Professor Allen HammondProjekt ErdeSzenarien für die ZukunftWhich World? - "Projekt 2050" Scenarios for the 21st Century Global Destines, Regional Choices Welche Welt? Szenarien für das 21. Jahrhundert Globale Ziele, regionale Chancen 1998 by World Resources Institute & Island Press, Washington 1999 im Gerling Akademie Verlag, München |
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1998 300+60 Seiten (*1950)
detopia: |
Allen Hammond lehrt nach dem Studium der Angewandten Mathematik an der Harvard University als Professor und ist Leiter der Abteilung »Strategische Analyse« am World Resources Institute in Washington.
Inhalt Inhalt.pdf
Widmung:
Für Alice, meine Gefährtin in Vergangenheit und Gegenwart, Übersetzung von Klaus Sticker Back:
»Es
ist, als raste die Gesellschaft in der Dunkelheit ohne Scheinwerfer in die
Zukunft«, Er hat aus dieser Diagnose mit seinem Buch die Konsequenz gezogen.
Auf
die Frage: »Welche Zukunft wollen wir eigentlich?« antwortet er klar und
konkret mit »Geschichten der Zukunft«,
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Vorwort (9)
I Ausblick (14)
II Drei Weltsichten (36)
III Trends, die unsere Zukunft bestimmen (82)
IV Regionale Optionen (160)
V Globale Zukünfte
Anhang: |
detopia-2021: Das Buch habe ich heuer der Bildzeitung abgekauft.
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detopia-2021: in den 90ern las ich etliche untergangsliteratur - ditfurth85, bahro87, rieseberg88, gruhl92, fuller93. da ich ja damals noch recht jung war, sehnte ich mich nach "guten nachrichten" (aus der zukunft), nach "frohen botschaften", nach "alles wird gut", nach hoffnung. dafür las ich dann maxeiner-miersch ökoptimismus1996. das gefiel mir, überzeugte mich - das war es, was ich hören wollte. aber das hielt nicht lange vor, denn es konnte ja nicht sein, dass soviele mahner die dinge nur deshalb schwarz sehen, weil sie alt und krank sind. zumal fuller(42) und horstmann(33) in sehr jungem alter und nachweislich gesund ihre endebücher schrieben. "sowohl als auch" konnte bei manchen dingen (weltproblemen) nicht sein. außerdem störte mich bei maxeiner-miersch ihre unglaubwürdige sprache bzw. schriftlicher ausdruck. (immer, wenn was in die die tiefe gehen müsste, dann kam ein "ortswechsel".) hammond-1998 war dann erstmal ein mittelweg. "seriös", mathematiker, das WRI hat das image fast einer grünen NGO, usw. und: er gab keine prognose, sondern möglichkeiten, wie die zukunft sein könnte. heute - twenty years after - würde ich prof steve best zustimmen; also d.h. ich kann heute wieder mehr aushalten. # Lesebericht von Jürgen Grande (Amazon)
Die Erde im Jahre 2050. Der ursprünglich befürchtete Kollaps von Umwelt und Zivilisation ist ausgeblieben. Sogar Großunternehmen haben eingesehen, daß die nachhaltige Pflege von Ressourcen besser ist als deren Raubbau. Unzählige Bürgerinitiativen, Verbände und Nichtregierungs-Organisationen fördern den gesellschaftlichen Wandel, wo Mißstände von allein nicht verschwinden. Ein halbes Jahrhundert ohne nennenswerte Kriege hat den Frieden zur Norm werden lassen. Die Zahl der Weltbevölkerung hat den Zenit überschritten und ist rückläufig. Und obwohl in manchen Regionen der Welt, wie in Afrika, die Entwicklung nachhinkt, ist die Menschheit auf dem besten Wege zur ersten, wahrhaft globalen Zivilisation, mit dem GlobalNet als Nervensystem für grenzenlose Verfügbarkeit von Information zum Nutzen aller. Diese "Reformwelt", die Allen Hammond als eine Art globaler Marktwirtschaft mit menschlichem Antlitz entwirft, ist keine Prognose, sondern ein Szenario: die systematisch entwickelte Beschreibung einer