Hans-Joachim Maaz

Der Lilith-Komplex

Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit

 

2003 bei C. H. Beck 

2005 bei DTV

  

2003  200 Seiten 

dnb.Buch

Bing.Buch  Goog.Buch 

Wikipedia Lilith 

 

detopia: 

Maaz Start 

Psychobuch

Maaz-2007-Szöllösi  

Maaz-2007-Liebesfalle 

W.Wieck   J.Heydecker  

Maaz Audio 2000 "Quelle nennen" 

Viele von uns fühlen sich von der Wirklichkeit überfordert, haben Probleme mit ihren Partnerinnen oder Partnern. Frauen erleben sich in ihrer Rolle als Mutter um wesentliche Aspekte ihrer Weiblichkeit reduziert, Eltern eigentümlich hilflos gegenüber den Wünschen und Verhaltens­weisen ihrer Kinder. 

Kein Zweifel: Unser Selbst­wert­gefühl schwindet, immer mehr Menschen benötigen professionelle Hilfe. Doch woraus resultieren diese zunehmende psychische Labilität und ihre gesell­schaft­lichen Folgen?

Hans-Joachim Maaz zeigt, wie sich in vielen Ich-Störungen des Erwachsenen eine grundsätzliche Störung des Mutter-Kind-Verhältnisses widerspiegelt. Hierfür steht die mythische Gestalt der Lilith, Adams erster Frau. 

Sie steht für Gleichwertigkeit und Gleichberechtigung der Frau, für Sexualität, Lust und Selbstbestimmung, für den Verzicht auf eigene Kinder. Lilith ist die dunkle, die verleugnete Schwester Evas. Die psychische Tabuisierung und Verdrängung der Lilith — der Lilith-Komplex — ist für Frauen und Männer Quelle endlosen Leids, eines erbitterten Geschlechter­kampfes und jener massiven Störung des Mutter-Kind-Verhältnisses.

Die Diagnose, die Maaz uns stellt, ist in mancher Hinsicht schmerzhaft. Aber sie zeigt auch den Weg, wie Eva und Lilith in uns — in Frauen und Männern — miteinander zu versöhnen sind. 

Inhalt

1  Einführung  (7)

2  Der Lilith-Komplex  (12) 
1. Lilith — das tabuisierte Weibliche (12)  2. Die Inhalte des Lilith-Komplexes (16)  Der Lamaschtu- und der Ischtar-Aspekt der Lilith (27)   3. Die Sexualposition im Lichte des Lilith-Komplexes (31)  4. Pseudo-Lilith und Macho (35)

3  Die dunklen Seiten der Mütterlichkeit  (44)   
1. Die Mütterlichkeits-Anforderungen durch das Kind (45)  Die Anwesenheit der Mutter (45)  Die Einfühlung (Empathie) der Mutter (47)  Die Befriedigungsfähigkeit der Mutter (49)  Die realitätsgerechte Begrenzung durch die Mutter (50)  2. Die unbewußten mütterlichen Antworten (52)  «Sei nicht!» (53)  «Sei nicht anstrengend, sei nicht lebendig!» (56)  «Sei so, wie ich dich brauche!» (57) 

Die Störungen der Mütterlichkeit und ihre individuellen Folgen  (60)  
1. Falsche Mütterlichkeit (60)  2. Muttervergiftung (69)  Die Folgen der Muttervergiftung (77)  3. Muttermangel (80)  Die Folgen des Muttermangels (86)  4. Mutterverwöhnung (89)  Die Folgen der Mutterverwöhnung (92)  5. Die Kind-Mutter (94)

5  Der Lilith-Komplex im Manne (98)   
1. Vaterflucht (100)  2. Vaterterror (103)  3. Mutter-Männer und Mutter-Väter (105) 

