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Professor Günther Schwab
Der
Tanz
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1958 ca. 500 Seiten dnb Buch (20)
wikipe Autor *1904 dnb Nummer (100) detopia S.htm |
Dreyhaupt-2008
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Aus wikipedia-2020
Günther Schwab war ein österreichischer Schriftsteller. Schwab tat sich besonders als Erzähler und Essayist, aber auch als Drehbuch- und Hörspielautor hervor. Er setzte sich in seinen Büchern schon früh für den aktiven Umweltschutz ein. Im Roman "Der Tanz mit dem Teufel" stellt er die Kernspaltung als eine verbrecherische Verschwörung der geheimen Gesellschaft von Teufeln dar, durch welche die Menschheit verdorben werden soll. Er beschreibt insbesondere die propagandistischen Methoden, um die Kernkraftwerke in der Öffentlichkeit harmlos erscheinen zu lassen. Als dramaturgisches Mittel verwendet er dabei die Erlebnisse eines jungen Pärchens, das zufällig hinter die Kulissen dieser Geheimorganisation blicken kann. Joachim Radkau sieht in dem Roman eine „Kampfschrift“, die zu einem frühen Zeitpunkt „ein erstaunlich breites Spektrum von Argumenten gegen die Kerntechnik brachte“. Zugleich zeige sie auf, „wie die damalige noch wissenschaftsferne Situation der Kernkraft-Kritiker dazu verleitete, selbst vernünftige Argumente in einem dämonologischen Gewand zu präsentieren“. Laut Jan Grossarth ist 'Der Tanz mit dem Teufel' "ein politisches Pamphlet, das als Roman verkleidet ist, doch mit Fußnoten gespickt wie eine Doktorarbeit“. In Schwabs "verschwörungs-literarischem Hauptwerk“ gehe es um "jenen sozialdarwinistisch durchtränkten Naturkitsch, der die geistige Basis der Blut-und-Boden-Ideologie war“. |
aus Dreyhaupt-2008
Prof. Dr. phil. h. c., Dr. rer. nat. techn. h. c. Günther Schwab (1904-2006), ein österreichischer Schriftsteller, gründete 1960 in Salzburg den Weltbund zum Schutze des Lebens, dem er als Präsident vorstand; er galt als Naturschützer und früher Kritiker der Kernenergie.
Von seinen mehr als 30 Büchern wurde das 1958 erschienene fortschrittskritische Werk <Der Tanz mit dem Teufel> (13) ein Bestseller; der Untertitel "Ein abenteuerliches Interview" signalisiert schon die eigenartige literarische Anlage des Buches, die das Lesen und Begreifen des gewichtigen Inhalts als extreme Warnungen vor den drohenden Gefahren der Zivilisation nicht leicht macht.
Ein Auszug aus dem Klappentext erklärt, wie das Buch aufgebaut ist:
"Nie zuvor ist die Menschheit von einer solchen Fülle lebenswichtiger Fragen bedrängt gewesen wie in der Gegenwart. Beängstigend und unausweichlich ist jeder diesem Dilemma ausgesetzt, das zwangsläufig die uralte Frage aufwirft: <Ist die Welt Gottes oder des Teufels?>
Vier moderne junge Menschen, der amerikanische Journalist Bob Harding, der deutsche Techniker Alfred Groot, die französische Ärztin Rolande und der schwedische Dichter Sten Stolpe streiten sich in Schwabs neuestem Werk über diese Frage. Da sie sich nicht einigen können und den Weg zu Gott nicht finden, beschließen sie, den Teufel zu interviewen. Sie finden ihn im 82. Stockwerk eines Wolkenkratzers als Boss, als Herrn der Welt, ein Managertyp unserer Zeit.
Im Vollbewusstsein seiner unangreifbaren Macht lässt der Teufel die Dezernenten seines Vernichtungsministeriums aufmarschieren, die in Wort, Bild und Ton berichten, was sie in den letzten 5, 100 oder 1000 Jahren zur Vernichtung der Menschheit veranlasst haben.
