Donella
Meadows,
Jorgen
|
2004 323 Seiten detopia |
Hammond-1998 (WRI) Lester Brown (WWI) Meißner-2017 (München) |
Video 2013 arte mit Meadows
Verlag
Die
Menschheit kann mehrere Entwicklungswege wählen —
bereits 1972 und 1992
Anhang
1. Veränderungen von World3 zu World3-03 (295)
2. Indikatoren für den Wohlstand der Menschen und den ökologischen Fußabdruck (299)
Liste der Abbildungen und Tabellen mit Quellenangaben (305)
Register (315) |
Inhalt
Inhalt, Geleitwort, Widmung, Vorwörter (r00 bis r32) pdf
1. Overshoot: Grenzüberschreitung (1) pdf
2. Die treibende Kraft: exponentielles Wachstum (17)
3. Die Grenzen: Quellen und Senken (51)
4. World-3: die Dynamik des Wachstums in einer begrenzten Welt (133)
|
5. Zurück hinter die Grenze: die Geschichte des Ozonlochs (187)
6. Technik, Märkte und Grenzüberschreitung (211)
7. Übergänge zu einem nachhaltigen System (245)
8. Rüstzeug für den Übergang zur Nachhaltigkeit (275)
|
Haben wir 30 Jahre lang geschlafen? Zum Update der Grenzen des Wachstums
Dokumentation
eines Symposiums The Club of Rome, Austrian Chapter ... Mit Beitr. von Dennis Meadows ... [Hrsg.: Thomas Schauer ; Friedrich Hinterberger]
|
Leseberichte 1 Zeitungen TAZ 2006 taz.de /2006/11/24/a0198.1/ Von Maike Brzoska taz vom 24.11.2006, Seite 18 In einem spärlichen Hinterzimmer des Bundestags wurde gestern nichts Geringeres diskutiert als die Zukunft der Menschheit. Rund 200 Besucher lauschten gebannt dem Vortragenden Dennis Meadows, der düstere Szenarien für das 21. Jahrhundert zeichnete. Mit Grafiken auf drei riesigen Leinwänden bekräftigte der Wissenschaftler die beängstigende These seines neuen Buches: Die Menschen haben die für das Ökosystem tragbare Grenze bereits überschritten. Meadows schockierte die Welt 1972 mit dem Buch "Grenzen des Wachstums". Grundlage des Bestsellers war eine vom Club of Rome in Auftrag gegebene Studie über die Folgen des ökologischen Fußabdrucks der rasant wachsenden Bevölkerung. Nach 18 Monaten Forschung am Bostoner MIT veröffentlichte der damals 29-jährige Meadows sein Ergebnis: Der rasch anwachsende Verbrauch an Rohstoffen ist nicht mehr tragbar. Die ersten Anzeichen des gestörten Ökosystems würden in rund 40 Jahren zu spüren sein, verkündete Meadows damals. Eindringlich rief er Politiker und Experten zum sofortigen Handeln auf. Nachhaltiges Wirtschaften sei notwendig, technologischer Fortschritt müsse Umweltschutz leisten. Die schlimmsten Folgen seien noch abwendbar, wie Meadows berechnete. Seitdem hat sich nicht viel getan. "Wir haben 30 Jahre verloren", sagte Meadows gestern. Der studierte Ingenieur und Wirtschaftswissenschaftler wird nicht müde, seine Warnung zu wiederholen: "Wir müssen handeln, sofort." Sein neues Buch, "Grenzen des Wachstums. Das 30-Jahre-Update" nutzt verbesserte Modelle und neue Daten. Die Botschaft bleibt dieselbe: Alles, was wir der Natur entnehmen, muss nachwachsen können. Gravierender Unterschied zu damals: Die ökologische Tragfähigkeit der Erde wurde etwa 1978 überschritten. Jetzt heißt die Devise: Schaden begrenzen. Meadows ist ein angenehmer Redner. Komplizierte Sachverhalte hellt er durch anschauliche Beispiele auf. Das Ausmaß exponentiellen Wachstums etwa erklärt er, indem er schätzen lässt, wie dick ein 33-mal gefaltetes Handtuch sei. "Einen Meter? Zehn?", fragte er belustigt. "Technisch ist das nicht möglich, aber es wäre rechnerisch 5.400 km dick, von Frankfurt nach Boston", erklärt er dem Publikum. Während seiner 30-jährigen "Mission", wie er es nennt, ökologisches Wirtschaften zu predigen, habe er einiges über die Politik gelernt. Dass nur bis zur nächsten Wahl gedacht werde und es langfristige Projekte deshalb schwer haben. Überhaupt halte er intellektuelle Diskurse für wenig fruchtbar. Früher habe er gedacht, er könne Menschen durch Informationen zu einem anderen Lebensstil bewegen. Heute sehe er das anders: "Die Politik muss Vorschriften machen, die Menschen sind zu bequem". #