plausiblen künftigen Entwicklungsalternative. Hammonds Historiographien der Zukunft sind das Ergebnis fünfjähriger Forschung dreier bedeutender US-amerikanischer Institute. Hauptinstrument für die Zukunftsentwürfe ist das Hochrechnen statistischen Materials zu kritischen Trends, best and worst case. Die dabei ermittelten groben Abschätzungen beziehen sich zunächst auf die wichtigsten Großregionen, wie Lateinamerika, Asien, Osteuropa, Afrika, etc. und ergeben erst in ihrem Zusammenspiel das globale Bild. Der Harvardprofessor versucht dabei Optimismus zu verbreiten, doch wirken seine Anstrengungen häufig matt und wie das Pfeifen im Walde, angesichts seiner anderen zwei, gleichwohl plausiblen, Hauptszenarien "Marktwelt" und "Festungswelt": das alleinige Walten friedlichen, aber blinden Profitstrebens als Motor prosperierender Entwicklung sowie das gewaltsame Sichabschotten von Reich gegen Arm im Falle ihres Scheiterns. Hammond vereinfacht gerne. Quelle allen Fortschritts sind für ihn die entwickelten Industriestaaten, besonders die USA, wogegen er Überbevölkerung, Krankheit, Müll, Diktatur und organisierte Kriminalität für die unterentwickelten Regionen endemisch erscheinen läßt. Dennoch: Wer bereit ist, über die Weltanschauung des Autors hinwegzulesen, wird eine nützliche Zusammenfassung äußerst umfangreicher Daten auf engem Raum vorfinden, eine zeitsparende Alternative zur Lektüre von vergleichbaren Globalprognosen, wie sie der Club of Rome oder die UNO bereits veröffentlichten. WRI
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Lesebericht von Prof. Steve Best
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Lesebericht NZZ - Neue Zürcher Zeitung
Notwendiges Wachstum für eine nachhaltige Welt
Die Vorhersage langfristiger wirtschaftlicher, sozialer und ökologischer Entwicklungen ist eine äusserst heikle Angelegenheit. Spätestens seit der spektakulären Fehlprognose der «Grenzen des Wachstums», die der «Club of Rome» der Welt vor dreissig Jahren verheissen hatte, sind die Tücken solcher Unterfangen allgemein bekannt. Auch Allen Hammond ist sich aus seiner langjährigen Tätigkeit als Wissenschaftsjournalist, Regierungsberater und zuletzt als leitender Forscher am WRI der grundsätzlichen Offenheit der Geschichte – und der Zukunft – wohl bewusst. Dennoch hat er den Versuch unternommen, in einem gut lesbaren Buch darzulegen, «welche Welt» (so der amerikanische Originaltitel) wir uns in 50 Jahren vorzustellen haben. Unvorhersehbare Innovationen Der Autor umschifft souverän die Klippen einer vermeintlich wissenschaftlichen Präzision, an denen langfristige Prognosen über die wirtschaftliche und gesellschaftliche Entwicklung unvermeidlich zerschellen müssten. Es gehe ihm - so schränkt er klug ein - eigentlich nicht um Vorhersagen, sondern eher um die Frage, wie man über die Zukunft nachdenken könnte – und welche Zukunft man sich letztlich wünsche. Zudem schlägt er nicht die ganze Welt über einen Leisten, sondern nähert sich der Zukunft durch eine regional differenzierte Analyse an. Der möglichen Entwicklungen sind viele, so warnt Hammond, und sie können nicht alle im voraus abgeschätzt werden. Die Geschichte lehrt, wie Innovationen in Politik, Kultur und Technik immer wieder zu überraschenden und wirkungsvollen Wendungen in der gesellschaftlichen Evolution geführt haben, die nicht vorhersehbar waren. Aus diesem Grund wird der Versuch gar nicht erst unternommen, bedeutende Innovationen vorauszusagen, und so glänzt das Buch trotz dem langen Zeithorizont auch nicht durch besondere Phantasie und fiktionale Kraft. Armut und Umweltverschmutzung Vollkommen unbestimmt