René Arpad Spitz

 unter Mitarbeit von Godfrey Cobliner 

  Vom Säugling zum Kleinkind 

 

Naturgeschichte der Mutter-Kind-
Beziehungen im ersten Lebensjahr

The First Year of Life - A Psychoanalytic Study of 
Normal and Deviant Development of Object Relations 

Für meine Kinder

1965 by  International Universities Press, Inc. New York 

René Arpad Spitz (1965) Vom Säugling zum Kleinkind Naturgeschichte der  Mutter-Kind-Beziehungen  im ersten Lebensjahr   

1965    310+30 Seiten 

Wikipedia.Autor *1887 in Wien bis 1974 (87)

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detopia:  Psychobuch

S.htm     Sterbejahr

 

Liedloff    Janov   Janus   Maaz

 

Inhalt

Geleitwort von Anna Freud  (13)

Vorwort  (15) 

Danksagung  (17)

Vorwort 1966 zur deutschen Ausgabe (20)

1983, 7. Auflage,  ISBN 3-608-95199-7 by Klett-Cotta
Aus dem Englischen übersetzt von Gudrun Theusner-Stampa  # 
Druck: Zechnersche Buchdruckerei, Speyer  

Anhang:

Die Genfer Schule der genetischen Psychologie und Psychoanalyse: Parallelen und Gegensätze von W. Godfrey Cobliner (312) 
Einige Grundannahmen Piagets und seine Auffassung von der Psyche (316)  
Der Begriff der Stufen in der Ontogenese (325) 
Piagets Methode (329)  
Die Entwicklungsmechanismen in Piagets System (330)  
Piagets Kontakt mit der Psychoanalyse (333)  
Die drei Auffassungen vom Objekt in der zeitgenössischen Psychologie (336)  
Die Entdeckung des Nicht-Ich (341)  Objektbildung und Objektbeziehungen (346)  
Anzeichen der Objektbildung (349) 
Schlußbemerkung (365) 

Bibliographie (368) 

Namenverzeichnis (387)

Sachverzeichnis (392) 


Verlag:

Jahrzehnte hindurch hat Spitz systematisch die Entwicklung der kindlichen Psyche im ersten Lebensjahr erforscht; Grundlage war dabei die Psychoanalyse, zu der der Autor selbst wichtige Beiträge geleistet hat. 

Das Bahnbrechende daran lag im Nachweis der großen Bedeutung, die das Mutter-Säugling-Verhältnis für die ganze fernere Entwicklung des Kindes hat. Ein Standardwerk für Studierende und Fachleute gleichermaßen.

Die Forschungen von Rene A. Spitz haben in der ganzen Welt Aufsehen erregt. Sie wirkten revolutio­nierend in der Säuglings­pflege und in der Heim­erziehung von Kindern. Das Buch, in dem Spitz die Ergebnisse seiner Lebens­arbeit zusammenfaßt, ist das wohl bedeutendste wissenschaftliche Werk über die Entwicklung der kindlichen Psyche von der Geburt bis zum Erlernen der Sprache.

"Das schönste Denkmal setzte sich der Jubilar selbst mit diesem Werk, das wohl die bedeutendste wissenschaftliche Arbeit über die Entwicklung der kindlichen Psyche von der Geburt bis zum Erlernen der Sprache ist. Jahrzehnte hindurch hat Spitz systematisch die Entwicklung der kindlichen Psyche im ersten Lebensjahr erforscht; Grundlage war dabei die Psychoanalyse, zu der der Autor selbst wichtige Beiträge geleistet hat. Das Bahnbrechende daran lag im Nachweis der großen Bedeutung, die das Mutter-Säugling-Verhältnis für die ganze fernere Entwicklung des Kindes hat, und in der Erkenntnis, daß dieses Verhältnis bestimmend ist für das ganze Verhalten zur künftigen Umwelt. Jede Unterbrechung oder Störung dieses Verhältnisses kann somit schwerwiegende Folgen nach sich ziehen. Die praktischen Konsequenzen dieser Erkenntnisse haben z.T. umwälzend gewirkt, beispielsweise was die Praxis in Säuglingsheimen betrifft. Ein Standardwerk, das schon den Studierenden angeht und das zum eisernen Bestand aller Fachleute gehört."  (Neuer Bücherdienst, Wien) 