Grenzen des Wachstums - Teil 3: Überarbeitet, Aktualisiert — und alles beim Alten FREITAG 2006 freitag.de / 2006 /46 Von Sebastian Pistor, 2006
Dass es in einer endlichen Welt Grenzen wirtschaftlichen Wachstums gibt, dass nichterneuerbare Ressourcen irgendwann zur Neige gehen, dass die ökologische Belastbarkeit der Erde Grenzen kennt, das alles zweifelt heute niemand mehr ernsthaft an. Aber das war nicht immer so. Erst das Buch die <Grenzen des Wachstums> verhalf diesen Einsichten 1972 zum Durchbruch im öffentlichen Bewusstsein. Mit Hilfe des Computerprogramms World3 erstellte ein 17-köpfiges Forscherteam um den gerade mal 28 Jahre alten Systemanalytiker Dennis Meadows im Auftrag des Club of Rome, einer nichtkommerziellen Organisation, die sich mit globalen Fragen auseinandersetzt, zwölf Szenarien globaler Entwicklung bis zum Jahr 2100. Das Ergebnis der meisten war erschreckend und zutiefst beunruhigend: Die Grenzen des wirtschaftlichen Wachstums werden irgendwann im 21. Jahrhundert erreicht werden, da die nichterneuerbaren Ressourcen zur Neige gehen und das globale Ökosystem überbeansprucht wird. Und das mit verheerenden Folgen: Durch Nahrungsmittelknappheit schrumpft die Weltbevölkerung, der Lebensstandard wird erheblich sinken. Nur rechtzeitige, tiefgreifende Veränderungen auf allen Ebenen - politischen, institutionellen, kulturellen und technischen - könnten dem, so Meadows, entgegenwirken. Veränderungen hin zu einer zukunftsorientierten, nachhaltigen Gesellschaft. Die Grenzen des Wachstums wurde schnell zum viel- und kontrovers diskutierten Bestseller, in 37 Sprachen übersetzt und weltweit über 12 Millionen Mal verkauft. 20 Jahre später erschien <Die neuen Grenzen des Wachstums> (1992), der zweite Band des Meadowschen Projekts. Sah das Forscherteam noch 1972 einen gewaltigen Spielraum menschlichen Handelns, um ein Überschreiten der "natürlichen Tragfähigkeit der Erde" zu vermeiden und dem drohenden "Zusammenbruch der Gesellschaft" zu entgehen, so formulierte es jetzt weitaus alarmistischer. Meadows analysierte zusammen mit seinem Team die globale Entwicklung der letzten zwei Dekaden, aktualisierte das Computermodell World3 und kam zu dem schockierenden Ergebnis, dass die Grenzüberschreitung nicht mehr zu verhindern — sondern bereits Realität sei. Das Ziel könne also nunmehr nur noch Schadensbegrenzung sein, die mit gewaltigen politischen und sozialen Anstrengungen einhergehe. Und heute, über 30 Jahre nach Erscheinen des ersten Bandes? Der so genannte "ökologische Fußabdruck", also die Fläche, die der Mensch zur Befriedigung all seiner Bedürfnisse benötigt, übersteigt die Tragfähigkeit der Erde um 20 Prozent, die Getreideproduktion pro Kopf ist seit 1985 rückläufig, die gegenwärtige Konzentration von Kohlendioxid und Methan in der Erdatmosphäre ist weitaus höher als in den letzten 16.000 Jahren. Und das sind nur einige wenige Grenzen, die der Mensch bereits überschritten hat. Nach wie vor ist die Nutzung fossiler Brennstoffe nicht nachhaltig, ebenso die Grundwassernutzung, der Umgang mit dem tropischen Regenwald und überhaupt dem gesamten Ökosystem. Dies alles konstatiert Meadows, inzwischen Leiter des Instituts für Politik und sozialwissenschaftliche Forschung an der University of New Hampshire, in seinem <Grenzen des Wachstums — Das 30-Jahre-Update>. Als treibende Kraft der Überbeanspruchung globaler Kapazitäten entlarvt er erneut das exponentielle Wachstum der Menschheit und damit einhergehend auch der Weltwirtschaft. Das ist zwar richtig, heute aber wahrlich kein neuer Gedankengang mehr. Um die Schnelligkeit dieses verheerenden Wachstums zu verdeutlichen, wirft Meadows mit Beispielen und graphischen Darstellungen nur so um sich. Das berühmte Gleichnis von den Seerosen geht dabei leider beinahe unter:
