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2015 zum Buch über Hoffnung
Miese
Stimmung - Fischer Verlage
mit Lesen
Miese
Stimmung - Book2look mit
Lesen
zum
autor
aus
arnretzer.de:
•Gründer und Leiter des
Systemischen Instituts Heidelberg (SIH)
•Facharzt für
Psychosomatische Medizin und Psychotherapie
•Privatdozent für
Psychotherapie an der Universität Heidelberg
•Lehrtherapeut, Supervisor,
lehrender Supervisor und lehrender Coach (SG)
•Autor und Herausgeber von 9
Büchern und weit über 150 Fachartikeln
perlentaucher
arnold-retzer/miese-stimmung.html
KLAPPENTEXT
Der renommierte Arzt und Psychologe Arnold Retzer zeigt uns einen Weg aus
dieser Falle. Er setzt gefährliche Mythen außer Kraft, beendet falsche
Hoffnungen und erklärt den Sinn von Angst und Zweifel. Er zeigt, was man
aus schlechter Stimmung machen kann und macht so den Weg frei für eine
realistischen Selbsteinschätzung und Authentizität. Ein provokantes und
ungemein befreiendes Buch.
Verlag
Rezensionsnotiz zu Frankfurter Allgemeine Zeitung, 13.02.2013
Richtig geärgert hat sich Katharina Teutsch über die Unglücksratgeber
von Arnold Retzer und Wilhelm Schmid, die sich beide gegen einen Trend zum
positiven Denken stemmen, der in den Augen der Autoren erst recht
unglücklich macht. Dabei ist es nicht so, dass Teutsch jetzt alles
ablehnen würde, was sie in diesen beiden Büchern gefunden hat, aber was
ihr zum einen gegen den Strich geht, ist das selektive Zitieren. Barbara
Ehrenreich zum Beispiel annonciert den Trend zum Denken in ihrem Buch
"Smile or Die" nicht für die ganze Gesellschaft, wie sowohl
Retzer als auch Schmid suggerieren, sondern für die Esoterik-Community.
Und dann hätte die Rezensentin auch gern etwas mehr Empirie gesehen,
anstatt nur rhetorische Taschenspielertricks und naheliegende Pointen. Wo
sind denn hier all die superglücklichen Menschen? In Berlin zumindest
sind sie ihr noch nicht begegnet. Vielleicht können sich die Herren das
nächste Mal mit dem Thema Depression beschäftigen. |
detopia-2021: Es scheint hier so zu sein, wie so oft bei Pro- und
Kontra-Büchern (zu verschiedenen Themen). Mir fallen dazu etliche andere ein.
Von Nolte über Maaz, auch Däniken. - Also: Die jeweilige Grundeinstellung des
Lesers/Rezensenten ist wichtig, ob man zum Buch sagt: "Genauso ist
es." oder "Alles falsch."
Generell beneide ich Leute, die auch Ziele aufgeben können, wenn sie sich
eingestehen können, dass sie diesen über Jahre nicht näher gekommen sind.
Verlag
Wir
alle stehen unter dem Diktat des positiven Denkens.
Noch nie konnten wir angeblich so einfach unser Glück finden, wir müssen
es nur wollen, es liegt in unserer Hand! Selbstoptimierung ist Pflicht.
Die Konsequenz: Depression und Burn-out!
Der
renommierte Arzt und Psychologe Arnold Retzer zeigt uns einen Weg aus
dieser Falle: ein provokantes und ungemein befreiendes Buch.
