Edward O. Wilson
Die
Zukunft
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2002
222
(255) Seiten
detopia:
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Inhalt Anmerkungen (223) Glossar (240) Danksagung (246) Register (248)
Lektorat:
Andrea Böltken, 1. Auflage |
Ein Brief an Henry Thoreau (9) Prolog 1. Bis an die Grenzen des Lebens (25) 2. Der Engpass (45) 3. Die Natur auf dem Rückzug (66) 4. Der Massenmörder (105) 5. Wie viel ist die Biosphäre wert? (130) 6. Plädoyer für das Leben (158) 7. Die Lösung (179)
"Letztlich
wird unsere Gesellschaft nicht allein danach beurteilt werden, |
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Die Zukunft des Lebens (2002) "Eine faszinierende Reise durch die ursprünglich so perfekt eingespielten Ökosysteme dieser Erde." P.M.
Klappentext 2002 Mit der von ihm 1984 formulierten Biophilie-Hypothese ist die Grundlage für eine anthropozentrische Umwelt- und Naturschutzethik gegeben, die aus dem Eigeninteresse des Menschen heraus die biologische Vielfalt bewahren möchte. Ein Wegweiser für die Umweltdebatte: Edward O. Wilsons präziser Bericht über die ökologische Lage unseres Planeten bietet zugleich konkrete Vorschläge, wie wir aus der gegenwärtigen Krise wieder herausfinden.
Zu Die Zeit, 21.03.2002Reiner Klingholz teilt Wilsons Liebe zum Kleinen, aber nicht die zum Großen. Er feiert ihn als Myrmekologen - das heißt Ameisenkundler -, der noch im letzten Jahr die offensichtlich hinreißende "Kerbtierthymne" "Ameisen" vorlegte, aber als Moralisten sieht er sich durch Wilson gelangweilt. Auch im vorliegenden Buch bewundert der Rezensent Wilsons "ungeheure Kenntnis biologischer Zusammenhänge" und schwärmt von Passagen, in denen Wilson die nie endende Anpassungsfähigkeit der Arten in einer Anschaulichkeit beschreibt, die Klingholz keinem einzigen deutschen Kollegen seiner Zunft zutraut. Nur wo Wilson über den Menschen spricht, über seine Unfähigkeit zu ökologischer Verantwortung, und wo er Lösungswege aus der ökologischen Krise zu skizzieren versucht, mag ihm Klingholz nicht folgen. Nicht dass er Wilson nicht im Prinzip recht gibt, nur scheint er seine politische Kompetenz anzuzweifeln. Hier wird ihm Wilson eben zu "groß", zu allgemein, zu hilflos pathetisch. Dennoch: Wer Wilson noch nicht gelesen hat, dem empfiehlt Klingholz dieses Buch als "Pflichtlektüre".
Zu Süddeut. Zeitung 20.03.2002Josef H. Reichholf ist sehr angetan von dem Buch des Naturschützers und Biologen Wilson, der darin die Zukunftschancen für die Natur auszuloten versucht. Wie zu erwarten, habe der Autor zwar jede Menge "Schreckensmeldungen" über aussterbende Arten und die verheerende Wirkung des Menschen auf die Natur zu überbringen. Allerdings, so der Rezensent, könne der Autor seine Botschaften "eindrucksvoll belegen", außerdem stelle er seinen "Untergangsszenarien" auch positive Entwicklungen zur Seite. Dadurch, lobt Reichholf, entstehe "Hoffnung". Und so gebe das gleichermaßen "gut geschriebene" wie "ausgezeichnet übersetzte" Buch dem "Natur- und Umweltschutz in der Gegenwart des 21. Jahrhunderts" das, was er brauche: ein "zukunftsfähiges Programm".
Wissenschaft-Online Rezensent: Dr. Frank Ufen zu 2002:
Niemand weiß, wie viele Ökosysteme jeden Tag vernichtet werden und wie viele Tier- und Pflanzenarten jeden Tag von der Erde verschwinden. Aber dass die menschliche Zivilisation für Umweltzerstörungen von verheerenden Ausmaßen verantwortlich ist, kann heute nicht mehr ernsthaft bestritten werden. Mit ihren Ursachen und Folgen befasst sich Edward O. Wilson in seinem neuen Buch. In Wilsons Augen setzte das Verhängnis schon mit der Erfindung der Landwirtschaft gegen Ende der letzten Eiszeit ein. Schon in dieser neolithischen Phase wurde damit begonnen, die Urwälder, die sich damals noch über fast sämtliche bewohnbaren Regionen der Erde erstreckten, bedenkenlos abzuholzen und niederzubrennen, um Ackerland und Viehweiden an ihre Stelle zu setzen. Die nachfolgenden Generationen fuhren mit den Rodungen unerbittlich fort, so dass heute von den ursprünglichen Wäldern kaum mehr als die Hälfte übrig geblieben ist. Wilson bezweifelt allerdings, dass dieses rücksichtslose Vorgehen allein auf die kontinuierliche Zunahme der Bevölkerung und den chronischen Ressourcenmangel zurückgeführt werden kann. Er vermutet vielmehr, dass die menschliche Spezies eine angeborene Vorliebe für savannen- oder parkähnliche Landschaften hat, die noch aus der Zeit stammen könnte, als sich ihre hominiden Vorfahren genetisch an die Grassteppen ihres afrikanischen Lebensraums anpassten. Das würde bedeuten, dass Menschen sich in erster Linie dort wohlfühlen, wo es ebene und halboffene