Es referieren die Abteilungsleiter für: Vergiftung der Luft, Vergeudung des Wassers, Vernichtung des Waldes, Verwüstung des Bodens, Vernichtung des Bauerntums, Vergiftung der Landschaft, Verjauchung des Wassers, Entartung durch Feinkost, Gift in der Nahrung, Entseelung durch Hast und Lärm, Entartung durch Lebensstandard und Fortschritt, Vergiftung der Seelen, Krankheit und Medizin, Kampf gegen den Geist, entartete Politik, Atomtod, Untergang durch Massenvernichtung."
Die wörtliche Wiedergabe des jeweiligen Interview-Textes mit Vortrag, Zwischenruf und Gegenrede führt dazu, dass man die wirklich essentiellen Gefahren- oder Warnbotschaften zu den einzelnen Referatsgegenständen herausfiltern muss.
Das Buch hat bei mir den Eindruck erweckt, dass der Autor jede ihm relevant erscheinende Information über aktuelle Umweltgefahren akribisch, gewissermaßen ‘Noten-haft’, gesammelt und dann zu einer mehr oder weniger harmonischen Symphonie komponiert hat. Da muss man schon genau hinhören, um die Obertöne heraus zu finden. Das soll im Folgenden an einigen für die damalige Zeit gravierenden Problemen - unter Markierung mit dem jeweiligen Teufelstyp - in der gebotenen Kürze demonstriert werden.
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Der Fortschritts-Teufel:
"Die Menschen arbeiten uns ausgezeichnet in die Hände. Wer einmal mit den Elementen des fortschrittlichen Wohllebens in Berührung kam, verlangt immer mehr davon, und noch mehr, je primitiver er ist. Und sie merken dabei nicht, dass durch die künstlich gesteigerten Lebensansprüche alle sozialen Errungenschaften, die im vorigen Jahrhundert blutig erkämpft wurden, verloren gehen!"
Einwand: "Die Menschheit wird umkehren, sobald sie das erkannt hat."
"Es gibt keine Umkehr! Die Fortschrittsmaschine hat sich selbständig gemacht und ist der Kontrolle durch den Menschen entwachsen. Sie läuft von selbst und reißt ihn mit sich, und der Mensch weiß nicht, wo der Teufelstanz enden wird. ..... Gestatten Sie mir einige kurze Schlussworte, Boss! Da wirklicher Fortschritt immer nur geistig-seelischer Art sein kann, gibt es in der Menschenwelt keinen wirklichen Fortschritt, und inmitten ihrer überspitzten Zivilisation steht die Menschheit heute noch und wieder auf dem Niveau von Kannibalen. Ahnungslos, naturentfremdet, sittenlos und unbekümmert legen sie die Hand an die Grundfesten der Welt und des Lebens. So habe ich die Möglichkeit völliger Zerstörung durch die Jahrhunderte herangezüchtet und gesteigert, langsam, verschwiegen, unter der Oberfläche. Und die Menschheit, berauscht von ihrem sogenannten Fortschritt, hat es nicht gemerkt. Mit Stolz und Genugtuung darf ich es heute aussprechen, dass wir dem Endchaos ganz nahe gekommen sind."
