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Anton-Andreas
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wikipedia.Autor *1937
in DNB.Name (31) DNB Person dnb.Nummer (26) detopia: Umweltbuch |
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Anton-Andreas Guha 1981 Sicherheitspolitik ohne Vernunft - eine Psychose? (Kurzvortrag) |
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1977 Anton-Andreas Guha Die Neutronenbombe oder Die Perversion menschlichen Denkens dnb Buch 1977-1982, erweitert, Neuausgabe, 217 Seiten, 40.000 |
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1985 Umweltkrieg - Militär, Ökologie und Gesellschaft Von Knut Krusewitz und Anton-Andreas Guha (Nachwort) Inhalt.pdf 195 Seiten DNB Buch ( 1999: vsa-verlag.de nach-dem-krieg-ist-vor-dem-krieg )
Inhalt: Einleitung (7) NATO und Weltökologie - Die Militarisierung der Umweltproblematik (17) 1. Die NATO als ökologischer Vordenker (17) 2. Die Ursachen der NATO-Umweltkonzeption (20) US-Ökonomie und Ökologie (20) US-Militärökologie (24) US-Innenpolitik (26) US-Sicherheitspolitik (28) 3. Das Umweltkonzept der NATO (30) Das Rechtfertigungsdilemma 30 Der NATO-Umweltausschuß (CCMS) 33 Das Ökologieverständnis der NATO 39 Der ökologische Konsens der NATO 42 Umweltkrieg in der Bundesrepublik Deutschland (48) 1. Worum geht es? 48 2. Fallstudien (52) 2.1 Umweltkrieg im Fulda Gap 52 2.2 Militärlärm gegen Menschen: Truppenübungsplatz Wildflecken 69 2.3 Der verhinderte Umweltkrieg im Schlitzerland (80) 3. Umweltkrieg und ökologische Planung 91 Grenzenloser Umweltkrieg 102 1. Worum geht es? (102) 2. Typ Westwall 105 3. Typ Vietnam 107 4. Typ Nuklearwinter 111
Die ökologische Sicherheitspolitik der Vereinten Nationen 117
Die Grenzen der herrschenden Verteidigungspolitik 137 Zum Doppelcharakter ökologischen Denkens (156) Die Militarisierung des ökologischen Denkens: Ein Fallbeispiel 166
Friedensinteresse und ökologischer Entscheidungszwang 172 Nachwort von Anton-Andreas Guha 183 Literaturverzeichnis 186 Verzeichnis von Abkürzungen 192 Worterläuterungen 19 |
Ein Briefwechsel Aus der Zeitschrift "ich" 2/1995, Seite 16 Berlin, 2.4.1995, Sehr geehrter Herr Guha, Bei mir hat es, glaube ich, funktioniert, was Sie mit Ihrem Buch bezwecken wollen: Realangst hervorzurufen, die wissenschaftliche Abhandlungen kaum erregen. (Ich habe mich allerdings auch immer wieder dabei ertappt, zu denken: Gottseidank - Berlin scheint nicht so viel zu passieren. Aber vermutlich hatten Sie über diese Region einfach weniger Material zur Verfügung, oder ...?) Ich habe noch drei Fragen. Wenn es Ihnen möglich wäre, sie zu beantworten, könnten Ihre Antworten im Anschluß an den Buchauszug abgedruckt werden. 1. Wer das „Tagebuch" gelesen hat, hat anschließend vermutlich die gleichen Probleme, die Ihnen ja schon geläufig sein müssen: Was mache ich mit meinem Wissen? Wie kann ich damit weiterleben? Deshalb würde ich gerne wissen, wie die Beschäftigung mit diesem Thema Ihr Leben und Ihre Einstellung zum Leben verändert hat. 2. An einer Stelle, die wir nicht zitieren, sprechen Sie davon, daß es ein schon traditionsgemäßes Weitergeben umweltzerstörerischer Normen an die jeweils nächste Generation gibt - und Sie fordern einen „Traditionsabriß". Haben Sie Ideen, wie ein solches Abreißen vonstatten gehen könnte? 3. Ihr Buch ist jetzt zwei Jahre alt. Sind Ihre Prognosen inzwischen realer oder unrealer geworden? Bad Nauheim, 8.5.95 Sehr geehrter Herr Pe.,
besten
Dank für Ihren Brief.
zu
1. Nun ist es aber spätestens seit Freud eine bekannte Tatsache, daß die Abwehr von Angst oder Schuld diese Angst nicht eliminiert, sondern sie nur ins Unterbewußte abdrängt. Mehr noch: Unterdrückung von Angst bindet sehr viel psychische Energie, die anderswo abgezogen werden muß, also dort fehlt. Unterdrückte Angst kann zu neurotischer oder psychotischer Angst werden und zu deviantem Verhalten auf Gebieten führen, die auf den ersten Blick mit verdrängten Umweltängsten gar nicht in Verbindung zu bringen sind. Sogar psychosomatische Symptome können die Folgen sein. Ein Zulassen von Ängsten, die von Informationen über die Umwelt herrühren, ermöglicht dagegen rationale Bearbeitung im Bewußtsein. Daraus kann produktives Handeln entstehen, denn Realangst ist die Vorbedingung für die Abwehr von Gefahren. Bei den Tieren geschieht diese Abwehr (Flucht, Widerstand, Verstellung usw.) instinktiv, beim Menschen jedoch bewußt, geplant, rational und damit psychisch entlastend. Jedenfalls kann ich mit meinem Wissen über die drohenden Umweltgefahren und der daraus resultierenden Realangst, die ich mit diesem Buch konkretisiert habe, besser leben als andere, die dieses Wissen abwehren und zu einer Angst werden lassen, die erst Recht unterdrückt werden muß.
