Erich Hornsmann... sonst Untergang
Die
Antwort der Erde auf
|
|
1951 400 Seiten
wikipedia.Autor
*1909 auf detopia: Umweltbuch |
|
detopia Gruhl-1975 Metternich-1947 Demoll-1957 Gaias Rache 2006 ("Gaia schlägt zurück") Lovelock Der Planet schlägt zurück 1993 Aus Wikipedia-2019: Hornsmann war der erste, der die Wohlfahrtswirkungen des Waldes systematisch dargestellt hat. Seine Bücher fanden dank ihrer Sprache, einer klaren Gliederung und allgemein-verständlichen Aufbereitung auch bei Fachfremden Anklang. Schon frühzeitig warnte Hornsmann – nicht zuletzt anhand von Beispielen aus der Antike – vor einer zunehmenden Wüstenbildung, der steigenden Hochwassergefahr durch entwaldete Berg- und Hügelhänge sowie den Gefahren eines vernachlässigten Lawinenschutzes durch den zunehmenden Skisport in den Alpen. Da eng mit dem Waldschutz der Schutz des Wassers verbunden ist, legte Hornsmann auch dazu Schriften vor, die einen sorgsamen Umgang mit der Ressource Wasser anmahnten. Besonders zu nennen ist hier die umfassende Darstellung "Wasser - Ein Problem jeder Zeit" (1956). Seine Erkenntnisse verbreitete Hornsmann außerdem in zahlreichen Artikeln, die in verschiedenen Fachzeitschriften veröffentlicht wurden. Ein besonderes Anliegen war ihm zudem der Schutz der Honigbiene. Insgesamt kann Hornsmann somit als einer der frühesten und engagiertesten Umweltschützer der Bundesrepublik Deutschland gelten. |
Lesebericht
von Prof. Franz-Joseph Dreyhaupt 2008
Dr. Erich Hornsmann (1909-1999) war ein in Norddeutschland geborener bayerischer promovierter Jurist, aber auch Volkswirt und Kulturhistoriker, der sich als Umweltaktivist und entsprechender Autor einen Namen gemacht hat; er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der 1947 ins Leben gerufenen "Schutzgemeinschaft Deutscher Wald".
Sein bekanntestes Buch ist 1951 unter dem Titel "....sonst Untergang" (9) erschienen mit dem eingeklammerten Untertitel <Die Antwort der Erde auf die Missachtung ihrer Gesetze>.
Es entspricht wohl einem als Umweltaktivist apostrophierten Autor, sein Buch mit einem thematisierenden Paukenschlag zu eröffnen; statt eines Vorworts beginnt er unter der Überschrift <Weltfeind Nr. 1> mit:
"Der Weltfeind Nr. 1 ist nicht der militärische Gegner. Dieser vernichtet Staaten und unzählige Einzelwesen, selten ganze Völker. Im schlimmsten Fall wird Platz frei für ein anderes Volk. Auch der weltanschauliche Gegner ist nicht der Weltfeind; Weltanschauungen wechseln nach Zonen und Zeiten. Selbst die Atombombe ist nicht der Weltfeind Nr. 1, denn wo sie gefallen ist, sprießt später tausendfältig neues Leben. - Der Weltfeind Nr. 1 ist die Vernichtung der Muttererde! Wo die Muttererde stirbt, sterben auch die Völker. Wo sie gestorben ist, ist kein Leben mehr möglich. Nur Trümmer künden von vergangener Besiedlung."
Umweltaktivisten scheinen zu Übertreibungen zu neigen. Zumindest den Satz über die Atombombe kann man nicht unwidersprochen hinnehmen. Vielleicht hat sich Hornsmann 1951 durch den in Gang befindlichen Wiederaufbau Hiroshimas zu dem Euphemismus von dem tausendfältig sprießenden neuen Leben hinreißen lassen, eine Meinung die damals schon von anderen Autoren unseres Betrachtungsspektrums sicherlich nicht geteilt wurde.
