Herbert James CampbellDer Irrtum mit der Seele
Die
Lust-Areale:
Eine neue
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1973 290+10 Seiten dnb.Person (Psychologe) detopia:
zitiert bei: |
Alle reden
von Seele, um das Wundertier Mensch haushoch über seine Mittiere zu erheben. Seite 11: In einer Gesamtschau werden wir den langwierigen und langsamen Aufstieg des Individuums von dem affen-ähnlichen Zustand bei der Geburt bis zu einer Art menschlicher Reife überblicken und feststellen, daß so viele Menschen diese Reife nie erreichten. Vieles wird bedauernswert und traurig sein, manches wird möglicherweise Wut hervorrufen; am Ende aber haben wir den neuralen Entwurf einer neuen Schöpfung — der Psychogenese, die zu einer psychozivilisierten Gesellschaft führen wird oder, anders ausgedrückt: zu einer Gesellschaft, die aus wahren Menschen besteht. |
Lesebericht von Dr. Wolfgang Fischer auf humanistische-aktion.de - http://www.humanistische-aktion.de/seele.htm
Das Buch ist auch heute noch sehr empfehlenswert, weil es mit wissenschaftlicher Exaktheit dem Leser deutlich zu machen vermag, auf welchem Wege sein "Wille" sich formiert.
... während sich die meisten Menschen in hybrider Weise als frei betrachten, sind wir doch in der neuronalen Sklaverei von Indoktrinationen gefesselt, Objekt für ausbeuterische Gehirnwäschen, Lust suchend auf Befehl anderer. Es besteht sehr wenig Hoffnung, die Mängel unserer Gesellschaft rasch zu beseitigen, wenn nicht jeder einzelne seine eigenen Motive, seine Lebensweise und seine gesellschaftsorientierte Mitarbeit einer gründlichen Kritik unterzieht. Selbsterkenntnis ist (jedoch), wenn sie offen und ehrlich geschieht, eines der stärksten Mittel um Unlust hervorzurufen. Solange diese Selbsterkenntnis nicht als Mittel eingesetzt wird, die Lebensweise zu ändern, was an sich bereits lustvoll ist, kann sich niemand als »reif« betrachten, weder in geistiger noch in sozialer noch in neuro-physiologischer Hinsicht. (Einleitung)
Den letzteren Blick führt der Autor weiter:
Der große Nutzen der Einsicht in die Tatsache der materiellen Grundlage des Gehirns besteht darin, daß ... der einzelne einzusehen vermag, daß jede Persönlichkeit, jede Hoffnung und Befürchtung, jede Neigung und Abneigung geändert werden kann. Und zwar auf eine äußerst praktische und relativ einfache, wenn auch zeitraubende Weise: indem die entsprechenden Methoden zur Änderung gerade der Hirnprozesse verwendet werden, anstatt sie tagein, tagaus von jenen mißbrauchen zu lassen, die ihr Leben lieber damit verbringen, ihrem verkrüppelten Geist über die Runden zu helfen.
Campbell weist nach, was der Geist in Wirklichkeit ist. In einer Gesamtschau läßt er
den langsamen und langwierigen Aufstieg des Individuums von dem affen-ähnlichen Zustand bei der Geburt bis zu einer Art menschlicher Reife deutlich werden und gibt zu verstehen, daß so viele Menschen diese Reife nie erreichten. ... Vieles wird bedauernswert und traurig sein, was der Leser erfahren muß, manches wird möglicherweise Wut hervorrufen; am Ende aber haben wir den neuralen Entwurf einer neuen Schöpfung - der Psychogenese, die zu einer psychozivilisierten Gesellschaft führen wird oder, anders ausgedrückt: zu einer Gesellschaft, die aus wahren Menschen besteht.
Campbell stellt fest, daß die Welt über Jahrhunderte von einer intellektuellen Elite manipuliert worden ist und er macht deutlich, daß Individualität, persönliche Freiheit und ein nicht mechanisches Leben nur dann errungen werden kann, wenn wir unsere bevorzugten "Bahnen" im Gehirn selbst bestimmen und nicht von Eltern, Priestern oder Lehrern aufzwingen lassen.
Das von Campbell nachgewiesene Phänomen der Selbststeuerung des Geistes, wenn er die Erfahrung frei machen kann, kann uns alle ermuntern, für einen Abbau der Dogmen, Vorurteile und sonstigen Behinderungen einzutreten, die gerade die freie Erfahrung unmöglich machen. Allein dadurch machen wir den Weg frei für eine individuelle Psychogenese an deren Ziel eine Authentizität des Menschen steht, die die Kreativität der Schöpfung widerspiegelt.
Campbell faßt seine »Behauptungen zur Psychogenese« wie folgt zusammen:
Zur Zeit der Geburt existiert der Geist noch nicht.
Ohne sensorische Einwirkung kann der Geist nicht erscheinen.
