Hans Joachim Rieseberg

Verbrauchte
Welt

Die Geschichte der
Naturzerstörung und
Thesen zur Befreiung
vom Fortschritt

 

 

1988 im Ullstein-Sachbuch

1991  -  3. (letzte) Auflage

Hans Joachim Rieseberg (1988) Verbrauchte Welt - Geschichte der Naturzerstörung 

1988   

143+6 Seiten 

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Herr Rieseberg und detopia standen 2001 im Kontakt.

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Verlagstext 

   Hans J. Rieseberg zeigt, wie die Auswirkungen der Industria­lisierung die Erde in absehbarer Zeit in einen unbewohn­baren Planeten zu verwandeln drohen.

Er analysiert die historische Entwicklung der Energie­verschwendung und fordert eine radikale Umkehr zum sparsamen Umgang mit den natürlichen Ressourcen und eine Orientierung an den Lebens­formen und Produktions­methoden unserer Vorfahren.

Er kommt zu dem Resultat, daß wir unseren Energieverbrauch radikal senken und uns an den Lebens- und Produktions­formen unserer Vorfahren orientieren müssen — wollen wir noch ein Chance haben zu überleben.


Umschlag: Hansbert Lindemann

Widmung: Für meinen Sohn Philip und meine Tochter Sarah

Inhalt

 

Vorwort  (7)

 

Anmerkungen  (144) 

Literatur  (145)

  

 1   Hat die Menschheit noch eine Zukunft?  (11)

 2   Bodenschätze sind keine Energiereserven  (19)

 3   Vom Sammler und Jäger zum Ackerbauern  (26) 

 4   Die Umweltzerstörung in der Antike  (41)

 5   Vom indianischen Sammler und Jäger zur Agrarfabrik  (51)

 6   Die Dampfmaschine – Sackgasse der Technik  (63)

 7   Elektrizität – die Macht der Monopole  (73)

 8   Kernenergie – der Anfang vom Ende  (81)

 9   Die "elektrische Aufrüstung" des Haushalts oder ....  (90)

10  "Stadtkultur" und Energieverbrauch  (98)

11  Die globalen Umweltprobleme werden ignoriert  (105)

12  Alternativen  (130)

13  Rückbesinnung oder Untergang  (137-143)

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Verbrauchte Welt Von Hans Joachim Rieseberg

  

 

Ein Lesebericht von H. M. Hammer

mit freundlicher Gestattung des Autors für detopia.de

 

Es ist sehr zu begrüßen, daß das Thema Umwelt immer wieder aufgegriffen wird, da sich auf diesem Gebiet - allen Verlaut­barungen zum Trotz - weltweit praktisch noch viel zu wenig tut. Das öffentliche Bewußtsein auf die sich zuschärfenden Probleme mit allem Nachdruck aufmerksam zu machen, ist m. E. ein dringendes Erfordernis. 

Politische Aktivitäten im Weltmaßstab müssen ausgelöst werden, um langfristig das Überleben der Menschheit und wenigstens des für den Menschen notwendigen Teils der Natur zu gewährleisten. Dabei sind Industriestandorte durch eine sinnvolle Kombination von ökologischen und sozialen Aktivitäten auf marktwirtschaftlicher Grundlage zu erhalten und auszubauen.

Bemerkenswert ist die 'geniale Einseitigkeit' dieses Buches, das die energetische Rationalität, die Effektivität des Energie­einsatzes zum roten Faden gewählt hat. Wenngleich die Aspekte der geistigen Kultur, der Ethik, des zivilisatorischen Fortschritts weitgehend ausgeblendet werden, obwohl nur Veränderungen auf diesen Feldern das thematisierte Problem in gewünschter Weise einer Lösung näherbringen können, wird immerhin der Finger mit allem Nachdruck auf die progressive Energieverschwendung, die nach Auffassung Riesebergs schon in der Antike begann, gelegt. 

Allerdings hebt der Autor die möglicherweise auch vorhandenen positiven Potenzen der Ackerkultur zu wenig hervor, die zur Grundlage unserer europäischen Zivilisation, Kultur und last not least schließlich und endlich zur sozialen Marktwirtschaft führten. 

