Prof. Christopher LaschDie blinde EliteMacht ohne Verantwortung
The revolt of the elites and the betrayal of democracy Die Revolte der Eliten und der Verrat an der Demokratie
1994 bei W.-W.-Norton-New-York 1995 bei Hoffmann und Campe, 300 Seiten |
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1994 300 Seiten wikipedia
Autor *1932 in DNB.Autor (16) DNB person DNB nummer (11) detopia: |
Geborgenheit
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Ein Lesebericht zur blinden Elite Von Dr. M. 2017 bei amazon NR. 1 HALL OF FAME und TOP-50-REZENSENT Angeblich gehört dieses Buch aus dem Jahr 1995 zur Lieblingslektüre des Trump-Strategen Steve Bannon. Davon konnte sein Autor, ein von allen Seiten anerkannter amerikanischer Historiker, nichts ahnen, denn er verstarb noch vor Erscheinen seines letzten Werkes. In der amerikanischen Originalausgabe lautet sein Titel etwas anders, nämlich "The Revolt oft the Elites and the Betrayal of Democracy". Damit bezieht sich Lasch indirekt auf Ortega und dessen 1929 erschienenes Buch "Der Aufstand der Massen". wikipedia Der_Aufstand_der_Massen Inzwischen, so Lasch, kann man einen Aufstand der Massen nicht mehr erwarten. Dafür würden nun die Eliten die Gesellschaft mehr oder weniger radikal verändern. Insbesondere sei die Demokratie in Gefahr. Obwohl sich dieses Buch fast ausschließlich auf die US-Gesellschaft fokussiert und sehr oft die Geschichte des Landes und die verschiedensten US-Autoren reflektiert, bleibt es zumindest am Anfang prophetisch auch für Europa, wo sich zur Zeit seines Erscheinens die Lage noch nicht so deutlich und klar herauskristallisiert hatte, wie das in den USA bereits der Fall war. Nachdem Lasch die katastrophalen Probleme der US-Gesellschaft zu dieser Zeit aufgezählt hat (die sich erstaunlicherweise bis heute erhalten haben), schreibt er:
Nach über 20 Jahren treffen diese Aussagen nicht nur immer noch auf die USA zu, sondern nun wohl auch auf Deutschland. Lasch schreibt weiter:
Diese Leute, so Lasch, wissen, dass „ein mobiler Lebensstil der Preis für das Vorankommen ist". Und: "Die neuen Eliten befinden sich im Aufstand gegen … das konservative amerikanische Kleinbürgertum, wie sie es sich vorstellen: technologisch rückständig, politisch reaktionär, repressiv in seiner Sexualmoral, durchschnittlich in seinem Geschmack, blasiert und selbstzufrieden, schäbig und langweilig." Was Lasch als die neue Elite bezeichnet, rekrutiert sich vor allem ab der oberen Mittelschicht. Man würde untereinander heiraten, um so den eigenen finanziellen Status zu verbessern. Die zunehmende Isoliertheit der Eliten würde unter anderem bedeuten, dass politische Ideologien immer weniger Verbindung zu den Interessen der gewöhnlichen Leute hätten. Sie würden nicht in der Realität, sondern in einer Simulation derselben leben.
Diese ausgewählten Zitate unterstreichen eine gewisse Aktualität dieses Buches auch für die gegenwärtigen deutschen Verhältnisse. Dabei täuschen sie allerdings darüber hinweg, dass dieses Buch keineswegs leicht lesbar ist. Vor allem sollte man sich darüber im Klaren sein, dass der Text sich mit den Verhältnisse in den USA befasst und eine gewisse Kenntnis der Kulturgeschichte des Landes voraussetzt, die sich erheblich von der Europas unterscheidet. Lasch geht es darum, dass die Demokratie, so wie er sie versteht, in Gefahr ist. Dabei stellt er die Abgehobenheit der modernen US-Eliten in einen starken Kontrast zu den Gepflogenheiten früherer Oberschichten, die sich um die Entwicklung ihrer Heimat, insbesondere im Lokalen, verdient gemacht hätten. Im zweiten Teil ("Der Untergang des demokratischen Diskurses") beklagt der Autor den Niedergang der staatsbürgerlichen Tugenden und den Verlust des Gesprächs unter Bürgern.
So recht Lasch bei vielem sicher hat, so kann man allerdings auch den Eindruck einer gewissen Nostalgie gewinnen, die die Vergangenheit zu rosa malt und als einen gewissen Idealzustand definiert. Vielleicht gehört es ja zu den amerikanischen Traditionen, sich im partiellen Gedächtnisschwund beim Thema Demokratie zu üben, wenn es um Rassentrennung und alle damit verbundenen undemokratischen Verirrungen geht. Stellenweise liest sich das Buch auch wie eine Sammlung von Rezensionen verschiedener sozialphilosophischer Bücher von US-Autoren, die man in Europa nicht unbedingt kennt. Andererseits kann man aus den Kapiteln am Anfang besser verstehen, wieso die westeuropäischen Eliten auf dem besten Wege sind, die Traditionen und Geschichte ihrer jeweiligen Länder zu verraten. Für sie, so erklärt Lasch, sind Nationen und Traditionen unbedeutende Werte, die sie bei ihrem ausgelebten Weltbürgertum stören, in ihren Augen nicht mehr in die Zeit passen und deshalb negativ belegt und abgestoßen werden sollten. Insofern ist dieses über 20 Jahre altes Buch durchaus sehr lehrreich, weil es die Ideologien der modernen, von ihrer Herkunft losgelöst sein wollenden Eliten beschreibt und erklärt.
Zum Autor aus wikipedia-2019
Christopher Lasch war ein bekannter amerikanischer Historiker und Sozialkritiker. Lasch studierte an der Harvard University und der Columbia University. Er war 1957 bis 1967 Mitglied der Historischen Fakultät am Williams College 1960 bis 1961 an der Roosevelt University in Chicago 1961 bis 1966 an der University of Iowa und 1966 bis 1970 an der Northwestern University. 1970 bis 1994 Professor für Geschichte an der University of Rochester und er war Fakultätsvorsteher 1985 bis 1994.
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