zu
2. Lorenz meint, daß diese Traditionsweitergabe, die unvermeidlich zur Zerstörung unseres Planeten führen muß, der heranwachsenden Generation aber als System von „Sachzwängen" (verbunden mit vielfältigen Gratifikationen und Sanktionen) erscheint, nur noch mit Gewalt, einem bewußten Nein, unterbrochen werden kann. Eine ähnliche Forderung hat Herbert Marcuse mit seiner „Großen Verweigerung" erhoben („Macht kaputt, was Euch kaputt macht"), in der Überzeugung, daß Reformen und Kompromisse (die Natur kennt keine Kompromisse, kein Sowohl-als-auch, sondern nur ein Entweder-Oder) nicht mehr weiterhelfen. Lorenz hat aber gesehen, daß es in der Evolutionsgeschichte kein Beispiel gibt für einen solchen Traditionsrabriß, der von einer Generation herbeigeführt worden wäre. Die Forderung, die einer allumfassenden Revolution gleichkäme, war daher für ihn bloße Utopie. Angesichts der Verzweiflung, die sich mittlerweile in den heranwachsenden Generationen über die drohende Unbewohnbarmachung der Erde angesammelt hat, erscheint mir ein solcher Traditionsabriß beziehungsweise eine solche Große Verweigerung, also Revolution, nicht mehr utopisch. In einigen Jahren könnten sich die nachwachsenden Generationen, angeführt von den 30-jährigen, zu einer politisch-gesellschaftlichen Kraft formieren, die sich verweigert und die bisher selbstverständliche Integration in traditionelles Verhalten unterbricht.
zu
3.
Mit
freundlichem Gruß! |
2010
by Frankfurter Rundschau Medien 8.2.2010
Von Edgar Auth
Es war im Jahre 1967, als der junge Anton Andreas Guha mit dem Zug durch die Bundesrepublik unterwegs war. Er hatte gerade sein Studium abgeschlossen, eine Stelle als wissenschaftlicher Assistent war ihm avisiert worden. Da stieg ein älterer Herr zu ihm ins Nichtraucherabteil - und zündete sich eine Zigarre an. Als Guha ihn auf das Verbotsschild aufmerksam machte, lautete die Gegenfrage: "Junger Mann, wissen Sie, wer ich bin?" Das wusste Guha nicht, und auch, als der Ältere ihm eröffnete: "Ich bin Karl Gerold", reagierte er unbeeindruckt. Er kannte den damaligen Herausgeber der Frankfurter Rundschau und profilierten Publizisten einfach nicht. Die beiden kamen ins Gespräch, an dessen Ende Gerold Guha in die Frankfurter Redaktion einlud. Der Besuch gipfelte darin, dass Guha einen Redakteursvertrag unterschrieb. Gerold hatte ihn aus dem Elfenbeinturm herausgelockt und ihn überzeugt, dass er als Journalist mehr bewirken könnte. Es war der Beginn einer herausragenden journalistischen und publizistischen Laufbahn. Und es war der Start in eine Verbindung, die ein ganzes Berufsleben lang halten sollte: Die "Rundschau" wurde für Guha weit mehr als ein Arbeitsplatz - sie wurde ihm zum Lebensmittelpunkt. Guha bekam einen Platz in der Nachrichtenredaktion, dem damaligen Kernstück der Rundschau. Seine Zuständigkeitsbereiche: Südamerika und Sicherheitspolitik. In der linksliberalen, eher von Norddeutschen dominierten Rundschau-Redaktion war er mit seinen nie verleugneten bajuwarisch-böhmisch gemischten Wurzeln ein Exot. Nicht wegzudenken sein "Teifi, Teifi", wenn er bei ungewöhnlichen Nachrichten oder Überraschungen unverdrossen den Satan beschwor. Oder sein fröhliches "Habe die Ehre" zum Gesprächsauftakt oder sein "Schau dass'd weidakommst", wenn eine Debatte beendet war. Seine politische Heimat waren damals die Jusos und lange Jahre danach noch die SPD, mit der er erst wegen des Schröder-Kurses brach. Eine seiner ersten Auslandsreisen führte Guha nach Mittelamerika, wo damals berüchtigte Diktaturen herrschten. Er hatte sich zu Hause von einem Mitglied einer Oppositionsgruppe überreden lassen, einen Brief für dessen Genossen in El Salvador mitzunehmen. Doch am Ziel angekommen, stand statt eines Revolutionärs der Geheimdienst vor Guhas Hotelzimmertür. Er wurde festgenommen und in eine Zelle ohne jegliche sanitäre Ausstattung gesperrt, wo er eine gute Woche schmorte. Unterdessen ließ Karl Gerold seine Drähte in die deutsche Diplomatie heiß laufen - es war nicht das erste Mal, dass er ein Redaktionsmitglied aus dem Knast einer Diktatur herausholen musste. Guha kam frei, und seine Berichte aus Mittelamerika festigten den Ruf der Frankfurter Rundschau und Guhas selbst als unerschrockene Gegner von Ungerechtigkeit, Klüngelei und Gewalt. Als später die Zeit der Nachrüstungsdebatte anbrach und die Friedensbewegung wuchs, hatten Deutschlands Ökopaxe in Guha einen ihrer profiliertesten Vertreter. Unermüdlich sammelte und veröffentlichte er Informationen und Argumente gegen die Atomrüstung. 