Man erkennt, trotz Weglassung langatmiger Teufelserklärungen und kleinlicher Details, die Struktur der Botschaft, die überbracht werden soll: Der Fortschritt in Zivilisation und Technik ist des Teufels! Und das bestätigt später noch der Teufel zur Zerstörung der Arbeitsmoral:
"Alles Schaffen ist naturgesetzlich an die Mühe gebunden. Die Maschine erzeugt mühelos. Durch die Maschine habe ich die Moral der Leistung zerstört. An ihre Stelle habe ich die Lohnmoral gesetzt. Wer vor der Wahl seines Berufes steht, prüft sein Talent nicht mehr mit dem Ziel, dem Leben am besten zu dienen, sondern mit der Frage: ’Wie verdiene ich am meisten?’ Die Arbeit ist nicht zweckfreie Lebenserfüllung mehr, sondern Fron, nicht mehr Lebenswert, sondern Verdienzweck. Damit ist das Glück der Arbeit zertreten. .... Die Maschine ist die Mutter der Vermassung. .... Die Maschine ist der Herr der Welt, und der Mensch ist ihr Sklave geworden. Sie ist Zwingherr, Despot, Tyrann und Diktator, gegen den es keine Hilfe gibt. Mit jeder Maschine wird ein Stück menschlicher Freiheit begraben."
Der Lärmteufel setzt später noch ein Ausrufezeichen hinzu: "Die Maschine ist die
Herrin der Menschenwelt. Ihre Merkmale sind Lärm und Hast. Die Maschine als das
Machtprinzip der Gegenwart prägt dem menschlichen Dasein ihre Eigenschaften
auf, und der Mensch müht sich, es dem Tyrannen gleich zu tun, damit er ihm gnädig
sei."Die Kritik geht also weiter: Die Maschine, die Technik wird im wahrsten Sinne des
Wortes verteufelt!
Der Luft-Vergiftungs-Teufel:"Ich habe den Menschen die Köder des Profits und der übersteigerten Bedürfnisse
reichen lassen. Sie haben angebissen und sind seither in krankhafter Hast und
angestrengter Arbeit bemüht, die eigene Atemluft zu verpesten. Die Zahl der
rauchenden Schornsteine ist auf der ganzen Welt im Steigen begriffen. Die
Industrialisierung marschiert auf allen Linien. .... Um die Voraussetzungen für das
Gelingen meiner Arbeit zu schaffen, habe ich vor allem jene Unmoral gefördert, die
darin besteht, dass die Industriewerke und Verkehrsmittel ihre Abfallprodukte wie
Rauch, Ruß, Kohlen-, Zement- und Gipsstaub sowie chemische Giftgase einfach der
Atemluft übermitteln, die allen gehört."
Damit ist ja die Gefahrenlage ‘Luftverschmutzung’ eigentlich schon hinreichend
charakterisiert. Aber jetzt kommt der Teufel auf ein Detail zu sprechen, das
verdient, vor aktuellem Hintergrund festgehalten zu werden:
"Die Schlote von Manchester jagen jeden Tag zehn Millionen Kubikmeter
Kohlensäure in die Atmosphäre. Beim derzeitigen Stand der Industrialisierung
würde die Atemluft in hundert Jahren doppelt so viel Kohlensäure enthalten wie
heute."
Zwischenfrage: "Was versprechen Sie sich davon?"
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"Absterben verschiedener Pflanzenarten, die für die menschliche Existenz wichtig
sind. Krankheit und Tod für Mensch und Tier. Rückgang der Ernten, Qualitäts minderung der menschlichen Nahrungsmittel. Ferner: das Kohlendioxid in der
Atmosphäre nimmt die von der Erde abgegebene Wärme auf und hält sie fest. Dies
führt zu einer Milderung des Klimas, damit zum Auftauen des Polareises und
Ansteigen des Meeresspiegels. Dies kann die Überflutung der Kontinente bewirken.
Heute schon geht die Eisdecke der Pole um 60 cm jährlich zurück." Der Wasserteufel
kommt später auch noch auf die Klimaänderung zu sprechen und verkündet:
"...und diese trägt zum Versiegen des Wassers bei."
Also 1958 schon ein Hinweis auf die sich anbahnende vom Menschen verursachte
Erderwärmung und ihre heute hochaktuell diskutierten Folgen, aber im übrigen
viele unpräzise und Angst einflößende Verallgemeinerungen. Das ist aus heutiger
Sicht der wesentliche Mangel dieses Buches; wie gesagt, gesammelte
Informationen aus aller Welt, die manchmal etwas zu journalistisch aufgearbeitet
werden. Da hilft auch nicht, den Teufel vorzuschieben.