Teil 1    Definitionen und Methoden 

1. Theoretische Einführung  (23)  Psychoanalytische Grundannahmen +  Angeborene Faktoren + Reichweite und Komplexität der Umweltfaktoren + Das Objekt der Libido.

2. Zur Methode  (36)  Konstruktion und Validierung der Tests + Kurze Beschreibung der Tests + Stellung und Grenzen der Tests in unserer Forschungsanordnung + Film-Analyse und Untersuchungs­material + Die Populationen, der Untersuchung + Beschreibung der Institutionen.

Teil 2    Die Konstituierung des Objekts der Libido 

3. Die objektlose Stufe  (53)  Primitive Prototypen affektiver Reaktionen (55)  Primitive kognitive Reaktionen (57)  Neurophysiologische Gegebenheiten, die dem Verhalten zugrundeliegen (61)  Veränderung des Verhaltens durch Erfahrung (65) 

4. Die Wiege der Wahrnehmung  (71)  M. von Sendens Arbeit über das Erlernen der Wahrnehmung und einige andere experimentelle Feststellungen 73  #  Die Urhöhle: Psycho­analytische Erwägungen 79  #  Von der Kontaktwahrnehmung zur Fernwahrnehmung 83 # Der Wahrnehmungsakt und die drei Organe primitiver Wahrnehmung 87 # Das Erlebnis der Wahrnehmung 90 # Regressive Wahrnehmungsphänomene beim Erwachsenen 93 # Die Affekte und das Entstehen der Wahrnehmung 100

5. Die Vorstufe des Objekts  (104)  Die Reaktion des Lächelns 104 # Experimentelle Feststellungen 106 # Von der passiven Rezeption zu aktiven Objektbeziehungen 114 #  Die Rolle der Affekte in der Mutter-Kind-Beziehung 116 # Die theoretische Bedeutung der Bildung des Objekt-Vorläufers 120 # Die Kristallisation des Ichs 121

6. Die Plastizität der kindlichen Psyche  (126)  Übergangsstadien 127 # Veränderungen der Bedeutung und der Reaktionen  128   #  Ein grundlegender Unterschied zwischen dem Kleinkind und dem Erwachsenen 133  #  Das Auftreten des ersten Organisators und seine Folgen  135  #  Die Rolle des Ichs 138

7. Kapitel: Die Rolle der Mutter-Kind-Beziehungen in der Entwicklung des Kleinkindes  (140)  Das Wechselspiel von Aktionen in der Mutter-Kind-Dyade 140 Die Kommunikation innerhalb der Dyade Mutter und Kind 146  #  Kommunikation bei Tieren und Menschen 147  #  Die Elemente der Kommunikation 150 Die Rolle von Rezeption und Perzeption: coenästhetische und diakritische Funktionsweisen 151  #  Affekte, Wahrnehmungen und Kommunikation 156  #  Körperorgane, Kommunikation und Evolution 159  # Die Entstehungsgeschichte der Unlustaffekte und ihre Dynamik 161  #  Speicherung von Erinnerungen und affektiv getönte Erlebnisse 162  #  Die Rolle der Frustration (Versagung) beim Lernen und in der Entwicklung 164

8. Kapitel: Die Bildung des Objekts der Libido  (167)  Die Achtmonatsangst 167  #  Ein Einwand gegen unsere Erklärung der Aditmonatsangst 173  #  Der zweite Organisator 176  #  Die kulturellen Determinanten der Dyade 180

