Ludger
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Autor *1943 in scheidewege.de hier schreibt der Autor detopia: Umweltbuch |
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Lichtverschmutzung Lütkehaus über Leuchtreklame am Nachthimmel pdf
Die infantilisierte Gesellschaft pdf -- auch unten --
Audio: Das Nichts - Feature 2014 deutschlandfunkkultur philosophie-was-uebrig-bleibt-wenn-nix-uebrig-bleibt
Die Verbannung des Nichts mache uns ‚seinsfixiert‘, nichtsvergessen und unglücklich. Er fragt: Wäre nicht besser Nichts als Etwas? Astronomen spielen neuerdings mit dem Gedanken, dass im Anfang Nichts war und dass das Sein aus dem Nichts entstanden ist. Tatsächlich stellt sich die Frage, wenn es einen Gott gäbe, der den Kosmos aus dem Nichts erschaffen könnte, warum hat er sich nicht ein bisschen mehr Mühe gegeben oder gleich ganz darauf verzichtet. Die Komikertruppe Monty Python hat die ‚nichtsbewusste‘ Lösung aller Fragen gefunden: „Du kommst aus dem Nichts. Du gehst ins Nichts. Was hast Du zu verlieren? Nichts!“
Nichts: Abschied vom Sein / Ende der Angst / 768 Seiten Kurzbeschreibung Ludger Lütkehaus’ „fulminantes Philosophiegeschichtswerk“ (Taz). Kann man mehr als 750 Seiten über das „Nichts“ schreiben? Und lässt sich das lesen? Auf beide Fragen ein klares Ja. Denn der Philosophie-Dozent und Herausgeber der Schopenhauer-Werke letzter Hand, Ludger Lütkehaus, hat hier alle Register seines Könnens und Wissens gezogen und nicht nur ein Standardwerk über den philosophischen Nihilismus geschaffen, sondern zugleich ein lesenswertes Buch über die europäische Geistesgeschichte der Moderne. „Ein solches Buch müsste eigentlich noch viel länger sein“, konstatiert Die Zeit. Denn: Ihm „zu begegnen zählt zu den raren Glücksfällen des Lebens! Scharfsinnig, geistreich und mit köstlich funkelndem Sprachwitz rückt der Autor dem Nichts auf den Leib. Mag sein, dass der Weise dem Nichts ruhigen Sinnes entgegensieht. Der Leser dieses Buches tut es gelegentlich mit lautem Lachen. Ein Lesegenuss ersten Ranges. Und dabei versteht es der Autor, die Untiefen der Banalisierung einer so tiefsinnigen Frage wie der um Sein und Nichts elegant zu umschiffen“ (Literaturkritik.de). „Bei aller Schwere durchzieht das ‚Nichts‘ eine gewisse Heiterkeit, die die metaphysische Schwere des Themas gewissermaßen aufhebt“ (Berner Zeitung). „Sehr selten nur hat mir ein so trüber, trister Stoff paradoxerweise so viel Vergnügen gemacht. Und dies aus vielerlei, vor allem aber drei Gründen. Einmal wegen des Autors Belesenheit, dann wegen seiner … Konsequenz, den Dingen auf den Grund zu gehen, sie mal rationalistisch heiter, mal unnachsichtig bohrend, mal eher mokant flapsig aufzugreifen, anzugreifen und begreiflich zu machen. Das vielleicht Schönste aber: die beglückende Formulierungskunst des Ludger Lütkehaus, eine Diktion, so singulär wohl wie das Werk“ (Karlheinz Deschner, Die Welt). „Mit Misanthropie hat diese Philosophie von der puren Nichtigkeit des Nichts nichts zu tun. Dagegen spricht schon die Lust an der Polemik, am scharfsinnigen Aphorismus, am barocken Auftürmen von Satzfolgen auch. Eher möchte diese Nichts-Philosophie befreien von der Angst, von der Angst um sich selbst und um die Welt“ (Neue Zürcher Zeitung).
