Teil 3 

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 Ökofaschismus und Esoterik: 
Wege in die Ökodiktatur
Von Jutta Ditfurth 1994


detopia-2005:  Sie meint hauptsächlich Gruhl. Dit-Jutt ist so sehr von ihrer Meinung überzeugt, daß sie sogar so als Anfangszitat, welches eine nochmals herausgehobene Stellung hat, Gruhl quasi als Faschisten bezeichnet.  Das muß auf den Leser wirken, als hätte sie genug Material, um das zu belegen. Na, wir werden der Sache ja hier nachgehen. (und hoffentlich bis auf den Grund.) - Was geht denn die Ditfurth eine Versammlung mit Bündnis 90 eigentlich an? Dort kann Ost-West doch mal die Meinung austauschen. Ich war damals aktives Mitglied dort, und bestehe darauf, daß es ein unglaublicher Unterschied ist, zwischen der damaligen Energie, und der Psycho-Energie eines West-Journalisten von der Fr-Rundschau. - Also: Sie zitiert einen namenlosen Journalisten und der wiederum die Vizepräsidentin des Bundestages. Und das unter der Überschrift Faschismus. Im Prinzip müssten wir das Buch schon jetzt wieder zuklappen.


1.  Die ökologische Modernisierung des Faschismus

»Antje Vollmer [...] warb dafür, daß <es unsere Sache ist>, den <Bruch> mit den Wertkonservativen aus der ÖDP die sich Anfang der 80er Jahre von den Grünen abgespalten hatten, <wieder zu kitten>.«(456)

229-252

Die ökologische Modernisierung des Faschismus kommt auf vielen leisen Sohlen. Auf ihrer Spur finden wir an zahlreichen Orten in der Gesellschaft menschenverachtende, rassistische Positionen, die sich ökologisch verkleiden. Die CSU etwa hat auf Drängen ihres ehemaligen Umweltministers Gauweiler 1992 in ihrem Programm verankert: »Wer unser ohnehin dichtbesiedeltes Land zum Einwanderungsland machen will, gibt das umweltpolitische Ziel, den Flächenverbrauch zu begrenzen, auf.« Für Gauweiler und die CSU ist »Umweltpolitik [...] Ordnungspolitik«.457) 

detopia: Wenn die CSU das im Programm hat.... - wozu muß ich denn dann noch wissen: "auf Drängen ihres ehemaligen Umweltministers"? - Und: an dem Zitat ist doch nichts falsch. Das weiß doch jedes Schulkind.

Rassismus und Neofaschismus mit Hilfe ökologischer Begründungen neu zu legitimieren und zu popularisieren, ist inzwischen ein relativ erfolgreiches Unternehmen. Einzelne ökofaschistische Argumentations­muster sickern selbst in linke und linksliberale Kreise ein. Ohne bislang auf großen Widerstand zu treffen, konnten sie sich in der Ökologiebewegung und sogar in linken Bündnissen ausbreiten.

Bis zum Frühsommer 1992 arbeiteten beispielsweise in einem Bonner Bündnis gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992, dem Clearing-House, Vertreterinnen des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB), der Sozialistischen Deutschen Arbeiterjugend (SDAJ), der Grünen, der Netzwerk Friedenskooperative, dem Bund für Umwelt- und Naturschutz (BUND) und dem Deutschen Naturschutzring (DNR) mit der Ökologisch-Demokratischen Partei (ÖDP) zusammen.

Die Kölner Anti-EG-Gruppe kritisierte diese Zusammenarbeit in einem längeren Text ausführlich und schrieb im Frühjahr 1992: »Eine Auseinandersetzung mit der gesamten in der Kampagne '92 vertretenen Ökoszene scheint uns überfällig. Bei den Recherchen über die ÖDP stießen wir immer wieder auf Hinweise, die auf eine sehr viel engere Verzahnung der rechten bis rechtsextremen Szene mit bislang von vielen als akzeptabel angesehenen Ökologie-Gruppen schließen lassen, als dies bislang wahrgenommen wurde. So fand die ÖDP nicht nur Aufnahme im Clearing-House, sondern viele ihrer Vorstandsmitglieder (allen voran [...] ihr Vorsitzender Hans-Joachim Ritter) sind auch Mitglieder beim BUND.«458)

d: also BUND und ÖDP sind faschistisch? -- Allerdings: wer ist denn die "Kölner Anti-EG-Gruppe"? Sind 5 Leute? Welche? Und was kam denn bei "den Recherchen" nun heraus?

Es ist dem Engagement linker Strömungen in der Gründungsphase der Grünen zu danken, daß die damals drohende politische Besetzung der Ökologie durch die rechtsextreme und neofaschistische Szene vorläufig verhindert wurde. Nach einer langen politischen Auseinandersetzung mit der rechten grünen Fraktion um Baldur Springmann und Herbert Gruhl trat der größte Teil dieser Gruppierung (mehrheitlich ehemalige Mitglieder der Grünen Aktion Zukunft, GAZ) nach der Saarbrücker Bundesversammlung 1981 aus der Partei aus. Mit ihrer zunehmenden Anpassung an die gesellschaftliche Mehrheit und ihrem abnehmenden Interesse für antifaschistische Positionen haben die Grünen jedoch zur Schwächung der linken Opposition beigetragen, der sie selbst nicht mehr angehören.

d: Das "jedoch" verstehe ich nicht. Was hat dieser Satz mit Gruhl zu tun?

Antje Vollmer betreibt die Rehabilitation von ÖkofaschistInnen und ihre Wiedervereinigung mit den Grünen. Sie macht das Bündnis mit den ÖkofaschistInnen zu ihrer politischen Angelegenheit. Auf einer Versammlung des Bündnis 90 sagte Vollmer im Zusammenhang mit der Vereinigung mit den Grünen, es ist »unsere Sache«, den »Bruch« mit den »Wertkonservativen« aus der ÖDP, die sich Anfang der 80er Jahre von den Grünen abgespalten hatten, »wieder zu kitten«.459)

d. Doppelt hält besser. Wie oben. So kann man auch Zeilen schinden. Da brauche ich mich dann nicht wundern, wenn sie es auf 1000 Anmerkungen bringt.

Abgespalten hatten sich jedoch Ökofaschisten wie Gruhl und Springmann.

d: Ab sie sagt "nach einer langen politischen Diskussion". Das heißt doch nichts anderes, als daß Jutta sie rausgeekelt hat, weil raus-diskutiert. Oder?

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Wer sind die neuen alten Freunde grüner Funktionärinnen und die neuen Bündnispartnerinnen der Ökologie­bewegung? Noch vor wenigen Jahren war es unter Linken selbstverständlich: Mit einer rechts­extremistischen bis ökofaschistischen Partei wie der ÖDP gibt es keine Gemeinsamkeiten. Linke Organisationen, die noch bei der Bundestagswahl 1990 antifaschistische Aufkleber »Wehret den Anfängen! Keine Stimme für Reps, DVU, NPD und ÖDP!«460) verbreiteten, schweigen heute über ihre neuen Bundesgenossinnen. Werden Bündnisse zum Schutz der Natur völlig beliebig? Was hat sich geändert?

d: Das interessiert mich doch gar nicht, was Jutta mit ihren Kumpels für n Zoff hat. Bis jetzt war es immer nur eine Wiederholung der Wörter "faschistisch" und so, aber noch nichts Greifbares.

Vor allem wohl die PR-Arbeit der ÖDP. Seit Herbert Gruhl im Februar 1990 als Bundesvorsitzender der ÖDP zurück- und anschließend mit einer Reihe von Gefolgsleuten austrat, gilt die ÖDP nur noch als »links-katholisch«, wie dies ein »Noch-ÖDP-Mitglied« in der Republikaner-nahen Zeitschrift Europa vorn von rechts kritisiert.461)

Voraussetzung für diese Fehleinschätzung, die viele Linke teilen, sind mangelnde Information, unterentwickelte Kritik und Ignoranz gegenüber menschenfeindlichen Positionen im ökologischen Gewand.

d: Bis jetzt kam hier aber noch keine "Information" für mich.