6  Die neurotische Gesellschaft (109) 
1. Der Mangel an Mütterlichkeit in der Gesellschaft (109)  2. Der «frühgestörte» Mensch als Durchschnittsbürger (112)  Ich
bin nicht gut genug» — die frühe Scham (112)  Sich nirgendwo zu Hause fühlen — die frühe Verlassenheit (117)  Ewig auf der Suche sein — die ungestillte Sehnsucht (120)  Nie genug haben — der frühe (Liebes-) Mangel (122)  «Wer oder was macht mich glücklich?» — die bleibende Abhängigkeit (123)  3. Die «Gesellschaftsspiele» der Frühgestörten (125)  «Ich halte mir mein <Schwein>!» (125)  «Du bist schuld!» (128)  «Das Leben ist schwer!» (130)  «Ich will Spaß!» (132)  Der Als-ob-Mensch (135) 

7  Deutschland als «mutterlose» Gesellschaft  (140)  
1. Die DDR als «mutterlose» Gesellschaft (145)  2. Die BRD als «mutterlose» Gesellschaft (152)  3. Die «mutterlose» deutsche Vereinigung (161)  4. Von der Freiheit (167) 

8  Plädoyer für Mütterlichkeit  (171) 
1. Gebären (173)  2. Ernähren (177)  3. Gewähren (180) 

9  Verständnis für Mütter  (185) 

10  Die Bedeutung der Gefühle  (190) 

11  Die Integration von Lilith  (195) 

12. Literatur (201)

 

 

 

 

 

 

 

Perlentaucher.de über FR vom 19.03.2003, Literaturbeilage

Kein gutes Haar lässt Eva Jaeggi an Hans-Joachim Maaz und seiner Studie über die Mutter als Verursacherin der allermeisten Frühstörungen des Kindes. In den fünfziger und sechziger Jahren wurde die Mutter als "pathogene Erscheinung" entdeckt, erklärt Jaeggi, mittlerweile sei die damalige recht einseitige Schuldzuweisung im Hinblick auf andere Umweltfaktoren abgeschwächt und diversifiziert worden.

"Alle diese Diskussionen scheinen an Maaz vorbeigegangen zu sein", wundert sich die Rezensentin. Dass etwa die Frühstörungen zugenommen haben, nimmt Maaz einfach an, kritisiert Jaeggi, die komplexen Wechselwirkungen mit der Umwelt werden außer Acht gelassen. Vieles gehe in der "grandiosen Vereinfachung" von Maaz unter, und auch den "unerträglich moralisierenden Ton" kann Jaeggi nicht lange aushalten. Der Autor kommt ihr vor wie ein "naiver Prediger von Güte und Weisheit".

 

Eva Jaeggi: Seit Adam und Lilith

Hans-Joachim Maaz spekuliert über die verdrängten Seiten der Weiblichkeit
Frankfurter Rundschau, 19.03.2003, Literaturbeilage

 

Lilith, rabbinischer Überlieferung zufolge die erste Frau von Adam, wurde von ihm ihrer Aufmüpfigkeit wegen abgelehnt, weshalb Gott sie durch eine sanftere Version der Frau (Eva) ersetzte. Lilith war, wie auch der Mann Adam, aus Erde und nicht aus seiner Rippe gemacht. Sie wollte sich dem Mann nicht unterordnen, und Adam fand dies bedrohlich - also musste sie aus dem Paradies verschwinden. Lilith gilt seither als das Urbild des Dämonischen, Wollüstigen, Unmütterlichen. Sie raubt und frisst Kinder, schadet den Wöchnerinnen - und was halt einem solch frustrierten Weib noch alles an Bösem einfallen mag.

Dies nun - so die gewagte These des ostdeutschen Psychoanalytikers Hans-Joachim Maaz, der uns in seinem Buch Gefühlsstau vor zwölf Jahren die ostdeutsche Mentalität erklärt hat - ist der alles beherrschende Komplex, der die Welt ins Verderben führt. Eva, die angepasste, unterwürfige Hausfrau und Mutter, verdrängt ihre sexuell-lustvollen und freiheitlichen Anteile; Lilith hingegen, die Lüsterne, wehrt das Mütterlich-Gewährende ab. Nur zusammen könnten sie das bereithalten, was Kindern und der ganzen Weltgeschichte gut täte: die echte und nicht frustrierte Mütterlichkeit. Aber - leider, leider! - die ist anscheinend selten zu finden.