9. Kapitel: Rolle und Entwicklung der Triebe  (183)  Das „gute" Objekt und das „schlechte" Objekt und ihre Vereinigung 184  #  Fütterungsprogramme und ihre Wirkung auf das „Bemuttern" 186 # Frustrationstoleranz und das Realitätsprinzip 187

10. Kapitel: Der Fortgang der Entwicklung nach der Konstituierung des zweiten Organisators  (189)  Fortschritte in den Bereichen der Wahrnehmung, der Motorik und der Affektivität 190  #  Nachahmung und Identifizierung 192 

11. Kapitel: Ursprung und Beginn der menschlichen Kommunikation: der dritte Organisator der Psyche  (195)  Der Einfluß der Lokomotion auf die Beziehungen innerhalb der Dyade 195  #  Verneinendes Kopfschütteln: die erste semantische Geste des Kleinkindes 197  #  Nachahmung, Identifizierung und verneinendes Kopfschütteln: drei Hypothesen 198  #  Der dritte Organisator der Psyche 202  #  Die biologischen und neurophysiologischen Wurzeln des negativen Kopfschütteins 205  #  Funktionswandel: biologische und psychologische Aspekte 207 # Ein Prototyp der bejahenden Gebärde 208

Teil 3    Pathologie der Objektbeziehungen

12. Kapitel: Abweichende und gestörte Objektbeziehungen  (213)
Normale Objekt­beziehungen (214)  Quantitative und qualitative Faktoren bei gestörten Objekt­beziehungen (219)  Ungeeignete Mutter-Kind-Beziehungen (220)  Unzureichende Mutter-Kind-Beziehungen (221) 

13. Kapitel: Psychotoxische Störungen  (223)  
Primäre unverhüllte Ablehnung 223  #  Primäre aktive Ablehnung 223 # Primäre passive Ablehnung 223  #  Primäre ängstlich übertriebene Besorgnis (Die Dreimonatskolik) 226  #  Die Arbeiten von Weil, Finkelstein, Alarcon und Spock 227  #  Die experimentellen Feststellungen von Levine und Bell 223  #  heoretische Überlegungen 230 Praktische Erwägungen 233  #  Schlußbemerkungen über die Dreimonatskolik 235  #  Feindseligkeit in Form manifester Ängstlichkeit (Säuglingsekzem) 237  #  Feststellungen und klinische Daten 237 # Die Rolle der primären Identifizierung 244 # Psychosomatische Prozesse 246 Eine Erklärung am Sinne Pawlows 247 Abschließende Bemerkungen über das Säuglingsekzem 253  #  Kurzschlägiges Oszillieren zwischen Verwöhnung und Feindseligkeit (Schaukelbewegungen der Kinder)  254 # Klinische und andere Daten 259 # Dynamische Prozesse 258 # Zyklische Stimmungsumschwünge der Mutter (Fäkalspiele und Koprophagie) 262  #  Klinische Beobachtungen 262 # Hervorstechende Merkmale der mütterlichen Persönlichkeit 264 Mutter-Kind-Beziehungen 265 # Der affektive Zustand des koprophagen Kindes 266 # Die Dynamik der Mutter-Kind-Beziehung bei der Koprophagie 268 # Das „gute" und das „schlechte" Objekt: die Induktion affektiver Zustände im Kind durch die Mutter 270 # Die Rolle der Entwicklungsstufen-Spezifizität 273 # Anmerkungen 275 # Bewußt kompensierte Feindseligkeit der Mutter (Das hyperthymische Kind) 277

14. Kapitel: Erkrankungen des Kleinkindes durch den Entzug affektiver Zufuhr  (279) 
Partieller Entzug affektiver Zufuhr (Anaklitische Depression) (280)  Das klinische Bild und sein progressiver Charakter (280)  Die ätiologischen Faktoren (284)  Totaler Entzug affektiver Zufuhr (Hospitalismus) (289) 