Es wird nicht nur im 1. Kapitel: "Hat die Menschheit noch eine Zukunft", ein Szenario des Menschheitstodes dargestellt, ein beängstigendes Bild der zunehmenden Umweltzerstörung und des unsinnigen Energieverbrauchs gemalt, ein Bild, das es einem Kenner der biblischen Apokalypse wahrscheinlich machen kann, daß einige der dort zu findenden Schreckensbilder nicht mehr all' zu lange auf sich warten lassen ...

Nicht nur für Philosophen dürfte interessant sein, daß hier ein geschichtsphilosophisches Systematisierungs­prinzip mit Fakten und Argumenten untermauert wird, das die abnehmende Effektivität und Umwelt­verträglichkeit der Energieerzeugung und -nutzung als Kriterium für den Niedergang der menschlichen Vernunft und Naturverbundenheit ansieht. Unter Aufnahme dieses bedeutsamen Aspekts könnten Geschichtsphilosophen wie auch Kulturhistoriker vielleicht manche lesenswerten neuen Bücher schreiben — allerdings ist zu befürchten, daß man theoretisch zwar viel aus dem Konzept des Autors machen kann, praktisch wird die von ihm als verhängnisvoll angesehene Entwicklung wohl aber den Weg bis zum bitteren Ende durchlaufen, da man gegenwärtig zu wenig unternimmt, um auf globaler Ebene die beschriebene Entwicklung auch nur aufzuhalten, geschweige denn umzukehren. 

Auch die breite Popularisierung der Umweltprobleme durch die Massenmedien seit Anfang der 70er Jahre und die Konstituierung von politischen Parteien wie der 'Grünen' im europäischen Maßstab haben daran kaum etwas ändern können.

Dabei wurde schon vor Jahrzehnten auf die Gefahren der Umweltzerstörung in eindringlicher Form von Ludwig Klages (1872-1956) hingewiesen. 1913, also zu einer Zeit, als diese Gedanken von der überwiegenden Mehrzahl der Zeitgenossen abgelehnt und belächelt wurden, verfaßte er mit seinem Vortrag: "Mensch und Erde" (Bouvier Verlag Herbert Grundmann, Bonn 1980, S. 11-28) einen leidenschaftlichen, mit vielen aufrüttelnden Beispielen untermauerten Appell gegen die Naturzerstörung durch Wissenschaft und Technik (a.a.O., S. 12). 

Schon Klages ruft zur "Befreiung vom Fortschritt", den er übrigens dem Christentum anlastet, dessen Folge letztlich der Kapitalismus gewesen sei, auf. Obwohl Rez. diesen Zusammenhang so nicht zu sehen vermag, hat Klages in einem Punkte gewiß nicht völlig unrecht: "Keine Lehre bringt uns zurück, was einmal verloren wurde. Zur Umkehr hülfe nur die innere Lebenswende, die zu bewirken nicht im Vermögen von Menschen liegt." (a.a.O., S. 27). Erst heute, da die Naturzerstörung ein Ausmaß erreicht hat, das die Vernichtung der Menschheit heraufbeschwört, sieht man, daß es sich um prophetische Worte gehandelt hat.

Gerade in der ehemaligen DDR hat sich der Widerstand gegen rücksichtslose Naturzerstörung in kirchlichen Kreisen formiert; der von Klages seinerzeit kritisierte Kapitalismus (a.a.O., S. 23 f.) hat jedenfalls unvergleichlich mehr zum Umweltschutz beigetragen als der real existierende Sozialismus, den Klages allerdings noch sehr viel weniger geschätzt hat. Doch alle bisherigen Maßnahmen reichen keinesfalls aus, um die düsteren Prognosen Riesebergs und anderer Autoren nicht Wirklichkeit werden zu lassen. An der inneren Lebenswende, die in einem grundsätzlich veränderten Verhalten der gesamten Menschheit zur Natur und also auch zu sich selbst zum Tragen kommen muß, führt jedoch kein Weg vorbei.