Über den Anlaß von Gruhls Austritt aus der ÖDP schreibt der derzeitige Vorsitzende Hans-Joachim Ritter in seiner kurzen Geschichte der ÖDP 462):

»Innerparteiliche Irritationen [...] Auseinandersetzungen um die politische Positionsbestimmung, vermengt mit persönlichen Unverträglichkeiten im Bundesvorstand, führten zum Rücktritt des langjährigen Bundesvorsitzenden Dr. Herbert Gruhl .... Auf dem Bundesparteitag im Februar 1989 in Saarbrücken, wo es um Formulierungsprobleme [Hervorhebung d.A.] in einem Abgrenzungstext gegen die Rechtsparteien ging, fanden die Auseinandersetzungen ihren Höhepunkt. .... In Saarbrücken wurde erneut eine Abgrenzung zu den Rechtsparteien beschlossen .... Anlaß .... waren Diffamierungen aus der linksextremen Szene, die gelegentlich von diesem oder jenem Redakteur unkritisch übernommen wurden463)

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Damit ist sowohl das taktische Motiv für den Beschluß als auch die geringe inhaltliche Distanz zwischen Gruhl und der ÖDP beschrieben.

d: Ich weiß aber immer noch nicht, warum Gruhl rechtsextrem ist.  Sie hat auch wieder viel Text aus dem Original ausgelassen. Und es wird ja auch deutlich: "linksextremen Szene" - da sollte Jutta doch mal ÜBER SICH reflektieren/zweifeln/nachdenken. Hier wird doch wahrheit ausgesprochen. warum WIRKT das denn nicht auf sie ???

Der inzwischen verstorbene Herbert Gruhl konnte Widerspruch nicht ertragen und reagierte gern autoritär. Gruhl konnte sich in der ÖDP der inhaltlichen Zustimmung zu rechtsextremistischen bis ökofaschistischen Positionen stets sicher sein. Er wollte lediglich den formalen, einer kritischen Öffentlichkeit geschuldeten Beschluß gegen eine rechtsextremistische und neofaschistische Kooperation verhindern. Der Konflikt zwischen Gruhl und der ÖDP war nachweislich nicht grundsätzlicher Natur. Es bestand eine taktische Differenz zwischen Gruhl und der ÖDP, mehr nicht.

Bis heute nämlich liefert Herbert Gruhl die ideologischen Grundlagen für die ÖDP. Das ist nicht nur daran zu erkennen, daß sich der bereits erwähnte Ex-ÖDP-Vorsitzende Hans-Joachim Ritter in seiner offiziellen Geschichte der ÖDP unter vier Büchern auf zwei allein vom Autor Herbert Gruhl stützt. Noch immer beruhen auch die Programme der 1982 gegründeten Partei auf Gruhls Ideologie.

Nach wie vor werden Gruhls Texte und Richtlinien für die Politik der ÖDP vertrieben und innerparteilich befolgt. Und er hat nicht nur in Ritter unverändert einen großen Bewunderer. Noch nach seinem Austritt bot die ÖDP Herbert Gruhl den Ehrenvorsitz an.464)

d: Hinweis auf Pressespiegel der ÖDP.

Im Oktober 1991 erschien in Ökologie-Politik, der Mitgliederzeitung der ÖDP, eine Hymne auf Gruhl anläßlich seines 70. Geburtstages. Autor Franz Alt, zu dem ich später noch kommen werde, lobt darin in einer Sprache reaktionären Kitsches die Gruhlsche Welt des »väterlichen Hofes in der Oberlausitz«, »die Frömmigkeit der Mutter« und die »Naturverbundenheit des Vaters« im »heimeligen Dorf«.465)

d: Irgendwie sehe nicht durch. Zumindestens heute kann doch jeder Gruhls Lebens-Erinnerungen auch als Buch lesen. Gruhl hat doch nie was verheimlicht.

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Für Gruhl und die ÖDP ist Ökologie <die Erhaltung des Naturhaushaltes>.466)

Diese ist leicht ohne den Menschen möglich. Gruhl bezieht sich — in Kontinuität zu den Faschismus vorbereitenden Autoren wie Ernst Haeckel467) und Oswald Spengler468) — ideologisch auf eine Ökologie, die zugleich politischer Kampfbegriff wie mystisch und spirituell ist.

Gruhls Sprache ist vollgepfropft mit »Transzendenz«, »unergründliche biologische Prinzipien«, »geheimnisvolle Schöpfungsordnung«.

*d; 2005: Aber nicht in den Büchern, die ich eingescannt habe. Das ist keinesfalls so. Sondern im Gegenteil, er wirkt sachlich, weltlich. ---  "Geheimnisvolle Schöpfungsordnung"? - Es ist doch tatsächlich so, daß für viele Dinge der fernen Vergangenheit uns die Wissenschaftler nur Forschung anbieten können, wie: Entstehung der Erde, des Lebens, des Menschen. - Ich meine: Es war doch keiner dabei. Und wir haben auch kein Video darüber.

Er überträgt biologische Abläufe, oberflächliche Beobachtungen aus der Natur außerhalb des Menschen auf die sozialen Beziehungen der Menschen untereinander.

d: Gruhl als Bauernsohn hatte bestimmt mehr Ahnung von der Natur als Jutta.

Gruhls Begriff von Ganzheitlichkeit, der in der antihumanen Tradition des »Holismus« (eine die Ganzheit mehr oder weniger verabsolutierende Ideologie) steht, verlangt vom Menschen die vollständige Unterordnung unter die ehernen Gesetze der Natur. Das Überleben der menschlichen Art ist Gruhls Anliegen, allerdings nicht aller Menschen, sondern derjenigen mit höherer Kulturentwicklung, und die findet er nur in Europa.

d: Also hier müßte doch seriöserweise eine Gruhlbuchzitat oder Quelle folgen, oder?

Gruhl: »Vor etwa 10.000 Jahren kamen die menschlichen Kulturen, die alle untergegangen sind. Die europäische, die letzte Kultur ist etwas völlig Neues.«469) Wie nahe diese Äußerung beim Wurzelrassen-Rassismus der AnthroposophInnen, bei neofaschistischen und esoterischen Vorstellungen liegt, werden wir noch untersuchen.

d: Sie spricht sich selbst mit "wir" an. Hier fehlt eine Seitenangabe.

Aber sie bringt ein "Fernsehzitat" aus RTL, Heißer Stuhl. - Da bin ich gespannt.... aber ich muß dann auch die Textstelle finden. Sonst ist ja dran. Aber bis jetzt ist am Gruhlsatz nichts Falsches. Und wenn sie jetzt schon schreibt: "nahe", dann will sie wahrscheinlich mit dem Dreckkübel für Anthros auch Gruhl bespritzen, oder? (Irre ich mich).

Gruhl interessiert sich an keiner Stelle für den Raubbau an der Arbeitskraft und an der Kreativität des Menschen. Wer die höherwertige, europäische, »arische Rasse« retten will, dem liegt nichts am Leben und Wohlergehen der einzelnen Menschen.

*d - Was meint sie damit? - Also: Gruhl hat nunmal das geschrieben, was wichtig war. Jutta kann doch nicht die Fragestellungen bestimmen.

In Gruhls ökofaschistischer Ideologie ist der Mensch kein soziales Wesen, sondern eines, das auf seine biologischen Fähigkeiten reduziert ist und das sich mit den Verhältnissen abzufinden hat, wie sie sind: »Der Schwan ist weiß, ohne daß ihn jemand künstlich reinigt. Der Rabe ist schwarz, alles ist von selbst an seinem natürlichen Platz. Das ist gut. All dieses Streben der Menschen nach gutem Ruf und organisierter Gerechtigkeit ist hoffnungslos.«470)

d: A470) ist eine Quellenangabe und verweist auf die Seite 127 von Gruhl 1982. Dort zitiert Gruhl Chuangtse, der wiederum Laotse zitiert. -- Und wie finde ich das? Blöd! ( Gruhlstelle ) -- Das ist nicht seriös. Das kommt hier eindeutig so zum Ausdruck, als seien das Gruhls Worte, oder?

233


*

In dieser biologistischen Vorstellung vom Menschen existiert kein Platz für Schwache: »In der Natur herrscht ständiger Anpassungsdruck wie auch angestrengte Wachsamkeit; die fortwährende Leistungs­bereit­schaft ist dort zwingend; denn das Leben steht immer unter hautnaher Todesdrohung. Die Natur kennt bei Verstößen keine Gnade.«471)

*d: s234, Gruhl82, Also ICH finde schon, daß das ein längeres Zitat anders auf mich wirkt, wenn man noch den Satz davor mit reinnimmt. Übrigens ist das auch ein Hinweis an die Jüngeren.... Gruhl hat also Interesse, mich weiterzubilden. Während Jutta meint: Gruhl interessiert sich an keiner Stelle für den Raubbau an der Arbeitskraft und an der Kreativität des Menschen.

