Jochen Kirchhoff 

 

Was die Erde will

 

Mensch, Kosmos, Tiefenökologie

 

  Jochen Kirchhoff  - Was die Erde will - Mensch, Kosmos, Tiefenökologie

1998   

wikipe Autor  *1944 in Torgau

dnb Person

dnb Nummer (30)

dnb Buch

Goog.Buch   Bing.Buch


detopia: 

K.htm   Utopiebuch 


Heinrichs-Jo-g1942 

Heimrath-Jo-g1953

Bahro 

Stowasser   Capra  

 

Inhalt Kosmos 2022

Rücktext:

Der Philosoph Jochen Kirchhoff hat sich in der kulturell kreativen Denklandschaft einen Höhenweg erarbeitet, von dem aus er versucht, naturwissenschaftliche Sichtweisen mit den anderen Erfahrungsmöglichkeiten des Menschen (Kunst, Meditation, Naturerlebnis etc.) in ein Panorama zu bringen, welches die vielschichtigen Lebenswelten in ihrer ganzen Fülle ausbreitet und erschließt. 

Es geht ihm um luzide und kommunizierbare Erfahrungen mystischer, transrationaler oder transpersonaler Art, nicht um vage und rein subjektive Traumgespinste. Wie sonst vielleicht nur der amerikanische Philosoph Ken Wilber, vereint Kirchhoff die unterschiedlichsten Lebenserfahrungen zu einer neuen Wahrnehmungskunst der "Wirklichkeit hinter der Wirklichkeit". 

Dass deren Erkenntnis alles andere als esoterischer Luxus ist, vielmehr Bedingung für das Fortexistieren des Lebewesens Erde und der Spezies Mensch, durchzieht jede Zeile seiner Schriften und verleiht auch seinem neuen Buch Weitsicht und einen Ernst, der in unserer an Oberflächlichkeiten reichen Zeit wohltut. 

Verlagstext:  

Die gängige Ökologie zielt auf technischen Umweltschutz: Wo die Emissionen zu hoch sind, werden sie durch entsprechende Innovationen reduziert. An der herrschenden Struktur ändert sich damit aber nichts. Alles darf, ja soll beim alten bleiben. Die Tiefenökologie hingegen zielt auf Tiefenbesinnung und fragt nach den Ursachen der ökologischen Krise. Dabei wird die herrschende Bewußtseinsform als eine zutiefst neurotische, abgespaltene, verzerrt-eindimensionale erkannt. In deren Zentrum stehe, so sagt man, eine bestimmte Vorstellung vom Selbst oder Ich. Danach ist das herrschende Ich abgesprengt, isoliert, es setzt sich absolut. 

Dem halten die Tiefenökologen die Idee des »ökologischen Selbst« entgegen, das mit allem Lebendigen verbunden ist — ein zutiefst integriertes Selbst (der Mensch ist die Erde, ist das Ökosystem, ist Gaia). Was will die Integrale Tiefenökologie? Integral bezieht sich zum einen auf das Vorhandensein höherer (eben integraler) Bewußtseinsebenen und -stufen, zum anderen auf die zu leistende Integration der Erde im Menschen also von »Erdreich«, Pflanzenreich und Tierreich. Pflanzen-Selbst und Tier-Selbst sind integrale Teile der Ganzheit des Menschen. So gesehen hat der Mensch Erde, Pflanze und Tier in sich. Wenn das Natur ist, dann ist nicht der Mensch Teil der Natur, sondern genau umgekehrt: Die Natur ist ein Teil des Menschen! 

Daraus ergibt sich zwangsläufig die Frage: Was ist der Mensch? Jochen Kirchhoff sieht den Menschen und die Welt als ein holarchisches, subtil hierarchisch geschichtetes Wesen. Diese ganzheitliche Sicht (jenseits modischer New-Age-Vokabeln) bezieht auch die höchsten Entwicklungsmöglichkeiten mit ein. Asiatische Chakra-Systeme werden als Hilfsvorstellungen herangezogen. Der Mensch - und die Welt - enthalten Seinsebenen; diese sind in der herrschenden Bewußtseinsformation allerdings heillos durcheinandergeraten. Der Großteil der Gesellschaft wird nur noch von den »unteren Chakras« aus bestimmt. 

Die herrschende Bewußtseinsform, das mentale Ich/das rationale Ego, ist eine menschheitsgeschichtlich notwendige Stufe, die aber entgleist ist. Der Ablösung von allen früheren Stufen war zu heftig. Die Dissoziation von Ich und physisch-sinnlicher Natur (zugleich des männlichen Mental-Ichs vom weiblichen »Natur-Ich liegt der gesamten technischen Welteroberung zugrunde. Die herrschende Bewußtseinsform, und zwar als sie selbst und ohne Wenn und Aber, ist der Tod der Erde. Von zentraler Bedeutung ist das Mensch-Kosmos-Verhältnis. 