15. Kapitel: Die Wirkungen des Objektverlusts: eine psychologische Betrachtung  (296)  

16. Kapitel: Zusammenfassende Schlußfolgerungen  (304) 

 

https://de.wikipedia.org/wiki/Koprophagie 

  

Geleitwort von Anna Freud 

13-14

Diese eingehende und sorgfältige Beschreibung des emotionalen Austausches zwischen Müttern und ihren Kleinkindern wendet sich an einen weiteren Leserkreis, als es Veröffentlichungen von Psychoanalytikern gewöhnlich tun. Die Sprache des Autors, begleitet von eindrucksvollen Abbildungen, ist so einfach und unmittelbar, daß Mütter und andere in der Säuglingspflege beschäftigte Menschen sie auch ohne psychologische Vorbildung verstehen können.

Seine Beobachtungsweise, seine dokumentarische Arbeit mit der Kamera und seine Testverfahren sind so genau, daß sie auch denen etwas zu bieten haben, die im akademischen Bereich tätig sind. Und seine theoretischen Voraussetzungen und Schlüsse sind so streng analytisch, daß sie die Aufmerksamkeit aller jener Psychoanalytiker und Kinderanalytiker auf sich ziehen müssen, denen ein sachlicher Zugang zu dem noch immer am wenigsten erforschten Lebensabschnitt des Menschen willkommen ist.

Im Verlauf seiner Arbeit berührt Dr. Spitz eine Reihe von Themen, die in der psychoanalytischen Theorie unserer Tage umstritten sind, und er zögert nicht, bei jeder Frage entschieden Stellung zu beziehen. Zur Erforschung dessen, was im ersten Lebensjahr geschieht, empfiehlt er die direkte Beobachtung und die Anwendung der Methoden der Experimentalpsychologie, im Gegensatz zu jenen analytischen Autoren, die es vorziehen, sich nur auf die Rekonstruktion von Entwicklungsprozessen aus der Analyse späterer Stadien zu verlassen. Tatsächlich haben seine früheren Darlegungen über Hospitalismus und die anaklitische Depression ein gut Teil dazu beigetragen, den Wert der beobachtenden Methoden zu erweisen, selbst in den Augen vieler im übrigen skeptischer Psychoanalytiker.

Bei der Besprechung der kindlichen Persönlichkeit im vorsprachlichen Alter tritt Dr. Spitz all jenen analytischen Autoren entgegen, die dem Säugling gleich nach der Geburt ein kompliziertes Seelenleben zuschreiben, in dem Inhalte der Phantasie, Konflikte zwischen gegensätzlichen Trieben, Schuldgefühle, Wiedergut­machungs­tendenzen usw. eine Rolle spielen. 

Statt dessen vertritt er die von vielen geteilte Ansicht, es gebe einen undifferenzierten Initialzustand und eine langsame und kontinuierliche Entfaltung der Funktionen, der verschiedenen Triebe, der aufeinander folgenden Strukturen, das heißt, daß die psychologischen Prozesse allmählich aus den physiologischen Prototypen hervorgehen, die ihnen zugrundeliegen.

Auch dort, wo es um das Hauptthema seines Buches, die Entwicklung der ersten Objektbeziehung, geht, folgt er der gleichen Theorie von einer langsam fortschreitenden Entwicklung von primitiven zu komplizierteren Formen. Auch hier lehnt er die von anderen analytischen Schulen vertretene Auffassung ab, es gebe von Geburt an eine Objektbeziehung zur Mutter.

Schließlich, bei der Darstellung der Störungen in der frühen Mutter-Kind-Beziehung und ihrer nachteiligen Folgen geht Dr. Spitz weiter als die meisten seiner Kollegen, wenn er bestimmte psychotoxische Störungen beim Säugling bestimmten psychischen Störungen bei der Mutter zuschreibt — eine fesselnde Hypothese, die vielleicht weniger strittig wäre, wenn bei den komplexen Persönlichkeiten der Mütter die Beurteilung des Verhaltens nicht auf beobachtenden Methoden beruhte, sondern auf ihrer Analyse.