Der Wasser-Teufel:
"Wasser ist ein besonderer Saft. Wer es zerstört, vernichtet das Leben. Es ist kein
Rohstoff, sondern etwas Lebendiges. Kohle, Eisen und Öl werden eines Tages
vielleicht durch andere Stoffe und Energien ersetzt werden können. Das Wasser
bleibt unersetzlich und unvermehrbar. Jedes Gewässer ist ein Glied der atmenden
Natur, und jede Wassersünde greift in ihren Folgen stets auf das ganze Land über. ....
Wenn der Blutkreislauf beschleunigt wird, erkrankt der Organismus. Wird der
Wasserumlauf beschleunigt, so erkrankt die Landschaft. Kranke Landschaft erzeugt
krankes Leben -".
Einwurf des Teufels: "Das ist das Ziel, das mir vorschwebt!".
"Wenn ich von Erfolgen spreche, so darf ich das Verdienst dafür nicht für mich allein
in Anspruch nehmen. Meine Kollegen von den Dezernaten für Waldvernichtung, für
Bodenzerstörung und für Vergiftung des Wassers, die Karst-, Wüsten- und
Jaucheteufel, haben an diesen Ergebnissen hervorragenden Anteil."
Der Lärm-Teufel:
"Wie die Bewegung einer Maschine nicht denkbar ist ohne Geräusch, so ist die Hast
die Quelle des Lärms in der Menschenwelt. Beide haben die gleichen Wirkungen. Ich
habe die Stille erwürgt. Die Stille ist der Ursprung aller guten Dinge. .... Ich habe
den Menschen das Rauschgift des Lärms gereicht. Sie haben es geschluckt und sind
danach süchtig geworden. Lärm tötet den Geist. Lärm verscheucht die Besinnung.
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Lärm verhindert Erkenntnis. Lärm dörrt das Herz aus und erschöpft das Gehirn.
Lärm macht die Menschen leer. .... Wer einmal Säufer des Lärms geworden ist, kann
ohne Lärm nicht mehr sein. Er nimmt ihn mit in die Freizeit, er trägt ihn in seinem
Kofferradio mit sich. Er ist zum Sklaven des Lärms geworden. Der Lärm ertränkt die
Kraft, die Güte, die Liebe."
Das erinnert uns an Katz und Demoll; aber welcher Unterschied in der
Darstellung!
Und so geht es weiter mit den Ressort-Teufeln: da spricht der Waldvernichtungs Teufel vom schon mehrfach behandelten Sterben der Landschaften und der
Völker; dann der Hunger-Teufel von der Humus-Zerstörung und -Erosion -
einschließlich der Sears’schen Dust Bowl-Tragödie in den Great Plains - sowie
über Düngung und Humusersatz; der Spray-Teufel erläutert die verheerenden
Folgen der Anwendung von Pestiziden und geht auf die Geschichte des DDT und
noch gefährlichere Folgeprodukte ein; der DummheitsTeufel schildert seinen
Kampf gegen den Geist mittels illustrierter Zeitschriften, Rundfunk, Kino und
Fernsehen sowie seine Bemühungen zur Vermassung der Menschen; der
Bauerntum-Zerstörungs-Teufel erfüllt die Erwartungen Luzifers noch nicht und
wird vom Boss ermahnt:
"Nehmen Sie dem Bauern alles, woran er mit der Seele hängt: die
Überlieferung, den Stolz, den Kinderreichtum, den Glauben, und sorgen Sie
dafür, dass jeder Bauernbub sein Moped und jedes Dorfwirtshaus seine
Musikbox mit den neuesten Schlagern bekommt! Die hunderttausend Jahre
alte Bauernseele ist eines der bedeutendsten Hindernisse auf dem Weg zu
unserem Ziel. Zerbrechen Sie sie mit allen Mitteln! Das ist die Voraussetzung
für den Untergang des Abendlandes, und er ist die Voraussetzung für den
Untergang der ganzen Menschheit."