Dementsprechend sieht auch die Welt aus: neurotische Menschen, wohin man schaut (vor allem: wohin Maaz schaut), Kriege, Feindschaften, Geldgier, die Inquisition, die Hexenverbrennungen, die Panzer der UdSSR, die Stasi und noch vieles andere mehr. 

Was die individuellen Phänomene betrifft: Mütter, die eine ihrer beiden Seiten verdrängen, sind als Mütter nicht genügend einfühlsam, sie sind physisch oder psychisch abwesend, sie missbrauchen ihre Kinder als narzisstische Objekte, sie verwöhnen die Kinder, um sich vom schlechten Gewissen zu entlasten - man könnte noch vieles weitere aufzählen.

In den fünfziger und sechziger Jahren wurde bekanntlich sowohl in der Psychoanalyse als auch in der Psychiatrie die Mutter als pathogene Erscheinung entdeckt. Neben der "schizophrenogenen Mutter" der Psychiater wurden bei den so genannten Objektbeziehungstheoretikern in der Psychoanalyse sehr viele und differenzierte Überlegungen darüber angestellt, dass nicht nur der alles beherrschende Vater des Ödipuskomplexes zwischen dem vierten und fünften Lebensjahr, sondern auch die allererste Babyzeit von großer Bedeutung sein kann - und damit kam natürlich die Mutter in ihren versagenden oder haltenden Qualitäten ins Blickfeld.

Dies war und ist - neben vielen Verdrehtheiten - eine wichtige Ergänzung des Bildes von der menschlichen Entwicklung. Die anfänglich recht übertriebene Schuldzuweisung an die Mütter wurde wiederum gemildert, die wichtige Problematik des Ödipuskomplexes als "Knotenpunkt" der psychischen Fehlentwicklung in sehr vielen Feinheiten immer wieder neu durchgespielt, verworfen, neu überdacht. 

Alle diese Diskussionen scheinen an Maaz vorbeigegangen zu sein. Für ihn sind es wieder die bösen Mütter, die ziemlich umstandslos alles Leid verursachen, der Ödipuskomplex wird quasi beiläufig aus der Theorie hinausexpediert. Stattdessen wird das ganze Arsenal der Frühstörungen aufgeboten, um "Muttervergiftung" oder "Muttermangel" in all ihren katastrophalen Folgen aufzuzeigen.

Überhaupt: die so genannten "Frühstörungen". Offensichtlich haben sie "drastisch zugenommen", das ist seit einigen Jahren ein gängiger Topos in der Diskussion der Psychotherapeuten. Ganz sicher jedoch haben, seit dieses Konstrukt bekannt gemacht wurde, die Diagnosen drastisch zugenommen.

Die Diskussion darüber, ob es sich um künstliche Produkte der Diagnostiker handelt, ob und wie sich psychische Störungen wirklich geändert haben, ganz zu schweigen von den komplizierten Überlegungen, in welcher Weise Störungsspezifität und gesellschaftliche Verhältnisse zusammenhängen: All dies geht bei Maaz in grandioser Vereinfachung verloren. 

Von dieser Simplizität betroffen ist natürlich auch die überaus schwierige Frage der Möglichkeit, gesellschaftliche Verhältnisse mit einer individuell-psychologisierenden Begrifflichkeit zusammenzubringen! Auf diesem Gebiet gibt es bekanntlich besonders viele Fehlgriffe - Maaz' Versuch gehört eindeutig dazu.

Welches Menschenbild aber liegt hinter dem oft unerträglich moralisierenden Ton des Buches? Sicher nicht das eines Psychoanalytikers, der daran erinnert, dass Aggression immer und überall lauert und dass beständige Ambivalenz und Gefühlsunsicherheit zum Menschsein gehören.  

Nein, bei Maaz finden wir das Menschenbild eines naiven Predigers von Güte und Weisheit, die uns erlösen können. Und wann wäre dies wohl schon je verwirklicht worden?