Sowohl Manstein (14) als auch Hass (12a) zitieren Robert Oppenheimer, den wissenschaftlichen Leiter des Manhattan-Projekts, aus dem die Hiroshima- und die Nagasaki-Bomben hervorgingen, mit dem Schreckenssatz: "Wenn es zu einem neuen großen Krieg kommt, kann niemand damit rechnen, dass es genug Überlebende geben wird, um die Toten zu begraben."
Der rasche Wiederaufbau der Städte Hiroshima und Nagasaki wenige Jahre nach den Atombombenexplosionen war in der Tat auch dadurch begünstigt, dass es sich in beiden Fällen um sogenannte Luftdetonationen gehandelt hat; in Hiroshima lag die Explosionshöhe der Bombe bei 580 m, in Nagasaki bei 470 m. Solche Luftexplosionen gelten als relativ ‘sauber’, weil die Spaltprodukte der Bombe sich weniger direkt am Boden niederschlagen als vielmehr mit dem typischen Atompilz in größere Höhen mitgerissen und erst später großflächig als radioaktiver Niederschlag in entsprechend verringerter Konzentration abgelagert werden. Vielleicht waren das auch Hornsmanns Überlegungen.
Aber Hornsmann will ja mit seinem rhetorischen Steigerungsszenario dem letzten Satz seine absolute Spitzenposition geben und damit den Fokus richten auf den ersten, zwei Drittel des Werkes umfassenden Teil seines Buches, auf die Geschichte vom Untergang von Welt- und kleineren Mächten durch - wie er darzulegen versucht - Vernichtung der Muttererde. Dieser Teil lässt ein breites profundes Wissen des Autors und seine Absicht erkennen, dem Leser konkret zu vermitteln, dass man aus der Geschichte lernen sollte - sein spezieller Ansatz zur Vermittlung des Warnrufs vor den Gefahren der Umweltzerstörung.
In seinem Quasi-Vorwort deutet er schon den Umfang seiner geschichtlichen Rückschau an:
"Im Zeitraffer des historischen Berichts wird erkennbar, wie unfassbar viel bereits verlorengegangen ist. Zahlreiche fruchtbare Landschaften, von denen Geschichte und Vorgeschichte erzählen, wurden wertlos. Wo ihre Bevölkerung wohnte, graben die Archäologen. Sie holen Schmuck, Gebrauchsgegenstände und Waffen aus Bronze und Stein hervor. Vor dem Grau der Vergangenheit heben sich in Zeitstufen die Kunst der Griechen, das Imperium der Römer, die Reichsherrlichkeit der Deutschen ab. Weiter aus dem Dunkel zurück tauchen die bärtigen Gesichter der Assyrerkönige auf, das Weltreich Sargons von Akad und das der Pharaonen, die Induskultur und endlich die älteste Stadt, von der wir genaue Kunde haben, die Stadt mit dem sinnvollen Namen Ur.
Niemand kennt alle Staaten, die während dieser Epochen zu Bedeutung kamen. Manche vergingen ungenannt, andere hinterließen eine Erdenspur. Wie hießen sie, die vordem da waren, bevor die ältesten erhalten gebliebenen Spuren Gestalt annahmen? Eine Kultur wie die der Stadt Ur entsteht nicht in wenigen Jahrhunderten ohne Vorläufer. Wer waren die Völker, die in Algerien jene Rund-Grabmale aufbauten, die den Pyramiden an Eindringlichkeit kaum nachstehen? Man weiß, dass die Sahara einst grünendes Land war, dass in der Gobi, der schrecklichsten aller Wüsten, noch in historischer Zeit Städte an Karawanenstrassen lagen; selbst in Australien wurden Höhlenzeichnungen aufgefunden. Wo sind diese Völker geblieben? Ihre verfallenen und verwehten Wohnstätten konnte nur das geübte Auge des Fachmanns entdecken. ...... Die Völker vergingen. Aber auch die Erde, wie sie sie kannten, von der sie Nahrung und Kleidung, Wohnung, Schmuck und Waffen erhielten, verging, und uns bleibt zur Nutzanwendung die Erkenntnis: All der Glanz und Reichtum der Völker wurde letzten Endes aus dem Boden bezahlt. Mit seiner Auszehrung gingen auch die Völker in die Armseligkeit."