Die Leserschaft hat sich oft beklagt, daß von Analytikern geschriebene Bücher über die Entwicklung des Kindes die Tendenz haben, skizzenhaft und unsystematisch zu sein und sich ausführlicher über pathologische Erscheinungen zu äußern als über die normalen Wachstumsprozesse. Die von Dr. Spitz vorgelegte wertvolle Untersuchung wird ihr Teil dazu beitragen, solchen Klagen zu begegnen, und sie wird eine seit langem bestehende Lücke füllen.

Anna Freud,
L.L.D.

14


  

Vorwort

15-16

Als ich 1935 mit Hilfe direkter Beobachtung meine systematische Erforschung der psychoanalytischen Psychologie des Säuglings­alters begann, war ich ein Einzelgänger. Zehn Jahre später begannen auch andere sich für dies Thema zu interessieren — und seitdem ist die Zahl derer, die auf diesem und verwandten Gebieten mit ähnlichen und mit besseren Methoden psychische Prozesse untersuchen, Jahr für Jahr in geometrischem Verhältnis gewachsen. Infolgedessen ist eine Lawine von Veröffent­lichungen sowohl psychoanalytischer als auch experimental-psychologischer Art erschienen, der selbst ein Lehrbuch schwerlich gerecht werden könnte. Die Veröffentlichungen, die in dem vorliegenden Buch etwas ausführlicher behandelt werden, sind daher willkürlich ausgewählt. Meine Wahl ist deswegen auf sie gefallen, weil ich sie für besonders geeignet hielt, meine These zu veranschaulichen.

Eine weitere Schwierigkeit entstand dadurch, daß der von mir beschrittene Weg zwischen den Disziplinen verläuft. Als 1954 die erste kurze Fassung dieses Buches auf Französisch erschien, gab es ganze Zweige der Wissenschaft, die heute mein Denken beeinflussen, entweder noch gar nicht, oder sie waren gerade erst im Entstehen. Ein gutes Beispiel dafür ist die Kommunikationstheorie. Ich bitte deshalb alle Autoren um Entschuldigung, die ich dadurch gekränkt haben mag, daß ich sie nicht erwähne. Eine solche Unterlassung geht weder auf bösen Willen noch auf Unkenntnis zurück, sondern auf die Beschränkung meiner Zielsetzung. Weder habe ich die Gaben, um ein Lehrbuch zu schreiben, noch glaube ich, daß die Zeit dafür schon gekommen ist.

Infolge der außerordentlichen Erweiterung der Erkenntnisse in den seit jener Zeit vergangenen Jahren sah ich mich gezwungen, dennoch die Zielsetzung dieses Buches zu erweitern. Aus ähnlichen Gründen habe ich mich auch nicht mehr auf das erste Lebensjahr allein beschränken können. Ich werde vielerorts die Grenzen dieses Lebensabschnitts überschreiten und den Leser hier und dort weit in das zweite Lebensjahr hineinführen.

Dieses Buch ist freilich unvollständig und unzulänglich; ich war bemüht, dem Leser eine Vielfalt von Methoden vorzuführen, die meist nichts mit Psychoanalyse zu tun haben, aber es dennoch ermöglichen, dem vorsprachlichen Lebensabschnitt auch aus psychoanalytischer Sicht näherzukommen.

Die Beiträge der Forscher aus angrenzenden Bereichen der Wissenschaft boten mir manche neue Einsichten. Aber auf diesem Gebiet, das erst vor so kurzer Zeit erschlossen wurde, war es der psychoanalytische Zugang, nämlich das Bemühen um die Naturgeschichte der Objektbeziehungen im ersten Lebensjahr, das uns die entscheidenden Anhaltspunkte zum Verständnis vermittelte.