»Sein
Essay macht Mut, den eigenen Reserven, Rückschlägen und Vorstößen
mehr zu vertrauen als den Programmen, Pillen und Propheten der Glücks-
und Erfolgsindustrie.« (Die Welt)
Inhalt
Inhalt.pdf
Einstimmung:
Ich weiß nicht, was soll es bedeuten, dass ich so traurig bin (9)
1
Lebensziel: Heldentod (15)
2
Wir hoffen uns zu Tode (31)
3
Wir hoffen uns bankrott (57)
4
Lob der Angst (75)
5
Lob des Irrtums (105)
6
Von toten Gäulen soll man absteigen (131)
7
Trauma, Katastrophen und das posttraumatische
Wachstum (147)
8
Hirndoping: Stimmt die Chemie, stimmt auch die Stimmung! (165)
9
Gebrauchsanleitung zur Herstellung von Depressionen (211)
10
Die biologische Entsorgung von Depressionen (245)
11
Ausstieg aus der Depression: Wut und Tränen (255)
12
Unsere depressive Erfolgsgesellschaft (281)
13
Auswege, Umdenken, Ablassen - Was tun? (293)
Anmerkungen
(295) Literatur (325)
Hoffen
dürfen wir - solange uns das Leben nicht eines Besseren belehrt
Interview
mit A. Retzer 17.08.2015
dlf
lebensqualitaet-die-hoffnung-muss-sterben
Hoffen
tun wir alle – und manchmal viel zu viel, meint der Psychologe,
Therapeut und Autor Arnold Retzer. Er plädiert stattdessen für eine
"resignative Reife". Retzer hat sich ausführlich mit der
Hoffnung beschäftigt – und versucht sie uns zu nehmen.
Hoffen
sei eigentlich in Ordnung, meint er. Doch oftmals stellt sich Hoffnung
nicht als realitätstauglich heraus. Und dennoch werde an ihr
festgehalten. "Blödheit, Dummheit, das Ignorieren von Informationen,
Schönfärberei" und das Abstellen jeder Vernunft sei eine gute
Möglichkeit, auf Dauer weiter zu hoffen, meint Retzer.
"Die
Hoffnung ist eine notwendige pubertäre Glaubensvorstellung
unaufgeklärten Größenwahns", sagt er. Behalte man sie wider
aller Erfahrung bis ins hohe Alter aufrecht, habe man ein ernstes Problem.
Retzer
empfiehlt eine "resignative Reife" als Lebenshaltung. Im Grunde
reiche es, "auf die Anstrengung zu verzichten, dumm zu bleiben".
Wer jahrzehntelang darauf hofft, dass der Partner sich doch noch ändert,
macht nach Retzers Logik einen schweren Fehler. Erst das Aufgeben dieser
Hoffnung führe zu mehr Lebensqualität.
Nana
Brink: Das kennen Sie bestimmt, das Sprichwort: Die Hoffnung stirbt
zuletzt.
Es
ist aber auch so etwas wie eine, kann man sagen, universelle Redensart.
Uwe Seeler führt den Spruch gern im Munde, wenn es etwa um die Chancen
seines HSV geht. Der Rapper Bushido – ist ja nicht gerade ein
romantisches Seelchen – hat ein Lied darüber geschrieben, und in der
aktuellen Griechenland-Krise hat dieses Stichwort Schlagzeilen gefüllt. Hoffnung
als Lebensprinzip.
Heute
Abend nun beginnt eine ARD-Sendereihe zu diesem Thema, wie die Deutschen
daran glauben, an das Prinzip Hoffnung.
Brink:
Jetzt war ich gerade noch so hoffnungsvoll, bis ich dann gelesen habe in
Ihrem Buch: "Hoffnung erzeugt eine Binnenrationalität
der Hoffenden, die man auch Blödheit nennen könnte." Kurz gefasst:
Bin ich doof, wenn ich hoffe?
Retzer:
Prinzipiell nicht. Außerdem kenne ich Sie ja nicht so gut, insofern
will ich eines endgültigen Urteils mich da auch eher zurückhalten.
Ich
glaube auch nicht, jeder, der hofft, ist prinzipiell blöd. Aber man
muss sich natürlich schon die Frage stellen, wie man Hoffnung auf Dauer
stellt bzw. wie man es schafft, eventuell wider Lebenserfahrung weiter
zu hoffen.
