Terrence Des Pres 

Der Überlebende — 
Anatomie der Todeslager

Den Toten eine Stimme geben

Mit einem Nachwort von Arno Gruen

1977 by Terrence Des Pres
2008 by Klett-Cotta-Verlag
Übersetzt von Monika Schiffer 

Terrence Des Pres (1977) Der Überlebende —  Anatomie der Todeslager - Den Toten eine Stimme geben - Mit einem Nachwort von Arno Gruen 

1977   deutsch 2008

250 Seiten 

Wikipedia.Autor  *1940 in Illinois bis
1987 (47, Suizid durch Erhängen, umstritten)

DNB.Buch

Bing.Buch   Goog.Autor   

 

detopia:   Gulagbuch   Psychobuch

Ökobuch   D.htm    Sterbejahr 

Arno Gruen    Primo Levi 

Applebaum: Gulag    Gustaw Herling

 

Endlich auf Deutsch erscheint das Aufsehen erregende Buch, das vor über 30 Jahren in den USA erstmals veröffentlicht wurde. Es stellt die erschütternde Frage, wie es einzelnen Menschen gelingen konnte, diese Hölle der Todeslager zu überleben.

Terrence Des Pres, geboren in Effingham, Illinois, studierte und promovierte in Englischer Literatur an der Washington University. Von 1973 bis zu seinem frühen Tod 1987 mit 47 Jahren unterrichtete er Englische Literatur an der Colgate University, Hamilton, New York. 


Klappentext 

Wie können Menschen unermessliche Qualen, ständige Todesangst, die Ermordung ihrer Kinder und Angehörigen vor ihren Augen, ihre bewusste völlige Erniedrigung in Dreck und Kot ertragen? Welches Zeugnis aber legten die Menschen ab, die diese von Menschen gemachte Hölle überlebt haben? 

Der amerikanische Literaturwissenschaftler Terrence Des Pres stellt sich vorbehaltlos dem Schmerz der Opfer, indem er mit ihnen empfindet und sich in ihre Lage versetzt. Mehr noch, Terrence Des Pres entdeckt eine nicht zu überwindende Hoffnung, denn am »Überlebenden« scheitert der »Held«, an echter Menschlichkeit der täuschende Mythos.

Und diesem Heldenmodell hingen alle Ideologen und ihre Mitläufer im 20. Jahrhundert an, nicht selten sogar die Opfer. Anders die Erfahrung des »Überlebenden«: Er ist wie alle anderen Mitgefangenen und Mitleidenden auch immer verwundbar, aber nie besiegbar. Es ist Zeit, dass nach den Jahrhunderten der »Heldenmythen« die »Zeugnisse der Überlebenden« endlich vernommen werden. 

Aufrüttelnd, aufwühlend, verstörend wie die Bücher von Jean Améry, Eugen Kogon, Primo Levi, Elie Wiesel, Alexander Solschenizyn.

 


Schwer zu ertragender Stoff,

doch "der Prozess des Zeugnisablegens ist der Kampf gegen das Vergessen" (Arno Gruen)

2008   Von Winfried Stanzick aus Ober-Ramstadt, Hessen

Über dreißig Jahre hat es gebraucht, bis dieses bahnbrechende Werk des amerikanischen Literaturwissenschaftler Terrence Des Pres ins Deutsche übersetzt wurde.

Über eine lange Zeit wurde die Literatur der Zeugnisse der Überlebenden der Todeslager der Nazis mit einem eigenartigen Mythos gelesen, der diese Menschen zu Helden machte, und damit ihr eigentliches Leidenszeugnis übersah und verdrängte.

Terence Des Pres hat die ganze Literatur der Überlebenden bearbeitet (sie ist auch im Anhang in einer beeindruckende Übersicht aufgelistet) und nimmt in seinem Buch konsequent die Perspektive der Opfer ein. Ihnen gilt sein ganzes Mitgefühl und Empfinden. Nur so kann er den unendlichen Schrecken und die abgrundtiefe Finsternis ihrer Erlebnisse in ihrer ganzen Brutalität schildern.

Dabei lässt er die Überlebenden immer wieder selbst zu Wort kommen. Er arbeitet ergreifend und überzeugend heraus, was es ist, das die Überlebenden überleben lässt und wie es ihnen gelingt, in diesem Todesreich der Lager Mensch zu bleiben, obwohl sie wie die Tiere behandelt werden. 

"Die Konzentrationslager", schreibt der Autor, "sind die Verkörperung des Archetyps, den wir Hölle nennen. Sie waren die Hölle auf Erden."

Dennoch warnt Des Pres auch vor dieser Sicht, denn sie macht aus den Leidenden Verdammte, die für es kein Entrinnen gibt. Und aus den Tätern werden quasi satanische Monster, die unangreifbar erscheinen. Die Opfer werden somit zu Helden, die aber mit wirklicher Heldenhaftigkeit nichts zu tun haben.

Nur wenn wir erkennen, und dazu leistet dieses bewegende Buch einen hervorragenden Beitrag, dass die Überlebenden durch die Hölle hindurchgegangen sind, dann "verlieren die Archetypen der Verdammung die Macht über unsere Wahrnehmung." 

Eigentlich ist es eine Schande, dass dieses Buch erst 2008 auf den deutschen Buchmarkt kommt. Vielleicht war die deutsche Öffentlichkeit für ein solches Buch bislang auch nicht bereit. Dem Klett-Cotta Verlag jedenfalls gebührt ein großes Lob für seine Veröffentlichung.

Arno Gruen schreibt in seinem lesenswerten Nachwort:

"Terrence Des Pres' außerordentliches Buch legt offen, dass der Mensch, wie viel Verstümmelung seinem Geist auch durch Scham, Ekel, und das Trauma gewalttätigen Schreckens angetan wird, immer noch tief in seinem Innern fühlt, dass er nicht entweiht werden kann. Zugleich ist dieses Buch eine tiefgründige Studie des Menschseins in seiner reinsten Form. Das Aufrechterhalten der Würde, die unzähligen kleinen Gesten des Helfens und Teilens und das Überleben selbst waren in den Todeslagern die kollektivste Form des Widerstandes gegen unsagbares Grauen."

Das Buch ist ein schwer zu ertragender Stoff für den Leser und dennoch kann es ihm helfen, mit hinabzusteigen in den Schmerz: "Der Prozess des Zeugnisablegens ist der Kampf gegen das Vergessen. Dies zu erkennen führt auch dazu, mit dem Opfer einen Schmerz zu teilen, der auch unser eigener ist." (Arno Gruen)

 

 

(Ordner)   www.detopia.de     ^^^^ 

Terrence Des Pres (1977) Der Überlebende —  Anatomie der Todeslager - Den Toten eine Stimme geben - Mit einem Nachwort von Arno Gruen