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Jared DiamondKollaps
Warum
2005 first edition 2006 im Fischer Verlag |
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2005 700 Seiten detopia Start Diamond |
Verlagstext: Der Untergang beginnt immer gleich: Klimakatastrophen, Raubbau an der Umwelt, rapides Bevölkerungswachstum, politische Fehleinschätzungen. Was versetzt unserer heutigen Welt den Todesstoß? Warum sind frühere Gesellschaften wie die Maya und Wikinger zugrunde gegangen, während andere sich behaupten konnten? Basierend auf neuesten Forschungen, zeigt Diamond am Beispiel Chinas, Australiens und Afrikas, was wir tun müssen, um unseren eigenen Untergang zu vermeiden. Die überwucherten Tempelruinen von Angkor Wat, die zerfallenden Pyramiden der Maya in Yucatan und die rätselhaften Moai-Statuen der Osterinsel, stille Zeugen einstmals blühender Kulturen, aber auch Mahnmale für heutige Gesellschaften. Wann beginnt das Ende? Was sind die Warnsignale? Jared Diamond zeichnet die Muster nach, die zum Untergang von Imperien führen, und zeigt uns, dass die Zukunft in unserer Hand liegt.
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Inhaltsverzeichnis Inhalt.pdf Prolog (13) Teil 1: Montana heute (43)
Teil 2: Gesellschaften früherer Zeiten 101
Teil 3: Gesellschaften von heute 385
Teil 4: Praktische Lehren 515
Nachtrag: Angkors Aufstieg und Fall (649) Fragen nach Angkor • Angkors Umwelt : Aufstieg von Angkor Die prächtige Stadt Großartige Ingenieurkunst Angkors Niedergang Danksagung (667) Weiterführende Literatur (671) Register (704) Bildnachweis (724) |
Leseberichte
von Volker Kempf in Naturkonservativ-Heute
30 Jahre nach dem Erscheinen von Herbert Gruhls 'Ein Planet wird geplündert' (September 1975) brachte der selbe Verlag (S. Fischer) mit Jared Diamonds <Kollaps> ein Buch auf den Markt, das eine thematische Nachfolge des vergriffenen Umweltklassikers antritt. Diamonds Werk über das Überleben und Untergehen von Gesellschaften stieg ebenfalls in die Spiegel-Bestsellerliste auf (bis auf Platz 5). Dabei schienen die "Apokalyptiker“ von früher längst abgehakt zu sein. Doch auch der Öko-Optimismus kam schon in die Jahre. Diamonds Bucherfolg markiert damit eine zeitgeschichtliche Wende in der Wahrnehmung der Zerstörung von ökologischen Grundlagen unserer Weltgesellschaft. Seine Deutung des „ökologischen Selbstmords“ der Kultur auf der Osterinsel als Mahnmal für unsere globalisierte Gesellschaft gibt Diamond im Interview mit Psychologie heute (12/2005) als „neu“ aus; das stimmt zwar nicht, weil schon Hans-Dieter Striening hierzu 2001 ein Buch („Das Osterinsel-Syndrom“) vorgelegt hat, wie der Rezension mit Interview in Naturkonservativ heute 2002 entnommen werden kann. Aber das sagt noch nichts gegen Diamonds Werk aus. Denn wenn Wissenschaftler, ein Geograph und Anthropologe hier sowie ein Ökonom und Soziologe dort, unabhängig voneinander zu ähnlichen Ergebnissen kommen, spricht das um so mehr dafür, sich die Sache genauer anzuschauen. Diamond ist auch differenziert genug festzustellen, daß mehrere Faktoren am Untergang einer Gesellschaft