"Ein großer Irrtum der jüngeren Generationen ist der, daß in der Natur alles so herrlich frei und beliebig abliefe. So meinen viele, wenn sie sich nur spontan und chaotisch verhielten, dann seien sie naturnah. Das Gegenteil ist der Fall. In der Natur herrscht ständiger Anpassungsdruck wie auch angestrengte Wachsamkeit; die fortwährende Leistungsbereitschaft ist dort zwingend; denn das Leben steht immer unter hautnaher Todesdrohung." (Gruhl82, s234)

Ich empfinde das so, daß Gruhl der damaligen Chaostheorie und den Spontis was entgegnen wollte. - Auf jeden Fall, und da wird mir der Leser zustimmen, bekommt das Zitat einen anderen Dreh, wenn Jutta es einleitet mit: "In dieser biologistischen Vorstellung vom Menschen existiert kein Platz für Schwache:" - Oder? - Da muß man ja dann dagegen sein. Wir sind doch alle lieb.

 

Es ist absurd, der Natur außerhalb des Menschen, also Pflanzen und Tieren, Eigenschaften wie »Gnaden­losigkeit« anzudichten.

d: Ist es okay, wenn Jutta aus "kennt keine Gnade" - "Gnadenlosigkeit" macht? ... und es auch in Anführungsstriche setzt? Also das Wort Gruhl in den Mund legt? Man suche selber mit Google nach Gnadenlosigkeit.

Gnadenlos sind allerdings die Regeln und ökologischen Dogmen, die Gruhl aus einer so beschriebenen Natur für gesellschaftliches Leben ableitet: »Das Geflecht der karitativen menschlichen Einrichtungen hingegen, die man heute als <soziales Netz> bezeichnet, fängt auch noch den auf, der seine Lage selbst verschuldet hat. Darin liegt die große Verführung: Alle wiegen sich in einer Sicherheit, die ganz und gar unnatürlich ist.«472)

*d: Gruhlstelle -- Tja... das steht tatsächlich so da. Aber dafür habe ich ja das ganze Zeug eingescannt.

Für Gruhl sind das Recht des Stärkeren, die unbedingte Leistung, Unterordnung und Eliten, Herrschaft und Ausbeutung, Tod und Vernichtung Naturgesetze, die sich eine ökologische Gesellschaft zu eigen machen muß.

OD: ?? Wie kommt die darauf? Bis jetzt hat sie es noch nicht gesagt.

Gruhl schätzt Oswald Spengler, der vom natürlichen Rangunterschied zwischen Menschen, von der Höherwertigkeit der einen menschlichen »Rasse« (die es nicht gibt) über die anderen sprach und der für den Imperialismus als einem Sieg höherwertiger über alte und starr gewordene minderwertige Völker warb. Auf die Unzulässigkeit, Menschen nach Rassen zu unterscheiden, habe ich schon hingewiesen.

In welcher geistigen Verwandtschaft sich Gruhl mit diesem Weltbild befindet, werden wir am Beispiel des Weltbundes zum Schutz des Lebens und der Anthroposophen später feststellen.

OD: Sie macht alles mit (über) <geistiger Verwandtschaft>. Vorhin schon bei den Anthros - die sie auch <nach> an der WSL sind. - Da dürfte ich doch auch sagen: Jutta ist Stalin? Begründung? (Denke ich mir noch aus. Aber das ist schwer, weil sie ja in dem ganzen Buch nichts EIGENES schreibt. Deswegen habe ich - schweren Herzens - mir ihr Buch bestellt: "Was ich denke". Aber DORT denkt sie bestimmt auch nur über die Anderen nach.... und nicht über sich.)

 

Was versteht einer wie Gruhl, mit dem Antje Vollmer die Grünen versöhnen möchte, unter Umweltschutz? Gruhl fordert einen »Einwanderungsstopp aus ökologischen Gründen«, denn da sie hier frören und folglich viel heizten, belasteten Ausländer die deutsche Umwelt mehr als die Deutschen.473)

OD: :-)) Ich finde das einleuchtend. - Ohne Spaß: Ich suche das Zitat aus dem Buch noch raus. Das klingt ein bißchen anders. Sanfter. Eher wie ein Denkanstoß.

234


Auch bei der Frage der Abtreibung treffen sich Gruhl und die ODP. Der gesamten rechtsextremistischen und neofaschistischen Szene ist die zentrale Frage des sogenannten Lebensschutzes gemeinsam.

Lebensschutz bedeutet stets mehr oder weniger rigide Strafen für Frauen, die abtreiben, sofern sie deutsche oder mindestens weiße Frauen sind.

Die Bevölkerungsentwicklung im Trikont ist für Gruhl wie für die ÖDP jedoch die Ursache der Umweltzerstörung und nicht etwa auch die Folge kolonialer, imperialistischer und kapitalistischer Vernichtungsfeldzüge seit Hunderten von Jahren.

OD. ? Das timmt schon n bisl. Bahro hat das 87 auch bemängelt. (LdR)

Rassistische Gewalt kündigt sich in der Sprache an.

OD: Das ist eine Plattitüde. Wenn Gruhl ein Schäger wäre, dann hätte Jutta uns das schon gesagt. Also muß er ja sprechen.

Gruhl spricht in nationalsozialistischen Bildern von »Menschenflut« und »Menschenlawinen«, malt als Bedrohung nicht Hunger, Ausbeutung und Verschuldung, sondern die »zunehmenden Milliarden von Menschen« an die Wand. Menschen werden in seiner und der ÖDP-Sprache zu Heuschrecken, die mit Gewalt dezimiert werden müssen.

OD: Jetzt höre ich bald auf. Meine Arbeit hat ihren Zweck erfüllt. Denn: Hier müßte Jutta ein Zitat bringen. Sowas darf sie nicht behaupten... und dann einfach weiterquatschen.

Die Drohung gegen das »minderwertige Menschenmaterial« ist eindeutig, die bestialische Grundregel wieder einmal der Natur abgeschaut:

»Die einzige Währung aber, die hier gilt und in der Verstöße gegen die Naturgesetze beglichen werden können, ist der Tod. Der Tod bringt den Ausgleich, er schneidet alles Leben, das auf diesem Planet auswuchert, wieder zurück, damit der Planet wieder ins Gleichgewicht kommt.«474)

OD: 474) zeigt auf Gruhl75, S110, aber ins Leere. Das Zitat gibt es dort nicht.  -- Woher kommt "minderwertiges Menschenmaterial?? In diesem Zusammenhang MUSS es so wirken, als zitiere sie Gruhl.

Zum Schutz des Planeten und der Natur, aber nicht aller Menschen, müssen die notwendigen Maßnahmen mit Gewalt durchgesetzt werden, von den einen (höherwertigen) Menschen gegen die anderen, die Heuschrecken, denen kein vergleichbares Existenz- und Selbstbestimmungsrecht zusteht. Weil nur die »Menschen des Abendlandes zur Geburtenkontrolle fähig«475) sind, droht Gruhl: »Es bleibt nur die Alternative: Untergang oder vorsorgliche Reduktion mit allen Mitteln.«476)

OD: 475) sehr dünn. Also eine RTL-Show-92, den Büchern als Quellen vorzuziehen. Ich muß das ablehnen. Mich also Juttas Gedankengang verweigern. Es gibt doch genug authentische Bücher von Gruhl. Denn: Wir wir mittlerweile wissen, brauchen wir erstmal einen Video der Talkshow, weil wir Jutta nicht vertrauen dürfen, daß Gruhl sinngmäß sagte: "Nur die Menschen des Abendlandes sind zur Geburtenkontrolle fähig." -- Und selbst wenn: Beweisen nicht 6,5 Milliarden Menschen heute... irgendwas, was Gruhl sagen will?

In 476) zitiert ein Provokateur - der sich gerade die kniffligste Stelle raussucht. - Aber: Dieser Gedankengang steht mehrmals in den Gruhlbüchern drinne, sodaß es KEINEN Grund geben kann, darauf zu vertrauen, daß Jutta richtig hingehört hat. Sie schreibt auch nicht, ob sie sich dafür VERBÜRGT, daß sie die Sendung aufgenommen hat und mehrmals abgehört. Also: Ich will es hören. (den Mitschnitt).

 

Wem das nicht deutlich genug ist, für den zitiert Gruhl zustimmend Rene Dubos: »Für einige überfüllte Populationen mag dann Gewalt oder sogar die Atombombe eines Tages keine Drohung mehr sein, sondern Befreiung.«477)

OD: 477) Gruhl92, S244. Ich dachte jetzt, daß er das auch in der Talkshow sagte. Das ist scheiße! Jutta hat mich ausgetrickst.

Gruhl92, S244: "Rene Dubos meint wie viele: "Der Mensch ist ein Herdentier"; denn er neigt dazu, bevölkerte Umgebungen zu akzeptieren und sogar aufzusuchen.21 Aber es gibt dennoch Grenzen: "Jenseits dieser Grenzen wird eine Übervölkerung aller Wahrscheinlichkeit nach psychologische Schäden verursachen. Für einige überfüllte Populationen mag dann Gewalt oder sogar die Atombombe eines Tages keine Drohung mehr sein, sondern eine Befreiung."22) "

Für mich klingt es mit dem vorherigen Satz etwas anders, nämlich: "psychologische Schäden verursachen". -- So, aber ich müßte jetzt auch Dubos im Zusammenhang lesen, um richtig zu wissen, was DUBOS meint. -- Aber irgendwie kann ich mir bei 12 Milliarden Menschen (und darüber spricht Gruhl!), schon Dichtestreß vorstellen. (Bin ich jetzt auch ein Faschist? Weil ich mir das vorstellen kann?)