# # #

 

(OD.2003:)
Susanne Taudte aus Chemnitz muß wirklich sehr wütend geworden sein, wenn sie an einem Tag gleich zweimal an Amazon.de schreibt. -- Aber die eigentliche Botschaft besteht für mich in der Respektlosigkeit, mit der hier eine vielleicht erst 20jährige Psychologie-Studentin einen 40 Jahre Älteren abkanzelt. Und zwar einen, der auch wissenschaftliche Schriften über den medizinischen Hintergrund seiner Auffassungen verfasst hat, die Susanne als Jung-Wissenschaftlerin auch zusätzlich lesen könnte.

 

Eine Beleidigung für alle Frauen und Mütter    13.03.2003   susanne taudte aus Chemnitz

Dieses Buch hat mich sehr wütend gemacht und ich kann nur hoffen, alle LeserInnen betrachten Maaz' Ausführungen mit einer entsprechenden Distanz und Kritikfähigkeit. Ein klassisches, kein bisschen zeitgemäßes Werk der Psychoanalyse, das die Mutter-Kind-Symbiose und die frühkindliche Fixierung überbewertet. Das Buch zeigt weder die Befreiung der Frau als Mutter auf, noch gibt es Handlungsanleitungen, es ist wieder eine erneute Ohrfeige eines Psychoanalytikers gegen Frauen. 

 

Alles andere als eine Befreiung   13.03.2003  susanne taudte  aus Chemnitz 

Als ich die Kritik dieses Buches las, wurde ich sehr neugierig, vor allem auch, weil ich Psychologie studiere und mich für feministische Fragestellungen interessiere.
Die positive Stellungnahme (von einer Frau!) ließ verlauten, dass Hans-Joachim Maaz die Frau (für ihn gleichbedeutend mit Mutter) endlich vom klassischen Rollenverständnis befreit würde und auch ihre sogenannte "dunkle Seite" akzeptieren darf. (wenn auch keinesfalls leben sollte!!)
Ich denke die Kritikerin und natürlich auch Herr Maaz sind sich nicht ganz im Klaren darüber, was unter dem Wort "Befreiung" zu verstehen ist, und was tatsächliche realisierbare Konzenpte zu deren Verwirklichung sind.
Nämlich nicht die Wiederentdeckung der Freud'schen Mutter-Kind-Symbiose und der frühkindlichen Fixierung, die sich ausschliesslich auf eine 24-Stunden-Mütterlichkeit reduzieren lässt. In Maaz' neustem Werk habe ich auch völlig das Wort "Väterlichkeit" vermisst, dass für uns Frauen (und Kinder!) so dringend notwendig wäre und einen bedeutenden Beitrag zur tatsächlichen Befreiung der Frauen darstellen würde.
Maaz erkennt zumindest richtig, dass Kinder in einer patriarchalen Gesellschaftsstruktur aufwachsen und diese keinen Raum für Kinder bietet, der es ihnen ermöglicht sich psychisch (und physisch!!) gesund zu entwickeln.
In einem anderen Kapitel jedoch tönt es, Kinderkrippen und Tagesstätten in den ersten 3 Lebensjahren müssten zwangsläufig zu tiefgreifenden psychischen Schäden (selbstverständlich dauerhafter Natur) führen, die zu guter letzt eine neurotische Gesellschaft hervorbringen.
Mal ganz davon abgesehen, dass Maaz hiermit eine flächendeckende Beleidigung über die gesamten neuen Bundesländer ausspricht, (denn damals waren Kinderkrippen eine alltägliche Selbstverständlichkeit, die Frauen ein Berufsleben und Kindern soziale Kontakte ermöglichten!),
nein, Maaz geht noch weiter!

Er gibt der Lilith-Komplex-befleckten Mütterlichkeit (also uns Frauen!!) die Schuld an einer kranken Gesellschaft, Gewaltverbrechen, Missbrauch und kriegerischen Auseinandersetzungen.

