Dimitri A. Wolkogonow
Dmitri Antonowitsch Wolkogonow war ein sowjetrussischer Generaloberst, Historiker und Philosophieprofessor. International bekannt wurde er durch seine kritische Aufarbeitung der sowjetischen Geschichte. Als Basis diente ihm ein intensives Quellenstudium.
Für die Erforschung
der Stalinära gilt er aufgrund seiner intensiven Aufarbeitung des
Materials
als einer der profiliertesten Historiker |
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wikipe Autor *1928
detopia Kommbuch |
detopia-2021: |
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Inhalt Stalin 800 Seiten Inhalt.pdf Übersetzung Vesna Jovanoska Personen-Verzeichnis (781-832)
1989
bei APN, Moskau
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Einleitung (9-24)
1.
Der Feuerschein des Oktobers (25)
2.
Die Warnung des Führers
(95)
3.
Wahl und Kampf (157)
4.
Diktatur oder Diktator? (239)
5.
In der Toga des »Führers« (319)
6.
Das Epizentrum der Tragödie (375)
7.
An der Schwelle des Kriegs (455)
8.
Der katastrophale Anfang (555)
9.
Der Oberste Befehlshaber (611)
10.
Der Höhepunkt des Kultes (669)
11.
Relikte des Cäsarismus (729)
Verlag 1989 Ein Schlüsselwerk für die Vergangenheitsbewältigung der Sowjetunion. Dimitri Wolkogonow, Philosophieprofessor, Generaloberst der Armee der ehemaligen Sowjetunion, Mitglied der KPdSU von 1950 bis 1990; heute Abgeordneter im russischen Parlament. Zuletzt leitete er das Institut für Militärgeschichte des Verteidigungsministeriums der ehemaligen Sowjetunion. Dies ist die erste sowjetische Stalinbiographie nach dem Tod des Diktators. Zum ersten Mal war es einem Autor möglich, alle vorhandenen Quellen über die Stalinzeit auszuwerten. Alle bisherigen Versuche, den Diktator zu charakterisieren, verblassen angesichts der hier recherchierten Tatsachen. Stalins Amoralität und Menschenverachtung waren nicht zu übertreffen. |
Lenin - Utopie und Terror Inhalt Inhalt.pdf 520 Seiten
1993 im Verlag Nowosti, Moskau 1994 im Econ-Verlag 2018 im Verlag Berolina
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Statt einer Einleitung - Im Blickpunkt der Geschichte (13)
Erstes Kapitel - Die frühen Jahre (25) Genealogie der Familie Uljanow (26) Alexander und Wladimir (31) Auf dem Weg zum Revolutionär (35) Entdeckung des Marxismus (40) Nadjeschda Krupskaja (43) Geheime Geldangelegenheiten (49)
Zweites Kapitel - Großmeister der Bolschewiki (59) Theoretiker der Revolution 60 Das Phänomen des Bolschewismus 67 Lenin und die Menschewiki 72 Plechanow - ein Paradoxon 79 Martows Tragödie 85
Drittes Kapitel - Die Narbe des Oktober (91) Der demokratische Februar (93) Parvus und Ganetzki - Die deutsche Frage (98) Lenin und Kerenski (117) Juli 1917 - Generalprobe für die Revolution (122) Der Oktober - Eine »Verschwörung der Gleichen«? (133) Die Kommissare und die Verfassungsgebende Versammlung (150)
Viertes Kapitel - Die Opferpriester des Terrors (173) Die Anatomie des Friedens von Brest-Litowsk (177) Die »weißen Ornate« (188) Die Sünde des Zarenmordes (198) Hat Fanny Kaplan wirklich geschossen? (214) Die Guillotine des Terrors (230)
Fünftes Kapitel - Lenins personelles Umfeld (247) »Der fähigste Mann ... im ZK« 249 Der Mann mit der »unumschränkten Macht 261 Das bolschewistische Tandem 275 »Der Liebling der ganzen Partei« 286 Das »leninsche Politbüro« 303
Sechstes Kapitel - Die totalitäre Gesellschaft (323) Der betrogene »Hegemon« 326 Die »räuberischen Bauern« 333 Die Tragödie der Intelligenz 347 Lenin und die Kirche 364
Siebtes Kapitel - Der geistige Kosmos (377) Geheimnisse des Intellekts 379 Ein »Mann des Schicksals« 388 Prophet der Komintern 393 Inessa Armand 414
Achtes Kapitel - Das Mausoleum des Leninismus (435) Macht und Krankheit 437 Die lange Agonie 449 Die Mumie und die »Einbalsamierung« der Ideen 465 Das Vermächtnis und die Erben (481) Der historische Lenin (505)
Statt eines Schlusswortes - Die Niederlage im Sieg (511)
Literaturverzeichnis (519)
detopia:2021: Im Berolina-Schuber ist das Personenregister im Stalinbuch. (Man braucht ja nur eines.) |
Grab von Wolkogonow
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DNB.Buch Die sieben Führer - Aufstieg und Untergang des Sowjetreiches, 2001 im Societätsverlag Frankfurt, 572 Seiten
aus Wikipedia-2020 zum Autor
Dmitri Antonowitsch Wolkogonow war ein sowjetischer bzw. russischer Generaloberst (Dreisternegeneral), Philosophieprofessor und Historiker. International bekannt wurde Wolkogonow durch seine kritische Aufarbeitung der sowjetischen Geschichte, als Basis diente ihm ein intensives Quellenstudium. Für die Erforschung der Stalinära gilt er aufgrund seiner intensiven Aufarbeitung des Materials als einer der profiliertesten Historiker der Sowjetunion bzw. Russlands.