Darum möchte ich nicht versäumen, den Leser daran zu erinnern und zu unterstreichen, daß diese Studie auf den Grundlagen des gedanklichen Begriffssystems beruht, die Sigmund Freud in den „Drei Abhandlungen zur Sexualtheorie" niedergelegt hat. Die zweite dieser Abhandlungen enthält in großen Zügen den größten Teil dessen, was ich im Lauf vieler Forschungsjahre an mehreren Hunderten von Säuglingen beobachten konnte.

Der schöpferische Genius Freuds hat eine neue Wissenschaft geschaffen, in deren begrifflichem Rahmen und Gedankeninhalten, an deren Anwendung und Ausarbeitung nun schon mehrere Generationen seiner Schüler unablässig arbeiten. Es erfüllt mich mit tiefer Befriedigung, daß ich mich an dieser Arbeit beteiligen durfte, indem ich die Methode der systematischen direkten Beobachtung an einen Abschnitt des Arbeitsgebietes meines Lehrers Sigmund Freud heranbringen konnte, an ein Arbeitsgebiet, in welchem diese Methode bis dahin kaum Anwendung gefunden hatte.

 

Denver, Colorado, im Oktober 1963,
R. A. Spitz 

16


  

 Danksagung 

 

17-19

Die erste kurze Fassung dieses Buches wurde 1954 auf Französisch veröffentlicht. Sie bestand hauptsächlich aus einem gedrängten Bericht, einem aus der Vogelperspektive gegebenen Überblick über die Ergebnisse meiner Forschung, meiner Beobachtungen und Feststellungen an vielen Hunderten von Säuglingen

Diese Forschungsarbeit wird nun schon seit fast dreißig Jahren betrieben. Ein Unternehmen dieser Größenordnung kann nicht von einem einzelnen Menschen ausgeführt oder beschrieben werden. Ohne die Hilfe meiner zahlreichen fähigen und hingebungsvollen Mitarbeiter hätte ich weder die Beobachtungen und Experimente durchführen, noch die aus direkter Beobachtung und Filmen gesammelten Daten zusammenstellen und dann statistisch bearbeiten, noch hätte ich dieses in vielen Disziplinen verankerte Vorgehen koordinieren können. Ich möchte ihnen hier meinen Dank aussprechen, wenn ich auch weiß, daß es unmöglich ist, jedem seinen Anteil je nach seinem Beitrag zukommen zu lassen.

Als erstes jedoch ist es mir ein Bedürfnis, meinen Dank der Universität Colorado auszusprechen, ihrer psychiatrischen Abteilung, und ganz besonders dem Ordinarius und Leiter dieser Abteilung, Professor Dr. med. Herbert S. Gaskill. Sein Verständnis für meine Ziele bot mir die Möglichkeit, die gegenwärtige Studie fortzusetzen und zu beschließen. Er sorgte in großzügigster Weise für Hilfe und Mittel für meine Arbeit, für Laboratoriumsräume zur Aufbewahrung, Ordnung und Bearbeitung der Masse meiner Filme, Protokolle, Statistiken usw., auf denen dieses Buch beruht.

Mein engster Mitarbeiter bei dieser besonderen Aufgabe war in den letzten zehn Jahren W. Godfrey Cobliner, Ph. D.; ihm gebührt ein volles Maß meiner Anerkennung und Dankbarkeit. Er hat nicht nur ein abschließendes Kapitel beigesteuert, eine grundlegende Monographie über Plaget und die Genfer Schule, über ihre Beziehungen zur psychoanalytischen Lehre einerseits und zu meinen eigenen Feststellungen und Folgerungen andererseits; Dr. Cobliners Beitrag zu diesem Buch ist tiefgreifender und umfassender.

Von den bescheidenen Anfängen der ersten, französischen Ausgabe an, zu der er einen Teil der bibliograph­ischen Hinweise beitrug, und bei der er einige der Formulierungen im Gedankenaustausch mit mir ausfeilen half, erweiterte er in den folgenden zehn Jahren beide Funktionen, indem er als geduldiger, intelligenter, aber strenger Kritiker der aufeinander folgenden Auflagen des Originals und der Übersetzungen in verschiedene andere Sprachen wirkte. Ich möchte seinen sehr realen Anteil am Zustandekommen dieses Buches dankbar anerkennen.