Einige Ressort-Teufel will ich jedoch noch zu Wort kommen lassen: den
KrankheitsTeufel, den Atom-Teufel, den Sintflut-Teufel und zuletzt auch noch
Luzifer selbst.
Der Krankheits-Teufel:
"Die Volksgesundheit ist nicht nur eine Bazillenfrage. Das Kranksein beginnt
bei der geistig-seelischen Fehlsteuerung und Inaktivität. An den Reibungen der
überorganisierten sozialen Ordnung entzünden sich geistige, körperliche,
eingebildete und wirkliche Leiden. Der weitgehende Sozialschutz nimmt dem
Schwächeren die Vitalität. Naturwidrige Lebensrhythmen, Hast und Lärm,
Vergiftung der Umwelt und Nahrung, mangelhafte Atmung und Bewegung -
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die Quellen des Krankheitselends sind unaufzählbar und unausschöpflich."
Nach langer Diskussion über die Rolle der Medizin im Kampf gegen die
Krankheiten, resümiert der Krankheits-Teufel:
"Durch die Erfindung des Medizinmannes habe ich den Arzt totgeschlagen, mit
der Medizin habe ich die Heilkunst liquidiert. Durch wissenschaftlichen Drill
würge ich die natürlichen Heilinstinkte ab. Ich liefere die um die Krankheit
Bemühten der analytischen Gelehrsamkeit aus, die den Kontakt mit dem Leben
unterbindet. Sie können nur noch Medizinmänner, aber keine Ärzte werden.
Das Zahlenverhältnis zwischen beiden hat sich in den letzten dreißig Jahren
sehr zu ungunsten der Ärzte verschoben. Die Entwicklung läuft in diesem Sinne
weiter. Am Ende stehen Spezialisten und Dilettanten. Beide sind blind
gegenüber der Ganzheit des Lebens. .....Die Medizinmänner verewigen das
Krankheitselend der Menschheit, weil die Symptombekämpfung fast immer das
Grundleiden verschlimmert und zur Ursache neuer Krankheiten wird. Sie
betrachten die Krankheit als eine isolierte Erscheinung , die Ursache und Sitz
im menschlichen Körper hat, und verstehen nicht, dass ihre Wurzeln in der
gesamten Umwelt, in Luft, Wasser und Boden gesucht, dass der Tod in der
Technik, in der Chemie, in der Profitgier, im Geltungswahn, im Fortschritt, im
Lebensstandard bekämpft werden muss. Jede Krankheit ist nur die Folge eines
Fehlers in der Lebensweise. Hoffnungslos ist es, die Degeneration zu
bekämpfen, wenn man ihre Quellen nicht verstopft."
Und dann äußert er sich zum Gesundheitswesen:
"Um die Selbstverantwortlichkeit zu zerstören und den Gesundheitswillen zu
lähmen, habe ich die soziale Krankenversicherung erfunden. Mit ihr gaukle ich
dem Menschen den willkommenen Traum vor, dass ihm jede Sorge, jedes
eigene Bemühen um seine Gesundheit abgenommen ist. Wer fürs Kranksein
belohnt wird, das heißt einen Krankenschein und Geld ohne Arbeit bekommt,
wird gerne krank. .... Im Endeffekt bleibt es dabei, dass Nichtversicherte
schneller gesunden als Versicherte. Selbst Verwundungen nach Unfällen heilen
früher bei denen, die zum Kranksein keine Zeit haben und selber dafür
bezahlen müssen. Für den Neurotiker bedeutet die soziale Krankenfürsorge
geradezu eine persönliche Gefahr. . ..... Noch nie in der Geschichte der
Menschheit ist ein solcher Gefahrenzustand erreicht worden wie in der
Gegenwart. Am hohen Krankenstand, an den gewaltig angestiegenen Kosten
für das Krankheitswesen ist niemand anders schuld als der Medizinmann und
die übersteigerte Krankenfürsorge. Das geistig und sozial Minderwertige, das
sich in a len Gesellschaftsschichten vorfindet, wird weiter vordringen und
Boden und Einfluss gewinnen. Das ist die Folge der durch die Medizin
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betriebenen negativen Auslese der letzten Jahrhunderte. Die Menschheit wird
diesen immer intensiver fortschreitenden Prozess nicht überleben."