Und
da ist möglicherweise Blödheit, Dummheit, das Ignorieren von
Informationen, Schönfärberei, kurz, das Abstellen der Vernunft eine
gute Möglichkeit, auf Dauer weiter zu hoffen, obwohl das Leben ständig
sein Veto gegen diese Hoffnungsillusionen einlegt.
Brink:
Habe ich Sie denn richtig verstanden, dass, wer hofft, dann nicht mehr
seine Rationalität bemüht?
Retzer:
Nicht prinzipiell. Man kann schon hoffen, das ist ja auch in Ordnung.
Aber wenn sich die Hoffnung nicht als realitätstauglich herausstellt,
also wenn zum Beispiel man auf ein bestimmtes Ding hin, auf eine
bestimmte Erwartung hin hofft und es stellt sich nicht ein oder die
Nebenwirkungen sind so negativ, dann stellt sich die Frage, ob Hoffen
wirklich vernünftig ist.
Ich
will Ihnen ein Beispiel geben: Die Hoffnung ist ja ein seltsames
Phänomen eigentlich, und das macht sie auf der einen Seite
möglicherweise so attraktiv, auf der anderen Seite möglicherweise auch
so gefährlich, wenn man so will.
Die
Hoffnung vermindert sich ja nicht durch ihre Enttäuschung, sondern sie
vermehrt sich durch ihre Enttäuschung, also sie scheint so etwas wie
eine Energie zu sein, die sich durch Verbrauch vermehrt.
Das
weiß übrigens jeder Glücksspieler.
Der
Roulette-Spieler, der beim Roulette im Casino auf eine Zahl oder eine
Farbe setzt, und diese Zahl und die Farbe kommt nicht,
der geht davon aus, dass er beim nächsten Mal dran ist, dass
heißt, dass die Wahrscheinlichkeit sich erhöht.
Und
das nährt seine Hoffnung, dass das Verlieren die Wahrscheinlichkeit des
Gewinnens höher macht. Und dadurch wird die Hoffnung zu einer
Möglichkeit, sich bankrott zu hoffen, weil sich die Hoffnung immer mehr
steigert und sogar durch die Enttäuschung nicht kleiner, sondern
größer wird.
Brink:
Das heißt, ich muss also irgendwie den Punkt abpassen, in dem Hoffnung
nicht mehr hilft und ich zweifeln muss. Ist das die Therapie?
Retzer:
Es reicht eigentlich, auf die Anstrengung zu verzichten, dumm zu
bleiben. Es soll ja auch, neben diesem Spruch, den Sie eben gesagt
haben, "Die Hoffnung stirbt zuletzt", es soll ja auch den
Spruch geben: "Aus Erfahrung kann man lernen." Es ist schon
ziemlich anstrengend, wenn man aus Erfahrung es vermeidet zu lernen.
Wenn
die Erfahrungen, zum Beispiel der Verlust beim Roulette, dagegen
sprechen, dass man sich hoffnungsvoll sozusagen in den Bankrott hinein
begibt, dann genügt es eigentlich, die Erfahrung zur Kenntnis zu nehmen
und nicht über sie hinwegzugehen. Und das scheint
mir das wichtigste Mittel gegen diese illusionäre und möglicherweise
destruktive Hoffnung zu sein.
Brink:
Wir hoffen ja auch meistens, wenn wir zum Beispiel Angst haben. Wie
müssen wir denn damit umgehen, wenn wir dann nicht hoffen sollen oder
können?
Retzer:
Wir hoffen eigentlich nicht, wenn wir Angst haben. Dem muss ich ein
bisschen widersprechen, auch als Psychotherapeut. Wenn wir Angst haben,
versuchen wir alles Mögliche zu mobilisieren, die Angst zu bekämpfen.
Das heißt, wir mobilisieren den Kampf gegen die Angst.