Unter der Überschrift <Landvernichtung in allen Zeiten und Zonen> handelt Hornsmann dann konkret - unter voranstehender Prämisse - folgende Themen ab:
Das Alexanderreich
Zweistromland (Mesopotamien), Iran und Turan, Kleinasien, Syrien, Palästina;
Das Römerreich - Griechenland, Nordafrika, Spanien, Italien;
Amerika - Mayas, Inkas, Azteken, Latein-Amerika, Nord-Amerika;
Afrika; Asien - China, Ost-Turkestan; Europa - Ukraine, West- und Mitteleuropa.
Um die Gedankengänge Hornsmanns zu verdeutlichen, möchte ich aus den ‘Zeiten und Zonen’ einige wenige Passagen zitieren, die charakteristisch sind sowohl für sein zielgerichtetes Ursache-Wirkungs-Denken als auch für seine Liebe zum Detail.
- Zum Alexanderreich:
"Wer mit den Augen eines modernen Wirtschaftlers jenen gewaltigen Landblock zwischen Kleinasien und dem Hindukusch, der einst Alexander des Großen Reich bildete, überblickt, muss der Ansicht sein, dass Alexander ein Sammler von Wüsten und Steppen war. ...... Was ist hier zu holen? In politischen Krisenzeiten ist oft von strategischem Gelände die Rede. Fremde Weltmächte beeinflussen das Schicksal jener Länder, - fremde Erdölfachleute, fremde Militärpersonen und fremde Altertumswissenschaftler sorgen für die Interessen ihrer Heimatstaaten. Vor einigen tausend Jahren lagen die Machtverhältnisse umgekehrt.
Damals ruhten die Länder der modernen Weltmächte noch in geschichtslosem Dunkel, doch Vorderasien bis Indien und Turkestan war der strahlende Mittelpunkt der damals bekannten Erde. .... Doch seitdem sind die Wüsten unerbittlich geworden. Sie haben an Umfang und Zahl zugenommen. Während heutzutage der Eindruck vorherrscht, dass das Bild jenes gewaltigen Landblocks trotz der in manchen Gebieten anzutreffenden Üppigkeit im wesentlichen von Unfruchtbarkeit bestimmt wird, rühmte man im Altertum zunächst seine Fruchtbarkeit. Diese war so groß, dass ihr gegenüber die unfruchtbaren Gebiete kaum erwähnenswert schienen. Alexander war also kein Wüstensammler, sondern sein Reich vereinte die wertvollsten Landschaften, die seiner Zeit bekannt waren. .... Wo ist die Fruchtbarkeit und mit ihr der Reichtum jener Länder geblieben?"
- Zu Palästina:
"So verloren die Gebirge Palästinas durch selten aussetzenden Raubbau ihre Wälder und mit diesen die Fähigkeit, als Wasserspeicher zu dienen. Das Land, das anfangs als blumiges Weidegebiet die Gottesgaben Milch und Honig, und das später durch Acker- und Gartenbau Getreide und Öle lieferte, war im Mittelalter so fruchtlos geworden, dass der große Staufer Friedrich II. gesagt haben soll: ‘Wenn Gott das schöne Land Neapel gekannt hätte, würde er seinen Sohn nicht in dem elenden steinigen Palästina haben hernieder steigen lassen‘."