Vom Vater ist fast nie die Rede, ausser wenn er als Lehrmeister, Vorbild oder Opfer seiner eigenen Mutter auf der Bildfläche erscheint.
All die Schwierigkeiten, Ängste, Nöte und Konflikte, denen sich Frauen gegenübersehen, wenn sie zur Mutter werden bzw. es bereits sind, führt Maaz auf einen (eher religiös überlieferten als realen) Konflikt zurück, den sogenannten Lilith-Konflikt.
Dass Frauen jedoch nicht die Eva den Weg zu Glück verbaut, sondern eine patriarchale Struktur, in der geeignete Partner und Väter fehlen, dass nicht sie diejenigen sind, die eine unbewusste Kinderfeindlichkeit in sich tragen, sondern unser soziales Umfeld und unsere Politik zu allem bereit sind, ausser dazu Kindern eine geeignete Lobby zu schaffen.
Hier liegt die Kinderfeindlichkeit ganz gewiss nicht bei den Frauen, Herr Maaz!!
Laut Maaz dürfen Frauen sich also ihre Zweifel an der Mutterliebe eingestehen, sollen aber weiterhin Mutter werden und einziger Bezugspunkt für das Kind bleiben.
Was für eine Befreiung! Und das im Jahr 2003!
Beruhigt war ich, dass der Autor wenigstens den ödipalen Konflikt und die Triebtheorie negiert hat, ansonsten hätte ich tatsächlich vollständig den Eindruck gewonnen, dieses Buch sei vom Großmeister Freud persönlich geschrieben.
Bleibt nur zu hoffen, dass die Psychoanalyse, die Frauen bereits seit ihrer Entstehung geißelt, in der heutigen Zeit kritisch und mit einer gesunden, selbstbewussten Distanz von Frauen betrachtet und gelesen wird.
Vielleicht Herr Maaz, hat Ihnen auch ein einfühlsamer und liebender Vater gefehlt, sonst würde es Ihnen wahrscheinlich leichter fallen, uns Frauen als Menschen zu betrachten und uns nicht aufzusplitten in Lilith's und Evas und uns die Freiheiten zuzugestehen, die uns die Psychoanalytiker schon seit geraumer Zeit schulden.

 

 

 

Mehr Amazon-Leser-Rezensionen

 

Starker Tobak     2003 aus Wismar 

Ich bin in der Tat hin und her gerissen von dem was ich da gelesen habe, kann es nicht so schnell verdauen. Ist das wirklich unsere Zeit?
Eine ganze Nation ist krank. Die meisten Mütter und Väter haben gravierende Defizite in den ersten Lebensjahren erfahren, die sie an ihre Nachkommen unbewußt weitergeben. Es entwickelt sich häufig ein falsches Selbstwertgefühl. Ein ewiger Kreislauf. Die Folgen sind nicht zu unterschätzen.
In der heutigen Gesellschaft gibt es genügend Möglichkeiten einen Ausgleich zu finden, sie bietet einen guten Nährboden zur Vertiefung und Förderung immer neuer Süchte.
Ich selbst bin Mutter zweier Söhne. Trotzdem finde ich die Überbetonung der Mutter in diesem Buch zu einseitig. Auf ihren Schultern liegt eine erhebliche Last, eine übergröße Verantwortung. Es ist ein ungleiches Verhältnis.
Ich frage mich ernsthaft, ist ein Umdenken in Größenordnung überhaupt möglich? Muß es erst eskalieren, wann ist der Mensch bereit viele Dinge zu hinterfragen, Verantwortung zu übernehmen und zu verändern? Das fatale ist, dass es dem Einzelnen oft nicht bewußt ist, was er mit seinem Verhalten anrichtet. Trotzdem ist nicht alles entschuldbar.
Es ist ein Prozess der Reife und Selbsterkenntnis. Ich muß erst meinen Schatten kennen und ihn annehmen können. Doch viele erreichen diese Reife in ihrem Leben überhaupt nicht. Sie entfernen sich immer mehr von ihrem eigenen Selbst. Wir können noch so viele Ratgeber lesen, wenn es innen nicht ankommt, wird es keine Früchte tragen. So viele Therapeuten kann es nicht geben, um die Wunden aufzudecken und zu heilen. Denn erst wenn der Leidensdruck erheblich ist, eine Krise ansteht, wir krank werden, holen wir uns vielleicht fachmännische Hilfe, wenn wir sie dann finden.
Ein wichtiges und provokantes Buch, dass zum Nachdenken und zur Auseinandersetzung anregt!

