Peter SloterdijkKritik der zynischen Vernunft
1983
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dnb.Buchnummer (16) dnb.Buchname (56) detopia Horstmann-1983 Löbsack-1983 Spengler-1918 Kritik der wissenschaftlichen Vernunft |
Spenglers Rache
1987
von Jacques Bouveresse
Pariser Philosophieprofessor. wikipedia Jacques_Bouveresse *1940 in Frankreich
Der letzte Beitrag des Buches heißt: "Spenglers Rache"
I.
Es gibt wahrscheinlich nicht viele Autoren, die nach einem ersten überwältigenden Erfolg so rasch und vollständig wieder vergessen worden sind wie Spengler. Es fällt heute schwer, sich den ganz und gar außergewöhnlichen Eindruck vorzustellen, den
(1918-1922)1 auf die damalige Öffentlichkeit gemacht hat. Der erste Band, der 1918 veröffentlicht wurde, obwohl er im wesentlichen schon vor Kriegsbeginn abgeschlossen worden war, hatte in Anbetracht der Lage und dessen, was allein schon sein Titel dem durch die Niederlage geschockten deutschen Leser in Erinnerung rufen mochte, ein gewaltiges Echo. Dieses Echo beruhte in Wirklichkeit zum größten Teil auf einem Mißverständnis. Der Titel stand schon von 1912 an fest und sollte »in strengster Wortbedeutung und im Hinblick auf den Untergang der Antike eine welthistorische Phase vom Umfang mehrerer Jahrhunderte, in deren Anfang wir gegenwärtig stehen« (UdA S. X), bezeichnen. Auch hat Spengler den Ersten Weltkrieg keineswegs als eine Art letzte Katastrophe wahrgenommen, sondern ihn vielmehr nachträglich als eine bedeutsame Episode interpretiert, die in entscheidender Weise dazu beitragen sollte, die spezifischen Merkmale des letzten historischen Zeitabschnitts, in den das Abendland eben eingetreten war, zu bestimmen: »Die Ereignisse haben vieles bestätigt und nichts widerlegt. Es zeigte sich, daß diese Gedanken eben jetzt und zwar in Deutschland hervortreten mußten, daß der Krieg selbst aber noch zu den Voraussetzungen gehörte, unter welchen die letzten Züge des neuen Weltbildes bestimmt werden konnten.« (Ebd.)
Peter Sloterdijk 1983 Kritik der zynischen Vernunft