- Zum Libanon:
"Einst trug der Libanon bis zum Rande einer die Baumregion überragenden weißen Kalksteinhaube Wald. Besonders berühmt waren neben den Zypressen seine himmelanstrebenden Holzzedern, die auf dem tiefgründigen und wasserreichen Jura-Kalkboden ihre Vollkommenheit erreichten. ... Die Pharaonen ließen die Decken ihrer Paläste aus Zedern vom Libanon anfertigen. Nebukadnezar in Babylonien und Cyrus in Persepolis ebenfalls. Die Phönizier fabrizierten aus Zedernholz ihre überall begehrten Möbel. Durch diesen, niemals aussetzenden Raubbau wurden die Zedern und auch die übrigen Bäume des Libanon und der anderen Gebirge ausgerottet. Mit der Wald-Abschwendung verschwand nicht nur das Holz. Gleichzeitig verloren die Gebirge mit jedem gefällten Baum mehr von ihrer Fähigkeit, die in Regenzeiten fallenden Niederschläge für die Trockenmonate zu speichern. Dieser Verlust wirkte sich auf die Täler und das Vorland verheerend aus."
- Zu Nordafrika:
"Das Land hat sich derart verändert, dass unsere Vorstellung vom gegenwärtigen Nordafrika nur zögernd das Bekenntnis zulässt, dass dort Grundsteine auch unserer Kultur liegen. Der Diebstahl von Wasser ist heutzutage so naheliegend, 35 dass die im Hof der Häuser liegenden Zisternen mit Sicherheitsschlössern versehen sind. Verstorbene werden in einem Mietsarg zu Grab getragen; der Sarg kehrt zur erneuten Benutzung leer in die Stadt zurück. Das heute noch fruchtbare Land von Marokko bis Libyen wird auf 1.700.000 Quadratkilometer berechnet. Die Zeugnisse einstiger Fruchtbarkeit und Kultur erstrecken sich auf über das Doppelte dieser Fläche."
(Nur zum Vergleich: die Fläche Deutschlands beträgt 357.000 qkm.)
Ich habe dieses Zitat ausgewählt, weil hier ein Beispiel für fast übertriebene Detailgenauigkeit aufblitzt, die andererseits nur zu weiteren Fragen führt. Ich kenne eine Art Mietsarg nur unter der Bezeichnung ‘Sparsarg’, den der österreichische Kaiser Joseph II. (1780-1790) aus Holznot mit einer absurden Holzsparanordnung eingeführt hat. In jeder Kirchengemeinde gab es nur einen Dauersarg, als Klappsarg ausgestattet: Über dem offenen Grab wurde der Boden entriegelt, und die Leiche fiel in die Grube. Dass dieser merkwürdige Umgang mit verstorbenen geliebten Menschen den Widerstand der Christenmenschen hervorrief und die baldige Aufhebung der Anordnung nach sich zog, ist nur zu gut zu verstehen. Welchem, von Hornsmann jedenfalls als negative kulturelle Änderung empfundenen Zweck der Mietsarg in Nordafrika dienen sollte, bleibt hier völlig offen. War es eine Folge der durch Raubbau am Wald eingetretenen Holzknappheit oder hatte es schlicht einen ethnischen oder religiösen Grund?
- Zu Mittel-Amerika habe ich eine Passage ausgewählt, die noch einmal zu Vogt zurückführt. Hornsmann beklagt:
"Mais war das einzige Getreide Mittelamerikas. Was für Ostasien der Reis und was für Europa Weizen und Roggen bedeuten, war und ist für Mittelamerika der Mais. Von ihm als Hauptnahrungsmittel lebten die Azteken in Mexiko, die Chibchas in Kolumbien, die Inkas in Peru und die Mayas in Guatemala-Yukatan. Der Mais birgt aber, wenn er als Hauptkost genossen wird, zwei Gefahren, die allerdings beide vermieden werden können. Er bedroht erstens als Humuszehrer die Fruchtbarkeit des Bodens und zweitens infolge seiner Vitamin-Armut bei einseitiger Kost die Gesundheit der Menschen. ... Durch den Maisanbau wurde dem Boden mehr abgenommen als er hergeben konnte."
Das ist exakt Vogts Standpunkt bei der Behandlung der relativen Erosionsmenge unter verschiedenen Pflanzendecken:
"Ich glaube, dass der Mais, weil er die Bodenerosion um das Hundertfache steigert, sicher zur Notlage der Welt mehr beigetragen hat als das andere große Geschenk der beiden Amerika, die Syphilis. Der Mais hat seinen Ring um die Erde gezogen, und wo immer er hinkam, hat er den Boden heruntergebracht."
