Ivan Illich 

Selbstbegrenzung 

Eine politische Kritik der Technik 

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Ivan Illich :  Selbstbegrenzung - Eine politische Kritik der Technik  (1973)  -

1973    175 Seiten  *1926

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Illich.Start 

Mumford   Postman

 

 

1973 by Harper & Rowl 

1975 im Rowohlt Verlag

Aus dem Englischen von Eriksson-Kuchenbuch

abh 1998 bei  C. H. Beck 

”In der Zuspitzung seiner Zivilisationskritik wirkt Illich wie ein wiederauferstandener Rousseau.” (NDR)


Inhalt

Vorbemerkung 1998 (7)  

Einleitung 1972  (9)

1. Zwei Wasserscheiden  (15)

2. Konviviale Erneuerung  (27) 

3. Vielfältige Ausgewogenheit  (75) 

4. Wiederherstellung  (128)

5. Politische Umkehr  (149) 

6. Gesundheit in eigener Verantwortung:  Danke, Nein!  (164)   

"Ab wann wird eine Institution, die zunächst als fortschrittlich galt, durch ihre Eigen­gesetzlichkeit und durch das Entscheidungs­monopol ihrer Manager antihuman?  Wann und wie verhindert die Entfaltung des Industrie­systems die Verwirklichung von Freiheit und Gerechtigkeit, von Selbst­bestimmung und Gleich­heit?" 

Mit der Beantwortung dieser Fragen schuf Illich nicht nur erste Bausteine zu einer allgemeinen Theorie der Indus­trialisierung, sondern legte zudem eine radikale Kritik der Institutionen und der Experten­zünfte vor. Das Ziel seiner Analyse: Der Mensch muß wieder zu einem sich selbst bestimm­enden Wesen werden.

 

In seinem jetzt um einen neuen Beitrag erweiterten Buch fordert Ivan Illich eine Begrenzung des Wachstums nicht nur aus ökologischen Gründen, sondern vor allem mit dem Ziel, den Menschen wieder zu einem autonomen Wesen werden zu lassen. 

Seine These: Der Fähigkeit zur Selbst­bestimmung stehen im wesentlichen die von uns selbst geschaffenen Institutionen und die immer größer werdende Schar von Spezialisten und Experten im Wege, die den Menschen zunehmend entmündigen.

Mit diesem Buch legte Illich nicht nur den Grundstein zu einer allgemeinen Theorie der Industrialisierung, sondern legte zudem eine radikale Kritik der Institutionen und der Expertenzünfte vor. "In der Zuspitzung seiner Zivilisationskritik wirkt Illich wie ein wieder­auferstandener Rousseau. Seine Polemik in Selbst­begrenzung öffnet uns die Augen."  Norddeutscher Rundfunk 

 

  

Vorbemerkung 1998 des Autors

7-8

Die Entscheidung des Verlages zu einer Neuauflage von <Selbstbegrenzung> überrascht mich mehr, als sie mich ermutigt. Denn das Buch handelt von Dingen, die damals fast namenlos waren und die im heutigen Jargon zerfließen.

Ich behaupte hier einen Standpunkt, der damals im Niemandsland zwischen politischer Ökonomie, Entwicklungs­strategie und den Ansätzen zu einer ökologischen Systemtheorie lag und der im Jetzt von Globalisierung, Dekonstruktion und Windows 95 so nicht mehr einge­nommen werden kann. 

Die Hoffnungen, von denen ich in der Einleitung schrieb, haben sich als blauäugiger Optimismus erwiesen. Der Nachruf auf das industrielle Zeitalter, der mir damals vorschwebte, ist mir nur in Bruchstücken gelungen. Was mich aber ermutigt, ist die literarische Fruchtbarkeit des Kreises, ja der Freundeskreise, die sich damals im Ringen um jenen Standpunkt und um die Sprechweisen zusammengefunden haben und von denen immer wieder die Neuauflage dieses Essays gefordert wird.

Der unmittelbare Anlaß, meinen Vorlesungen aus den Jahren 1970/71 die Form eines Argumentes zu geben, war eigenartig. Der damalige Premier von Kanada, Pierre Trudeau, lud mich als animateur principal zu einer Sitzung von Kassations-Richtern ein, um als Philosoph mir die Frage zu stellen: "Was ist wohl das charakteristische, epochenspezifische Vorurteil der Richterschaft in den eben angebrochenen siebziger Jahren?" Meine Antwort war: "Wachstum. Der unkritische Glaube eines positiven Zusammen­hangs von institutioneller Wertschöpfung und fairness bzw. Gerechtigkeit." 

Seine Herausforderung hat mich zu dieser Diskussionsvorlage, zu diesem Buch geführt, in dem ich fünf aufeinander nicht unmittelbar reduzierbare Dimensionen der zweckwidrigen Verwertung und Produktion voneinander unterscheide. Im letzten Kapitel untersuche ich, ob sich wohl die formelle Struktur des Rechts als Metapher für eine politische Ökologie verwenden läßt. Damit wollte ich den im common law verankerten Sinn für Angemessen­heit den kulturell dominanten politischen Selbstverständlichkeiten gegenüberstellen, nach denen die Steigerung der Produktiv­kräfte ein unverzichtbarer Faktor für soziale Gerechtigkeit schien.

Im Laufe der inzwischen verflossenen Jahre hat mich die Frage nach dem Überleben der <Angemessenheit> in der Jetzt-Zeit in zwei Richtungen gelenkt: Einerseits zur Fundierung der hier geforderten Selbstbegrenzung in der Geschichte der Askese und Freundschaft, andererseits zum Verständnis für den Untergang der Angemessenheit durch den historischen Verlust eines Sinnes für Proportionalität.

Die Universitäten Bremen und PennState geben mir seit Jahren Gelegenheit, Arbeitskreise zu beiden Themen zu führen. Ich bin deshalb der Einladung meines Verlegers Wolfgang Beck gefolgt und habe einen Vortrag zu dieser Thematik an das Ende dieser Ausgabe gestellt.

Ich habe das Buch damals auf der Grundlage einer von mir verfaßten französischen Version am Krankenbett eines Wahlonkels, Gustav Künstler, selbst bearbeitet, denn er wollte mein verrostetes Deutsch noch vor seinem Tod wieder in Gang bringen. 

Bevor diese Version erscheinen konnte, hat das Manuskript Freimut Duve dazu veranlaßt, das weltweit erste Forum zur Diskussion der politischen Folgen technologischer Entscheidungen unter dem Namen RoRoRo Aktuell Magazin zu gründen.

8

Bremen, 1998, Ivan Illich

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