beteiligt sind, wobei ihm ökologische Faktoren bedeutsam sind. Augenfällig wird letzteres durch eine Graphik in Diamonds Buch (vgl. S. 614), die politische und ökologische Krisenherde der Welt vergleichend darstellt. Denn ökologische Krisenherde sind auch politische Krisenherde. Die Art der Darstellung des Materials erfolgt vor allem im ersten Teil zunächst im Stil eines Tatsachen-Romans. Einem breiten Publikum dürfte das gefallen. Motivationen von Menschen will Diamond damit erhellen, also verstehbar machen. Die Fakten bleiben davon unberührt, worauf es letztlich ankommt. Entscheidend ist auch, welche Perspektive eingenommen wird. Es ist eine interdisziplinäre Sichtweise, mit der der Leser betraut wird. Damit gerät das Ganze in den Blick, das – wie schon Herbert Gruhl beispielsweise 1992 auf dem „heißen Stuhl“ (RTL-TV) einem breiten Publikum erklärte –, schlimmer aussieht als so manches Detail. Denn, so schreibt nun Diamond ein Dutzend getrennt behandelte Problemkomplexe betreffend, die den Gesellschaften ihre Zukunftsfähigkeit streitig machen: „Ein Problem verschärft das andere oder macht eine Lösung schwieriger. Das Bevölkerungswachstum beispielsweise wirkt sich auf alle elf übrigen Probleme aus: Mehr Menschen bedeuten mehr Waldzerstörung, mehr Umweltgifte, mehr Nachfrage nach wilden Fischen, und so weiter.“ (S. 612) Der Leser wird sich während der Lektüre fragen, ob im öffentlichen Raum der Blick auf unsere Gegenwart wirklich ernst genug vorgenommen wird oder nicht doch allzu oberflächlich ausfällt. Denn wir haben es „heute“, wie Diamond darlegt, „mit den gleichen Umweltproblemen zu tun, die auch frühere Gesellschaften zu Fall brachte, und zusätzlich kommen vier neue hinzu: von Menschen verursachter Klimawandel, Anhäufung von Umweltgiften, Energieknappheit und die vollständige Nutzung der weltweiten Photosynthesekapazität durch den Menschen.“ (S. 20) Diamond zeichnet keine rosige Zukunft, spricht vom durchaus wahrscheinlichen "Ökozid", wollte laut dem erwähnten Interview ursprünglich sogar das Buch so nennen, fragte sich dann aber, "wer ein Buch mit einem derart depressiv machenden Titel überhaupt kaufen würde.“ Diamond gibt sich in seinem Buch nun verhalten optimistisch. Er glaubt, wir könnten alle etwas aus der Vergangenheit lernen, das unserer Zukunft nützt. Dafür zumindest möge sein Buch seinen Nutzen haben. Auch Gruhl hatte in <Himmelfahrt ins Nichts> noch postuliert, seine Erkenntnisse und Erfahrungen gewinnbringend einbringen zu wollen, ohne deshalb aber zum Zweckoptimisten zu werden. Die großen deutschsprachigen Zeitungen haben übereinstimmend eine satte Begründung für die im Titel ausgedrückte Aussage vom "Kollaps“ bemerkt und sich – wie namentlich die Welt am Sonntag – an Herbert Gruhl erinnert gefühlt. Dies nicht ohne Grund. Denn die bearbeitete Fragestellung und die Kernaussage weist eine große Ähnlichkeit auf, mag es auch noch Unterschiede in der Einschätzung der Handlungsmöglichkeiten geben, wobei es sich aber eigentlich um ein didaktisches Problem handelt: Wie viel Wahrheit will man als Autor seinen potentiellen Buchkäufern zumuten?