Jochen Kirchhoff ist bislang der einzige, der eine innere Verbindung herstellt zwischen der modernen Kosmologie (Urknall-Universum, Schwarze Löcher etc.) und der ökologischen Krise, die auch eine psycho-kosmologische Krise ist. Der Autor zeigt den hohen Anteil an Projektionen im gängigen Welt- oder Kosmosbild: Wir deuten den Kosmos so, wie wir sind. (Was Schwarze Löcher wirklich sind, weiß niemand.) Auch unsere Kosmologie ist neurotisch.

Amazon: 

Durch alle Wesen reicht der eine Raum: Weltinnenraum...    2009 Von Matthias Fersterer  

Dieses Grundlagenwerk der integralen Tiefenökologie bildet den Auftakt zu einem vierbändigen Werkzyklus des Philosophen Jochen Kirchhoff, der mit "Räume, Dimensionen, Weltmodelle" und "Die Anderswelt" fortgesetzt und mit "Die Erlösung der Natur" abgeschlossen wurde. 

Der Zeitpunkt dieser Neuauflage könnte passender nicht sein, denn ein Jahrzehnt nach seinem erstmaligen Erscheinen erhält das Werk durch die jüngsten Schockwellen der ökologischen und ökonomischen Krise eine ganz neue Brisanz.

Ausgehend von einer kritischen Beleuchtung der Tiefenökologie und in der Auseinandersetzung mit Denkern wie Giordano Bruno, Stanislav Grof oder Ken Wilber entwickelt der Autor seine radikale These: Da wir die Wurzeln der ökologischen Krise nicht verstanden haben, sind unsere Lösungsansätze nur kosmetischer Natur. Denn was wir als ökologische Krise erfahren, ist Symptom einer Bewusstseinskrise. 

Wie ehedem Nietzsche hat Kirchhoff dabei, wenn schon keine Umwertung aller Werte, so doch einen radikalen Perspektivenwechsel im Sinn: Entgegen dem vorherrschenden Menschenbild der Ökologie und Mainstream-Kosmologie betrachtet er die Körper-Seele-Geist-Gestalt Mensch nicht als Teil der Natur, sondern die Natur als integralen Teil des Menschen. Damit gibt er nicht nur dem, was Rilke als "Weltinnenraum" besang, ein naturphilosophisches Fundament, sondern entkräftet nebenbei auch den populären ökomaterialistischen Gemeinplatz, demzufolge die Erde ohne den Menschen, dieser jedoch nicht ohne die Erde existieren könne. Denn das will, ja braucht die Erde: den ganzheitlich-integralen Menschen, der ihr erst ermöglicht, das in ihr angelegte Potential zur Entfaltung zu bringen.

Den wahren Kern der Krise verortet er in der kollektiven Neurose, ausgelöst durch die Abspaltung des modernen Menschen von Natur (Erde) und Übernatur (Kosmos) im Zuge der einseitigen Herausbildung des mentalen Selbst. Durch immer wahnwitzigere Weltvernutzungsprojekte sucht dieser "nur halb geborene" Mensch nun auf der physisch-sinnlichen Ebene seine metaphysische Leere zu kompensieren. Eine um das Attribut "integral" erweiterte Tiefenökologie müsse somit vor allem eine Bewusstseinsökologie sein. 

Das Buch geht dabei weit über die Ökologie im engeren Sinne hinaus, denn es eröffnet Ausblicke auf eine neue, erdgemäße Kultur, deren weitreichende Implikationen sich auf sämtliche Sphären der Gesellschaft erstrecken, so auch Wirtschaft, Spiritualität oder das Verhältnis zwischen Mann und Frau. Dabei lässt sich der Autor nicht auf ein bestimmtes weltanschauliches System festlegen, denn den übersättigten Markt der wohlfeilen Ideologien und Weltbilder möchte er nicht weiter bedienen. Eine neue Kultur, wie immer diese auch aussehen mag, wird nicht auf der alten aufbauen, sondern diese transzendieren.

In stets von Dringlichkeit getragenem Tonfall verbindet Kirchhoff seine präzise Formulierungsgabe mit empfindsamer, fast poetischer Diktion, lässt persönliche Betrachtungen einfließen und macht auch vor spitzen Polemiken nicht Halt. Entfaltet dieser Stil mitunter eine sogartige Wirkung mit geradezu bewusstseinsweitendem Potential, so erzeugt er auch eine gewisse - wohl beabsichtigte - Unschärfe, die es nicht immer leicht macht, der zuweilen mäandernder Argumentation zu folgen. Wer sich diesem hoch originellen Werk jedoch öffnet und bereit ist, tradierte Weltbilder einmal beiseite zu schieben, wird durch überraschende Erkenntnisse, erhellende Einsichten und hoffnungsvolle Ausblicke belohnt werden. Vielleicht wird er sich gar ein Stück weit mehr beheimatet im Kosmos und auf der Erde fühlen. 

 

 

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Jochen Kirchhoff  - Was die Erde will - Mensch, Kosmos, Tiefenökologie