Georgi WalentinPlechanow
Sozialismus und politischer Kampf (1883)
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Wikipedia.Autor *1856 in Westrussland bis 1918 (62) DNB Person (67+4+2) DNB.Autor
detopia: Kommbuch |
"Plechanow nannte die Aprilthesen Lenins einen <Fieberwahn>. Er verurteilte die Oktoberrevolution und später den Brester Frieden. Wie wir wissen, ist der glänzende Propagandist des Marxismus und Mitbegründer der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei Rußlands ein entschiedener Gegner Lenins und der Bolschewiki gewesen. <Die russische Geschichte hat noch nicht das Mehl gemahlen, aus dem man die Pirogge des Sozialismus backen könnte.>"
(Wolkogonow, Stalin, S.67)
Grab in Petersburg, Friedhof Wolkowo
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(wikipedia 2010:) Er wurde der geistige Vater und erste Parteiführer der russischen Sozialdemokratie, an deren Gründung 1883 in Genf er teilnahm. Die Gruppe Befreiung der Arbeit (Oswoboschdenije truda), die von Plechanow, Pawel Borissowitsch Axelrod, Wera Iwanowna Sassulitsch, Lew Grigorjewitsch Deitsch und Wassili Ignatow gegründet wurde, setzte sich zum Ziel, sozialistische Literatur Europas ins Russische zu übersetzen und die Narodniki in Russland zu bekämpfen. In diesem Zusammenhang schrieb Plechanow eigene theoretische Schriften, in denen er auf die Entwicklung des Kapitalismus in Russland und die führende Rolle der Arbeiterklasse in der Befreiungsbewegung hinwies. Ihm zufolge müsste die russische Arbeiterklasse zuerst den Europäisierungsprozess Russlands, der zu Beginn des 18. Jahrhunderts von Peter dem Großen eingeleitet wurde, zum Abschluss bringen und um die politische Freiheit kämpfen, bevor sie den Sozialismus anstreben konnte.
Seine Schrift <Sozialismus und politischer Kampf> (1883) stellte eine völlig neue Konzeption in der Geschichte der russischen sozialistischen Bewegung dar. In dieser Schrift wies Plechanow darauf hin, dass die Dorfbevölkerung wegen der rückständigen Verhältnisse nicht nur weniger als das Industrieproletariat fähig zur politischen Initiative, sondern auch weniger aufnahmebereit für die revolutionären Ideen war. Deswegen musste das Industrieproletariat die führende Rolle übernehmen und für die Demokratie und den Sozialismus kämpfen. Um die Macht zu ergreifen, musste die Arbeiterklasse ihre eigene politische Partei gründen, anstatt ihre Energie hinter den Verschwörungsstrategien der Narodniki zu verbrauchen. Das aber setzte eine aufgeklärte Arbeiterklasse voraus. Unter den Bedingungen Russlands, wo es weder eine moderne Wirtschaft noch ein organisiertes Proletariat gab, könnte eine revolutionäre Diktatur der Intelligenz, was die Narodniki zielten, fatale Folgen haben. Sie könnte die Gesellschaft zu einem patriarchalischen und autoritären Kommunismus führen, wobei eine sozialistische Kaste die nationale Produktion leiten wird. Die Grundkonzeption dieser Schrift fand ihren Ausdruck in der achtziger Jahren in zwei Programmentwürfen für eine sozialdemokratische Arbeiterpartei Russlands. Er war namentlich für Lenin, dem er 1900 in der Schweiz erstmals begegnete, theoretische Vater- und Freund-Figur, bis beide auch persönlich die Spaltung in gemäßigte, politisch reformistische Menschewiki und radikale Bolschewiki (später Kommunisten) vollzogen. Plechanow stellte sich dabei auf die Seite einer russischen Sozialdemokratie nach westeuropäischem Vorbild, verlor jedoch rasch in beiden Gruppen an Bedeutung. Zusammen mit Axelrod gehörte er zu den ersten Kritikern des Ökonomismus: "Wir lehnen uns nicht gegen die Agitation aus ökonomischen Anlässen auf, sondern gegen die Agitatoren, die die wirtschaftlichen Zusammenstöße zwischen Arbeitern und Unternehmern nicht wahrzunehmen wissen, um das politische Bewußtsein des Proletariats zu entwickeln." Die russische Revolution von 1905 bis 1907, die folgende konterrevolutionäre Ära und der erste Weltkrieg spitzten die politische Situation und die theoretischen Fragen so zu, dass Plechanow, der kurz zuvor nach Russland zurückgekehrt war, bei den revolutionären Massen 1917 unbekannt und politisch einflusslos war. Nach Ausbruch der Oktoberrevolution musste er vor den Bolschewiki nach Finnland ausweichen, wo er einige Monate später an Tuberkulose starb. Selbst im Leninismus galt Plechanow trotz der politischen Diskriminierung aber weiter als Autorität. Schriften aus wikipedia-2020
Schriften (chronologisch) N. G. Tschernischewsky. J. H. W. Dietz,
Stuttgart 1894 (2. Aufl. Buchhandlung "Vorwärts" Paul Singer,
Berlin 1911, 3. Aufl. Berlin 1920). Kunst und Literatur. Vorwort M. Rosental. Redak. u. Kommentar N. F. Beltschikow. Übers. von Joseph Harhammer. Dietz Verlag, Berlin 1955. Über die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte. Verlag Philipp Reclam, Leipzig 1965. Alexander Uschakow / Pjotr Nikolajw (Hrsg.): Kunst und gesellschaftliches Leben. deb Verlag das europäische Buch, Berlin 1975 Die Grundprobleme des Marxismus. Verlag Progress, Moskau 1975. Zur Frage der Entwicklung der monistischen
Geschichtsauffassung. Dietz Verlag, Berlin 1975 (Lizenzausgabe: Verlag
Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1975 ISBN 3-88012-337-3. Über die Rolle der Persönlichkeit in der Geschichte. Verlag Marxistische Blätter, Frankfurt am Main 1976 ISBN 3-88012-419-1. Zu Hegels sechzigstem Todestag. Im Anhang: B. A. Tschagin: G. W. Plechanow – Ein hervorragender Theoretiker des Marxismus. Arbeiterkulturverlag / Edition Kultur u. Klasse, Düsseldorf 1978. Sozialismus und politischer Kampf. VTK, Frankfurt am Main / Gelsenkirchen 1980 ISBN 3-88599-000-8. Eine Kritik unserer Kritiker. Schriften aus den Jahren 1898 bis 1911. Dietz Verlag, Berlin 1982. Anarchismus und Sozialismus. Neuer
ISP-Verlag, Köln 1995 ISBN 978-3-929008-87-6. 1917 – zwischen Revolution und Demokratie. Eine Auswahl von Artikeln und Reden aus den Jahren 1917 und 1918. Berliner Debatte, Berlin 2001
Artikel „Neue Zeit“ Bernstein und der Materialismus In: Die neue
Zeit : Revue des geistigen und öffentlichen Lebens. 1897–98, 2.
Bd.(1898), Heft 44, S. 545–555. Übersetzungen 1882 Marx, Engels: Manifest der
Kommunistischen Partei
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