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VON RUDOLF WALTHER von TAZ am 12.11.2005 Warum brechen Gesellschaften zusammen? Warum überleben andere Gesellschaften? Das Buch des amerikanischen Geografieprofessors Jared Diamond unterscheidet sich grundsätzlich von reißerischen Bestsellern, die abwechselnd das Aussterben der Mitteleuropäer, die Vergreisung der Deutschen oder den Wärmetod der Welt voraussagen. Es ist ein ruhiges und sachlich argumentierendes Buch, das nicht einen einzigen Trend verabsolutiert oder voreilige Analogieschlüsse zieht. Zweierlei bewahrt Diamond vor solchen Kurz- und Schnellschüssen. Erstens legt er seine Studie universalgeschichtlich an, er orientiert sich also nicht an ein paar Zahlenreihen über die Temperaturentwicklung, sondern untersucht minutiös, warum etwa der Zusammenbruch der blühenden Kultur auf der Osterinsel im Pazifik um das Jahr 1500 begann oder das Ende der Gesellschaft der Anasazi im heutigen US-Bundesstaat New Mexico zwischen 1150 und 1200. Zwar bergen solche Vergleiche auch die Gefahr unzulänglicher Gleichsetzungen, aber viel stärker fällt ins Gewicht, dass interkulturelle und universalgeschichtliche Vergleiche Einseitigkeiten und Vereinfachungen vorbeugen. Zweitens, und das ist der größte Vorzug der Analyse, bedient sich Diamond naturwissenschaftlicher Methoden und spekuliert nicht freihändig im Stil von Apokalypse- und Untergangspredigern über die Gründe für den Zusammenbruch von Gesellschaften. So lässt zum Beispiel die wissenschaftliche Methode zur Bestimmung des Alters von Bäumen, die Dendrochronologie, anhand der Stärke der Jahresringe von Bäumen präzise Rückschlüsse zu auf die Niederschlagsmengen und deren Auswirkungen auf das Klima. Die Analyse des zeitlich weit zurückliegenden Untergangs von Gesellschaften im Pazifik, in Nord- und Mittelamerika und in Grönland sowie die Untersuchung zeitgenössischer Gesellschaftszusammenbrüche in Ruanda und Haiti zeigen, dass es niemals und nirgends ein Faktor war, der den Kollaps bewirkt hat. Es gibt, wie Diamond belegt, "keinen einzigen Fall, in dem man den Zusammenbruch einer Gesellschaft ausschließlich auf Umweltschäden zurückführen könnte". Wichtig ist immer auch die politische Reaktion der Elite eines Landes und der Gesellschaft auf Umweltschäden, Klimaveränderung, Bevölkerungswachstum, Armut und Reichtum. Einen "Umweltdeterminismus", der den Untergang der Maya-Kultur allein auf die Abholzung der Wälder zurückführt, hält Diamond für ebenso naiv wie absurd. Diamond breitet ein riesiges Material an Fakten aus. Am Beispiel des US-Bundesstaates Montana etwa lässt sich erkennen, was passiert, wenn eine traditionelle Ressource verschwindet. Im Bergbau in Montana gab es 20.000 Minen. Die meisten sind heute geschlossen. Geblieben sind riesige Mengen von Giftmüll und schwermetallverseuchten Staubecken und Gewässern. Die Beseitigung der Folgeprobleme des Bergbaus kostet Milliarden, die die Restbevölkerung, die von Viehzucht, Ackerbau und Holzverwertung lebt, stark belastet. Geringer werdende Niederschläge haben die Waldbrandgefahren drastisch erhöht und die herrschende Wasserknappheit verschärft. Denn seit den 90er-Jahren blüht ein Rentnertourismus, der reiche Kalifornier nach Montana bringt. Der Zweitvillenbau und die Anlage von Golfplätzen (Aufnahmegebühr 125.000 Dollar) treibt die Grundstückpreise in die Höhe. Zur Bewältigung der Altlasten tragen die Zugewanderten nichts bei, weil sie weniger als 180 Tage in Montana verbringen und deshalb keine Steuern zahlen. Montana ist natürlich kein Beispiel für eine Gesellschaft kurz vor dem Zusammenbruch. Aber Diamond zeigt, welchen Sprengstoff das komplexe Zusammenspiel von ökologischen und ökonomischen Problemen, von Zuwanderung und politischer Polarisierung der Bevölkerung birgt. Wenn sich Elite und Bevölkerung weigern, die Probleme wahrzunehmen und nach Lösungen zu suchen, sieht die Zukunft beider schwarz aus. Die Chance, Probleme zu erkennen und nach Alternativen zu suchen, hatten viele Gesellschaften nicht, wobei man die Gründe oft nur fragmentarisch rekonstruieren kann, weil