Jürgen FuchsGedächtnisprotokolle
Mit
Liedern von Gerulf Pannach
1977 als rororo aktuell Taschenbuch Redaktion: Klaus Humann. Foto: Frosch Produktion |
1977 118 Seiten detopia: |
«Ich sehe nicht ein, warum ich dauernd mit dem Staatssicherheitsdienst Gespräche führen soll. Und noch dazu im geheimen. Ich versuche, Literatur zu machen, bin also ein Mensch, der nichts verschweigen darf, schon gar nicht ein solches Gespräch, das mich sicher noch lange beschäftigen wird. Meinetwegen können Sie konspirativ arbeiten, das ist Ihre Sache, ich jedenfalls tue das nicht, ganz im Gegenteil, ich bin daran interessiert, daß möglichst viele Menschen wissen, was ich denke.»
Jürgen
Fuchs, Gedächtnisprotokoll Aus dem Vorwort von Wolf Biermann: Ein junger Mann wird verhaftet. Er hatte Texte geschrieben - Texte darüber, wie er mit dem Staat, dem er nichts verbergen möchte, der ihn aber nicht in Ruhe läßt, in Konflikte gerät. Er war solidarisch mit Wolf Biermann, er hatte seine Texte so veröffentlicht, wie es ohne Verlag eben geht: durch vorlesen. «Gedächtnisprotokolle. Jürgen Fuchs hat sie niedergeschrieben, seine Gespräche mit der Obrigkeit in der DDR: Parteileitung, Staatsapparat, politische Polizei. Erlebnisse mit Leuten, Gespräche mit Freunden. Seine Eltern sind Arbeiter. Fuchs ist ein unvermischtes DDR-Produkt. Den Westen kennt er nicht. Blitz und Donner der Deutschen Demokratischen Götter hatte er sich auf sein armes Haupt gezogen durch einige kurze Prosastücke, realistische Literatur, die er sich erlaubt hatte, nicht nur zu schreiben, sondern auch zu verbreiten: Er las sie vor auf wenigen und winzigen Veranstaltungen in Jena und Umgebung. Jürgen Fuchs kommt von unten. Und weil er sich geweigert hat, nach oben zu kriechen, ist er jetzt in die Keller unseres Staates gestoßen worden. Seit November 1976 sitzt er in U-Haft. Und wenn dieses Buch erscheint, wird ihm der Prozeß wohl schon gemacht worden sein. Dem Fuchs-Buch sind einige Texte des Leipziger Liedermachers Gerulf Pannach beigefügt. Pannach wurde verhaftet, und die Zeit im VEB-Knast wird ihm um so bitterer sein, je weniger seine Straftaten - die Lieder - bekannt werden. Kein Wunder, daß Pannach von der offiziösen Singebewegung der DDR wie Aussatz behandelt wurde. Er trat auf den manipulierten Monsterkonzerten der Kaisergeburtstagssänger nicht auf. Und diese Kastraten waren ganz froh, daß sie sich mit Pannach nicht auf einer Bühne messen mußten.»
|
Inhalt
Wolf Biermann
Jürgen Fuchs Die Wende (11) Die Anklage (13) Das Interesse (17) Die Vorladung (19) Das Fußballspiel (22) Die Ankunft (28) Die Beurlaubung (31) Die Berufsvermittlung (32) Der Brief (35) Das Erwachen (39) Die Lüge (41) Die Ergänzung (42) Der Friseur 44 Stellungnahme vom 29.5.75 (45) Der Vorbeimarsch 46 Der Mustermai 47 Der Ausschluß 54 Das Kind 66 Stellungnahme vom 5.6.75 (67) Das Mindeste (69) Die Anfrage 70 Das Essen 72 Die Antwort 74 Die Fahne 81 Das Fenster 82 Der Schrei 83 Das Verbot 84 Der Stuhl 87 Die Bestätigung 89 Der Auftakt 90 Die Meinungen (92)
Gerulf Pannach Überholen ohne einzuholen (103) Ballade vom schlechten Schlaf (106) Vom Vertrauensmann, der kein Vertrauen hat (109) Glaubensfragen (112) Friedenslied (113) Vom Rot das brennt (115) Gegen die Angst (116) Für uns, die wir noch hoffen (117)
Über die Autoren (120) |