evolution unseres Bewußtseins und unseres Lebens noch nicht eingestehen. Das Buch kam zu früh auf den Markt, jedenfalls für die deutsche Gesellschaft, in der die Medien und auch die Öffentlichkeit überwiegend eine natur-idealisierende und technik-feindliche Haltung einnahmen.

Inzwischen hat sich das teilweise verändert (wie ich es auch in meinem Buch vorausgesagt habe). Das Interesse für Natur und Umweltschutz ist zurückgegangen, die Faszination für Technik, vor allem Computer und Internet, Telekommunikation und Handy nimmt rasant zu.

Insofern gilt es, mein Buch neu zu entdecken. Es ist immer noch hochaktuell. Zwar sind einzelne Passagen natürlich nicht mehr auf dem neuesten Stand. Aber letztlich ist dieses Buch unserer Zeit immer noch voraus, denn es entwirft das Modell eines neuen Bewußtseins, das unserer technologischen Zukunft angemessen ist. 

 


 

Rezension: Noch ein Abschied  -  von Gerd Geerken   heise.de   google1 

 

"Multimedia programmiert das Gehirn der Menschen entscheidend um. Bisher herrscht das Primat der aktuellsten Information. Multimedia tötet Information durch zu viele Information. Es entsteht ein Multiversum, dessen einzige Sprache Magie ist. Wer also in den elektronischen Datenräumen mitreden will, muß Exformation, definiert als "gesagtes Geheimnis", anbieten – und das ist Magie pur. Dazu braucht man ein völlig anderes Instrumentarium – das der angewandten Spiritualität. Das bedeutet: Wer in den Netzen kommunizieren will, darf keine logischen Botschaften anbieten – keine Information –, sonst redet man an der Realität von Multimedia vorbei." 

 

Ben-Alexander Bohnke hat wenigstens – die pure Magie vermeidend – ein in seiner These verständliches und nachvollziehbares Buch geschrieben. Allerdings hätte dazu auch ein Essay von 20 Seiten gereicht, weil die Argumente gebetsmühlenhaft wieder­kehren und nach den ersten Seiten eigentlich nichts Neues geboten wird. 

Der Verlag der Zukunft und des Erfolgs hat es übrigens nicht einmal geschafft, das im Druck bereits vorliegende Buch auf seiner Web-Site anzukündigen. So lebt man halt doch noch brav im 20. Jahrhundert, kapriziert sich wie die Trendforscher auf Bücher und schindet auf Teufel komm' raus Seiten. Das allerdings liegt wohl nicht ganz im Trend, denn die Aufmerksamkeit, eine der wichtigsten Ressourcen im Informationszeitalter, wird dadurch nicht geschont, sondern nur strapaziert. 

Bohnke zeigt, wie man es offenbar machen soll, wenn man einen Trend setzen will. Man liest vor allem die Schnipsel aus dem Info-Zerhacker Focus für die Elite und macht daraus ein altmodisches Buch als Zweitverwerter mit vielen Seiten, das genau dann, wenn es spannend werden könnte, ins Schweigen verfällt, nämlich wie sich denn der von der Natur abschiednehmende Mensch mit der Technik und den Maschinen verbindet.

Immerhin, ein guter Mensch ist er ja. Die Natur ist böse und schlecht. Jetzt geht sie durch die Technik den Orkus hinunter, und keiner macht etwas wirklich dagegen. Die Natur kann nicht gerettet werden. Wenn wir überleben wollen, dann nur dank der Technik. Überhaupt ist die Bewahrung der Natur derzeit kein Trend mehr. Das macht einfach keinen Spaß, ist zu anstrengend und frustrierend. Und was fällt, das soll man zwar nicht gerade stoßen, aber auch nicht halten wollen. Nachdem uns letztlich die Natur um uns und in uns alles Böse beschert hat, schuldig an giftigen Tieren und Pflanzen, am Kampf ums Überleben und an der Konkurrenz, an Katastrophen und Krankheiten ist, kann die Technik — natürlich die "Mega-Technik" — nur Besseres bringen, wenn man endlich mit dieser falschen und verklärenden Naturduselei aufhört. Also jetzt heißt es, Abschied von der Natur zu nehmen. Noch ein Ende wird uns verkündet, als ob wir nicht schon postmodernitätsgeschädigt genug sind. Aber das 21. Jahrhundert — bald steht es vor der Tür, was machen dann nur die Zukunftsdeuter? — braucht eben immer etwas Neues, auch wenn das Verfallsdatum recht kurz ist.