ist die weitere Entwicklung aber trotzdem nicht. Hammond identifiziert eine Reihe sogenannter kritischer Trends, die heute bereits erkennbar und so wirkungsmächtig seien, dass sie voraussichtlich über mehrere Jahrzehnte hinweg die Möglichkeiten der wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Entwicklung prägen werden. Zu diesen Trends gehören das starke Bevölkerungswachstum, das laut Schätzungen der Vereinten Nationen zu einem Anstieg der Weltbevölkerung bis 2050 auf über 9 Milliarden Menschen führen wird. Aber auch das Volumen der wirtschaftlichen Tätigkeit wird, angetrieben durch den ungebremsten technisch-organisatorischen Fortschritt, weiter und schneller als die Bevölkerung wachsen und somit im Durchschnitt zu einem höheren Wohlstand pro Kopf und einer ausreichenden Nahrungsproduktion führen. Gleichzeitig geht Hammond davon aus, dass die relative Verteilung des Wohlstands zwischen den Regionen trotz absoluten Fortschritten in den Entwicklungsländern ungleicher werden wird. Unter dem Eindruck dieser Entwicklungen werden sich die Umweltprobleme weiter verschärfen. Innovationen im Bereich der Umwelttechnologie und der Energienutzung werden die gesamte Umweltbelastung nicht genügend reduzieren, da sich entsprechende alternative Technologien nur langsam durchsetzen werden. Die grösste Herausforderung der Zukunft liegt laut Hammond in der weltweiten Bekämpfung der Armut. Nur durch ein anhaltend starkes Wirtschaftswachstum - vor allem in der weniger entwickelten Welt - werden sich die dringenden Gebote des Umweltschutzes einerseits sowie Stabilität und Frieden anderseits durchsetzen. Andernfalls droht das düstere Szenario eines wesentlich härter werdenden Verteilungskampfes, eines steigenden Migrationsdrucks, einer weltweiten Zunahme der Kriminalität sowie der restlosen Plünderung der natürlichen Ressourcen vor allem in den Entwicklungsländern, was auch die Bevölkerung in den Industrienationen teuer zu stehen kommen würde. So weit muss es aber keineswegs kommen.
Zur globalen Bürgergesellschaft?
Hammond skizziert auch das mögliche Szenario einer Welt, die sich dereinst rund um den Erdball ökologisch, sozial und wirtschaftlich nachhaltig entwickeln wird. Genährt wird der darin enthaltene Optimismus durch weltweite politische und kulturelle Trends, die sich bereits heute beobachten lassen. So werden eine zunehmende soziale Anerkennung und Gleichstellung der Frau, das weltweit steigende Bildungsniveau, die Verbreitung demokratischer Regierungen sowie die erhöhte Kontrolle und politische Einflussnahme durch Bürgerbewegungen und Nichtregierungsorganisationen als bedeutende Schubkräfte des gesellschaftlichen Fortschritts genannt. Obwohl bei der Beschreibung dieser besten aller künftigen Welten kommunitaristische Ideale des Autors nicht verborgen bleiben, misst er den Marktkräften und dem technischen Fortschritt – insbesondere der Informationstechnologie – eine zentrale Rolle bei der Lösung der ökologischen und sozialen Probleme bei. Durch den globalen Wettbewerb und die steigende Transparenz wirtschaftlicher und politischer Prozesse würden Regierungen und Unternehmen verstärkt unter Druck gesetzt, effiziente Institutionen zu schaffen, das vorhandene gesellschaftliche Wissen zu nutzen und den ethischen Standards ihrer Anspruchsgruppen zu genügen. Welches der Szenarien das richtige ist, lässt Hammond bewusst offen. Trends, so lautet die wohl wichtigste Botschaft, sind nicht Schicksal. Die Menschen haben ein ungeheures Potential, die Zukunft der Welt zu gestalten – sofern sie die notwendigen politischen und wirtschaftlichen Reformen durchsetzen. # |