Philosophie als Lebens- und Sterbehilfe 2007 Von Michael Weber "plodriges" (Nisterau, Westerwald) Mit diesem außergewöhnlichen Werk von Ludger Lütkehaus ist einmal mehr deutlich geworden, dass nichts auf der Welt so interessant und zugleich essentiell ist wie philosophische Grundfragen. Zu Studienzeiten hat man die Repräsentanten des Faches oft eher als Philosophieverweser und Kathedergelehrte in ideologischem Gewand denn als praktische Philosophen im Sinne Kants erlebt, denn sie waren auf die Lebensdienlichkeit ihres Faches eher weniger bedacht. Nicht so Lütkehaus: Er stößt mit diesem großartigen, wie eine Philosophiegeschichte angelegten Werk, wie nur wenige ins Mark der Grundfrage menschlichen Daseins vor dem Horizont des 21. Jahrhunderts. Sprachgewaltig, immer wieder ergreifend und humorvoll zugleich, entwickelt er in chronologischer Perspektive nuanciert die Positionen der größten Denker zur Frage aller Fragen nach dem Sein oder Nichtsein. Dem Leser eröffnet sich nicht nur ein interessanter und abwechslungsreicher Zugang zu den wichtigsten Stationen der Philosophiegeschichte. Er begegnet großen Philosophen als Menschen, die wie Hamlet mit den letzten und zugleich entscheidenden Fragen des Lebens mehr oder weniger verzweifelt gerungen und sich dabei zum Teil in unauflösbare Paradoxien verstrickt haben. Die Spurensuche führt den Autor freilich zu den herausragenden Denkern auf diesem schwierigen Terrain (Schopenhauer, Nietzsche, Camus u.a.), aber auch zu jenen, deren Denken unverdienterweise eher in Vergessenheit geraten ist (z.B. Philipp Mainländer). Wer nun aber behauptet, der von Lütkehaus intendierte "vollendete Nihilismus" habe etwas Bedrohliches, mag die Botschaft nicht verstanden haben. Im Gegenteil: Die Erkenntnis unseres definitiven Nichtwissens vor der Frage, ob dem seiner Natur nach immer begrenzten (Da)sein überhaupt vor dem Nichts der Vorzug zu geben ist, bringt Lütkehaus dazu den Blick in die Leere neu zu wagen. Wenn in unserem Jahrhundert Machbarkeitswahn, Wellnessindustrie und "Global-Player-Mentalität" den Rhythmus vorgeben, während gleichzeitig unabwendbare Krankheit, Leid und Vergänglichkeit ignoriert oder verdrängt werden, scheint das Nichts kein Thema mehr zu sein. Doch der Schein trügt: Dem Menschen der Postmoderne wird das Fehlen metaphysischer Letztgewissheiten neuerdings wieder unheimlich. Dieser Bewußtwerdungsprozess mag schmerzlich sein. Dessenungeachtet könnten wir allerdings in den seltenen nachdenklichen Stunden, in denen wir uns wirklich auf Wesentliches besinnen, mit Lütkehaus lernen, dass Leben Enttäuschung und Sterben bedeutet und man dennoch gelassen und heiter zugleich sein kann.
Nichts, Abschied vom Sein, Ende der Angst 2011 Von Klaus Demisch Ein beeindruckendes Werk über das Nichts und am Ende stellt Lütkehaus fest, dass nichts wirklich nichts ist, "an keinem Ort, nirgens, in keiner Zeit, nie." Und zuvor lernen wir, dass dieses das absolute, das vollkommene Nichts ist, das Nichts, das der Autor favorisiert, das seine philsophische Heimat ist. Doch auf den vorherigen 756 Seiten entfaltet er ein wahres Feuerwerk über das Nichts. Es muss jedoch logischerweise das relative, das unvollomende Nichts sein,denn über das absolute Nichsts lässt sich konsequenterweise nichts sagen. Wir erfahren, dass die Philosophiegeschichte und die Weltreligionen viele Nichtse kreiert haben, wie das positivierte, das vergöttlichte, das schöpferische Nichts und weitere fünf Nichtse. Doch unser westliches Denken, im Gegensatz zum östlichens des Buddhismus und Hinduismus hat das Nichts ausgeblendet - der Autor spricht von der "Nichtsvergessenheit" zu Gunsten einer einseitigen Betonung des Seins, des Schaffens, des Konstruierens. Und mit dem christlichen Denken kommt es zugleich zu einer Bewertung: Die Schöpfung und das Sein werden das Gute, das Nichts das Schlechte, das Negative, das ausgeblendet wird (Konversionsontologie).Und da der Tod (das Nichts) und das propagierte christliche Sein nach dem Tod darüber hinaus noch mit Schuld und Sühne - Gericht und Verdammnis beladen werden, entsteht zwangsläufig die Angst vor dem Tod, vor dem Nichts, die Lütkehaus hier überwinden will.Denn- nach seiner philosophischen Verortung: Wo nichts ist,kann auch die Angst keinen Ansatzpunkt finden. Doch damit muss es auch zu einer Einstellung kommen, die den Abschied vom Sein nach sich zieht, Abschied von der Verherrlichung der Geburt als Geschenk -nach seiner Meinung jedoch ein Diktat der Geburt (die Geworfenheit der Existentialisten, die allerdings die eigene Existenz bedingunglos bejahen): wir werden nicht gefragt, ob wir sie wollen!.Doch welche Konsequenzen kann für