Diese verhängnisvolle Entwicklung kann, wenn überhaupt, bestenfalls durch eine Weltregierung aufgehalten werden, wie sie schon Albert Einstein vor Jahrzehnten mehr aus abrüstungspolitischen Gründen gefordert hat. Die zunehmenden globalen Probleme, die Notwendigkeit einer gezielten Koordination aller Maßnahmen, die Tatsache, daß heutige Entscheidungen in einem Staat weiterreichende langfristige Folgen im Weltmaßstab haben, werden dazu führen, daß sich die Menschheit auf Dauer dieser Forderung der 'Sachzwänge' nicht wird entziehen können. Mit einer Weltregierung allein ist es natürlich nicht getan; vielmehr kommt es darauf an, und das vernachlässigt Rieseberg denn doch zu stark, die geistigen Wurzeln der bisherigen Entwicklung aufzudecken. Die "Erfolge" der UNO auf anderen Politikfeldern stimmen in dieser Sache allerdings kaum optimistisch ...  

Zu einigen Details

Gleich im Vorwort auf S. 7 wird ausgeführt, daß das Thema Umwelt in seiner Komplexität mit den Mitteln der Wissenschaft nicht zu fassen ist. Es fragt sich, welcher Wissenschaftsbegriff hier vorausgesetzt wird, vermutlich der angelsächsisch-positivistische, der science konsequent mit Naturwissenschaft übersetzt und im Grunde nur diese als Wissenschaft, jedenfalls Wissenschaft erster Güte, zu akzeptieren bereit ist. Stimmt die Prämisse, hat der Autor recht. 

Ich möchte aber zu bedenken geben, daß es eine Unterschätzung wissenschaftlicher Potenzen und Möglichkeiten bedeutet, nur die Naturwissenschaft als Wissenschaft ernst zu nehmen; aus dieser Sicht ist eine wissenschaftliche Lösung globaler Menschheits­probleme ausgeschlossen. Zumindest die Psychologie, Soziologie und Politologie, im Grunde aber auch Anthropologie, Religionswissenschaft, Theologie u.v.a. mehr müssen Beachtung finden, da der Autor sehr zu Recht davon ausgeht, daß der Mensch rational, irrational und emotional handelt; deshalb sind historische, kulturelle und psychologische Aspekte zu beachten. All' dies entzieht sich nicht prinzipiell dem wissenschaftlichen, wohl aber dem rein naturwissenschaftlichen Zugang.

Indirekt scheint mir das Buch viel 'Kapitalismuskritik' zu enthalten. Der freien und, wenn es denn gut kommt, sozialen Marktwirtschaft fehlt an und für sich ein ökologisches Zielkriterium, da sie zwei Aspekte enthält, Bedürfnisbefriedigung — und sei das Bedürfnis auch künstlich geschaffen wie z.B. bei vielen Genuß- und Rauschmitteln — und Gewinnmaximierung, die beide durchaus viel Positives an sich haben, aber doch zu kurzsichtig und begrenzt für die globale Effektivität und umfassende Lebensqualität sind. 

Genauso, wie das Individuum seine Gefühle in gewissen Grenzen in den Dienst des Verstandes stellen kann, wenn diese nicht zu stark sind und der Wille nicht zu schwach ist, genauso müßte eine vernünftige marktwirtschaftliche Ordnung, die sich nach dem offenkundigen Scheitern des bislang "real existierenden Sozialismus" weltweit durchsetzen dürfte (dabei sollten die Erwägungen, die Rolf Henrich in seinem Buch: "Der vormundschaftliche Staat" besonders S. 24 f. zur 'asiatischen Produktionsweise' angestellt hat, ernst genommen werden), globale Aspekte als Orientierungsgrößen den rein marktwirtschaftlichen überordnen. 

Ökologie sollte als eine außerordentlich wichtige Komponente jeglichen Handelns angesehen und praktiziert werden. Hier sind nicht zuletzt die Theoretiker gefragt, wie dieses heute unverzichtbare Zielkriterium in die – adjektivlose oder soziale (vgl. "Adjektivlose oder Soziale Marktwirtschaft", Ludwig-Erhard-Stiftung e.V. Bonn 1993), dieser Streit soll an dieser Stelle nicht weiter thematisiert werden – Marktwirtschaft eingebracht werden kann, ohne daß immer wieder von außen, durch staatliche Regelungen usw. künstlich und unvollkommen eingegriffen werden müßte.