235


Das macht den Menschen im Trikont nicht so viel aus, ist Gruhl überzeugt: »Das rührt auch von ihrer völlig anderen Grundeinstellung zum Leben her; der eigene Tod wird wie der der Kinder als Schicksal hingenommen.«478)

OD: Na, vielleicht hat Gruhl das irgendwie erforscht? Also vermutet das nicht nur? Also kann sich auf anerkannte Forscher stützen? -  Jedenfalls will er ja auch sagen: "Für uns ist solche Haltung..." -  Also wir hier trauern doch lebenslang über den Tod eines (eigenen) Kindes? Oder? - Also ich würde es wohl nie verwinden können. Aber was weiß die Ditfurth denn davon - wo sie 2 eigene Kinder schon 1988 abgetrieben hat.

Eigenartigerweise sind gerade die Völker, die das Sterben zuerst treffen wird und die es schon trifft, am wenigsten imstande, ihre Geburtenraten zu reduzieren. Das rührt auch von ihrer völlig anderen Grund­einstellung zum Leben her; der eigene Tod wird wie der der Kinder als Schicksal hingenommen. Für uns ist eine solche Haltung nicht nachvollziehbar. So kommt es, daß die Geburtenplanung nur im euroamerikanischen Bereich sowie in Japan und auch noch China einigermaßen Erfolg hat, wenn er auch nicht ausreicht. Denn ein Prozent jährlicher Zunahme bedeutet in 70 Jahren dennoch Verdoppelung. - Gr92, S242

 

*

»Bevölkerungswachstum« wird bereits im Bericht des Club of Rome von 1972 als ein Hauptproblem bezeichnet. Hunger wird nicht analysiert als eine Frage der Verfügbarkeit über Boden oder Einkommen, sondern als das Ergebnis einer mathematischen Beziehung von Kopfzahl zu bebaubarem Land. Dem Unternehmer-Club stellte sich noch nie die Frage, was Landraub und Großgrundbesitz mit Hunger zu tun haben und warum multinationale Konzerne in Kenia Blumen oder im Sahel Erdbeeren in Monokulturen anbauen. Die Konzerne zerschlagen eine gemischte, für die Ernährung der Menschen im Trikont notwendige Landwirtschaft, um vom Luxusgenuß von Menschen in den kapitalistischen Zentren zu profitieren.

 

Auch im Bericht des Clubs von 1991 finden wir den militaristischen, antihumanen Begriff der »Bevölkerungs­explosion«, wie wir ihn aus einer Vielzahl von Zeitungen und Zeitschriften in der Bundesrepublik, allen voran Zeit und Stern, kennen. Die feinen Club-Herren drohen nicht wie Gruhl mit der befreienden Wirkung der Atombombe,

OD: Also: das ist an dieser Stelle schlicht unseriös. Weil: Hier sagt sie ja: Gruhl droht mit Atombombe. Also das kann ich nicht gelten lassen. Gruhl redet von den psychologischen Bedingungen einer Zukunft mit doppelt soviel Menschen, wie 1992. Und außerdem zitiert er noch Dubos - und daher kann man das nicht so sagen. Das wird hier wieder eine typische Jutta-Lüge. Haarsträubend.

sie haben einen anderen grandiosen Vorschlag: »Alle Menschen werden Opfer bringen müssen [...] in den Industrieländern werden sich deshalb Lebensstil und Konsumverhalten ändern müssen, während in den Entwicklungsländern eine grundlegende Umstellung stattfinden muß, die zu Eigeninitiative, Disziplin und in jeder Hinsicht höheren Standards führen muß.«479)

OD.

Hat der Club jemals dagegen protestiert, daß Bauern und Bäuerinnen im Trikont von ihrem Land verjagt, daß Gewerkschafterinnen trotz ihrer »Eigeninitiative, Disziplin und [ihres] in jeder Hinsicht höheren Standards« von Todesschwadronen ermordet werden, möglicherweise auch im Auftrag jener Konzerne, von denen der eine oder andere Club-Herr sein Gehalt bezieht?

236


Auch die ÖDP glaubt, »die Bevölkerungsexplosion bedroht das Leben auf der Erde«.480) »Störungen des ökologischen Gleichgewichts [...] gehen mit der Bevölkerungsdichte Hand in Hand.«481) Während sie deshalb den »Kinderreichtum der Armen«482) durch Kontrollmaßnahmen in den Griff bekommen möchte, vertritt die Partei für weiße deutsche Frauen eine andere Position: Als »wertkonservative« Partei ist sie »gegen die Tötung ungeborenen Lebens«483), Abtreibung dürfte nicht »öffentlich gefördert werden«, indem die Krankenkassen die Kosten übernehmen.484)

 

»Die europäische Kultur, die in unserem Jahrhundert in der triumphalen, weltbeherrschenden und naturvernichtenden Technik kumulierte, [wird] nicht an der Degeneration ihrer Menschen untergehen wie frühere Hochkulturen, sondern aufgrund physikalischer Gesetze: an der alles überflutenden Masse Mensch auf gleichbleibender Erdoberfläche.«

OD. ? Zitatnachweis?

In der Dritten Welt »wird auch ohne Atomkrieg das große Sterben grassieren«. Von den »Ballungsgebieten« der Trikont-Staaten, den »Hunger- und Seuchengebieten der kommenden Jahre«, gehen wahnsinnige Gefahren für die wertvollen Menschen aus, »wenn [...] 500 Millionen Menschen aus der Dritten Welt nach Westeuropa kommen, dann bricht auch hier jegliche Ordnung zusammen. Dort allerdings schaffen selbst 500 Millionen Abgewanderter keine Entlastung, denn in nur sieben Jahren ist diese Lücke von 500 Millionen schon wieder ausgefüllt.«

Es geht Gruhl um die Erde, die Natur, die europäische Kultur, die Ordnung. Gruhls Mitgefühl gilt in keinem einzigen Satz den Menschen. Mit dem in bürgerlichen Kreisen so beliebten Alterspessimismus, der so schön-schaurig Gänsehaut hervorruft, ist es für ihn »zur Umkehr zu spät«.485)

OD. 485) Spiegel 1992. Irgendwie hat Jutta recht. Auf ihre Art. Aber es wäre doch gut, wenn in 5000 Jahren noch Menschen leben würden, oder? Also dann muß Jutta den Spiegel anklagen, daß sie das Interview veröffentlicht... aber nicht Gruhl, wenn er sich um den Weiterbestand der Menschheit sorgt. Im übrigen hat Juttas Vater ähnliche Positionen vertreten. Das könnte sie hier auch mal sagen. Zumal Gruhl 1994 auch schon tot war. Aber gut: Es gibt viele Sekten, wie Juttas, die den Zustand der Welt nicht wissen wollen.

Oder doch nicht?

Gegen die Bedrohung des Planeten durch die falschen Menschenmassen braucht der Ökofaschist die Aufrüstung aus ökologischen Gründen. Gruhl plädiert für einen »starken Staat«, notfalls mit »diktatorischen Vollmachten« und bewaffnet.

237


Er sagt sehr offenherzig, wessen Verteidigung seine diktatorischen und imperialistischen Konzepte gelten:

»Für die Zukunft werden die Völker einen riesigen Vorsprung erreichen, denen es gelingt, ihren Rüstungs­standard auf der höchsten Spitze, ihren Lebensstandard jedoch niedrig zu halten«,

denn

»die Kriege der Zukunft werden um die Teilhabe an der Lebensgrundlage überhaupt geführt werden, das heißt um die Ernährungsgrundlage und um die immer wertvoller werdenden Bodenschätze. Sie werden darum an Furchtbarkeit unter Umständen alles bisher Dagewesene in den Schatten stellen.486)

OD. Zitat aus Planet (1975) S323 --- den 2.teil finde ich nicht auf der Seite.