Dmitri Wolkogonow stammt aus einer sibirischen Bauernfamilie. Der Vater war Kolchosleiter, die Mutter hatte einen Universitätsabschluss und wurde aufgrund des Abschlusses in der Verbannung Lehrerin und Direktorin in Agul, da dort keine Lehrkräfte zur Verfügung standen. Der Vater wurde 1937 verhaftet und erschossen, weil man bei ihm eine Broschüre des in Ungnade gefallenen Bucharin gefunden hatte. Darauf wurde die Familie in das Dorf Agul, Rajon Irbejsk, Region Krasnojarsk in Westsibirien verbannt. Die Mutter starb während des Zweiten Weltkrieges ebenfalls in relativ jungen Jahren. Weiters starben zwei seiner Onkel in Lagern, einfache Bauern, die unvorsichtige Äußerungen gemacht hatten.
Militärdienst und Politik 1945 trat er in die Rote Armee ein. Am Ende der dreijährigen Ausbildung zum Panzerleutnant im Juli 1952 erfuhr er durch einen Kameraden, der ihn bespitzeln musste, dass er als Angehöriger von „Staatsfeinden“ galt und weiterhin mit Verfolgung rechnen müsse. Er zeigte Begabung für Militärgeschichte und -organisation und begann 1961 ein Studium an der Lenin-Militärakademie in Moskau. Danach war er dort Professor für Philosophie bis 1970. 1950–1990 war er Parteimitglied der KPdSU. Noch bei Stalins Tod im März 1953 als junger Leutnant war er überzeugter Stalinist, er glaubte, dass Stalin für den Tod seines Vaters und anderer Verwandter und die Verbannung seiner Familie nicht verantwortlich war. Aber bereits Mitte der 1950er Jahre erhielt er Zugang zu den Parteizeitungen der 1920er Jahre und erkannte die Unterdrückung einer politischen Debatte im Vergleich zur damaligen Zeit. Bestärkt wurde er durch die Geheimrede Chruschtschows am XX. Parteitag der KPdSU 1956. Seither sammelte er Material für seine Stalinbiographie. Wie viele hohe sowjetische Funktionäre führte Wolkogonow ein Doppelleben. Nach außen stieg er immer höher, nach innen vertiefte er sich immer mehr in die Archive, was zu einer hohen persönlichen Unzufriedenheit führte. 1970 wechselte er in die Propagandaabteilung der Armee. Mit seinen damaligen Publikationen erwarb er sich den berechtigten Ruf eines Hardliners. 1978 begann er die Arbeit an der Stalinbiographie, die nach dem Amtsantritt Michail Gorbatschows kurz vor ihrem Abschluss stand. 1990 erschien sie in der Sowjetunion. Zu diesem Zeitpunkt waren alle Prinzipien der letzten 70 Jahre in Frage gestellt und die meisten Tabus wurden aufgearbeitet. In den frühen 1980er Jahren machte er Stalins Machtstreben für die totalitäre Entwicklung verantwortlich, während der Arbeit am zweiten Teil der Stalinbiographie änderte er seine Meinung und machte drei Faktoren dafür verantwortlich: Lenin durch seinen autoritären Kommunismus; Stalin durch sein rücksichtsloses Streben nach persönlicher Allmacht und Manipulation der innerparteilichen Rivalitäten; Das russische Volk durch Trägheit, passiven Charakter, Hang zu einem starken Führer, Unkenntnis von Demokratie und persönlicher Autonomie.
1984–1985 war er Vizechef in der Hauptverwaltung der Armee, als solcher war er an der psychologischen Kriegführung gegen den Westen beteiligt. 1985 wurde er vor die Alternative gestellt, seine Forschungen oder seinen Posten in der Politischen Hauptverwaltung aufzugeben. Er entschied sich für die Übernahme der Leitung des Instituts für Militärgeschichte. 1985–1991 war er Direktor des Instituts für Militärgeschichte des Verteidigungsministeriums der UdSSR. Als solcher hatte er die Möglichkeit, die Geheimarchive der Partei zu studieren und legte die erste umfassende, dokumentarisch belegte Kritik am stalinistischen System vor.
