Arno GruenDer Verlust des MitgefühlsÜber die Politik der Gleichgültigkeit
1997 im DTV, eine Auflage |
1997 277+20 Seiten (*1923)
detopia: |
Inhalt Danksagung (278) Literaturverzeichnis (279) Namenregister (294)
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Vorwort: Die Frage nach dem Menschsein (9-11) 1 Die Problematik von Opfern und Tätern (12) 2 Zur Geschichte der Kindheit und des Kindseins (21)
3
Unsere Identität (32) 4 Sprache, Bewußtsein und die linke und rechte Gehirnhemisphäre (47) 5 Der entfremdete Körper (59) 6 Angst und Identitätsverlust (65) 7 Das Phänomen Gleichgültigkeit (73) 8 Narzißmus und Identität (80) Narzißmus (80) Identität (82)
9
Die Identifikation mit dem Aggressor: Die Grundlage unserer
Zivilisation (85)
10
Moralität und Menschsein (104)
11
Der Verstoß gegen die Liebe ist das grundsätzliche Verbrechen
(128) 12 Opfersein als Tarnung des Sterbens (146)
13
Beziehung und Bindung sind nicht dasselbe (152) 14 Ideale und Idealisierungen und deren politische Konsequenzen (163) 15 Karl Marx (168) 16 Unsere Kinder und die Umkehr: Wahrheit wird böse und die Lüge gut (170)
17
Die Wissenschaft und das Primitive (179) 18 Unsere Angst ist anders als die der Primitiven (205) 19 Unser geschichtliches Bewußtsein (210)
20
Terrence DesPres und die Überlebenden: Würde und Nicht-Sein führen zum
Überleben (213)
21
Das Ringen um das Nicht-Sein: Patienten beschützen
sich (235)
22
Der magische Besitz des Kranken (253)
23
Opfersein als Sinn des Lebens und als Basis unserer Gewalttätigkeit
(262)
24
Nicht-Liebe und Nicht-Identität: Die
Konsequenzen für die Gesellschaft (267) 25 Was ist Geschichte? Was tun? (276) |
Verlagstext:
»Das Mitgefühl ist die in uns eingebaute Schranke zum Unmenschlichen. Mit seiner Unterdrückung und Verzerrung ist die Geschichte unserer Zivilisation nicht nur verflochten, sie ist ihr Fundament. Es ist die Geschichte des Mitgefühls, seiner Entwicklung und seines Schicksals, der dieses Buch gewidmet ist.«
Um unser Mitgefühl ist es schlecht bestellt. Woran liegt das? Es geht, so zeigt das Buch, um die Art, wie wir aufwachsen, um die Geschichte unserer Kindheit. Es geht um den Terror, dem Kinder ausgeliefert sind, und um das Umkippen dieses Terrors: Am Ende werden in unserer Zivilisation jene idealisiert, die kalt sind und die das Kind — und das Kind in sich selbst — nicht mehr wahrnehmen können. Die politischen Folgen sind katastrophal: Menschen entwickeln keine eigene Identität, sie identifizieren sich mit der Macht oder den Mächtigen.
Jedoch verlieren Menschen, die eine fremde Identität aus der Identifikation mit Macht und ihren Symbolen beziehen — ein Musterbeispiel ist der Faschismus von rechts oder links —, das Fundament ihres Menschseins. Vor allem wenn — wie heute — unsere Gesellschaften bedroht sind vom Chaos und den Auswirkungen der globalen Wirtschaftsentwicklung, droht der Ausbruch neuer Gewalt.
Erst aus dem Vergleich mit primitiven Kulturen, aus erschreckenden Berichten von Überlebenden der Todeslager und aus der Beschäftigung mit den sogenannten seelisch Kranken entwickelt das Buch Alternativen: Es könnte Wege geben, sich der Politik der Gleichgültigkeit bewußt zu werden und einen Ausweg aus der Sackgasse zu immer mehr Gewalt und weniger Mitgefühl zu finden.
278
Danksagung, Zürich, Juni 1997
Dieses Buch ist vor allem meinen Patienten gewidmet. Ihr Ringen um persönliche Wahrheit hat jeden Tag mit ihnen zu einem neuen Erlebnis gemacht.
Viele andere haben auch mitgewirkt:
Monika Nienstedt und Arnim Westermann haben mir wichtige und zentrale Denkanstöße über die Lage unserer Kinder gegeben; Franz Wurm mit Ideen über des Menschen aufrechten Gang; Marie Louise Brütsch mit ihrer Hilfe bei der Übersetzung von George Trows Essay über Hamlet; Jörg Wichmann mit DesPres' Huldigung aller Überlebenden; Monika Binkert und Louise Naef-Greber mit der ersten Überarbeitung des Manuskripts; und meine Lektorin Hannelore Roeckelein mit ihrem wertvollen Einsatz, meine Ideen und meinen Stil dem Leser zugänglicher zu machen.
George Trow speziellen Dank dafür, daß er mir erlaubte, seinen Hamlet-Essay zu gebrauchen, und Ignacio Ramonet von »Le Monde diplomatique« für den seinigen. An dieser Stelle möchte ich auch George Wald dafür danken, daß ich seine persönlichen Zeilen an mich über unser Bewußtsein veröffentlichen kann. Gertrud Hunziker-Fromm hat mir grundlegende Auslöser für diese Arbeit durch ihre mitfühlende Begleitung während dieser ganzen Zeit gegeben. Und meine Frau Simone gab mir die Unterstützung und das Verständnis, welche ich brauchte.
Zuletzt — »but not least« — danke ich meinem Freund Helmut Holzapfel für seine moralische Unterstützung bei diesem Vorgehen. Die endgültige Fassung dieses Buchs verdankt seinem Verständnis meines Anliegens und meines Schreibens auf deutsch, aber doch englisch denkend, unermeßlich viel.
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