Friedrich Dürrenmatt

 

Menschheit im Universum der Katastrophen

FAZ 12.01.1991 (Nr.10) Beilage: <Bilder und Zeiten>


Der Marxismus, die Furcht und der Tod

Was die Welt Gorbatschow verdankt

 

wikipedia.Autor *1921 in Schweiz bis Dezember 1990 (69)

DNB.Autor   DNB.Dürrenmatt

Google.Artikel  


detopia:  D.htm  

Umweltbuch   Sterbejahr 


Max Frisch     H.Gruhl    Karl.Kraus 

M.Gorbatschow    Theo.Plievier

 

 

 

 

 

 

 

 

<Wir bauen uns eine technische und ökologische Katastrophe auf>, schrieb der Schweizer Dichter Friedrich Dürrenmatt in seiner letzten Betrachtung <Menschheit im Universum der Katastrophen>, welcher er in den Stunden vor der Nacht des Todes die letzte Fassung gab. (Gruhl, 1992, s378)

 


 

Aus Wikipedia 2019

Max Frisch hatte vom Theaterverleger Kurt Reiss das Manuskript von Dürrenmatts erstem Bühnenwerk <Es steht geschrieben< erhalten und nach der Lektüre mit einem Brief den Kontakt zu Dürrenmatt eröffnet. 

Die an das Täuferreich von Münster anknüpfende Komödie wurde im April 1947 am Schauspielhaus Zürich uraufgeführt und verursachte einen Theaterskandal; nachdem es nicht den erhofften Anklang gefunden hatte, zog der Autor es im folgenden Jahr wieder zurück. 1948 folgte sein zweites Stück, Der Blinde; auch dieses Drama fand kaum Beachtung. 1949 kam sein drittes Stück, die Komödie Romulus der Große, auf die Bühne, anstelle des nicht zu Ende geschriebenen und vom Autor vernichteten Werks Der Turmbau zu Babel.

Die ersten Jahre als freier Schriftsteller waren wirtschaftlich schwierig für Dürrenmatt und seine bald fünfköpfige Familie – 1949 war Tochter Barbara, 1951 Tochter Ruth hinzugekommen. Dann besserte sich die finanzielle Situation allmählich, besonders aufgrund von Hörspiel-Aufträgen deutscher Rundfunkanstalten. Außerdem wurde zu dieser Zeit der Arche Verlag zu seinem Stammverlag. Seine beiden Krimis (Der Richter und sein Henker und Der Verdacht) wurden ab 1950 zuerst als Fortsetzungsgeschichten im Schweizerischen Beobachter veröffentlicht. 

1952 bezogen die Dürrenmatts ihren dauerhaften Wohnsitz im neu gebauten Haus oberhalb von Neuenburg.


Aus

deutscheakademie.de/de/auszeichnungen/georg-buechner-preis/friedrich-duerrenmatt/laudatio  

An Büchners eingegittertem Grab, am Rigi-Blick hoch über Stadt und See, vor dem rauhen Stein mit der grauen Marmorplatte, stand am frühen Weihnachtsmorgen 1942, in Nebel und Schnee, Friedrich Dürrenmatt, 21 Jahre alt. Dürrenmatt, um den wir, ihn rühmend, heute ein wenig herumgehen wollen, fühlte sich damals als Maler und hatte die Nacht durchzecht mit einem befreundeten Maler, der ihm riet, lieber Schriftsteller zu werden. 

Dürrenmatt las die Grabinschrift, Büchners Lebensdaten, und dachte an das trostlose Märchen, das die Großmutter in Büchners Woyzeck erzählt, an das arme Kind, das sich zwischen den Sternen in einem toten Universum verliert, und am Ende »da hat sich’s hingesetzt und geweint, und da sitzt es noch und is ganz allein«. Dürrenmatt ging hinunter, in die Stadt, und schrieb in einer Kneipe hinterm »Odeon« eine Geschichte, nicht länger als 14 Druckzeilen. Sie heißt »Weihnacht« und steht auf der ersten Seite seiner Werkausgabe.