Das sind deutliche Anklänge an gleichartige Gedanken von Demoll und Hass, hier
nur dem Teufel in den Mund gelegt, bei dem man naturgemäß zu den Krankheits ursachen einen Hinweis auf die persönliche Schicksalhaftigkeit schwerer
Krankheiten vermissen muss. Noch aktueller als die Krankheitsdiskussion war zur
Zeit des Erscheinens des Schwab’schen Werkes das Thema Atombombenversuche
und Kernenergie. Dazu meldet sich jetzt zu Wort
Der Atom-Teufel:
"Durch die in zwölf Jahren von verschiedenen Staaten unter dem Vorwand der
Sicherung des Lebens angestellten etwa 170 A- und H-Bomben-Versuche ist es
mir gelungen, die ganze Erde radioaktiv zu verseuchen."
Nach eingehender Abhandlung von Details über die Folgen der Atombomben Versuche, prophezeit der Atom-Teufel die Folgen eines nuklearen Krieges:
"Die radioaktive Verseuchung im Atomkrieg wird halbe Kontinente für Mensch und
Tier unbewohnbar machen. Jede Hilfeleistung ist unmöglich."
Schließlich kommt er auf Kernkraftwerke zu sprechen und schildert am
Unfallgeschehen im Reaktor von Windscale die möglichen gravierenden Folgen
auch der friedlichen Nutzung der Kernspaltung:
"Es geschah in der Plutoniumfabrik Windscale, England, am 10. Oktober 1957. Im
Reaktor Nummer eins sprengten zwei Urankartuschen die Schutzhüllen aus
Aluminium und gerieten in Brand. Das Feuer wurde zwar sogleich gelöscht, dennoch
wurde der Reaktor so heiß, dass er stillgelegt werden musste. .... Am Abend des 12.
Oktober musste das als verseucht geltende Gebiet auf 500 Quadratkilometer
ausgedehnt werden. In dem 500 Kilometer weit entfernten London stieg die
Radioaktivität der Luft auf das 20fache des normalen Wertes."
Man diskutiert auch über möglichen Nutzen der Kernspaltung und der
Radioaktivität in Wirtschaft und Medizin ebenso wie über die Probleme der
radioaktiven Abfälle, die der Atom-Teufel verständlicherweise als säkulare
Belastung der Menschheit darstellt. Nicht ohne Grund hat ja der Autor Günther
Schwab das Attribut des frühen Mahners gegen die Nutzung der Atomenergie
erhalten. Aber Luzifer, der Boss, hat noch ein weiteres Instrument zur Vernichtung
der Menschheit im Köcher: eine neue Art von Sintflut.
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Der Sintflut-Teufel:
"Das letzte Mal war es Wasser. Die neue Sintflut wird aus Menschen bestehen. ...
Gefährlicher als die Atombombe ist die Bevölkerungsbombe. Die Atombombe könnte
zudem, wenn meine Gegner auf diesem Sektor einen Sieg davontragen so lten,
geächtet und abgeschafft werden. Die Menschenbombe aber wird zur Detonation
kommen, so wahr ich hier sitze. .... Der Mensch war gerade noch klug genug, die
Naturgewalt für sich auszuschalten. Aber seine Gehirnwindungen reichten nicht aus
zu erkennen, dass der überwundene natürliche Zwang durch sittlichen Zwang hätte
ersetzt werden müssen. Er wich von der Urmoral ab und damit vom Leben. Seither
vermehrt er sich über alles natürliche und zulässige Maß hinaus. Und so sehr seine
Überzahl ihn zum scheinbaren Sieg über die Natur befähigte, so sicher wird seine
Überzahl ihm den Untergang bringen."