Wie einfach und schnell die große Gefahr exponentiellen Wachstums unterschätzt werden kann, verdeutlicht kein Beispiel besser als eben dieses. Da wirken die vielen anderen einfach nur wie ein unnötiger Anhang. Nachdem Meadows eingehend auf die fehlende Nachhaltigkeit und ihre Ursachen eingegangen ist, befasst er sich in einem weiteren Kapitel ausgiebig mit World3, dem besagten Computermodell, mit dessen Hilfe die Szenarien globaler Entwicklung erstellt werden. Als hätten ihm die Kritiker zu sehr zugesetzt, muss er ein ums andere Mal gebetsmühlenartig wiederholen: Nein, World3 hat nicht den Anspruch, das Weltgeschehen vorherzusagen, mit seiner Hilfe werden lediglich Szenarien erstellt, die zur "Grundlage für Diskussionen" dienen sollen, "Bilder, wie die Entwicklung im 21. Jahrhundert ablaufen könnte". Das Verwunderlichste an dem Systemanalytiker ist sein ausgeprägter Optimismus in Bezug auf die Zukunft der Menschheit. Obwohl die Mehrzahl der nur halbwegs realistischen Szenarien auf einen Zusammenbruch, gar einen Kollaps der Gesellschaft hindeuten, hält Meadows, ungeachtet seiner Erfahrungen der zurückliegenden Jahrzehnte, an einem schier unerschütterlichen Glauben an den Menschen und das jetzige sozioökonomische System fest. Aufgrund seiner Strukturen, seines Wachstumsstrebens und kurzfristigen Denkens wird es zwar als verantwortlich für die zerstörerische Nicht-Nachhaltigkeit gezeichnet. Trotzdem hält Meadows einen Strukturwandel für möglich: dazu müssen sich die Menschen einfach nur freiwillig dazu entschließen, weniger Kinder zu bekommen und aufhören, nach mehr und mehr Wohlstand zu streben, nein, ganz im Gegenteil, sogar auf Wohlstand verzichten. Wie gesagt: Freiwillig. Auch hierfür entwickelt das Team mehrere Szenarien. Die Grundprämisse für den bereitwilligen Selbstverzicht ist natürlich nichts weniger als eine gigantische Umverteilung zwischen Nord und Süd, um die Armut zu bekämpfen, denn: "Mehr Menschen, mehr Armut, noch mehr Menschen". Nur leider scheint die Staatenwelt des 21. Jahrhunderts genau so wie die der vorigen Jahrhunderte nicht annähernd an einer Umverteilung interessiert zu sein, ein winziges Problem, das Meadows schlicht und ergreifend ausklammert. Es ist zum Haare raufen: Da kämpft dieser Mann seit über 30 Jahren für einen tief greifenden Sinneswandel der Menschheit und muss aufgrund zunehmend alarmierenderer Daten in jedem aktualisierten Band immer dringlicher warnen — und versteift sich dennoch darauf, das herrschende System könnte die menschlichen Probleme am besten lösen. Das hat etwas von blinder Sturheit, von einem Festhalten, um nicht verzweifeln zu müssen. Meadows will nichts vorhersagen, tritt aber wie ein Prophet einer ungeheuren Umwälzung auf:
Trotzdem: Die große Leistung Meadows besteht in der beharrlichen Warnung der Menschheit vor den Folgen ungezügelten menschlichen und wirtschaftlichen Wachstums, die er mit Hilfe seiner Szenarien und Graphiken eindringlich demonstriert. Nur ist diese Warnung eben nicht mehr neu und das Wissen um die begrenzte Tragfähigkeit der Erde längst teil gesellschaftlichen Bewusstseins. Wahrscheinlich hatte Prinz Hassan* von Jordanien, der Präsident des Club of Rome, recht, als er in einem Interview auf die Frage, ob es denn noch einen dritten Band der <Grenzen des Wachstums> geben werde, antwortete:
* (d-2007:) aus einem Interview in DIE ZEIT, Nr. 50, 2000. |
Leseberichte-2 auf amazon
Bitter nötiges Buch 2007 Von Andreas Meissner, München
Vor über einem Jahr habe ich das Buch schon gelesen, aber noch keine Rezension bisher!? Klar, man redet nicht gerne drüber - und liest es auch nicht gern. Bei Bedarf an die Tankstelle fahren, jederzeit in den Urlaub fliegen, der Supermarkt mit vollen Regalen - all das soll irgendwann nicht so weitergehen? Für den, der wachsam ist, hat das Ende des Wachstums schon begonnen: zu Ende gehende Öl- und andere Ressourcen, steigende Lebensmittelpreise durch zunehmende globale Nachfrage und weniger Anbauflächen, Klimawandel, etc.