mich persönlich dieser propagierte Vorzug des Nichts vor dem Sein haben? Diese Paradoxie kann und will Lütkehaus nicht auflösen. Sie ist dem Nichts systemimmanent.Doch muss er sich die Frage stellen,ob er nicht den Suizid letztendlich befürwortet, wenn er dem Nichts der Vorzug gegenüber dem Sein gibt und Lebensfreude Lebensgier sein soll. Dezidiert verneint L. den Suizid, doch wendet er sich konsequent gegen Lebensverlängerung um jeden Preis - nur damit das Leben zu seinem Recht kommt- was zunehmend auf breite Zustimmung stößt.Ein Buch,das gerade dem Nichtphilosophen neue fazinierende Welten eröffnet,eben die Welten des Nichts, die es wiederum nicht geben kann wenn sie absolut gedacht werden sollen. Ein umfassendes Werk, oft bestürzend in seinen Konsequenzen, doch stets zum Nachdenken anregend. Aber: Endet mit schlussfolgernden und geschichtsbewussten Denken die Angstvor dem Nicht, d.h. dem persönlichen Tod? Das bleibt die offene Frage, denn Angst ist ein zu höchst emotionales Phänomen und bedient sich einer anderen Musik als das rationale Denken und abwägende Urteilen. Und wenn das absolute Nichst und die Nichtgeburt derart wünschenswert sind: Warum nicht in diese Nichtwelten aufbrechen und das eigene Sein beenden?.Doch das propagiert L. keineswegs und so dreht sich seine Pardoxie im Kreis,jedoch nicht hinein in die kreisförmige Bewegung östlicher Seins- bzw. Nichtsvorstellungen. Und gleichfals in das lineare Seinsmodell westlichen Denkens, weder zum Auslöschen, noch zum letztendlichen ozeanischen Zerfließen, auch nicht zu einer Bewegung der Vollendung- und sei es im Nichts, in einen vorgeburtlichen Zustand wie in einen traumlosem Schlaf. # |
Ludger Lütkehaus
Die infantilisierte Gesellschaft
Als der Medienkritiker Neil Postman 1984 „Das Verschwinden der Kindheit" diagnostizierte, da hatte er eine Verlustgeschichte im Auge. Jene Entdeckung der Kindheit, in der das rousseauistisch geprägte 18. Jahrhundert einen unverwechselbaren Bereich eigenen Wesens und Rechts: der von der gesellschaftlichen Entfremdungs- und Entstellungsgeschichte unberührten „Natur", der edlen Einfalt jenseits der Berechnung, des freien Selbstseins jenseits fremdbestimmter Disziplinierung gefunden hatte, wurde von einer alles durchdringenden Gesellschaft kassiert, die keine autonomen Regionen mehr respektierte.
Postmans Paradigmen lieferten die Medien, die Bildung und der Kommerz, in allem ein zum Dauerprogramm heruntergekommener Hedonismus, der ein tödliches Amüsement nicht nur beim „Infotainment" zum Pflichtzustand machte. Wo die Kindheit verschwindet, sehen die Kinder nach Postman dieselben Programme wie die Erwachsenen. Sie spielen dieselben Spiele. Sie begehen dieselben Straftaten. Sie kleiden sich in dieselben Marken. Sie lutschen an denselben süßen Sachen. Sie werden so fett wie ihre Eltern. Sie sind genauso informationsdumm und unterhaltungsgelangweilt wie sie.
Gegenwärtig freilich scheint die Kindheit allerorten mit Macht zurückzukehren, und zwar in eben denselben medialen und kommerziellen Bereichen, in denen Postman das Verschwinden der Kindheit beobachtet hatte. Die gerade erschienene „Logik der Sorge" von Bernhard Stiegler etwa beschreibt die zunehmende Infantilisierung, die von der Macht der Medien ausgeht: Entmündigung als Programm. Die vermeintlich entkindlichte entpuppt sich als die rundum infantilisierte, die kindische Gesellschaft.
Doch der Widerspruch zwischen Reinfantilisierung und dem „Verschwinden der Kindheit" ist nur scheinbar. Denn es geht nicht um die Kompensation einer Verlustgeschichte, um die Wiedergewinnung eines verlorenen Paradieses.
Erwachsenheit und Kindlichkeit sind überhaupt nicht mehr als solche, als unterschiedene Wachstums- und Entwicklungsstufen gemeint. Alterslose Kids sind vielmehr die neue globale Zielgruppe. „Infanten aller Länder und Altersstufen, vereinigt Euch!" lautet die Parole.
Regression, von Sigmund Freud noch verstanden als Rückfall auf frühere, bequemere, unreifere Entwicklungsstufen der Auseinandersetzung zwischen Lust- und Realitätsprinzip, untrennbar mit einem gewissen Maß an selbstauferlegter Versagung verbunden, wird nun von einem Rückentwicklungsgebot abgelöst, das gar nicht mehr als solches in Erscheinung tritt. Auch wenn man über die Regression nicht so harsch urteilen mag wie Freud oder Theodor W. Adorno, der in ihr die Flucht vor der Verantwortung, einen illusionären Willen zur Unschuld entdeckte, das Apolitische schlechthin, bietet das neue Regressionsgebot einer Gesellschaft, in der adulte Kinder nicht mehr von den infantilisierten Erwachsenen zu unterscheiden sind, rundum Entlastung von den Anstrengungen der Erwachsenheit.