Darüber wird intensiv diskutiert, und der Sintflut-Teufel bringt neue Fakten und
prophezeit erschreckende Bevölkerungszahlen:
"Der Mensch glaubt, sich der Naturgewalt entzogen zu haben. In Wahrheit hat er die
Vollstreckungskräfte der Schöpfung nur vorübergehend in ihrer Wirkung
eingeschränkt. Sie sind zurückgedrängt an die Ränder der Welt. Die Gelehrten
prophezeien für das Jahr 2000 eine Erdbevölkerung von 4,5 , für 2160 von 18,5
Milliarden. .... Bisher hat der gute Tod in Form von Seuchen, Giftschlangen, Tigern
und Hungersnöten die zerstörende Fruchtbarkeit des Menschen in Schranken
gehalten. Jetzt laufen dort meine Gesundheits- und Ernährungsprogamme an. Die
Todeszahlen sinken, die Geburtenzahlen steigen an. Man bekämpft die
Kindersterblichkeit, die Tuberkulose, die Malaria, den Hunger. Bald werden auch
hier die Bevölkerungszahlen sprunghaft in die Höhe klettern."
Welche ausgezeichneten Folgen solche Gesundheitsprogramme zeitigen,
demonstriert der Teufel dann am Beispiel von Portorico, das bei Vogt schon als
soziale Fehlleistung von Menschenfreunden abgehandelt worden ist. Dazu der
Teufel:
"Das eben ist das Teuflische daran, dass sie Gutes zu tun glauben und doch die
Vollstrecker des Urteils sind, das wir Teuflischen in teuflischer Weise über die
Menschheit verhängt haben. Sie beten und sind doch verflucht. .... Es soll nur einer
versuchen, dagegen aufzustehen! Sie würden ihn kreuzigen – wegen Verbrechens
gegen die Menschlichkeit."
Einwand und Vorschlag: "Man müsste die Fruchtbarkeit eindämmen."
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Der Sintflut-Teufel: "Aber Verhütung von Nachwuchs ist nur ein Aufschub, kein
Ausweg. Da sie gegen die Natur ist, führt sie nur noch näher an den Abgrund. Und
wer würde verhüten? Die Wissenden, die Verantwortungsbewussten, also die
Wertvollen. Wer würde nicht verhüten? Die große Masse der Mittelmäßigen."
Einwand und Vorschlag: "Eine vernünftige Gesetzgebung würde es niemandem
freistellen. Sie würde alle gleich verpflichten."
Antwort des Teufels: "Gut. Und was würde in solchem Falle verhütet? Der gute wie
der schlechte Nachwuchs. Was käme zur Welt und würde mit allen Mitteln der
ärztlichen Kunst am Leben erhalten? Der gute und der schlechte Nachwuchs.
Geburtenkontrolle ist nur ein Weg mehr zur Krankheit und zum Seelenproletentum.
Wo die Auslese fehlt, wird das Leben krank. . ..... Die Intelligenz erwirbt akademische
Grade, die Fleißigen und Leistungsfähigen erarbeiten Häuser, Bankkonten und
Magengeschwüre. Die Armen ohne höhere geistige Potenz kriegen Kinder. Damit ist
eine Entwicklung von höchster Wichtigkeit eingeleitet. Je näher die Menschheit der
großen vernichtenden Endkatastrophe kommt, umso mehr müsste sie alle Kräfte des
Geistes steigern und zusammenballen, um ihr zu begegnen; umso mehr aber sinkt
der Anteil der Intelligenz und steigt zugleich der Anteil der großen urteilslosen
Masse. Einer immer kleiner werdenden Gruppe von erkenntnisfähigen Menschen
steht die täglich mehr ins Ungeheuerliche anwachsende Masse der Unbildung
gegenüber, die der Weisheit ebenso wenig zugänglich ist wie Doktrinen und
politischen Programmen und also nicht mehr sinnvoll gelenkt werden kann."