Es wird aber nach der Planetarischen Wende entscheidend darauf ankommen, wofür ein Volk seine Leistungskraft einsetzt. Kein Land der Erde ist mehr so ausgestattet, daß seine Ressourcen auf längere Zeit zugleich für den höchsten eigenen Wohlstand und für den internationalen Über­lebens­kampf ausreichen. Angesichts der Knappheit auf der Welt haben jetzt die Völker einen Vorteil, die ihr Land noch nicht in dem Maße abgegrast haben, und sie haben einen weiteren Vorteil, wenn ihre Bevölkerungen noch nicht so verwöhnt sind. Für die Zukunft werden die Völker einen riesigen Vorsprung erreichen, denen es gelingt, ihren Rüstungsstandard auf der höchsten Spitze, ihren Lebensstandard jedoch niedrig zu halten. Dies wird das Feld sein, auf dem sich der internationale Wettkampf hinfort abspielt.

 

Gruhl scheint von der Vorstellung des Furchtbaren kaum erschüttert, vielmehr so fasziniert wie Ernst Jünger bei der Betrachtung seiner Käfersammlung, die der Kriegeverherrlicher, Antisemit und Wegbereiter des Faschismus stets mehr zu lieben schien als die Menschen.487)

OD. Jünger-Zitat in einem eigenen Jutta-Buch, also wieder??? - Aber wie kommt sie so schnell von Gruhl auf Jünger? Und wo kommen die Käfer her?

»Kulturgesellschaften«, sagt Gruhl, »sind stets von außen bedroht, weil ihr Wohlstand den Neid anderer Völker weckt. Also brauchen sie eine Streitmacht zu ihrer Verteidigung viel dringender als arme Völkerstämme.«488)

OD. Himmelfahrt S.81

Den Widerspruch, warum die »europäische Kultur« die letzte sei, da doch alle anderen Kulturen angeblich untergegangen sind, obwohl unverkennbar eine Reihe von Menschen in den nichteuropäischen Teilen der Erde lebt, klärt er nicht auf. Die letzte, ganz neue, höherwertige Kultur, die Spitze der menschlichen Zivilisation gewissermaßen, steht unter andauernder Bedrohung:

»Wenn dagegen viele Kulturen in einem Raum zusammengemixt werden, so ergibt das entweder ein Neben- und Gegeneinander oder [...]. Entropie, also ein Gemisch, dessen Wert mit zunehmender Durchmischung sinkt, bis es letzten Endes keinen Wert mehr hat.«489)

OD: HiN s311

Auf die Frage, ob das nicht die These vom »unwerten Leben« sei, antwortete Gruhl ganz ökologisch: »Das ist ein Gesetz der Entropie, das wir besonders in der Ökologie haben, und dieses Gesetz gilt auch für menschliche Kulturen.«490)

OD:  RTL-Talk-92

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Wie weit ökofaschistische Positionen etwa die Kulturdiskussion beeinflussen, zeigt die Sicht von Bazon Brock, Ästhetikprofessor an der Universität Wuppertal. Seiner Ansicht nach schreitet die »Slumbildung [...] voran, wenn Kulturgemeinschaften zerfallen. Jeder vierte Frankfurter kommt schon aus dem Ausland [...] Ich sehe nicht, wie jemand aus einem Dritte-Welt-Land Interesse an unseren Häuserfassaden entwickeln soll. [...] Sie können [...] einem persischen Maler hier nicht beibringen, wie wir unsere Bilder sehen. Unsere Bildsprache ist ihm nicht eingängig.« Es gebe eine »europäische« Art der Bildbetrachtung, aber keinen Sinn, Künstlern aus anderen Ländern »unsere Fassaden nahe[zu]bringen«.

Es gibt nicht die europäische Kultur, sondern die Kultur der Herrschenden, proletarische Kultur, Alltagskultur, Kultur von Frauen in bestimmten historischen und sozialen Situationen usw. Sich mit einem Menschen aus dem Senegal oder dem Iran über Hinterhofkommunikation verständigen zu müssen, wäre für Brock »die Aufhebung seiner Kultur«491), was nur noch von seinem Schmerz übertroffen wird, daß es in der Bundesrepublik keine richtigen Eliten mehr gibt.

Zur Verteidigung der faschistischen Ideologie von der unbedingten Reinhaltung der hochwertigen »arischen Rasse« muß die Geschichte Europas und Deutschlands gefälscht werden. Deutsche Kultur? Herrschende Kreise hatten im 19. Jahrhundert ein dringendes Interesse an der Herausbildung eines deutschen Nationalbewußtseins. Es sollte den Kriegen gegen den »deutschen Erzfeind« Frankreich und dem ökonomischen Ziel einer effizienten Weiterentwicklung des Kapitalismus in einer zentralisierten politischen Struktur dienen. Auch die berüchtigten »deutschen Dichter und Denker« halfen bei der Konstruktion deutscher Identität in einem Gebiet, dessen Binnen- und Außengrenzen sich ständig änderten und dessen Menschen Produkte vielfacher Völkerwanderungen in alle Himmelsrichtungen waren.

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Furchtbares ist offenbar immer besonders furchtbar, wenn es Deutschen zustößt. Das utopische Prinzip der Gleichheit aller Menschen ist ein sozialer Wert, den wir in ökofaschistischen Kreisen nie finden werden. Die besondere Sorge für das deutsche Volk teilt die ÖDP mit Gruhl. Ganz besonders dem deutschen Volk drohen Waffen, existentielle Ernährungsprobleme und »Störung des ökologischen Gleichgewichtes und die Zerstörung der natürlichen Lebensräume«, die mit »der Bevölkerungsdichte Hand in Hand« gehen.492

Aber den Kampf des Stärkeren gegen den Schwächeren gibt es auch innerhalb einer Gesellschaft. Gruhls Vorbild Haeckel propagierte ein sozialdarwinistisches »Recht des Stärkeren«, war für »Rassenhygiene« und »Zuchtauswahl«. Und Gruhl sieht im »sozialen Netz« ein Hindernis für gesellschaftliche Selektion.493)

Da »Deutschland [...] auch nicht Zufluchtstätte für die Flüchtlinge der ganzen Welt sein«, kann, will die ÖDP »Anreize für die Heimkehr ausländischer Arbeitnehmer« schaffen. So schützt die ÖDP Flüchtlinge und Immigrantinnen vor Ausländerfeindlichkeit durch Abschiebung, denn »schon jetzt wächst in unserem [!] Land die Fremdenfeindlichkeit«;494 Abschiebung wird ökologisch begründet. Sie nützt dem in seiner »Rassereinheit« bedrohten deutschen Volk und der Natur. Es werden zwar dann in den Ländern, aus denen sie flohen und in die sie nun zurückkehren müssen, noch mehr Menschen gefoltert, dafür wird in Deutschland weniger geheizt.

Neben Mordanschlägen auf Flüchtlinge und Immigrantinnen als Teil der politischen Praxis der neuen alten Rechten (der Begriff »Neue Rechte« ist falsch, weil es praktisch kaum eine rechtsextremistische oder neofaschistische Organisation gibt, die ohne programmatische und personelle Rückgriffe auf den deutschen Faschismus [Nationalsozialismus] auskommt. Der Begriff stützt den Versuch, einen Neuanfang vorzutäuschen.) finden wir in den Programmaussagen vieler Organisationen den Rassismus als angebliche Toleranz gegenüber fremden Kulturen verschleiert.495)

Auch die ÖDP schiebt vor die (soziale) Gleichheit aller Menschen, mit gleichen Rechten und gleichen Entwicklungsmöglichkeiten, den Erhalt der »Andersartigkeit und Vielgestaltigkeit der Völker«.496)

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Die Abschiebung von Flüchtlingen dient scheinbar menschenfreundlich dem Erhalt fremder Kulturen, vor allem aber der »rassischen Reinhaltung« des deutschen Volkes und der Verhütung der »Bastardisierung« (Abtreibungsgegner Siegfried Ernst, Europäische Ärzteaktion).

Die ÖDP sagt dies in ihren Programmen nicht ganz so deutlich. Die offen militante Formulierung rassistischer Positionen überläßt sie offen neofaschistischen Organisationen. Die ÖDP hat objektiv eine besondere Rolle: die ökologische Frage für die hegemoniale Besetzung durch Rechte und Neofa-schistlnnen zuzurichten und Rassismus, Militarisierung und Bevölkerungspolitik eine neue ökologische Legitimation zu verschaffen.

Wir finden moderate, aber verwandte Positionen bei Exlinken wie Antje Vollmer, die politisch - und Häufung und Ähnlichkeit vergleichbarer biographischer Wandlungen machen stutzig - aus der dogmatischen KPD/AO kommt. In meinen undogmatischen linken Zusammenhängen der siebziger Jahre trugen die Mitglieder der »KPD-A-Null« den Spitznamen »Vaterlandsverteidiger«, und ihre vermeintlich proletarischem Verhalten künstlich angepaßte kleinbürgerliche Lebensführung war Ziel unseres undogmatisch-linken Spotts.