 

Zusammenhänge erkennen      2003 aus Hessen

Maaz überträgt in seinem Buch Probleme aus der Individualpsychologie in einen gesellschaftlichen und politischen Zusammenhang, der nach gründlichem Nachdenken logisch erscheint und nach einer näheren Betrachtung verlangt. Leider hat er diese Zusammenhänge an manchen Stellen zu kurz ausgeführt, so dass der Leser viel Eigenarbeit leisten muss, um den Gesamtzusammenhang zu erkennen. Beim einmaligen Lesen entsteht leicht der Eindruck amerikanischer Flachschwimmer-Psychoberatungs-Bücher, frei nach dem Motto: "Hier ist mein Rezept, wende es an und du wirst glücklich." Ganz so einfach ist es aber nicht, und ganz so einfach macht es Maaz sich selbst und seinen Lesern nicht.

Es wäre falsch zu behaupten, er gäbe den Frauen/Müttern die Schuld an dem aufgezeigten Mangel, der dem Leben eines Menschen den Fluch eines "Sei nicht, lebe nicht, sei so, wie die anderen dich brauchen!" aufbürden kann. Dieser Einfluss auf das Kind geschieht zwar direkt und zuerst einmal durch die wichtigste Bezugsperson, ist aber nicht hauptsächlich von ihr verschuldet, sondern von gesellschaftlichen Strukturen, die leider schon sehr lange bestehen.
Ich sehe es als Luxus der heutigen Zeit, dass es solche Bücher gibt, dass es Menschen gibt, die endlich weiter sehen als es die aufgesplitteten Wissenschaften (Psychologie, Psychoanalyse, Soziologie) im Einzelnen vermögen.

Ein mutiges Buch, das mir Zusammenhänge eröffnet hat, die ich schon sehr lange erahnt habe, aber nie in Worte fassen konnte.
Es kann nicht als Ohrfeige gegen Frauen zu verstehen sein, da er in der Ursachenbehandlung von den Männern ebenso schonungslos spricht wie von den Frauen (auch wenn das Wort "Mütter" sehr viel öfter genannt wird, dies aber um den Einfluss auf das Kind zu erläutern).
Er fordert dazu auf, sich mutig und ganz individuell seinem eigenen Schmerz zu stellen und ihn damit in sein Leben zu integrieren. Sonst besteht leicht die Gefahr, dass man seine eigenen Kinder wiederum dazu zwingt, ihren Schmerz nicht zuzulassen. Der Zwang, negative Gefühle nicht zu äußern, führt zur Abspaltung der eigenen Gefühle. Abgespaltene Gefühle führen dazu, dass man Feindbilder benötigt, auf die man seine negativen, unerwünschten Gefühle projizieren kann.

Maaz leistet meiner Ansicht nach einen wichtigen Beitrag zu einer Weiterentwicklung unserer Gesellschaft, indem er Mütter auffordert, den Schmerz ihrer Kinder zu akzeptieren und offen damit umzugehen, statt ihn selbst zu verdrängen und damit auch ihre Kinder zu zwingen, ihn nicht zu äußern (genauere Erläuterungen dazu sind reichlich vorhanden). Das bedeutet in keinster Weise Mehrarbeit für die bereits überbeanspruchten Mütter, sondern eher eine riesige Erleichterung im Umgang mit den eigenen Kindern.
Die seelisch gesünderen Kinder, die aus einem Umgang mit ihnen in Maaz' Sinne hervorgehen werden, können unsere Welt verändern. Beginnen müssen aber die Mütter damit, und das ist heute unser Beitrag für die kommenden Generationen. Wir sollten ihn annehmen und uns selbst verändern. Die Hände in den Schoß zu legen, obwohl wir die Möglichkeit dazu haben, etwas zu verändern, wäre ein Verbrechen an unseren Kindern. Wer die von Maaz aufgeführte Möglichkeit nicht nutzt oder es wenigstens versucht, der macht sich in meinen Augen wirklich schuldig und wird damit zum tötenden Bestandteil unserer Gesellschaft, von denen es leider viel zu viele gibt.