Das Buch beschreibt nüchtern, sachlich und auch selbstkritisch, wie die vor nunmehr schon 35 Jahren erstmals beschriebenen Grenzen des Wachstums näher kommen - und wieviel Zeit seitdem nicht genutzt worden ist! Etwas umständlich vielleicht, aber mit der nötigen Sorgfalt werden die verschiedenen Szenarien durchgespielt, und die Wahrscheinlichkeiten jeweils werden deutlich. Vorsicht: Das Buch macht keine gute Laune, vielleicht sogar depressiv, denn es führt uns den Wahnsinn unseres Lebens und unserer Lebensform so klar vor Augen.
Aber: es sind ihm viele kritische und wache Leser zu wünschen, alleine schon, damit es mehr werden, die diese letztlich schlechte Prognose zu verarbeiten haben. Vielleicht ist es gemeinsam leichter, es auszuhalten, zu sehen, dass es so nicht weitergehen kann, dass man aber auch nicht so ohne weiteres aussteigen kann aus dem System. Wir schwimmen und treiben alle mit!
Das wird uns alle betreffen 2010 Von Christoph Gerstberger
Mit wissenschaftlicher Nüchternheit beschreiben die Autoren, dass die Menschheit die Grenzen nachhaltig möglichen Ressourcenverbrauchs bereits weit überschritten hat. Anpassungen nach unten sind unvermeidlich, da die Ressourcen des Planeten endlich sind. Dies wird laut den Autoren in den kommenden zwanzig Jahren Umwälzungen von einem ähnlichen Ausmaß wie zur Zeit der industriellen Revolution verursachen.
Wenn weltweite einvernehmliche Regelungen nicht gelingen (und danach sieht es nicht aus), wird es zu Verteilungskämpfen, Preisexplosionen, Rationierungen und möglicherweise Kriegen kommen. Der technische Fortschritt wird die Probleme nicht lösen, sondern nur mildern können. Die Entkoppelung von Wachstum und Ressourcenverbrauch wird nicht möglich sein.
Die Ressourcen reichen zwar noch für lange Zeit, jedoch zu ständig steigenden Explorationskosten. Das bisher von den Politikern weltweit angestrebte Wachstumsziel verschärft die Problematik. Diese Thematik wird uns alle unmittelbar betreffen. Wir müssen uns auf drastisch steigende Energie-, Lebensmittel- und Rohstoffpreise einstellen. Der Lebensstandard in den entwickelten Ländern wird sinken müssen, damit der Lebensstandard in den Entwicklungsländern steigen kann. Das gegenwärtige rein quantitative Wachstumsziel wird anderen, qualitativen Zielen weichen müssen.
Ein sehr überzeugendes und höchst wichtiges Buch.