1979 bekam er den Wächterpreis der deutschen Tagespresse, eine der höchsten Auszeichnungen für Journalisten hierzulande. Ob er sein Bundesverdienstkreuz zurückgeben sollte, überlegte er immer wieder, wenn die Regierung etwas gegen seine Grundsätze entschied. Längst war er gerne gesehener Gast auf den Pazifisten-Podien quer durch die Republik. "Teifi, Teifi" erscholl es oft, wenn der Toni, wie ihn längst die meisten nannten, wieder einmal in letzter Minute telefonisch daran erinnert wurde, dass in irgendeiner Stadt sein Publikum wartete. Er sprang dann auf wie von der Tarantel gestochen und hetzte zum Zug, um gerade noch pünktlich den versprochenen Vortrag zu halten. Die Redaktion kannte ihren Toni als vielseitigen Mann, manche hielten ihn für einen begnadeten Saxophonisten. Unvergessen der von ihm organisierte Ausflug von Kollegen samt Familien in seine Heimatstadt Regensburg, wo sogar die damalige Oberbürgermeisterin den Gästen vom Main die Ehre gab. Guha hatte sich eine der ersten elektrischen Schreibmaschinen in der Redaktion besorgt. Sie stand selten still, denn wenn er nicht gerade einen Leitartikel verfasste, schrieb er an einem Buch-Manuskript oder einem Beitrag für die Zeitschrift "Vorgänge", zu deren Mitherausgebern er nebenbei gehörte. Sein erstes Buch "Sexualität und Pornographie" basierte auf einer Artikelserie in der FR. Zugleich war er sich nie zu schade für das tägliche Nachrichten-Klein-Klein, und wenn kurz vor Redaktionsschluss einer der gestressten Koordinatoren vom News Desk mit irgendeiner Meldung zu ihm kam , knurrte er nur knapp: "Gib her", unterbrach sein Geklapper und redigierte geduldig und gewissenhaft. Eines seiner frühen Bücher, "Ende", beschreibt den Zustand Deutschlands nach einem Atomschlag. Es wurde zu einem Bestseller in der Friedensbewegung und brachte Guha den Ruf ein, von der Apokalypse, vor der er so unermüdlich warnte, auch ein wenig fasziniert zu sein. Dies wiederholte sich bei einem seiner späten Werke: "Der Planet schlägt zurück". Darin beschrieb er die drohenden Folgen einer Umweltkatastrophe, lange bevor Hollywood sich dem Thema zuwandte. Guhas journalistisches Spektrum war im Laufe der Jahre breiter geworden. Er schrieb Leitartikel zu den verschiedensten Themen, meist mit der Absicht, Grundlegendes zu sagen, Ursachenforschung zu betreiben, um die Übel bei der Wurzel zu packen. In diesem Sinne war er stets ein Radikaler, meist löste er einen Schwall von Leserbriefen aus - und Diskussionen in der Redaktion. Toni Guha engagierte sich aber auch praktisch. Jahrelang war er im Betriebsrat, manchmal stöhnten die übrigen Redakteure, wenn er unversehens gerufen wurde, um irgendeinem Kollegen aus der arbeitsrechtlichen Patsche zu helfen. Und wenn die Redaktion in den regelmäßigen Tarifkämpfen wieder einmal darüber debattierte, ob denn ein Streik und damit das Nichterscheinen der Zeitung dem Blatt auf seinem überaus schwierigen Markt nicht schaden würde, hielt Guha den Zauderern entgegen: Die Rundschau-Leser würden es mehr schätzen, wenn ihre Redakteure nicht nur beherzte Artikel schrieben, sondern auch im praktischen Handeln ihren Mut bewiesen. In gut 35 Redaktionsjahren war Guha übrigens selbst zum Raucher geworden. Und als das Qualmen in der Redaktion längst verboten war, zogen manchmal verräterische Schwaden aus seiner Schublade. "Teifi, Teifi", klagte er dann, wenn jüngere Kollegen ihn auf das Verbot hinwiesen. Anton Andreas Guha ist in der Nacht zum Montag nach langer, schwerer Krankheit in Frankfurt gestorben. # |