In den frühen 1990er Jahren ließ er sich taufen. 1990 sammelte er Material für seine radikale Kritik an Lenin, der letztendlich die Krise der 1990er Jahre verschuldet hätte. Im Juni 1991 erschien unter seiner Herausgeberschaft der Entwurf einer neuen Geschichte des Zweiten Weltkrieges. Noch im gleichen Monat wurde er von Verteidigungsminister Dmitri Jasow und hohen Militärs zum Rücktritt gezwungen. Durch den erzwungenen Rücktritt hatte er praktisch freie Hand, außerdem war er bereits ein offener Anhänger Boris Jelzins. In der ersten Jahreshälfte 1991 wurde bei ihm bei einer Routineuntersuchung Darmkrebs entdeckt. Sein englischer Herausgeber ermöglichte ihm eine Operation sowie eine weitere wegen eines Tumors in der Leber, da unmittelbar nach seinem erzwungenen Rücktritt eine schwere Operation in einem Moskauer Militärspital zu riskant schien. Während seiner zweiten Operation in Oxford im August 1991 erfuhr er vom Putsch gegen Michail Gorbatschow. Er hatte bereits früher von Verteidigungsminister Jasow die Drohung erhalten, dass etwas passieren werde, um Personen wie ihn loszuwerden. Er ging ein hohes persönliches Risiko ein, als er über BBC die Sowjetarmee aufrief, sich den illegalen Befehlen der Verschwörer zu widersetzen und sandte an den Parlamentspräsidenten ein Fax, in dem er den Putsch ablehnte. Anfang September 1991 kehrte er nach Moskau zurück und wurde Sonderberater Boris Jelzins in Verteidigungsfragen. Seine Hauptaufgabe war die Reduktion der Politischen Abteilung, da politische Indoktrination nicht mehr erforderlich sei. Den betroffenen Offizieren riet er zu einer Tätigkeit als politischer Berater. Zu dieser Zeit wurde er Generaldirektor der russischen Archive. Vom Sommer 1991 – Ende 1993 war er zugleich Leiter der Kommission für die Freigabe von Staats- und Parteidokumenten. Unter seiner Amtszeit wurden 78 Millionen Akten zugänglich gemacht, dennoch wurde ihm von russischen Historikern der Vorwurf gemacht, er habe die Archive für private Zwecke monopolisiert. 1992 erschien in Russland seine Trotzki-Biographie, die noch weniger orthodox-kommunistisch orientiert war. Seit 1993 war er Mitglied der Staatsduma. Von den Demokraten wurde er ebenfalls angegriffen, als Jelzin während einer Konfrontation mit dem Parlament einen Aufstand im Oktober 1993 gewaltsam und blutig beendete. Wolkogonow rechtfertigte den Einsatz von Waffen mit der mangelnden Kooperation der Aufständischen trotz Friedensangeboten, der Gefahr eines Bürgerkrieges und der Rückkehr zum GULag. Für ihn sei der Einsatz von Gewalt ein schmerzliches moralisches Dilemma gewesen, da Anwendung von Gewalt die Basis der marxistisch-leninistischen Herrschaft gewesen war. Ende 1994 warnte Wolkogonow vor der Durchführung des Einmarsches in Tschetschenien, auch wenn das Regime verbrecherisch sei und gestürzt gehöre. 1994 erschien die Lenin-Biographie in Russland. Nach Fertigstellung der Leninbiographie arbeitete er an seinem letzten Werk „Die sieben Führer“, das teilweise als sein Hauptwerk angesehen wird, wobei er die Kapitel über Lenin und Stalin nicht einfach kürzte, sondern aktualisierte und überarbeitete. Von Breschnew an stand er mit den sowjetischen Führern sogar in persönlichem Arbeitskontakt. Wolkogonow wurde gelegentlich des Opportunismus bezichtigt, er fiel jedoch unter Gorbatschow bald in Ungnade und war auch unter Jelzin unbequem. Thema seiner Bücher war auch sein persönlicher Wandlungsprozess vom orthodoxen Marxisten (und sogar überzeugten Stalinisten) zum Demokraten.
Seine Thesen zur Geschichte sind: Es ist sinnlos, sich an der Geschichte zu rächen Es ist ebenso sinnlos, die Geschichte zu verlachen Man muss jedoch die Geschichte kennen und sich an sie erinnern
Die sieben kommunistischen Führer teilte er in drei Gruppen ein: Vom Volk anerkannte Diktatoren, die etwas Geheimnisvolles, Irrationales, klassisch Revolutionäres an sich hatten und daher als einzige als wirkliche Führer anerkannt waren (Wladimir Lenin, Josef Stalin) Von diesen begründete orthodox-bolschewistische und konservative Richtung (Leonid Breschnew, Konstantin Tschernenko, Juri Andropow nur mit Einschränkungen) Reformistische Richtung (Nikita Chruschtschow, Michail Gorbatschow.
Gorbatschow war aus der Sicht Wolkogonows jener Parteiführer, der als einziger ein Nachdenken über die fundamentalen Fragen des Sowjetsystems forderte, ein Umdenken aber ablehnte und das kommunistische System unter allen Umständen wahren wollte).
Wolkogonow hatte einen Bruder und eine Schwester, war verheiratet und hatte eine Tochter, die die Herausgabe seines Nachlasses besorgt. Vieles konnte er wegen seiner Krebserkrankung nicht mehr in Angriff nehmen, an der er Ende 1995 in der Nähe von Moskau starb. Beigesetzt wurde Wolkogonow auf dem Kunzewoer Friedhof in Moskau.
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