Ganz mit der Cyborgisierung, dem Verschwinden in den Cyberspace oder mit dem Upload ins Silizium­gehirn eines Roboters ist Bohnke aber auch nicht einverstanden. Ein bißchen Gen- und Neurotechnologie zur Ergänzung, vielleicht ein chirurgischer Eingriff ins limbische System oder ein paar Drogen zur Befriedung des Menschen, ein paar zusätzliche Chips im Gehirn und Melatonin oder anderes zur Lebensverlängerung, überhaupt "Mensch-Adaptions-Techniken und Natur-Ersatz-Techniken" sind die Heilsmittel für den Menschen von morgen in einer technisch konstruierten Welt. Auch wenn die Natur verschwindet, soll aber im wesentlichen der natürliche, biologische Körper erhalten bleiben. Wie das gehen soll, welche Umwelt das sein könnte, darüber schweigt der Deuter des nächsten Jahrhunderts.

Trotzdem, Lust auf die Technik sollen wir endlich entwickeln, den Menschen in den Mittelpunkt stellen, an den Fortschritt glauben, weil wir Besseres nicht haben und alles andere für den Hedonisten einfach zu lustfeindlich, anstrengend und langwierig ist. Und um die Lust an der Technik zu erwecken, muß man die Natur, vor allem aber den Mythos der Natur und jede Anstrengung, Natur zu schützen, madig machen. Dazu besteht viel Grund. Doch der Autor gefällt sich reichlich einfallslos darin, nur einer heiligen Kuh eine andere als Schlagwort entgegenzusetzen und auf der Medienschablone mega-in und mega-out herumzureiten: mega-out.   # 

 


 

Inhalt

Vorwort  (7)

 

Erster Teil   Die Natur stirbt, es lebe die Technik! (13)

1. Das Elend der Natur  (17) Warum die Natur nicht gerettet werden kann (22)  Auslaufmodell Natur - Veraltet und häßlich (29) Die Natur des Menschen - Einfach tierisch  (35)

2. Mutter Natur - Mythos und Monster  (44)  Raubtiere, Giftpflanzen, Krankheitskeime 49 Tödliche Naturkatastrophen - »Sanfte Natur«? 60 Belebte und unbelebte Natur - Ungleiches Paar 65

3. Technologismus - Unsere einzige Chance  (73)  Natur + Umwelt contra Technik 81 Technikförderung statt Umweltschutz 89 Ökoethik - Dürfen wir die Natur zerstören? 102

4. Die Evolution der menschlichen Natur  (113)  Wege zur Menschenverbesserung 117 Schreckgespenst »Schöne neue Welt« 124 Hominismus - Der Mensch als Maß aller Dinge 129

 

Zweiter Teil   Jenseits der Natur - Die Techno-Wende  (141)

1. Krank durch natürliche Lebensweise?  (145)  Vom Bio-Leben zum Technic-Life 147 Chemiekost übertrifft Naturkost 158 Lieber Naturheilkunde oder Schulmedizin? 168

2. Befreiung vom egoistischen Tier in uns (179) Das Erbe der Natur - Aggression und Diktatur 188 Frau = Natur? - Fehler des Ökofeminismus 197 Technologische Aufklärung der Gesellschaft 205

3. Techno überholt Bio - Goodbye Natur (226) Natur-Technik-Konflikt: Hund oder Auto? 234 Umweltpolitik, Wirtschaft und Ökosteuer 244 Greenpeace & Co. - Grüne Sekten? 255

4. Die Welt der Zukunft - Technik total (273)  Der postbiologische Mensch von morgen 278 Die High-Tech-Evolution unseres Lebens 286 Wir müssen und werden Erfolg haben 293

Literatur 298


  

Vorwort

 

7

Die Natur verschwindet aus unserer Welt, jeden Tag mehr. Tiere, Pflanzen, Landschaften, Gewässer — sie sterben aus oder sterben ab. Die Natur insgesamt wird untergehen. Und so kommt die Zeit, sich von ihr zu verabschieden. Der Niedergang der natürlichen Umwelt ist eine Tragödie. Aber wir Menschen können trotzdem weiterleben. Das kommende Ende der Natur ist für uns sogar die Chance zu einem Entwicklungssprung. Befreit von naturgegebenen Zwängen werden wir endlich ein selbstbestimmtes Leben führen und unsere eigene Welt aufbauen, mittels einer neuen Mega-Technik. Der Mensch hat nur zwei Möglichkeiten: Entweder er geht mit der Natur zugrunde, oder er koppelt sich von ihr ab. Deshalb halte ich es gerade für falsch, wenn überall gefordert wird, wir sollten die Umwelt mehr schützen und die Technik stärker beschränken. Denn die Natur ist unheilbar krank, sie kann nicht gerettet werden. Nur mit neuartigen Technologien können wir Menschen überleben.