es keine schriftlichen Zeugnisse, sondern nur archäologische Befunde gibt. Diese interpretiert Diamond. Auf der Osterinsel im Pazifik zum Beispiel lebten einmal 15.000 Menschen. Als der Holländer Jacob Roggeveen 1722 dort ankam, waren es noch einige hundert, 1872 noch 111. "Ein Extremfall von Waldzerstörung" (Diamond), der außer wirtschaftlichen auch kultische Gründe hatte. Davon zeugen die 397 vier bis sechs Meter hohen Steinstatuen - ein von den UN geschütztes Weltkulturerbe. Die Abholzung, etwa auch für den Transport der Säulen auf Baumschlitten, löste eine tödliche Kettenreaktion aus. Da die Menschen mangels Holz bald keine Schiffe mehr bauen konnten, überfischten sie die Uferregion und überjagten das Land. Nachdem alle Bäume gefällt waren, erodierte der Boden, worauf Wasser knapp wurde. Am Ende standen Clan-Kriege, Hunger und Durst. Im Jahr 793 nach Christus kamen die Wikinger aus Norwegen über Island nach Grönland, wo sie sich trotz widriger Bedingungen und dank großer Disziplin 450 Jahre halten konnten. Die Gesellschaft wurde zusammengehalten durch eine Elite starker Häuptlinge und den christlichen Glauben. Im Unterschied zu den eingeborenen Inuit, die als Sammler und Jäger lebten, brachten die Wikinger die Viehzucht ins Land, an der sie auch festhielten, als das Klima im Winter kälter wurde und die Heuproduktion im Sommer karger ausfiel. Mit dem Erlös aus dem Export von Schafwolle finanzierte die Elite den Import von Luxusgütern und farbigem Glas für die Kirchen. Die Wikinger weigerten sich auch angesichts der Kältewelle, ihre Lebensweise derjenigen der Inuit anzupassen. Die Autorität der Häuptlinge und der Geistlichkeit zerfiel, als eine Hungersnot ausbrach, und den Machthabern blieb nur "das Recht, als letzte zu verhungern" (Diamond), nachdem der Kontakt zu Norwegen abbrach und keine seetauglichen Schiffe zur Verfügung standen. "Das kurzfristige Interesse der Machthaber" - so Diamond - siegte über "die langfristigen Interessen der Gesamtgesellschaft". In den beiden letzten Kapiteln des Buchs beschäftigt sich Diamond mit der Frage, was aus der Geschichte des Zusammenbruchs unterschiedlicher Gesellschaften aus unterschiedlichen Gründen zu lernen sei. Das differenzierte Fazit der Autors, der sich als "vorsichtig optimistisch" versteht: "Da wir selbst die Ursachen unserer ökologischen Probleme sind, können wir sie auch beeinflussen." |
perlentaucher über Kollaps/Diamond ===>
überSZ-2005
Ein "atemberaubendes Buch", so Johannes Fried über Jared Diamonds "Kollaps". Diamonds neues Werk untersucht die Bedingungen einer globalen ökologischen Katastrophe und die Frage, wie man ihr entgegenwirken kann. Die Ansatzfragestellung lautet: Warum gehen Gesellschaften unter? Dafür führt der Autor vier Faktoren an: Klimaveränderungen - seit neuestem menschengemachter Art -, die Freundlichkeit beziehungsweise Feindseligkeit von Nachbarn und Handelspartnern, zuletzt die "intellektuellen oder organisatorischen Fähigkeiten einer Gesellschaft, auf Umweltschäden zu reagieren".
Auch wenn Fried Diamond darin zustimmt, dass eine "umweltfreundliche Bewirtschaftung" Not tue, erhebt er dennoch Einspruch. Wegen Simplifizierung. Was nach Ansicht des Rezensenten zu kurz kommt, ist die Frage nach der kulturellen Beschaffenheit einer Gesellschaft. Diamond argumentiert ihm zu rational-ökologistisch. Was Diamond ausblendet, ist, dass Katastrophen, auch der Verfall von Kulturen, der Preis für generellen Fortschritt, für Weiterentwicklung der Spezies sein können - als Beispiel zitiert er unter anderem die Pest des 6. Jahrhunderts, die zwar die Antike zu Grabe trug, aber den Aufstieg der fränkischen Welt ermöglichte.
Was Diamond bietet, so Frieds Fazit, ist "lediglich - wichtig genug! - ein 'Leitfaden für gute Entscheidungen'", in Richtung etwa von "ökologischen Verbandsbildungen und Konsumverzicht".
Doch der Erfolgsautor blendet, um es einmal deutlich zu sagen, die tragische Dimension des menschlichen Daseins aus. Wir sterben nun einmal, so Fried, und die von uns geschaffenen Zivilisationen sterben mit uns, und etwas Neues entsteht.