Es wäre Gegenstand einer anderweitig zu führenden Untersuchung, weshalb so viele ehemalige Mitglieder der KPD/AO und des Kommunistischen Bundes Westdeutschland (KBW) heute völlig unpolitisch und bürgerlich leben. Viele gehören zu den leitenden Funktionärinnen der rechtesten Strömungen bei den Grünen und bekämpfen Linke oft haßerfüllter als Liberale oder Wertkonservative. Neben Antje Vollmer war Erhard Müller bei der KPD/AO; er managte auf seiten des Bündnis 90 als ehemaliger West-Grüner die Vereinigung mit den Grünen.

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Ralf Fücks, von dem wir in dessen Ägide als Funktionär des KBW in den siebziger Jahren als kleinbürgerliche Fortschrittsfeinde hart angegriffen wurden, weil wir gegen Atomkraftwerke demonstrierten, ist heute Umweltsenator in Bremen und hilft in der Ampelkoalition den Sozialabbau durchzusetzen. Seine Fraktion wollte es der DVU »ersparen«, wie die Grünen früher »an den Rand gedrängt zu werden«, und stimmte für ein Zählverfahren in den Ausschüssen der Bremer Bürgerschaft, das den DVU-Abgeordneten und NPD-Mitglied Karl-Heinz Vorsatz zum Sprecher der Kulturdeputation machte, zuständig unter anderem für die Arbeit mit ausländischen Jugendlichen.497 Winfried Kretschmanns Weg vom dogmatischen Funktionär des KBW führte die Grünen in Baden-Württemberg in Koalitionsgespräche mit der CDU.

Ihre ideologischen Berührungspunkte mit rechtsextremistischen Positionen beschreibt Antje Vollmer selbst: »Vielleicht liegt dem Mißtrauen breiter Teile der Bevölkerung gegen das multikulturelle Konzept die vage Völkererinnerung zugrunde, daß — historisch gesehen — die einheimischen Kulturen den Einwandernden in der Regel unterlagen.«

Was ist eine »Völkererinnerung«? Handelt es sich dabei um einen frisch entdeckten genetischen Defekt? Vollmer wohnt in Bielefeld. Stehen die Hunnen vor den Toren der Stadt? »Afrika ist«, schreibt Vollmer weiter, »nicht mehr in der Lage, sie [die Menschen] kulturell oder identitätsbildend an sich zu binden [...] Ob Osteuropa in dieser Hinsicht zu einem zweiten Afrika wird, ist die entscheidende Frage, über die die Politik Westeuropas in den nächsten fünf Jahren entscheiden wird [...] Von daher ist der Stolz auf eine nationale und politisch kulturelle Identität trotz aller historischen Lasten zu fördern. Dieser vorsichtige Umgang mit Elementen der nationalen Identität als Möglichkeit, Menschen ah ihr Land zu binden, sollte versucht werden.«498)

Wenn das deutsche Volk eine volksgemeinschaftliche Vereinigung von Höherwertigen ist, sind diese mit einer »abwehrbereiten Demokratie« (ÖDP)499 und mit aller Kraft vor ihren Feinden zu schützen.

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Wo die ÖDP sonst angeblich für Dezentralisierung und sogenannten Lebensschutz kämpft, hält sie in ihren Programmen den zentralistischen Herrschaftskomplex EG für eine »große Errungenschaft«, befürwortet den Erhalt der NATO und unterstützt Rüstungsexporte. Allerdings dürfen diese Waffen nicht überall hingeschickt werden. Wer — wie die ÖDP — das wertvolle deutsche Volk verteidigen will, darf Waffen nur an deutsche Freunde exportieren. Alles andere wäre wirklich töricht. So dient »Lebensschutz« der Aufrüstung und Kriegsvorbereitung zum Schutz der deutschen Volksgemeinschaft.500)

 

Das »ethische Gebot der Ehrfurcht vor der Schöpfung«, das die ÖDP für sich als »wertkonservative« Partei in Anspruch nimmt, gilt vor allem für den weißen, hochwertigen Nachwuchs deutscher Frauen. Wie fast alle sogenannten LebensschützerInnen meint die ÖDP mit dem Schutz des Lebens nicht den Schutz der Asylsuchenden, die aus vermeintlichem Respekt vor ihrer Kultur längst abgeschoben wurden, schon gar nicht vor deutschen Waffen.

Aus dem »Lebensschutz« der Abtreibungsgegnerinnen wird ein Gebärzwang für deutsche Frauen und ein völkischer Kampfbegriff gegen ein selbstbestimmtes Leben einschließlich einer selbstbestimmten Sexualität.

 

Frauen, die Sexualität nicht an Fortpflanzung binden, die selbst bestimmen wollen, ob und wie viele Kinder sie bekommen, werden in dieser persönlichen Entscheidung im Programm der ÖDP den Moralvorstellungen einer politischen Partei und staatlicher Strafandrohung unterworfen: Abtreibung ist als »Tötung ungeborenen Lebens«501) unbedingt zu verhindern. Abtreibende Frauen vergleicht die ÖDP mit den größten Verbrechern: »Wenn Leben unwiderruflich zerstört wird, muß der Staat auch durch Gesetze handeln, ob es sich nun um Atomrüstung, Atomenergie, allgemeine Umweltzerstörung oder Abtreibung handelt.«502)

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Die sogenannte Lebensschutzfrage, also die militante Abtreibungsgegnerschaft und Feindschaft gegenüber jedweder reproduktiven Selbstbestimmung von »arischen« Frauen, und der Rassismus sind die traditionellen Scharniere zwischen den verschiedenen Fraktionen der Rechtsextremistinnen und Neofaschistlnnen. Die Ökologie oder vielmehr der Umweltschutz wurde zum neuen Scharnier der meisten rechtsextremistischen und neofaschistischen Organisationen in neue gesellschaftliche Milieus.

Diese Scharnierstelle bleibt nicht abstrakt. Sie wird auch durch Personen repräsentiert. Wir treffen auf Hans-Joachim Ritter, den langjährigen Vorsitzenden der ÖDP, mit dem einige Repräsentantinnen linker Organisationen über Monate so harmonisch in Sachen Weltwirtschaftsgipfel zusammenarbeiteten. Ritter, der sich in Schriften der geschickten Bündnispolitik der ÖDP zwischen Kirchen, BUND und Grünen rühmt, ist auch in einer der zentralen LebensschützerInnen-Organisationen aktiv, der »Aktion Lebensrecht für alle« (ALfa). Bei ALfa (etwa 11.000 Mitglieder) sammeln sich auch Mitglieder und Vertreterinnen rechtsextremistischer Organisationen wie der »Aktion Leben« oder der »Europäischen Ärzteaktion« (EÄA).

Gruhl, dem Ritter so freundschaftlich verbunden geblieben ist, hatte nach seinem Austritt aus der ÖDP viel zu tun.

Neben Gastreden — wie schon während seiner ÖDP-Zeit — auf Schweizer Nazi-Veranstaltungen (Nationale Aktion)503) gründete er zuerst den »Arbeitskreis ökologische Politik«, den er im April 1991 schließlich mit der »Arbeitsgemeinschaft Unabhängiger Ökologen Deutschlands« vereinigte, ein Pakt auch mit ehemaligen Mitgliedern der NPD.

In seiner Gründungsrede im April 1991 kritisierte er, daß »die Mitteldeutschen« nach der Wiedervereinigung nicht bereit seien, »auf marxistische Emanzipationsideale wie die Beschäftigung der Frau zu verzichten«.504)

ÖDP-Mitglieder finden wir als Autorinnen in fast allen Zeitungen und Zeitschriften der Rechten wieder. Wenn Gruhls Unabhängige Ökologen sich bei nationalistischen Heimatveranstaltungen treffen, wenn Vertriebenenfahnen wehen, ist oft auch die ÖDP vertreten, die 1992, zur gleichen Zeit, im Bonner Anti-WWG-Bündnis von Grünen, BUND und DGB mitarbeiten durfte.

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Eine selbstbestimmte Entwicklung des Trikont, die nicht zerstörerisch ist, aber ein Menschenrecht auf eine soziale und ökologische Entwicklung verwirklichen hilft, will sich der wohlsituierte Europäer Gruhl nicht vorstellen. Auf die Tagesordnung soll »die tödliche Vermehrung der Menschen«, und: »Die Völker müßten danach streben, sich klug einzuschränken und weisen Verzicht zu üben; sie müßten ein asketisches Leben führen. Beginnen müßte die Enthaltsamkeit bei der Fortpflanzung. Dazu sind 80 Prozent der Menschen gar nicht fähig [...] das teuflischste Problem [....] ist also die Vermehrung der Menschen«, die »Zeugungslust der Dritten Welt«, die »tagtäglich etwa 200.000 Menschen zusätzlich auf den Arbeitsmarkt« werfe. Vor denen fürchtet sich der deutsche Herrenmensch: »Menschenmassen ohne Arbeit sind zu unberechenbaren revolutionären Aktionen bereit, und die Demagogen bedienen sich ihrer.«505) — Welche eigenen, gar nicht fremdbestimmten Gründe zum Aufstand gegen Gruhls »Hochkultur«-Europa, gegen die Plünderung durch die kapitalistischen Metropolen, könnten die Menschen auch schon haben?!