Aber auch wenn die Natur noch eine Chance hätte, sie soll gar nicht gerettet werden. Denn sie ist veraltet, überholt, ein Auslaufmodell. Sie paßte zur Kindheit des Menschengeschlechts, war seine Spielwiese. Doch seinem heutigen Evolutionsstand ist sie nicht mehr angemessen. Wir müssen vielmehr in Richtung Zukunft voranschreiten und dafür immer leistungsfähigere High-Tech-Systeme entwickeln.

Ein Schlüsselerlebnis

Die Idee zu diesem Buch kam mir auf einem Waldspaziergang im Frühling. Ich schaute mir die Bäume an, und fast alle zeigten braune, kranke Stellen in den Blättern oder vergilbte Nadeln. Viele verloren auch Blätter, trotz des Frühjahrs. Manche Bäume sahen richtig häßlich aus, es machte wenig Freude, an ihnen entlangzugehen.

Plötzlich spürte ich eine Ahnung wie eine Gewißheit: Es ist aussichtslos, diesen Wald noch heilen zu wollen. Den bekommt man nicht mehr gesund. Und weiter: Wie mit diesem Wald, so steht es mit der ganzen Natur. Sie befindet sich auf einem »absterbenden Ast«. Auch wenn wir größte Anstrengungen unternähmen, auch wenn wir endlich zu einer kompromißlosen Öko-Politik bereit wären (was wir bisher nicht waren), wir könnten unsere natürliche Umwelt nicht mehr sanieren und bewahren. Zwar beschäftigte ich mich schon über Jahre intensiv mit dem Waldsterben und der Umweltverschmutzung überhaupt, hatte viel darüber gehört und gelesen, was mir Sorgen machte. Doch all dies besaß für mich nicht die zwingende Überzeugungskraft wie meine eigene Intuition, die unmittelbare Erkenntnis auf dem Spaziergang. Und so erschrak ich. Nicht allein wegen der Natur, sondern noch mehr wegen des Schicksals der Menschen. Mir fiel die berühmte Prophezeihung der Indianer ein: Erst stirbt der Wald, dann stirbt der Mensch. Geht mit dem Untergang der Natur auch die Menschheit notwendigerweise unter?

Aber dann hatte ich einen aufregenden Einfall - und ihm folgte neue Hoffnung: Wir Menschen können leben, auch wenn die Natur stirbt. Wir müssen uns eben eine neue Lebensbasis suchen bzw. selbst schaffen, eine künstliche, technische Lebensbasis. Darauf sind alle unsere Anstrengungen zu richten, anstatt vergeblich für die Genesung der todkranken Natur zu kämpfen.

8


Das Wichtigste daran ist jedoch: Der Mensch kann aus der Not eine Tugend machen, in der Krise liegt eine Chance. Denn obwohl die Natur uns bisher weitgehend körperlich versorgt, genährt und gekleidet, sowie seelisch vielfach bereichert hat, so hat sie uns andererseits eingeengt, abhängig gemacht und gequält. Naturkatastrophen, Eiseskälte und Gluthitze, Raubtiere und Giftpflanzen, Krankheitserreger und Ungeziefer — obwohl schon heute durch die Technik sehr gemildert, die natürliche Umwelt beschert uns immer noch viele Gefahren und Widerlichkeiten. Doch der Mensch — in den Industriestaaten — hat den Blick dafür mehr und mehr verloren. Wir huldigen einem Mythos der Natur, wir idealisieren und romantisieren sie. Natürlich scheint uns dek-kungsgleich mit friedlich und gesund, gut und schön. Aber die Natur war stets primär ein »Kriegsschauplatz«, wo der Kampf ums Überleben herrschte. Sie war nie ein Paradies und ist es heute -angesichts ihres Siechtums - erst recht nicht mehr.

Technikliebe statt Naturliebe

Es wird Zeit für eine neue, realistische Sichtweise der Natur, einschließlich ihrer häßlichen und »boshaften« Seiten. Und entsprechend brauchen wir eine neue Sicht von Technologie. Obgleich wir, in den industrialisierten Ländern, bereits in einer großteils technisch bestimmten Welt leben und deren Annehmlichkeiten genießen, besitzt die Technologie noch immer ein eher negatives Image als kalt, fremd oder gar feindlich - Stichwort Technokrate. Wir sollten zu einem neuen, zeitgemäßen Technikverständnis, ja zu einer Freundschaft mit der Technik finden. Dieses zukünftige — »technophile« — Bewußtsein kann man als Technologismus bezeichnen.