 

Ein wichtiges Buch      2003   andreas aus Jena  

Das Buch „Der Lilith-Komplex" zählt zu den besten Veröffentlichungen im Bereich Psychologie, die ich in letzter Zeit gelesen habe. Es geht um die Auswirkungen missglückter Mutterschaft auf das Leben, die Beziehungen im Einzelfall und in der Gesellschaft. Dabei werden biblische Konstellationen herangezogen. Der Eva, aus Adams Rippe geschnitzt und ihm untertan, Symbol aufopferungsvoller Mutterschaft, wird Lilith, Adams erste Frau, als Symbol der fraulichen Ansprüche auf Selbstverwirklichung, sexuelle Lust und Freiheit gegenübergestellt. Dabei ist in erster Linie die aus dieser Konstellation fließende Ambivalenz gegenüber dem eigenen Kind Gegenstand des Buches. Es ist dabei ziemlich radikal, bietet aber denjenigen, die sich darauf einlassen, ungeahnte Entwicklungsmöglichkeiten. Der archaische Bezug macht durchaus Sinn, denn um die Gegenwart zu begreifen, die sich vor dem Hintergrund unserer Kultur präsentiert, kann es hilfreich sein, sich der gleichnishaften Bilder der Bibel und ähnlicher Texte zu bedienen in denen grundlegende Konflikte unserer Zivilisation Ausdruck gefunden haben.

Das Buch ist kein „Kochbuch" im Sinne von „Kinderpflege leichtgemacht". Dem Autor geht es gerade auch darum, aufzuzeigen, dass man mit Anleitungsbüchern nichts erreicht, dass das entscheidende die Reife eines Menschen ist, die man nicht mit dem Lesen von Anleitungsbüchern herstellen kann. Auf der anderen Seite bietet er aber eine Art Maxime an, nämlich dass für das Verhältnis von Mutter und Kind entscheidend ist, wieweit die Mutter bereit ist, ehrlich zu sich selbst zu sein, ihre eigenen Defizite zu akzeptieren, aus den Reaktionen des Kindes zu lernen anstatt sie zu unterdrücken und entsprechend auch die Wut des Kindes zu akzeptieren, wenn sie ihm aufgrund ihrer eigenen Probleme und gesellschaftlichen Zwängen nicht so zur Verfügung stehen kann, wie es das Kind mit Recht erwartet. Das Lesen des Buches hilft dabei dem aufgeschlossenen Menschen, indem es ihn anregt, über eigene schmerzliche Erfahrungen zu trauern und damit auch seine sozialen Fähigkeiten zu verbessern. Wer dazu nicht bereit ist, wird sich allerdings gegen die Inhalte des Buches wehren wollen und allerlei Rationalisierungen dafür finden.

Es geht aber nicht um Schuldzuweisung sondern um Kausalität, um Verstehen. Der Autor leugnet nicht, dass sich Frauen oft in schwierigen Situationen befinden können. Auch leugnet er nicht die Wichtigkeit einer angemessenen väterlichen Fürsorge. Wenn er aber auch hier die frühe Mutter-Kind-Beziehung fokussiert, will er damit keineswegs verantwortungslose Väter entschuldigen. Stattdessen geht es ihm offensichtlich darum, über das Verstehen der Zusammenhänge Auswege aus einem Teufelskreis aufzuzeigen. Dieser besteht darin, dass wir anderen, gerade unseren Nächsten, oft genau das antun, worunter wir selbst am meisten leiden. Besonders verheerend sind die Auswirkungen in der frühen Mutter-Kind-Beziehung. Selbst und gerade das bewusste Bemühen, alles richtig zu machen, ändert daran nichts. Denn das Bemühen, einem Ideal zu entsprechen, hindert die Beziehungsaufnahme zum Kind. Die entscheidenden Informationen kann nur die Beziehung selbst demjenigen bieten, der die erforderliche Offenheit besitzt. Oft ist diese Offenheit allerdings nur über eine Integration der eigenen schmerzlichen Erfahrung, die mitunter nicht so leicht zugänglich ist, zu erlangen.