OD:

In einer vorgeblich radikalen Kritik am Kapitalismus trifft er sich mit Bahro: »Das ganze Wesen der Industriegesellschaft besteht doch gerade darin, daß sie nur anti-ökologisch sein kann [...] Retten könnte uns nur der Ausstieg aus der Industriegesellschaft. Dafür befinden sich aber schon fünfmal zuviel Menschen auf diesem Planeten — und 30 Jahre weiter werden es bereits achtmal zuviel sein.«506)

Der Begriff »Kapitalismus« kommt im umfangreichen Stichwortverzeichnis von Herbert Gruhls 1992 erschienenen Buch Himmelfahrt ins Nichts kein einziges Mal vor. Wir finden dort fünfmal den <Teufel>, 13mal <Bevölkerungsexplosion>, und 22 Zitatstellen <Katastrophen> werden nur noch von <Deutschland> (23mal) und »Gott« (26mal) übertroffen.

OD: ? Was soll denn das. Ist es denn schlecht, wenn Gott und Deutschland genannt werden? -- Und bei "Leben, das" zähle ich 39 Fundstellen, davon auch Folgeseiten. - Aber was will denn das besagen.... außer daß Jutta nicht zählen kann?

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Der Punkt, der MilitaristInnen, BevölkerungspolitikerInnen, reaktionäre ÖkologInnen und ÖkofaschistInnen, New-AgerInnen, SpiritualistInnen und RassistInnen verbindet, heißt: Ein besseres Leben für eine elitäre, »arische«, weiße Minderheit ist auf diesem Planeten nur dann zu haben, wenn die Anzahl der Menschen im Trikont dezimiert wird und wenn die Ausplünderung weitergeht bis ins Innerste der Zelle, die menschlichen Gene. Die Vorstellungen, mit welchen Mitteln dieses bessere Leben für die »Hochwertigen« zu bewerkstelligen sei, triefen vor Gewalt: vom planvollen Hungertod und Völkermord durch unterlassene Hilfeleistung (zum Beispiel bei Aids in Afrika) über Zwangssterilisierung und Krieg bis zum Völkermord durch die Atombombe.

Rund zweieinhalb Jahre nach seinem Wutausbruch über die formale Abgrenzung der ÖDP gegen Republikaner und NPD empfing Herbert Gruhl am 7. Oktober 1991 aus der Hand von Monika Griefahn, der ehemaligen Greenpeace-Funktionärin und Umweltministerin der Landesregierung von Niedersachsen — deren steile Karriere von der Atomkritikerin zur Förderin der Interessen des Atomkapitals wir schon kennengelernt haben —, das Bundesverdienstkreuz.

Die rosagrüne Landesregierung war gewarnt. Im SPD-Pressedienst Blick nach rechts vom Januar 1991 hätte sie lesen können: »Das damals erschienene Buch <Ein Planet wird geplündert> wurde eher irrtümlich zum Bestseller [...] Wer es las, fand darin knallharten Darwinismus mit einem fragwürdigen Demokratie­verständnis, was den Vorwurf nach sich zog, Gruhl sei ein <Ökofaschist>.«507)

Ritter, Ex-Vorsitzender der angeblich linkskatholischen bis wertkonservativen ÖDP, hatte jahrelang für Gruhls Bundesverdienstkreuz gekämpft und hielt bei den niedersächsischen Feierlichkeiten eine Laudatio auf den Geehrten.

Gruhl sei doch nicht für seine Verdienste in irgendwelchen Parteien ausgezeichnet worden, sondern für seine Verdienste für den Umweltschutz, verteidigte eine Sprecherin des niedersächsischen Umwelt­ministeriums die Ordensverleihung.

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Als wäre »Umweltschutz« eine unpolitische, über allen Wolken schwebende Kategorie. Die Ideologie einer unpolitischen, sich nur um Tiere und Pflanzen kümmernden, von allen sozialen und ökonomischen Gewaltverhältnissen unbeeinträchtigten Naturschutzpolitik hat dazu beigetragen, Ökologie zur Okkupation durch ökofaschistische Positionen vorzubereiten.

Der Mensch ist ein Teil der Natur und zugleich als ein besonderer Teil mit Fähigkeiten ausgestattet, wie wir sie weder bei Tieren noch bei Pflanzen finden: nachzudenken, zu planen, zu träumen, sein Leben kreativ zu gestalten, für Selbstbestimmung zu kämpfen, zu lernen, sich in Auseinandersetzung mit seiner sozialen Umwelt zu entwickeln - wobei wir an dieser Stelle nicht über die politischen Verhältnisse reden, die diese Fähigkeiten einschränken, unterdrücken, ersticken. Wenn also dieses soziale Wesen Mensch ein Teil der Natur ist, dann muß ökologische Politik die sozialen Verhältnisse des Menschen berücksichtigen, sonst wird sie biologistisch und reaktionär.

Weder die rosa-grüne niedersächsische Landesregierung noch das dazugehörige Umweltministerium unter Monika Griefahn stießen sich daran, mit Herbert Gruhl einen Autor der rechtsextremistischen Zeitschriften Mut, Nation Europa (der NPD nahestehend), Wir selbst (den Nationalrevolutionären nahestehend) und Junge Freiheit geehrt zu haben. Die neofaschistische Nationalzeitung zollte Gruhl Hochachtung, nur er könne eine Umweltschutzpartei seriöser Prägung aufbauen.508)

Vor seinem Eintritt in die Grünen gründete Gruhl die Grüne Aktion Zukunft (GAZ), in der auch Mitglieder des rechtsextremistischen Weltbundes zum Schutz des Lebens (WSL) Aufnahme fanden. Zeitweise konnte die GAZ auch den inzwischen verstorbenen Zoologen Bernhard Grzimek, ehemaliges NSDAP-Mitglied und Vertreter der Forderung nach Wiedereinführung der Todesstrafe, als Aushängeschild gewinnen.

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Eine enge Zusammenarbeit gab es außerdem mit dem Lieblingsnaturwissenschaftler der rechts­extremistischen Szene, dem Nobelpreisträger Konrad Lorenz. Lorenz beantragte am 28. Juni 1938, gleich nach der Annektion Österreichs durch Hitler, die Mitgliedschaft in der NSDAP (Mitgliedsnummer 6170554).

OD: Lorenz bei Utopie1

In seinem 1973 erschienenen Buch Die sieben Todsünden beschreibt er das »verderbliche Wachstum bösartiger Tumore« aufgrund des Versagens von »Abwehrmaßnahmen«, die gegen die »asozialen« Zellen schützen könnten. Er zieht selbst eine »Analogie« zum Menschen:

»Ein Mensch, der durch das Ausbleiben der Reifung sozialer Verhaltensnormen in einem infantilen Zustand verbleibt, wird notwendigerweise zum Parasit der Gesellschaft [...] Es ist nicht auszuschließen, daß viele Infantilismen, die große Anteile der heutigen rebellierendem Jugend zu sozialen Parasiten machen, möglicherweise genetisch bedingt sind.«509)

OD: (S.487) - Das finde ich eigentlich frech. Sie zitiert nicht etwa aus dem Lorenz-Buch, sondern ein Pamphlet ihrer KumpelInnen. Jetzt muß ich die Zitate aus dem Buch raussuchen. Lorenz bei U1 - Aber das Problem ist ja die eklige: <Analogie>. - Also wo gibts denn sowas, daß man einzelne normale Wörter zitiert??

 

Es ist kennzeichnend für BiologistInnen aller Schattierungen, daß sie mit einer von ihren sozialen Interessen und ihrer ideologischen Position getrübten Sicht oberflächliche Beobachtungen äußerer Erscheinungs­formen biologischer Abläufe anstellen. Sie belegen ihre »Beobachtungen« hochwissenschaftlich mit Begriffen aus der menschlichen Gesellschaft: Abwehrmaßnahmen, asozial, Parasit, Ordnung, Raubzüge, Hackordnungen, Hierarchie, Mutterinstinkt usw. und nehmen die so kategorisierten Verhaltensweisen als Beleg für nun »natürlich« begründete, angeblich festgelegte menschliche Verhaltensweisen und für gesellschaftliche Ordnung.

Diese Rückübertragung von wissenschaftlich übertünchten biologistischen Ansichten dient nur der »ökologischen« Legitimation rechter gesellschaftspolitischer Konzepte.