überFAZ-2005
Erst einmal setzt es vom Rezensenten Rudolf Walther ein paar Seitenhieb gegen "reißerische Bestseller", die von zu wenigen Daten auf katastrophale Folgen schließen (der Name Schirrmachers fällt nicht, aber es ist klar, wer gemeint ist). Und dann setzt es ausführliches Lob für Jared Diamond, der sich der Frage nach den Gründen für gesellschaftliche Zusammenbrüche in universalgeschichtlicher Perspektive und mit einem atemberaubenden Fundus an detailliertem Wissen annähere.
Zugute kommt dem Band, so Walther, die "naturwissenschaftliche Methode", die dafür sorgt, dass Kurzschlüsse ausbleiben und alles mit Fakten unterfüttert wird. Untersucht werden Gesellschaftszusammenbrüche im "Pazifik, in Nord- und Mittelamerika und in Grönland" sowie, zeitgenössisch, in "Ruanda und Haiti". Heraus komme dabei die Erkenntnis, dass Umweltzerstörung ein entscheidender, aber nie der einzige Faktor ist. So belegt Diamond - dies nur eines der vom Rezensenten aufgeführten Beispiele - mit archäologischen Befunden, dass das Verschwinden der Zivilisation auf der Osterinsel mit einem "Extremfall von Waldzerstörung" zu tun hatte. Walther scheint dem Autor in allen Darstellungen und Schlussfolgerungen zuzustimmen - und freut sich zudem, dass die Warnung vor der Apokalypse ausbleibe. Diamond zeige sich zuletzt angesichts der menschlichen Möglichkeiten "vorsichtig optimistisch".
überFAZ2005
Sehr erhellend findet Michael Jeismann dieses Abhandlung über die Ursachen des Untergangs von Gesellschaften, die der Geograf und Evolutionsbiologe Jared Diamond vorgelegt hat. In sechzehn Kapiteln liefere er empirisch gedeckte Fallbeispiele von den Mayas bis zum China der Gegenwart.
Von zentraler Bedeutung erscheint dem Rezensenten Diamonds Frage, warum sich angesichts schwieriger Umweltbedingungen manche Gesellschaften als labil erwiesen und andere nicht, eine Frage, die Diamond mit dem Zusammenwirken von Faktoren wie Umweltschäden, Klimaveränderungen, feindlichen Nachbarn und freundlichen Handelspartner sowie der Reaktion einer Gesellschaft auf ihre Umweltprobleme zu beantworten sucht.
Jeismann hebt hervor, dass es sich bei Diamond weder um einen "weltfremden Sektierer" noch um einen "geschäftsmäßigen Apokalyptiker" handelt. Deutlich werde freilich, dass die großen Konzerne zur Vernunft gezwungen sind, wollen sie die Legitimität und die ökologischen Grundlagen ihres ökonomischen Erfolges nicht gefährden.
überNZZ2005
Mit diesem Buch hat Jared Diamond eine Lücke geschlossen, bemerkt der Rezensent Thomas Macho erfreut. Wie dieser schmunzelnd erklärt, habe das WWF-Vorstandsmitglied Diamond sein Interesse an aussterbenden Arten auf die Spezies Mensch gerichtet und statt der üblichen "apokalyptisch-metaphysischen" Abgesänge - ob auf einzelne Kulturen oder auf die Menschheit als Ganzes - eine "in den nüchternen Kategorien der empirischen Forschung thematisierte" Studie vorgelegt.
Dabei, so der Rezensent, geht Diamond von der Frage aus, warum manche Kulturen untergingen, während etwa ihre benachbarten Kulturen überlebten, und entwerfe ein "detailliertes Panorama" von Fällen aus Geschichte und Gegenwart. Wie der Rezensent lobend erwähnt, sind die einzelnen Beispiele "übersichtlich strukturiert" und werden vom Autor im Hinblick auf fünf Parameter (Umweltschäden, Klimaveränderungen, feindliche Nachbarn, Unterstützung durch Nachbarn und Planung und Gestaltung der Zukunft) untersucht. Weil aber der letzte unter den genannten Parametern der wichtigste sei, wie Diamond ausdrücklich betone, überrascht es den Rezensenten dann doch nicht, dass sich Diamond trotz des im Buch allgegenwärtigen Untergangs "vorsichtig optimistisch" gibt.
Kollaps von Jared Diamond