An dieser Stelle ist es angebracht, der verstorbenen Katherine M. Wolf, Ph.D., zu gedenken, die mir während der ersten zehn Jahre meiner Arbeit assistierte. Ihr vorzeitiger Tod bedeutet einen Verlust für die Wissenschaft, besonders für die Psychologie und die Psychoanalyse. Ihre Hilfe bei der Durchführung der Beobachtungen und Experimente, ihre Intuition und ihre Brillanz waren für mich während der acht Jahre unserer Zusammenarbeit eine stete Anregung. Meine Veröffentlichungen während dieser Zeit tragen die Spuren ihrer Beiträge.

Mein Dank gilt den Leitern der Institutionen, die meine Beobachtungen und meine Arbeit dort großzügig ermöglichten, den Eltern, die mir erlaubten, die Entwicklung ihrer Kinder zu verfolgen und zu filmen, meinen Mitarbeitern und Helfern, die mir bei Beobachtungen und Experimenten zur Seite standen, beim Verarbeiten von Daten, beim Planen und Zeichnen von Diagrammen, Kurven und Profilen, beim Redigieren, Korrigieren, Fahnenlesen und Abschreiben der Manuskripte, beim Aufnehmen, Bearbeiten, Zusammenstellen, Schneiden, Texten und Katalogisieren meiner Filme.  

Ihre Namen sind, in chronologischer Reihenfolge:  Anne Leutzendorff,  Alexandra Hendee, Josef Bohmer, Eva Gruening, Margarete Dengler, Paul  Polak, Gilben Haak, Robert N. Emde, Rose Laub Coser, Sally Bondy, Anneliese Riess, Elisabeth Root, Lilly Bernstein, Laura Powell, Angela Yaron.

Henrietta Additons Verständnis und ihr menschliches Mitgefühl, ihre Humanität im allerbesten Sinne eröffneten mir und meinen Mitarbeitern die Möglichkeit, viele Jahre hindurch in der von ihr geführten Anstalt frei unserer Forschung nachzugehen. Ihr möchte ich hier nochmals meinen tiefgefühlten Dank aussprechen. Mit einem ganz besonderen Gefühl der Dankbarkeit wende ich mich der Letzten auf meiner Danksagungsliste zu: Mrs. Lottie Maury Newman. Sie ist es, die durch ihre Freundschaft, die Ermutigung in Zeiten persönlicher Schwierigkeiten und ihre klugen Ratschläge die Fertigstellung dieser Arbeit ermöglicht hat.

19

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Vorwort 1966
zur deutschen Ausgabe 

Ich begrüße das Erscheinen dieser Übersetzung mit besonderer Freude. Es ist das dritte meiner Bücher, das der Ernst Klett Verlag in deutscher Sprache herausbringt. Dies ist mir ein willkommener Anlaß, dem Verleger, Herrn Ernst Klett, sowie Herrn Dr. Hubert Arbogast und Frau Dr. Hanne Lenz, seinen Mitarbeitern, für ihr immer reges Interesse an meinen Büchern sowie für ihre tätige Hilfe meinen ganz besonderen Dank auszusprechen. Meinen Dank auch Frau Gudrun Theusner-Stampa, die die Übersetzung dieses Buches mit unermüdlichem Eifer, feinfühligem Verständnis und wissenschaftlicher Genauigkeit ausführte.

Genf, Dezember 1966,
René A. Spitz 

20

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 (Ordner)   www.detopia.de

René Arpad Spitz, Godfrey Cobliner -  Vom Säugling zum Kleinkind - Naturgeschichte der Mutter-Kind- Beziehungen im ersten Lebensjahr