Wieder finden wir uns bei Demoll und Hass, eben ein wichtiges Thema der
damaligen Zeit; nur mit dem Unterschied, dass man dem Teufel von vornherein
teuflisches Denken unterstellt! Versteckt sich Schwab hinter Luzifer?
Zum Schluss des buchfüllenden Interviews mit dem Teufel, protzt er:
"Ich führe die Gewalten der Vernichtung geschlossen und wohl organisiert gegen den Menschen. Von allen guten Geistern verlassen, steht er am Ende verloren und allein."
Damit fordert er aber den geballten Widerstand seiner Interviewpartner heraus:
"Wir sind nicht allein! Hinter uns steht Gott!"
Aber so schnell gibt Luzifer nicht auf und erteilt der Menschheit eine bittere Lektion:
"Und ihr glaubt, ihr Wahnsinnigen, dass er Euch helfen wird, er, der täglich tausendfach erniedrigt, verleugnet und verleumdet, beleidigt und bespieen ist durch jeden eurer Gedanken, durch jedes Wort, durch jede Regung eurer vergifteten Herzen, durch jede eurer Handlungen, durch eure ganze verdrehte, verdorbene und verfluchte Welt; ihr meint, dass ihr von ihm etwas zu erwarten habt? Sagte ich euch nicht, dass der Chef den Stab über euch brach, dass er es war, der mir den Auftrag erteilte, euch zu vernichten, weil ihr gegen sein Gesetz verstoßen habt? Es ist sein Wille, dass die Missgeburt vertilgt werde. Ihr wollt Euch gegen diesen Willen wenden und hofft, dass er euch darin beistehen wird?"
Mit dem standhaften Ruf: "Gott wird uns helfen!" geloben die Interviewpartner für die ganze Menschheit:
"Allmächtiger Gott! Verzeihe uns und stehe uns bei in der größten Not unseres Daseins! Wir wollen dem Leben dienen. Wir sind in Deiner Hand, und wir wissen, dass nichts geschieht ohne Deinen weisen und ewigen Willen. Gib uns eine Frist, uns zu bewähren! Wir wollen die Werke des Teufels zerstören auf dieser Welt. Wir wollen den Apfel, den wir vom Baum stahlen gegen Dein Verbot, zurück in Deine Hände legen. Nimm, was Dein ist, und vergib uns unsere verbrecherische Schuld. Herr, erbarme Dich unser! Herr, erbarme Dich unser!"
Damit findet das Interview sein für die Menschheit versöhnlich klingendes Ende; aber Schwab lässt den Teufel sein Werk vollenden und die Welt des Teufels <mit einem betäubenden Donnergrollen in sich zusammen fallen>. Zwei Interviewpartner sind tot, die beiden anderen, die einzigen Überlebenden der Katastrophe, legen <Korn um Korn die Saat eines neuen Weltalters in die atmende warme Scholle>.
Das Buch erwartet von seinem Leser nicht nur Geduld mit der kaum zu vermeidenden Langatmigkeit des fast 500 Seiten langen Interview-Protokolls, sondern auch den notwendigen Interpretationswillen, um die teuflischen Bedrohungen seiner Umwelt und seines Lebens umzumünzen in Warnsignale.
Gegenüber Metternichs Buch kann man eine größere Problembreite erkennen, die aber weitgehend durch die sich zwischen 1945/47 und 1958 schon erheblich entwickelte Umweltdiskussion bedingt ist. An der Vorrangstellung Metternichs als erster früher Umwelt-Warner vermag Schwabs Buch jedoch nichts zu ändern. #