Dieses Buch sollte man gelesen haben 2010 Von Tina
Dieses Buch sollte eigentlich eine Pflichtlektüre sein. Es beschreibt, wie die Erde von uns nachhaltig genutzt werden kann und auch hätte genutzt werden können. Einerseits werden nüchtern Szenarien durchgespielt, in welche Richtung sich die Erde entwickeln könnte und ob diese nachhaltig genug sind um einen gewissen Lebensstandard für alle Menschen auf Dauer zu ermöglichen. Dabei ist das Buch durchaus selbstkritisch und es wird auch betont, dass niemand die Zukunft kennt. Einerseits ist das Buch etwas deprimierend, da es schonungslos aufzeigt, welche Möglichkeiten wir seit der ersten Ausgabe von "die Grenzen des Wachstums" nun schon vergeben haben. Andererseits aber macht es auch Hoffnung, da betont wird, dass eine nachhaltige Entwicklung noch möglich ist und es der Menschheit in der Vergangenheit auch schon gelang, sich über Grenzen und wirtschaftliche Interessen hinweg zu Regelungen zum Schutz der Erde durchzuringen. (FCKW) Hoffen wir, dass das erneut gelingt. Ich denke, wenn dieses Buch möglichst viele Menschen lesen und sich den Grenzen unseres Planeten bewusst werden ist das schon mal ein Schritt in die richtige Richtung.
Das vielleicht wichtigste Buch unserer Zeit 2008 Von Volker Siebecke, Ibach
Viele von uns spüren, dass es nicht lange mehr weitergehen kann wie bisher; viele beschleicht immer häufiger, schon beim Blick in eine Tageszeitung, die Ahnung drohender ökologischer und ökonomischer Zusammenbrüche. Auf der anderen Seite schwillt das Getöse derer, die ungehemmtes (Wirtschafts-) Wachstum als einzigen Zweck der Gesellschaft und Allheilmittel für alle Probleme propagieren, bedenklich an.
In dieser Situation liefert das Buch des amerikanisch-norwegischen Forscherteams in acht Kapiteln und zwei Anhängen die erforderlichen systemwissenschaftlichen Orientierungsgrundlagen, gründlich, sachlich, nüchtern, kritisch, überzeugend. Mit Hilfe eines Computermodells werden verschiedene globale Entwicklungsmöglichkeiten durchgespielt, nachdem ausführlich einige Grundbegriffe sowie Funktionsweise und Grundannahmen des Modells erklärt worden sind. Für die Lektüre sind weder besondere Vorkenntnisse vonnöten (auch nicht die erste Fassung des Buches von 1972), noch wird der Leser unter einem Berg von Daten begraben (ohne indes auf handfeste Fakten verzichten zu müssen). Den Autoren geht es um die Darstellung systemischer Zusammenhänge und wahrscheinlicher globaler Entwicklungen, weniger um quantifizierte Zukunftsprognosen.
Aber auch so werden die eingangs erwähnten intuitiven Befürchtungen weitgehend bestätigt: Man erfährt, dass und warum Märkte und Technologien nicht automatisch alles zum Besten regeln können, dass und warum gravierende Zusammenbrüche noch in diesem Jahrhundert wahrscheinlich sind, sofern sie nicht durch eine grundlegende Umstellung der Gesellschaft auf Nachhaltigkeit in allen Bereichen vermieden werden können – und dass dafür voraussichtlich nicht mehr viel Zeit verbleibt, weil die Tragfähigkeit der Erde bereits überschritten ist.
Gelänge jedoch rechtzeitig diese „Revolution zur Nachhaltigkeit“, deren Voraussetzungen und Auswirkungen die Autoren die beiden letzten, von viel Optimismus getragenen Kapitel widmen, dann könnte sogar eine bessere Welt mit einem bescheidenen, aber anhaltenden globalen Wohlstand resultieren. Eigentlich sollte dieses Buch ein Leitfaden für alle Wirtschaftsführer und Meinungsbildner werden, in den Unterrichtsstoff der Schulen und die Dokumentationssendungen des Fernsehens eingehen, und kein Politiker sollte sich zur Wahl stellen dürfen, ohne seine Lektüre nachgewiesen zu haben.
Das ist natürlich ein Traum. So bleibt nur, auf die Verbreitung des Buches an der Basis zu hoffen – als Pflichtlektüre für jeden, der eine menschenwürdige Zukunft Aller für erstrebenswert hält und sich dafür einzusetzen bereit ist.
Das beste Buch derzeit und niemand will es wahr haben 2008 Von Dr. Piribauer, Wien
Dennis Meadows schreibt sein Alterswerk. Seine Modelle sehen die Preissteigerungen des Frühjahrs 2008 in Landwirtschaft, Rohstoffen und im Erdölbereich klar voraus. Es ist das am meisten unterschätzte und "unterdrückte" wichtigste Buch der 2. Hälfte des ersten Dezeniums in unserem Jahrhundert. Weil es den gegenwärtigen Wachstumsfetisch so fundamental entlarvt, halten viele, auch Grüne das Buch nicht aus. Es ist so weise und abgeklärt gegenüber dem ersten Bericht des Club of Rome 1972. Dennis Meadows, der Witwer, ist nicht mehr so optimistisch wie noch Anfang der 90iger Jahre beim 2. Update.