In diesem Weihnachtsmärchen liegt das tote Christkind im Schnee; das Märchen erzählt: »Ich öffnete seine Lider. Es hatte keine Augen. Ich hatte Hunger. Ich aß den Heiligenschein. Er schmeckte wie altes Brot. Ich biß ihm den Kopf ab.« Es war Dürrenmatts grausame Antwort auf Büchners grausame Kosmographie. Es war auch eine Antwort auf Dürrenmatts Frage an sich selbst, was er denn nun werden solle, Maler oder Schriftsteller. Diese Geschichte erzählt Charlotte Kerr, Dürrenmatts Frau, in seinem jüngsten Buch Rollenspiele, dessen Mitautorin sie ist. Sie notiert darin: »Am Büchnerstein hat Dürrenmatt sein ›Pfingsterlebnis‹: Er wird Schriftsteller.«

Im Buch Rollenspiele veröffentlicht Dürrenmatt die dritte, noch ungespielte Fassung seines Theaterstücks »Achterloo«. In diesem anachronistischen Gedankenspiel sitzt der Dramatiker Büchner auf der Bühne und schreibt sozusagen das Stück »Achterloo«; er macht in ihm auch seinen Woyzeck zum Mitspieler. Noch immer rasiert Woyzeck die Prominenten seiner Welt, doch manchmal nutzt er diese Gelegenheit, um ihnen im höchsten Auftrag die Hälse durchzuschneiden. Er ist vom Opfer zum Scharfrichter heruntergekommen, er geht mit seinem Rasiermesser durch die Welt als ständige Drohung mit dem politischen Mord, an den wir gerade gewöhnt werden. »Wir arme Leut«, sagt Woyzeck bei Büchner, »wenn wir in Himmel kämen, so müßten wir donnern helfen.« Wohin Woyzeck inzwischen auch gekommen sein mag: jetzt hilft er Dürrenmatt donnern.

Büchner wird heute vom schweizerischen Besitzstand beansprucht wie ein anderer großer Mann, dem Dürrenmatt viel verdankt, wie Albert Einstein. In der Schweiz erzählt man sich über ihn folgende Geschichte, die unverbürgt, aber wahr ist. Kurz bevor ihn die Relativitätstheorie erleuchtete, fuhr Einstein mit der Eisenbahn nach Bern, wo er ein kleiner Angestellter des Patentamts war, und schaute träumerisch durch das Abteilfenster. Als der Kondukteur kam, schreckte er auf und fragte ihn: »Hält, bitte, Zürich auch an diesem Zug?« Das war intuitiv gedacht und nach herkömmlichen Denkgewohnheiten nicht logisch. Dem intuitiven Denker Einstein, der es an der Eidgenössischen Technischen Hochschule in Zürich vom durchgefallenen Aufnahmeprüfling nach einigen Umwegen doch noch zum ordentlichen Professor gebracht hatte, huldigte Dürrenmatt zweimal: durch seine Komödie Die Physiker, in der einer der drei angeblich verrückten Physiker den Namen Einstein führt, und durch einen Vortrag zu Einsteins hundertstem Geburtstag, gehalten an ebendieser ETH Zürich.

Dürrenmatt, der als Maler ein hervorragender Porträtist ist, versuchte sich in diesem Vortrag an einem philosophischen Porträt Einsteins.

 


Aus

https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Physiker  (1961)

 

Die Physiker, laut Untertitel eine Komödie in zwei Akten, ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Friedrich Dürrenmatt. Es entstand im Jahr 1961 und wurde am 21. Februar 1962 unter der Regie von Kurt Horwitz im Schauspielhaus Zürich uraufgeführt. 1980 überarbeitete Dürrenmatt das Stück geringfügig für seine Werkausgabe.