Das Thema ist auch in Deutschland heute noch aktuell, vor allem im Hinblick auf die Euphorie, die die These von der Unerschöpflichkeit der nachwachsenden Rohstoffe im Zuge der aktuellen Energiediskussion ausgelöst hat.
- Zu Nordamerika schlägt Hornsmann, wen würde es nicht wundern, in dieselbe Kerbe wie schon Metternich, Sears, Osborn, Vogt und Francé-Harrar:
"Das weite Land zwischen dem Atlantischen und dem Stillen Ozean ist wie ein Naturlaboratorium, in dem sämtliche Grade der Bodenvernichtung - von der Entblößung der Muttererde bis zur Todesstarre der Wüste - am Objekt studiert werden können. Die Nordamerikaner wollten lange Jahrzehnte nichts von der nahenden Katastrophe wissen. Für sie gehörten Überflutungen und steinige Öden, vor denen bereits die spanischen Conquistadoren zurückgewichen waren, zur Natur des Landes, das bei aller Ähnlichkeit in Gestalt und Klima um vieles unmäßiger ist als die alte europäische Heimat. Die Weite erschien schier unermesslich. Sie war es, die von der nachhaltigen Bewirtschaftung abhielt und zur Ausbeutung verlockte. Nirgends war hier Heimat. Hinter diesem Wald dehnten sich unabsehbar weitere Waldungen, deren Abschwendung kein Eigentümer untersagte. ‘Cut out and get out!’ Hinter diesem Feld lag weithin wartendes Neuland. ‘Wir können einen acre neues Land billiger kaufen als wir einen alten düngen können’, so schrieb Thomas Jefferson, der von 1801 - 1809 Präsident der Staaten war."
- Zu Afrika ist mir eine makabre Entwicklungsschilderung aufgefallen, die in mir zudem noch Fragen zur mildtätig von Hornsmann nicht behandelten menschenverachtenden Praxis der Sklaverei in Amerika aufgeworfen hat; im folgenden Textzusammenhang kam ich nachdenklich auf Malthus, ohne Schlüssigkeit in dem Gedanken zu finden, dass der in Afrika vielleicht gewünschte Bevölkerungsrückgang durch Sklavenfänger einen Bevölkerungszuwachs in Amerika bedeutet hat, oder ob man die Sklaven in ihrer Rechtstellung als Besitz und bewegliches Vermögen bei den Menschen gar nicht mitgezählt hat; realiter befanden sich jedoch 1860 in den 11 konföderierten Südstaaten unter den 9,1 Millionen Einwohnern immerhin 3,5 Millionen Sklaven:
"Die durch Bevölkerungsvermehrung bewirkte Entwicklung wurde in früheren Zeiten gehemmt durch Seuchen, blutige Stammeskriege, Raubtiere, Hungersnöte und die seit Jahrtausenden betriebenen Sklavenjagden. Diese Hemmnisse fielen, als die Europäer in das Landesinnere drangen. Ihre Autorität befriedete die kriegerischen Gemüter; ihre Gewehre dezimierten die Raubtiere; die moderne Tropenmedizin und Hygiene verringerten die Sterblichkeit. Die Eingeborenenbevölkerung wuchs an Zahl. Der Nahrungsmittelbedarf wurde entsprechend größer. .... Der Ruf ‘Mehr Land!’ hallt auch durch Afrika. Der Landhunger wurde und wird gestillt auf Kosten der Urvegetation, die auch auf Hügeln und Berghängen weichen muss. Je nach Bodengestaltung und örtlichem Klima entstehen als Folgen: Wind- und Wassererosionen, durch die der sterile Untergrund freigelegt wird, Abtötung der ungedeckten Muttererde durch die glühende Tropensonne, Ausspülung der Nährstoffe während der Regenzeit."
