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Alan W. WattsWeisheit
des
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1951 125 Seiten
wikipe Autor
*1915 in detopia W.htm |
Inhalt Vorwort (7)
Anmerkungen |
1. Das Zeitalter der Angst (11) 2. Schmerz und Zeit (25) 3. Der große Strom (33) 4. Die Weisheit des Körpers (47) 5. Über das Gewahrsein (63) 6. Der wunderbare Augenblick (75) 7. Die Verwandlung des Lebens (89) 8. Schöpferische Sittlichkeit (99) 9. Religion in neuer Sicht (111) |
detopia-2005: Sehr beeindruckend. 5 Jahre nach Kriegsende geschrieben. Im Alter von 36 Jahren. Alan Watts, der in kein Schema passende kreative Denker, entlarvt in diesem Buch die falsche Art des Denkens, die das Glück des Menschen im Streben nach Sicherheit verwirklichen will. Er macht deutlich, daß der Mensch erst dann zu einem erfüllten Leben findet, wenn er sich ohne Vorbehalte auf das Leben im Hier und Jetzt einläßt, ohne ständig Vergangenem nachzugrübeln oder seine Hoffnung auf Zukünftiges zu setzen — wenn er die Weisheit des ungesicherten Lebens für sich entdeckt. Zu diesem Buch Gerade in Zeiten zunehmender Verunsicherung — psychologisch, politisch, sozial — spendet die Botschaft von Alan W. Watts neuen Mut. Er laßt das Denken des Lesers gelassener werden, indem er uns klarmacht, wie zwanghaftes, angstvolles Ringen um die perfekte Sicherung der eigenen Existenz neue Angst, neue Enge schafft und Lebendigsein zusehends vereitelt. Das einzig Wirkliche, das Jetzt, das Leben in der unvollkommenen und unberechenbaren Gegenwart, das Leben im »wunderbaren Augenblick« geht dabei leicht verloren. Ein meditativ und provokativ geschriebenes Buch, das Besinnung fordert und die Wahrnehmungsfähigkeit steigert. Alan W. Watts, geboren 1915 in England. Weltbekannter Pionier eines »neuen Bewußtseins«. Gab in den fünfziger Jahren entscheidende Impulse zur Entdeckung des Zen-Buddhismus im Westen. |
Vorwort 1951 von Alan Watts
7
Das Gesetz von Wirkung und Gegenwirkung hat mich schon immer fasziniert. Manchmal nenne ich es das »Gesetz der Umkehrung«. Wenn du versuchst, auf der Oberfläche des Wassers zu bleiben, so versinkst du; wenn du jedoch zu sinken versuchst, so trägt dich das Wasser. Wenn du deinen Atem anhältst, so verlierst du ihn — wobei einem sofort ein altes und sehr vernachlässigtes Bibelwort einfällt: »Was hülfe es dem Menschen, so er die ganze Welt gewönne und nähme doch Schaden an seiner Seele?« (Lukas 16,33)
Dieses Buch dient der Erforschung dieses Gesetzes in seiner Beziehung zu dem Suchen des Menschen nach psychologischer Sicherheit und zu seinem Bestreben, geistige und verstandesmäßige Gewißheit in Religion und Philosophie zu finden. Es ist in der Überzeugung geschrieben, daß kein Thema geeigneter sein könnte in einer Zeit, in der das menschliche Leben so besonders unsicher und ungewiß zu sein scheint.
Es vertritt die These, daß diese Unsicherheit das Resultat des Versuches ist, sicher sein zu wollen, und daß - im Gegenteil - Erlösung und geistige Gesundung letztlich nur in der grundlegenden Einsicht bestehen: es gibt keinen Weg, uns selber zu retten.
Das klingt wie irgend etwas aus »Alice im Zerrspiegel«, zu dem das Buch eine Art philosophisches Gegenstück ist. Denn der Leser wird sich des öfteren in einer Welt wiederfinden, in der das Unterste zuoberst gekehrt ist, in der die normale Ordnung der Dinge völlig verkehrt und der gesunde Menschenverstand auf den Kopf gestellt scheint.
Diejenigen, die einige meiner früheren Bücher gelesen haben, wie z.B. <Behold the Spint> und <The Supreme Identity>, werden auf Dinge stoßen, die in völligem Widerspruch zu vielem zu stehen scheinen, was ich vorher gesagt habe. Das ist jedoch nur in unwesentlichen Punkten der Fall. Denn ich habe entdeckt, daß das Wesentliche und der Kern dessen, was ich in diesen Büchern habe erklären wollen, selten verstanden worden ist, der Rahmen und der Zusammenhang meiner Gedanken verbargen häufig den Sinn. Es ist meine Absicht, hierin denselben Sinn von völlig unterschiedlichen Blickpunkten anzugehen, und zwar in Wendungen, die das Denken nicht mit der Unzahl unwesentlicher Gedankenverbindungen, die Zeit und Überlieferung ihm aufgebürdet haben, verwirren.
In den früheren Büchern war mir daran gelegen, gewisse Prinzipien der Religion, der Philosophie und Metaphysik zu rechtfertigen, indem ich sie erneut deutete. Dieses wäre jedoch, als ob man einer Schlange Beine gäbe — unnötig und verwirrend, denn nur die zweifelhafte Wahrheit bedarf der Verteidigung.
Dieses Buch ist im Geiste des chinesischen Weisen Lao-tse, des Meisters des Gesetzes von »Wirkung und Gegenwirkung« geschrieben, der erklärte, daß diejenigen, die sich selbst rechtfertigen, nicht überzeugen, daß man, um die Wahrheit zu wissen, sich des Wissens entledigen muß und daß nichts mächtiger und schöpferischer ist als Leere — vor der die Menschen zurückschrecken.
Mein Vorhaben hier ist, von rückwärts aufzuzeigen, daß jene wesentlichen Realitäten der Religion und Metaphysik gerechtfertigt werden, indem man ohne sie auskommt, und daß man sie offenbart, indem man sie zerstört.
Es ist mir eine erfreuliche Aufgabe, anerkennen zu dürfen, daß die Vorbereitungen dieses Buches durch die Großzügigkeit der Stiftung des verstorbenen Franklin J. Matchette, New York, ermöglicht wurden, eines Mannes, der einen großen Teil seines Lebens den Problemen der Wissenschaft und Metaphysik widmete und der einer jener sehr seltenen Geschäftsmänner war, die nicht völlig in dem Circulus vitiosus aufgingen: zu verdienen, um zu verdienen und wieder zu verdienen. Die Matchette-Foundation ist daher metaphysischen Studien gewidmet, und ich brauche kaum zu sagen, daß es mir Beweis ihrer Einsicht und Vorstellungskraft ist, daß sie sich so bereitwillig für einen derart »gegensätzlichen« Versuch, sich dem metaphysischen Wissen zu nähern, interessiert.
8-9
San Francisco, Mai 1951,
Alan W. Watts