Meiner Meinung nach handelt es sich beim neuen Buch von Herrn Maaz um eine äußerst wichtige Veröffentlichung. Es wird den Menschen, die sich darauf einlassen, ein neues Selbstverständnis geben.
Noch ein Wort zu den Kindergärten in der DDR: Ich weiß aus eigener Erfahrung, in welchem Maße dort Demütigungen an der Tagesordnung waren. Auch jetzt sind zum Teil noch solche Erzieherinnen im Einsatz. Jedenfalls halte ich zumindest im ersten Jahr nach der Geburt eine Betreuung durch die Mutter für unersetzbar, da der Mensch entwicklungsbedingt nun mal eine Frühgeburt ist.

 

Ein Buch, das betroffen macht     2003 aus Magdeburg 

Zunächst beschreibt Maaz die verheerenden Folgen der dunklen Seite von "Mütterlichkeit", die emotional aufwühlen.
Der Autor vertritt die Meinung, daß die eigene seelische Not der Mutter dazu führt, daß sie nicht oder nur in unzureichendem Maß auf die lebensnotwendigen Bedürfnisse ihres Kindes eingehen kann.
Daraus ergeben sich schwerwiegende Konsequenzen für die Persönlichkeitsentwicklung, die im Endefekt zu gesellschaftlichen Fehlentwicklungen führen, was er sowohl mit der Gesellschaftsform des real existierenden Sozialismus belegt als auch mit den extremen Erscheinungen der Konsumgesellschaft.
Im Idealfall sollte der Frau die Synthese der lustbetonten, selbstbewußten und auf Gleichberechtigung bestehenden Lilith mit der aufopfernden, verantwortungsbewußten und sich unterwerfenden Eva gelingen, um dann einen positiven Einfluss auf die "kranke" Gesellschaft zu haben.
Es ist ein Buch, das zur Selbstreflexion anregt und sicher zu kontroversen Diskussionen führt.

 

Ein unbequemes aber sehr wichtiges Buch    2003 aus NRW

Mit der Lektüre dieses Buches wird klar, warum zur Zeit so viele "Beziehungsratgeber" auf dem Buchmarkt sind und warum die Errungenschaften der Emanzipationsbewegung die meisten Frauen nicht wirklich zufriedener gemacht hat.
Aus dem Inhalt:
"Die psychosozialen Folgen des Lilithkomplexes sind verheerend. Die allgemeinen Symptome ranken sich bei beiden Geschlechtern um die Identitätsschwäche als Frau oder Mann, mit allen Ängsten und Unsicherheiten in der Partnerschaft. Die Frau begibt sich freiwillig aus unbewusster Bedürftigkeit oder gezwungenermaßen aus patriarchaler Vorherrschaft in eine untergeordnete und abhängige Position, aus der sie den Mann mit ihren unerfüllbaren Sehnsüchten und Wünschen quält und schließlich die Beziehung mit ihren Enttäuschungen und dem Hass terrorisiert und zerstört. Die unterdrückte Lilith in ihr macht sie unzufrieden-bedürftig, macht sie vorwurfsvoll-nörgelnd und lässt sie zickig-hexisch agieren. (mit „hexisch" ist ein Verhalten gemeint, mit dem die Frau indirekt und versteckt über Leiden, Klagen und Vorwurfshaltung Macht zu erlangen versucht.)"

 

  # 

  ^^^^  

(Ordnerwww.detopia.de