Vielleicht sind die globalen ökologischen Probleme aber doch nur durch eine zentrale Vernunft im Weltmaßstab zu lösen. Der Zusammenbruch der 'staatssozialistischen' Länder liefert derzeit allerdings so viele Argumente gegen eine wie auch immer beschaffene zentrale Institution, daß wir doch wohl primär darüber nachdenken müssen, wie die Marktwirtschaft stärker ökologisch ausgerichtet werden kann.

Von höherer Warte aus gesehen gibt es möglicherweise eine solche zentrale Vernunft – Gott, dem die meisten Menschen aber diesen Platz in der Regel nicht einzuräumen bereit sind. Da Gott die Freiheit des Menschen – ohne wenn und aber – nicht nur zähneknirschend akzeptiert, sondern sie in seiner Schöpfung bewußt angelegt hat, da er den 'künstlerischen' Ehrgeiz besitzt, sein Schöpfungspotential voll auszureizen, an seine eigenen Grenzen zu gehen und ein Wesen nach seinem Bilde zu schaffen, und da wir diese Freiheit - sonst wäre sie diesen Namen nicht wert - selbstverständlich, wenn auch, wie alles, natürlich nur in gewissen Grenzen, mißbrauchen können, ist es nicht verwunderlich, wenn die von Gott mehr oder weniger losgelöste Menschheitsentwicklung langfristig in den Untergang zu laufen scheint. 

Hans Joachim Rieseberg bestätigt so, vermutlich unfreiwillig, das biblisch-apokalyptische Zukunftsbild, das allerdings nicht den Menschheits­untergang, sondern letztlich den dauerhaften Frieden zwischen Gott und Mensch und Mensch und Mensch anvisiert ...

Vom natur- und technikwissenschaftlichen Standpunkt aus müßte zu diesem Buch auch mancherlei gesagt werden. Rez. meint, daß der Autor solide, überprüfbare und im wesentlichen zutreffende Informationen zugrundegelegt hat. Technisch wären die thematisierten Probleme gewiß einer Lösung zuzuführen, wenn darauf ab sofort alle Anstrengungen der Menschheit gerichtet würden, wofür aber wenig spricht.

Der Autor gibt seine Haltung zu Wissenschaft, Technik und deren Problemlösungskompetenz nicht ohne weiteres zu erkennen, aber zwischen den Zeilen schimmert ein starker Pessimismus durch. Das dürfte allerdings mehr auf ein moralisches Problem aufmerksam machen, d.h. es wäre zu untersuchen, warum Politiker und weite Teile der Menschheit die drängenden ökologischen Probleme, die gegenwärtig und in Zukunft zu lösen sind, mehr oder weniger verdrängen, vor allem wohl mit Rücksicht auf kurzfristige Machterhaltungsfragen und Wahlkämpfe, vielleicht aber auch schlicht aus Bequemlichkeit. 

Die Ursachen dürften jedoch tiefer liegen. Es sind wohl mehr sowohl intellektuelle wie psychische, moralische 'Trägheit', die Furcht, einen ganz anderen Lebensstil ersinnen und praktizieren zu müssen, die hemmend auf tatsächliche praktische Veränderungen wirken. In einer Demokratie - und wer könnte sich ernsthaft gegen die Demokratie wenden – muß man für alle Maßnahmen Mehrheiten finden, nicht zuletzt auch Geldgeber. Die nicht wenigen Reichen und Überreichen denken aber nur zu oft nicht daran, ihre Lebensform zu verändern, da sie sich in ihr "so kannibalisch wohl fühlen als wie zehntausend Sauen"; die Armen können es nicht, für sie wirken die gesellschaftlichen Rahmenbedingungen nahezu wie Naturgesetze. Hier müßte einmal genauer nachgefragt werden hinsichtlich der sozialen Psychologie der Entscheidungsträger und der ausschlaggebenden Gruppen. In der Tat wäre ein Anfang gesetzt, wenn in der Gesellschaft von heute die die öffentliche Meinung bestimmenden Gruppen von Menschen – Medienbesitzer, Journalisten, Showmaster, Künstler, Unternehmer, Manager, Wissenschaftler, usw. – sich in ihrer gesamten Lebensweise bewußt vorbildlich Verhalten wollten, da gerade sie sowohl die Einsicht als auch die nötigen Mittel dazu haben können. In puncto Umwelt sitzen alle im gleichen Boot, trotz vieler anderer Gegensätze.