Es äußert sich in einer Techno-Evolution, in einer massiven Förderung innovativer Hochtechnologie. Das bedeutet aber keine blinde Technikgläubigkeit, kein Übersehen technisch bedingter Risiken und Probleme. Man wird intensiv daran arbeiten, technische Verfahren bedienerfreundlicher und damit menschenfreundlicher zu gestalten.

9


Es genügt jedoch nicht, daß wir uns von der äußeren Natur loslösen. In einem zweiten Schritt haben wir uns auch von unserer inneren Natur, der Natur in uns zu emanzipieren. Der Mensch muß sein natürliches Erbe an tierischen Verhaltensweisen, vor allem irrationale Aggressionen und Ängste überwinden. Ebenso ist die physische Natur des Menschen, sein Körper, zu verändern, damit er besser gegen Krankheiten ankommt und in der neuen technologischen Umwelt optimal funktioniert. Hierbei werden auch Methoden wie Gentechnik und Bioelektronik zum Einsatz kommen.

Indem der Mensch so seine Welt und sich selbst umgestaltet, sogar neu erschafft, rückt er ganz in den Mittelpunkt seiner Existenz. Er ist jetzt wirklich »das Maß aller Dinge«. Ich möchte diese Selbstzentrierung des Menschen in seinem Handeln wie Bewußtsein Hominismus nennen. Man kann von einem »post-biologi-schen« Zeitalter sprechen, weil die biologische Evolution weitgehend von einer technologischen Evolution abgelöst wird, die der Mensch eigenhändig steuert. Das hat nichts mit Hybris oder narzißtischem Größenwahn zu tun, sondern ist geradezu eine geschichtliche Notwendigkeit.

Man könnte auch von einer Techno-Aufklärung sprechen. Das Programm der Aufklärung im 17./18. Jahrhundert lautete, den Menschen zu Vernunft und Freiheit, Selbstverantwortung und Selbstverwirklichung zu führen. Dieses Programm mußte letztlich scheitern, weil der Mensch noch zu stark der - äußeren wie inneren — Natur verhaftet war. Das hat im Laufe der Geschichte immer wieder Denker bzw. Geistesströmungen veranlaßt, die Aufklärung insgesamt abzulehnen und womöglich eine Rückbesinnung auf die Natur zu fordern. Aber es gibt kein Zurück, auch und erst recht kein »Zurück zur Natur«. Und mit der technischen Revolution hat der Mensch erstmals eine Chance, die Ideale der Aufklärung zu verwirklichen.

10


So entstand dieses Buch

Am Anfang meiner Arbeit standen die zwar intuitiv-eindringlichen, doch noch wenig präzisen Vorstellungen bei dem Waldspaziergang. Dann fing ich an zu recherchieren, Fachliteratur zu lesen, mit Menschen, Laien wie Experten, zu diskutieren und das Thema im einzelnen zu durchdenken. Trotz all dieser Bemühungen bleibt es ein Anfang. Ich beanspruche weder, den richtigen Weg in die Zukunft genau zu kennen, noch meine Vision streng wissenschaftlich beweisen zu können. Auch möchte ich weniger neue Techniken im Detail darstellen, sondern vor allem den Bewußtseinswandel — von der Natur hin zur Technik — beschreiben bzw. einfordern.

Meine Kritik an der Natur bzw. an der Ökologie ist ungewohnt, widerspricht dem allgemein verbreiteten Denken. Denn die Natur ist »in«, »mega-in«. Jeder liebt sie (oder behauptet das wenigstens), man hat nur Positives über sie zu sagen und beklagt ihren Niedergang als Verlust. Die Natur ist eine heilige Kuh, die keiner zu melken und schon gar nicht zu schlachten wagt. Ich rühre an diesem Tabu, in vollem Bewußtsein. Das bedeutet keine Naturfeindlichkeit. Man erweist der — todkranken — Natur sogar mehr Achtung, wenn man sie in Ruhe sterben läßt, anstatt daß man versucht, sie mit Gewalt am Leben zu erhalten. 

Es ist höchste Zeit, sich von der Natur zu verabschieden. Mit einem weinenden und einem lachenden Auge, in Trauer, aber auch mit Erleichterung. Unsere neue Lebensgrundlage, unsere neue Heimat ist die Technik. Die Natur stirbt - es lebe die Technik! Und es lebe der Mensch! 

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