Das 3. Update bietet nun sechs gut gerechnete Szenarien, wovon 5 mit ziemlichen Kollapsen des globalen Systems, so wie wir es heute kennen, noch im 21. Jahrhundert enden.
Der Klimawandel ist bei weitem nicht das bedeutendste Problem, eher sind es die fehlenden Finanzmittel (= Ressourcen) für die notwendigen nachhaltigen Investitionen in die Begrenzung des Bevölkerungswachstums, der Aufbau der alternativen Energien und der neuen nachhaltigen Industrieproduktion. Es ist offenbar derzeit so tabu über das kommende quantitative Wachstumsende zu sprechen, dass nicht einmal Die Grünen es wagen, das Buch in den Vordergrund zu stellen. Die zeitungsschreibende und wählende Spaßgeneration glaubt, für ihre Unterhaltung wird immer gesorgt sein. Der Wandel ist für die meisten immer undenkbar, bevor er passiert. Investieren in die Zukunft, Dennis Meadows hilft uns festzustellen, was richtig und nachhaltig ist.
Ökoradikal? Nein, wichtiger und notwendiger denn je 2009 Von Avariel aus Konstanz
Was ist dieses Buch nicht? Es ist erstens kein Aufruf, zu einer vorindustriellen "naturnahen" Agargesellschaft zurückzukehren. Es ist zweitens kein Angriff auf das Wachstum oder die Wirtschaft an sich. Und es ist drittens kein Buch, das für sich beansprucht, die Zukunft der Welt vorauszusagen. Wenn Sie im Zusammenhang mit diesem Buch oder dem Autorenkreis also Schlagworte wie "linksradikale, wirtschaftsfeindliche Ökofundamentalisten" oder "unverantwortlichen Unfug" (so Newsweek zum Vorläuferbuch) hören - seien Sie gewiss, diejenigen haben das Buch entweder nicht gelesen oder nicht verstanden.
Was ist dieses Buch? Es ist erstens ein Aufruf, die Wirtschaft so zu gestalten, dass ein hoher Lebensstandard möglich ist, ohne dass die Menschheit sich ihre eigene Lebensgrundlage vernichtet. Es ist zweitens ein Angriff auf Wachstum dort, wo es langfristig schädlich ist, und eine ausdrückliche Befürwortung des Wachstums dort, wo es gut und nützlich ist, wie etwa im Bereich erneuerbarer Energien. Und es ist drittens ein Buch, das sich auf Prognosen eines Computermodells namens World3 stützt, das der realen Welt naturgemäß nur ähneln, aber nicht entsprechen kann. Dies wird in einem Bewusstsein der eigenen Fehlbarkeit, das so klar und deutlich in wenigen Büchern zutage tritt, von den Autoren auch benannt. Auch werden die grundlegenden Annahmen, auf denen World3 basiert, explizit gemacht, sodass der Leser diese kritisch prüfen kann.
Die Grundaussage des Buches ist: Wenn die Autoren mit ihren grundlegenden Annahmen über die Welt und die wechselseitigen Einflüsse ihrer Kompomenten aufeinander richtig liegen, dann habe die Menschheit zwei Alternativen: Entweder sie findet jetzt praktikable Lösungen, Wohlstand aus der totalen Abhängigkeit vom dauernden Wachstum zu lösen und nachhaltig zu wirtschaften, oder aber dieses Wachstum werde aus sich heraus zusammenbrechen und einen Großteil der ökologischen Lebensgrundlagen und des Wohlstands mit sich vernichten. Das gegenwärtige System müsse so oder so verschwinden, da es auf eine Weise funktioniere, die für die Erde und die Menschen langfristig nicht tragbar ist.
Angesichts der Klimakatastrophe, der bereits heute zurück- und auf ihr Ende zugehenden Ölförderung, der rasant fortschreitenden Vernichtung des tropischen Regenwalds und der Überfischung der Weltmeere, die längst die dafür verantwortliche Fischereiindustrie selbst bedroht, mangelt es nicht an Beispielen, die mehr als vermuten lassen, dass die Autoren mit ihrer grundlegenden These so falsch nicht liegen können.