Persönlichkeit und individuelles Verhalten sind keine Eigenschaften des Gehirns, die sich automatisch durch Ausreifen der Nervenzellen entfalten. Es sind vielmehr erworbene Funktionen, die gelernt werden müssen. Deshalb hängen sie wesentlich von aufgenommenen sensorischen Reizen ab.
Sinn der Erziehung ist nicht das Enthüllen individueller Geistesfunktionen, sondern ihre Schöpfung, ihre Entfaltung.
Symbole aus der Umwelt werden physikalisch so innerhalb des Gehirns eingegliedert wie molekulare Veränderungen in der Struktur der Nervenzellen.
Der Mensch ist nicht frei geboren, sondern ist Erbanlagen und Erziehung untertan.
Persönliche Freiheit wird weder vererbt noch von der Natur geschenkt. Sie ist eine der höchsten zivilisatorischen Errungenschaften, die Bewußtsein, intellektuelle und gefühlsmäßige Schulung erfordert, um Alternativen, die die Umwelt bietet, zu verarbeiten sowie vernünftig und bewußt zwischen ihnen zu unterscheiden.
Erziehung sollte nicht autoritär sein, weil dadurch die geistige Beweglichkeit eingeengt und schöpferisches Tun behindert wird. Konformes Verhalten oder übermäßige Ablehnung und offener Widerstand sind die Folge. Erziehung sollte aber auch nicht antiautoritär sein, weil sich dann andere Automatismen entwickeln, die durch bestimmte rein zufällige Umwelteinflüsse zustande kommen.
Campbell kommt in seiner Untersuchung zu Ergebnissen, die sich mit den Veröffentlichungen oder Forderungen vieler anderer Autoren decken, die jedoch bis heute keinen Eingang in die institutionellen gesellschaftlichen Organe der Erziehung, des Strafwesens - ganz allgemein genommen in Kultur und Politik - gefunden haben. Hier könnte ein Ansatzpunkt für die zukünftige Arbeit all jener Intelektuellen liegen, die danach streben, ihre Vision von mehr Menschlichkeit auf der Welt zu realisieren. Die vordergründige Entspannung zwischen den Blöcken, das Naherücken von West und Ost hat eine Entwicklung zur Folge, die dem bisherigen Vorgehen der Friedensinitiativen den Wind aus den Segeln genommen hat.
Doch ist damit den Friedensinitiativen nicht der Boden entzogen, denn die Entspannung und Abrüstung kann jeweils nur soweit gehen, wie die psychische Entwicklung zur menschlichen und sozialen Reife das zuläßt. Und genau hier stoßen wir noch immer auf Grenzen, was uns durch Umweltdesaster, soziale Misere, Asylantendasein u.v.a.m vor Augen geführt wird. Die Kriege aus Gründen unverarbeiteter Historie wie im Balkan, die Kriege und geheimdienstlichen Einflußnahmen zur Erhaltung der Vormachtstellung der industrialisierten Welt, die Kriege und gewaltätigen Konflikte um die religiösen Einflußbereiche - all diese aktuellen Tagesprobleme weisen m.E. nach auf ein Arbeits- und Betätigungsfeld für Menschen hin, die sich bereits eine Vision der authentischen Reife des Menschen zu eigen gemacht haben.
Es geht darum, die gängigen Glaubens- und Vorstellungswelten (Weltanschauungen und -bilder) in ihren Grundsätzen zu durchforsten und diese auf unsoziale, kontra-evolutionäre oder patriarchalisch/machtorientierte Elemente hin zu untersuchen und zu entschärfen. Das kann durch ganz nüchternes Hinweisen auf die Konsequenzen eines Beibehaltens von Irrtum, Fehlglaube oder Falschvorstellung geschehen. Am konkreten Fall, sei es das willkürliche Einsetzen eines Bischofs gegen den erklärten Willen der Gemeinde, sei es das gewinnorientierte Mißachten der gesundheitlichen Interessen der Bevölkerung im Bereich gentechnisch manipulierter, hormonell behandelter oder chemisch versetzter Nahrungsmittel, sei es der unerfüllte Auftrag des bundesdeutschen Grundgesetzes an die Parteien, die Bevölkerung progressiv an der politischen Willensbildung zu beteiligen - und vielem ähnlichem mehr können die Hintergründe und Motivationen entlarvt und mit der Zeit einer neuartigen und menschenwürdigeren Einstellung zur Verbreitung verholfen werden.
Wenn wir den Irrtum von der Seele, die wir haben und verlieren durch die Vorstellung vom Geist, der wir sind, ablösen, können wir auch beginnen, diesen Geist zu verändern. Wenn diese Art von ursächlicher Friedensarbeit als sinnvoll und not-wendig erkannt wird, dann könnten sich intellektuelle Kräfte der Nationen derart geweckt und motiviert fühlen, daß sie eine Zukunftsperspektive entwerfen und erarbeiten, welche die Menschen dieses Planeten zu einem friedlichen und konstruktiven Umgang miteinander veranlaßt.
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