Graslandschaften und außerdem Seen oder Teiche in unmittelbare Nähe gibt, wo aber die Sicht und der Aktionsspielraum nicht durch Ansammlungen von Bäumen und dichtes Unterholz zu sehr eingeschränkt sind. Hingegen würden sich Menschen von Umgebungen, die keine oder nur geringe Ähnlichkeit mit ihrem angestammten Lebensraum haben, derart stark abgestoßen fühlen, dass sie alles versuchen werden, um sie in Savannen zu verwandeln. Und deshalb werden die Regenwälder nach wie vor gnadenlos dezimiert. Die Ausbreitung der Landwirtschaft über immer größere Teile der Erde hatte nicht nur das rapide Schrumpfen der Wälder und Wildnisgebiete zur Folge. Sie führte auch dazu, dass die größeren Säugetiere, Reptilien und Vögel Amerikas, Australiens und Europas schon nach kürzester Zeit dem menschlichen Expansionstreben zum Opfer fielen. Nur in Afrika und im tropischen Asien blieb ihnen das Schicksal der vollständigen Ausrottung erspart. Wilson hat hierfür eine schlüssige Erklärung gefunden: Allein auf dem afrikanischen und asiatischen Kontinent kam es zu langfristigen koevolutionären Beziehungen zwischen Fauna und Flora und dem Homo sapiens. Die einheimischen Großtierarten hatten deshalb genügend Zeit, sich genetisch auf den Menschen einzustellen und Schutzmechanismen gegen ihn zu entwickeln. Außerdem wurde seine Vermehrung durch Raubfeinde, Nahrungskonkurrenten und Krankheitserreger in Schach gehalten. Als die Menschen jedoch zu den übrigen Kontinenten vordrangen, hatten sie leichtes Spiel, weil sie dort auf eine Tierwelt trafen, die ihnen weitgehend wehrlos gegenüberstand. Darüber hinaus hatten sie den Vorteil, sich aufgrund ihrer besonderen kognitiven Fähigkeiten extrem schnell an fremde Umgebungen anpassen zu können. So konnte der Homo sapiens zu einer der gefährlichsten invasiven Arten und zum globalen Massenmörder werden. Heute, behauptet Wilson, sind die ökologischen Grenzen des ökonomischen Wachstums schon derart weit überschritten, dass der Planet Erde die Fähigkeit zur biologischen Regeneration verloren hat. Während das Artensterben früher im Wesentlichen auf die großen Landtiere beschränkt blieb, erfasst es inzwischen auch viele Fische, Amphibien, Insekten und Pflanzen. Gegenwärtig benötigt jeder Amerikaner zur Befriedigung seiner grundlegenden Lebensbedürfnisse 9,6 Hektar an ökonomisch genutztem Land und an Küstengewässern, während sich in den Ländern der Dritten Welt jeder Einwohner mit einem einzigen Hektar begnügen muss. Wollte man versuchen, der gesamten Weltbevölkerung das Konsumniveau der Vereinigten Staaten zu ermöglichen, bräuchte man beim derzeitigen Stand der Technik vier weitere Planeten mit dem Ressourcenreichtum der Erde. Wenn die nicht erneuerbaren Ressourcen der Erde weiterhin mit derselben Hemmungslosigkeit ausgebeutet werden und wenn Lebensräume und Ökosysteme weiterhin mit derselben Geschwindigkeit zerstört werden, dann - prophezeit Wilson - werden bis zum Jahr 2030 ein Fünftel und bis zum Ende dieses Jahrhunderts die Hälfte aller Tier- und Pflanzenarten ausgestorben sein.
Trotz alledem hält es Wilson immer noch für möglich, den totalen ökologischen Kollaps zu verhindern. Er hofft darauf, dass eine universale ökologische Ethik, die auf einem umfassenden Verständnis der Beziehungsgeflechte zwischen Mensch und Natur beruht, sich schließlich durchsetzen wird. Er vertraut darauf, dass die biophilen Instinkte, die den Menschen dazu befähigen, sich in nichtmenschliche Organismen einzufühlen, ihn auch dazu veranlassen könnten, sich mit ihnen zu solidarisieren. Und Wilson setzt darüber hinaus auf pure ökonomische Vernunft. 1997 betrug das weltweit erzielte Bruttosozialprodukt 18 Billionen US-Dollar. Demgegenüber entsprach die Summe aller ökologischen Dienstleitungen, die die Biosphäre im selben Jahr für die menschliche Bevölkerung produzierte, einem Wert von mindestens 33 Billionen Dollar. Wilson schließt daraus, dass jeder Versuch, die Dienstleistungen der Natur durch synthetisch erzeugte zu ersetzen, langfristig zum Scheitern verurteilt ist. Wilsons apokalyptische Prognosen sind in mehrfacher Hinsicht anfechtbar, und mit den Strategien, die er vorschlägt, wird der Weltuntergang kaum abgewendet werden können. Trotzdem: Wilson liefert mit diesem Buch einen der ergiebigsten Beiträge zur politischen Ökologie überhaupt - und eine präzise Bestandsaufnahme, die die prekäre Lage der Biosphäre deutlich vor Augen führt.
Zu Buch 2002:
Überzeugende
und aufrichtige Darstellung 2002 Von J. Siebert
(Norderstedt)
Das
wichtigste Buch der letzten Jahre 2004 Von Prof Dr
Olaf-Axel Burow, Universität Kassel
Ökologie
im Vormarsch 2007 Von Schmidt Christian (Zeltweg
Österreich) |