Titelfiguren sind drei Physiker, die als Patienten in einer privaten psychiatrischen Klinik leben. Einer von ihnen hat eine Entdeckung gemacht, die die Gefahr der Vernichtung der Welt in sich birgt und damit zur Grundfrage des Stücks nach der Verantwortung der Wissenschaft führt. Dürrenmatt verknüpft diese Thematik mit seiner Dramentheorie, nach der jede Geschichte, ausgelöst durch den Zufall, die schlimmstmögliche Wendung nehmen müsse. Daher werden Die Physiker oft auch als Tragikomödie oder Groteske eingeordnet.

Bereits die Uraufführung der Physiker war ein Erfolg. In der folgenden Saison avancierte es zum meistgespielten Theaterstück im deutschen Sprachraum und gehört heute zu den größten deutschsprachigen Theatererfolgen nach dem Zweiten Weltkrieg.

 

 


Aus

https://www.deutschlandfunk.de/bis-an-den-rand-der-identifikation.700.de.html?dram:article_id=85274 

Merkwürdige Parallelen! Vor zwanzig Jahren starben kurz hintereinander die beiden Schweizer Großschriftsteller, 1990 Friedrich Dürrenmatt, 1991 Max Frisch. Bis zum Jahr 2011 hat es gedauert, bis beide eine Biografie erhalten haben, die ihrem Rang angemessen ist, wissenschaftlichen Standards genügt und auch noch ein Lesevergnügen darstellt.

 

Aber in „Die Glasglocke“, einem frühen literarischen Text, der 1941 nach abgelegtem Abitur während eines Ferienaufenthaltes im Kiental entstand, spürt Rüedi homoerotische und faschistoide Züge auf. In denselben Wochen entsteht aber auch der erste Versuch eines Theatertextes, der zuerst „Der Knopf“ heißen soll und zwei Jahre später im Wallis vollendet wird, Titel jetzt: „Eine Komödie“. Sie endet damit, dass eine Höllenmaschine die Welt explodieren lässt. Rüedi kommentiert:

„Hier musste einer einen Weltuntergang inszenieren, damit die Bombe nicht nach innen losging.“

Die Jahre des Erwachsenwerdens waren von Verwirrung und Unsicherheit geprägt, von der schwierigen Loslösung vom Eltern- und Pfarrhaus und der Suche nach dem eigenen Weg. Dürrenmatt fing ein Literaturstudium an, wechselte dann zur Philosophie, neigte zur Kunst, wollte Maler werden. Schließlich zerhieb er den Gordischen Knoten seiner Biografie gleich zweifach: Er brach das Studium ab, beschloss, fortan als Schriftsteller sein Brot zu verdienen – und heiratete, Knall auf Fall. Da war er 25 und hatte gerade mal eine Erzählung in einer Tageszeitung veröffentlicht. Unbegrenzt muss aber sein Selbstbewusstsein und die Überzeugung von seiner „Sendung“ gewesen sein. „Er war wie ein Fels“, erinnert sich die Schwester Verena. Dürrenmatt selbst hat den lebensentscheidenden Umschwung exakt auf seinen 24. Geburtstag datiert, also auf den 5. Januar 1945, als er im militärischen Hilfsdienst an der französischen Grenze stationiert war, zu viel gegessen und getrunken hatte, was sich in einer „großen Kotzerei“ entlud.

 

 


Aus

DNB.de

http://d-nb.info/1186190523  Vier Hörspiele mit schlimmstmöglicher Wendung / DRS. Friedrich Dürrenmatt

 

http://d-nb.info/1178587223   Vom Denken und Schreiben über Gott und die Welt : Friedrich Dürrenmatt - das letzte Interview ; Hardy Ruoss im Gespräch mit Friedrich Dürrenmatt am 12. Dezember 1990 ; der Literaturwissenschaftler Peter von Matt zum zehnten Todestag von Friedrich Dürrenmatt am 14.12.2000 / DRS

 

 

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