Dennoch findet eine öffentliche Debatte über das Wachstum, in der dieses als ein mögliches Mittel zur Erreichung von Zwecken statt als Zweck an sich erscheint, quasi nicht statt.
Umso wichtiger ist es, dieses auch für Nicht-Fachleute gut zugängliche Buch zu lesen.
Das Ende naht und wir akzeptieren 2009 Von Faustino aus Tokio
Die Geschichte der Menschheit ist eng verbunden mit Katastrophen, seit Menschengedenken. Krankheiten, Hungerkatastrophen, Kriege, Scharmützel haben im Laufe von Jahrtausenden Milliarden von Menschen dahingerafft. Lange Zeit sind wir von derartigem im großen Stile verschont geblieben, lassen wir Krankheiten wie Aids, den Hunger in den Ländern der 3. Welt, lokal begrenzte Kriege oder Tsunamis einmal außer Acht. Wir essen, trinken, rauchen, konsumieren mehr, als unserem Körper zuträglich ist. Wider besserem Wissen. Bis heute haben die Amerikaner es nicht geschafft, das Abkommen von Kioto zu ratifizieren. Die Chinesen steigern ihr Wirtschaftswachstum jährlich um zweistellige Prozentzahlen. Wir halten ihnen die negativen Folgen dieses Wachstums, an dem wir gleichzeitig verdienen, vor. Die Chinesen entgegnen, dass uns eine derartige Kritik nicht zusteht, nachdem wir Jahrzehnte die Zerstörung der Umwelt durch eigenes Wachstum hin zum Wohlstand in Kauf genommen haben. Der Fortbestand unserer Sozialsysteme basiert auf Wirtschaftswachstum. Wen interessiert angesichts dieser Fakten eine so "unbedeutende" Frage wie der Fortbestand unserer Welt?
"Grenzen des Wachstums" wartet mit empirischen Daten auf und entwirft daraus ableitend Szenarien, die im Supergau enden.
Nicht nur für die derzeitige Generation, sondern auch für alle folgenden. Doch wir machen weiter wie bisher.
Ich frage mich, was ist schlimmer. Das drohende Ende oder der Umstand, das wir dieses aus heutiger Sicht zu akzeptieren scheinen?
Eine Bewusstseinsänderung findet nicht statt. Doch niemand sollte zu einem späteren Zeitpunkt behaupten, dass wir es nicht gewusst haben. "Grenzen des Wachstums" hat es uns vorausgesagt.
10 Sterne für das Bemühen, die Erde und seine Bewohner zu retten. Danke.
Sehr wichtige Fortsetzung der Reihe 2009 - von dirtsc aus Hamburg
Zum Thema der Entwicklung der Welt habe ich schon einige Bücher gelesen, unter anderem den unmittelbaren Vorgänger, die "Neuen Grenzen des Wachstums". Das "30-Jahre-Update" wird gerade durch den Vergleich mit dem Vorgänger sehr beeindruckend. Erschreckend wird es, wenn man sich überlegt, dass das Grundthema bereits 30 (!) Jahre in der politischen Diskussion existiert, aber bisher kaum zu echten Änderungen geführt hat.
Die Autoren verwenden den für ihre bisherigen Bücher bewährten Ansatz. Ihre Modelle haben sie zwar weiter entwickelt, prüfen aber gleichzeitig ihre alten Vorausberechnungen mit den neuen Mitteln. Dies ist eine der absoluten Stärken des Buches.
Die Autoren gehen von der Grundannahme aus, das Wachstum materieller Dinge Grenzen haben muss. Mit diesem Buch legen Sie darüber hinaus einen deutlichen Schwerpunkt auf das Konzept der "Grenzüberziehung". Sie betrachten Begrenzungen nicht als starre Mauern, sondern auch die Möglichkeiten, dass ein System diese Begrenzungen überschreitet und machen sich Gedanken über die langfristigen Folgen solcher Grenzüberschreitungen.