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Eine der Autorinnen des GAZ-Manifests war Christa Meves. Sie ist eine der einflußreichsten Abtreibungs­gegnerInnen und BiologistInnen der rechtsextremistischen und neofaschistischen Szene. Sie referiert auf Seminaren der rechtsextremen »Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung« gemeinsam mit Mitgliedern der NPD, wie zum Beispiel 1976 mit Adolf von Thadden und Rolf Kosiek beim Stettenfels-Seminar. In ihren Büchern im katholischen Herder Verlag verbreitet sie ihren biologistischen Mist in millionenfacher Auflage. Wir finden ihre Bücher als offizielles Lehrmaterial auch an einigen Fachhochschulen für Sozialwesen.510)

 

Meves wütet »gegen dieses Wahnsinnszerstörungswerk [...] dieses Ausliefern der jüngeren Frauen an die Sexualität des Mannes, diese verderbliche Abkapselung des Triebes von der Liebe, diese Knospenverstümmelung bei gleichzeitiger Überbewertung qualvoll intellektualisierter Bildungsgänge«. Ausgeliefert an den »Dämon [...] autonome Sexualität«511), die nicht Teil der weiblichen Natur sei, sei hingegen »das Besitzstreben des Menschen [...] Teil seiner Natur«.512)

Und: Die Frau hat von ihrer biologischen Aufgabe her ein natürliches Bedürfnis nach Unterwerfung, der Mann nach Eroberung und Beherrschung.« Eine »Mütterausbildung« soll den Mädchen, die biologisch bedingt, wegen der anderen »Hirnstruktur«, viel mehr »praktisch« als theoretisch lernfähig seien, bei der Identitätsfindung und dem deutschen Volk bei dessen Vermehrung helfen.513)

Diese deutsche Vermehrung macht Frau Meves große Sorge. Sexuelle Lust, nach Meves Zeichen für eine »infantile« Sexualität, lenkt ab vom Kinderkriegen. Der »Orgasmus der Frau« ist »in seiner nackten Form [. . .] eine höchst künstliche Anpassung an das männliche sexuelle Erleben«. Nur Geduld, Geschlechtsgenossinnen, am »Ende der männlichen Erregung« kommt der Anfang der »Hoffnung« für die Frau, »ein Kind empfangen zu haben«.514)

Katholisch ist sie geworden, weil dieser Papst eine »Gnadengabe« sei und Maria »uns [Frauen] [...] vor unserer immer lauernden Hexenhaftigkeit befreien«515) kann. Für ihre »wissenschaftliche« Arbeit für Familie, Keuschheit, Patriarchat und deutsches Vaterland wurde Christa Meves reich belohnt: mit dem niedersächsischen Verdienstorden (1978), dem Konrad-Adenauer-Preis der Deutschlandstiftung (1979) und dem Bundesverdienstkreuz erster Klasse (1984). In einem solchen Land leben wir.

 

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Weinzierls Heimat

 

Zu viele Linke überlassen es gelangweilt wenigen, sich politisch mit dem Thema Ökologie zu befassen. Wer sich mit Ökologie nicht auseinandersetzt, übersieht die massenhafte Verbreitung biologistischen bis neofaschistischen Gedankengutes in allen Bereichen der Gesellschaft, was sich auch in Positionen der Parteien CDU/CSU/SPD/FDP/Bündnis 90/Grüne in unterschiedlicher Dosierung widerspiegelt und von dort auf die Gesellschaft zurückwirkt.

Es erforderte zum Beispiel eine heftige Auseinandersetzung, angefacht von Karin Döpke und Peter Bierl von der Ökologischen Linken im lokalen Münchner Bündnis gegen den Weltwirtschaftsgipfel 1992, die ÖDP dort wenigstens als »unerwünscht« bezeichnen zu lassen.

Zuvor hatte diese an einer Reihe von Sitzungen, unbeanstandet von linken Organisationen wie den Autonomen, der Vereinigten Sozialistischen Partei (VSP) oder der DKP, teilnehmen können. Am Ende stimmten nur noch die Grünen für den Verbleib der ÖDP.

Auch im bundesweiten Trägerinnenkreis für den Anti-WWG-Kongreß, der schließlich trotz der Spaltungs­versuche der Grünen und des BUND erfolgreich vonstatten ging, mußten in wochenlangen heftigen Diskussionen einige linke Organisationen davon überzeugt werden, daß Hubert Wein-zierl, der Bundesvorsitzende des BUND, als einziger Referent für das Forum »Ökoimperialismus«516) (das zuerst »Umwelt und Entwicklung«, dann »Ökologie« heißen sollte) fehl am Platz war.

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In einem offenen Brief vom 13. April 1992 begründeten Karin Döpke und Henning Kühn (Ökologische Linke), weswegen sie sich strikt weigerten, Weinzierl als Referenten zu akzeptieren. Die ökologische Frage sei nur im Zusammenhang mit der sozialen zu lösen. Weinzierl verwende eine rassistische Sprache gegen Asylsuchende und habe geäußert:

»Nur wenn die Hauptsorge der Menschheit, die Eindämmung des Überbevölkerungsstromes, gewährleistet ist, wird es einen Sinn haben und wird eine Aussicht bestehen, an einer durchaus verbesserungsfähigen Umwelt zu bauen, unsere Zivilisationslandschaft zu gestalten, daß sie wert bleibt, Heimat genannt zu werden.«517)

Im Oktober 1991 habe Weinzierl Peter Gauweiler zu einem Seminar des BUND über »die Folgen des Bevölkerungswachstums für die Umwelt« (nicht etwa der kapitalistischen Weltwirtschaft für Menschen und Natur) eingeladen und dort erklärt: »Jeder Naturschutz ende dort, wo die Menschenlawine alles überrollt.«518)

Als Reaktion auf diese Kritik zog sich der BUND beleidigt aus dem Trägerkreis zurück, anstatt sich endlich mit der Ideologie seines Vorsitzenden zu befassen. Weinzierls ökofaschistisches Gedankengut ist keine Neuentdeckung. Auch Manfred Bissinger, der ehemalige Chefredakteur der Zeitschrift Natur, war entsetzt und entfachte eine wichtige Diskussion, nachdem Bernd Lötsch und Hubert Weinzierl Konrad Lorenz 1988 in einem Natur-Interview unbeanstandet hatten durchgehen lassen, daß er, Lorenz, wegen der »Überbevölkerung« eine gewisse Sympathie für Aids habe und daß die ethisch wertvollen Menschen nicht so viele Kinder bekämen wie die Gangster in der Dritten Welt, die sich hemmungslos vermehrten.519)

Möglicherweise sieht der BUND deshalb keinen Anlaß, sich mit besagten Äußerungen auseinanderzusetzen, weil biologistische Ideologie bereits zum Standardinventar der Gesamtorganisation gehört. Der Bund Naturschutz Starnberg (BN) hatte Sorgen, nein, nicht wegen der vielen Wohnungssuchenden oder der Vernichtung der Alpenvegetation.

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Man schrieb an den Starnberger Stadtrat, der solle Asylsuchende auffordern, bei einer »Ramadama«-Aktion mitzuwirken. Das bayrische »Ramadama« meint so viel wie »Laßt uns aufräumen!« und appelliert an die EinwohnerInnen, in einer Gemeinschaftsaktion ihren Wohlstandsmüll zu beseitigen.

 

Im Brief des Naturschutzbundes steht: »Nach unserer Meinung ist der Bevölkerung schwer zu vermitteln, daß arbeitende Bürger dieser Stadt als Freiwillige am Ramadama teilnehmen, während von Sozialhilfe bzw. Arbeitslosenhilfe lebende Asylbewerber spazierengehend zuschauen, wie andere ohne Honorar den <Wohlstandsmüll> wegräumen.«

Durch den Brief der Starnberger Naturschützer wabert der Neid der unter Schweiß Müll sammelnden Deutschen auf die schlendernden Flüchtlinge. Wer selbst nicht am Wohlstand teilhaben darf, soll wenigstens den Müll wegräumen. Was interessiert solche Naturschützer die Angst von Menschen vor rassistischer Gewalt und Abschiebung, wenn es um Höheres wie saubere Straßen, getrennte Müllsammlung und den deutschen Wald geht? Ein menschenverachtendes Umweltschutzverständnis haben viele potentielle Bündnispartner des Naturschutzbundes.

Auch nach Ansicht der RepublikanerInnen sind Verfolgte und Arme nur faul: »Empfänger von Sozial- und Arbeitslosenhilfe sollten gemeinnützige Arbeiten leisten, insbesondere bei der Alten- und Behindertenpflege sowie beim Umweltschutz.«520)

 

 

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