Folgt man der Analyse, die der amerikanische Politologe Benjamin Barber jüngst in seinem Buch „Consumed!" vorgelegt hat, sinnreicherweise in einem parodistischen Outfit, das die süßesten Bonbonfarben kultiviert, so ist die totale Infantilisierung aller Alters- und Entwicklungsstufen das Symptom und Gebot einer Kommerzgesellschaft, die sich nur durch entfesselten, an Wünschen reichen und an Willen armen Konsumismus von ihrer nicht still zu stellenden Überproduktion halbwegs zu entsorgen vermag.
Der infantilisierte ist der ideale, der widerstandslose Konsument, das hörige Objekt einer altersübergreifenden kommerziellen Bewusstseinsindustrie, die die Kindlichkeit der Kinder zum Dauerzustand, die Reinfantilisierung so genannter Erwachsener zum Regressionsziel macht. Wie weiland Kaiser Wilhelm der Große keine Parteien, sondern nur noch Deutsche kannte, so kennt die Kommerzgesellschaft keine Alters- und Reifestufen mehr, sondern nur noch infantilisierte Consumer. „Adults only!", der Exklusionsbefehl selbstgewählter amerikanischer Senioren-KZs, ist längst unterlaufen von dem nur scheinbar konträren „Kids only!", „infants only".
Psychologisch gesehen, schlägt nun die Komplexitätsreduktion, welche die Systemtheorie fälschlich der „Gesellschaft der Gesellschaft" insgesamt gutgeschrieben hat, als altersunspezifisches Vereinfachungsgebot durch.
Benjamin Barber zufolge verheißt die Infantilisierung die Bevorzugung des Leichten vor dem Schwierigen, des Einfachen vor dem Komplizierten, des Schnellen vor dem Langsamen: die idealen Präferenzen des unmündigen Konsumenten. Das ist wohl etwas zu vereinfacht gesagt, sichtlich von einem väterlichen Schulmeister, der den alterslosen Kids ihre Infantilität nicht durchgehen lässt. Aber die altjungen Kinder von heute müssen in der Tat von der unreduzierten Komplexität der Dinge nicht mehr viel wissen wollen, um sich desto bereitwilliger dem Akt aller Akte zu ergeben, dem Konsum, der das Einfachste vom Einfachsten ist.
Die Phänomenologie der Infantilisierung ist unübersehbar: Vor den Fernsehern und Computerbildschirmen sammeln sich nicht mehr bloß wie in den lokal und temporal begrenzten Programmen der Vergangenheit die elektronisch Bekifften, die keine Unterschiede zwischen Spiel und Arbeit, Programm und Reklame mehr kennen. Schon während ihrer televisions- und computergestützten Restaktivität tun sie das, was sie immer tun sollen und wollen: verbrauchen, gleich ob das Fertigfutter ihrer Chips oder den Flüssigzucker, den sie noch mit einem Getränk verwechseln. Oralität ist in eins mit der Visualität das Gebot der ewigwährenden Kinderstunde, die sich in der sogenannten Öffentlichkeit in der Kaugummikultur fortgesetzt und allgegenwärtig die neuen Flaschenkinder an ihren Schnullern nuckeln lässt.
Eine bis zur Debilität glückselige Oralkultur ist aber deswegen das Paradebeispiel für den idealen Konsumenten, weil sie den im Primärprozess aufgehenden Infanten keine Umwege, keinen Lustaufschub, keine Distanzierung zumutet, sondern in demselben Maß unverzüglich Stillung gewährt, wie sie nach Stillung verlangt. Konsumabhängigkeit und Konsumlust sind untrennbar verbunden. Die alterslosen Kinder der neuen Nichtgenerationen haben dagegen überhaupt keine Reserven mehr. Die kommerzielle „Declaration of independence" ist ihnen noch fremder, als es die politische je war.
Selbst die akustischen Medien, die angeblich am signifikantesten für die Gesellschaft der Hörigen sein sollen, fügen sich dem Oralitätsgebot. Das Handy beispielsweise ist der kommunikative Schnuller der altjungen Kids, ohne den sich das Leben überhaupt nicht mehr vorstellen lässt. „Man kann nicht nicht kommunizieren", haben sie beizeiten von dem glücklichen Kommunikationsstrategen Paul Watzlawick gelernt. Wollen sie aber doch einmal trotz aller Kommunikationsgebote scheinbar allein für....
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