Ganz solide beginnt das Buch mit den strukturellen Gründen für Wachstum, die klar, knapp und gut dargelegt werden. Schon hier zeigt sich, dass unsere heutige Gesellschaft ein grundlegendes (sog. "strukturelles") Problem hat und in dieser Form nicht auf den Umgang mit endlichen Systemen ausgelegt ist. Es folgen Erläuterungen zur Entwicklung vieler Rohstoffe und Schadstoffe über die letzten Jahrzehnte. Gerade hier fließen immer wieder Betrachtungen zu exponentiellem Wachstum und Verbrauch ein. Die Autoren werden nicht müde, zu betonen, dass gerade exponentielles Verhalten vom Menschen nur sehr schlecht verstanden wird und selten zu notwendigen Handlungen führt. Im Zuge der Betrachtungen werden dann auch die Begriffe Nachhaltigkeit und Grenzüberziehung definiert.
Die verwendeten Weltmodelle, die im weiteren Verlauf des Buches eine wichtige Rolle spielen, werden zuerst einmal gründlich erläutert. Hier finden sich die Hintergründe und Annahmen, die den Modellen zu Grunde liegen. Hier findet sich eine äußerst sorgfältige Darstellung der Voraussetzungen, unter denen diese Modelle entstanden sind und unter denen ihre Ergebnisse gelesen werden können.
Ein Exkurs behandelt die Geschichte der zuerst als Nutzstoff und später als Schadstoff erkannten FCKW. Dieses Kapitel zeigt auf, welch lange Zeit Erkenntnisse brauchen um sich in der Wissenschaft durchzusetzen, wie mühsam sie in politische Prozesse umgewandelt werden müssen und wie kompliziert und unvollständig die Umsetzung in wirtschaftlichen Strukturen ist. Diese Betrachtung fassen die Autoren mit dem Satz "Wahrscheinlich reagierten sie gerade noch rechtzeitig" zusammen.
Im letzten Drittel des Buches werden die Ergebnisse aus den Betrachtungen der Weltmodelle zusammen gefasst. Nachdem das Buch ganz ruhig und solide die Grundlagen gelegt hat, sind die langsam aufkommenden Folgerungen um so erschütternder. Unter fast allen Rahmenbedingungen lässt sich keine nachhaltige Gesellschaft aufbauen. Und dabei werden natürlich solche Bedingungen wie eine plötzliche Verdoppelung der einfach zur Verfügung stehenden Rohstoffe auch betrachtet. Nur unter der Annahme optimistischer Bedingungen für das Verhalten der Menschheit kommt man zu einer halbwegs stabilen Situation auf der Erde.
Die Autoren analysieren die Problembewältigung durch Markt und Technik und zeigen, dass die größten Schwierigkeiten auftreten, wenn zu viele Probleme gleichzeitig eskalieren und damit die Kapazitäten der Gesellschaft überfordert sind.
Alleine zum letzten Teil des Buches habe ich mir eine ganze DIN A4 Seite mit Stichworten gemacht, wo die Autoren absolut geniale und verständliche Zusammenfassungen zu wichtigen Problemen liefern. Da geht es dann um die Ziele von Gesellschaften und die dazu verwendeten Werkzeuge, um die Antriebskräfte und Motivationen im heutigen Wirtschaftssystem, um die Möglichkeit zu einem Strukturwandel und - wie im ganzen Buch - sehr oft um die verschiedenartigen Folgen von Wachstum.
In den Modellen haben die Autoren sehr schön den möglichen Übergang zur Nachhaltigkeit dargestellt. Das macht dann doch wieder Hoffnung. Leider ist das einzige Modell, das für uns wohl noch eine Zukunftsoption darstellt (Übergang zur Nachhaltigkeit erst 2020) nicht grafisch dargestellt. Das hätte noch einmal sehr eindringlich gezeigt, wie wenig Zeit zur Verfügung steht, um das bestehende System zu ändern.
Dieses Buch ist uneingeschränkt für alle denkenden Menschen zu empfehlen, sollte Pflichtlektüre für jeden Politiker sein und unbedingt in der Schule behandelt werden. Trotz der stellenweise rabenschwarzen Aussichten sollte man nach der Lektüre doch zur Einsicht kommen, dass die Probleme mit vollkommen neuen Ansätzen vielleicht noch in den Griff zu bekommen sind. In diesem Sinne gilt in Abwandlung eines bekannten Satzes "Wer keine Visionen hat, sollte zum Arzt gehen."
Denn was bereits im Laufe der menschlichen Geschichte mit Gesellschaften passiert ist, die die Grenzen ihres natürlichen Umfeldes nicht beachtet haben oder sich nicht diesen Grenzen angepasst verhalten haben, kann man sehr schön bei Kollaps: Warum Gesellschaften überleben oder untergehen nachlesen.