Ich
bin in einem Interview mal gefragt worden, Herr Retzer, leben wir in
Deutschland in einer Angstgesellschaft? Da habe ich gesagt, nein, das
stimmt nicht, wir leben nicht in einer Angstgesellschaft, wir leben in
einer Angstbekämpfungsgesellschaft.
Das
heißt, es gibt dort die Hoffnung, durch den Kampf gegen die Angst die
Angst in den Griff zu bekommen. Das hat die fatale Konsequenz, dass, je
stärker wir Angst bekämpfen, umso größer wird die Angst, weil die
Angst sozusagen als der Gegner die ganze Kampfenergie, die wir gegen sie
aufwenden, benutzt, um noch stärker zu werden.
Das
weiß jeder, der versucht, sich sozusagen zusammenzunehmen, sich
zusammenzureißen, um sein Lampenfieber bei einer Präsentation in den
Griff zu bekommen.
Brink:
Also dass wir vielleicht aufhören, in dieser Angstgesellschaft,
Angstbekämpfungsgesellschaft und Schönfärberei zu leben, wie Sie in
Ihrem Buch sagen. Und da taucht auch noch ein ganz interessanter Begriff
auf, der eigentlich ganz gut passt. Sie sprechen da von einer
"resignativen Reife". Ist das dann so was wie Achselzucken für
Fortgeschrittene?
Retzer:
Nein, ich glaube, das ist, wenn man so will, wenn man aus Erfahrung
gelernt hat, die fast notwendige oder zwangsläufige Entwicklung, auf
die etwas hinausläuft. Ich will Ihnen ein Beispiel dafür geben für
diese resignative Reife, aus einem Gebiet, das vertraut ist.
Man
heiratet jemanden, ein netter Kerl, nette Frau, sonst würde man ihn
oder sie nicht heiraten, aber schon am
Hochzeitstag sagt man sich: "Das kriegen wir auch noch hin."
Gemeint ist damit, die zwei oder drei Macken, die der andere oder die
andere hat, die wird mit Hoffnung versehen sozusagen als ein Auftrag,
ein Veränderungsauftrag genommen, das kriegen wir auch noch hin.
Wenn
man Glück hat, sind dann zehn, fünfzehn, zwanzig Jahre ins Land
gegangen. Der Gegner, hätte ich jetzt fast gesagt, hat dieselben Macken
in derselben Ausführung wie am Hochzeitstag, aber
ein Großteil von Lebensqualität ist auf der Strecke geblieben.
Die
resignative Reife kann dann darin bestehen, dass man die Hoffnung
aufgibt, den Partner so hinzubekommen, wie man denkt, dass er sein
sollte.
Diese
Art von Hoffnungslosigkeit oder resignativer Reife kann mit einer
erhöhten Lebensqualität verbunden sein, weil man die vergeblichen
Versuche aufgeben kann, den Partner zu verändern, und der Partner kann
die Verteidigungsversuche, die er anstrengen muss, um nicht verändert
zu werden, auch aufgeben.
Insofern
ermöglicht die resignative Reife etwas wie Hoffnungslosigkeit, die
durchaus ein Trost sein kann.
Brink:
Können Sie uns noch ein bisschen mehr Hoffnung mitgeben zum Schluss?
Retzer:
Ich befürchte, dazu bin ich nicht der Richtige. Aber ich will Ihnen
trotzdem was Hoffnungsvolles zum Schluss noch sagen: Ich glaube, die
Hoffnung ist eine, die wir, ähnlich wie die Angst, nicht abschalten
können als Idee. Die Hoffnung ist aber
wahrscheinlich eine notwendige pubertäre Glaubensvorstellung
unaufgeklärten Größenwahns. Behält man diese pubertäre
Glaubensvorstellung wider alle Erfahrung bis ins hohe Alter aufrecht,
hat man ein ernstes Problem.
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