Rez. hat das Buch mit einiger Beklemmung, aber nicht mit persönlichen Schuldgefühlen gelesen. Das will nicht sagen, daß Individuen keine Schuld an den analysierten Problemen trügen, doch es handelt sich um Prozesse von langfristiger, ja historischer Dimension, die man mit individueller Schuld allein nicht erfassen kann. Die sachlichen Vorschläge (vgl. S. 130-136), die Rieseberg macht, werden in nächster Zeit wohl kaum Beachtung finden, gleichwohl ist diese Art Literatur sicher geeignet, einen Markt zu erschließen, zumal sie philosophisch und psychologisch weiter vertieft und ergänzt werden kann und nicht zuletzt emotionale Betroffenheit zu wecken vermag. In diesem Sinne ist das Buch Riesebergs fast zu bescheiden aufgemacht, zu nüchtern, aber gerade in dieser Art der kühlen, distanzierten Analyse unserer zunehmenden Energieverschwendung und vielfach sinnlosen Umweltzerstörung beeindruckend.

Ein Buch für alle und keinen? Jedenfalls ist es so populärwissenschaftlich, daß man sich einzel­wissen­schaft­liche Spezialstudien historischer, soziologischer, psychologischer, politik­wissen­schaftlicher und zivilisations­theoretischer Art als flankierende Maßnahmen wünscht. Nur:  Erfolg im Sinne der Veränderung des Menschheitsverhaltens wird diesem Buch wohl versagt bleiben, so gut seine Marktchancen auch sein mögen. Und das ist – zumindest für den Autor – einiges wert. Aber nicht nur für den Autor.

Es läßt sich nicht leugnen, daß Rieseberg zu einer neuen Sicht der Menschheitsgeschichte anregt, wenngleich nicht deutlich genug wird, in welche Richtung er uns schicken will, vermutlich, mit Rousseau zu reden, "Zurück zur Natur", will sagen, der Mensch soll sich gewissermaßen als eine Art 'höheres Tier' — diese Tendenz scheint mir übrigens auch das Werk Sigmund Freuds und vielleicht noch mehr von Konrad Lorenz ebenfalls auszudrücken, um es auf einen Generalnenner zu bringen — begreifen lernen. 

So überzeugend für manche diese Sichtweise auch sein mag, sie wird doch wohl der menschlichen Realität, dem geistigen Wesen des Menschen nicht gerecht. Ich möchte meinen, daß Rieseberg die kulturkonstituierende Seite des Menschen zu stark ausblendet. Was ist ihm die zunehmende Erkenntnis des Menschen nicht nur in bezug auf die Natur, sondern auch über sich selbst und seine Stellung in der Welt wert? Sind es wirklich nur menschlicher Größenwahn in Verbindung mit Marktmechanismen, die die anscheinend verhängnisvolle Entwicklung seit über 2000 Jahren in eine Richtung vorwärtstreiben, wie sie uns nicht nur nicht gefallen kann, sondern wie sie uns auch schädigen, ja letztendlich vernichten muß?

Möglicherweise ist es dem Ausbildungsprofil des Autors als ehemaliger Student der Mathematik, Physik und Architektur geschuldet, daß die Triebkräfte für diese Menschheitsentwicklung nicht tief genug ausgelotet werden; hier können in der Tat sowohl theologische als auch unkonventionelle Analysen aus anderen Geisteswissenschaften vielleicht eine interessante und sogar nützliche Ergänzung liefern.

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