Ein schon fast resümierender Abschnitt führt uns von der Vergangenheit Afrikas in die Zukunft, in die Globalisierung, wenn auch Hornsmann 1951 noch in Kolonialisierungskategorien dachte:
"Die bisher üblichen Ackerbaumethoden lassen aus dem Schlummer des alten Kontinents ein tödliches Siechtum werden. Es kann nicht die Absicht der Gewalthaber sein, das Vermögen - Diamanten, Uran, Kupfer, Gold, Zinn, Kobalt - an sich zu reißen und dem Todkranken durch Waldabschwendung und Humusabbau seine letzten Gesundungsmöglichkeiten zu nehmen. Die Therapie ist bekannt, die ihn vielleicht retten kann. Die Rettung sollte nicht nur eine Selbstverständlichkeit sein, sondern sie liegt auch im Interesse aller Beteiligten. Diese müssen sich darüber im klaren sein, dass es nicht ein jugendfrisches Land ist, das sie in die Weltwirtschaft stärker als bisher einbeziehen wollen, sondern ein uralter Kontinent, bei dem Klima, Vegetation und Nutzungsmethoden einander nicht mehr entsprechen. Hier liegt neben all den Wagnissen, die jede Kolonialisierung begleiten, die Gefahr."
37- Zu China:
"Die fortgesetzte Sünde gegen das natürliche Recht des Bodens, wie Mensch und Tier seine Blöße gegen die Angriffe der Sonne, Wind und Regen mit einem Pflanzenkleid bedeckt zu halten, findet in China ihre Antwort in einer Erosion, die nirgends auf der Welt einen Vergleich findet. Keine Wälder und Gebüsche halten im Frühsommer mit Humusdecke und Wurzelraum die Wassermassen fest, so dass diese - fruchtbare Lößpartikelchen mit sich reißend - ungehemmt über den Erdboden abbrausen und ihre Gräben in die Lößdecke brechen. .... Von diesen Wassererosionen im Westen profitieren die Schwemmlandschaften in Küstennähe. ..... Die nicht im Strom absinkenden Lößpartikelchen werden mit dem Wasser ins Meer gespült, das auf Hunderte von Meilen gelb gefärbt ist und deshalb den Namen ‘Gelbes Meer’ trägt."
Ein Abschnitt zu China hat mich besonders beeindruckt, weil die hier geschilderte Praxis der Exkrementen-Nutzung zumindest vor 25 Jahren noch gang und gäbe war:
"Die chinesischen Bauern haben erkannt, dass wie ein Mensch oder Tier auch der Boden nur dann auf die Dauer leben, arbeiten und Früchte geben kann, wenn er gespeist wird, anderenfalls hat der Boden seine Wertstoffe bald an die Erntepflanzen abgegeben, so dass er seinen Zusammenhalt verliert und sich von Wind und Wasser davon treiben lässt, oder dass als nicht verwandelbar nur sterile Körnchen zurückbleiben. Die Bodenspeisung besteht darin, dass der Erde (nach erfolgter Passage durch den tierischen oder menschlichen Darm) das zurückgegeben wird, was vorher als Ernte entnommen wurde."
Und dann beschreibt Hornsmann das, was ein Kollege vor 25 Jahren noch in China gesehen hat: Morgens bringen die Dorfbewohner in Eimern die Notdurft der Nacht auf die umliegenden Felder! Eine Praxis, die übrigens auch Sears in seinem Buch beschrieben hat unter dem euphemistischen Namen ‘night soil’ für menschliche Exkremente. Heute scheint es allerdings mit dieser segensreichen Praxis infolge des zunehmenden Einsatzes von Kunstdünger vorbei zu sein.
Das letzte Drittel seines Buches widmet Hornsmann drei Themen:
- Ursachen der Landvernichtung (A);
- Landschaftspflege (B);
- ....sonst auch unser Untergang (C).
Diese drei Themen werden im folgenden noch kurz beleuchtet:
.....
#
weiter bei dreyhaupt-pdf
Erich Hornsmann (1951) ... sonst Untergang -- Die Antwort der Erde auf die Missachtung ihrer Gesetze